Gregor Gysi hat linkes Denken geprägt und wurde zu einem seiner wichtigsten Protagonisten. Hier erzählt er von seinen zahlreichen Leben: als Anwalt, Politiker, Autor, Moderator und Familienvater. Seine Autobiographie ist ein Geschichts-Buch, das die Erschütterungen und Extreme, die Entwürfe und Enttäuschungen des 20. Jahrhunderts auf sehr persönliche Weise erlebbar macht. Kaum ein deutscher Politiker wurde so geschmäht, kaum einer schlug sich so erfolgreich durchs Gestrüpp der Anfeindungen – hin zu einer anerkannten Prominenz: In seiner Autobiographie erzählt Gregor Gysi von seiner Kindheit und Jugend, schildert seinen Weg zum Rechtsanwalt, gibt Einblicke in sein Verhältnis zu Dissidenten (»Bahro war mein spannendster Fall.«) und in die Spannungsfelder an der Spitze von Partei und Bundestagsfraktion. Vor allem aber berichtet er von der erstaunlichen Wendung, die sein Leben mit dem Herbst 1989 nahm: Der Jurist wird Politiker. »Einfach wegrennen, das wollte ich nie«, sagt Gysi und trifft damit einen Kern seines Wesens: Widersprüche aushalten. Ein Leben und eine Familiengeschichte, die von Russland bis Rhodesien führt, in einen Gerichtsalltag mit Mördern und Dieben, und zu der ein Lob Lenins und die Nobelpreisträgerin Doris Lessing gehören.
»Mit Namen will ich nicht langweilen, und merken kann man sich das eh alles nicht. Erstaunlich, was sich im Laufe so vieler Jahre alles ereignet, wer auf wen treffen und welche Zufälle einander kreuzen müssen, damit irgendwann das eigene Leben entstehen und hervortreten kann.« aus: Ein Leben ist zu wenig
Geschichte mit Gregor. Autobiographien sind immer etwas gefärbt, um nicht zu sagen geschönt. Das geht soweit in Ordnung, deshalb schreibt man sie ja. Trotzdem würde ich nach der Lektüre dieses Buches sehr gerne zusätzlich eine kritische Biographie über Gregor Gysi lesen. Dann rundet sich das Bild vielleicht ab! Ich höre Gregor Gysi gerne sprechen, er hat Witz, ist schlagfertig und da und dort decken sich sogar unsere politischen Meinungen. Aber dass man gut reden kann, bedeutet nicht automatisch, dass man auch richtig gut schreiben kann. Die vorliegende Autobiographie ist ziemlich beiläufig erzählt und alles andere als geschliffen.
Der Schwerpunkt des Buches liegt auf der Zeitenwende, also auf den Jahren 1988/89 bis ca. 1995. Aus dem Rechtsanwalt Gysi wurde historienbedingt und umständehalber der Parteivorsitzende der SED-PDS. Mehr und manchmal weniger hat er seine, ursprünglich kommunistische Partei begleitet bis zum heutigen Tage, wo sie als DIE LINKE bekannt ist. Wie kommunistisch ist sie heute noch?
„Ein Leben ist zu wenig“ ist informationslastig, was die historischen und politischen Fakten angeht. Ein persönliches Buch ist es nicht, obwohl Privates natürlich nicht ganz ausgespart ist, ein paar Schnippselchen sind vorhanden.
Warum liest man eine Autobiographie? Um einen Menschen hinter den Kulissen kennenzulernen. Nicht nur das, was eine Person getan und unterlassen hat, ist lesenswert, sondern vor allem das Warum. Welches sind die Gründe für bestimmtes Handeln und Unterlassen? Was hat jemanden zu einem bestimmten Zeitpunkt umgetrieben. Was hat er gefühlt, über was hat er gelacht und über was hat er geweint.
All dies hat man in „Ein Leben ist zu wenig“ eindeutig nicht. Selbst wenn Gregor Gysi über durchlittene Krankheit spricht, tritt der Mensch Gysi in seiner Emotionalität, seinen Befindlichkeiten kaum in Erscheinung, ja, er bleibt in seiner eigenen Geschichte verborgen. So ist „Ein Leben ist zu wenig“ kaum etwas anderes als eine, teilweise durchaus unterhaltsam gestaltete Geschichtsstunde!
Fazit: Ein ziemlich sachlicher, faktenlastiger Gang durch die jüngere deutsche Geschichte an der Hand und aus der politischen Sicht von Gregor Gysi.
Auch wenn nicht jeder die Ansichten Gregor Gysis (Die Linke) vertritt, wird er doch oft gleichermaßen geschätzt.
Ein Mensch, der eigentlich in viele Meilensteine seines Lebens zufällig hineingerutscht ist. So vielseitig und doch ein Mann, wie du und ich.
Manchmal ironisch, mal humorvoll, mal nachdenklich und auch mal selbstkritisch begleitet man ihm mit diesem Buch durch sein turbulentes Leben.
Auch wenn der Einstieg etwas schwierig war, so erzählt er von seinem Stammbaum seiner Urgroßeltern, zieht einen das Leben von Herrn Gysi in seinen Bann
Persönlich schätze ich ihn und seine Meinungen sehr und kann mich zu 100% mit seinen Ansichten identifizieren.
Unterm Strich ein sehr lesenswertes Buch, auch für jeden der mit (linker) Politik nicht viel anfangen kann.
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Genau die kluge, geistreiche und unterhaltsame Autobiografie, die man von GG erwarten durfte. Zwar nicht allzu tiefschürfend an der einen oder anderen Stelle, aber deswegen keinesfalls oberflächlich. Wer den Menschen Gregor Gysi, seine Herkunft, seinen Werdegang und seine politischen Überzeugungen kennenlernen will, kann hier bedenkenlos zugreifen. Auch als Vorlesender enttäuscht er keineswegs, vielmehr hält er seinen hinreichend bekannten Plauderton während des Vortrags weitgehend durch und amüsiert nicht zuletzt durch ein paar Kicherer über gelungene Pointen.
Interessante Autobiographie von Gregor Gysi. Allerdings (logischerweise allgemeines Problem von Autobiographien) ist diese doch sehr stark weichgespült und geht Probleme oder Verfehlungen in der Vergangenheit gar nicht oder nur ganz am Rande an. Dies trübt den Hörgenuss aber nicht so sehr und man hört Herrn Gysi gerne zu.
Er ist einfach einer der wenigen stabilen Politiker und es war mega interessant, wirklich vieles wusste ich nicht, ob politisch oder von ihm persönlich. Das ist die erste (Auto-)Biographie, die ich gelesen habe, daher keine Ahnung, was normalerweise besprochen wird. Am Anfang haben sich die Anwaltsanekdoten teilweise sehr gezogen aber ab der Mitte wurde es spannender. Und am Ende weirdly touching. Empfehlung, das von ihm gelesene Hörbuch zu hören, es hat Märchenonkel Vibes und es ist einfach nice ihm zuzuhören.
Ich hatte zugegebenermaßen etwas Respekt vor diesem dicken Buch, das ich aber unbedingt lesen wollte, um Gregor Gysi und dessen (politische) Entscheidungen zumindest etwas besser einschätzen und verstehen zu können. Ich muss auch zugeben, dass ich mich etwas durchkämpfen musste - ist halt keine leichte Lektüre, weil es relativ trocken und sachlich, wenn auch mit etwas Witz geschrieben ist. Trotz des übermäßigen Name Droppings am Anfang (das nötig war, um die Geschichte seiner Familie nachvollziehen zu können), konnte ich etwas leichter durchblicken, je länger ich im Buch war (ca. ab Seite 80). Auch gerade die letzten 100 Seiten haben mich sehr abgeholt (das liegt vielleicht daran, dass mir der ein oder andere Name nun auch bekannt vorkam). Aufrüttelnde Erkenntnisse sollte man in Autobiografien wohl nicht erwarten, aber das war ohnehin nicht meine Vorstellung von diesem Buch.
Das Buch liest sich runter wie Öl. Mehr Geschichtsbuch als Biografie aber nicht minder spannend. Man erfährt viel über Gregor Gysi als Person der Weltgeschichte und seine Rolle in der Politik. Über emotionale, gar private Themen, fallen höchstens mal am Rande Bemerkungen. Welches man aber auch nicht erwarten sollte, wenn man dieses biografische Werk in die Hand nimmt. Abzüge gibt es lediglich im sprachlichen Stil des Buches. Es ist geschrieben, wie ein Monolog GG‘s, was natürlich oft amüsant ist, aber sich letzten Endes wie eine lange Rede liest. Manche sprachliche Kniffe haben einen Nervigkeitsgehalt mit der Zeit und passt an manchen Stellen nicht ganz für den Lesefluss. Also wirklich sehr interessantes, kurzweiliges und lehrreiches Buch mit Abzügen in der Haltungsnote.
Ein Buch von dem Wohl Einflussreichsten und beliebtesten Politiker der Linkspartei seit der Wende. Gysi erinnert sich an seine Kindheit in der DDR und setzt sich mit dieser auch durchaus kritisch auseinander. Ein Lebensgeschichte unter der Diktatur der SED und doch überzeugter Sozialist. Zwischen Kapitalismuskritik und dem Kampf für die von Honecker zu Unrecht verurteilten hat der sympathische Politiker mit seiner unvergleichlichen Rhetorik ein tolles Buch geschaffen dass auch einige geschichtliche Ereignisse in ein neues Licht rückt. Einzig und allein die teilweise Großen Zeit Sprünge müssten nicht sein. Wenn der Gysi einmal kein Zeit Limit hat beschränkt er sich so.
Die Autobiographie von Gregor Gysi (GG) habe ich sehr gern gelesen. Sie hat mir seltene wie bereichernde Sichtweisen geöffnet, die man woanders kaum finden kann. Ich habe mich auf gutem Niveau und in vielerlei Hinsicht prima unterhalten gefühlt. GG erwies sich als ein vorzüglicher Erzähler, ein starker wie wohl geübter Entertainer. Mal saß ich bis ein Uhr morgens lachend, als es um die Schuljahre und Berufsausbildung ging. GG hat einen tollen Humor, kluger, elaborierter Natur, und gute Prise Selbstironie, die bis zum Schluss erhalten bleiben und einen hier und da zum Schmunzeln und Auflachen verleiten. Die spannenden Ausführungen zu seinen Ahnen ganz zu Anfang stimmten mich nachdenklich, wie die später geschilderten Geschehnisse im Bundestag der 90-ger Jahre, oder auch manche Sätze wie: „Denkpause. Ist es eine Pause zum oder vom Denken?“ Es gibt noch mehr davon, gleichmäßig im Buch verteilt, die jedes Zitatenheft zieren können. Die Kapitelübergänge sind prima: man kann nicht anders, als doch noch nächstes Kapitel anzufangen und noch paar Seiten dranghängen usw. Selbst wenn eine Pause mal zustande kam, war ich bald wieder gedanklich beim Buch: Und wie geht es da weiter? In dieser Autobio wurde ein Stück deutscher Geschichte erzählt: das Ende der DDR, deren Übernahme vom Westen, v.a. die Art, wie das getan wurde, GG benennt konkrete Fehlerbeispiele, die anschließenden Diskussionen um die Auflösung der Partei, das Verhalten Mitglieder anderer Parteien im Bundestag, die Arroganz des Westens, und als Kontrastprogramm, wie GG und seine Parteifreunde im Ausland, in Israel, aufgenommen wurden: „Neu und fremd war für mich, dass vor dem Hotel unseretwegen eine bundesdeutsche Flagge gehisst wurde. In Deutschland selbst wurden wie unter der Flagge, die über dem Bundestag wehte, wie Leute behandelt, die nicht dazugehörten.“ Auch weitere, krassere Beispiele, wie mit Gerhard Riege, gibt es hier. Da ist sehr klar, wie nicht einfach es für ihn war, seine polit. Arbeit fortzuführen. Ein dickes Fell und viel Durchhaltevermögen gehören dazu. GG geht auch ausführlich auf die Unterstellungen der westlichen Medien ein, die ihm vorgeworfen haben, er hätte im Auftrag der StaSi gehandelt, und klärt alles lückenlos auf. Seine Kommentare bestimmter politischer Ereignisse, seine Sicht, wie es das eine oder andere erlebt hat, die Schlussfolgerungen sind spannend und auf jeden Fall wert, sie kennenzulernen: Ein ganz anderer Blickwinkel, interessante Argumentation, alles wirkt sehr erfrischend im Vergleich zu dem, was man in Massenmedien tagein tagaus serviert bekommt. Von seinen Weggefährten und Parteifreunden hört man einiges Interessantes, nur Gutes. Auch von der privaten Seite erzählt er, gerade so viel, wie man wissen mag. Der Schwerpunkt liegt aber deutlich auf seinem Beruf. GG ist der Mann der Politik, daher ist es logisch, dass es in seiner Bio um die polit. Ereignisse geht. Auch über Jugoslawienkrieg findet GG klare Worte und erklärt, warum dieser Krieg direkten Einfluss auf die Ukraine-Krise von 2014 hat. Manches wirkt als düstere Prophezeiung, die heute eingetroffen ist, s. Kap. 39. Bildhaft schildert er auch, was für Sachen SPD/Grüne-Regierung beschlossen hat, uvm.
Fazit: Diese Bio ist wie ein gutes, reichhaltiges Gespräch aufgebaut und ich war sehr gern dabei. Sie ist schon deshalb lesenswert, weil sie GGs Meinung zu vielen Ereignissen darstellt, die so erfrischend und bereichernd ist, dass man definitiv vieles verpasst, wenn man sie nicht kennt. Gleichzeitig konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier nur ein Teil der Geschichte erzählt wurde, vermutlich nur das, was dem antizipierten Leser ohne Weiteres zugemutet werden konnte. Aber auch dieser Teil ist sehr interessant: Tolle Sprüche, Gedankengänge, Schlussfolgerungen, insb. Kap. 48-50, Fragen, Interpretationen, insg. die Sicht der Dinge. Sehr lesenswert.
Fast vier Jahre habe ich gebraucht, um meine erste Autobiografie zu lesen. Angefangen als ich mit dem Lesen wieder richtig durchstarten wollte, mitten im ersten Covid-Lockdown im März 2020, beendet - vorgestern.
Warum habe ich so ewig dafür gebraucht? Gekauft habe ich das Buch weil ich Gregor Gysis Ideologie toll finde, seine Rhetorik in Reden und Ansprachen bewundere & einfach mehr über sein Leben erfahren wollte. Dann mal los.
Dass seine Erzählungen sehr einseitig sind und klare und teils sehr unreflektierte Positionen einnehmen, nimmt man bei einer Autobiografie wohl inkauf. Damit habe ich kein Problem. Aber auf das Faktenbombardement, das vor allem die knapp 400 Seiten behagelt, die die 6-7 Jahre der Wende von 1988-1995 umspannen, war ich doch nicht vorbereitet. Das mag gut und gerne an meinem historischen Wissen oder meinem eigenen Alter liegen - aber ich war an vielen Stellen und von vielen Namen überfordert, die Gysi (bestimmt auch zurecht) für selbsterklärend nimmt und in den Raum schmeißt. Dieses Buch ist nicht leicht zugänglich und (weil es für mich so war, schließe ich ganz bescheiden auch auf andere) für keine breite Leser*innenschaft geeignet. Im Jahr 2022 habe ich lediglich ein einziges Kapitel gelesen - bevor es für 9 Monate wieder im Schrank verschwand. Ich habe mich hier wirklich durchgequält. Wie viel von alledem wirklich hängengeblieben ist, traue ich mich gar nicht zu fragen. Was ich aber mitgenommen habe, ist, dass man ein Buch auch einfach mal zur Seite legen können sollte, auch wenn Autor*in und Thema einen eigentlich interessieren.
ich kann den gysi gut leiden und den ersten teil seiner autobiographie habe ich sehr genossen. seine stimme jnd seine rhetorik sind einfach unglaublich angenehm, und ich kann diesem herrn einfach nicht nicht glauben. ich kann dank seiner selbstironie und seiner fähigkeit, zu fehlern zu stehen auch über einige selbstbeweihräucherung hinwegsehen. aber als er einfach so erzählte, wie er in den 90ern ab einer veranstaltung für kinder das n-wort droppte (in bezug auf ein spielzeug, das er als kind besass), und das auch heute noch mit stolz und ausgesprochenem n-wort erzählt, da ist bei mir einiges kaputt gegangen. ich glaube ihm, dass er sich gerne für menschen einsetzt und sich auch in vielen diskussionen gegen rassismus stellt, aber er hat sich so offensichtlich kaum mit der modernen rassismusdiskussion und den anliegen schwarzer aktivisti auseinandergestzt, dass seine bemühungen für mich plötzlich den faden beigeschmack von white saviourism haben. ich wünschte mir, er wäre in dieser hinsicht reflektierter. sowas geht gar nicht. und da dacht ich grad noch, der gysi sei vielleicht doch nicht "so ein" alter weisser mann. die erzählungen aus seiner kindheit und dee zeit bis zur wende fand ich am spannendsten, danach schien mir das ganze doch einfach fast nur noch das ewige hin und her der parteipolitik zu sein.
Gregor Gysi ist mit Sicherheit ein wandelndes Stückchen deutscher Geschichte. Man bekommt einen guten Einblick darin, wie dieser Mann wurde wer er ist, warum er tut was er tut und weshalb er mal, durch Gerhard Schröder verschuldet, auf ein Dessert verzichten musste. Kurz um, alles was man wissen möchte und sollte!
Besonders für Menschen aus den neuen Bundesländern( auch wenn ich diese Unterscheidung heute nicht mehr zeitgemäß finde) ist diese Buch sehr empfehlenswert, da es einen ganz anderen Blick auf die Wende wirft, als man ihn in den meisten Medien zu sehen bekommt. Gerade was intern passierte, als die SED auseinander brach, ließ sich sehr spannend. (Ich war damals erst 5 daher habe ich vielleicht auch noch nicht genügend mitbekommen und fand es deswegen interessant.)
Es hätte für meinen Geschmack ruhig etwas politischer und weniger anekdotenhaft sein können. Wohin steuert die Linke und das linke Denken in der Zukunft und was muss passieren, damit diese Welt noch vom Neoliberalismus zu retten ist?
Herr Gysi, wenn sie es uns nicht sagen, wer denn bitte dann?
Obwohl ich erst 1978 geboren wurde, ist Gregor Gysi mir ein Begriff. Nicht nur vom Namen her. Ich weiß wie er aussieht, woher er kommt und dass er politisch sehr engagiert war. So geht es mir nicht unbedingt mit jeden Politiker...
Aus diesem Grund war mein Interesse an seiner Autobiographie groß. Ich wollte mehr über diesen sympathischen Mann erfahren, wie er mir in den Medien jetzt rüberkommt, und fragte das Hörbuch als Rezensionsexemplar beim Verlag an.
Ich hatte keine besonderen Erwartungen. Ich wollte einfach hören, was Gregor Gysi zu erzählen hat. So ließ ich mich von ihm und seiner angenehmen Stimme in seine Vergangenheit mitnehmen. Er erzählt von seinen Großeltern, seinen Eltern, wie sie sich kennengelernt haben und welches Glück sie damals gehabt haben, die Nazizeit zu überleben. Über die Großeltern, Eltern, ihre Berufe und die Struktur der Familie bekam ich einen schönen Einblick in die Kindheit von Gregor Gysi. Gespannt verfolgte ich seine schulische Entwicklung und berufliche Wahl unter den strengen Regeln der DDR. Schon hier erkennt man, welche Charakterzüge Gregor Gysi ausmachen und was ihm im Leben wichtig ist.
Ich ließ mich auf seinen historischen Bericht über die DDR, ihre Auflösung und die schwere "Integration" in die BRD, ein. Auch seinen Weg vom Anwalt zum Politiker, trotz vieler Rückschläge, Anfeindungen und Stress, der sich gesundheitlich niedergeschlagen hat, verfolgte ich neugierig. Hier bekommt man viele Einblicke in seine Gefühlswelt, musste er doch einer Menge an Schmähungen, Hass, Beleidigungen und offener Feindschaft ins Auge blicken. Und doch hat er nie aufgegeben, was mir sehr imponiert!
Auch nimmt uns Gregor Gysi in seine Familie mit und gewährt uns Einblicke in Privates, wie seine Kinder und seine (gescheiterte) Ehen.
Über sein politisches Leben berichtet er sehr intensiv und ich folgte ihm gerne, da mir vieles, das er erwähnt, aus TV, Radio und der Zeitung bekannt vorkommt und in Erinnerung geblieben war. Es hat mir gefallen seine Meinung zu hören und seine Sicht der Dinge zu erfahren.
Ich hätte ihm ewig zuhören können, da er im Rückblick über einiges lachen und schmunzeln kann.
Da dies eine Autobiographie ist, ist sie natürlich so gefärbt, wie der Autor alles gesehen, gefühlt und erfahren haben will. Doch das störte mich nur wenig. Irgendwann möchte ich eine Biografie über ihn lesen, um mir einen anderen / weiteren Eindruck zu dem Mensch Gregor Gysi machen zu können.
Zum Hörbuch: Als Hörbuch absolut empfehlenswert, da Gregor Gysi, wie oben bereits erwähnt, das Hörbuch selbst eingelesen hat und ein wunderbarer Vorleser und Erzähler ist. Dadurch fühlt man sich, als würde man ihm gegenübersitzen. Durch sein angenehmes Erzähltempo zeigt er hier sein Können als Entertainer, der es über Jahrzente gewohnt ist, Menschen zu unterhalten und auf seine Seite zu ziehen.
Fazit: Wer sich für Gysis politische Bühne und die seiner Partei(en) interessiert, die DDR durch seine Augen kennenlernen möchte und wissen will, welche Punkte aus der Presse, die ihn betreffen, er hier geraderücken will, ist mit diesem Hörbuch sehr gut bedient. Wer tief in die Seele eines Herrn Gysi versinken und ihn als Mensch verstehen und seine Gefühlswelt durchleuchten will, wird enttäuscht werden. So privat wird der Autor nie. Der Fokus liegt eindeutig auf der historischen Ebene, auf dem Zusammenbruch der DDR, der Wende, der Parteilandschaft und der politischen Arbeit in der BRD.
Die Biographie des bekannten und beliebten Politikers erzählt von den zahlreichen Leben des Gregor Gysi: als Familienvater, Anwalt, Politiker, Autor und Moderator. Seine Autobiographie ist ein Geschichts-Buch, das die Erschütterungen und Extreme, die Entwürfe und Enttäuschungen des 20. Jahrhunderts auf sehr persönliche Weise erlebbar macht. "Erstaunlich, was sich alles ereignen muss, damit irgendwann das eigene Leben entstehen kann." (Verlagstext).
War doch nicht alles schlecht? Gysi gibt hier z. B. seine bekannte Anekdote zum Besten, wie er während einer diplomatischen Frankreichreise die Mona Lisa im Louvre sah, am Ende des Tages aber aufgrund des teuren Museumsbesuches kein Geld mehr besaß, wohingegen den DDR Bürgern kulturelle Angebote ohne finanzielle Hürden offenstanden. Das Herz geht einem bei diesen Worten auf und das Bild einer unvollkommenen, aber echten Alternative zu dem kapitalistischen Wahnsinn, der uns heute umgibt, ist so verlockend, dass man wünschte es hätte wirklich eine gegeben. Später beklagt der Autor sich darüber 200 Ostmark zurückgegeben zu haben, die er, wenn er die Reaktion seines Gegenübers richtig gedeutet hat, wohl auch hätte behalten können. Ja, man musste sich hier und da durchmogeln in der DDR, pfiffig sein, auch mal die Klappe halten, die Ohren dafür immer aufsperren. Der Text gibt uns ein sehr menschliches Bild von Gysi: sympathisch, offen und authentisch erzählt dieser von sich, den politischen Verhältnissen, was ihm möglich und was nicht möglich war, damals.
Hier und da beklagt der gute Gysi auch mal die Proteste der jungen Leute, die Freiheit forderten, wie das junge Leute eben so an sich haben. Dabei war's doch eigentlich ganz schön, abgesehen von der schlechten Organisation und der einen oder anderen Fehlentscheidung, oder? War da nicht was mit Vertragsarbeitern, die nicht heiraten, dafür aber ausgebeutet werden durften? Wie waren denn so die Haftbedingungen für politische Häftlinge und wie viele davon gab es? Das sind alles so Dinge, die mit dem Leben des guten Anwalts nicht direkt in Verbindung standen, nennen hätte er sie aber doch können. Durch diese Auslassungen entsteht das Bild eines sehr zugewandten, menschlichen Charakters... der doch einen großen blinden Fleck besitzt, den er bei seiner Intelligenz nicht hätte haben dürfen -- und das verdirbt einem den Lesegenuss dann irgendwann doch.
Streitbarer Politiker mit unterhaltsamer Autobiographie
Gregor Gysi, ehemaliger Vorsitzender der Linken, hat seine Autobigraphie geschrieben. Als Politiker mag er streitbar sein, aber als Autor hat er sein Leben wunderbar geschildert: kurzweilig, selbstkritisch und spannend. Geboren 1948 hat Gysi das Nachkriegsdeutschland, die DDR, die Wiedervereinigung und die Bundesrepublik im neuen Jahrtausend erlebt und zu jedem Abschnitt weiß er spannende Geschichten aus seinem privaten und politischen Leben zu erzählen. Genau diese Mischung macht das Buch so unterhaltsam. So erfährt man die Hintergründe seines politischen Lebens, Dinge über den Politzirkus im wiedervereinigten Deutschland, die man ansonsten kaum erfahren hätte. Der Leser erfährt, wie aus dem jungen Rechtsanwalt Gysi der Politiker wurde und wie dieser sich dann durch die bisweilen harten Stürme des Politiklebens schlägt. Besonders beeindruckt hat mich, dass Gysi Fehler offen zugibt - berufliche und private, denn seine Familie hat es mit dem immer arbeitenden Politiker nicht leicht gehabt. Der Stil ist toll, denn Gysi hat einen trockenen Humor, der mich prima durch die 583 Seiten getragen hat. An den angebrachten Stellen bleibt der Ton aber sachlich und das ist auch gut so. Empfehlenswerte Lektüre für alle, die sich für Politik und deren besondere Menschen interessieren.
Gregor Gysis Autobiografie, von ihm selbst gelesen, ist ein wirklich interessanter Einblick in die (deutsch-)deutsche Geschichte: DDR, Wiedervereinigung, die PDS der 90er und die Linkspartei der Zeit danach - Gysi hat viele interessante Epochen der deutschen Geschichte erlebt und teilweise mit beeinflusst. Davon erzählt er in diesem Buch auf sehr angenehme Art und Weise. Auch wenn man nicht in allen politischen Fragen mit Gysi und seiner Partei übereinstimmt, so muss man doch anerkennen, dass es sich um einen herzlichen, eloquenten und kompetenten Politiker handelt, der immer sympathisch und humorvoll bleibt. Für mich persönlich (da vor der Zeit, die ich selbst politisch wahrgenommen habe) war zum einen Gysis durchaus ambivalentes Verhältnis zur DDR und zum anderen sein Bericht über das schwierige Ankommen seiner Person und seiner Partei in der vereinten Bundesrepublik. Besonders hervorheben möchte ich das Hörbuch, Gysis Stil ist (durch seine Jahre als Politiker und Redner geprägt) ein mündlicher und da scheint es mir die eigentlich wahre Form zu sein, sich das Buch von ihm selbst vorlesen zu lassen. Ein aufschlussreicher und angenehmer Hörgenuss!
Ich habe noch nie die Linke gewählt, auch nicht die Vorgängerin PDS und für die SED war ich erstens zu jung und zweitens auf der falschen Seite der Mauer. Ich bin auch in einigen Punkten anderer Meinung als Gregor Gysi. Trotzdem ist er mein deutscher Lieblingspolitiker. Seine Reden kann man verstehen, weil er jedes Thema ohne eine Flut von Fremdwörtern oder Fachbegriffen und auch ohne verschachtelte Bandwurmsätze behandelt. Er hat eine feste Haltung und dadurch eine beneidenswerte Selbstsicherheit, die manchmal zu einer gewissen Selbstgefälligkeit führt, die ihm aber gegönnt sei. Im Gegensatz zu vielen anderen Politikern ist er nicht arrogant, sondern sehr nahbar, oft selbstironisch, schlagfertig, manchmal sogar frech, aber immer sympathisch. Seine Autobiographie ist sehr interessant, vor allem die Geschichte seiner Eltern, aber auch seine eigene Kindheit, Jugend, Schule, Studium und seine Arbeit als Jurist haben mich sehr beeindruckt. Mein Highlight ist, wie er sich um den Wehrdienst gedrückt hat. 😄
Ich habe das Buch wirklich sehr genossen und schnell lesen können, da Gregor Gysi einfach schreiben kann und noch dazu auch spannend und sehr lustig. Da es sich um eine Autobiografie handelt (das gilt für alle Autobiografien), muss man sich einstellen, dass es die Sicht und die Perspektive der erzählenden Person beinhaltet. Wenn man jetzt nicht die gleiche politische Haltung oder die Dinge anders sieht, dann ist dieses Buch, wie bei allen Autobiografien nicht für jemanden geeignet. Das Buch schildert die Familiengeschichte der Familie Gysi, um danach von der Geburt bis ins Jahr 2017 geschildert wird. Die meisten Seiten widmet Gregor Gysi dem Zeitraum von 1989 bis 1994. Auch vor der Wende erfahren wir von seiner Sicht, das Leben und seine Realität der DDR. Leider sind die Ereignisse nach 1994 schneller erzählt worden, was ich Schade fand. Aber trotzdem eine lesenswerte Autobiografie, mit viel Humor.
In seiner Autobiographie "Ein Leben ist zu wenig" beschreibt Gregor Gysi sein politisches Leben in der ehemaligen DDR und der Bundesrepublik. Sein anekdotenhaftes Erzählen erinnert zwar an ein sehr plauderhaftes Gespräch, aber der Inhalt ist sehr interessant. Allerdings werden die spannenden Konflikte zwischen ihm und Oskar Lafontaine und Sahra Wagenknecht werden aber nur gestreift. Das persönliche Leben Gysis wird nur in kleinen Teilen behandelt, Zum Einen zum Schutz seiner Kinder, zum Anderen aus nicht bekannten Gründen.
Der Schreibstil ist sehr locker und ist oft sehr plaudernd. Das muss man mögen, ansonsten wird man keinen Spaß an diesem Buch haben.
Ich fand am Anfang das Buch etwas kunterbunt, da ich - genaugenommen - die Entwicklungen des Autors in der DDR nicht nachvollziehen konnte. Spannend wurde es aber mit der Wende! Genial finde ich die Voraussagen des Autors bezüglich der SPD-Kanzlerschaft unter Gerhard Schröder: erweiterter Niedriglohnsektor, den prekären Beschäftigungen und der nun folgenden Altersarmut. Die SPD erlebte einen Absturz von dem sie sich nicht mehr erholte und die Linke erlebte unter Gysi ihren Aufstieg.
Ich habe mir von dem Buch schon einiges erwartet. Schließlich ist Gregor Gysi ein brillianter Rhetoriker - egal wie man politisch zu ihm steht. Aber, das Buch begann schon recht chaotisch als er seine Familienherkunft schildert. Irgendwann fragt er dann auch, ob man noch den Überblick hat. Im weiteren Verlauf packt einem das Buch nicht wirklich. Wenn es mal wirklich richtig interessant war, wurde es danach wieder fade.... Fazit: Ich höre ihn lieber reden, als ihn zu lesen.
Ganz gleich wie man Gysi politisch findet (und seine mittelmäßige Analyse sozialistischer Staaten kommt hier nicht zu knapp, siehe seine Kritk an Castro), sein Schreibstil ist doch so unterhaltsam und seine Observationen zu Dingen, die alle Linke irgendwann plagen (sich durchs Kapital quälen, obwohl man Engels bevorzugt: das beschreibt Gysi mit viel Humor und Einsicht) so pointiert und charismatisch, dass man das Buch allen Genoss*innen empfehlen kann.
Das hätte wirklich gut werden könnne, der Mnn ist interessant hat eine interessanten Hintergrund eine interessante Biographie und dann schämt er sich nicht die Selbstbeweihräucherungnummer abzuziehen. Schade.
Grundsätzlich spannend, er beschreibt Erlebnisse und Begebenheiten, die aus seiner Sicht relevant für ihn und seine Karriere waren. Die Erzählungen sind distanziert und sachlich.