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Wenn wir wieder leben

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Eine tragische Familiengeschichte und die Geschichte einer großen Liebe, die ins Nazideutschland zurückführt
Der neue große historische Roman von der Bestseller-Autorin Charlotte Roth
Das vornehme Ostseebad Zoppot bei Danzig in den 1920er Jahren. Hier herrschen überschäumende Lebenslust und unbeschwerte Sommerfrische.
Die vier Freunde Lore, Gundi, Julius und Erik erfreuen die Kurgäste mit flotten Rhythmen und eingängigen Melodien und träumen vom Durchbruch als Musiker.
Bald ist ihnen tatsächlich Erfolg beschieden, auf dem Luxusschiff Wilhelm Gustloff befahren sie die Meere – und ignorieren, dass sich die Zeiten schon lange geändert haben. Gundi verliebt sich in den Sänger Tadek, aber dann überfällt Hitler Polen, und Tadek schließt sich dem Widerstand gegen die Nazi-Besatzer an: Das Ende einer großen Liebe?

608 pages, Mass Market Paperback

Published July 2, 2018

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46 people want to read

About the author

Charlotte Roth

17 books18 followers
Librarian Note: There is more than one author in the Goodreads database with this name.

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5 stars
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33 (37%)
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2 stars
5 (5%)
1 star
1 (1%)
Displaying 1 - 15 of 15 reviews
Profile Image for Harmke.
555 reviews29 followers
June 28, 2019
(Meine Meinung auf Deutsch: bitte nach unten scrollen)

Charlotte Roth is een van mijn favoriete schrijfsters. Geen idee waarom haar boeken niet in het Nederlands vertaald zijn. Alhoewel dat natuurlijk wel jammer gaat zijn van haar prachtige Duitse sfeertekeningen. Haar boeken volgen een vast stramien: een verhaallijn in het ‘heden’ en een verhaallijn in het verleden. De historische verhaallijn speelt vaak rond de Eerste of Tweede Wereldoorlog. Aan het einde komen de verhaallijnen samen en onthult de schrijfster het verband tussen de beide verhaallijnen. Ondanks dat het een bekend recept is weet Charlotte Roth mij telkens helemaal in de verhalen onder te dompelen. De kracht van haar boeken is dat ze laat zien wat de impact van historische gebeurtenissen is op gewone mensen.

Dit boek speelt in de jaren zestig en in 1920-1945. De studente Wanda vraagt op een avond in 1963 aan haar moeder wat zij eigenlijk tijdens de Tweede Wereldoorlog gedaan heeft. Die vraag lokt een serie dramatische gebeurtenissen uit. De andere verhaallijn gaat over Gundi. Zij groeit op in Danzig (nu: Gdansk)/ Zoppot (nu: Sopot) en je volgt haar vanaf eind jaren twintig. Gundi fladdert door het leven en leeft voor muziek en de vrolijke vakantiesfeer in badplaats Zoppot. Met haar vrienden belandt ze zelfs als vaste artiest op het nazi-cruiseschip Wilhelm Gustloff. Totdat ook Gundi de realiteit van de oorlog niet meer kan weglachen.

Mooi verhaal over hoe oorlog uiteindelijk altijd iedereen raakt. Of je het nu wilt of niet.

-----------
(Bitte um Verständnis dafür das Google Translate mich ein bisschen geholfen hat meine Meinung ins Deutsch zu übersetzen. Es sollen ohne Zweifel noch Fehler geben.)

Charlotte Roth ist eine meiner Lieblingsschriftstellerinnen. Ihre Bücher folgen einem festen Muster: einer Storyline in der "Gegenwart" und einer Storyline in der Vergangenheit. Die historische Handlung spielt oft um den Ersten oder Zweiten Weltkrieg. Am Ende kommen die Handlungsstränge zusammen und man entdeckt die Verbindung zwischen den beiden Handlungssträngen. Auch wenn es sich um ein bekanntes Rezept handelt, lässt mich Charlotte Roth immer ganz in die Geschichten eintauchen. Die Kraft ihrer Bücher besteht darin, dass sie die Auswirkungen historischer Ereignisse auf normale Menschen wie du und ich zeigt.

Dieses Buch spielt in den sechziger Jahren und 1920-1945. Eines Abends im Jahr 1963 fragt die Studentin Wanda ihre Mutter, was sie während des Zweiten Weltkriegs getan hat. Diese Frage löst eine Reihe dramatischer Ereignisse aus. Die andere Handlung handelt von Gundi. Sie wächst in Danzig (jetzt: Gdansk) / Zoppot (jetzt: Sopot) auf und Sie folgen ihr von den späten 1920er Jahren. Gundi flattert durch das Leben und lebt für Musik und die fröhliche Urlaubsatmosphäre in der Küstenstadt Zoppot. Mit ihren Freunden landet sie sogar als ständige Künstlerin auf dem NS-Kreuzfahrtschiff Wilhelm Gustloff. Bis Gundi die Realität des Krieges nicht mehr auslachen kann.

Schöne Geschichte darüber, wie Krieg am Ende immer alle betrifft. Ob du es willst oder nicht.
201 reviews2 followers
October 2, 2018
„Es gibt kein richtiges Leben im falschen. Wenn Menschenfeinde aufmarschieren, müssen wir eine Zeit lang aufhören, Schneider, Buchhalter und Musiker zu sein, und zusammen zur Mauer werden, an der Verbrecher abprallen. Darum kämpfen, wieder zu leben. Unser richtiges Leben.“

Berlin 1963. Die neunzehnjährige Wanda hat bisher ein unbeschwertes und beständiges Leben geführt. Keines, in dem das Geld reichlich fließt, aber es geht ihr und ihrer Familie, die aus Mutter, genannt Matti, Tante Lore und den Schwestern Vera und Ariane besteht, gut. Zudem ist sie privilegiert: sie darf studieren. Mit ihrem offenen, den Menschen zugewandten Wesen findet sie schnell Freunde.

Als sie eines Tages Andras kennenlernt, ist die bisherige Gleichmut ihres Daseins vorbei, denn der streitbare junge Mann, der im Holocaust Mitglieder seiner jüdischen Familie verloren hat und sich vehement für die Opfer des Naziregimes einsetzt, gibt ihr eine harte Nuss zu knacken:

Warum hat es sie eigentlich nie interessiert, wo sie herstammt, wo ihre Wurzeln liegen? Warum wird in ihrer Familie nie darüber gesprochen? Hat diese womöglich in den Zeiten des Krieges Schuld auf sich geladen und versucht, wie viele andere einen Mantel des Schweigens darüber zu legen? Wanda lässt nicht locker und akzeptiert die wenigen, ausweichenden und vertröstenden Antworten nicht. Als sie ein erschütternder Schicksalsschlag trifft, muss sie sich selbst auf die Reise nach Polen an den Ort ihrer Geburt begeben, um die Schatten, die über der Vergangenheit liegen, lüften zu können...

In den Zwanziger Jahren genießen Gundi, Lore, Julius und Erik in Danzig und dem angrenzenden Ostseebad Zoppot ihre Jugend und die Sommerfrische und träumen von einer Karriere als Musiker. Sie wollen anderen Menschen Freude bringen und mit beschwingten Melodien unterhalten. Eine entsprechende Tanzkapelle haben sie bereits, indes der Erfolg will sich für „Die Piroggen“ noch nicht richtig einstellen. Danzig wird vom internationalen Völkerbund verwaltet, die Nazis haben in der Stadt, in der Deutsche und Polen relativ problemlos zusammenleben, bislang nichts zu melden. Doch ziehen bereits erste dunkle Wolken auf.

Aber das interessiert Gundi Sonnenschein – wie sie von allen genannt wird – nicht. Sie ist das glücklichste Kind von der Ostsee. Auch ohne Vater und Mutter, dafür verwöhnt vom heiß geliebten Großvater Pop und Tante Karl, nimmt sie das Leben leicht, redet sich die Welt schön, und keiner kann sich ihrem überschäumenden Gemüt und ihrer schwingenden Sinnlichkeit entziehen und ihr lange böse sein.

Als Gundi und „Die Piroggen“ mit dem Lied „Morgen am Meer“ ihren Durchbruch haben und zu einer bekannten Größe avancieren, dauert es nicht lange und sie fallen auch der ortsansässigen erstarkenden NSDAP ins Auge. Deren Gauleiter Forster ist in das Lied verliebt und protegiert „Die vier aus Zoppot“, wie sie inzwischen heißen, bis hin zu Auftritten auf der „Wilhelm Gustloff“, einem Kreuzfahrtschiff des von den Nazis kreierten „Kraft durch Freude“-Programms. Dort begegnet Gundi, zwischenzeitlich mit Julius verheiratet und Mutter einer Tochter, dem Sänger Tadek und der wahren Liebe, um die sie kämpfen muss, als Polen von Hitlers Deutschland überfallen wird und Tadek sich dem Widerstand anschließt. Zu welchen Opfern ist sie für die Erfüllung ihrer Sehnsüchte bereit?


Charlotte Roth überzeugt mit „Wenn wir wieder leben“ mit einer meisterhaften Geschichte, die nicht nur kraftvoll, sondern auch mit Gedankentiefe, Emotionalität und einer Botschaft erzählt wird. Durch ihren respektvollen Umgang mit der Vergangenheit, gelingt es der Autorin, mit ihrem Werk dem sich breit machenden Vergessen ein Erinnern entgegenzusetzen, das neben innigen, ergreifenden, traurigen und wütend machenden Momenten auch ungemein viel Hoffnung Humanität und Liebe offenbart.

Wortkonstrukte und Satzgesänge lassen unschwer die Autorin erkennen. Ihrem herausragende, bilderreichen, manchmal auch larmoyanten Schreibstil, der gleichermaßen zu Tränen rührt und einen lächeln lässt, wohnt ein einzigartiger Zauber inne, der nur in ihren Romanen zu finden ist. Erhöht wird der Lesegenuss dadurch, dass die Autorin es gekonnt versteht, dem Geschehen durch die Verwendung von Begriffen und Redewendungen des im Danziger Raum gesprochenen Missingsch zusätzliche Atmosphäre zu verleihen.

In den Figuren von Charlotte Roth steckt enormes Herzblut. Sie lotet deren charakterliches Potential aus, erspart ihnen nichts, heischt kein Wohlwollen ein, sondern lässt sie durchaus zum Unverständnis aller agieren. So erzeugt sie eine markante Lebensnähe, die nichts beschönigt. Deutlich wird dies insbesondere an Gundi, die mit ihrem Verhalten, ihrer politischen Unwissenheit und dem damit einhergehenden Desinteresse, ihrer Sorglosigkeit und starken, rücksichtslos scheinenden Sehnsucht nach Liebe nicht immer Sympathiepunkte sammelt, weil sie in der privaten kleinen Welt nicht über den Tellerrand schaut und die Auswirkungen auf die Ereignisse um sie herum begreift. Nicht rechtzeitig zumindest...


Es ist Charlotte Roths persönlichstes Buch, wie sie im Nachwort erklärt. Weil Danzig und seine Menschen Teil ihrer eigenen Familiengeschichte sind. Und weil es wichtig ist, in dieser Zeit die Stimme zu erheben. Gut, dass sie es geschrieben hat.
Profile Image for Lili.
170 reviews5 followers
July 2, 2018
Wenn wir je wieder Freunde sein können...

[Vorab: Ein Rezensionsexemplar war mir im Vorfeld der Veröffentlichung, via der Vorablesen-website, unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden.]

Wanda lebt im Jahre 1963 als 19jährige Studentin in Berlin, gemeinsam mit Mutter, Schwestern und Tante, als ein Kommilitone jüdischer Abstammung erklärt, er könne keine Freundschaften mit Gleichaltrigen schließen, solange er nicht wisse, ob deren Eltern, Großeltern… nicht Diejenigen waren, die seine Verwandten im 2. Weltkrieg ermordeten. Es sei Pflicht ihrer jungen Generation, zu fragen: „Was habt ihr zwischen 1933 und 1945 gemacht?“ und sich nicht abspeisen zu lassen. Wanda fragt nach, stößt auf Ablehnung und Entsetzen, beharrt aber darauf wissen zu wollen, was war, was dazu führte, dass sie nun in diesem familiären Frauenhaushalt lebt…
Parallel zu Wandas „Grabungen“ in ihrer Familienhistorie wird die Geschichte von Gundi ab Anbeginn der letzten 1920er Jahre erzählt, die zusammen mit ihrer Schwester Lore und den Freunden Erik und Julius mühsam eine musikalische Karriere startet, die letztlich Fahrt aufnimmt, als die Gruppe von Nazis höheren Ranges für sich entdeckt wird…

Die Liebe zwischen Gundi und Tadek, die in der Kurzbeschreibung doch recht auffällig herausgestellt wird, ist letztlich nur ein Nebenschauplatz, der relativ schnell zum Romanende hin abgehandelt wird und war, entgegen meiner Erwartungen, kein zentrales Thema der Erzählung, die sich eher auf Gundis Verhalten während der Zeit des Nationalsozialismus konzentriert. An einigen Stellen wird hier, selbst von Gundi, kommuniziert, dass sie nicht die Hellste sei: Das war sie definitiv wirklich nicht, und ich fand sie eine recht ärgerliche Figur.
Ich bin mir aber unsicher, ob ich die Geschichte nicht zuweilen auch einfach deswegen anstrengend und zermürbend fand, weil wir heutzutage ja ganz genau um den Holocaust wissen und es umso mehr nervte, wenn Gundi mal wieder beteuerte, nein, die verschwundenen Juden könnten doch nicht umgebracht worden sein; man könnte ohnehin niemand verhaften, der kein Verbrechen begangen hätte und nein, nein… Ich empfand sie zuweilen als so ignorant, so in ihrer eigenen Luftblase lebend, dass ich es teils unglaubwürdig fand, wie sie von der Deportation bedrohte Personen in ihrem Umfeld doch noch schützte, was allerdings eh nicht aus Menschlichkeit, Solidarität oder Widerstand heraus geschah, sondern vielmehr aus dem Egoismus, dass sie beispielsweise auf das polnische Kindermädchen nicht verzichten wollte. Ich mochte Gundi in ihrer Ignoranz nicht, die auch wenn sie gefragt wurde, was sie denn denke, was da los sei, nur bekundete, für Politik interessiere sie sich nicht. Gundi war der Proto-Typ des „Aber wir wussten doch von nichts; wie hätten wir das denn auch nur erahnen können?“-Mensch, den ich in diesem Fall besonders schlimm fand, da Gundi offensichtlich tatsächlich so blind war oder auch nur blind sein wollte.
So makaber das nun klingt: Mit der Machtergreifung Hitlers wurde die Geschichte aber zugleich „lebendiger“; den Anfang der alten Geschichte fand ich doch sehr langweilig und halt auch vor Allem langwierig. Gundi war ein fröhliches, verwöhntes Mädchen, von dem nichts erwartet wurde und das auch nicht viel mehr machte als auf die Eingebung zu dem einen Lied zu warten, was den Durchbruch ihrer kleinen Band bedeuten sollte. Dabei tat sie nach außen hin zwar sehr bemüht, versprach ihren Kollegen ständig DAS Lied, aber wirklich daran zu arbeiten schien sie nie. Eingangs passierte da nichts außer den Träumen und der Zuversicht, dass das mit der Musik schon werden würde, während ihre Bandkollegen teils noch wirklich sehr hart für ihren Lebensunterhalt arbeiten mussten ohne dass die in jener Hinsicht privilegierte Gundi sich deswegen je schlecht gefühlt hätte. Es war halt so… Für sie war es so, wie es war, und es blieb auch immer so, wie es nunmal just war… Sie fügte sich ein, reflektierte weder sich noch ihr Verhalten, blieb kritiklos und einfach nur abwartend.
Letztlich hoffte ich, dass ihre Beziehung zu Tadek, dem die Gegenwart vollauf bewusst war, ihr quasi den Kopf waschen würde, dass sie doch noch Stellung beziehen würde, aus ihrer Luftblase ausbrechen… Ich muss zugeben, dass mich das Ende der historischen Erzählung doch noch ein wenig überrascht hat; ich hätte dieses Familiengeheimnis hinter Wandas Biografie so nicht erwartet, bin aber auch uneins mit mir selbst, ob da nicht einfach die Resignation gewonnen hatte…

„Wenn wir wieder leben“ ist in jedem Fall ein sehr fordernder Roman; für mich klar lesens- und auch empfehlenswert. Aber der 1920er-Beginn war mir doch ein wenig zu langwierig, weswegen ich einen Stern abziehe; da ging die Handlung nur eher zäh voran. Charlotte Roth bezeichnet „Wenn wir wieder leben“ im Nachwort als ihren persönlichsten Roman und ich lese ihre Bücher wirklich gerne und auch wenn dies der bislang persönlichste Roman gewesen sein mag: Ihr bestes Werk war es für mich dennoch nicht.
Profile Image for Monerl.
482 reviews14 followers
August 20, 2018
(4,5 Sterne)

Meine Meinung
In zwei Handlungssträngen verschmelzen nach und nach Gegenwart und Vergangenheit. In der Gegenwart lernen wir Wanda kennen. Eine freundliche, eher zurückhaltende, wohlbehütete junge Frau, die das Lieblingskind von Matti, wie sie ihre Mutter liebevoll nennt. Sie lebt zusammen mit ihren Schwestern und ihrer Tante Lore in Westberlin. Während des Studiums lernt sie den Studenten Andras kennen, der in ihr den Wunsch weckt zu erfahren, warum sie bisher nichts über ihre Vergangenheit und ihren Geburtsort in Polen weiß. Warum ist die Vergangenheit so ein blinder und totgeschwiegener Fleck in ihrer Familie? Es ist Anfang der 60er Jahre und das Ende des schrecklichen Krieges ist noch nicht so lange her. Welche Menschen, Freunde, Verwandte waren damals Freund und wer war Feind?

Die Vergangenheit beginnt 1927 und die Hauptrolle hat Gundi. Ein Mädchen, das zwar von ihrer eigenen Mutter weggegeben wurde aber das Glück hatte, bei ihrem geliebten “Pop”, dem Großvater, aufzuwachsen, denn er war ihr eine bessere Mutter. Gundi ist unzertrennlich mit dem Ostseebad Zoppot und Musik verbunden. Und ihre Freunde Julius, Erik und die Halbschwester Lore vervollständigen ihr großes Glück. Sie will leben, genießen, sich erfreuen und Musik machen. Und das alles in einer Endlosschleife. Doch die jugendlichen Freunde werden Erwachsen und die Zeiten werden düsterer. Die Jungs wurden zu Männern und wollten sich weiterentwickeln. Beide liebten Gundi und Gundi liebte alle. Selbst als alle begriffen hatten, dass ein Krieg sich anbahnt und dass Danzig sowohl von Polen als auch von Deutschland beansprucht werden würde, verschloss Gundi naiv die Augen, um ihren Traum vom schönen Leben nicht zerstört zu sehen.

Charlotte Roth hat mit diesem Roman eine wundervolle Erinnerung an die schönen und traumatischen Zeiten von Danzig und Zoppot geschaffen. Über Gundi spürt man die Liebe zur Musik, dem Meer und ihrer Heimat. Als Leser*in ist man mittendrin, als Menschen anfingen sich zu verändern. Als man nicht mehr Danziger oder einer aus Zoppot war, sondern Pole oder Deutscher oder noch schlimmer, polnischer Jude. Als Schilder, die Hunde vom Strand fernhalten sollten, um die Wörter “Juden und Polen” erweiterter wurden.

Die Autorin nahm sich sehr viel Zeit aufzuzeigen, dass es nicht immer leicht war, als irgendwann die Leute dazu gedrängt wurden sich zu entscheiden, sich für eine Seite zu entscheiden. Jeder musste an sich und seine Familie denken, ans überleben und abwägen, wie weit kann ich mitmachen und doch verheimlichen, dass ich nicht wirklich dazugehöre. Ab wann hatte man seine Seele der dunklen Seite verkauft? Konnte man durch gute Taten wieder Punkte auf der anderen Seite der Waagschale erhalten? Wie viel musste man dafür tun, um wiedergutzumachen? Etwas sein Leben opfern? Wo fängt Menschlichkeit an und wo hört sie auf?

Mit all diesen Fragen müssen sich Charlotte Roths Charaktere herumplagen und Entscheidungen treffen. Die, die sich eindeutig auf eine Seite geschlagen hatten gab es natürlich auch. Gefühlt war dies aber nicht die Mehrheit.

Beide Handlungsstränge sind mit tiefen Themen gespickt. Während es in der Vergangenheit darum ging, ob man zu Deutschland gehörte, mit Hitler sympathisierte, sich gegen alles wehrte oder irgendwo dazwischen stand, rückt in der Gegenwart der 60er Jahre die Aufarbeitung der Gräultaten, die in den Konzentrationslagern geschehen waren, in den Vordergrund. Wandas Freund Andras bereitet Unterlagen und Zeugenaussagen vor, die aufzeigen sollen, was alles in Auschwitz passiert war und wer die Täter waren. Eine sehr schwere Aufgabe, die große emotionale Stärke von ihm forderte, um daran nicht kaputtzugehen.

Ich habe durch dieses Buch sehr viel gelernt. Auch war mir bis dato das Schiff “Die Wilhelm Gustloff” kein Begriff. Es war sehr interesant zu erfahren, dass dieser Urlaubsdampfer, auf dem Gundi und die Band spielten und ihr Leben genossen, bereits 1938 für den Krieg ausgestattet worden ist, der 1939 dann in Polen seinen Ursprung nahm.

Der Schreibstil der Autorin ist auch in diesem Buch wiederzuerkennen. Schöne Geschichte, ganz ausgeklügelt miteinander verbundene Handlungsstränge auf verschiedenen Zeitebenen und mit einem überraschenden Geheimnis und grandiosem Ende.

Einen klitze kleinen Abzug habe ich für die vielen Kosenamen und Verniedlichungen gegeben, die mir über das ganze Buch hinweg etwas zu viel waren. Im mittleren Teil hätte ein kleines Bisschen gestrafft werden können. Doch es war nicht richtig störend, sodass ich dies nicht sehr gewichtig bewertet habe.

Fazit
Ein Buch, das den Finger in ganz alte und immer noch schmerzende Wunden sticht. Das den*die Leser*in #GegenDasVergessen nach Polen führt und viele Grautöne in die übliche Schwarz-Weiß-Malerei bringt. Durch Gewissensfragen kann sich jeder selbst prüfen und seine Vorurteile überdenken. Alles in allem meisterhaft gelungen! Absolute Leseempfehlung!
Profile Image for dubh.
361 reviews
August 5, 2018
Der vornehme Bade- und Kurort Zoppot an der Danziger Bucht. Vier Freunde tragen zu den unbeschwerten Zeiten bei, die viele Sommergäste im Pommern der 20er Jahre genießen, denn die begabten Musiker spielen flotte Stücke für die Urlauber und landen mit "Morgen am Meer" einen Hit.
Als Gundi, Julius, Lore und Erik schließlich auf der 'Wilhelm Gustloff' die Meere befahren und die Gäste mit ihrer Musik erfreuen dürfen, scheint der große Traum von einem erfolgreichen Durchbruch in greifbare Nähe gerückt…
Doch die Zeiten haben sich längst geändert und als Gundi sich in Tadek verliebt, zeigt sich dies deutlich, denn als Nazi-Deutschland Polen überfällt, schließt sich der Sänger dem Widerstand gegen die brutalen Besatzer an. Kann die Liebe der beiden das aushalten?

In den 60ern studiert Wanda in Berlin. Die junge Frau weiß nicht sonderlich viel über ihre Familie und die Geschichte des Landes, in dem sie lebt. Erst als sie Andras an der Universität begegnet, ändert sich ihre Einstellung zur Vergangenheit - doch mt ihren Fragen stößt sie auf eisernes Schweigen. Als sie nach Gdansk und Sopot reist, wird es dann allerdings interessant…

Mit diesem Roman bin ich nicht komplett warm geworden, was ausschließlich an den Hauptfiguren lag. Vor allem Gundi hat mir das Lesen ein Stück weit verleidet, denn ihre rücksichtslose Art ist manchmal wirklich sagenhaft. Das soll nicht heißen, dass der Charakter unglaubwürdig ist, nur, dass sie mir ab und an derart unsympathisch war, dass ich sie einfach nicht verstehen konnte. Sie ist so ein Typ Mensch, um den alles kreisen muss - und das tut auch diese Zeitebene des Romans. Wie sie mit ihren Freunden aus Kinderzeiten und ihrem späteren Ehemann umgeht, da fiel mir stellenweise leider nicht viel ein. Lediglich ihre Beziehung zu ihrem Großvater, den sie liebevoll 'Pop' nennt, scheint frei von Konkurrenzdenken und dem Buhlen um den eigenen Vorteil. Ich bin mir sicher, dass die Autorin viel gewonnen hätte, wenn sie den Fokus im früheren Erzählstrang nicht ausschließlich auf die allzu egoistische Gundi gelegt hätte.

Wanda hat in meinen Augen im Gegenzug zu Gundi mehr Pluspunkte aufzuweisen. Auch wenn sie mir anfangs etwas zu naiv erschien, so hatte ich den Eindruck, dass sie an der Geschichte und vor allem durch ihre Erfahrungen in Polen wachsen konnte.

Die Stärke des vorliegenden Romans ist der Blick auf die damalige Zeit, die früh beginnenden Entwicklungen, die in der größten Tragödie unserer Geschichte mündete. Sehr gekonnt bringt Charlotte Roth die Geschehnisse der 20er Jahre näher, so dass man nachvollziehen kann, wie sich Menschen teilweise unbedarft einfangen und vor den Karren des Nationalsozialismus' haben spannen lassen… Wie weit darf man für den eigenen Traum gehen - sicherlich eine Frage, die sich Gundi auf jeden Fall hätte gefallen lassen müssen.
Zwei weitere Punkte haben mir ebenfalls gefallen: zum einen der Danziger Dialekt, der immer wieder zum Einsatz kommt - nicht übertrieben, aber doch so, dass man irgendwie ein heimeliges Gefühl bekommt. Zum anderen, dass die Autorin zu keiner Zeit eine Beschönigung vornimmt - so kommen die Anfeidungen und der blanke Hass, der spätestens nach dem Überfall auf Polen an der Tagesordnung war, durchaus zur Sprache.

Kurzum, ein paar Abzüge muss ich schweren Herzens machen, aber die Tatsache, dass dieser Roman auf kluge Art und Weise dazu beiträgt, dass die Geschichte wach gehalten wird, macht ihn lesenswert.
Profile Image for Magdalena Wajda.
498 reviews21 followers
December 19, 2023
Na okładce napis "autentyczna historia trudnej miłości", nie wiem na ile autentyczna, ale na pewno mocno korzystająca z faktów historycznych oraz z rodzinnej pamięci autorki. Babcia autorki urodziła się w Gdańsku, który wtedy był Danzigiem. I do tych czasów autorka powraca.
Książka zaczyna się w Berlinie w 1963 roku, kiedy to Wanda, córka głównej bohaterki, poznaje na uczelni chłopaka żydowskiego pochodzenia, zaangażowanego w procesy oprawców z Auschwitz, który mówi jej, że wszyscy młodzi Niemcy powinni zapytać rodziców, co robili w latach 1933-1945. Wanda zaczyna zadawać niewygodne pytania swojej matce, co doprowadza do tragedii. I zaczyna szukać prawdy.
A prawda zaczyna się w latach 20., kiedy to młoda dziewczyna Gundula z Gdańska-Wrzeszcza marzy o karierze muzycznej. Chodzi na sopocką plażę, skąd może podpatrywać, jak na dansingach w Kasino-Hotel (aktualny Grand Hotel) występują znane orkiestry i znani śpiewacy.
Gundi zrobi wymarzoną karierę, ale jej koszt będzie spory. Dla niej najważniejsza będzie muzyka (i miłość), ale grając swoją muzykę bardzo mocno zwiąże się z nazistami, chociaż tak naprawdę nawet nie zna ich poglądów, nie interesuje się tym.
Nie będę zdradzać więcej. Jest to bardzo dobrze napisana powieść obyczajowo-historyczna, wielowątkowa, z kilkoma postaciami równorzędnie ważnymi. O miłości, o przyjaźni, o trudnych wyborach. Nie jest wolna od wad, jest trochę uproszczeń, trochę naiwności, Gundi początkowo jest szalenie irytującą młodą osóbką, ale biorąc pod uwagę jej wiek i to, jakie to były czasy, to jest to całkiem zrozumiałe.
Autorka po pierwsze doskonale odrobiła lekcje historii, po drugie dobrze pisze. I tworzy bohaterów oraz zdarzenia, które nie są czarno-białe, tylko pokazują różne odcienie szarości pomiędzy. Nie jest to napisane jednostronnie i topornie, z tezą że wszyscy Niemcy byli źli, jak niektóre polskie powieści obyczajowe dotyczące tego samego okresu (a nawet tego samego miasta). Do tego naprawdę świetnie oddane tło historyczne i społeczne tamtych czasów, no i widoczna miłość do Gdańska i Sopotu, a w zasadzie Danziga i Zoppotów 🙂 A ja jestem z Trójmiasta i ta książka mocno współgra z moimi uczuciami.
Mnie ta powieść pozytywnie zaskoczyła i bardzo mi się podobała, polecam i Wam 🙂
Na koniec taki cytat "Polubi pan Gdańsk. Nawet jeśli to bolesne. Kiedyś stanowił symbol tego, czym mogła stać się Europa, ale nie było jej to dane".
Profile Image for Winniehex.
1,225 reviews8 followers
July 14, 2018
Das Buch greift das Aufruhen in den 60er von Studenten auf, die das Schweigen aus der NS-Zeit nicht länger hinnehmen möchten. Dazu gehört auch die Studentin Wanda, Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin und lernt auf der Uni Andreas kennen, dieser gehört zu den Studenten die alles in Frage stellen. Wanda beschließt auch in ihrer familiären Vergangenheit etwas zu wühlen, dabei hofft Sie auf die Hilfe ihre Mutter und Tante, aber die beiden blocken alles ab. Um dann doch noch der Sache auf den Grund zu gehen reist Sie Danzig…dann nimmt das Buch eine Wende und wir werden zurück in das Jahr 1927 geführt zu Gundi (Wandas Mutter). Gundi ist eine junge und aufkommende Musikerin und es dauert auch nicht lange bis die NSDAP auf Sie aufmerksam wird und Sie für sich gewinnen kann. Gundi tritt „Kraft durch Freude“ immer weiter in die Öffentlichkeit und beide Seiten profitieren natürlich davon. Bis es zum Ausbruch des Krieges kommt…

Wanda kann es kaum fassen was Sie dann erfährt….

Wieder mal ein Buch was mich mit auf eine unglaublich schöne Reise mitgenommen hat. Ich mag Bücher die unsere Geschichte aufgreift, denke es ist auch wichtig das wir nicht vergessen was passiert ist und mit diesem Rückblick zum NS-Zeit in Deutschland finde ich solche Geschichten sehr berührend. Vor allem weil dann auch noch die andere Geschichte aufgegriffen wurde mit den Studenten die einfach nicht vergessen wollen, dass war ja nach 1950 Deutschlands größte Stärke vergessen und verdrängen was geschehen ist u.a. wurden auch einige NS-Verbrecher verschont und konnte ihr Leben weiterführen ohne mit Konsequenzen rechnen zu müssen.

Ein sehr mitfühlendes Buch und auch sehr tiefgründig, dann sehr schön recherchiert und auch in Schreibform gebracht. Deswegen gibt es von mir dafür 5 von 5 Sternen.
Profile Image for Heidi.
Author 62 books13 followers
September 8, 2018
Charlotte Roth ist es mit ihrem Roman gelungen, eine Geschichte abseits der Klischees zum Zweiten Weltkrieg zu schreiben. Eine Geschichte, die teilweise in Danzig vor und zur Zeit des Zweiten Weltkriegs spielt, teilweise in der Zeit danach, während des großen Schweigens, in der über allen Köpfen ein großes unsichtbares Fragezeichen hing. War mein Nachbar ein Täter? Meine Mutter? Hat mein Vater seine Freunde an die Nazis ausgeliefert?
Wanda hat sich mit dieser Frage nicht auseinandergesetzt bis Andras sie zwingt hinzusehen. Sie bohrt nach, provoziert damit großes Unglück und lässt sich dadurch trotzdem nicht beirren, bis sie ihrer Vergangenheit auf die Spur gekommen ist.
In wunderschönen sprachlichen Bildern beschwört Charlotte Roth die Vergangenheit herauf, nimmt den Leser mit auf eine Reise in eine gar nicht so ferne Zeit und an wunderschöne Orte, macht Lust auf Danzig und erzählt dabei die Geschichte von Wanda und Gundi, die dann ganz anders endet als erwartet.
„Ach Gundi, wir hätten etwas tun müssen, diese Leute nicht wählen dürfen, und jetzt ist es zu spät.“

Nur leise schwingt Charlotte Roth den Zaunpfahl mit der Botschaft, um die es ihr eigentlich geht – wenn man auch das Nachwort liest. Lassen wir es nicht wieder so weit kommen, bitte! Sie macht das so unaufdringlich, dass man es ihr verzeiht.
Profile Image for Rebecca.
289 reviews9 followers
February 25, 2019
This is long family saga told with much compassion. In working my way through the novel in German, averaging about ten pages a day, my life was colored by its patina of yearning. Besides finding a deeper understanding of the history of Gdansk/Danzig, with particular detail from the 1930's and 1940's in the era leading up to World War II and during the war, I gained perspective on how regular people who are not bigots or ideologues get caught up in circumstances, most of which are beyond their control, often having to make life and death decisions and take risks that they are not psychologically and emotionally able to endure. The references to music including Bob Dylan's A Hard Rain's Gonna Fall, and to other lyrics gave the story a cinematic quality. The narrative shifted back and forth from the 1960's in West Berlin where a college student becomes determined to learn more about her family's past to the resort of Zoppot/Sopot in the 1930's and 1940's, where the evolving tale of a band of four young musicians gain fame through the turbulence of the NAZI era. This is essentially a complex, insightful historical romance novel that explores characters and character to penetrating effect. Sehr zu empfehlen!
Profile Image for Angelika Altenhoevel.
260 reviews
July 9, 2018
Zum Inhalt:
Das vornehme Ostseebad Zoppot bei Danzig in den 1920er Jahren. Hier herrschen überschäumende Lebenslust und unbeschwerte Sommerfrische.
Die vier Freunde Lore, Gundi, Julius und Erik erfreuen die Kurgäste mit flotten Rhythmen und eingängigen Melodien und träumen vom Durchbruch als Musiker.
Meine Meinung:
Es gibt so Bücher, die einen von Anfang an nicht so richtig berühren und einfangen. Dies war für mich genau so ein Buch. Ich kam nich so richtig mit dem Schreibstil klar, die Protagonisten blieben mir irgendwie fremd, die Geschichte hat mich auch nicht eingefangen. Sicher, die Thematik an sich war schon interessant und manche der Beschreibungen und auch die Bilder von Danzig haben mir gefallen, aber all das hat es auch nicht raus gerissen. Für mich ein Buch, dass mir nicht in Erinnerung bleiben wird.
Fazit:
Hat mich nicht berührt.
733 reviews5 followers
July 10, 2018
Meinung:
Dieser historische Romane, beleuchtet die jüngste deutsche Geschichte um 1920 bis über den zweiten Weltkriegund darüber hinaus. Geschildert werden hierbei die Erlebnisse besser gesagt, die Zeit aus der Sicht von mehreren Protagonisten, die unter anderem eine innige Freundschaft verbindet, die Liebe zur Musik und deren Verwirklichung auf hoher See. Wie man es von der deutschen Autorin bereits in all ihren anderen Bücher gewohnt ist, wird die Geschichte sehr nahbar und gut nachvollziehbar geschildert. Dennoch hätte ich mir an einigen Stellen, noch mehr historische Bezüge und noch mehr Atmosphäre gewünscht. 

Fazit : 
Alles in allem, ein sehr gelungener historischer Roman, mit wundervoll gestalteten Charakteren, durch deren Blickwinkel und, die jüngste deutsche Geschichte näher gebracht wird. Eine klare Leseempfehlung!
Profile Image for Booklunatic.
1,117 reviews
September 4, 2018
4,5 Sterne

Wie eigentlich immer ist Charlie Lyne hier eine eindringliche, schmerzhafte, atemberaubende Geschichte gelungen, die mich nicht so schnell loslassen wird. Ganz nebenbei war es auch wieder eine lehrreiche Geschichtsstunde, bei der ich einige Details erfahren habe, die mir vorher nicht so bewusst waren. Nicht zu vergessen die überraschende Wendung gegen Ende, die ich so nicht habe kommen sehen...
440 reviews
abgebrochen
June 18, 2019
Ich komme nicht rein und hab es zur Seite gelegt. Momentan langweilt es mich nur, während ihre anderen Romane mich sofort gepackt hatten.
Profile Image for Dani_liest.
430 reviews27 followers
September 9, 2018
Die Bücher von Charlotte Roth sind für mich immer eine Garantie für eine fesselnde und dramatische Geschichte. Mögen die Klappentexte auch alle ähnlich klingen, so sind die Bücher in Wahrheit grundverschieden. Man meint, schon viel über den zweiten Weltkrieg gelesen zu haben, aber Charlotte Roth gelingt es immer wieder, in ihren Romanen Themen in den Mittelpunkt zu rücken, über die wenig gesprochen wird und über die ich noch wenig wusste.

Der Schauplatz von „Wenn wir wieder leben“ ist Zoppot, ein Ostseebad im heutigen Polen. Vor dem zweiten Weltkrieg war Zoppot, wie zum Beispiel auch Danzig, eine freie Stadt, die weder zu Deutschland noch zu Polen gehörte. Die Bevölkerung kam aus beiden Nationen an und beäugte einander misstrauisch.

Der Roman beginnt in den 60er Jahren. Wanda weiß nichts über ihre Wurzeln, sie hat sich nie darüber Gedanken gemacht. Sie weiß nur, dass sie ihre Mutter liebt und ihre Familie ihr sicherer Hafen ist. Als Wanda eines Tages anfängt Fragen zu stellen, bringt sie einen Stein ins rollen, der ihre komplette Familie in ihren Grundfesten erschüttert.

In Rückblicken wird die Geschichte ihrer Herkunft erzählt.
Gundula Friböse bezeichnet sich selbst als glücklichstes Kind an der Ostsee. Als Teenager träumt sie von einer Musikerkarriere und nach langen, vergeblichen Versuchen ist der Durchbruch plötzlich da. Zusammen mit ihrer Schwester Lore und ihren beiden besten Freunden Julius und Erik erreichen sie große Bekanntheit. Hauptsächlich, da ihr Hit „Morgen am Meer“ das Lieblingslied eines Nazis ist und dieser ihnen unzählige Engagements verschafft.

Nachdem mich der Auftakt mit Wanda im Zentrum sofort gepackt hatte, fiel es mir etwas schwerer, mich in die Geschichte in Zoppot zu vertiefen. Die Handlung dümpelt zunächst etwas vor sich hin. Sommerfrische, die vergeblichen Versuche ein Lied zu schreiben – es passiert nicht wirklich viel.
Hinzu kommt, dass mir die Hauptfigur Gundi das komplette Buch über unsympathisch blieb. Gundi trägt den Beinamen Sonnenschein, aber wie es so oft mit Leuten ist, denen Annehmlichkeiten in den Schoß fallen, entwickelt sie sich zu einem ziemlich egoistischen Charakter. Sie schert sich wenig um die Gefühle ihrer Bandkollegen oder um ihre erstgeborene Tochter Ariane. Ihre eigenen Bedürfnisse stehen stets im Mittelpunkt.

Als der Krieg beginnt, nimmt die Handlung an Fahrt auf. Die Zustände in Polen und der Hass, mit dem sich die Menschen begegnet sind, hat mich sehr erschüttert.
Auch das Ende von „Wenn wir wieder leben“ hat mich getroffen. Nach dem ich die letzte Seite gelesen hatte, saß ich noch eine Weile da und dachte über die Geschichte nach. Die vier aus Zoppot waren junge, unbeschwerte Leute, deren Traum es war, Leute mit Musik glücklich zu machen. Ein sinnloser Krieg hat ihre Jugend jäh beendet.

Am Schluss überrascht die Autorin mit einem Plottwist, der sich rückblickend schon lange abgezeichnet hat. Ich habe sogar manche Stellen ein zweites mal gelesen, da sie nach der Enthüllung in einem anderen Licht erschienen.

Alles in allen ein sehr lesenswertes, bewegendes Buch. Gerade in der heutigen Zeit ist es erschütternd, Parallelen zur aktuellen politischen Entwicklung zu finden.
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