Seit die Armee von Kaiser Yulian die Stadt Sygna erobert hat, ist den Einheimischen die Ausübung der Zeichenmagie verboten. Eine Widerstandsgruppe will dies nicht hinnehmen. Auch Dawyd, Mitglied der Fechtgilde, wird für die Ziele der Rebellen eingespannt. Denn die kaiserliche Geheimpolizei strebt danach, die mächtigen Wort-Zeichen unter ihre Kontrolle zu bringen. Mit ihnen wären die Besatzer in der Lage, Gefühle und Gedanken zu manipulieren, und das muss um jeden Preis verhindert werden …
Durch die Aktion von Amalia Zeichnerin bin ich auf diese Trilogie aufmerksam geworden. Die 13 Gezeichneten bedient ein kleineres Genre innerhalb der Fantasy, die Mantel und Degen oder auch Flintlock Fantasy. Ich bin ein großer Freund des Genres, meine Favoriten sind hier Pierre Pevels Geschichten wie zum Beispiel Wielstadt La Trilogie de Wielstadt oder die DrachenklingenDrachenklingen, oder auch Jonathan Strange und Mr Norrel Jonathan Strange & Mr Norrellvon Susanna Clarke. Daher war ich sehr interessiert, eine deutsche Variation des Themas zu sehen. Was Flintlock Fantasy für mich interessant macht ist, das sie oft den Einfluss von Magie auf große Gesellschaften und Armeen betrachtet, da oftmals napoleonische Kriege als Vorbild dienen. Hier geht es um sonst selten adressierte Themen wie “Kann Magie dafür sorgen, das die Uniformen meiner Soldaten länger halten” der “Kann ich Straßen begehbarer machen?” Dieses Thema wird auch hier wunderbar bedient - Sygna, eine lange freie Stadt, hat ein mächtiges Gildensystem, das magische Zeichen herstellen kann - und diese Zeichen gibt es getrennt in Dreizehn Gilden wie Glasbläser, Schreiner, Schmiede, Dichter, Heiler, etc. Und all diese kleinen alltäglichen Dinge erfreuen mich sehr - es gibt ein Banner, das nicht schmutzig wird, weil es entsprechend gewebt ist, es gibt Tische und Türen, die länger halten, weil sie mit Schreinerzeichen versehen sind, etc. Und nun ist Sygna besetzt von einem fremden Reich, dem Aquintischen Imperium, recht offensichtlich inspiriert vom napoleonischen Frankreich. Und sie bringen eine neue Gefahr für das Gilden- und Magiesystem - die Industrialisierung. Was mir hier nicht gefällt ist dass die “Aquinzacken” durchweg böse sind. Ein gemäßigterer Charakter wäre hier interessant, aber ich bin auch im ersten Buch. Aber wenigstens haben wir einen Point of View des Gegner mit Lysandre Rufin, dem Kopf der Geheimpolizei. Dafür, das er der Chef einer Organisation ist, macht er sehr viel selber, aber er wird als durchaus intelligenter, effizienter aufgebaut. Leider verliert er für mich sehr viel an Charme, als er Aber die Protagonisten machen das für mich mehr als wett. Ein diverser Cast mit behinderten, Schwarzen und schwulen Menschen, die das schwere Los haben, eine Rebellion zu organisieren. Und das ist keine saubere Schwarz/Weiss Rebellion wie in Star Wars, sondern trägt all die dreckigen Konsequenzen mit sich, die uns die Geschichte lehrt. Wieder hilft hier schön der Spiegel mit dem Pseudonapoleonischen Imperium, das ebenfalls aus einer gut gemeinten Rebellion entstanden ist. Was mache ich mit Kollaborateuren? Kann ich riskieren, Opfer in der eigenen Bevölkerung zu verursachen? Ist Gewalt die richtige Vorgehensweise, und wie und gegen wen? Alleine schon die Art der Rekrutierung ist moralisch sehr fragwürdig, was die Dynamik der Gruppe sehr interessant macht. Auch schön aufgebaut wird der Umgang der Stadt mit der Quelle ihrer Magie - geheim gehalten in der Unterstadt, umgeben von Mythen um den Krummen Mann und die GIldenmeister. Mir ging die Offenbarung schon fast zu schnell, und der Umgang mit ist viel weniger spannend als die mundanen Zeichen. Mal sehen, wie die Folgebände das behandeln. Alles in allem ein spannender Auftakt mit tollen Protagonisten und sehr viel Potential für eine spannende Fortsetzung!
Ich denke, ich fasse mich kurz, weil ich dieses Buch wirklich sehr, sehr liebe und mich sonst stundenlang in Fangirl-Gesängen ergehe. Also, kurz und knackig.
Handlung Sygna ist eine altehrwürdige Stadt des Handwerks. Seit Jahrhunderten hüten die Meister das Geheimnis ihrer Handwerkszeichen, die den Machwerken aus Sygna besondere Kräfte verleihen. Doch die Zeiten haben sich geändert, und die Besatzer, die die Stadt in erbarmungslosem Griff halten, gieren nach dem Geheimnis der Zeichen. Nur eine Handvoll Rebellen, so scheint es, wollen sich mit diesem Zustand nicht zufriedengeben und planen den Aufstand gegen die Unterdrücker, während sich tief unter der Stadt viel ältere Kräfte zu regen beginnen. Kräfte, die aus gutem Grund versiegelt wurden.
Setting Sygna bietet ein erfrischend neues, anderes und hervorragend ausgearbeitetes Setting, das am ehesten mit der Zeit der frühen Industrialisierung und der napoleonischen Kriege zu vergleichen ist. Kein Pseudo-Mittelalter, sondern eine gelungene Mischung aus Mantel-und-Degen- und Gunpowder-Fantasy. Die Stadt selbst und ihre Eigenheiten sind toll ausgearbeitet und bis ins Detail durchdacht. Es macht wirklich große Freude, Sygna, seine Vergangenheit und seine besonderen Orte zu erkunden und kennen zu lernen. Am Anfang gab es für meinen Geschmack ein bisschen zu viele Informationsblöcke, aber sobald man in Sygna und der Geschichte angekommen ist, will man gar nicht mehr gehen, ohne nicht jedes Geheimnis ergründet zu haben. Legenden, Geschichte, Sozialstruktur, Städtebau - alles fließt gekonnt in das Setting ein und ergibt ein wahnsinnig stimmiges Gesamtbild.
Charaktere Die Figuren sind wirklich ein ganz großer Pluspunkt dieser Geschichte. Jeder Charakter - egal ob gut oder böse - ist authentisch, greifbar und auf seine/ihre eigene Art sympathisch. Ich habe jede*n einzelne*n ins Herz geschlossen und von Anfang an das Gefühl gehabt, es mit echten Menschen zu tun zu haben, nicht mit Abziehbildern. Hier kommt Judith und Christian sicher ihre jahrelange Rollenspielerfahrung zu gute, denn nicht nur die Konzeption der Charaktere ist klug und stimmig, sondern auch die Dialoge sind wahnsinnig lebensecht und dynamisch. Die Figuren haben Ecken und Kanten, Schwächen und Stärken und sind in ein stimmiges soziales Netz eingebettet, was mir in der Fantasy oft fehlt. Außerdem gelingt es Judith und Christian hervorragend, die Stärken und Kompetenzen jedes Einzelnen im Rahmen der Geschichte herauszustellen. Nicht die Kämpfer*innen allein sind es, die am Ende über das Schicksal der Rebellion entscheiden, sondern auch die Rhetoriker*innen, Geheiminskrämer*innen, Diplomat*innen und Handwerker*innen. Es sind die Ausgestoßenen, die Unterdrückten, die einfachen Menschen, die sich gegen ihre Besatzer auflehnen, keine großen Adelshäuser oder epischen Streitkräfte. Auch das findet man in der Fantasy viel zu selten. Kurzum: Auf jeder Seite dieses Buches hatte ich das Gefühl, mich mit alten Freunden zu treffen. Und jetzt, wo ich es aus der Hand gelegt habe, fehlen sie mir schon.
Plot Der Plot ist clever konstruiert, wartet immer wieder mit Überraschungen und Wendungen auf. Immer dann, wenn man die Figuren in Sicherheit wähnt, kommt ein weiterer Schlag hinzu, ohne dass die Handlung überladen wirken würde, im Gegenteil. Es entsteht ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel zwischen den Rebellen und ihrem Gegenspieler, bei dem man sich als Leser*in nie so ganz sicher ist, wer jetzt gerade die Nase vorne hat und wer noch ein Ass aus dem Ärmel zieht. Spätestens im letzten Drittel wird es so spannend, dass ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen wollte. Also, plant ein bisschen Zeit ein. ;)
Fazit "Die 13 Gezeichneten" ist ein wendungsreicher und klug konstruierter Fantasyroman in einem spannenden, innovativen Setting, das durch Detailtiefe überzeugt. Die Charaktere sind allesamt hervorragend gezeichnet und so plastisch, dass man jede*n unweigerlich ins Herz schließen muss - selbst den Antagonisten. Der zweite Teil "Die verkehrte Stadt" ist gerade frisch erschienen und ich weiß jetzt schon, was ich als nächstes lese - es gibt nämlich einen echt fiesen Cliffhanger am Ende.
Bewertung: Charaktere 5/5 - rundum überzeugend mit viel Charaktertiefe Setting/Atmosphäre 4/5 - innovativ, ungewöhnlich, detailreich, anfangs etwas viel Infodump Plot 5/5 - etwas langsamer Start, aber gerade im letzten Drittel enorm spannend und wendungsreich Schreibstil 4/5 - flüssig, sehr schöne, dynamische Dialoge, etwas beschreibungslastig manchmal
Insgesamt satte 5 Sterne und eine dicke Leseempfehlung von mir <3
Sygna, die Stadt der magischen Zeichen. Wer diese beherrscht, darf sich Meister nennen. So war es zumindest, bis die Armee des Kaisers Yulian die Stadt erobert hat. Seit dem ist es verboten, die Magie auszuüben. Doch eine Gruppe Rebellen hat es sich zur Aufgabe gemacht, die alten Zustände wieder herzustellen. Dieser Gruppe schließt sich - etwas unfreiwillig - Dawyd an. Als Mitglied der Fechtgilde ist er für die Rebellen ein wertvolles Mitglied. Doch Dawyd zweifelt noch an den Methoden der Rebellen. Bis die Geheimpolizei der Eroberer in den Freiheitswillen der Bewohner Sygnas eingreift - und die Urzeichen, die längst verschollen geglaubt waren, wieder erscheinen.
Es hat einige Zeit gebraucht, bis ich richtig in der Materie der Geschichte drin war, doch war dies einmal geschehen, hat es mich richtig gepackt. Dabei ist es die ungewöhnliche Herangehensweise an das Thema Magie, das mich sehr fasziniert hat. Denn es sind nicht Zauberer, die die Magie wirken, sondern einfache Leute, die die Zeichen nutzen, um ihr Handwerk etwas leichter zu machen. So werden zum Beispiel Zeichen auf einem Blasebalg angebracht, damit dieser sich von alleine bewegt. Oder der Hammer des Schmieds wird mit einem Zeichen versehen, so dass man nicht mehr so viel Kraft aufwenden muss und trotzdem das bestmögliche Ergebnis beim Schmieden erzielt.
Fechter bringen Zeichen auf ihren Schwertern und Degen an. Dichter wirken die Zeichen auf ihrer Zunge. Schreiner und Zimmerleute nutzen sie für ihr Werkzeug. Glasbläser, Steinmetze, Töpfer, Weber, Hebammen, Heiler - jedes Handwerk hat seine Zeichen, die alles etwas leichter machen.
So ist die ganze Stadt eigentlich von Magie durchdrungen. Die Zeichen sind wichtig für alle Handwerksgilden. Doch seit die Stadt von Kaiser Yulian erobert wurde, hat sich einiges geändert. Die Zeichen dürften nicht mehr angewendet werden und die Eroberer selbst sind es, die sich die Zeichen zunutze machen wollen.
Aber was wäre das Böse ohne das Gute und so gibt es eine Handvoll Rebellen, die sich dagegen wehren und Sygna wieder zu dem machen wollen, was es vorher war. Zu diesen Rebellen gehört Ignaz Dreifinger, ein verkrüppelter Schreinermeister. Er scheint der Anführer zu sein, denn jeder hört auf seinen Rat oder führt seine Anweisungen aus. Ihm zur Seite steht Elisabeda, eine Schmiedin, die mit ihrem Hammer wahre Wunder vollbringen kann. Einige weitere haben sich den Rebellen angeschlossen und es werden immer mehr. Allerdings benutzen auch sie etwas unlautere Mittel, um ihre Wege zu gehen. Und sie rekrutieren Leute, die sich ihnen anschließen sollen. Manchmal lassen sie den neuen Rekruten auch keine andere Wahl, so auch Dawyd, der sich eher unfreiwillig anschließt und erst spät merkt, dass er für das Gute kämpfen will.
Natürlich gibt es auch einen bösen Gegenspieler, hier in Form von Lysandre Rufin, der eigentlich sehr charismatisch wirkt. Doch seine Ziele verfolgt er sehr zielstrebig und weicht nicht davon ab. Sie werden durchgesetzt mit allen Mitteln.
Der Kampf der Rebellen scheint aussichtslos, vor allem, als plötzlich die Urzeichen ins Spiel kommen und die Besatzer daraus ihre Vorteile ziehen können.
Wie schon oben geschrieben, hatte ich erst Probleme, mich ganz in die Geschichte einfinden zu können. Dies lag zum einen am Schreibstil, andererseits aber auch daran, dass einem nicht allzu viel erklärt wird und man sich erst im Laufe der Geschichte so einiges zusammenreimen kann. Zum Beispiel, was genau die Zeichen sind und wozu sie genutzt werden. Aber auch die Hierarchie innerhalb der Rebellen und der Besatzer war erst nicht so klar.
Die Story an sich war allerdings sehr fesselnd, da sie eben doch etwas ungewöhnlicher ist, als normale Fantasygeschichten. Auf knapp 600 Seiten wird eine eher düstere Geschichte erzählt, in denen so einige Charaktere unterkommen. Das Autorenduo hat dabei fast jedem Charakter auch Stellen gewidmet, so dass durch Perspektivwechsel manchmal auch etwas Verwirrung entstanden ist. Hat man eben noch aus Dawyds Sicht einen Einblick ins Geschehen erhalten, steht im nächsten Moment plötzlich Ignaz im Mittelpunkt, der seinerseits dann wieder das Heft in Elisabedas Hand abgibt und wir erfahren, wie sie alles sieht. Dies erfolgt teilweise in schnellem Wechsel und so hat man auch etwas Mühe, sich anzupassen.
Fazit: Trotz einiger kleiner Schwächen eine spannende Geschichte, die mit ihrem magischen Schwerpunkt so manch ungewöhnliche Sichtweise bietet.
Der Roman „die 13 Gezeichneten“ von Judith und Christian Vogt, entführt uns in eine Stadt Sygna, die von den Aquinzianern eingenommen wurde. Das Buch teilt sich in 13 Kapitel auf und wir lernen 13 Handwerksgilden kennen. Doch Sygna ist nicht einfach nur so eine Stadt, denn sie hat etwas Besonderes und dieses Besondere liegt in ihren Handwerksgilden. Wie auch in den uns bekannten Gilden gibt es Meister und Lehrlinge, doch dort gibt es noch etwas anderes und zwar Zeichen. Die Meister können Zeichen wirken, die einem erhöhte Fähigkeiten in dem jeweiligen Fach verleihen. Aber nur, wer sich bewiesen hat, dem ist es vermocht diese Zeichen zu wirken. Eben diese Zeichen wollen die Aquinzianer haben, denn sie bewirken besonderes, so können die Tuchzeichen, wasserabweisend machen oder wenn ein Dichter eines seiner Zeichen wirkt, denn kann er anderen damit den Geist verdrehen, sodass sie auf seine Worte hören. Man kann damit viel Unheil anrichten, aber auch viel Gutes damit wirken. Das haben die Sygnaer gelernt und haben deshalb Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Kein Zeichen sollte aus der Stadt heraus, somit auch Niemand, der die Zeichen beherrscht. Nun ist aber die Situation ganz anders. Die Gilden sind in der Hand der Besatzer und kaum einer traut sich gegen sie zu arbeiten. Außer einer doch sehr kleinen Gruppe von Leuten, die nur als die Rebellen gelten. Wir begleiten die Gruppe auf ihrem Weg, der sehr hart und teilweise auch sehr aussichtslos ist. Immer wieder hat man das Gefühl, dass die Gegner einfach besser vorbereitet, sortiert oder was auch immer sind, so dass einfach kein Schlag der Rebellen so wirklich gelingen will und wenn etwas gelingt, dann nicht so wirklich, wie es vielleicht geplant ist. Doch wie sich die Rebellen schlagen, dass solltet ihr selbst lesen. Ich habe die Charaktere liebgewonnen, also die meisten. Einen der Aquinzacken habe ich gefressen und wäre am liebsten immer wieder ins Buch gesprungen, hätte ihm eine geklebt oder eben unseren Freunden geholfen, damit sie endlich wieder in ihrer Stadt in Ruhe leben können. Wenn ihr das Buch lest, dann werdet ihr wissen, wen ich nicht wirklich leiden kann. Sehr lieb gewonnen habe ich fast jeden aus der Gruppe der Rebellen, Jendra ist zum Beispiel so eine Person. Sie ist jung, sie ist flink und sie ist ein Straßenmädchen. Sie ist ständig dreckig und nicht gepflegt, aber das gleicht sie mit ihrer Art aus. Ich glaube sie wünscht sich nichts mehr, als in den Rebellen eine Familie zu finden und so sympathisch, wie sie ist, kann sie das glaube ich auch schaffen. Dann haben wir im Gegensatz Killianna, sie ist viel weiter oben in der gesellschaftlichen Lage angesiedelt, doch sie findet es nicht gerecht, was in der Stadt vor sich geht, auch wenn es ihr mit ihrem Leben doch recht gut gehen könnte. Sie nimmt einiges auf sich, wirft sich in jedes Abenteuer und lässt sich von Kerlen so gar nichts sagen. Zum Beispiel nicht von Dawyd, dem Fechter. Er ist durch einen eher fiesen Plan in die Gruppe hineingeraten und findet sich dann doch recht gut ein, leistet seinen Beitrag und findet auch Gefallen daran, was er tut und leistet. Mit vielen Sachen ist er nicht einverstanden und sagt das auch. Bringt so immer wieder Schwung in die Gruppe und versucht Neues einzubringen, denn die alten Denkweisen scheinen ja nicht mehr so wirklich zu funktionieren.
Allein schon das Cover macht dieses Buch wirklich ansehnlich. Wir sehen eine dunkle Gasse, durch die eine Person mit einem Schwert in der Hand von uns Weg, in die Stadt hineingeht. Die Schrift ist hervorgehoben, wenn man drüber streicht und immer wieder findet man ein Zeichen, ob an einer Tür, in der Luft oder auch an einem Haus. Man sollte sich vielleicht auch dafür Zeit nehmen, genauso wie für die Karten, die sich vorn und hinten im Buch befinden, die uns Sygna zeigen mit ihren Gilden. Für mich war es eine Freude, dieses Buch zu lesen und die Idee einer solchen Stadt mit einer sehr interessanten Geschichte zu erleben, denn was es so interessant macht, sind die Geheimnisse, die unter der Stadt und in ihrer Geschichte verborgen liegen, die nun an Licht kommen und für Sprengstoff sorgen.
"Die 13 Gezeichneten" ist ganz anders, als erwartet. Noch besser. Komplexer, vielschichtiger, ernster, überraschender, fesselnder, aufrüttelnder.
Der Focus der Geschichte liegt auf der Rebellion einer kleinen Widerstandsgruppe, die gegen die Machtübernahme ihrer Heimatstadt Sygna durch Kaiser Yulian kämpft. Daraus ergibt sich ein Netz an Gedanken, die vom Autorenpaar Vogt ganz großartig in die Geschichte eingewoben werden.
Worum es im Buch geht, steht ja schon in der Inhaltsangabe, deshalb möchte ich mich damit nicht lange aufhalten. Da wir anfangs fast allen Protagonisten mal begegnen, ist mir der Einstieg in den Roman etwas schwer gefallen. Von der ersten Seite an war ich mitten im Geschehen und musste mich erstmal orientieren wer, was, wohin. Eine Dramatis Personae wäre hilfreich gewesen, aber der eingängige Schreibstil der Autoren hat sein übriges getan und nach etwa 50 Seiten fühlte ich mich angekommen.
Handlungsort ist Sygna, eine Stadt, in der die Handwerkskunst durch Magie der Zeichen verstärkt wird. In der die Handwerke in Gilden aufgeteilt sind, die sich eine fundierte Ausbildung auf die Fahne schreiben. Auch die damit verbundene Magie der Zeichen basiert auf jahrelang erlerntem und über Generationen weitergegebenem Wissen. Durch den Einsatz der Magie steigt die Qualität. Ob Schmiede- oder Papierhandwerk oder Fechtkunst. Wie überall ruft auch hier der Erfolg Neider auf den Plan und auch die damit verbundene Macht weckt gierige Hände, die gewaltvoll danach greifen.
Kaiser Yulian nimmt Sygna ein. Zunächst unter dem ehrenvollen Hintergedanken die Magie der Zeichen für jeden zugänglich zu machen und das Kastenähnliche System der Gilden zu durchbrechen, doch dann läuft alles anders, als geplant.
Das ist ja auch irgendwie der Knackpunkt von Rebellionen und Umstürzen von Machtsystemen, egal ob wirtschaftlicher oder politischer Art. Es ist nicht so einfach aus einem diktatorischen System ein demokratisches zu bilden, weil die Umstrukturierung gut durchdacht sein muss und nicht übers Knie gebrochen werden kann. Gelangt man dann noch unerwartet zu Macht, greift diese oftmals auch noch zum ehemals vielleicht toleranten Charakter und zieht ihn auf die dunkle Seite.
Was die Rebellen in "Die 13 Gezeichneten" erreichen wollen, ist relativ klar. Der Weg dorthin weniger, denn auch sie bemerken, dass dieser nicht so gradlinig zu erreichen ist, wie sie sich das vorgestellt haben. Eine Rebellion kostet immer. Menschen, Leben, Werte. Entscheidungen gehen einher, Trennungen, Verzicht. Dinge, die nicht jeder entbehren kann. Wie einfach ist es wohl ein ehrbares Ziel zu verfolgen, wenn geliebte Menschen darunter leiden? Wie lässt sich ein ehrbares Ziel überhaupt messen? Was darf dafür auf der Strecke bleiben? Dürfen einzelne Menschen leiden / sterben, um viele Menschenleben zu retten? All diese und viele weitere Fragen, die mit dem Thema Widerstand / Rebellion / Auflehnung zu tun haben, sind mir während des Lesens über den weg gelaufen und haben mich zum Nachdenken gebracht.
Zugleich ziehe ich viele Verbindungen zum realen Leben. Sehe Kämpfe von Minderheiten, die wir in der Vergangenheit ausgetragen haben und noch heute austragen. Der Kampf für Frauenrechte, für Menschrechte, für Entscheidungsrechte, für Meinungsfreiheit. "Die 13 Gezeichneten" informiert und rüttelt auf darüber nachzudenken wie sehr wir unsere Freiheiten überhaupt noch ernst nehmen.
Verpackt ist dies alles in einen sehr spannenden Roman, der mich an manchen Stellen atemlos zurückgelassen hat. Das Autorenpaar spielt mit den Figuren, lässt sie leiden, schürt Hoffnungen, um sie kurz danach wieder zu zerstören. Es gibt Passagen, da habe ich die beiden echt gehasst, es aber geliebt wie sehr sie mich überraschen konnten.
"Die 13 Gezeichneten" ist der fesselnde Auftakt einer Trilogie, die definitiv einen Platz in meinem Regal bekommen wird.
Der Kampf um die magischen Zeichen des Handwerks...
Mit "Die dreizehn Gezeichneten" liefert das preisgekrönte Autorenehepaar einen weiteren, spannenden Fantasyroman.
Dawyd, ein Mitglied der Gilde der Goldfechter, gerät eines Nachts ungewollt zwischen die Fronten eines besonderen Kampfes: Die Besatzer der Stadt Sygna wollen die magischen Zeichen der Handwerksmeister erlernen - diese jedoch hüten ihre Quelle der Macht. Die Rebellengruppe, in die David gerät, lehnt sich gegen die Macht von Kaiser Julian auf und so erlebt er Dinge, die ihn manchmal fast Kopf und Kragen kosten. Am Anfang habe ich einige Zeit gebraucht um mich in der Handlung und der Welt der Zeichen zurechtzufinden, weil das Buch sofort spannend losgeht und die Autoren uns erst nach und nach die Welt ihrer Magie erklären. Als ich jedoch in der Handlung drin war und mich auch mit dem teilweise abschweifenden Schreibstil abgefunden hatte, war ich stellenweise ziemlich an das Buch gefesselt und unglaublich gespannt auf die weiteren Ereignisse.
" Fechter, die nicht gefochten hatten! Deren Schwerter in den Scheiden, den Truhen und den Rüstkammern geblieben waren, weil die Gilden den Besatzern einfach die Tore geöffnet hatten! Die Reue für jenen schwarzen Tag im vergangenen Jahr schmeckte metallen wie das Blut in seiner Kehle. "
Die Charaktere sind sehr einprägsam gestaltet - ich konnte mir sogar die Namen merken! Dawyd war mir zunächst etwas zunächst zwar unsympathisch dadurch, dass er nicht nachdachte (weswegen er auch zurecht "das Maul" genannt wird), aber daran gewöhnt man sich. Außerdem erleben wir nicht nur ihn, sondern Judith und Christian Vogt zaubern auch noch relativ viele Perspektivwechsel mit in die Geschichte. Die haben mich allerdings ehrlich gesagt eher verwirrt, weil fast jeder einmal zu Wort kommt , auch wenn die anderen gerade in diesen Handlungsstrang dabei sind.
" Nun vollendete sie das Verborgene Zeichen, indem sie die letzten Striche mit dem Messer ins Holz grub. Zunächst unmerklich wurde das Licht der Fenster und Laternen in der regenverhangenen Nacht gedämpft, als wickelten sich hauchdünne Seidentücher in immer mehr Lagen darum, bis es schließlich so aussah, als balle sich Nebel um die Lichtquellen. Gleichzeitig wurde es eisig kalt, als die Dunkelheit des verborgenen Zeichens die Brücke eroberte. "
Fazit: Ein spannendes Abenteuer in epischer Atmosphäre, die sich sehr gut auch auf dem Cover widerspiegelt. Die Autoren entführen und mit tollen Ideen in eine düstere Stadt voller Magie und Action!
Knapp an 5 Sternen vorbeigeschrammt, handelt es sich bei diesem Roman um Gunpowder-Fantasy, die wohl im deutschen Raum bis jetzt einzigartig ist. Im englischsprachigen Raum gibt es ja diverse Vertreter, so z.B. die von mir heiß geliebten Mistborn-Romane von Sanderson oder die ebenfalls geliebte Lightbringer-Saga von Brent Weekes.
Überhaupt hat mich der Roman sehr sehr positiv an die Mistborn-Romane erinnert, insbesonders an Kinder des Nebels. Genau wie bei Mistborn haben wir hier ein Setting mit sehr ausgefallener Magie. Die Handlung spielt im ehemals freien Stadtstaat Sygna, mittlerweile einverleibt vom Aquinzischen Kaiserreich, denn nur in Sygna gibt es die Zeichen der 13 Handwerksgilden, die es schaffen, Waren so zu veredeln, dass sie einfach besser sind, haltbarer, etc. Dort gibt es auch die Wortzeichen der Dichter, die diese auf ihre Zungen zeichnen, und damit Menschen beeinflussen können.
Aber Sygna will frei sein, und so leitet der ehemalige Schreinermeister Ignaz eine Truppe Rebellen an, die das Joch der aquinzischen Besatzung und Unterdrückung abschütteln wollen. Die Aquinzier, vor allen Dingen der Geheimkommissar Lysandre Rufin, suchen jedoch das Geheimnis der Zeichen zu verstehen, und zwar mit Hilfe der Urzeichen in einem Höhlensystem unterhalb der Stadt.
Soviel zur Handlung. Das Magiesystem ist sehr spannend, insbesondere die Urzeichen. Überhaupt macht das World-Building Appetit auf viel mehr. Ich jedenfalls möchte die Welt auch außerhalb von Sygna kennenlernen. Die Charaktere sind auch alle ziemlich cool, wobei Ignaz nun wahrlich kein Kelsier aus Mistborn ist, der einen charismatisch mitreißt. Mein Lieblingscharakter war Elisabeda, eine Schmiedin, die als Hauptmann der Rebellen fungiert. Mein einziger Kritikpunkt am Roman ist wirklich, dass die Einführung der Charaktere sehr überhastet war. Dawyds Anschluss an die Rebellen war irgendwie überhastet und nicht wirklich nachvollziehbar für mich, und es hat dann noch ein bisschen gedauert, mit den Charakteren warm zu werden.
Ansonsten ist gerade nach der Hälfte des Romans eigentlich nur noch Action pur angesagt. Es geht Schlag auf Schlag, es gibt immer wieder total überraschende Wendungen, die zumindest ich nicht habe kommen sehen. Das Ende ist ein absolut krasser Cliffhanger, wenn es hier keine Fortsetzung gegeben hätte, wäre ich ausgerastet. ;-)
Ich lese ja so gut wie gar keine deutschsprachige Fantasy, bin aber froh, diesen Roman gelesen zu haben, denn sonst hätte ich wirklich was verpasst. Empfehlung! :-)
SYGNIA, Handwerksstadt der magischen Zeichen Dawyd ist Mitglied der Fechtergilde. Steht ein Gerichtsurteil an, so entscheidet Sieg oder Niederlage des Duells über dessen Ausgang. Mit blutgetränktem Hemd begibt er sich durch enge Gassen auf den Heimweg. Zur Sperrstunde ist es nicht mehr weit. Eine Jungmädchenhand zieht an seinem Geldbeutel, doch da hält Dawyd das verlumpte Etwas schon am "Kragen". Die kleine Diebin bettelt um Gnade, aber die patrouillierenden Blauröcke schon alarmiert.
"Sie werden ihr die Hand abschlagen!" sagt eine Stimme aus dem Nichts. Ismayl der Dichter trägt statt seines spitzen Federkiels ein magnetisches Schwert und ein magisches Zeichen auf der Zunge. Er überredet Dawyd zu einer tollkühnen Aktion. Das Mädchen ist gerettet und Dawyd steckt in den Schwierigkeiten seines Lebens und landet in einem Rebellenversteck. Mit verbundenen Augen führt man ihn durch ein unterirdisches Labyrinth. Schreinermeister Ignaz Dreifinger will den Goldfechter für den Widerstand gewinnen. Diese kleine schmutzige Schauspielerin hat ihn doch tatsächlich hereingelegt, alles war genau geplant. Ist er wirklich so berechenbar? Die Soldaten sind hinter ihm her und es gibt kein Zurück.
Die aquinzischen Besatzer kontrollieren Sygnas Bürger und halten ihre Handwerkszünfte wie in einem Schraubstock gefangen. Nicht Willkür sondern ein heimtückischer Plan soll die Zünfte zerstören, sie ihrer magischen Zeichen berauben. Vom Becker bis zum Schmied, von Sterndeuter bis zum Alchimisten, jede Gilde ist betroffen. Vielleicht sind ein verkrüppelter Schreiner, ein großmäuliger Goldfechter, ein Dichter mit schönen Augen und eine diebische "Elster" die letzte Rettung für Sygna. Die Rebellen formieren sich, denn da wo Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zu Pflicht. Es steht mehr als die Freiheit einer ganzen Stadt auf dem Spiel, Kaiser Yulian will die 13 verschollenen Urzeichen an sich reißen. "Mit ihnen wären die Besatzer in der Lage, Gefühle und Gedanken zu manipulieren, und das muss um jeden Preis verhindert werden." Denn so wären ihre Besatzer auch ihre Bezwinger..
Spannender, mit viel Herzblut flüssig geschriebener Allround-Thriller. Historie, Mythos und Magie mit viel Rebellentum bestückt. Heldenhafte Abenteurer mit flinken Klingen und kernigen Sprüchen - Ein wunderbares Gewand für einen Roman! Viel Spaß und gute Unterhaltung!
Die Stadt Sygna ist von dem Gefolge des Kaisers Yulian besetzt worden, Sie wollen die magischen Zeichen der Handwerksmeister erlernen, denn nur wer diese erlernt habt, darf sich Meister nennen. Aber es gibt auch das Verbot, dass Magie nicht ausgeübt werden darf, dass möchte sich aber eine Hand Widersacher nicht gefallen lassen. Dawyd ist einer der wenigen in der Fechtgilde und somit auch für die Rebellen sehr wertvoll, aber Dawyd weiß nicht ob er seinen neu gewonnenen Freunden trauen kann.
Für mich war der Anfang echt schwierig, denn die Geschichte finde ich schon sehr verworren. Nach und nach kam ich dann langsam in die Handlung, was wirklich toll war und auch ist, dass es in dem Roman nicht um Elfen und Kobolde geht, sondern schlicht und einfach um ganz einfache Handwerker. Diese versuchen sich gegen die Macht zu stemmen, dies gefiel mir wirklich gut.
Im Großen und Ganzen kann ich sagen, dass der Schreibstil nicht einfach ist, aber die Geschichte ist neu und erfrischend zu Lesen. Deswegen zieh ich hierfür einen Stern ab, denn es dauert etwas bis man in die Geschichte eintauchen kann.
Ich habe zwei Anläufe für diese Buch benötigt. Damals wusste ich nicht so recht warum, aber nachdem ich es nun durchgelesen habe, kann ich folgendes sagen: Es gibt keinerlei Indizien dafür, dass es der erste Band einer Reihe ist! Wer, wie ich, anfängt zu lesen mit dem Glauben, dass es sich dabei um eine in sich geschlossene Story handelt, dem wird vor allem etwa die erste Hälfte des Buches ein wenig schleppend vorkommen.
Die Story baut sich langsam auf, man erfährt nach und nach mehr über die jeweiligen Personen und es baut sich viel Spannung auf. Hier und da gibt es ein paar Schreibfehler, über die man jedoch ganz gut drüber lesen kann. Der Schreibstil ist weder besonders überragend, noch langweilig. Es wird konsequent aus der dritten Person Singular geschrieben, aber immer mal wieder aus der Sichtweise eines anderen Charakters. Auch des Antagonisten.
Ich schwanke zwischen 3,5 und 4 Sternen. Da 3 Sterne aber definitiv zu wenig sind, habe ich hier die 4 ausgewählt.
Band 1 der 13 Gezeichneten ist die Einführung in eine lange Geschichte mit sehr vielen Protagonisten. Leider ist der Übergang von einem zum nächsten Handelden sehr abrupt, so dass ich teilweise zweimal lesen musste, um zu wissen wo und bei wem ich jetzt bin. Im Laufe des Buches wurde es besser und es wurde durch die vielen Wendungen noch richtig spannend.
In der Stadt Sygna wachen die Gilden seit Jahrhunderten eifersüchtig über die Anwendung von Magie und sind dadurch in der Lage, Handwerksstücke unvergleichlicher Qualität zu produzieren, die nicht nur Bewunderung sondern auch Begehrlichkeiten hervorrufen. Und so hat der Kaiser eines angrenzenden Imperiums kurzerhand die Stadt von seiner Armee besetzen lassen. Unter tatkräftiger Mitarbeit eines skrupellosen Geheimpolizisten werden die magischen Fähigkeiten der Sygnaer zum Nutzen des Reiches in Manufakturen ausgenutzt. Doch der Ehrgeiz der Besatzer geht noch weiter, sie wollen auch die Geheimnisse aufdecken, die das Höhlensystem im inneren des Berges birgt, an dessen Hängen Sygna errichtet ist. Es wird jedoch einen Grund gehabt haben, warum diese Geheimnisse einst dort verschlossen wurden. Und natürlich lassen die Sygnaer das Imperium nicht einfach schalten und walten. Um einen von der Geheimpolizei gefolterten Tischler herum hat sich eine Widerstandsgruppe gebildet, die alles daran setzt, die Besatzer zu schwächen und dafür auch mal mit unlauteren Mitteln neuer Mitglieder rekrutiert.
So weit das nach einem klassisch-dystopischen David-gegen-Goliath-Szenario klingt, so gibt es doch einige Aspekte die das Buch des Autorenpaares Judith und Christian Vogt aus der Masse heraushebt. Das beginnt mit dem Setting, das der interessanten Frage nachgeht, was eigentlich passiert, wenn die industrielle Revolution in einer magisch geprägten Fantasy-Welt Einzug hält. Das setzt sich fort mit der diversen Figurenkonstellation, zu der unter anderem ein verkrüppelter Tischler, eine Schmiedin, die ihre Familie an das Imperium verloren hat, ein homosexueller Müller-Lehrling, eine übereifrige Loth-Ratte, pardon, Taschendiebin und ein überheblicher Goldfechter gehören, die sich selbst untereinander nicht immer ganz grün sind. Und das endet nicht mit den vielfältigen Themen, die behandelt werden wie Gleichstellung der Frauen, Konflikte der Loyalität gegenüber Familie und Freunden einerseits und der Stadt oder Gemeinschaft andererseits, oder Rechtmäßigkeit bzw. Angemessenheit der Mittel des Widerstands gegenüber den Besatzern. Und, nicht zu vergessen, die »plotrelevante Tanzszene«, die heutzutage zum guten Ton des Geschichtenerzählens gehört. All das in Kombination mit der konsequenten und durchdachten Präsentation der Welt und der Ereignisse machen das Buch zu einem ... tja, wie soll ich es nennen? Reif? Erwachsen? Seriös? Das ist alles nicht ganz das, was ich meine, sagen wir daher einfach mal: zu einem lesenswerten Werk.
Dennoch gibt es einige Faktoren, die dafür sorgen, dass ich nicht die volle Sternenzahl gebe: - Die Kapitel sind mir persönlich zu lang. Wenn ich den Kindle aufklappe und lese »54 Minuten im Kapitel verbleibend«, dann schlägt mir das auf die Lesemotivation. Ich habe normalerweise nicht die Zeit, so lange am Stück zu lesen. Das führt dann dazu, dass ich bei der erstbesten Gelegenheit, beispielsweise einem Szenenwechsel, das Lesen unterbreche, da ich ja nicht weiß, wann sich die nächste bieten wird. Dadurch zog sich die Lektüre recht lang hin und fühlte sich gelegentlich ein wenig zerstückelt an. - Es gibt zu viele Figuren, deren Name mit I beginnt. Das mag albern klingen, hat bei mir aber regelmäßig zu Verwirrung geführt. Allein schon, dass zwei der Hauptfiguren aus der Rebellengruppe Ignaz und Ismayl heißen, hat mir Schwierigkeiten bereitet. Immer, wenn die Namen auftauchten, musste ich in Gedanken den Nachnamen ergänzen, um zu wissen, wer wer ist. Dazu kommt noch eine wichtige Nebenfigur mit dem Namen Iphram und in einem Kapitel, in dem schon zwei der drei auftreten und der dritte häufig erwähnt wird, lernen wir dann noch Ibenezer kennen. - Ich hatte zwar mitbekommen, dass eine Fortsetzung in Arbeit ist, aber ich hatte trotzdem erwartet, eine einigermaßen abgeschlossene Geschichte zu haben, die Ansatzpunkte für Fortführungen bietet. Stattdessen erwartet den Leser am Ende ein lupenreiner Klippenhänger. Wir sprechen hier also eher von »Die Gefährten« als von »Eine neue Hoffnung«. (Es ist nach meinem Empfinden eine um sich greifende, bedauerliche Eigenart der Verlage, Serien und Reihen und vor allem die Position einzelner Bände in diesen, nicht mehr hinreichend zu kennzeichnen.) - X-Ray ist im E-Book deaktiviert, wie auf so einer byzantinischen Tontafel. - Wie ich gerade beim Recherchieren für diesen Beitrag feststelle, sind die Kapitel einfach nur durchnummeriert, was es schwierig macht, ein bestimmtes wiederzufinden.
Trotz dieser (eher subjektiven) Mankos ist »Die 13 Gezeichneten« eine Leseempfehlung für alle, die ihre Phantastik durch magische Musketen, emanzipierte Frauen und moralische Grautöne aufgewertet wissen wollen. Viel Spaß damit!
Offenlegung: Ich stehe mit den Autorinnen des Buchs regelmäßig über soziale Medien in Kontakt. Das hatte Einfluss auf meine Entscheidung, das Buch zu lesen und diese Bewertung zu schreiben, aber - nach bestem Wissen und Gewissen - nicht auf deren Inhalt.
Ich habe seit 2013 keinen deutschsprachigen Fantasyroman zur zeitnahnen Veröffentlichung gekauft. Natürlich habe ich immer noch Fantasy gelesen, aber das waren meistens Kurzgeschichtensammlungen und ältere Werke (alles dabei von 1970-2000 jetztisch). Warum das so ist, weiß ich gar nicht. Eigentlich sehr schade, da in den letzten Jahren mehrere interssant aussehende Bücher erschienen sind und "Die 13. Gezeichneten" zeigt, warum ich das Genre immer noch liebe.
Das neue Buch von Judith und Christian Vogt, ist nämlich ein fast sechshundert Seiten schweres Werk um Rebellion und schlechte Kommunikation. Der Plot liest sich zunächst einfach: Imperium besetzt Stadtstaat, Aufständische versuchen Imperiale wieder aus der Stadt zu werfen. Leider sind die Besatzer gar nicht das größte Problem, denn der Rebellen größter Feind sind die Rebellen selbst. Sie streiten und diskutieren und oft fehlt eine klare Organisation und Vertrauen, um wirklich effektiv zu kämpfen. Diese schwierigen Verhältnisse der Charaktere untereinander sind "Die 13. Gezeichneten" für mich das Highlight des Romans. Die Hauptfiguren sind keine eingespielte Gruppe aus professionellen Soldaten, sondern stammen aus allen Schichten der Bevölkerung, jeder mit eigenen Privilegien (oder Mangel davon) aufgewachsen und geprägt. Und nicht jeder ist für den Kampf geeignet oder lässt sich gerne vorschreiben was er oder sie zu tun hat. Die Autoren zeichnen damit ein realistisches Bild der klassischen Truppe aus Außenseitern und starken Persönlichkeiten, die für einen gemeinsamen Zweck zusammen kommen, aber im echten Leben vielleicht nicht effektiv wären. Es braucht mehr außer Hass und Ideale, um zu gewinnen, wie auch unsere Helden lernen müssen, wenn sie den nächsten Tag überleben wollen.
Von den komplexen Beziehungen der Figuren abgesehen, gelingt es den Vogts außerdem mit wenigen Sätzen eine greifbare Welt zu erschaffen, die sich am siebzehnten Jahrhundert orientiert. Das liegt vor allem an den Zeichen. Das sind magische Symbole, mit denen sich zum Beispiel Fundamente vestärken oder Wunden heilen lassen. Im Detail werden sie nie beschrieben, aber ihre Wirkung zieht sich durch das ganze Buch, da sie mehr als einmal im Alltag eingesetzt werden, womit sie zum festen Bestandteil des Lebens der Stadtbewohner und ihrer Identität werden. Mit der Historie des Handlungsortes halten die Autoren sich noch zurück, genau wie mit religiösen Ideologien und klassenspezifische Rituale. Wahrscheinlich heben sie sich dies für den Nachfolger auf, der nach dem Ende so gut wie sicher ist. Trotzdem ist Sygna (der Handlungsort) jetzt schon ein lebhafter voller potentieller Konflikte, die die Stadt wohl vernichten werden, wenn nicht ein Wunder geschieht.
Richtig zu kritisieren habe ich nur zwei Dinge am Buch: den Anfang und das Ende. Die ersten beiden Kapitel fand ich ein wenig zu schnell, da sie die Hauptfiguren gleich mit einer Actionszene einführen und im zweiten eine weitere hinzufügen, die ein wichtiges Ereignis in der Geschichte darstellt, zu der ich als Leser noch keinen richtige Beziehung habe. Die Rekrutierung eines Hauptcharakters fand ich auch ein wenig zu gekünselt, aber das lag auch daran, dass ich mich noch nicht im Szenario eingelebt hatte. Beim Ende hingegen hatte ich das Gefühl, das es ein wenig zu lange war und sich eine vorherige Szene als runderer Schluss geeignet hätte. Ansonsten gibt es noch ein paar Beschreibungen oder Sätze hier und da, wo ich die Stirn runzelte, aber letztendlich hatte ich Spaß und kann den nächsten Band kaum erwarten (einen Charakter aber den Spitznamen „Das Maul“ zu geben, finde ich allerdings immer noch grenzwertig).
Warten muss ich trotzdem. An meinen schlimmsten Tagen bin ich sehr ungeduldig. Hmm, jetzt fällt mir doch tatsächlich einer der Gründe ein, warum ich meistens ein paar Jahre warte, bis ich mir die Bücher kaufe.
Klassische Fantasy und doch irgendwie etwas anders Mit „Die 13 Gezeichneten“ präsentieren Judith und Christian Vogt einen fulminanten Fantasy-Trilogie-Auftakt. Sygna ist die Stadt des Handwerks und der magischen Zeichen. Dreizehn Gilden gibt es in der Stadt, jede mit ihren eigenen magischen Zeichen. Doch Sygna wurde vom Kaiser erobert, die Ausübung der Magie verboten und die Besatzer versuchen, die legendären, verschollenen Urzeichen in ihren Besitz zu bringen. In dieser Situation stößt der Fechter Dawyd unfreiwillig zu der Rebellengruppe um den Schreinermeister Ignaz. Und was zunächst als Widerstand im Kleinen beginnt, entbrennt bald zu einem Freiheitskampf um ganz Sygna. „Die 13 Gezeichneten“ fühlt sich an wie klassische Fantasy und doch auch wieder nicht. Die Welt ist europäisch angehaucht, steht jedoch eher an der Schwelle zur Renaissance als im Mittelalter. Das Magiesystem mit den Zeichen ist durchdacht, schlüssig und etwas anderes und ist nicht nur schöne Spielerei, sondern eines der Kernelemente der gesamten Handlung. Der gesamte Weltenbau ist drumherum angesiedelt und dies merkt man positiv auf jeder der knapp 600 Seiten. Auch die Figuren sind positiv hervorzuheben. Die Rebellengruppe rund um Ignaz ist divers aufgestellt, jede Figur bringt ihren eigenen Stil, ihre eigene Persönlichkeit und ihre eigenen Geheimnisse mit sich. Besonders angetan hat es mir jedoch der Antagonist Lysandre. Ich hatte lange keinen so gut geschriebenen, beängstigenden und gleichzeitig charismatischen Gegenspieler mehr in einem Roman gelesen. Kritik gibt es nur wenig. An einigen Stellen hatte ich das Gefühl, dass der Roman eine Spur zu lang ist und vielleicht ein kleiner Handlungsschlenker weniger mehr gewesen wäre. Ebenso gab es vereinzelte Stellen, die sich etwas holprig lasen. Insgesamt haben Judith & Christian Vogt hier jedoch einen wunderbaren Trilogie-Auftakt geliefert, der eindeutig Lust auf mehr macht. Eine verdiente 9/10 von mir.