„Wer einen Autisten kennt, kennt genau EINEN Autisten“, sagt sich Daniela Schreiter im dritten Band von Schattenspringer. Sie macht sich auf, andere Betroffene zu interviewen. Wie immer kombiniert sie dies mit ihren eigenen Erfahrungen und schafft es ein weiteres Mal, wundervoll unterhaltend über ein scheinbares Tabuthema aufzuklären, ohne dabei in Leidensgeschichten abzugleiten oder belehrend zu wirken.
Daniela wurde im wilden Berlin der 1980er Jahre geboren und erforscht seit jeher mit Stift und Papier die Welt um sich herum. Mit vier Jahren zeichnete sie ihren ersten Comic und ist seit dem Studium als Illustratorin und Comic-Zeichnerin tätig.
Daniela ist Autistin. Seit ihrer Diagnose wollte sie einen Comic darüber zeichnen, wie es ist, mit dieser etwas anderen Sicht auf die und Wahrnehmung der Welt zu leben, zu sehen und zu fühlen. Worte allein haben dafür einfach nie ausgereicht. In ihrem 2014 erschienenen Graphic Novel-Debüt „Schattenspringer“ zeichnete sie ihre Kindheit bis zum Erwachsenenalter auf und beschrieb mit viel Humor, welche Hürden es dabei zu meistern galt, von denen Nicht-Autisten nicht einmal ahnen, dass sie überhaupt existieren. Das Buch wurde ein Riesenerfolg, und weil es noch so viel zu erzählen gibt, folgt hier, nach „Schattenspringer 2“, nun schon der dritte Teil - dieses Mal mit neuem Konzept, denn Daniela lässt in diesem Band auch andere Autisten zu Wort kommen.
Diesmal hab ich zwar nicht geflennt, mich aber doch an vielen Stellen wiedergefunden. Einerseits macht das Mut. Andererseits aber auch Sorgen. Probleme bei der Suche nach dem richtigen Job und dann Ausweichen in die Selbstständigkeit, was ich gerade auch überlege, scheint bei Autisten eher die Regel zu sein. Doch wie kann man selbstständig werden, wenn man keine Stärken hat, von denen man selbst weiß? So macht mich dieser Band noch weit nachdenklicher als die beiden zuvor.
Autismus ist vielschichtig und hat keine feste Symptomatik, weswegen nicht nur die Diagnose schwierig ist. Durch Daniela Schreiter lernte ich bereits vieles aus der Sicht ihres Autismus-Spektrums und war erstaunt, was ihr Leben so anders machte. Als ich dann aber erlas das im 3. Band der Reihe, auch andere Autisten einmal erzählen durften, wie sie mit Autismus leben, war ich einfach nur hellauf begeistert. Immerhin lehrte mir schon der erste Band das kein Autist wie der andere ist.
Und so startete ich den Band mit der Erkenntnis völlig neue Eindrücke über die Autismus-Störung zu erhaschen und dabei den unverkennbaren Humor der Autorin wieder zu genießen. Schon die Einführung sorgte dafür, dass ich gemütlich zurücklehnte und darauf freute was ich gleich erfahren würde. Hier kommen wir auch schon zudem Punkt, welchen ich an der Reihe liebe. Denn trotz der ernsten Thematik, wurde alles nicht einfach im Ärzte-Jargon vermittelt, sondern so, das Mensch A, B, C und D es verstehen würden. Dazu kommen Patienten und Angehörige, welche nun auf sanfte, lustige und trotzdem ehrliche Weise einmal erfuhren, was es mit der Störung auf sich hat.
Ich als Normalo war trotzdem neugierig und las gespannt, was andere Autisten erlebt hatten, was ihren Autismus ausmachte und wie sie es schafften ihn in ihr Leben zu integrieren. Gerade letzteres dürfte für Erwachsene Autisten sehr wichtig sein. Natürlich entschied sich die Autorin nicht nur für Frauen als Gesprächspartner, sondern auch für Männer. Hier ging es natürlich nicht um Gerechtigkeit oder die Quote, sondern allein darum zu zeigen, wie unterschiedlich die Entwicklung bei Geschlechtern jeglicher Art erfolgt. Da ich bisher nur den Autismus der Autorin näher kennenlernen durfte, war es sehr interessant zu sehen, wie Jungs bzw. Männer mit dieser Störung klarkommen.
Bevor ich die Optik des Buches bis in den Himmel loben werde, möchte ich den Autisten des Buches ein großes „Danke schön“ aussprechen. Ihr habt mich an einer Welt teilhaben lassen, welche ich vorher nicht kannte.
Wer auch schon die Vorgänger gelesen hatte, dem dürfte der Zeichenstil der Autorin sehr bekannt sein. Ich persönlich liebe ihn, da er trotz seiner süßen Art, Emotionen sehr gut darstellt. Gerade in Bezug auf den eigenen Körper fand ich es schöner keinen detaillierten Körper zu sehen. Dazu kam natürlich das Spiel mit Licht und Schatten, welche dem Ganzen nur noch mehr Atmosphäre gab. Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass das Buch durchgehend bunt gewesen wäre. Da es zu Anfang einige Seiten gab, welche dies waren, war es etwas traurig das plötzlich in schwarz/weiß gewechselt wurde. Dies war zwar auch in den Vorgängern so, aber bei diesem Band fiel es mir verstärkt auf. Ein Highlight blieb das Buch trotzdem.
Auch diesmal packte mich Daniela Schreiter mit ihrem Humor und der tollen bildlichen Darstellung. Dabei stand ihr Autismus diesmal nicht im Vordergrund. Trotzdem lehrte mir dieser Band unglaublich viel über diese Störung. Besonders da diesmal andere Autisten von ihrem Leben, ihren Problemen, aber auch von ihren Erfolgen erzählen konnten. Für viele die sich einfach nur anders fühlen ein Brunnen voller Mut, Hoffnung und Kraft.
Zu viele Sichtweisen. Kaum hatte ich mich an jemanden rangefuchst, war derjenige schon wieder mit Keksen in der Küche.
Aber es ist immer noch Schattenspringer und damit entweder sehr "Oh wieder was gelernt. Hat Fuchskind meine Gedanken gelesen? Wie gruselig." oder sehr "ah stimmt, das kenne ich auch. Hat Fuchskind mich heim!ich beobachtet? Wie gruselig." und deshalb empfehlenswert. Gehet hin und leset Schattenspringer.
Eine unterhaltsame Weiterführung, wie das Leben nach 20 mit ASS aussehen kann. Es gibt einen guten Einblick, wie schwierig sich der Alltag oder die Ausbildung für Autisten gestalten kann und auch die Vielfalt der Wahrnehmungen gefällt mir. Es zeigt ganz deutlich das enorme Spektrum der Störung auf - wenn man einen Autisten kennt, heisst das nicht, dass man alle kennt!