Marielle lebt als Bildhauerin in Amsterdam. An einem der ersten warmen Frühlingstage kehrt die Vierzigjährige mit einem riesigen Strauß roter und blassrosa Tulpen vom Bloemenmarkt zurück und findet vor ihrer Wohnungstür ein Paket. Altmodisch verschnürt und geheimnisvoll. Der Tagebücher ihrer vor kurzem verstorbenen Mutter Franka. Ein Leben lang fühlte Marielle sich von ihr unverstanden. Immer war ihr diese stolze, kühle Frau fremd geblieben. Nun beginnt sie zu lesen. Von jenem langen Sommer 1944, den Franka auf einem Gut in der Toskana verbracht hatte. Von einer Begegnung, die das Leben der jungen Frau für immer veränderte. Und von einem Verhängnis, das über die Generationen hinweg zu wirken scheint.
Beate Teresa Hanika ist eine deutsche Fotografin und Schriftstellerin. Ab 1997 arbeitete sie mehrere Jahre als Model in verschiedenen europäischen Städten. 2001 beendete sie ihre Karriere als Model und begann zu fotografieren. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder. Bereits seit ihrem zehnten Lebensjahr schreibt sie Geschichten und Gedichte.
Könnt ihr euch vorstellen in einem kleinen toscanischen Ferienhaus im Kräutergarten zu sitzen? Ihr könnt den Rosmarin riechen und eine laue Brise weht vom Meer herauf? Ein paar Tapas auf dem Tisch, ein Glas Rotwein in der Hand und ihr hört die Grillen zirpen? Ja? Dann seit ihr mitten drin in unserer Geschichte um Marielle und ihrer Adoptivmutter Franka. Die Beziehung der beiden ist nicht sehr innig und von Missverständnissen geprägt... ob sie es schaffen sich anzunähern? Denn die Zeit drängt..
Zwei starke Frauen erzählen ihre Geschichten aus Ihrer jeweiligen Sichtweise und lassen uns abtauchen ins wunderbare Italien! Es geht um Familienbande, Freundschaft, Krieg und Partisanen, Mutter-Tochter-Beziehungen, die nicht ganz einfach sind, große Liebe und die wunderbaren Landschaften der Toscana. Ein Buch zum Fernweh bekommen!
"Nichts ist gut", sagte sie, "nichts war jemals gut. Glaub mir das, Marielle."
Eine schnelle Lektüre für zwischendurch, bestimmt gut geeignet für den Sommerurlaub :) Im Buch gibt es drei verschiedene Handlungszeiten an zwei Hauptorten. Die Orientierung fiel mir aber nicht weiter schwer. Mit dem Charakter der Franka, von der auch obiges Zitat stammt, bin ich nicht ganz warm geworden, aber das mag auch so beabsichtigt sein.
Für mich alles in allem ein kurzweiliges Lesevergnügen.
„Ich denke daran, dass ich die Erinnerungen einer völlig Fremden lese, einer Frau, die nicht mit mir verwandt ist, nichts mit mir gemeinsam hat, außer ein Stück Lebensweg, den wir zufällig teilen.“ (Zitat Seite 88)
Inhalt: Marielle, 40 Jahre alt, ist Künstlerin Sie fertigt Skulpturen an und malt. Doch sie muss nicht von ihrer Kunst leben, denn durch eine Erbschaft ist sie vermögend. Aufgewachsen in New York und München, lebt sie nun in Amsterdam. Ihre Familie besitzt ein Landgut in Farnocchia und so hatte sie viele Sommer in der Toskana verbracht. Zuletzt im August 2003, wie immer zusammen mit ihrer Mutter Franka, die unheilbar krank ist und dort dann stirbt. Im April 2004 erhält Marielle ein Paket mit den ihr bisher unbekannten Tagebüchern ihrer Mutter. Frankas Aufzeichnungen beginnen im Mai 1944. Sie führen zurück nach Farnocchia und enthüllen ein Geheimnis, das auch Marielle betrifft.
Thema und Genre: Dieser Frauen- und Familienroman ist eine leise, intensive Geschichte. Es geht um Liebe und Distanz, beruhend auf Missverständnisse und Erfahrungen. Thema sind starke Frauen, problematische Mutter-Tochter Beziehungen und die langen Schatten der Vergangenheit bis in die Gegenwart. Es geht auch um die Schuldfrage für Handlungen in Kriegszeiten. Die geschilderten historischen Ereignisse beruhen auf Tatsachen.
Charaktere: Auch wenn Männer in der Geschichte eine wichtige Rolle spielen, sind die Hauptprotagonistinnen Frauen: Marielle in der Gegenwart und ihre Mutter Franka, die ihre Geschichte in ihren Tagebüchern erzählt. Marielle hat zur Hausangestellten Martha eine wesentlich tiefere Beziehung als zu ihrer Adoptivmutter Franka, eine etwas verschlossene Frau, die immer etwas distanziert wirkt. Im Zuge der Handlung erfährt der Leser die Hintergründe, die auch das Verhalten der beiden Charaktere erklären.
Handlung und Schreibstil: Die Autorin versteht es wunderbar, auch mit leisen Tönen Spannung zu erzeugen. Sie lässt Marielle und Franka abwechselnd ihre Geschichte in Ich-Form erzählen, wobei der Erzählstrang Marielle in den Jahren 2003 und 2004 spielt, während Franka das für sie prägende Jahr 1944 durch ihr Tagebuch erzählt. Jedes Kapitel trägt als Überschrift den Namen der Protagonistin, Ort und Jahr, wodurch der Ablauf klar strukturiert und sehr gut zu lesen ist. Immer mehr Details erfährt man so beim Lesen, kleine Andeutungen lassen manches auch schon vermuten, bevor es sich bestätigt. Die klare Sprache ist dieser Erzählform angepasst.
Fazit: Ein beeindruckender, spannender Familien- und Frauenroman. Die Protagonistinnen und ihre Gefühle sind mit großem Einfühlungsvermögen geschildert. Beate Teresa Hanika ist eine Erzählerin, die es versteht, die Leser mit ihren Geschichten zu fesseln.
Die Geschichte ist aus zwei verschiedenen Ich-Erzählerperspektiven erzählt. Zum einen aus der Sicht von Marielle (Tochter), in den Jahren 2003 und 2004. Zum anderen aus der Sicht von Franka (Mutter), in Form von Tagebucheinträgen aus den Jahren 1944 und 1967. Die Kapitel sind jeweils recht kurz und wechseln sich immer wieder ab, sodass sich am Ende eine große Gesamtgeschichte herausbildet.
Ansonsten lässt sich das Buch gut lesen und der Schreibstil ist angenehm.
Die Protagonisten sind Franka und Marielle Fellner. Ihre Mutter-Tochter Beziehung ist nicht sonderlich warmherzig.
Franka ist eine sehr starke Frau, die selten Gefühle zulässt. Sie redet nicht gern, über die Dinge, die sie beschäftigen und setzt ihre Entscheidungen, wann immer es möglich ist, durch.
Marielle hingegen fragt sich seit jeher, warum ihre Mutter keine Liebe für sie übrig hat. Als Kind hatte sie eine sehr intensive Beziehung zu ihrem Kindermädchen. Doch trotzdem wünscht sie sich ihr Leben lang nichts sehnlicher, als dass Franka sich ihr gegenüber öffnet. Außerdem ist Marielle Künstlerin. Als Kind hat sie nur Spott von ihrer Mutter geerntet und auch als Erwachsene nie ein Lob gehört. Was auch immer sie tat, es war nie gut genug.
Fazit:
Leider, leider, leider, kam ich einfach nicht in diese Geschichte hinein und ich weiß nicht woran es lag. Gefühlt habe ich ewig daran gelesen und hatte jedes Mal, wenn ich es weglegte einfach nie das Gefühl, es wieder in die Hand nehmen zu wollen. Es hat mich einfach nicht interessiert, wie es weitergeht. Die Geschehnisse waren so vorhersehbar. Daher war mir schon immer weit vorher bewusst, was als nächstes passieren würde. Außerdem haben sich einige Abschnitte gefühlsmäßig so unnötig in die Länge gezogen.
Was ich am wenigsten verstehe: So vieles an dieser Geschichte ist traurig, aber bei mir kam nie auch nur eine Gefühlsregung an. Das ist auch, was ich im Allgemeinen empfinde, wenn ich an das Buch denke. Nichts. Daher kann ich weder sagen, ob ich es gut oder schlecht fand.