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Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802.

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Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802
OA 1803 (2. Auflage 1806 ) Form Reisebericht Bereich Entdeckungen
Das Tagebuch Spaziergang nach Syrakus von Johann Gottfried Seume ist nach R Goethes Buch Italienische Reise (1816/17) der populärste Reisebericht aus dem Idealland der Deutschen. Das Buch machte den Dichter über Nacht berühmt.
Entstehung: Seume interessierte sich vor allem für die Orte sehen, an denen die antiken Schriftsteller gelebt und ihre Werke verfasst hatten. Syrakus auf Sizilien war sein Ziel, weil es die Heimatstadt des Idyllendichters Theokrit (um 310–um 250 v. Chr.) war. Auf Drängen der Freunde stellte Seume den Bericht nach der Rückkehr in vier Monaten aus Briefen und Tagebuchnotizen zusammen.
Inhalt: Zu Beginn seines Spaziergangs, bei dem er in 250 Tagen 800 Meilen – eine Meile in Sachsen entsprach etwa 7,5 Kilometern – zurücklegen sollte, begleiteten ihn noch Freunde zum Abschied. Von Dresden gelangten die Reisenden nach Prag und nach Wien. Mit leichtem Ingrimm schildert Seume die Untersuchungen, die er hier an einer Grenzstation über sich ergehen lassen muss. Über Graz und Triest erreichte Seume schließlich Italien. Zum ersten Mal fühlt er sich den Klassikern nahe, als er auf dem Wege nach Venedig die Felslandschaften entdeckte, die R Vergil in seiner Dichtung beschrieben hatte. In Udine feiert er am 29. Januar seinen 39. Geburtstag.
In Seumes Bericht über Venedig werden viele Leser sicher überschwängliche Schilderungen der Schönheit und der Kunstschätze vermissen. Weder die Schönheit der Bauwerke noch der Landschaften reißen ihn jemals hin. »Magisch« ist das extremste Wort, das er für Landschaften findet, das zu seiner Zeit soviel wie »zauberhaft« bedeutete. Mit bewegenden Worten widmet sich Seume hingegen der Armut, die er in Venedig antrifft: »Wenn ich länger in Venedig bliebe«, stellt er, der selbst kaum Geld hat, fest, »müsste ich notwendig mit meiner Börse oder meiner Empfindung Bankrott machen.« Dieser Grundton hält sich auch in seinen weiteren Beschreibungen in denen das Alltagsleben der Menschen berücksichtigt wird.
In Rom trifft Seume auf dort lebende Literaten, und auch hier wird der Leser durch ironische Bemerkungen über die Begegnungen erheitert. Über Neapel führt der Weg weiter über Palermo nach Syrakus, dem Ziel seiner Reise. Von diesem kulturell bedeutenden Ort geht es schließlich wieder über Siena, Mailand, Luzern, Dijon, Paris, Straßburg, Frankfurt/Main und Erfurt zurück nach Leipzig.
Wirkung: Seume ist kein empfindsamer Reisender, der von Kunst und Landschaft der Regionen schwärmt. Er schreibt nüchtern und oft spöttisch. Wenn er zu Beginn seiner Wanderung noch unpolitisch scheint, so führen seine Erfahrungen während der Reise zu einer politischen Reaktion. Er registriert die Atmosphäre der Unterdrückung in Wien, die chaotischen Verhältnisse in Italien, die offensichtliche Folgen der Restauration waren, und die elende Lage der Bevölkerung in Sizilien.
Seine Sprache ist zupackend und deftig, was ihm seine Zeitgenossen ankreideten. Die Intellektuellen seiner Zeit hatten wenig Verständnis für Seumes Sicht der Dinge. Der Grund für den Erfolg des Buchs liegt in der Tatsache begründet, dass Seume nicht schwärmerisch und sentimental, sondern lebendig und temperamentvoll geschrieben hat und sich an der sozialen Realität seiner Zeit orientiert. Im 19. Jahrhundert gab es 15 Drucke des Werks, im 20. Jahrhundert kamen 15 verschiedene, zum Teil gekürzte, dazu. Erst 2001 erschien in Deutschland eine neue Taschenbuchausgabe.

394 pages, Paperback

First published January 1, 1803

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Displaying 1 - 6 of 6 reviews
2 reviews
July 2, 2023
Der Roman handelt von der Reise des Autors von Deutschland nach Sizilien zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts, einer Zeit, in der sich Europa im Umbruch befindet und die Nationalstaaten entstehen, die dann schlußendlich das weltpolitische Geschehen in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts prägen sollten. Unter diesen Vorzeichen habe ich natürlich direkt gedanklich die ganzen angestaubten Interpretationsmuster zur Untersuchung der Bildung einer nationalen Identität herausgekramt. Wie oft wird wohl der Begriff Deutschland fallen? Und wie sieht der Autor andere Nationen wie beispielsweise Italien? Doch damit war ich bei Seume an den falschen geraten. Bezug nimmt er durchaus zum politischen Geschehen der Zeit, doch vor allem immer unter dem Blickwinkel, was das für die Bevölkerung der jeweiligen Region bedeutet, in der er sich befindet. So wird ganz genau beobachtet, wie sich die Wiederherstellung des Kirchenstaats durch Napoleon auf die Landwirtschaft, die Beschaffenheit der Straßen und das Leben der Menschen im Alltag auswirkt. Das besondere dabei ist, dass Seume in den Regionen, die er bereist, intensiven Kontakt zu einem breiten Spektrum an Bevölkerungsschichten hat. Während ihm sein Budget nur gestattet in einfachen Wirtshäusern unterzukommen und eher mit einem geführten Esel als in der bequemen Postkutsche zu reisen sind es seine Bildung und möglicherweise auch sein militärischer Werdegang, die ihn immer wieder in Kontakt mit politischen Würdenträgern und Intellektuellen bringen. Dadurch zeichnet Seume ein überraschend vielschichtiges und eigenwilliges Portrait einer europäischen Bevölkerung im Aufbruch, das lebendig, roh und überhaupt nicht glattgebügelt daherkommt. Denn Seume interessiert die Nation als solche nicht besonders, sondern vielmehr welche Strukturen, die zu Gleichberechtigung führen, ein Staat anbietet. Und dort begegnet er immer wieder dem unsortierten Zustand staatlicher Strukturen, die durch Napoleons Wirken immer mehr feudalistische Züge annehmen. Gleichzeitig geht er auch mit den Menschen vor Ort hart ins Gericht und bedauert auf Sizilien beispielsweise, wie wenig die natürlichen Gegebenheiten für Pflanzenaufzucht genutzt werden. Auch wenn solche Urteile des Autors etwas eigen sind, so ist doch seine Meinung zur Funktion eines Staates als Garant für Gleichberechtigung überraschend modern.
Profile Image for Kai Weber.
533 reviews46 followers
April 6, 2017
If you love traveling, or hiking, or collecting stamps, you will always have a natural interest in books written by people who share the same passion. I do enjoy walking, strolling and hiking, and I've just spent a short holiday in Sicily, and I am German, so to read a book by a German who travelled from Leipzig to Syracuse in 1802, mostly by walking, seemed to be a perfect companion. To some extent it is. The book is made up of letters to a friend, and as such it is not a thoughtfully composed work, but a rather unfiltered account of the accidental affairs of an early 19th century European traveller: "Ich erzähle Dir nur freundschaftlich, was ich sehe, was mich vielleicht beschäftigt, und wie es mir geht." There's some value in here for students of cultural history, but there are also many allusions not understandable anymore nowadays. Seume has some particular interest in theatre, visual arts, military affairs and strategies, and ancient (Latin or Greek) literature. He is an enlightened fellow, doesn't seem to have any romantic leanings, and his views on politics (e.g. the republics of the day, the relations between church and state, the conquests of Napoleon) are quite modern.
So, if a few of the topics mentioned interest you, this book is worth a look or too, but due to its accidental nature, it is quite non-essential on the other hand.
Profile Image for Jürgen.
2 reviews
June 9, 2022
klar, wer einen Reiseführer sucht, ist hier verkehrt, denn es ist ein Reise*bericht* , was Seume selbst auch immer wieder betont (eher wie heutige Diaabende, die ja auch um die persönliche Erfahrung kreisen). Wer eine aus heutiger Sicht veraltete Ausdrucksweise abschreckend findet und sich nicht für griechisch-römische Altertümer oder das Europa der napoleonischen Zeit interessiert, sollte ebenfalls was anderes lesen. Andererseits ist es ein einzigartiger Einblick in das (echt beschwerliche) Reisen und die Verhältnisse in europäischen Ländern damals, von einem Zeitgenossen Goethes, der aber über deutlich beschränktere finanzielle Mittel verfügte, Straßenräuber vermeiden muss, auch schon mal in Sümpfen landet, und anders als andere Schriftsteller der Zeit halt aus dem Volk kommt und die adlige ständische Gesellschaft kritisch sieht. Manchmal verliert er einen Nebensatz über seine Erfahrungen in Russland (fast freiwillig) oder Nordamerika (von hessischen Werbern an die Engländer verkauft), so dass ich als nächstes seine Biografie lesen werde. Nach einiger Eingewöhnung fand ich den Stil sehr lebendig und erfrischend, das Weltbild erstaunlich modern, mit dem Manne hätte ich gerne ein Bier getrunken (Wein mochte er eigentlich nicht, und dann geht der nach Italien!).
Profile Image for Eingutesomen.
74 reviews1 follower
November 22, 2023
Wie bereits im Vorwort geschrieben (wenn ich mich richtig erinnere?) ist Seumes Werk vor allem inhaltlich interessant. Sein Schreibstil hingegen ist - nicht unlesbar - aber doch recht langweilig und trocken.

Trotzdem allgemein zu empfehlen, gerade der lustigen Anekdoten wegen
69 reviews
September 29, 2024
Alte Bücher... für mich unersetzlich... Bin gerade mit dem Held in Spoleto und werde erinnert an den großen Hannibal Barkas...

Auf Seite 130 befindet sich unser Held in Caserta. Ich lese folgendes: "Auf der Post empfing man mich, obgleich ich ein Fußgänger war, mit vieler Artigkeit, und ich hatte bald einen Trupp Neugieriger um mich her, die mich von Adam bis Pontius Pilatus aufragten; und alle wunderten sich, daß ich den Räubern noch nicht in die Hände gefallen wäre."
Mich hat das an meine Reise während des Corona-Lockdowns erinnert. Ich bin über mehrere Grenzen hingweg gefahren. Keiner konnte es glauben. So ist es mit den Leuten, die sich nichts trauen und den anderen, die glauben an sich selbst und bewegen ihren Arsch.
....
Ich war gerade eine Woche in Veneto. Habe dieses Buch ins Buchregal meiner Freunde hingetan - heimlich. Wenn das Buch entdeckt wird, werde ich das hier melden. Vielleicht nie!
Profile Image for Susu.
1,782 reviews19 followers
May 13, 2013
Eine Wanderung von Leipzig nach Syrakus - das muss Seume erst einmal einer nachmachen. Er hält sich weniger mit den Altertümern auf, sondern erzählt schlicht sein Reisetagebuch - garniert mit Betrachtungen zum Zeitgeschehen. Lesenswert wegen genau dieser - taugt nicht als Reiseführer.
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