In einer Sommernacht des Jahres 1941 beobachtet die 18-jährige Sofieke, wie ein Fallschirmagent in den besetzten Niederlanden landet. Der Student Gerhard soll für die Engländer spionieren. Er wird jedoch sofort festgenommen. Gerhard entgeht der Hinrichtung nur, indem er sich zum Schein bereiterklärt, als Doppelagent für die deutsche Spionageabwehr zu arbeiten. Arthur Seyß-Inquart, der mächtigste Nazi in den Niederlanden, ist Gerhards Nennonkel. Seine fröhlich-naive Tochter Dorli zeigt ihm den Palast, in dem sie jetzt wohnt. In dem hauseigenen Kino führt sie ihm die Wochenschau-Aufnahmen von der wunderbar versöhnlichen Rede vor, die ihr Vater bei der Amtseinführung vor einem Jahr gehalten hat. Sie ist stolz auf ihren Vater. Weder Gerhard noch sie ahnen, dass der Reichskommissar auch eine ganz andere, dunkle Seite hat. Durch Zufall treffen Gerhard und Sofieke wieder aufeinander. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Liebesbeziehung. Aber die beiden sind in größter Gefahr. Ihre Gegenspieler in der SS schrecken vor nichts zurück.
Jürgen Ehlers studied Geography at the University of Hamburg. In 1978 he did his PhD with a study in glacial geomorphology. Since then Ehlers has been working at the Geological Survey of Hamburg, where he was in charge of the geological mapping. He has published numerous scientific articles and several textbooks in English including such titles as ‘The Morphodynamics of the Wadden Sea’ and ‘The Ice Age’.
In 1992 Jürgen Ehlers published his first crime story ‘Flucht’ (Escape). Since then numerous other short stories have come out in anthologies and journals. For his story ‘Weltspartag in Hamminkeln’ (World Savings Day in Hamminkeln) Ehlers was awarded the prestigious Friedrich Glauser Prize in 2005.
Jürgen Ehlers is a member of the ‘Syndikat’ and the ‘Crime Writers' Association’. He lives with his family in Witzeeze, near Hamburg.
Ich habe das Hörbuch zu diesem Werk gehört und muss gestehen, dass ich erst skeptisch war. Autorenlesungen haben oft ein merkwürdiges Sprechtempo und egal wie sehr man den Temporegler bedient, es passt nicht. Jürgen hat eine angenehme Stimme, das perfekte Tempo und ich habe ihm unheimlich gerne zugehört. Ich würde wirklich jede Geschichte hören, die er liest!
Das Buch ist inspiriert vom Unternehmen Nordpol. Jetzt hol ich hier mal mein geschichtliches Halbwissen raus. Die Special Operations Executives hat niederländische Agenten ausgebildet, sie sprangen mit dem Fallschirm ab und wurden von Deutschen festgenommen. Einer von ihnen war Lauwers, der sich mit den Deutschen zusammentat, um seinen Freund zu retten. Dann aber funkte er England geheim Informationen zu.
Um dieses Konstrukt herum hat Jürgen seine Geschichte aufgebaut. Wir treffen Sofieke, die ebenfalls ihre Geheimnisse hat. Protagonist und Spion ist Gerhard Prange, über mehr Details möchte ich gar nicht erzählen, da ich nicht so gerne spoilern möchte. Der Klappentext sagt genug über die Geschichte aus, allerdings empfand ich ihn als zu detailliert. Er hätte mich abgeschreckt, hätte ich die Leseprobe nicht gelesen.
Jürgen selbst wurde 1948 geboren und ich glaube ihn verbindet emotional sehr viel mit dem zweiten Weltkrieg. Das Buch ist super recherchiert und historisch korrekt aufgezeichnet. Bedeutsame, bekannte Personen haben ebenfalls ihre Auftritte, was ein sehr realistisches Lesegefühl aufkommen lässt - aber einen auch mit Gänsehaut zurücklässt.
Es ist, als wäre man mittendrin im Krieg und so interessant die Schilderungen sein mögen, so erschreckend ist das, was damals passiert ist. Es gibt unvorhersehbare Elemente, die mich überraschen konnten, das Ende hatte ich im Kern kommen sehen, denn es rundet die Geschichte einfach ab.
Der Erzählstil ist eigensinnig, passt aber meiner Meinung nach sehr gut zum Plot. Es ist ein Spionagethriller mit sehr viel historischem Einfluss. Hier sollte man keine moderne Geschichte erwarten. Die Sprache ist einfach zeitgemäß für die Geschichte und mich persönlich konnte sie direkt in den Bann ziehen.
Manchmal musste ich mich sehr konzentrieren, um der Geschichte zu folgen und die Zusammenhänge zu greifen. Hier und da auch noch mal spulen. Es ist kein einfaches Buch, aber es unterhielt mich allemal.
Niederlande 1941. Der Agent Gerhard Prange arbeitet gezwungenermaßen für die deutsche Abwehr, während er sich in seine Vermieterin verliebt. Dabei weiß Gerhard von der jungen Frau in Wirklichkeit nichts. Nicht einmal, dass Sofieke gar nicht ihr Name ist.
"Tod von oben" handelt laut Untertitel von Liebe und Verrat in den besetzten Niederlanden von 1941 bis 1942. Es ist ein historischer Roman, der sich mit der deutschen Besetzung während des Zweiten Weltkriegs, dem hiesigen Antisemitismus sowie dem Aufbau des Widerstands und Spionage-Eskapaden auseinandersetzt.
Der deutsche Gerhard Prange wird als englischer Agent von den Deutschen in den Niederlanden aufgelesen und von ihnen selbst als Spion eingesetzt. Sie ahnen nicht, dass genau dieses Vorgehen der Plan der Engländer war, und sie somit einen Doppelagenten zentral positionieren.
Gerhard selbst fühlt sich den Engländern verpflichtet, obwohl er mittlerweile als deutscher Agent tätig ist. Er ist ein junger Mann, der durch seinen Aufenthalt bei den Briten einen klareren Blick auf das deutsche Treiben in Europa hat, und sich daher gegen sein Vaterland stellt. Nichtsdestotrotz wird ihm von seiner Familie Opportunismus vorgeworfen, was ihm zu schaffen macht.
Hinzu kommt, dass Gerhard bei einem niederländischen Fräulein zur Untermiete wohnt und sich bald verliebt. Noch ahnt er nicht, dass seine Angebetete gar nicht Sofieke heißt und Jüdin ist.
Ein gefährliches Spiel im Visier der Gestapo beginnt.
Erst einmal findet man ein Personenverzeichnis. Darin sind alle beteiligten Figuren aufgelistet. Es ist gekennzeichnet, welche Charaktere erfunden sind und wer tatsächlich am Kriegsgeschehen beteiligt war. Dieser Aspekt hat mir ausgezeichnet gefallen, weil er als gute Grundlage für die Unterscheidung zwischen Fiktion und Realität dient.
Thematisch hat Autor Jürgen Ehlers Spionage-Tätigkeiten von Deutschen und Engländern deutlich in den Vordergrund gestellt und das sogenannte 'Englandspiel' als tragende Handlung verwendet. Beim Englandspiel wurden von den Deutschen englische Spione in die Niederlande gelotst und augenblicklich festgenommen. Die Briten ahnten nicht, dass ihre Agenten dem Feind direkt vor die Füße springen.
Die historischen Ereignisse hat Ehlers minutiös aufgearbeitet und damit ein interessantes Werk geschaffen. Ich merkte dem Buch die Recherchearbeit an, und, dass dem Autor das unfassbare Geschehen in den Niederlanden am Herzen liegt.
Dabei geht Ehlers auf die Gefahren genauso wie auf stümperhaftes Vorgehen ein. Nach der Lektüre habe ich ein bescheidenes Bild vom MI6, weil er damals keineswegs so professionell wie in den berühmten James-Bond-Filmen ist.
Die Agenten waren kaum ausgebildet. Sie wurden nach einem zackigen Crashkurs und mit minderwertig gefälschten Papieren zum Fallschirmsprung in die Niederlande geschickt. Anforderungen und auferlegte Missionen empfand ich als haarsträubend und unüberlegt, weil sie für diese jungen Männer nicht umsetzbar waren. Zum Beispiel wird Protagonist Gerhard in den Niederlanden abgesetzt, um eine Widerstandsbewegung aufzubauen, was sich ohne Ausbildung und entsprechende Kontakte als tollkühner Plan erweist.
Die historischen Ereignisse haben mich beeindruckt und interessiert. Einmal mehr habe ich gemerkt, dass das Leben die unglaublichsten Geschichten schreibt.
Aber ich habe mir mit dem Erzählstil schwergetan, weil dieser Roman eher einem Bericht entspricht. In klaren, nüchternen Worten werden Gerhards Stationen und Erlebnisse in den Niederlanden beschrieben. Der Autor lässt zwischen den Schlüsselszenen keine Atmosphäre zu, sondern konzentriert sich auf das Wesentliche.
Die Charaktere sind zwar in groben Zügen beschrieben, aber sie entfalten weder Persönlichkeit noch Wesen. Sie blieben für mich ein Name bestimmten Alters und mit zugewiesener Funktion in der Gesamthandlung. Ich finde es schade, weil in der waghalsigen Geschichte ein lebendiger Roman steckt, der kaum zum Vorschein kommt. Die Liebesgeschichte, welche der Untertitel verrät, ist zwar für sich gesehen dramatisch und aufregend, bleibt aber eine Randerscheinung, sodass sie im nüchternen Stil versinkt.
Letztendlich habe ich mit „Tod von oben“ interessante Details der deutschen Besatzungszeit in den Niederlanden während des Zweiten Weltkriegs kennengelernt und dabei einiges über die Niederländer sowie Spionage erfahren. Trotzdem habe ich eine mitreißende Umsetzung der Handlung vermisst, weil sie - meinem Geschmack nach - zu sachlich erzählt ist.