Einführung in Islamische Feminismen

by Lana Sirri

Kaum ein Konzept erfährt in der weiß-deutschen, auch feministischen Öffentlichkeit ähnlich starke Skepsis, Missachtung und Unkenntnis wie der islamische Feminismus. Als Konzept ist dieser jedoch weder neu, noch eindimensional, sondern ebenso vielfältig wie die unterschiedlichen Lebensrealitäten vieler Muslim_innen weltweit und Thema kontroverser Diskussionen auch innerhalb muslimischer Communitys.

Mit dem vorliegenden Band liefert Lana Sirri einen überaus klaren wie kenntnisreichen und wichtigen Beitrag zur Einführung in Theorie und Praxis islamischer Feminismen: Was sind die Ideen, Vorstellungen und Ansätze des islamischen Feminismus? Wie wird er de­ finiert und von wem? Welche Konflikte, Konsense gibt es? Und welche Rolle spielen für islamische Feminismen Religion, Geschlechterbilder, Sexualität und die geographische Position?

Einführend stellt Lana Sirri dazu unterschiedliche feministischen Positionen vor, diskutiert geschlechter- und sexualitätssensible Interpretationen der sakralen Texte und lässt in von ihr geführten Interviews deutsch-muslimische Aktivist_innen selbst von den aktuellen Herausforderungen und Kämpfen queerer und feministischer Muslim_innen in Deutschland erzählen.

Genres: Feminism, Nonfiction, Islam

176 pages, Paperback

First published March 1, 2017

Reviews

[Alwin · Rating 5 out of 5]

Nice! Vor allem Teil 2: "Feministische Interpretationen des Koran" war mega spannend und hat mich immer wieder verblüfft.

Z.B. der Part auf Seite 79/80:

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Erst in der Konfrontation mit Hassans Darlegung erkannte ich, wie wichtig die Frage danach ist, »wie und warum wir wissen, was wir wissen«. In ihrem Artikel stellt Hassan fest, dass »Hawwa« (Eva) im Koran überhaupt nicht erwähnt wird.
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Ich fand englische Übersetzungen der Verse im Koran, die die menschliche Schöpfung erörtern. Der Übersetzer selbst (alle verfügbaren Übersetzungen des Koran sind von Männern verfasst) erlaubte es sich, dem Vers das Wort »Hawwa« hinzuzufügen, obwohl sie in der arabischen Version überhaupt nicht vorkommt. Anstatt eine professionelle, seriöse Übersetzung anzubieten, präsentiert der Übersetzer seine eigene Interpretation des Verses.
...
»O mankind! Be dutiful to your Lord, Who created you from a single person (Adam), and from him (Adam) He created his wife (Hawwa (Eve)], and from them both He created many men and women.«

Nicht nur fügt Muhsin Khan die Namen von Adam und Hawwa hinzu, wo sie nicht erwähnt werden (zumindest hat er die Würde, sie in Klammern zu setzen), sondern er übersetzt auch »zawj« (Gefährte) direkt als »his wife« (seine Frau). Dies ist nur ein Beispiel dafür, wie Übersetzungen und Interpretationen von den Vorurteilen und Stereotypen der übersetzenden Person geprägt sind.
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Not cool bro...wtf...

Im Großen und Ganzen finde ich das Buch sehr gelungen. Am besten gefallen haben mir Teil 1, Teil 2 und die "Reflexionen einer muslimischen Feministin", die dem Buch eine starke Zusammenfassung und einen würdigen Schluss verpassen.

4.5

[alina · Rating 5 out of 5]

Ich hab viel gelernt durch dieses Buch. Die Welt ist once again viel nuancierter als es der westliche Feminismus gerne hätte

[Hänna · Rating 3 out of 5]

zunächst ist es extrem toll, dass es dieses buch gibt - vor allem angesichts der tatsache, dass islamische feminist*innen immer einen doppelten kampf führen, den gegen eine islamophobe gesellschaft und der gegen einen patriarchalen islam. habe sehr respekt vor den menschen, die ihre positionen und arbeit in diesem band teilen.

die einführung war leider sehr trocken und anstrengend, der theologische teil hat mich erstaunlich gut abgeholt (wer hätte das gedacht), und wirklich spannend fand ich die interviews mit aktivist*innen und die anschließenden reflexionen. hatte das gefühl, wirklich gute einblicke in denkweisen und beweggründe von zb der gruppe queerer muslim*innen zu bekommen. die interviews bieten eine gute diskussionsgrundlage für themen wie individuelle/kollektive freiheit, öffentlichkeit, selbstbestimmung, labels etc. fands extrem wertvoll, in die politischen reflexionen für mich doch ehrlicherweise etwas entfernter communitys einblick zu erhalten!

hätte es irgendwie gut gefunden, ein bisschen mehr grundlegende diskussion über die frage nach emanzipation und religion zu lesen, aber das ist vielleicht auch einfach der falsche ort dafür? jedenfalls hat mich diese leere unbefriedigt zurückgelassen.

hab mich aber sehr gefreut, dass der band auch für nicht islam-versierte menschen gut verständlich ist. großes + auch das pink und das format (genau passend für ne große hosentasche).

[Tamara (notvibing on storygraph) · Rating 4 out of 5]

Der erste Teil des Buches geht auf die verschiedenen theoretischen Ansätze der islamischen Feminismen ein und war besonders informativ und allumfassend. Im zweiten Teil wird auf mögliche Interpretationen des Koran auf feministische Weise eingegangen was für mich besonders interessant war und einige meiner Vorurteile angesprochen hat, ich hätte mir aber fast noch etwas mehr davon gewünscht. Teil drei besteht aus Interviews mit mehreren muslimischen Personen und war zum Teil wirklich interessant, andererseits hat nicht alles davon wirklich zum Rest des Buches gepasst und war mir etwas zu lang, die anschließende Interpretation wird mir aber noch eine ganze Weil im Kopf bleiben.

Generell kann ich sagen, dass ich einiges von diesem Buch gelernt habe und es unglaublich wichtig und erleuchtend für mich war.

[Sumejja · Rating 5 out of 5]

Als Nichtmuslim*a wahrscheinlich ein bisschen schwierig zu verstehen da etwas islamisches wissen vorausgesetzt ist, aber trotzdem für alle verständlich. als muslimische feministin genau das richtige, eine beleuchtung verschiedener islamisch feministischer ansätze.

[Nuri · Rating 4 out of 5]

Ich fand v.a. den ersten Teil ("Islamische Feminismen: Verschiedene Positionen und Herangehensweisen") sehr informativ und anregend. Ich werde ihn auch nochmal lesen und daraus auch zitieren.
Der zweite Teil ("Feministische Interpretationen des Koran") war eine Aneinanderreihung islamisch-feministischer Argumente, auch informativ, hätte aber meinetwegen noch ausführlicher sein können. Gerade der Teil "Hadithliteratur" kommt meiner Meinung nach mit den lediglich zwei angeführten Beispielen nicht aus.
Der dritte Teil ("Das Leben als Musli_min in Deutschland") war schlichtweg eine Abschrift und sehr kurze Analyse von drei Interviews, die die Autorin mit drei verschiedenen Aktivistinnen in Deutschland geführt hat, und mMn in dieser Form überflüssig. Der gesprochene Stil der Interviews hat nicht zu einem Buch gepasst, das für mich zunächst akademisch rüberkam. Inhaltlich ist durch die Interviews mMn nicht so viel Neues transportiert worden, die Informationen hätten gut aufgeschlüsselt in wenigen Seiten zusammengefasst werden können. Anstelle von drei weniger wichtigen Namen wäre eine umfangreichere Übersicht muslimisch/islamisch-feministischer Arbeit und Akteure im deutschsprachigen Raum viel wertvoller gewesen. Etwas schade.