Sie hausen in Schlössern in den Karpaten – oder besuchen die Highschool; sie schlafen in uralten Gruften oder genießen ihr Luxusleben in Manhattan. Sie sind hässliche Monster, smarte Verführer, Zombies oder Vorzeige-Spießer. Und sie haben uns den größten Fantasy-Hype des 21. Jahrhunderts beschert. Gunther Reinhardt verfolgt die Karriere der Vampire von 1725 an, als die Leiche des Serben Peter Plogojowitz gepfählt und verbrannt wurde. Er begleitet ihren Weg vom Grabgespenst über Lord Ruthven und Dracula bis Edward Cullen aus Twilight. Und er zeigt, was der Vampir verkörperte und zeitweise politisch bedeutete, für welche Ängste er jeweils stand und welche Wandlungen er in Filmen, Romanen und TV-Serien erlebt hat und weiterhin erlebt.
Der Vampir lauert uns immer und überall auf. Er ist das Chamäleon unter den Ungeheuern, ein Mythenmix, der sich in alles verwandeln und alles verschlingen kann. Er kann für unsere Habgier, unsere Unersättlichkeit, unsere geheimen Sehnsüchte, unsere dunklen Fantasien stehen, für die hedonistische Singlegesellschaft, für den Raubbau, den wir an der Natur betreiben, für weibliche Selbstverwirklichung oder patriarchalische Strukturen, für ödipale Fantasien oder Askese, für politischen Umbruch oder das reaktionäre Regime, er ist mal Imperialist, mal Revoluzzer, und immer, wenn man einen Augenblick nicht aufgepasst hat, hat er schon wieder die Seite gewechselt.
In just 100 pages, Volker Reinhardt takes a condensed look at the question of what actually constitutes the monstrous figure of the vampire.
"Since the 18th century, the vampire has continued to spread and has undergone several metamorphoses: first it was a mythical-folkloristic grave ghost, then the object of scientific-publicistic discussions and polemics, it transformed itself into a literary and cinematic figure, and finally became a superstar of pop culture."
He touches on the mythological relatives of the vampire such as the Greek Lamia, the Scandinavian Draugr or the Phillipine Aswang, embarks on a journey of discovery through historical vampire sightings in Serbia and examines the biographies of Elizabeth Bártory, Vlad III and Eleonore von Schwarzenbach. Above all, however, he deals with the cultural phenomenon of the vampire.
"The vampire is a crossover specialist. He can do horror, fantasy, science fiction, comedy and drama."
The numerous literary adaptations of Le Fanu's Sapphic vampire tale “Carmilla” to the glittering Meyer's vampires. He tells of B-movies and black-and-white classics, of forgotten series and the vampires we probably all have in mind. And it's all entertaining too.
A nice introduction to the rabbit hole of vampires and just the right size for your jacket pocket.
Reinhardt beschreibt auf unterhaltsame Weise den Werdegang eines der liebsten Monster der Popkultur und zeigt anhand von Literatur- und Filmgeschichte wie wandelbar eben jenes Ungeheur ist. Mal dunkler Graf, mal Teenieschwarm begleiten mich persönlich Vampire seit der Kindheit und üben genauso lange bereits Faszination aus. Auf 100 kurzweiligen Seiten bekommt man hier einen sehr guten Querschnitt durch die 300 Jahre Popkultur und lernt zudem, wo der ganze Spaß denn eigentlich angefangen hat.
Mein Kritikpunkt ist jedoch, dass Reinhardt sich ausschließlich auf Literarische und Filmische Werke beschränkt und dabei ein wichtiges Medium des späten 20. und 21. Jahrhunderts außer Acht lässt: Videospiele.
Insbesondere in den Unweiten des Gaming Universums treiben Vampire seit Jahrzehnten ihr Unwesen und sind immer wieder Protagonist und Antagonist ganzer Spielreihen. Man denke hier zum Beispiel an die Reihe „Castlevania“, welche seit den 1980er Jahren bei Konami erscheint, für diverse Konsolen, Handheld und Automaten erschienen, und mittlerweile bei Spiel Nummer 21 angekommen ist. Besonders verwunderlich, da er die Netflix Adaption erwähnt. Leider aber auch die einzige Erwähnung eines Spiels.
Alles in allem kann ich das Werk nur jedem ans Herz legen, der sich für das Phänomen Vampir in der Popkultur und dessen Entwicklung a la „Wie sind wir eigentlich an diesen Punkt gekommen?“ interessiert.
In dieser Reihe werden Themen auf 100 Seiten kompakt und übersichtlich - und überraschend witzig - präsentiert. Ich habe dieses Büchlein in einem Museumsshop entdeckt und war vom ersten Satz direkt amüsiert. Zwar gibt es für "irre Vampir-LARPer" (Zitat "Knights of Badassdom") keine wirklich neuen Erkenntnisse, aber dafür prima Übersichten, um eventuelle Wissenslücken zu füllen. Falls ihr euch also mit der Geschichte des Vampirmythos und den neueren Interpretationen beschäftigen wolltet, seid ihr mit 100 Seiten schnell schlauer!