Heinz Strunks Geschichten. Lange, kurze, ganz kurze. Zum Teil knüpfen sie an bekannte Strunk’sche Themenwelten an, Einsamkeit, Sexualnot, Körperverfall, Alkohol, Übergewicht. Sie sind aber anders geschrieben als Strunks vorherige Bücher: immer pointiert, aber oft nicht komisch, manchmal absonderlich, traumlogisch, düster, grotesk, so zum Beispiel die Geschichte von dem DDR-Bürger, der durch politische Verfolgung so gebrochen wird, dass er die Wende als perfides Zersetzungsmanöver des Regimes missversteht und seine graue Zonenwohnung nie mehr verlässt. In anderen Stücken verabreden sich Kleinwagen zum Aufstand gegen die Menschen, erlebt Axl Rose von Guns n' Roses auf dem Hamburger Kiez seine Höllenfahrt, verwandelt sich eine Schönheitskönigin durch Arbeit im Schnellimbiss in eine alte Vettel, wird ein Mann an der Autobahn auf einem Windrad gekreuzigt, gerät eine Wilhelm-Busch-Expertin im Radio komplett aus der Fassung.
Vor einigen Jahren hat Heinz Strunk eine Sammlung mit Erzählungen von Botho Strauss herausgegeben; die kurze Form liegt ihm am Herzen. Dies ist mithin kein Nebenwerk, keine Sammlung von Gelegenheitstexten, sondern ein Buch, in dem Heinz Strunk als Autor wieder ein Stück weiter zu sich kommt.
The musician, actor and writer Heinz Strunk (legal name Mathias Halfpape) was born in Hamburg in 1962. His memoir "Meat is my Veg" has sold half a million copies. It has since been adapted into a prize-winning radio play, an operetta at the Hamburger Schauspielhaus and also a feature film. "The Golden Glove" topped the bestseller lists for months and was nominated for the Leipzig Book Fair Prize 2016. In autumn 2016, he received the Wilhelm Raabe Prize. Strunk is a founding member of the cult comedian trio "Studio Braun" and had his own television show on VIVA.
Is Heinz Strunk a German variation of Ottessa Moshfegh with added humor? It's a scandal that none of his books have been translated into English yet - this guy went from being the darling of the Hamburg underground to becoming a major literary figure in Germany. What makes him so special is that he touches upon human fears and weaknesses and shows both their comic and their tragic aspects, thus throwing the reader in a state of emotional confusion. What Strunk never does though is to ridicule his (often failing) protagonists, because at the core, his writing is deeply humane.
This short story collection ("The Little Tea Man") is more on the serious, solemn side of his work, but once again shows his love for the grotesque. While many of the protagonists live in precarious situations, it would be a mistake to think that this author is only giving a voice to the disenfranchised: The stories point far beyond that, Strunk writes about society as a whole. Major themes are fear and loss: Fear of not living up to one's potential, of missing out, of failure; and the loss of youth, dreams, and ambitions. Anger and disillusionment are brewing in many of the characters, and when these feelings do not come out, they manifest an even scarier, more unsettling resignation.
Language plays a major role as well, as Strunk often highlights the ability of language to expose speechlessness - this might sound contradictory at first, but Strunk writes conversations full of common speech patterns and remarks in order to expose the inability of his characters to really connect with each another.
Even for Strunk, "The Little Tea Man" is a pretty dark book (and this guy wrote about a serial killer before, here's an English excerpt: https://www.rowohlt.de/catalogue/hard...). I hope he'll get translated soon - this is highly relevant (and, in Germany, bestselling) literature that shines a light on the more edgy face of modern German lit, which is currently pretty much overlooked when it comes to books translated from the German.
Ich mag ja eigentlich keine Kurzgeschichten. Das liegt nicht daran, dass mich Kurzgeschichten nicht ansprechen, denn einige Autoren waren meiner Meinung nach in der kurzen Form am besten (Kafka, Poe). Aber solche kurzen Geschichten trägt man nicht so lange mit sich rum wie einen Roman und deshalb bleibt (bei mir) wenig haften.
Gerade bei so einem fabelhaften Band wie dem Teemännchen denkt man ständig, wenn eine Geschichte endet: Das ist großartig. Großartig beobachtet, großartig geschrieben, auf den Punkt. Diese Geschichte muss ich mir merken. Und dann kommt die nächste Geschichte, und man denkt dasselbe wieder. Und wieder. Und wieder. Und am Ende legt man das Buch nach 50, zum Teil wirklich sehr, sehr kurzen Geschichten zur Seite und es passiert, was ich beim Lesen befürchtet habe. Wirklich im Gedächtnis haften geblieben sind die völlig verrückten Geschichten, die surrealen: Der Mann am Windrad, der Mann, der sich die Toilette runterspült. Dabei, sind das die Besten?
Sie sind beileibe nicht schlecht. Aber die ganzen anderen Geschichten, deren Plot man leicht vergisst, weil ihre „Helden“ so unbedeutende Allerweltstypen sind, die mit den geplatzten Träumen und den außer Form geratenen Körpern: Diese Geschichten sind es, die dem Band einen so traurigen Unterton verleihen. Und in der Tat ist ganz vieles, was man hier liest, zutiefst deprimierend, dabei aber oft voller Empathie, mit einer guten Prise Humor, hin und wieder skurril, immer gut und knapp formuliert.
Mir hat schon Der goldene Handschuh ausgesprochen gut gefallen. Jetzt muss ich mehr von Strunk lesen!
Kurzgeschichten von Strunk geschrieben und gelesen - so vielfältig und abgründig wie das Leben selbst. Die Stories gehen von ganz, ganz kurz (unter einer Minute) bis mehrkapitelig (im Hörbuch, also so ca. 15 Minuten) und erzählen von kaputten Typen, verloren gegangenen Träumen, dysfunktionalen Beziehungen und allerlei skurrilen Alltagsbeobachtungen. Bei den meisten Geschichten überwiegt ein düsterer Eindruck: Keiner beschreibt das üble, abgeranzte, angeschimmelte, widerlich-modrige so gut wie Heinzer.
Da kehrt Axl Rose in einer Reeperbahnkneipe ein ("Ein Weltstar"), da begleitet ein junger Mann seine neue Freundin (wenn sie es ist denn ist) auf einen sehr merkwürdig-ostalgischen Heimatbesuch ("Jenny Müller"), da verwirlicht sich eine einsame Bloggerin online #inyourface ("Yummy Whoop Fuck"). In your face, auf ganz widerliche Weise, auch die Masche der beiden Bartypen in der Studentenklitsche "Madhaus", brrrr. Ich habe herzlich abgelacht bei "Fred Perry" (der versuchte Einkauf nach einem Zahnarztbesuch), mich orgendlich fremdgeschämt bei "Klaus & Klaus" (Geburtstagsfeier in der alten Dorfheimat) und "Janine" (Kennenlernen an der Hotelbar) und mich sehr über das Ende des sehr gut durcherzählten "Das schwarze Loch" (Hotelzimmer mit "Eigenleben") gefreut.
Gute Unterhaltung also allemal, und ich kann gar nicht sagen, ob mir die ganz kurzen, mittleren oder längeren Geschichten am besten gefallen haben. In allen drei Kategorien waren einige wirklich exzellent pointierte Erzählungen dabei, doch gab es ebenso einige - wenige - Ausreißer, bei denen mir noch etwas gefehlt hat. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Wer Strunz' Humor mag, wird bei diesem Hörbuch bestens bedient.
Die ganz kurzen Texte sind nicht so toll. Das hat was Poetry-Slam-haftes. Aber die Längeren sind so pointiert, genau beobachtet und rücksichtslos (auch frei von jeder political correctness), dass es einem beinahe übel wird. Und humorvoll ist es natürlich auch. "Die Zeit" hat geschrieben: "trostloser wird's nicht", und das trifft es schon recht gut.
(Disclaimer: Ich höre das Hörbuch, gesprochen vom Autor. Und er liest das sehr schnoddrig. Was toll ist, weil er mit den eigenen Sachen immer etwas schlampig umgeht (er liest mal zu schnell und verschluckt Sachen, oder spricht auch mal was falsch aus und lässt es aber so stehen). Das gibt ein gutes, sympathisches Verhältnis zum eigenen "Werk" wieder - er nimmt es zwar ernst, aber sich selbst nicht zu wichtig.
Habe das vom Autor selbst eingelesene Hörbuch bei Spotify gehört.
Abgründige, bitterböse und trotzdem lustige Geschichten unterschiedlicher Länge. Im direkten Vergleich hat mir sein aktueller Kurzgeschichtenband „der gelbe Elefant“ besser gefallen. Wahrscheinlich weil ich den gelesen statt gehört habe. Strunk trägt super vor, auf die Dauer wird es mir aber etwas eintönig. Vielleicht sollte man immer nur einige wenige Geschichten hintereinander hören. Deshalb werde ich mir bei Gelegenheit noch die gedruckte Variante besorgen.
Das “Teemännchen“ vereint 50, zum Teil sehr kurze, Geschichten. Berichtet wird einerseits über die Alltagsmenschen, die nicht besonders sind, sondern eher unscheinbar sind oder ein paar Kilos zu viel haben, andererseits aber auch über die “gescheiterten“ Drogendealer und Kleinkrimminelle. Alle Geschichten greifen das normale Leben auf. Heinz Strunk hat die Menschen hier sehr gut beobachtet und großartig beschrieben. Er hat ein gutes Gespür für menschliche Züge, Verhalten, Eigenarten und Makel. Oft geht er in seinen Erzählungen dabei schonungslos über meine Schmerzgrenzen hinaus. Er schreibt mit Humor, Ironie sowie Empathie und regt durch klare kurze Beschreibungen dennoch zum Nachdenken an. Mir hat dieser Band sehr gut gefallen und das ein oder andere Werk von Herrn Strunk wird nun sicherlich auf meine Wunschliste wandern.
Ach, Herr Strunk hat mir mit seinen skurrilen, entrückt bescheuerten aber manchmal auch so unendlich wahren Kurzgeschichten einen ganzen Tag Tapete wegkratzen in meinem neuen Häuschen versüßt.
In gewohnter Strunk-Manier werden hier alltägliche Menschen mit all ihren Macken und Fehlbarkeiten bitterböse beleuchtet. Nicht selten hallte ein erstauntes Lachen, ein fieses Kichern oder ein großes Seufzen durch die nackten Mauern meines neuen Heims. Manche Erzählungen waren mir dabei allerdings etwas zu unpointiert und sind zu sehr dahingeplätschert - bei so einer Sammlung können ja nicht alle abreißen, das versteht sich von selbst.
Strunk ist, obwohl oft unbequem, einfach unterhaltsam und macht Spaß. Richtig schön für Zwischendurch und Nummer zwei meiner Strunk-Bibliographie.
(Was ich von dieser Beschreibung von fettleibigen Menschen halten soll, weiß ich immer noch nicht. Ich finde es etwas schwierig, allerdings gehört es auch zur Art des Autors, jeden Menschen sarkastisch überspitzt, Tendenz ins Ekelhafte, zu beschreiben. Wer dazu eine Meinung hat, gerne mal Stellung nehmen.)
Unbezahlte Werbung / gehört auf Spotify / @roof_music_
Unterhaltsame Sammlung an Kurzgeschichten in typischer Strunk-Manier: Er zeigt die Menschen, wie sie sind, und das gereicht ihnen meist nicht zum Vorteil. Der Grat zwischen Beschreibung und Lästern ist schmal. So kann ich mir zum Beispiel nicht vorstellen, dass viele dicke Menschen Fans des Autors sind. Eigentlich immer, wenn jemand minderbemittelt und sozial schwach ist, ist er bei Strunk auch dick und unansehnlich. Klar, die Statistik zeigt schon irgendwie in diese Richtung, aber mir war es nach einer Zeit allzu plakativ.
Inhalte und Qualität der einzelnen Stories schwanken. Manchmal schließt sich der Kreis, manchmal stand bei mir aber auch nur ein großes Fragezeichen am Ende so mancher Kurzgeschichte. Fazit: Von den Schönen und Reichen schreibt Strunk kaum, die Gescheiterten schildert er schonungslos. "Der goldene Handschuh" liegt bei mir nicht ganz ohne Grund immer noch auf dem Lesestapel: Wenn schon Kurzgeschichten teils so bitter und bissig sind, müssen die richtig harten Werke des Autors echt nichts für schwache Nerven sein.
"Das Teemännchen" ist eine Sammlung aus Kurzgeschichten und Miniaturen, allesamt Portraits von Menschen, die auf der Schattenseite des Lebens leben. Strunk hat selber mehrfach gesagt, dass die meisten Menschen kein glåckliches Leben hätten und dass es eigentlich kaum jemanden gäbe, der darüber schreibt. Ich habe dem Buch drei Sternchen gegeben, weil es recht unausgeglichen ist. Oft sind gerade die längeren Teile (Stories?) grandios. Mir gefiel das Portrait der Sexbombe, die als Imbissverkläuferin altert und am Ende im Keller landet. Grenzenlos traurig. Auch die Story von Klaus und Klaus. Und wie immer schafft es Strunk, dass man inmitten all des Elends, das er beschreibt, trotzdem laut auflachen muss. In der U-Bahn und im Bus. Dabei bringt er uns nicht dazu, die Figuren auszulachen, er gibt sie eigentlich (fast) nie der Lächerlichkeit preis. Aber unser aller Glücksstreben, das so oft schief geht, das ist oft lustig oder gar lächerlich und eigentlich lachen wir damit auch über uns selber.
Heinz Strunk lesen ist wie wie RTL2 auf Crack und doppelter Geschwindigkeit schauen.
Dieses Buch erweckt Nostalgie nach der Ostblock Tristesse, die man als verwöhntes Stadtkind nie hatte. Schnell geschriebene, brilliant beobachtete, lebensnahe und trotzdem komplett absurde Geschichten zwischen grausig-düster und unfassbar lustig. Strunk macht absolut süchtig und trotzdem fragt man sich mit jeder Geschichte erneut, was für ein schlechter Mensch man eigentlich ist, sich sowas reinzuziehen und das auch noch zu genießen.
In einem Ruck durchlesbar, beschreibt Heinz Strunk in seinem Buch "Das Teemännchen" den Alltag oder auch Schnappschüsse aus dem Leben verschiedener Leute, die auf ihre Art und Weise mit sich und der Welt hadern. Ein sich wiederholendes Motiv in dieser Kurzgeschichtensammlung ist hierbei vor allem die Nostalgie, das sich sowohl mehrfach in Wiedersehensszenarien zeigt, in dem Charaktere nach etlichen Jahren seit ihrer Schul- oder Ausbildungszeit wieder aufeinander treffen, oder aber in Wende- bzw. Kurz-nach-Wende-Geschichten, in denen der für viele deutlich spürbare Wende-Schock beschrieben wird.
Es geht im Allgemeinen um kleine wie größere menschliche Fehler, um misslungene Lebensgeschichten, das Altern und das Spießertum, dem man sich doch eigentlich so lange entziehen wollte und, wo man sich jetzt, bei genauerer Betrachtung, nun zum großen Entsetzen, doch irgendwie wiederfindet. Tristesse, Langeweile, Eintönigkeit, dabei aber immer wieder gewürzt mit kleinen humorvollen Schoten hier und da. Heinz Strunk hat es in "Das Teemännchen" geschafft, mich als Leserin auf eine Reise durch verschiedene Lebensabschnitte fremder Leute zu nehmen, als würde ich selbst abends auf einem Sofa sitzen und mich Kanal für Kanal durchs Programm zappen (btw meine persönliche Freizeithölle), ohne dabei zurückzuschalten. Bisschen wie in Die Fahrt oder Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot, nur eben, dass die Geschichten der Charaktere sich nicht überschneiden.
Es ist wie ein Unfall, ich will das eigentlich alles gar nicht so mitbekommen, aber kann mich dem Dargebotenen dann doch nicht entziehen. Ich hab mich geekelt, hab die Langeweile fast schon selbst gespürt, war dann doch irgendwie unterhalten, hab mit gehofft und auch mehrmals laut lachen müssen. Das alles muss man auch erstmal in einem Buch schaffen. Dafür gibt's von mir 4 Sterne.
Es wird oft gesagt, dass sich die Tragödie hinter der Maske der Komödie verbirgt, dass der Clown der traurigste Mensch der Welt ist, aber in der Lage, die Menschen über ihr eigenes Unglück zum Lachen zu bringen. Das gilt auch für den Humoristen, der die Fähigkeit besitzt, Details, die jedem entgehen, einzufangen und sie dem abgelenkten Menschen aus einem bestimmten Blickwinkel zu präsentieren, der ihn zum Lachen und gleichzeitig zum Nachdenken bringt. Das gilt auch für diese Sammlung von Kurzgeschichten, die von kurz bis sehr kurz reichen, bis sie auf ein paar schillernde Witze reduziert sind. Die Themen sind höchst unterschiedlich und, wie so oft in Sammlungen, ist die Qualität nicht ganz homogen. Auf jeden Fall ein interessanter Einblick in das Leben der deutschen Provinz, mit all ihren Eigenheiten.
My friend Thomas gave me this books a while back as a present, I remember he specifically told me it's a collection of short stories from Heinz Strunk. And so normally I never read books in parallel but I realised that short stories are fine to read in parallel to another book so that's what I did here for the first time. So far, so interesting. Not.
Anyway, the short stories go from half a page to fourteen or so pages, and they are often about some weird/disgusting/middle aged weirdos in bizarre/absurd/shitty situations. I guess that is why it's good to read in parallel, since after a while the stories get a bit much. But I do enjoy some of Strunk's observations and find them pretty close to real every day life. But yeah, it can be a bit disgusting at times.
"Ich habe die Gelegenheit verpasst, mich selbst, so wie ich bin, hinter mir zu lassen und so zu werden, wie ich noch sein könnte" lässt Strunk einen verzweifelten, den Text vergessenden Schauspielanfänger kurz vorm Vorsprechen aufsagen. Es ist ein Schlüsselsatz dieser Sammlung kurzer Erzählungen. Ein bisschen wie die Fortsetzung des Goldenen Handschuhs liest es sich, denn auch hier werden in finstersten Farben verlorene, verfallende Charaktere beschrieben - aber auch "ganz normale, glücklos verlaufene Biografien", wie der Autor es in einem Interview 2018 erklärte. Angereichert ist es mit bitterem "Hardcore"-Humor.
Strunk zelebriert wieder mal seine Vorliebe für Hässlichkeit bzw. ungeschönten Realismus. Bei vielen der Geschichten hätte man sich eine ausführlichere Version gewünscht, denn so geniesst man sie zwar, aber am Ende vermischt sich in der Erinnerung doch alles zu einem 'Brei'. Ich fand u.a. die Story über den misslungenen Aufriß an der Hotelbar perfekt geschildert. Wie sich die Gefühlslage mit zunehmendem Frust und Alkoholkonsum immer wieder verändert.
in „das teemännchen“ werden auf eine ehrliche, unverschönende, teils hämische art alltägliche menschen (und besonders gescheiterte existenzen) porträtiert, wie sie in unbequemen und unbehaglich tristen atmosphären der deutschen provinz (vor sich hin) leben. es ist eine sammlung über menschlichen verfall.
jemand anderes hat diese kurzgeschichtensammlung als „literarisches assi-tv“ beschrieben, und ich weiß definitiv, was gemeint ist. ich fand es teils auch problematisch, die ansichten der protagonist:innen sind so unkommentiert stehen zu lassen, aber irgendwie tat es auch gut, sich darüber selber gedanken zu machen und keine politisch korrekte analyse nachgeliefert zu bekommen.
manche geschichten waren mir persönlich zu unpointiert, andere haben mich hingegen tief berührt.
Also eins Vorne weg. Ich LIEBE den sprachwitz und einfach die Art und Weise wie Strunk sehr detailgetreu Menschen oder Momente aus dem Alltag beschreibt. Aber leider waren mir die meisten "Geschichten" eben auch nicht viel mehr als das: Personenbeschreibungen und Alltagsmomente, und teilweise ähnelten die "Geschichten" eher an eine Art persönlicher Reaktion des Autors auf Zeitungsartikel.. Zudem würde ich jedem*r Leser*in, der*die das Buch noch lesen möchte, dringlichst davon abraten, den Buchrücken zu lesen, weil die besten Geschichten total gespoilert werden...
Heinz Strunk schreibt so wie ich Geschichten erzähle (mit unnötig vielen Details) und ich liebe es, dass einfach jede Geschichte schrecklich ist (Hallo Voyeurismus!) und dadurch auch wunderschön. Was für mich halt nie zusammengeht ist wie Heinz Strunk aussieht und wie er schreibt und auch das lieb ich. Das Teemännchen hab ich in knapp 1,5 Tagen durchgesuchtet. Wer sich mehr Zeit lassen möchte (oder nicht am Stück lesen kann), kann nach jeder Geschichte ne Pause machen. Liebs einfach.
das macht schon sehr viel freude strunk beim vorlesen zuzuhören. manko für mich manchmal die abrupten und wie nicht fertigen enden der geschichten. und manches stilmittel kommt jetzt ein bißchen wie eine masche daher. aber, großartiger sprachrhythmus und einfühlungsvermögen. positives, beschwingtes, happy end - fehlanzeige, fehlanzeige, fehlanzeige.
Literarisch ganz gut, denke ich. Allerdings handeln die Kurzgeschichten von dem scheitern diverser Existenzen und fühlt sich für mich an wie literarisches Assi TV. Ich muss mich nicht am Elend anderer ergötzen um mich besser oder irgendwas zu fühlen, das ist einfach nicht mein Stil. Bestimmt ein guter Autor, aber vielleicht das falsche Buch für mich.
Die Geschichten sind teils sehr humorvoll, wobei ich beim Vorlesen für meine Freundin feststellen musste, dass dieser Eindruck nicht umbedingt geteilt wird. Für Leute die furchtbar sensibel sind und nicht doof genug, vielleicht nicht geeignet.
Eine Kurzgeschichtensammlung mit zahlreichen Geschichten, von etwa einem Absatz Länge bis hin zu etwa 10-seitigen Geschichten. Es liest sich gut, viele Kurzgeschichten sind originell und skurril, der Stil von Heinz Strunk schlägt definitiv durch. Aber: Es wird kaum was hängen bleiben.
Mit diesen Geschichten taucht man tatsächlich ab in jegliche menschlichen Abgründe. Vermutlich ist es sehr unterschiedlich, wie viel man davon ertragen kann. Für mich war es manchmal einfach zu viel und zu derb.
Antiklimaktische kurze Erzählungen aus einem ziemlich kaputten Deutschland, wie man sie an der Kneipentheke vom schwer besoffenen Nebenmann erzählt bekommen könnte.