Dass Unfertiges, Unvollendetes, gnzlich Unverffentlichtes aus seinem Nachlass publiziert wird, wollte Wolfgang Herrndorf nicht. In seinem Testament verfgte er, solche Arbeiten seien zu vernichten. Daran haben die Erben sich gehalten. Es gibt aber eine Anzahl von Texten, die schon zu Herrndorfs Lebzeiten einen Weg in die ffentlichkeit gefunden hatten, sei es abgedruckt an entlegenem Ort, sei es durch Lesungen, vor allem aber Herrndorf war Mitglied des Internet-Forums "Wir hflichen Paparazzi", einem Verbund von Selbstdenkern und kreativen Menschen, aus dem inzwischen namhafte Autoren wie Kathrin Passig, Klaus Csar Zehrer oder Christian Y. Schmidt hervorgegangen sind. Das Forum war, so formuliert es Tex Rubinowitz, eine beinharte stalinistische Schreibschule". Und alle, die dabei waren, sind sich Am strengsten bei der Beurteilung eigener und fremder Texte war Wolfgang Herrndorf. Meist schrieb er unter dem Pseudonym Stimmen.Der vorliegende Band prsentiert eine Auswahl, Texte, die mal an "In Plschgewittern" erinnern, mal an "Tschick", mal an die magischen Erinnerungsfragmente aus "Arbeit und Struktur". Es gibt u.a. eine Fahrt mit einem gestohlenen Schrottauto ber Land, nur sind es keine Jugendlichen und das Auto ist kein Lada; Herrndorf selbst verirrt sich nachts mit dem Fahrrad im Wald und klingt wie Isa auf ihren Wanderungen im Mondschein. Nichts findet sich hier, das nur Dokument oder Autorenreliquie wre; alles ist Literatur, auch das unvollendet Gebliebene, wo es vom Autor selbst in die Tradition des romantischen Fragments gestellt wird. Ein Schatz fr Wolfgang Herrndorfs Leser.
Wolfgang Herrndorf studied painting at the Academy of Fine Arts, Nuremberg. After graduating, he moved to Berlin, where he worked as a magazine illustrator and posted frequently on the Internet forum Wir höflichen Paparazzi (We Polite Paparazzi). In 2001, Herrndorf joined the art and writing collective Zentrale Intelligenz Agentur, eventually contributing to their blog, Riesenmaschine (Giant Machine).
He published his first novel, In Plüschgewittern (Storm of Plush), in 2002. This was followed by a collection of short stories, Diesseits des Van-Allen-Gürtels (This Side of the Van Allen Belt, 2007), which received the Ingeborg Bachmann Prize Audience Award.
In early 2010, he was diagnosed with a brain tumor; his novel Tschick (Why We Took the Car) was published just months later and would eventually be translated into twenty-four languages. Sand was released in 2011; it was short-listed for the German Book Prize and won the Leipzig Book Fair Prize.
Herrndorf committed suicide in the summer of 2013. His posts on Arbeit und Struktur (Work and Structure), the blog he started after receiving his cancer diagnosis, have been published as a book of the same name. An unfinished sequel to Tschick, Bilder einer großen Liebe (Pictures of Your True Love), was released in 2014.
I love Herrndorf, and I was so happy when I heard that NYRB Classics has finally published a translation of Sand: Now you can read at least two of his works in English, the other one being Tschick (with the idiotic English title Why We Took the Car). "Stimmen" (Voices) is the third book by Herrndorf published posthumously (the author committed suicide after the symptoms of his glioblastoma had worsened), and while he intended his diary Arbeit und Struktur and the fragmentary novel Bilder deiner großen Liebe to be put out as they were, "Stimmen" is a collection of texts that was put together by the publishers. Herrndorf wanted all of those texts - which were already published before, in different outlets - to be preserved, but I hate to admit that I didn't enjoy reading this collection.
The people working on this collection certainly had a strategy and made an effort (as they explain here: https://www.rowohlt.de/news/wolfgang-...), but to me, the selection still felt random, of varying quality, and some texts even read like writing exercises (of a very talented writer, but still). The topics often seemed insignificant to me as well, only the poetry was striking. I feel terrible saying all this, because Herrndorf is such a great writer, but these texts didn't really reach me.
Ich hätte "Stimmen" gern so innig geliebt wie die anderen Bücher von Wolfgang Herrndorf, und es sind auch richtig großartige Texte dabei – aber auch einige, in denen ich das, was ich sonst an Herrndorf so grandios finde, überhaupt nicht gesehen habe. Auch die Gedichte haben mir leider wenig gegeben.
Die Stimme aus dem Grab – für einmal ist sie nicht schauderhaft, sondern warm und zärtlich. Denn mit dem Sammelband "Stimmen" gibt es nicht nur neue Texte des verstorbenen Autors Wolfgang Herrndorf zu lesen, sondern feinfühlige Kurzgeschichten zwischen Wahrheit, Möglichkeit und Projektion. Dass es sich dabei nicht um neues Material, sondern bereits vor längerer Zeit online veröffentlichte Schriften handelt, das liegt am Umstand, dass der Autor all seine unfertigen Textresten vernichten liess.
In gedruckter Form durfte man diese kurzen und amüsanten Erzählungen über die Liebe, den jugendlichen Leichtsinn und die Gratwanderung zwischen Memoiren und Fiktion noch nie in den Händen halten. "Stimmen" ist somit nicht nur das letzte Wiedersehen mit Herrndorf, sondern ein wunderbarer und berührender Abschluss zu seinem Schaffen. Du fehlst.
Ich habe die Zeit der Riesenmaschine und der höflichen Paparazzi verpasst und wollte mit der Lektüre von „Stimmen“ diese Bildungslücke schliessen (was ich abgesehen vom letzten Teil mit den Gedichten, die ja auch aus einer anderen Zeit sind, gemacht habe, ziemlich zügig sogar). – Vieles ist lustig, alles gut geschrieben, einiges überraschend, anderes unterhaltend, doch so wirklich anfreunden mochte ich mich mit den kurzen Stücken nicht. Eine Begründung fällt mir schwer, denn schlecht sind die Texte ja nicht. War meine Lektüre zu flott oder ist es die Schreibe des Autors? Muss ich noch mal mit mehr Musse dahinter? – Vorläufig gibt es drei Sterne für solide Arbeit.
Desde que leí “Tschick” (en castellano “Goobye Berlin”) quedé fascinado con Wolfgang Herrndorf, su autor. Su manera de escribir me pareció sorprendente. Por esa razón me dije que quería leer toda su obra. Y ahí fui! Seguí con “Sand”, una obra muy loca y oscura, pero muy buena. Y después sus obras póstumas, las cuales me parecieron muy sombrías y deprimentes.
Esta en particular, “Stimmen”, tuvo un poco más de luz, se ve más el Herrndorf de sus obras, pero tampoco me llegó mucho. Son relatos, cuentos y poemas recogidos de distintos medios digitales, en donde escribía bajo el seudónimo de Stimmen, de ahí el nombre de este libro. Los poemas al final del libro no me aportaron absolutamente nada, no me identifiqué, pero reconozco que tampoco soy un amante de los poemas, así que soy parcial en esta opinión.
En fin, vale la pena para completar su obra y meterse más en la pluma de este autor, que seguramente hubiera escrito grandes obras de seguir vivo.
Mixed Bag. Wirkt ein bisschen so, als ob Wiglaf Droste in einer Folge von Seinfeld auftauchen würde. Kann aber gut sein, dass ich das nur durch die Intonation des Hörbuchsprechers so wahrnehme.
Erst jetzt, fünf Jahre nach seinem Erscheinen, hab ich den letzten Band mit Texten Wolfgang Herrndorfs (Miniaturen, Kurzerzählungen, frühe Gedichte, ein dialogisches Dramolett) in meiner Brühler Literaturtelefonzelle entdeckt und mich (mit Erstaunen) gefreut. Seinen weit früher zwischen zwei Buchdeckeln veröffentlichten Blog "Arbeit und Struktur" las ich weit davor ab einem bestimmten Eintrag jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit oder zurück (so er denn etwas gepostet hatte) live auf dem Handy... ich war fasziniert, elektrisiert, tief bewegt über diese seine bewusste Herstellung eines literarisch-reflexiven Nachlasses noch zu Lebzeiten... und werde nie dieTage des bangen Wartens vergessen, wenn seine Einträge abbrachen, die Pausen immer länger wurden, bis zur Gewissheit sich verdichtete, dass er "es" gemacht hatte, dass er sich das Leben genommen hatte. Tage voller Trauer und Verstörung folgten; es war, als wäre mir der Bruder entrissen worden, den ich nie, aber dann doch kurz gehabt hatte... Später dann, im Sommer 2015, fuhr ich den langen Weg aus dem Rheinland nach Berlin, weil ihm posthum diese wunderbare und würdige Ausstellung als Maler (der er eben auch doch war) im Berliner Literaturhaus gewidmet wurde, und die einen fantastischen - den einzigen - Katalog des bildenden Künstlers Wolfgang Herrndorf hervorbrachte. Nun also diese "letzten Texte" von einem, der mit sich so erbarmungslos ins künstlerische Gericht ging, diesem mit sich überkritischen Überflieger-Autoren der frühen 10er Jahre... Noch einmal dann und wann herzlich lachen durfte ich, die gesetzten Pointen genießen (auch die so wunderbar politisch inkorrekte Pointenlosigkeit einzelner Stücke), noch einmal auch die gnadenlose, zurück blickende Ehrlichkeit dieses Zwillingsbruders im Geiste. Sicher, es ist kein wirklich großes, kein überragendes Buch geworden zum Abschluss, doch wer hätte das auch ernsthaft erwartet? Dazu waren die Umstände der Produktion dieser Texte aus dem Nachlass zu speziell, zu wenig (nämlich gar nicht) von ihm selbst kuratiert seine Architektur. Aber ein letztes wichtiges literarisches Zeugnis sind Herrndorfs "Stimmen" dennoch geworden, ein letzter augenzwinkernder Gruß eines der empfindsamsten und talentiertesten Autoren, die Deutschland am Eingang des neuen Jahrtausends hatte. Darum, und ja, auch aus Gründen der Wehmut und Nostalgie, vier Sterne. Danke, Wolfgang! Du fehlst...
Eine optisch und haptisch ansprechende Verpackung für die letzten veröffentlichten Texte aus dem literarischen Nachlass von Wolfgang Herrndorf. Für sich alleine genommen hätte mich dieses Buch inhaltlich wohl nicht vom Hocker gehauen. Als Ergänzung zu seinen anderen Büchern und mit dem Wissen aus Arbeit und Struktur jedoch gerne und etwas wehmütig gelesen.
Sammlung aus autobiografischen Texten, Forumsbeiträgen, Kurzgeschichten und Gedichten. Erstere beide sind mal mehr mal weniger interessant; was im Kopf bleibt, ist die in typischer Herrndorf-Manier geschriebene schonungslose Literaturkritik-Kritik. Unter den Kurzgeschichten für mich drei im Kopf geblieben: die Babykatzen, das schamlose Mädchen, sowie der Text um die verwirrte Frau mit der Tasche. Alle drei unglaublich lustig und mit unvorhersehbaren Wendungen. 3 Sterne, weil es eben doch nur eine zusammenhanglose Textsammlung ist; die genannten Highlights stechen aber so heraus, dass sich das Lesen/Hören lohnt; wahrscheinlich trotzdem nur für Herrndorf-Fans interessant, die sein Werk kennen.
Wer den Autor mag oder den Ton des Autoren ODER was über schreiben und Autoren sein übers innere und Prozesse lesen will: ja hier. Leicht traurig satirisch humorvoll kurz, kurze Lektüre die tief gehen kann aber nicht muss.
Einige schwächere Texte, durch die man sich hindurchquält, um zu den wenigen Perlen zu gelangen, die sich dafür aber doppelt lohnen: Reflexionen über den Schreib- und Leseprozess, über Proust oder Polanski.
"Stimmen. Texte, die bleiben sollten" vereint über fünf Kapitel all die unvollendeten Werke, Kurzgeschichten und Gedichte von Wolfgang Herrndorf, die bislang nicht in Buchform veröffentlicht wurden und vor der Zerstörung verschont blieben. Denn, wie wir im Nachwort des Buches erfahren, machte Herrndorf eindeutigen Angaben dazu, welche seiner Werke "ungelesen gelöscht" werden sollten. Die Kapiteleinteilung des Buches erfolgte thematisch. So erinnern viele der Kurzgeschichten im vorderen Teil in Sprache, Thema und Stil stark an sein Frühwerk, während im Fortgang den Eindruck gewinnt sich in einem Kapitelentwurf zu "Bilder deiner große Liebe" wiederzufinden. Das Ende bilden eine Reihe von Gedichten, die aus der Frühphase seiner literarischen Karriere stammen. Vielleicht auch deshalb bleiben diese oft eher holbrig und deuten den Humor und die Lebendigkeit seiner späteren Romane oft nur an.
Mit der Festlegung auf prosaische Texte beschäftigt sich auch das Nachwort, welches vielleicht der interessanteste Teil des Buches ist. Immerhin werden hier, wenn auch nur über wenige Seiten, die hier versammelten Werke in sein Schaffen eingeordnet und dieses noch einmal betrachtet.
In seiner eher wahllosen Ansammlung von Texten, die letztendlich nur vereint dass sie "bleiben sollten" ist "Stimmen" ein Buch für Herrndorf-Liebhaber. Das ist jedoch nicht abwertend gemeint, denn unter den Geschichten dieses Bandes finden sich einige die richtig Spaß machen. Zudem erhält man mit der Lektüre einen gutes Gefühl für den Autor Herrndorf und die breite Palette seines Schaffens. Gerade deshalb könnte es sich lohnen das Nachwort zuerst zu lesen. Damit sich die Geschichte vor einem ausbreiten und ihre Wirkung entfalten kann, hätten die (vermeintlichen) Entwürfe in diesem Buch aber wohl einigen Seiten mehr gebraucht.
Gerade deshalb lässt einen das Ende etwas traurig zurück, indem es vermerkt dass dies der letzte Band mit neuen Texten von Wolfgang Herrndorf sein wird. Keine dieser Geschichten wird jemals zu Ende geschrieben werden.
Diese Sammlung ist aus dem Nachlass von Wolfgang Herrndorf, der viele andere unfertige Texte vor seinem sich abzeichnenden Tod vernichtet oder als nicht zu veröffentlichen bestimmt hat. In dem, was dagegen noch erhalten geblieben ist, finden schöne kleinere Texte und Geschichten. Es ist ein Jammer, dass dem Autor nicht mehr Zeit geblieben ist, die Geschichten fertigzustellen bzw. in ein längeres Buch aufgehen zu lassen. Das wäre vermutlich noch besser gewesen.
man muss sich auf die Texte einlassen. oft haben sie mich am ende überrascht oder zum lachen gebracht. die gedichte waren größtenteils nicht so meins. man darf einfach nicht vergessen, dass das hier unlektorierte texte sind! es ist ein Potpourri und mehr darf man nicht erwarten. manches ist sehr gut, manches weniger. alles in allem eine gute, interessante Zusammenstellung!
Gerade die frühen Geschichten haben einen vertrauten Stil, liegt vielleicht auch an den Motiven und Charakteren, die aufgegriffen werden. Mit den späteren Geschichten und den Gedichten konnte ich weniger anfangen.
Nur wenige dieser Texte haben mich berührt, die meisten waren mir beim Lesen gleichgültig. Trotzdem ist es schön, dass uns diese Texte Herrndorfs erhalten geblieben sind.