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Desintegriert euch!

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Max Czollek ist dreißig, jüdisch und wütend. Denn hierzulande herrschen seltsame Regeln: Ein guter Migrant ist, wer aufgeklärt über Frauenunterdrückung, Islamismus und Demokratiefähigkeit spricht. Ein guter Jude, wer stets zu Antisemitismus, Holocaust und Israel Auskunft gibt. Dieses Integrationstheater stabilisiert das Bild einer geläuterten Gesellschaft – während eine völkische Partei Erfolge feiert. Max Czolleks Streitschrift entwirft eine Strategie, das Theater zu beenden: Desintegration. Desintegriert euch! ist ein Schlachtruf der neuen jüdischen Szene und zugleich eine Attacke gegen die Vision einer alleinseligmachenden Leitkultur. Dieses furios streitbare Buch ist die Polemik der Stunde.

208 pages, Hardcover

First published August 20, 2018

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3306 people want to read

About the author

Max Czollek

47 books98 followers
Max Czollek, geboren 1987, ist Autor und lebt in Berlin. Er ist Mitherausgeber des Magazins Jalta – Positionen zur jüdischen Gegenwart und seit 2021 Kurator der Coalition for a Pluralistic Public Discourse (CPPD) für eine plurale Erinnerungskultur. Er hat vier Gedichtbände publiziert, bei Hanser erschienen bisher seine vieldiskutierten Essays Desintegriert euch! (2018), Gegenwartsbewältigung (2020) und Versöhnungstheater (2023). 2022 war er Ideengeber und Kokurator der Ausstellung Rache. Geschichte und Fantasie am Jüdischen Museum Frankfurt, deren Begleitband ebenfalls bei Hanser erschien. Aktuell ist er Gastkurator am Haus der Kulturen der Welt Berlin, wo er seit 2023 eine Gesprächsreihe hostet und ab 2024 das deutschlandweite Projekt heimaten begleitet.

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Community Reviews

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2 stars
35 (1%)
1 star
15 (<1%)
Displaying 1 - 30 of 134 reviews
Profile Image for Marina.
81 reviews1 follower
August 27, 2020
Der bro er ist teilweise zu schlau für mich
Profile Image for Bookaholicgroup.
114 reviews1,301 followers
April 13, 2021
Ich wurde tatsächlich erst vor Kurzem auf dieses Buch aufmerksam, als ich den Autor Max Czollek in der Talk Runde "Die beste Instanz" gesehen und gehört habe. Seine Gedanken, die er in das Gespräch einbrachte, waren super spannend und als dann immer wieder auch der Titel seines Buches "Desintegriert euch" erwähnt wurde, habe ich mich mal schlau gemacht und nun ja, mein Interesse war geweckt.

Wie der Klappentext schon verrät, schreibt der jüdische Autor über seine persönlichen Erfahrungen und tut mit diesem Buch seinen Unmut über die Gesellschaft kund. Er schreibt provokant über viele unterschiedliche Themenbereiche, die aber alle mit Antisemitismus, Rassismus, Migration und deutscher Kultur zu tun haben. Ich habe mir beim Lesen sehr viele Stellen markiert, in denen der Autor bestimmte Punkte anspricht, über die ich mir tatsächlich so noch nie groß Gedanken gemacht habe. Das Buch hat meinen Horizont definitiv erweitert und ich glaube, ich muss es irgendwann nochmals lesen, um diese geballte Ladung an historischen Fakten, Erklärungen und und Eindrücken richtig zu verstehen.

Ich habe allerdings auch gemerkt, dass mir sehr viel Hintergrundwissen und Vorwissen fehlt, sodass ich an der einen oder anderen Stelle Probleme hatte, wirklich zu verstehen, worauf Max Czollek überhaupt hinaus will. Er schreibt sehr intellektuell und ich musste mich beim Lesen auf jeden Fall konzentrieren, um ihm folgen zu können.

Insgesamt sehr wichtig, das Thema aus einer ganz anderen Perspektive zu betrachten.
Tatsächlich haben ich das Buch in einem Buchclub mit ein paar anderen Mädels gelesen, was mir auch am Ende nochmal sehr geholfen hat, meine Gedanken zu ordnen.
Andere Meinungen zu hören und nochmal bestimmte Aspekte rauszugreifen hat sich nochmal auf mein Verständnis vieler angesprochener Dinge ausgewirkt.
Profile Image for _Leselust_.
295 reviews38 followers
April 1, 2019
Ein sehr interessantes Buch, das mir sehr viel Stoff zum Nachdenken gegeben hat. Darüber, wie Deutschland mit seiner NS-Vergangenheit umgeht, wie die Gesellschaft mit hinterbliebenen Tätern und Opfern umgeht. Czollek bietet intelligente Analysen und schließt dabei den Bogen von der Vergangenheit zur Situation heute. Manchmal waren mir einige Passagen etwas zu umständlich geschrieben und Vieles musste ich mehrmals lesen. Aber der Aufwand lohnt sich. Das Buch sei jeder und jedem empfohlen, die/ der Neues lernen möchte und es dabei auch nicht scheut, das eigene Verhalten zu hinterfragen.
Profile Image for Miss Bookiverse.
2,234 reviews87 followers
November 16, 2020
Ich habe nicht alles verstanden bzw. konnte nicht immer alles nachvollziehen (entweder weil mir Grundlagen fehlen, es nicht ausreichend mit Argumenten dargelegt wurde oder weil ich einfach anderer Meinung bin), aber ich habe trotzdem sehr viel gelernt und bin ein bisschen beschämt darüber, was ich alles nicht wusste oder worüber ich alles noch nie nachgedacht habe. Ich wünschte wirklich, dass ich auf viele dieser Gedanken schon zu Schulzeiten mal hingewiesen worden wäre. Nach dem Hörbuch würde ich nicht ausschließen, das Buch auch noch mal in der Print-Variante zu lesen, um mich mit manchen Gedanken intensiver auseinanderzusetzen.
Profile Image for Izzy Angels.
2 reviews3 followers
October 24, 2018
#czollek #desintegrierteuch
Unbedingte #Leseempfehlung

Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal ein Buch so verschlungen habe und ein Buch so viele unterschiedliche Emotionen und Reaktionen in mir ausgelöst hat. Wahrscheinlich hängt das damit zusammen, dass ich ein solches Buch bisher noch nicht gelesen habe - darauf muss man auch mal erstmal klar kommen.
In der letzten Zeit habe ich öfters darüber lamentiert, dass mir die intelektuelle Herausforderung fehlt - die habe ich unter anderem mit diesem Buch gefunden; danke dafür @fraupassmann und @m1ndthewolf

Danke auch für die teils heftigen Reaktionen während der Lektüre. Ich fühle mich von meiner schulischen und universitären sowie praktischen (Aus-)Bildung belogen, betrogen, bevormundet und hintergangen (ein Lob meiner damaligen Fachleiterin bezüglich meines „Mutes“ einen Unterrichtsbesuch zum Thema Antisemitismus im Kaiserreich zu zeigen, fühlt sich nun wie der blanke Hohn an). Ich möchte noch was zur Schreibweise loswerden, aber außer ein banales witzig (in Beuteltier-Manier) oder amüsant trotz/gerade wegen des ernsthaften Themas fällt mir gerade nichts intelligenteres zu sagen ein – dafür ist es aber ehrlich.
Fragen, die sich mir während der Lektüre stellten, wurden meist ein paar Seiten, wenn nicht sogar Sätze, später beantwortet - andere Fragen werden mich noch länger beschäftigen und hoffentlich in einem Prozess mit praktischem Ergebnis enden.
#staytuned #nurmitfckafdjuterumrennenistschonlangenichtmehrgenug #lesen #lesenswert #maxczollek
Profile Image for Leah.
527 reviews70 followers
February 24, 2021
Max Czollek ist annoying - aber er hat recht!

Damit sei auch schon alles gesagt: Ich habe zwar oft das Gefühl, dass Max Czollek sich gerne selbst reden hört, aber wenn ich mich so ausdrücken könnte, täte ich das wahrscheinlich auch ;-). Der Anfang ist noch zugänglicher als der Schluss und ich mochte wie bissig und dennoch präzise der Autor auf so einer (für dieses Thema) geringen Seitenzahl argumentierte.
Ich habe das Anbiedern mit Nationalstolz so wieso noch nie verstanden. Bei keinem Land und bei Deutschland noch am wenigsten.

Profile Image for Jakob Palmer.
91 reviews8 followers
July 19, 2025
Ist nen banger,
Von 2018, aber die Fragen des Zusammenspiels zwischen deutscher und jüdischer Kultur und kultureller Identität, dem versöhnungstheater, der deutschen Projektion spezifischen judenseins, die Kritik am aufkommenden nationalismus während der wm 2006 und seine Abwehr des integrationsparadigma hin zu radikaler desintegration ist super stark
Er trifft nen sehr guten grad zwischen Analyse und Polemik die sehr Bock macht zu lesen bzw zu hören
Profile Image for fili.
268 reviews35 followers
February 10, 2020
Vorneweg muss ich sagen, dass es sich bei den behandelten Themen in diesem Buch um sehr schwierige handelt und die Häufung an Gendersternchen dem Lesefluss nicht wirklich zu Gute kommen. Tatsächlich stören sie den Lesefluss immens.
Außerdem war für mich nicht wirklich nachvollziehbar, worauf der Autor hinaus möchte, der rote Faden fehlte und mit vielen der „deutschen“ Assoziationen kann ich mich leider (oder viel mehr zum Glück!) weder identifizieren, noch hätte ich sie so in meinem persönlichen Umfeld wahrgenommen. Der polemische Charakter vieler Äußerungen ging mir dann stellenweise so nah, dass ich das Buch abbrechen musste, um mich nicht zu sehr in negative Emotionen hineinzusteigern.
Dennoch beschäftigt es mich nach wie vor und einige Fragen bleiben offen:
Kann man mir Vorwürfe machen, bloß weil ich zufällig als „deutsche“ in „Deutschland“ geboren wurde?
Sollte ich mir die Schuld vergangener Generationen „meines Landes“ zu der Eigenen machen lassen?
Ist es gerechtfertigt etwas wie Reue von mir zu fordern, für Verbrechen, die ich nicht begangen habe?
Darf ich in der heutigen Gesellschaft äußern, dass ich für die Verbrechen „meiner Vorfahren“ nicht verantwortlich fühle, ohne dafür als Egoist, Nazi oder Afd-Wähler beschimpft zu werden?
Ich bin nicht verantwortlich für Dinge, die lange vor meiner Geburt geschehen sind, nur weil ich durch Zufall und ohne Eigenleistung als „weiße“ in „Deutschland“ geboren wurde. Schuld habe ich nur, wenn ich in der heutigen Zeit zulassen würde, dass sich die Vergangenheit wiederholt. Schuldig fühlen werde ich mich erst, wenn ich nicht alles in meiner Macht stehende getan habe, um Rassismus, Hass und Ungleichheit keinen Platz in der Gesellschaft zu geben. Verantwortung übernehmen, kann ich nur für mein eigenes Handeln, nicht für das irgendwelcher Idioten, die genauso zufällig und ohne Eigenleistung in irgendeinem Land geboren wurden und sich meine Staatsangehörigkeit teilen. Wer auf Nationalität oder Religion (jegliche Religion!) stolz ist, für den habe ich kein Verständnis. Länder existieren nur auf Karten und in den Köpfen der Menschen, Grenzen leider aufgrund von menschlichem Versagen auch in physischer Form. Und auch Religionen haben der Menschheit vermutlich mehr geschadet als geholfen…
So lange wir weiter von „uns“ und „den anderen“ reden können wir mit der Vergangenheit nicht abschließen und es wird immer neue Konflikte geben. Warum müssen wir heute noch über „Juden“ und „Deutsche“ sprechen? Kann ein Jude nicht „Deutscher“ sein und kann man als „Deutscher“ nicht jüdischen Glaubens sein? Und muss man überhaupt definieren, wer oder was man ist?

Vielleicht werde ich zu einem späteren Zeitpunkt nochmal zu dem Buch greifen und es Beenden, aber für den Augenblick kann ich es leider nur empfehlen, wenn man selbst nicht zu emotional wird bei solchen Themen.
Profile Image for Clelixedda.
98 reviews16 followers
May 11, 2019
Diesem Buch in einer kurzen Rezension gerecht zu werden, ist wirklich schwierig. Es ist auch schwierig, etwas zu diesem Buch zu sagen, ohne viel von sich selbst zu verraten - denn es verlangt durch seine Polemik eine klare Haltung und Positionierung. Es ist auf jeden Fall ein extrem empfehlenswertes Buch, auch wenn ich mir sicher bin, dass es bei jedem und jeder etwas anderes auslösen wird. Für mich waren das unter anderem Zustimmung, Entsetzen, Scham, Sich-Verstanden-Fühlen, Neugier und manchmal auch Ablehnung. Nicht selten mehrere dieser Gefühle gleichzeitig, was vermutlich normal ist, da auch die behandelten Themen komplex und vielfach emotional aufgeladen sind.

Ich möchte nur zwei kurze Beispiele nennen, wie ich einzelne Teile des Buches aufgefasst habe und ich werde absichtlich schreiben, welche Teile meiner Identität dadurch besonders angesprochen wurden - erstens, weil es vielleicht hilft, meine Auffassung besser zu verstehen (wie man etwas aufnimmt ist immer dadurch gefiltert, wer man ist), und zweitens, weil diese Art meiner Lektüre so schön im vorletzten Absatz des Buches gespiegelt wird: „Jeder Mensch besteht aus vielen Teilen, die sich immer wieder verschieben. Die ungebrochene Identität ist eine gefährliche Illusion.“
Da ich Deutsche mit Migrationshintergrund bin, rennt Czollek bei mir offene Türen ein, wenn er rekapituliert, wie mangelhaft die deutsche Entnazifizierung vonstatten gegangen ist und dass das fahnengetränkte „Sommermärchen“ 2006 ein extrem beunruhigender Ausdruck von schwelendem Nationalismus war, der nie wirklich weg war und mit dem Einzug der AfD in den Bundestag nur einen vorläufigen, sehr traurigen Höhepunkt erreicht hat.
Als nicht-jüdische, linke Deutsche war ich durch seine Analyse des deutschen Gedächtnistheaters beschämt und habe immer wieder meine eigene Rolle in dem Spiel sowie bewusste und unbewusste Verhaltensweisen hinterfragt. Sage ich sowas? Mache ich das? Bin ich so? „Soll“ ich das fühlen oder ist das auch ein erlernter Reflex?

Diese Buch steckt voller kluger Gedanken, die aufrütteln und bewegen. Lest es und schaut, was es mit euch macht.
Profile Image for tallie (◕‿◕✿).
235 reviews20 followers
December 13, 2018
Ich bin mir nicht ganz sicher was ich von diesem Buch halten soll.
Czollek hat eine wunderbar leichte Art und Weise seine Standpunkte zu formulieren und erzähltes wieder zu geben. Gleichzeitig waren seine Standpunkte jedoch ziemlich schwammig und ich wusste nicht so ganz worauf er hinaus wollte. Trotz dessen hat er einiges Angesprochen über das nachgedacht werden muss und woran wir alle zusammen arbeiten sollten um ein besseres Deutschland zu bekommen.
Profile Image for Michelle Curie.
1,082 reviews458 followers
August 15, 2023
What does it mean to be German or to be a Jew in Germany? This book is an appeal for true societal diversity and the acceptance that if we're being honst and transparent, a true sense of "us" doesn't exist in Germany – and never will.



The author Max Czollek is a thirty-something Jew born and raised in Berlin. Over the years he's been perceived as a migrant and a Jew and he's been able to watch Germans cope with their historical burden (or pretend they're over it). In this polemic writing, he explains a phenomena that he refers to as integration theatre during a time, in which a racist right-wing party keeps growing. The title translates to Disintegrate! and it's what Czollek urges to do.

Incredibly dense and determined its delivery, this piece of writing gives you a lot to think about. This isn't a holistic review of German politics or even an exploration of one specific aspect of it and neither does it claim to be. Czollek makes it clear from the beginning that what he's about to share is one point of view and one that he's been missing in the conversation about integration in Germany. His urging is purposeful: He wants Germany to stop thinking about how to incorporate minorities into its society, but to aim for creating and accepting a society in which differences are a fundamental part of its definition.

Germany has been playing theatre. In 2006, Czollek noticed a shift in Germany: with the football World Cup, German flags started popping up everywhere – Germans were all of a sudden proud to be German, a collective relief could be felt. After decades of feeling ashamed, the author felt a pride that he now confronts his readers with. Should being German really be devoid of guilt? For Czollek, racism is as omnipresent as ever in Germany, even though he claims that people like to pretend otherwise. But he reminds his readers that antisemitism isn't defined by you wanting every jew to die, just like sexism isn't just when someone is physically raped – it can be more subtle and more socially accepted.

I think the subject matter is even more complex than its made out to be here, but it's still a thought provoking read that I enjoyed. As this book takes such an extreme and accusations standpoint, I am not surprised this caused quite a bit of controversy upon its release, with its ruthless and accusing tone. But even if you don't agree, the points are delivered and backed up with logical reasonings. And speaking of agreeing, I personally felt some questions coming up as I was reading this, too – with Czollek urging for radical diversity, what about muslim antisemitism? After all, people who adhere to Islam are a minority in Germany, too, and a minority of those take radical political stances as well. Should these be accepted or criticised? You get what I'm hinting at – obviously this should only be read as part of a discourse as there's so much more to it, but specifically for people living in Germany or people who identify themselves as German this is a great self-check.
Profile Image for Julia.
270 reviews54 followers
January 14, 2021
Mit Max Czollek meldet sich ein Vertreter der jungen Generation zu Wort und die Auseinandersetzung mit dem Leben von Jüdinnen und Juden im Deutschland der Gegenwart, die er damit anstößt, halte ich für sehr wichtig. Und Czollek liefert mit diesem Buch auch einige sehr gute Denkanstöße, analysiert das von Y. Michael Bodemann begründete "Gedächtnistheater" verständlich und erweitert es, liefert gute Argumente für manche auf den ersten Blick doch sehr steile These. Man muss nicht immer mit Czollek einer Meinung sein und ich denke, dieses Buch wird bei seiner Leserinnenschaft die unterschiedlichsten Emotionen auslösen: Zustimmung, Verständnis, Erkenntnis ebenso wie Ablehnung, Zweifel und vielleicht auch ein wenig Wut. Das ist legitim. Zugegebenermaßen, einfach macht es Czollek den Leserinnen auf dem Weg durch seine Essays auch nicht unbedingt. An manchen Punkten fiel es mir schwer, ihm direkt zu folgen: Einiges wirkte unnötig verkompliziert, in anderen Punkten fehlte mir schlicht der rote Faden (oder das Vorwissen, um sich diesem bewusst zu werden). Am Ende bleibt mir persönlich seine Forderung nach Desintegration doch zu vage.

Ich halte dieses Buch nicht für schlecht, aber die Art und Weise, wie Czollek den Inhalt verkauft, ist in meinen Augen nicht unbedingt gelungen. Das größte Problem, dass ich sehe, ist, dass Menschen, die dieses Buch dringend lesen sollten, vermutlich die ersten sein werden, die dieses Buch ob seiner Polemik in die Ecke pfeffern - und irgendwie kann ich sie verstehen. Das Durchhalten lohnt sich aber; auch, wenn ich am Ende nicht komplett überzeugt bin, habe ich einige Abschnitte, zu denen ich zurückkommen werde, und die ich so gerne weitergeben werde.
Profile Image for anotherbritinthewall.
174 reviews
December 27, 2021
So ein verdammt dichter Text. Mir war "Gegenwartsbewältigung" etwas zugänglicher und das hat bestimmt auch damit zu tun, dass "Desintegriert Euch!" weh tut und weh tun muss. Und natürlich schmerzt es, zu sehen, wo nach jahrelangem Geschichtsstudium Lücken sind, die eigene, antrainierte Perspektive verändern zu müssen. Aber trotzdem macht der Text auch Spaß, er ist manchmal unverhofft witzig und emotional und lehrreich. Ich gehe seit Wochen meinen Kommiliton*innen mit Passagen aus beiden Czollek-Büchern auf die Nerven, das Studium hat gerade erst begonnen - und ich habe keine Absicht, damit aufzuhören.
Profile Image for Anka.
1,115 reviews65 followers
Read
April 3, 2020
Anfangs war es für mich noch einfach, den Gedanken des Autors zu folgen. Je weiter das Buch aber voranschritt, desto weniger habe ich die Ausführungen verstanden. Wahrscheinlich liegt das an meinem fehlenden Vorwissen.
Den Beginn (ca. bis zum Kapitel Wowschwitz) kann ich aber uneingeschränkt weiterempfehlen.
Profile Image for Natalie Pampelmuse.
96 reviews2 followers
November 1, 2022
Max Czollek setzt sich in diesem Buch mit dem Leben von Jüdinnen und Juden im heutigen Deutschland auseinander und teilt dabei viele Denkanstöße, die ich als durchaus wichtig empfinde.

Czollek spricht viele Dinge an, die ich als sehr interessant und lehrreich empfunden habe. Andere Dinge waren für mich weniger greifbar. Ich muss gestehen, dass ich den Schreibstil von Czollek als eher schwierig empfunden habe. Nicht immer war mir der Zugang zu seinen Worten leicht gefallen, das muss er aber auch nicht.

Was mir sehr gut gefallen hat ist, dass das Werk einen provokanten Unterton hat. Diese Provokation regt die Leser*innen letztendlich zum nachdenken und daraufhin auch zum diskutieren an. Gerade das finde ich bei diesem Buch so entscheidend - es fordert praktisch einen Diskurs. Das Gelesene wollte ich immer möglichst schnell und detailliert mit anderen besprechen und festigen.

Das Lesen lohnt sich definitiv, jedoch ist es an manchen stellen etwas schwieriger zu lesen. Der Argumentationsgang ist für mich persönlich daher nicht perfekt gelungen.
Profile Image for PiaReads.
345 reviews8 followers
February 10, 2025
Obwohl dieses Buch bereits 2018 erschienen ist, bleibt es von ungebrochener Aktualität – insbesondere angesichts des 80. Jahrestags der Befreiung von Auschwitz und der bevorstehenden Bundestagswahl. Mit scharfem Blick und prägnanten Formulierungen zerlegt Max Czollek das sogenannte „Integrationstheater“ und hinterfragt kritisch, welche Rollen Migrant*innen und Jüd*innen in der deutschen Mehrheitsgesellschaft zugeschrieben bekommen.

Seine Streitschrift ist eine Mischung aus Analyse, Polemik und Appell – oft wütend, aber auch mit pointiertem Humor. Czolleks Sprache ist klug, bissig und zugleich unterhaltsam, was das Hörbuch besonders eindrücklich macht. Seine Strategie der „Desintegration“ stellt sich bewusst gegen eine verordnete Leitkultur und fordert neue Perspektiven auf Zugehörigkeit und Erinnerungskultur.

Ein wichtiges und nach wie vor relevantes Buch, das nicht nur Denkanstösse liefert, sondern auch zum Widerspruch und zur Diskussion herausfordert. Unbedingt hörenswert!
Profile Image for himbeerbuch.
423 reviews41 followers
February 14, 2024
Ich hatte bei ein paar Stellen das Gefühl, dass mir wirklich das grundlegende Wissen fehlt, um sie zu verstehen. Vor allem, wenn es um Biblisches oder Literaturgeschichte geht - hätte von mir aus ausführlicher sein können 🙈 Trotzdem war die Lektüre total gehaltvoll für mich persönlich. Ich beschäftige mich in meinem Studium mit Migration und vor allem der Kritik am Integrationsansatz, aber Max Czollek hat mir hier definitiv noch eine weitere Perspektive geboten, auch wenn sie nicht unbedingt verwissenschaftlicht vorgetragen wurde, sondern anhand von Beispielen aus der Kunst, dem Theater, der Literatur. Ich könnte mir vorstellen, dass seine weiteren Veröffentlichungen gut auf diesem hier aufbauen.
Profile Image for Johanna.
349 reviews1 follower
July 16, 2021
Will ich im Deutschunterricht sehen.
Profile Image for Frau Becker.
221 reviews49 followers
February 22, 2024
Schwierig, einen Text zu rezensieren, der sich in mehrererlei Hinsicht von vornherein gegen Kritik immunisiert. Einerseits macht Czollek von Anfang an klar: Das hier ist Polemik, und dazu gehört nunmal Emotionalität und mangelnde Differenzierung. Zudem, auch wenn er sich zum Schluss von der Identätspolitik distanziert, argumentiert sein Text ganz klar identitätspolitisch, und das heißt auch: Das Opfer hat immer recht, und wenn du anderer Meinung bist, check erstmal deine Privilegien.
Dabei kann ich ihm in vielen seiner Ausführungen folgen: Auch ich halte die "deutsche Leitkultur" für ein nationalistisches Phantasma, das, konsequent verstanden, auch viele "Deutsche" ausschließt, auch ich kann mich der Haltung, mit Gedenktagen und Denkmälern sei es nun auch mal gut mit Holocaust, nicht anschließen. Gerade an dieser Stelle aber wird Czolleks Argumentation widersprüchlich: Einerseits verurteilt er die geradezu streberhafte Erinnerungskultur, kritisiert zu recht, dass die Wahrnehmung jüdischen Lebens v.a. auf die Opferrolle reduziert wird, andererseits sind ihm die Deutschen gerade in den nachgeborenen Generationen nicht betroffen genug. Seine Unterscheidung zwischen "richtigem" und "falschem" Erinnern erscheint mit dezisionistisch. Gestört hat mich zudem - Polemik hin oder her - der pauschalisiernde Ton, in dem er über "die Deutschen" redet, die anscheindend gleichzeitig Holocaust-Gedenktage begehen und AfD wählen, die sich das Fleißsternchen der Vergangenheitsbewältigung anheften und gleichzeitig den allgegenwärtigen Rassismus ignorieren. Ich würde mal behaupten: Das sind nicht dieselben. Ähnlich wie die jüdische Bevölkerung ist auch die deutsche "Mehrheitsgesellschaft" heterogener als Czollek sie beschreibt. Gestört haben mich auch begriffliche und analytische Ungenauigkeiten, bigriffliche etwa, wenn er Versuche auf konservativer und linksliberaler Seite, den Heimatbegriff positiv zu besetzen, letztlich auch als Nationalismus versteht (Heimat kann, muss aber nicht zwingend national gedeutet werden). Schwarz-rot-gold steht für ihn für selbstgefälligen Nationalstolz, doch kann man die Farben auch als Bekenntnis zu Freiheit und Demokratie verstehen (es hatte schon einen Grund, warum sie den Nazis ein Dorn im Auge waren). Analytische Ungenauigkeiten sind mir im Bezug auf die Rede von Richard von Weizsäcker zum 8. Mai 1985 aufgefallen: Czollek unterstellt, in seiner Rede vom 8. Mai 1945 als "Tag der Befreiung" suggeriere Weizsäcker, die Deutschen seien im Grunde ein durch die Nazidiktatur unterdrücktes Volk gewesen, das die Befreiung ersehnt hätte. Zugegeben, Weizsäcker hätte die deutsche Schuld deutlicher betonen können, aber wenn er vom "Tag der Befreiung" spricht, meint er damit das "Ende eines Irrwegs", dem die Mehrheit der Deutschen gefolgt seien. Wenn Czollek aber vom 8. Mai 1945 als "Tag der Niederlage" spricht, schlägt er in dieselbe Kerbe wie die rechtsnationale Deutung - mit der Weizsäcker nicht brechen, aber die er relativieren wollte.
Auch das Konzept der Desintegration bleibt schwammig: Zwar kann ich Czollek darin folgen, dass Integration nicht nur eine Bringschuld der Minderheit ist, zudem glaube ich auch nicht, dass sich aus der Erinnerungskultur ein Anspruch auf deutsch-jüdische Versöhnung ableiten lässt. Czollek streut Sand ins Getriebe einer allzu selbstgewissen Erinnerungkultur, das ist der Vorzug dieses Buches, aber was er dem konstruktiv entgegensetzt, bleibt unklar.
Profile Image for Isabelle.
77 reviews3 followers
November 11, 2025
Mir fällt es nicht leicht, solch wichtige Bücher überhaupt mit einer Bewertung zu versehen, denn Relevanz des Themas? 5/5.
Auch die viel erwähnte Polemik stört mich nicht und diese „Wutschrift“ fand ich gerade spannend.
Jedoch fehlte mir (wie einigen anderen) der rote Faden und bei manchen Punkten eine strukturiertere, ausführlichere Herangehensweise.
Profile Image for laleliest.
430 reviews66 followers
March 16, 2021
„Die überwiegende Mehrheit der Deutschen hat vor einigen Jahrzehnten entschieden, kein Problem damit zu haben, Menschen, die als Juden markiert wurden, auszuschließen, zu enteignen, zu vernichten. Diejenigen, die dabei nicht am Gashahn standen oder in Europa Massengräber füllten, zogen anschließend in die leeren Wohnungen, übernahmen die Jobs, lasen die Bücher und und aßen mit dem Besteck der Vorbesitzer*innen. Wenn mir heute irgendwelche Deutschen meiner Generation erzählen wollen, dass sie genug von der Erinnerung an den Nationalsozialismus haben, dann erlebe ich das als Fortsetzung dieser Kränkung. Und als mangelnden Respekt vor meinen Toten.“ [Czollek, 2018, S.174]

Dieses Buch ist eine Wutschrift und hat mir einmal mehr gezeigt, wie wenig ich doch eigentlich Bescheid weiß und wie viele falsche Denkweisen in mir verankert sind. Max Czollek ist Jude und absolut wütend über die Darstellung von Integration in Deutschland. Er beschreibt es als ein „Integrationstheater“, in der das „Wir“ die Hauptrolle spielt und Leitkulturen festlegt. Aber wann ist man eigentlich integriert? Und warum müssen immer Juden und Jüdinnen über die Shoah und Antisemitismus reden? Max Czollek lässt über Jahre angestaute Wut heraus und erklärt gleichzeitig genau fundiert, was hier, in „unserem Land“ eigentlich alles falsch läuft.
Mir fällt es sehr schwer, diesen Essay in Worte zu fassen und dabei nichts auszulassen oder zu bewerten. Von daher möchte ich euch allen eine große Empfehlung aussprechen, sich mit dem Essay und vor allem den Inhalten auseinanderzusetzen und einfach mal zu reflektieren und zuzuhören.
Profile Image for Theresa.
143 reviews10 followers
September 30, 2018
Am liebsten würde ich das ganze Kapitel "Alternativen für Deutsche. Was wir von der AfD lernen können" zitieren. Vieles hat mich zum Nachdenken und -lesen angeregt. Muss man gelesen haben!!
Profile Image for Alice.
45 reviews5 followers
April 21, 2021
Unglaublich wichtig, unglaublich gut, unglaublich dass ich es erst jetzt gelesen hab.
Profile Image for marli .
17 reviews
March 24, 2023
die inszenierung von kultur und vielfalt für eine deutsche mehrheit ist etwas anderes als die anerkennung von vielfalt.
Profile Image for Luise.
91 reviews
May 8, 2021
Hörbuch kostenlos auf Spotify erhältlich, hört es euch an.
59 reviews4 followers
February 11, 2023
Turns out I really missed reading political theory and specifically Jewish political theory! Determined to pursue this impulse while it lasts.
Displaying 1 - 30 of 134 reviews

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