Weimar 1942: Die Programmiererin Helene arbeitet im Nationalen Sicherheits-Amt und entwickelt dort Programme, mit deren Hilfe alle Bürger des Reichs überwacht werden. Erst als die Liebe ihres Lebens Fahnenflucht begeht und untertauchen muss, regen sich Zweifel in ihr. Mit ihren Versuchen, ihm zu helfen, gerät sie nicht nur in Konflikt mit dem Regime, sondern wird auch in die Machtspiele ihres Vorgesetzten Lettke verwickelt, der die perfekte Überwachungstechnik des Staates für ganz eigene Zwecke benutzt und dabei zunehmend jede Grenze überschreitet ...
Was wäre, wenn es im Dritten Reich schon Computer gegeben hätte, das Internet, E-Mails, Mobiltelefone und soziale Medien - und deren totale Überwachung?
Andreas Eschbach is a German writer who mostly writes science fiction. Even if some of his stories do not exactly fall into the SF genre, they usually feature elements of the fantastic.
Eschbach studied aerospace engineering at the University of Stuttgart and later worked as a software engineer. He has been writing since he was 12 years old. His first professional publication was the short story Dolls, published in 1991 in German computing magazine C't. His first novel was published in 1995. Five of his novels have won the Kurd-Laßwitz-Award, one of the most prestigious awards in the German SF scene.
His novels have also been translated into a number of languages, including English, French, Italian, Russian, Polish, Turkish and Japanese.
In 2002, his novel Das Jesus Video was adapted for German television. In 2003, his novel Eine Billion Dollar was adapted for German radio. As of 2006, his only novel translated into English was Die Haarteppichknüpfer, published in 2005 as The Carpet Makers.
Dieses Buch ist das erste Buch von Andreas Eschbach, das ich gelesen habe, obwohl mir der Autor vorher durch diverse Titel bekannt war. Die Geschichte auf dem Klappendeckel hörte sich doch zu interessant an.
Hm.
Man kann mich ja für viel Mumpitz begeistern (oder zumindest hinter dem Ofen hervorlocken), solange die Sprache bzw. der Schreibstil passt - auf der anderen Seite verzeihe ich ein holpriges Geschreibsel, wenn die Geschichte dahinter es schafft, dass ich das Buch nicht zur Seite legen kann. Hier haben beide Teile versagt. Beim Lesen dieses Buches musste ich die ganze Zeit an meine früher heiß geliebten Jerry Cotton Romanheftchen denken - der Schreibstil war grottig (jedenfalls bei 8 von 10 Heftchen), aber wer achtet schon darauf, wenn einem dieser heiße G-Man Kugeln um die Ohren jagt. Eschbach hat aber keinen so heißen Protagonisten, um diesen Textbrei zu rechtfertigen, auch keine Protagonistin. Ganz im Gegenteil. Die Personen bleiben flach und dermaßen klischeeschwanger, dass man die Charaktere locker in zwei Gruppen einteilen kann: hässlich, kalt und grausam: Nazis. Hübsch, liebevoll, freundlich: alle Übrigen.
Helene, die als Frau die niederen Tätigkeiten einer Komputerprogrammiererin ausführt, erstellt ein Programm, anhand dessen man versteckte Systemkritiker und Flüchtlinge aufspüren kann, die vom Naziregime gejagt und vernichtet werden sollen. Als dies eines Tages einen Menschen betrifft, der ihr sehr nahe steht, muss sie eine Entscheidung treffen. Ihr Vorgesetzter Lettke wiederrum nutzt das allumfassende Datennetz und den Datenpool dazu, sich Frauen gefügig zu machen. Diese beiden Handlungsstränge ziehen sich durch das ganze Buch, während die Nazizeit und ihr fiktives Datenimperium eher am Rande abgehandelt werden. Es gibt einige technische Dialoge und Abschweifungen, die von Zeit zu Zeit das Ganze wieder auf Spur bringen zu können, aber im Großen und Ganzen geht es Rosamunde-Pilcher-mäßig zur Sache. Dabei frage ich mich schon, welches Weltbild der Autor hier in seiner abstrusen Geschichte verbastelt. Lettke vergewaltigt sich munter durch die ganze Stadt, aber es kommt nicht eine einzige Frau mal auf die Idee, aufzubegehren? Im Gegenteil, sie alle verwandeln sich angesichts der Gefahr in devote Mäuschen, die Sachen sagen wie "Mach mit mir, was du willst", "Ich tue alles, was du verlangst" oder "Du kannst über mich verfügen" und ähnlichen Schwachsinn. Mag schon sein, dass man in dieser Situation keine Superheldenkräfte entwickelt, aber diese ganzen Szenerien erinnert doch stark an irgendwelche Hinterhofpornos, in denen die Sch*** darum betteln, sie doch mal hart ranzunehmen. Bezeichnenderweise wird das männliche Geschlechtsteil zwar sehr oft erwähnt, es reicht aber nur für Ausdrücke wie "Pillermann", "Pimmel", "seine Männlichkeit" (ernsthaft?), "Schniedel" etc. Das ist ein PENIS, Himmel noch mal!! Und Helene? Ist ein nettes, aber absolut austauschbares Mädel, nach eigenem Bekunden nicht gerade schön, dafür aber sehr dünn (was mehr oder weniger ein Synoym für hübsch ist), und ist die meiste Zeit mit Selbstzweifeln, Träumereien oder Gedankenschweifen beschäftigt. Wird sie in der Firma angesprochen spricht sie verhalten, sie errötet ständig und andauernd, sie senkt den Blick und die Stimme, sie wispert, sie haucht. Geht es doch mal mehr zur Sache, "gibt sie sich ihm hin", "frönt der Wolllust", "lässt sich von seinen Armen umfangen" oder "ist beeindruckt von seiner Männlichkeit" (und wir reden hier mal wieder von einem Körperteil).
Da kommt dann der Schluss schon beinahe als logische Schlussfolgerung daher, auch wenn er, im Vergleich zur übrigen Geschichte, völlig überzogen und absurd ist.
Fazit: die Überlegung "Was wäre wenn" wurde hier zugunsten einer seichten Schmonzette verschenkt, dabei hätte das Ganze so viel Potention gehabt. Gerade der Auftritt Himmlers ganz zu Anfang war stark. Schade, dass diese Stärke nicht durchgezogen wurde (durchgezogen wurde dann an anderer Stelle, höhö), dann hätten sich die 800 Seiten auch besser weglesen lassen können. So bleibt ein schaler Heftchenroman in XXL, der dem Thema nicht gerecht wird.
Erschreckend beschreibt das Buch ganz gut. Es war fesselnd aber es hat mich etwas gekostet die Protagonisten greifbar zu machen. Es war rasend und trotz der technischen Aspekte gut verständlich. Eine klare Empfehlung.
Ich mag ja die Bücher von Andreas Eschbach immer sehr und mache können mich so richtig begeistern - und mit diesem hier ist ihm mal wieder ein absoluter Geniestreich gelungen!
Es beginnt in Weimar im Jahr 1942. Die NSA ist an sich eine eher kleine, wenig beachtete Anlage im Deutschen Reich, die sich auf die Programmierung und Auswertung von Daten per Komputer spezialisiert hat. Ja, Komputer. Denn der Autor hat hier das Konstrukt gezeigt wie es hätte sein können, wenn es damals schon dieses Medium gegeben hätte. Und verbindet damit unsere aktuellen Bedenken der Datensammlung in Bezug auf die Auswirkungen, die das ganze in Kriegszeiten gegeben haben - und eben auch in Zukunft geben könnte!
Denn natürlich kann man mit den Daten der Menschen eine Menge herausfinden und welche schlimmen Folgen das hat zeigt er gleich zu Beginn mit einem ganz einfachen Experiment.
Danach geht es aber erstmal zurück in die Vergangenheit von Helene Bodenkamp. Sie wird später eine große Rolle spielen in der NSA als eigentlich "kleine" Programmstrickerin, denn die Programmierungen sind in dieser Zeit den Frauen vorbehalten - warum das so ist erklärt er übrigens sehr anschaulich und mit amüsanter Überzeugung.
"Die Frau, deren naturgegebene Aufgabe die Sorge für die Familie ist, muss hierzu eine Vielzahl von sich immer wiederholenden Arbeiten verrichten, und je besser es ihr gelingt, diese in zweckdienlicher Weise zu organisieren, desto mehr erleichtert sie sich den Alltag. Daher ist jede Hausfrau und Familienmutter von Natur aus eine Programmierin, sie weiß es meist nur nicht, denn es ist nicht ein Komputer, den sie programmiert, vielmehr programmiert sie sich selbst." S. 157
Ebenfalls zeigt er das Leben von Eugen Lettke, der auch eine wichtige Stellung im Nationalen Sicherheits-Amt haben wird und der Lebensweg von ihm sind machen sehr deutlich, wie sich in diesen Zeiten negative Auswirkungen entwickeln können.
"Stärke war sein eigener Beweis und seine Rechtfertigung, denn stark war er, der sich nehmen konnte, was er begehrte, und es schaffte, der Welt seinen Willen aufzuzwingen ..." S. 106
Diese beiden Gegensätze ergeben ein sehr gutes Bild von der mitfühlenden Helene, die sich immer wieder sträubt, den Judenhass zu unterstützen und dem machtbesessenen Eugen, der seinen Kontrolltrieb mit allen möglichen perfiden Mitteln auslebt. Sie stehen auch im Mittelpunkt der Geschichte, die natürlich auch den Aufstieg Hitlers und die vielen großen wie kleinen Konsequenzen aufzeigt, die damals den Lauf der Dinge beeinflusst haben. Es gibt viele bekannte Details im Rahmen von Namen, prägnanten Ereignissen und Erfindungen die man kennt und einen Bezug dazu schaffen; eben mit der Besonderheit der fortschrittlichen Technik, die er perfekt mit eingebaut hat. Wie eben die Komputer, Elektrobriefe (Emails), bewegliche Telephonie (Handys), Parolen (Passwörter) oder das Weltnetz (Internet).
Die Sammlung von Daten und was damit gemacht wird und werden kann ist ja schon lange ein aktuelles Thema - und auf welche Ideen Eschbach hier kommt lassen einem wirklich die Haare zu Berge stehen vor allem wenn man daran denkt, dass diese Möglichkeiten mit Sicherheit schon irgendwo genutzt werden! Ich frage mich dann wirklich welche kranken Köpfe tatsächlich Gebrauch davon machen und den Menschen an sich auf diese Informationsquellen reduzieren, denn Helene hat hier eine ganz eigene, wichtige Einsicht dazu:
"Wahrscheinlich, dachte sie, liegt es daran, dass man einen Menschen, egal, wie viele Daten man über ihn sammelt, doch niemals wirklich erfasst, sodass immer Unklarheiten und Widersprüche bleiben, ja, womöglich sogar erst durch den Umstand der Zergliederung in Daten entstehen." S. 364
Man trifft ja tagtäglich unzählige Entscheidungen, die meist nur kleine Auswirkungen haben, manche aber dann plötzlich ungeahnte Dimensionen annehmen. Auch ein Punkt der hier sehr klar hinterfragt wird und die beiden Charaktere, wie auch die Nebenfiguren, sind sehr klar strukturiert aber auch in ihren Feinheiten sehr gut gezeichnet. Ängste, Hoffnungen, Ohnmacht und Tatendrang, das alles im Wechselspiel der Gefühle macht sehr deutlich, wie schwierig es oft ist, sich für "das Richtige" zu entscheiden.
"Wenn es um wichtige Dinge geht, wählt man nicht , sondern man wählt die Option, die man für die bessere hält - und das Problem ist, dass man das meistens nicht weiß." S. 552
Insgesamt war es immer flüssig zu lesen und es wechselte zwischen den Perspektiven von Helene und Eugen, so dass man beide Werdegänge und die Zusammenhänge sehr gut verfolgen konnte. Es entstand eine große Intensität zur Handlung und eine ununterbrochene Spannung ohne große Dramatik, aber mit einer fesselnden Anspannung, die mich von der ersten bis zur letzten Seite nicht losgelassen hat.
Mit NSA hat Andreas Eschbach einen Roman geschrieben, der mich auf mehreren Ebenen beindruckt hat.
Gleich in den ersten 80 Seiten setzt er ein klares Statement, was Vorratsdatenspeicherung bedeuten würde, wenn die Daten später von einem Regime wie dem Nationalsozialismus grenzenlos ausgewertet werden könnten: Wow!
Der Roman an sich schildert die Arbeit und das Leben zweier Mitarbeiter des Nationalen Sicherheits-Amtes (NSA) um das Jahr 1942 (und früher), einer fiktiven Organisation, die aber schon ab 1933 gegründet wurde, und alle Daten eines in dieser Alternativ-Welt-Geschichte schon damals gegründeten Deutschen Netzes und später Weltnetzes (nach dem ersten Weltkrieg) gespeichert zur Verfügung hat.
"Komputer", "Volkstelephon", "Deutsches Forum", "Parole" sind viele Dinge, die es in der fiktiven Geschichte schon gibt und leicht in heutige Entprechungen umzudeuten sind.
Eschbach schildert eindrücklich, wie einfach ein Mißbrauch der Daten durchgeführt werden kann, und gleichzeitig, wie dies das Schicksal der Haupt- und Nebenfiguren beinflusst.
Die Schrecklichkeit des Nazi-Regimes mit grenzenlosem Datenmißbrauch wird in einer ganz anderen Form sichtbar: die pflichtbewußten und auch privaten Recherchen der Hauptpersonen haben so schlimme Konsequenzen für die Welt aber auch für sie persönlich, was während der geschilderten Handlung oft harmlos erscheint, aber letztendlich dann schlimm endet.
Mich hat der Roman emotional aufgewühlt.
Handwerklich ist der Roman sehr gut geschrieben, ich hatte ein absolut flüssiges Leseerlebnis, und das Ende: ja, hier hat Eschbach die Geschichte einfach sehr konsequent zu Ende geführt und mir als Leser die Illusion geraubt, das alles doch nicht so schlimme Enden kann. Es kann!
Von meiner Seite aus eine absolute Leseempfehlung.
Er hätte mich ja allein schon durch den Plot des Buches gewonnen … denn was kann es für einen Nerd, der Geschichts-LK im Abi hatte, faszinierenderes geben, als darüber zu spekulieren, wie es wäre, wenn Computer … sorry, Komputer heisst es natürlich, wenn es also Komputer und das Weltnetz (aka Internet) mitsamt den damit einhergehenden technologischen Überwachungsmöglichkeiten schon zu Zeiten des Dritten Reiches gegeben hätte.
Doch über die geniale Grundidee hinaus hat Eschbach einen fesselnden Roman abgeliefert, durch den ich mich in einer Geschwindigkeit und Hingabe durchgewühlt habe, wie ich es schon lange nicht mehr gemacht habe.
Und das Ende (nein, ich will nicht spoilern, auch wenn ich jetzt dringend jemanden bräuchte, mit dem ich über das Buch reden kann), das Ende hat mich dermassen mitgenommen, dass ich jetzt noch, zwei Stunden nach Abschluss des Buches, wie ein aufgescheuchtes Huhn durch die Wohnung renne.
Puh, ich brauche jetzt dringend leichtere Kost … oh, was schimmelt denn da schon seit Monaten in meinem To-Read-Stapel? Ein Perry-Rhodan-Roman … geschrieben von Andeas Eschbach …. das wäre doch was, zum runterkommen ?! Na, dann mal los…
Endlich mal wieder ein richtig guter Eschbach - ein von Anfang bis Ende gut durchdachtes, erschreckend realistisch und beklemmendes Szenario aus dem Bereich der "alternativen Geschichte". Und auch das Ende hat er super hingekriegt, das ist ja nicht immer so seins - hier passt für mich alles.
Die Grundlage dieser alternativen Geschichte ist schnell erzählt: Was wäre, wenn die Nazis (und auch alle anderen Menschen dieser Zeit) schon Computertechnologien, inklusive Handys und Social Media, gehabt und genutzt hätten? Schon als ich das erste Mal von diesem Plot gelesen habe, war ich direkt angefixt und hatte vor allen zwei Gedanken: 1) GRUSEL und 2) Wie soll das gehen?
Gedanke 1 - GRUSEL hat Eschbach schon mit dem sehr fulminanten Einstieg bereitet, der schon in den ersten Szenen sehr anschaulich beschreibt, welche Auswirkungen es auf der spätere Geschichte gehabt hätten, wären die Nazis schon online gewesen. Es gibt einige dieser geschichtsverändernden Szenen im Buch, ich werde hier nix inhaltlich spoilern, nur soviel: Jede Änderung war plausibel und nachvollziehbar. Und überhaupt, die ganze Szenerie, erschreckend! Big Brother kann einpacken, echt.
Plausibel und nachvollziehbar trifft erfreulicherweise auch auf meinen Gedanken 2 - Wie soll sowas gehen? zu. Die Story, warum Rechenmaschinen, und mit ihnen später Computer und Handys, schon weitaus eher "erfunden" wurden als geschehen, ist kein totaler Fantasyplot, sondern basiert tatsächlich auf historischen Grundlagen, die, zumindest bis zu einem gewissen Grad, gewisse Technologien hätten beschleunigen können, wenn, ja wenn... tja, nix mit wenn, es ist, wie es ist (und, gemessen an Eschbachs alternativer Version, wohl auch besser so). Sicher wird es für absolute IT-Cracks noch mehr Fragen geben, für mich als Leserin, die auf der Suche nach spannender Unterhaltung war, die nicht total abgehoben ist, hat dieser Roman alles erfüllt, was ich mir erhofft hatte, ohne das ich ständig Gedanken à la "was für ein Quatsch!" im Hinterkopf hatte.
Die zwei Hauptcharaktere waren gut gewählt: Da ist zum einen Helene, ein Mädchen aus guten Hause, die als "Programmstrickerin" (Programmiererin) beim NSA eine steile Karriere hinlegt. Sie ist unser "guter" Charakter, zumindest dem Anschein nach, denn aus zwei Gründen (mangelndes, fast schon pathologisch geringes Selbstwertgefühl, sowie berufliche Aufgaben, die sie in ihrer Naivität nicht immer gleich durchblickt) vollzieht sie - ungewollt, aber nichtsdestotrotz - einige negative Handlungen, die sie nicht ganz so unschuldig erscheinen lassen.
Der zweite Charakter, Eugen Lettke, handelt eher unter umgekehrten Vorzeichen: Mit dem Wissen, unerschütterlich wichtiger "Sohn eines Kriegshelden" zu sein aufgewachsen, ist er, zumindest unterschwellig, mit einem enormen Selbstwertgefühl ausgestattet. Als Kind wurde er einmal verletzt, etwas, das seine "Heldenkind"-Erziehung nicht vorgesehen hat, seitdem bestimmen Rachegelüste sein Leben.
Beide, sowohl Helene als auch Eugen, können dem Nationalsozialismus nichts abgewinnen, "nutzen" ihn jedoch beide gewissermaßen für persönliche Zwecke. Beide nutzen außerdem ihre Arbeit und Stellung, um private Dinge "zu regeln" - ich empfand diese Facetten sehr interessant, machen sie die beiden doch vielschichtiger als "die liebe Helene" und "der böse Eugen". Wie sie zu dem wurden, was sie sind, erzählt Eschbach sehr ausführlich, wobei Helene (zu Recht) mehr Platz eingeräumt wird - gleichzeitig dient Helenes Erzählstrang auch als Erklärung dieser alternativen Welt.
Toll fand ich auch die Sprache: Hin und wieder hat Eschbach damals "zeitgemäße" Begriffe und Wendungen eingestreut, sowohl in Dialogen als auch in Beschreibungen. Und zwar genau im richtigen Maß: Zuviel hätte "gewollt" gewirkt, weniger wäre kaum aufgefallen. So gab es ab und an ein "daran haben Sie gut getan" (statt "das haben Sie gut gemacht"), "Frommser" (statt Kondom) usw. - leider fallen mir ad hoc keine weiteren Beispiel ein, aber ich fand diese kleinen Momente der eher ungewohnten Formulierungen ziemlich cool. Sie haben die Zeit noch etwas greifbarer gemacht.
Alles in allem ein sehr unterhaltsames und auch spannendes Hörbuch, bei dem ich mich nicht eine Minute gelangweilt habe. Keine Weltliteratur, aber spannend, absolut nachvollziehbar und auch lehrreich. Das ist es, was ich von Eschbach erwarte, und das hat er voll und ganz erfüllt.
Ich habe die ungekürzte Version gehört und bin voll des Lobes für die Sprecherin Laura Maire, die wirklich alle Stimmungen und Stimmen zum Leben erweckt hat. Werde nach weiteren Hörbüchern von ihr Ausschau halten.
Zum Ende ziemlich kranker Horrorschocker, wenn auch der Plot zunächst genial daherkommt
Nein, es geht nicht um die NSA aus den USA – es geht um das fiktive „Nationale Sicherheitsamt“ in Weimar, gegründet noch im Kaiserreich. Die Handlung des Buches ist angesiedelt in einer Zeit, die zugleich historisch und fiktiv ist: die NS-Zeit, allerdings mit einigen klitzekleinen Änderungen. Es gibt bereits sehr funktionsfähige „Komputer“, Volkstelephone mit Bezahlfunktion, es gibt das Weltnetz (Internet). Damit wird aus einem historischen Roman flugs „alternative Geschichte“ (ein Subgenre von S/F, sozusagen „S/F praktisch ohne S/F“, ohne Aliens, Roboter und ähnliches). Der Gedanke ist hier nicht, wie in ähnlichen Büchern „wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte“, sondern „wenn Hitler noch mehr Ressourcen zur Verfügung gehabt hätte“.
So etwas mochte ich bis vor kurzem absolut nie lesen, mir war das echte “Dritte Reich” schon gruselig genug – bis ich auf das grandiose „Die Stunde der Rotkehlchen“/”Farthing” von Jo Walton stieß und hier aus dem Beginn zitieren möchte: This novel is for everyone who has ever studied any monstrosity of history, with the serene satisfaction of being horrified while knowing exactly what was going to happen, .... ....rather like studying a dragon anatomized upon a table, and then turning around to find the dragon's present-day relations standing close by, alive and ready to bite." bzw. (nicht so toll übersetzt) „Dieser Roman ist für alle, die sich jemals mit den Monstrositäten der Geschichte beschäftigt haben, schaudernd eigentlich, doch jederzeit wissend, wie es weitergeht, als ginge es um die Autopsie eines toten Drachen, nur um im nächsten Augenblick den sehr lebendigen Nachkommen des Drachen gegenüberzustehen und ihnen ins offene Maul zu starren.“ (Hervorhebungen durch mich).
Mit anderen Worten: tröstet euch nicht damit, dass es überwunden sei. Wehret den Anfängen.
Autor Eschbach wechselt zwischen seinen zwei sehr unterschiedlichen Protagonisten Helene Bodenkamp, behütet aufgewachsene Tochter eines erfolgreichen Arztes, und Eugen Lettke, ärmlich, Halbwaise, die Mutter verbittert, aber von Stolz aufgrund des Heldentodes des Ehemannes durchdrungen. Die beiden jungen Leute teilen ihre Skepsis zur Ideologie der Nazis, und machen doch beide unabhängig Karriere bei der NSA, der Behörde, die sämtlichen elektronischen Spuren von Menschen im eigenen Land und weltweit verfolgt, um diese für die Zwecke der NSdAP auszunutzen. Helene stellt sich als Programmiergenie heraus, eine „Programmstrickerin“, die zunächst nur naiv von der Begeisterung für die Materie getrieben wird. Lettkes Begeisterung dient mehr ... Lettke, seine Vorlieben sind Macht, Demütigung, Herrschaft. Ganz wie damals laufen die historischen Ereignisse sonst ab, der Aufstieg Hitlers, der Einmarsch in Polen, in Frankreich, Pearl Harbour, die Weiße Rose - mit je kleinen "modernisierten" Anpassungen. Als Helene Zweifel kommen, ist sie in großer Gefahr.
Mir gefiel sehr, wie der Autor fantasievolle eingedeutschte Begriffe gefunden hat, Elektrobrief = Mail, Bauchrednerpuppen = Trolle, Parole = Passwort, oder, mein Favorit: Jemanden das Klo runterspülen = Shitstorm. Ja, so ein wenig sollte man sich mit den Dämonen der Jetzt-Zeit beschäftigt haben, die aus den modernisierten Formen der Dämonen von damals sprechen. Da wird zu Beginn das Tagebuch Anne Franks verraten, die dank der Programmierkünste von Helene sehr einfach aufgefunden werden konnte, da kommt es zu einer Vermischung mit den Gefahren des Heute: Metadaten, Trolle, Trojaner, Triangulation, Vorratsdatenspeicherung, Telefone mit „Alexa“ zur NSA. Den Anfang fand ich noch genial.
Dann grauste es mich zusehend. Ja, der Gedanke ist genial, ich brauche auch bestimmt nicht nur Bücher mit Happy End, nicht einmal mit geschlossenen Enden und mag keine Liebesschnulzen. Aber das hier ist mir deutlich zu viel.
Absolute Warnung für Empfindliche.
Ich habe ähnliche Albträume schon bekommen nach meiner ersten Stephen King – Verfilmung (ein Raucher-Entwöhnungsprogramm, bei dem dem Raucher gesagt wurde, seine Frau würde für jede Zigarette einen Finger verlieren. Nach irgendeinem Kameraschwenk sah man dann die Frau seines rauchentwöhnten Kumpels. Man sah ihre Hand, soweit ich das zusammen bekomme, „mit ohne Finger“. Ich habe das in den 80ern gesehen und mich gruselt es noch heute und ich habe nie wieder Stephen King angerührt – bevor Proteste kommen: das ist meine persönliche Freiheit!).
Ich habe getan, was ich sonst nie tue. Ich habe bei etwa Seite 759 gespickt. Nein nein nein. Geniale Idee, wenn man so etwas aushalten kann. Um einen „Drachen“ wie oben eingeleitet zu erkennen, muss man das aber nicht, das lenkt nach meiner Meinung nur ab von dem eigentlichen Bösen, es ist etwas zu viel. Nein danke zu Nazis, Diktatoren, Demagogie, Folter, Mord, Rassismus – das muss man nicht wirklich erläutern. Aber auch ein Nein von mir zu kranken Horrorschockern.
2 Sterne (ich bin enttäuschter, wenn ich ein Buch zuerst für genial hielt). Und bitte einen großen Teddybären.
Nachtrag, wegen Rückfragen, WAS ich genau nicht mochte: mit alternativer Geschichte kann ich umgehen (so viel S/F geht noch). Mit "echter" S/F / Fantasy kann und konnte ich nix anfangen, ich fand schon "Karlsson vom Dach" als Kind völlig sinnlosen Blödsinn, etwas, das nicht möglich ist Punkt. Das Buch beginnt als alternative Geschichte, hat aber später Elemente von etwas, was hinausgeht über "was wäre gewesen wenn". Das ist für mich so etwas von völlig willkürlich ausgedacht ...
Ich mag Bücher, die Fiktion sind im Sinne, dass ich mir das im echten Leben vorstellen kann. Einiges von dem, was ich mir nicht vorstellen kann, MAG ich mir dann noch nicht einmal vorstellen können, das ist für mich der blanke Horror (natürlich könnte man jemandem, um mein Stephen King - Beispiel von oben zu zitieren, das Rauchen abgewöhnen, indem man dessen Frau ein Fingerchen nach dem anderen abhackt - ach ja, mit Grimms Märchen werde ich auch kein Freund ;-) Aber nee. Und man kann auch argumentieren, dass Jules Vernes vieles vorwegnahm oder der Star Trek - Kommunikator jetzt als Smartphon herumläuft. Damit hört es dort aber schon auf, oder? Und ich bleibe dabei: der ECHTE Horror der NS-Zeit reicht mir. Und die Leute, die sich durch Social Media "fernsteuern" lassen, reichen mir auch.
Thema verschenkt. Aus heutiger Sicht wäre es der Supergau und der Horror überhaupt, wenn die Nationalsozialisten schon über unsere heutigen Möglichkeiten der Überwachung und der Datenerfassung verfügt hätten. Diesem Horrorszenario widmet sich Andreas Eschbach in seinem Buch NSA. Die Idee hat was und es gibt natürlich einige Lacher, wenn Andreas Eschbach die englischen Computerbegriffe ins Deutsche bringt, weil ja alles superdeutsch sein musste in jener Zeit. Aber diese Späße, so amüsant sie sind, tragen nicht durch ein 800seitiges Buch.
Der Roman beginnt mit einem vordatierten Prolog, der im Amt der NSA (Nationales Sicherheitsamt) in Weimar spielt. Himmler ist zu Besuch und will Ergebnisse sehen. Wenn nicht, wird das Amt direkt Berlin unterstellt und wird in die normalen Geheimdienste eingegliedert. Was zu Entlassungen führen würde und wehrtaugliche Männer kämen an die Front. Das ist nicht im Sinne des Protagonisten Eugen Lettke, der sich als Angestellter des NSA ein sicheres Plätzchen erhofft hat, das ihn uk stellt (unabkömmlich). So führt die Mannschaft des NSA Himmler vor, wie sie rein mithilfe von Datenermittlungen versteckte Juden im Reich aufspüren können!
Die Datenerhebungen über alles und jeden und über jeden Schritt jeder Person im Reich, zusammen mit der Abschaffung des Bargelds führen zu vielen gefährlichen Ergebnissen und Gefahren für sogenannte subversive Elemente. Das hat der Autor ordentlich herausgearbeitet. Allerdings hat er es dabei auch belassen und sich ziemlich eng an den realen Verlauf der Historie gehalten und zunächst kaum etwas daran verändert, was man im Genre SF aber durchaus erwartet hätte!
Eine andere Protagonistin, Helene, angepasst und ausgestattet mit dem Selbstbewusstsein einer Mücke, arbeitet als Programmiererin im Amt. So nach und nach stellt sie sich die Frage, ob sie sich durch ihre Arbeit mitschuldig am Tod von unschuldigen Menschen macht.
Ein interessantes Setting. Könnte man meinen. Leider werden moralische Fragen so beiläufig gestellt, dass man sie ebenfalls beiläufig überlesen kann. Ausgewalzt wird dagegen das nationalsozialistische abscheuliche Gedankengut, das uns doch allen hinlänglich bekannt ist. Hier hätten einige Andeutungen vollauf genügt.
Widerstand ist da. Aber er ist eher ein Nebenprodukt (und damit mehr oder weniger zufällig) von eigenen egozentrischen Plänen, sowohl von seiten Helenes als auch von Eugen, den spät einige Erkenntnisse streifen.
Die Sprache ist die der Trivialliteratur. Sexszenen sind platt und dem „Sexheftle“ oder dem Groschenroman zuzuordnen. Phrasen gibt es reichlich. Dafür kann man durch die Seiten fliegen!
Für die Aufstellung der Protagonisten und ihrer spärlichen Entwicklung braucht der Autor mindestens einen halben Roman und damit viel zu lange. Ins Allgemeine geht er selten. Bleibt bei den beiden Figuren, was mit der Zeit langweilig ist.
Erst nach der Hälfte hat die Story die Prologzeit eingeholt und der Leser befindet sich wieder in der Gegenwart.
Helene und Eugen sind leider beide sehr plakative Personen, die nicht viele Charakterfacetten aufweisen. Man bräuchte keinen Computer, um ihre Verhaltensweisen vorherzusagen. Helene sorgt sich um ihr Sexualleben und Eugen ebenfalls um das seine, allerdings auf andere, ekelhafte Weise.
Die Veränderung der Geschichte durch das vorgezogene Computerzeitalter bleibt lange Zeit marginal. Doch auf den letzten fünfzig Seiten, meint der Autor ein Feuerwerk zünden zu müssen, das einfach nur lächerlich ist. Atombomben fallen, es wird zwangsinseminiert, Hirnforschung an Wehrlosen betrieben, m.a.W. sämtliche Gräuel der NS-Zeit werden noch untergebracht, sofern sie nicht vorher schon erwähnt wurden.
Abstruse Lösungen werden angeboten, die nicht zu den Charakteren passen. Die sowie so zusammengestückelt und nicht psychologisch stringent entwickelt wirken.
Und? So what? Was hat es gebracht? Hat der Leser Horror erlebt? No. Hat er einen Abscheu entwickelt, den er vorher nicht hatte? No. Hat der Autor in irgendeiner Weise echte Aufklärung geleistet oder ist er nur auf einer abscheulichen Welle geritten? No comment.
Fazit: Das digitale Zeitalter in den NS zu verlegen, versprach einen interessanten Stoff. Doch der Autor erfindet und zeigt keine „neue Gesellschaft“, sondern bleibt an seinen Protagonisten kleben, die wahrlich beide nicht begeistern können.
Sprachlos...! Ich will nur heulen und gleichzeitig dankbar beten, dass es nie so weit gekommen ist!!!!! WIE KRANK IST DAS ENDE BITTE?!?! Das macht mich ganz fertig... das ist echt das erste Mal seit Langem, dass mich ein Buch so traurig macht, dass mir der Appetit vergeht. :( Das schaffen sonst nur Tatsachen-/ Erfahrungsberichte. MMn ein wichtiges Buch, eine Warnung!
Helene hat ein natürliches Talent für Zahlen und Programmierung, weshalb sie nach ihrem Schulabschluss schnell für das Nationale Sicherheits-Amt angeworben wird. Hier entwickelt sie Programme, die der Überwachung von Bürgern des deutschen Reiches dienen sollen. Ein Haushalt kauft konstant mehr Essen ein, als dass es gemeldete Bewohner gibt? Oder verbraucht ein Haushalt vielleicht mehr Strom als üblich? Für genau solche Gegebenheiten entwickelt Helene ein System, welches dann sofort Alarm schlägt. Erst viel zu spät meldet sich Helenes Gewissen. Als durch ihre Programmierung ihre große Liebe droht, als versteckter Fahnenflüchtling gefunden zu werden, setzt Helene alles daran dies zu verhindern.
“NSA” spielt in der NS Zeit, jedoch unter der Prämisse, dass bereits damals ein ausgefeiltes Technologiesystem existiert – das heißt es gibt Computer, Mobiltelefone, elektronische Bezahlsysteme und Internet. Das Bargeld wurde abgeschafft, beinahe alles geschieht elektronisch. So ergeben sich natürlich undenkbare Möglichkeiten der Überwachung. Im Laufe der Story finden wir einige Verweise auf tatsächlich geschehene Ereignisse der NS Zeit – nur dass in unserer Geschichte ganz andere Ressourcen zu Verfügung stehen. So wird beispielsweise auch Bezug genommen auf Anne Frank, deren Familie nun durch Helenes Programmierungen schnell in ihrem Versteck gefunden werden konnte, da einfach durchschnittlich zu viele Kalorien im Haushalt eingekauft wurden.
Ich fand die Idee hinter der ganzen Geschichte wirklich sehr interessant und beängstigend. Die totale Überwachung und unsere Protagonistin befindet sich mitten im Geschehen. Helene wacht erst auf, als es für ihre große Liebe Arthur brenzlig wird. Arthur hat Fahnenflucht begangen und muss sich fortan verstecken. Er findet Zuflucht auf einem Hof von Helenes Freundin. Helene muss sehr weit gehen, um Arthur zu schützen und begibt sich so immer mehr in gefährliche Gefilde.
Eschbach schreibt sehr fesselnd und so konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen. Fernab der eigentlichen Geschichte um die technologisch fortgeschrittene NS Zeit, ging es sehr viel um zwischenmenschliche Beziehungen. Hier könnte man zeitweise meinen, dass der Roman sich eher an junge Erwachsene richtet, um nicht zu sagen eher an Frauen. Unsere Protagonistin Helene verhält sich oftmals sehr naiv. Die Liebesszenen scheinen wie aus einem Groschenroman und hätten für mich echt nicht sein müssen. Daher war ich froh, dass der eigentliche Mittelpunkt der Geschichte trotzdem die totale Überwachung des Staates bleibt. Die Entwicklung von Helene war trotzdem äußerst interessant anzusehen. Vom naiven Mädchen entwickelt sie sich zu einer kämpferischen jungen Frau, die oftmals ihre eigenen Bedürfnisse unter deren anderer stellt.
Insgesamt fand ich den Roman wirklich spannend, es gab keine Längen und ich wollte stets wissen wie es mit unserer Helene weitergeht. Die Prämisse des Buches wurde wirklich sehr gut umgesetzt, so dass man durchaus glauben kann, dass es genau so abgelaufen wäre. Eschbach hat es geschafft auf die beklemmende Nazizeit nochmal einen drauf zu setzen, so dass sich alles noch beängstigender anfühlt. Außerdem gibt es natürlich einen Denkanstoß in Richtung unserer heutigen Zeit, denn alles was dort angeschnitten wird, könnte man genauso auf unsere heutige Zeit übertragen. Freimütig werden alltägliche Dinge in sozialen Medien geteilt, mit der Payback Karte werden fleißig Informationen darüber gesammelt, was man alles kauft. Und mit genau solchen Informationen arbeiten die Nazis und überwachen so die Bürger des dritten Reiches. Von daher – “NSA” spielt zwar in der Vergangenheit, ist jedoch gar nicht so weit weg von der Gegenwart.
Das Buch ist zum einen alternative Geschichte, da es vom Deutschland der 30er und 40er Jahre handelt, aber der Komputer schon einige Jahre früher erfunden wurde als in der realen Welt. Hauptfiguren sind zwei Mitarbeiter beim Nationalen Sicherheits-Amt, quasi dem Gegenstück der heutigen NSA in tiefsten Skandalzeiten. Das Buch ist aber zum anderen brandaktuell, indem es zeigt, was passieren kann, wenn moderne Technik in solch ein von Überwachung und Unfreiheit geprägtes Regime wie Nazi-Deutschland Einzug hält und somit eine Warnung an uns in der Gegenwart. Und es bestätigt auch, was man schon bei "Herr aller Dinge" herausgefunden hat: Andreas Eschbach kann inzwischen auch richtig gute Enden schreiben, das Buch lässt einen emotional aufgewühlt zurück.
Das Buch hat es wirklich geschafft mich in den Bann zu ziehen, was sehr an den spannenden Schreibstil des Autors lag. Mit Helene als Protagonistin kam ich nicht ganz klar. Ihre Naivität, die Komplexe, das Gejammer und dadurch das sie so schwach war, machte sie zu einer schwierigen Protagonistin für mich. Dennoch finde ich es gut, dass ein Autor mal so eine Figur in den Vordergrund stellt. Von historischen Romanen bin ich sonst meist immer recht starke Protagonisten gewöhnt. Ich fand es sehr interessant, dass wir zugleich die Protagonistin und den Antagonist verfolgen. Das hat das Buch für mich zu etwas Besonderem gemacht.
Für mich sind es 5 Sterne. Ein Buch was ziemlich zum Nachdenken anregt und mir lange nicht mehr aus dem Kopf gehen wird. Es ist definitiv ein Jahreshilight und ich werde mir auf jeden Fall noch weitere Bücher von dem Autoren ansehen.
NSA heißt dieses Buch von Andreas Eschbach, NSA das steht für "Nationales Sicherheits Amt" mit Sitz in Weimar und dort werden die Computerdaten überwacht. Soweit nichts ungewöhnliches, aber die Geschichte spielt 1942 und der 2. Weltkrieg tobt. Das Gedankenspiel ist, was wäre wenn es damals schon Computer, Handys, Kreditkarten und Internet gegeben hätte. Ein interessantes Gedankenspiel und teilweise erschreckend realistisch. Die Datensammlungen geben auch die letzten Geheimnisse der Menschen preis, was sich ein totalitäres System ebenso zu Nutze macht, wie ein skrupelloser Beamter, der über Zugriffsmöglichkeiten auf diese Daten verfügt. Eingepackt ist diese Dystrophie in die Geschichte zweier Mitarbeiter des NSA, der grauen Maus Helene, die als Programmstrickerin (Programmierer) die Abfragen kreiert, welche zum aufspüren von versteckten Juden genutzt werden und die erst durch ihre Liebe zu einem Deserteur versucht das Netz zu manipulieren um ihn zu schützen. Die andere Hauptfigur, Eugen Lettke, arbeitet als Analyst beim NSA und nutzt seine Erkenntnisse zur persönlichen Rache und Erpressung. Hervorragend sind auch die der Zeit angepassten Begriffe, sei es der Komputer, das Votel - Volkstelephon statt Handy oder das Weltnetz statt Internet. Eschbach verwebt historische Ereignisse, wie die Verhaftung von Anne Frank und ihrer Familie oder die Enttarnung der Widerstandsgruppe "Weiße Rose" in München geschickt in seine Erzählung. Doch sein Finale ist dann sowas von überraschend, das muss man erst einmal verdauen. In Summe eine brillante Idee, durch die Geschichte seiner beiden Hauptprotagonisten ein wenig verwässert aber - auch noch im Nachgang - beängstigend, denn die Szenarien sind realistisch. Wer hat Zugriff auf unsere Daten und wofür werden bzw. könnten sie genutzt werden. Klare Leseempfehlung
Uff... das ist das erste Wort, was mir nach dem Beenden dieses Buches in den Sinn kommt - UFF. Nach 800 Seiten kann man das zu Recht auch mal tun, aber auch sonst hat mir das Buch ziemlich zu schaffen gemacht. Wir starten kurz vor dem 2. Weltkrieg, Hitler ist an der Macht - aber es gibt bereits "Komputer" und (mobile) "Telephone", welche das Geschehen äußerst nachhaltig beeinflussen. Erzählt wird das ganze von zwei Protagonisten - Helene, Programmstrickerin und Eugen, Analyst - beide tätig im NSA, dem nationalen Sicherheitsamt. Die beiden lernt man im Laufe der Zeit auch verhältnismäßig gut kennen, da der Autor umfangreichen Einblick in deren Gedankenwelt gewährt. So weit, so gut - klingt ja eigentlich ganz spannend... Auf die letzten ca. 25% mag das durchaus zutreffen, das letzte Viertel war echt spannend und temporeich mit einigen plötzlichen Wendungen, die man so vielleicht nicht erwartet hat. Wenn das ganze Buch so gewesen wäre - 5 Sterne, ohne jede Diskussion. Leider aber war der Weg dorthin sehr steinig, langatmig, teils schon fast langweilig und unnötig wortreich aufgeplustert - 2 Sterne, das höchste der Gefühle. Ich habe mich eigentlich nur durchgekämpft, weil das Buch so viele gute Bewertungen hat. Insgesamt also 3 Sterne für gute Protagonisten, ein eigentlich spannendes Thema, aber etwas zuviel "palavert" - schade eigentlich...
Uff, am Ende konnte ich kaum aufhören. Das muss sich erst einmal setzen... Ich fand nicht alles vor allem in der ersten Hälfte so geglückt, deshalb bin ich noch nicht sicher, ob es 5 Sterne werden, aber eine Leseempfehlung ist es auf jeden Fall
Eindringlicher und flüssiger Schreibstil! Ein absoluter page turner und dementsprechend hochgradig spannend. Die 800 Seiten lassen sich wirklich sehr schnell lesen und es hätten meiner Meinung nach auch mehr als 800 Seiten sein können.
Das Ende war der Oberhammer!!
Hätte es Computer im dritten Reich gegeben, wäre es vermutlich genauso wie in der Geschichte abgelaufen! Sehr realitätsnah geschrieben.
War nicht schlecht, spannend, wie immer bei Eschbach gut durchgehaltene Alternative Realität (im vorliegenden Fall der Alptraum der Menschheit), gehört aber eher in die zweite Reihe seiner Romane.
Die Grundidee dieses Romans finde ich sehr spannend. Wie wäre der zweite Weltkrieg verlaufen, wenn den Menschen damals schon moderne Techniken wie Computer und Handies zur Verfügung gestanden hätten? Das bietet natürlich vollkommen andere Möglichkeiten der Überwachung. Eschbach verwebt geschickt wahre historische Begebenheiten mit seiner Fiktion. So wird zum Beispiel Familie Frank durch einen Algorithmus entdeckt. Dennoch konnte mich der Roman nicht vollkommen überzeugen. Die Idee ist klasse, die Umsetzung hat aber Schwächen. Alle Charaktere blieben mir irgendwie fremd. Ich habe nicht wirklich mitgefühlt und mitgefiebert, weswegen mir auch eine Portion Spannung gefehlt hat. Das Ende fand ich aber klasse, das hat mich noch mal wieder umgehauen. Insgesamt kein Must-Read, aber ein interessantes Gedankenexperiment.
Ok, Eschbach hat es endlich mal wieder geschafft, an eine Billion Dollar heran zu kommen. Ja, es vielleicht sogar zu übertreffen. Chapeau! Und: Was für ein Ende... *schüttel*
Inhalt Weimar 1942: Helene Bodenkamp hat eine sichere Arbeit im Nationalen Sicherheits-Amt. Sie ist dort Programmiererin und entwickelt mit großer Freude Programme, mit deren Hilfe alle Bürger des Reichs überwacht werden. Helene macht sich erst Sorgen um das, was sie da eigentlich tut, als ihre große Liebe Fahnenflucht begeht und untertauchen muss. Sie versucht mit allen Mitteln ihre Liebe zu schützen und gerät dabei nicht nur in Konflikt mit dem Regime, sondern auch mit ihrem Vorgesetzten Eugen Lettke, der die Überwachungstechnik des Staates für eigene Zwecke benutzt und dabei immer mehr jegliche Grenzen überschreitet. Was wäre, wenn es im Dritten Reich schon Computer gegeben hätte? Was, wenn es damals schon Internet, Handys, E-Mails, Soziale Medien und deren totale Überwachung gegeben hätte? NSA zeigt, was hätte sein können.
Recht zufällig bin ich auf die Leserunde zu „NSA“ bei der Lesejury aufmerksam geworden. Ich bin nicht sehr häufig dort unterwegs und bewerbe mich nur dann, wenn mich ein Buch wirklich komplett anspricht. Als ich „NSA“ gesehen habe, konnte ich nicht anders, als mein Glück zu versuchen und als dann die Mail mit der Zusage kam war ich sehr überrascht. Ich durfte das Buch vorab lesen und habe mich unfassbar auf die Geschichte gefreut. Herzlichen Dank an die Lesejury und Bastei Lübbe für die Zusendung des Rezensionsexemplars!
Das Buch beginnt 1942 in Weimar, als Heinrich Himmler das Nationale Sicherheits-Amt besucht, um herauszufinden, ob es überhaupt noch eine Daseinsberechtigung hat. Man lernt Eugen Lettke und Helene Bodenkamp kennen, denn deren Geschichte wird in diesem Buch genauer erzählt. Durch die Einführung der beiden Protagonisten verlagert sich auch die Erzählung nach hinten und man erfährt als Leser nicht nur, wie sich der Einfluss des „Komputers“ entwickelt hat und sich in diese Zeit einfügen lässt, sondern auch genaueres über die Vergangenheit von Eugen und Helene. Wie leben sie, was haben sie für eine Familie, welche Bekannte und Freunde, wie sind sie ins Nationale Sicherheits-Amt gelangt und wie sind die beiden so geworden, wie sie zu dem Zeitpunkt, an dem die Geschichte beginnt, sind? Gleichzeitig wird immer wieder ein Blick auf die technische Seite geworfen, was mir unheimlich gut gefallen hat. Eschbach verknüpft auf erschreckend akkurate Weise reale Begebenheiten mit seiner Fiktion. Man kommt nicht nur einmal ins Grübeln, wo wir heute stehen und inwieweit es parallelen zu den Geschehnissen im Buch gibt. Schließlich haben wir auch nichts anderes als „Gemeinschaftsforen“, wie sie im Buch genannt werden, die bei uns eben Social Media wie Instagram, Facebook oder Twitter sind. Oder Cloud-Speicher, die im Buch Datensilos genannt werden. So vieles kommt zur Sprache, das uns in der heutigen Zeit mehr als nur geläufig ist und man überlegt sich einmal mehr: was gebe ich selbst über mich im Internet preis und was hätte es für einen Einfluss auf mich und mein Leben, würden diese Informationen gegen mich verwendet werden? Denn auch in diesem Buch „posten“ Menschen unüberlegt Gedanken in Foren, sogar in einer Art Online-Tagebuch und andere Menschen können diese geposteten Texte lesen, darauf reagieren und auch gegen sie verwenden.
Eschbach begeistert mich aber nicht nur mit dieser technischen Seite, die immer deutlicher die Angst vor Überwachung schürt, sondern auch mit seinen Protagonisten. Helene und Eugen könnten nicht unterschiedlicher sein und doch landen sie an einem bestimmten Punkt an derselben Stelle: das NSA. Eugen ist ein eher ruhiges, seltsames Kind, das in der Schule sehr unbeliebt ist und eher Mitleid erregt. Doch je älter er wird, desto grausamer werden auch seine Gedanken und das Mitleid verschwindet, je mehr man im Buch voran schreitet. Er zeigt zutiefst verstörende Verhaltensweisen und tut unverzeihliche Dinge. Dinge, die ich mir niemals im Traum hätte ausmalen können und die mir eine Gänsehaut bereitet haben. Um seine Ziele zu erreichen ist ihm jedes Mittel recht. Ich habe selten bei einem Charakter so einen ekel empfunden, wie bei Eugen und war gleichzeitig sehr beeindruckt vom Autor, dass er es schafft mir eine Person vorzusetzen, die ich abgrundtief verabscheue und trotzdem den Weg, den sie geht, mitverfolgen möchte. Ich wollte einfach wissen was Eugen im Verlauf des Buches widerfahren wird. Ob er mit seinen Machenschaften Erfolg haben wird oder nicht und wohin ihn seine Spielchen bringen werden. An die Spitze oder ans Ende?
Helene scheint das komplette Gegenteil von ihm zu sein. Ein gut erzogenes Mädchen aus einer reichen Familie. Sie soll den perfekten Umgang haben, tolle Noten schreiben. Einfach ein strahlendes Mädchen sein. Doch sie selbst fühlt sich in dieser Rolle nicht wohl. Sie kann mit den Rassengesetzten und genetischen Themen überhaupt nichts anfangen und kann trotzdem nichts gegen die Entwicklungen im Land ausrichten. Sie fügt sich ein, ohne darüber nachzudenken und obwohl sie sich in vielen Situationen unwohl fühlt, sagt sie nichts. Ihre Familie verhält sich noch viel verblendeter und spätestens mit ihrem Onkel Siegmund und seinem Schicksal, stellt Eschbach besonders heraus, wie stark eine Familie durch Propaganda verblendet wird. Die Entwicklung von Helene fand ich im Buch wirklich großartig. Sie wird selbstbewusster, mutiger und beginnt auch über Entwicklungen im Land nachzudenken. Auch wenn diese Einsicht recht spät kommt, so kommt sie immerhin. Der Verlauf ihres Lebens wird von Seite zu Seite spannender und ich bin ihr manchmal kopfschüttelnd und manchmal nickend gefolgt.
Je weiter man im Buch voran kommt, desto bedrückender wird die Stimmung. Die Überwachung durch die „Komputer“ nimmt immer mehr zu und die Technologie wird immer weiterentwickelt. Dieses Gefühl der totalen Überwachung, der Angst, dass jedes Wort und jede Tat irgendwo aufgezeichnet ist und vielleicht eines Tages gegen einen selbst verwendet wird. Man durchlebt während des Lesens so unterschiedliche Gefühle, denn das Buch ist grausam, verstörend aber auch unfassbar gewaltig. Und genau deshalb ist es auch so genial. Andreas Eschbach hat mit „NSA“ ein Gedankenspiel erschaffen, das sich nicht realistischer anfühlen könnte, denn er zeigt in diesen knapp 800 Seiten was in unserer Gesellschaft noch alles möglich sein könnte und was hätte sein können, wäre der „Komputer“ schon zu Zeiten Hitlers erfunden worden.
Vor allem jedoch das Ende fand ich absolut großartig. Es ist vielleicht nicht das, was sich manche Leser wünschen würden aber für dieses Buch einfach perfekt gewählt. Nichts daran hätte geändert werden dürfen, denn genau so sollte es sein. Ich weiß genau, dass mich dieses Buch noch sehr lange begleiten wird und ich werde immer und immer wieder darüber nachdenken was mit all meinen Daten im Internet so geschehen kann. Ich werde wohl nie vergessen, wie nah wir den Szenarien in dieser Geschichte bereits gekommen sind.
Fazit
„NSA“ ist ein Buch, das nicht so schnell loslässt und definitiv zum Nachdenken anregt. Es ist grausam und gleichzeitig großartig. Es ist ekelerregend und hat gleichzeitig Momente der Hoffnung. Es fesselt an seine Seiten und man kann kaum davon ablassen. Das Szenario ist nah an unserer eigenen Gesellschaft, auch wenn es in einer anderen Zeit spielt und man kann sich in diesem Gedankenspiel dem Gefühl nicht erwehren, dass all das, was dort passiert, auch in unserer Zeit geschehen kann. „NSA“ ist für alle eine Empfehlung, die gerne Gedankenspiele durchleben und nichts gegen Alternate History haben. Es ist genial geschrieben und fühlt sich zu real an, um wahr zu sein. Ein absolutes Highlight, das ich wirklich nur empfehlen kann.
Mit „NSA – Nationales Sicherheits-Amt“ veröffentlicht Andreas Eschbach einen Roman mit einem interessanten Gedankenexperiment, das den Verlauf der Nazi-Diktatur beeinflussen hätte können. Erschienen ist der Roman Ende September 2018 im Lübbe-Verlag.
Weimar, 1942: Computer, Mails, Internet, Mobiltelefone und soziale Medien wurden bereits erfunden und sind fester Bestandteil im Alltag der Menschen. Das Nationale Sicherheits-Amt ist eine Geheimorganisation, die 1942 massiv unter Druck steht und beweisen muss, dass es kriegsentscheidende Informationen liefern kann. Die Hoffnungen liegen hierbei auf dem ehrgeizigen Analysten Eugen Lettke, der die Möglichkeiten der Überwachung durch die Technik und den Staat auch für persönliche Zwecke nutzt, und auf der sehr begabten Programmiererin Helene Bodenkamp. Sie ist eine vorbildliche deutsche Tochter, doch als die Liebe ihres Lebens von der russischen Front flieht, gerät sie in Konflikt mit der Nazi-Diktatur. Ihr Geliebter muss versteckt werden und Helene ist bereit alle Möglichkeiten zu nutzen, die ihr auf Grund ihrer Anstellung beim NSA zur Verfügung stehen.
Alleine der Klappentext dieses Buches konnte mich direkt für sich einnehmen: Was wäre gewesen, wenn Hitler bereits die Möglichkeiten durch das Internet, Computer und soziale Medien gehabt hätte? Gerade in Bezug auf die derzeitige politische Situation in Deutschland und weite Teile Europas eine höchst interessante Fragestellung, die gewisse Erwartungen an das Buch entstehen lassen. Der Schreibstil war dabei größtenteils gut und flüssig zu lesen, auch wenn ich zu Beginn eine kleinere Eingewöhnungsphase benötigte. Genau bestimmen kann ich es nicht, aber ich denke, das dies zum Teil mit der Wortwahl und Schreibung einiger Wörter zusammenhängt. Alles wirkt ein wenig altmodisch. Telefon wird beispielsweise mit ph geschrieben und Computer mit K. Einiges, wie z.B. das Internet wurden umbenannt. So gewöhnungsbedürftig wie dies war, trägt es wiederum deutlich zur Authentizität des Romanes bei. Das Szenario des Buches empfand ich als spannend und gruselig zugleich und ist in diesem Fall definitiv ein erwähnenswerter Faktor. Meine Erwartungen an dieses Buch waren von Anfang an sehr hoch und so hatte ich etwas Angst, dass diese nicht erfüllt werden können. Das war allerdings eine vollkommen unberechtigte Sorge. Ich habe das bekommen, was ich erwartet habe und sogar noch mehr. Mir wurde beim Lesen des Buches zu keinem Zeitpunkt langweilig. Überragend fand ich die Verbindung aus Fakten aus der Zeit der NS-Diktatur mit den Möglichkeiten der modernen Technik und wie wiederum auf diese die Ideologie dieser Zeit übertragen wurde. Hier geht es beispielsweise um Big Data in seiner schlimmsten Ausprägung oder auch das programmieren Frauensache ist. Andreas Eschbach hat diese Idee konsequent zu Ende gedacht. Die Hauptpersonen des Buches könnten unterschiedlicher nicht sein. Helene Bodenkamp ist das kleine graue Mäuschen, das noch zu Hause wohnt und beim NSA programmiert. Klug, aber eher unscheinbar und zu Beginn auch in gewisser Weise unbedarft, da sie gar nicht richtig überblicken kann, zu was ihre Arbeit alles genutzt werden kann. Dies wird ihr erst im Laufe des Buches klar. Mit ihr und ihrer großen Liebe habe ich sehr mitgefiebert und gehofft. Hier geht auch ein großes Lob an den Autor, der sehr geschickt mit den Hoffnungen des Lesers spielt. Eugen Lettke hingegen ist der Inbegriff eines Ariers, der mit der NS-Diktatur nicht unbedingt konform geht, aber das System für seine Zwecke missbraucht. Ich habe ihn gehasst, aber seine Geschichte dennoch fasziniert mitverfolgt. Teilweise hat es mir die Sprache verschlagen zu was diese Person fähig ist.
Fazit: Ich bin begeistert von diesem Roman, trotz meiner kleiner Anfangsschwierigkeiten mit dem Schreibstil. Wirkliche Ereignisse der Hitler-Diktatur wurden auf erschreckende Weise mit den Möglichkeiten der modernen Medien verknüpft und konsequent zu Ende geführt. Ich möchte dieses Buch jedem empfehlen, denke aber, dass es am interessantesten ist, wenn man sich auch für die Geschehnisse dieses Geschichtsabschnittes interessiert.
Nach ihrem Abschluss arbeitet Helene als Programmstickerin in Hitlers Nationalem Sicherheits-Amt kurz NSA genannt. Jeder Deutsche nennt zumindest ein Volkstelefon sein eigen und alles was er oder sie im Netz veröffentlicht wird gnadenlos gespeichert. Die Programmstrickerinnen im NSA schreiben Programme, die dazu dienen Volksverhetzer und versteckte Juden ausfindig zu machen. Was keiner an ihrem Arbeitsplatz ahnt, ist das Helene ihren Liebhaber versteckt. Dieser ist ein desertierter Soldat und die Schlinge zieht sich immer enger zusammen. Eine Weile kann sie die Algorithmen noch verändern, so dass er nicht entdeckt wird, aber dann wird die NSA zur Chefsache erklärt und ihre kleinen Mogeleien fallen auf. Nur eine Heirat mit einem hochrangingen Offizier kann Helene vor dem KZ retten und ihren Geliebten die Flucht nach Südamerika ermöglichen.
Ich bin großer Andreas Eschbach Fan. Ich konnte kaum erwarten, das Buch in die Finger zu bekommen, besonders mit diesem vielversprechenden Titel NSA. Die NSA sagt wohl dieser Tage fast jedem etwas, aber sie in Verbindung zu bringen mit dem NS-Regime würde keinem einfallen. Daher war es so spannend zu lesen, was passiert wäre, hätte dieser Totalitäre Staat über ein derartiges Instrument verfügt. Und das Ergebnis ist erschreckend. Was wäre wenn Computer und Handys schon Hitler zur Verfügung gestanden hätten? Neben Helene folgt der Leser auch ihrem Vorgesetzten Lettke, der die Abhörmechanismen für seine eigenen Zwecke missbraucht. Zunächst geht es ihm nur um Rache an denen die ihn als Kind gedemütigt haben, aber dann findet er Gefallen daran, Frauen zu erpressen, um seine Lust zu befriedigen. Helene begibt sich in eine Abhängigkeit zu ihm, in dem sie ihm verbotene Kondome stiehlt und er dahinter kommt. Nun gibt es kein Halten mehr, denn er kann nun alles und jeden ausspionieren. Macht verführt halt dazu sie zu missbrauchen. An Realitätsnähe gewinnt die Geschichte, durch die Einbindung historischer Persönlichkeiten. So trägt Helenes Programm dazu bei Anne Franks Versteck vorzeitig zu finden, oder die weiße Rose auszuheben. Auch die Entwicklung der Atombombe durch die Amerikaner bleibt nicht verborgen und so landet diese gefährliche Waffe in Adolf Hitlers Händen und beendet dann auch den Krieg zu Gunsten der Deutschen. Wie schon bei seinen anderen Büchern hatte ich ein paar Probleme mit dem Ende des Werkes. Ich hatte irgendwie immer noch auf ein Happy End gehofft, aber der Roman endet doch recht düster und mit einem pessimistischen Ausblick auf die Zukunft, man sollte ihn nicht in deprimierten Zustand lesen. Zu leicht gerät man in eine Weltuntergangsstimmung, da man ahnt, dass nicht alles Fiktion ist, was der Autor da zusammenschreibt.
Es ist erschreckend zu sehen, was kleine Dinge im alltäglichen Leben, denen wir kaum Beachtung schenken, im Kontext mit anderen Kleinigkeiten für eine Aussagekraft entwickeln. Und obwohl ich weiß, dass technisch vieles vom Beschriebenen heute möglich und vielleicht auch schon gängige Praxis ist, hoffe ich das ein großer Teil davon Fiktion ist und bleibt.
Ja, es ist eine spannende Idee. Was wäre, wenn die Nazis Computer und Internet gehabt hätten? Und damit die Überwachungsmöglichkeiten der NSA? Und viele Ideen im Buch sind spannend, jeder mit einem Faible für kontrafaktisches Gedankenspiel wird an vielen Szenen seine Freude haben. Dafür muss man sich allerdings durch das Privatleben von einem psychisch Kranken und einem Backfisch kämpfen, was an vielen Stellen mehr als anstrengend ist, vor allem, weil beides nicht so wirklich was mit der Hauptnarrative zu tun hat - und dabei das Gefühl bekommen, dass Eschbach seine Protagonisten auch nicht sonderlich mag. Wer also einen Politikthriller erwartet, in dem der zweite Weltkrieg mithilfe des Internets geführt wird, wird oft enttäuscht, geht es doch vielmehr um Rachegedanken wegen Mobbings in der Kindheit, die Sorgen einer Spätzünderin und Mütter, die ihre Kinder gerne verheiratet sähen. Den Preis gilt es zu zahlen, wenn man genug Neugier auf diese (Gottseidank fiktionale) Neuschreibung der jüngeren deutschen Geschichte hat.
Wenn die Nazis schon Computer zur Verfügung gehabt hätten, wenn es Handys, Diskussionsforen und Online-Bezahlmöglichkeiten für die Bevölkerung schon damals gegeben hätte - was hätten die Nazis daraus gemacht? In dieser Welt lebt die Programmiererin - oh Entschuldigung - die Programmstrickerin Helene, die im Nationalen Sicherheitsamt arbeitet und mit ihren Auswertungen dazu beiträgt, die Bevölkerung zu überwachen. Eine glühende Anhängerin des Regimes ist sie nicht und als sie unbemerkt Menschen - und vor allen Dingen den Mann, den sie liebt - vor Entdeckung bewahren kann, tut sie das auch. Ihr Chef Eugen Lettke kocht ebenfalls sein eigenes Süppchen, allerdings nicht zum Wohle der Menschen, sondern weil er damit seine Rachepläne umsetzen will. Helene wird dabei unfreiwillig zu seiner Helferin.
I have so many thoughts and so many questions, most of them pretty spoilery, so I can't wait for my friend to finish listening to his audiobook of NSA to finally TALK ABOUT THIS CRAZINESS. Lured in by a fascinating premise and a very promising first chapter, I spent a lot of money on this hardback and enjoyed getting into it - a chunker, about 800 pages, which called for dedication. Then, around the middle, revolting, unneccessary scenes made their entry and I was so not up for it and nearly dnf-ed after the worst, however I gave it another chance and those scenes were actually over after that instance. Then it got boring. Then it got absurd slash interesting. And then it finished with the weirdest outcome ever. SO UHM. TALK TO ME ABOUT THIS IF YOU HAVE READ IT AND HAVE FEELINGS.