Man erhält in diesem Staufer-Büchlein auf rund 120 Seiten eine gute Übersicht über die Jahre der Staufer-Herrschaft und ihrer Könige und Kaiser. Knapp, wie es dem Format der Reihe entspricht, werden die wichtigsten Geschehnisse und ihre Hintergründe erläutert. Knut Görich schafft es gut, auch relevante Hintergründe zu erläutern. Die Bedeutung und sorgfältige Planung sowie Choreographie der damals so beliebten symbolträchtigen Unterwerfungsgesten werden gut dargestellt, ebenso wie der ständige Balanceakt, den die Kaiser zwischen ihren eigenen Interessen, denen des Papstes und denen der Reichsfürsten vornehmen mußten. Man erfährt hier schon einiges darüber, wie dieses Kaiserreich angelegt war, wie es funktionierte, was relevant war. Auch weist Knut Görich gut darauf hin, daß unser heutiger Blick und unser Verständnis nicht anzuwenden sind, wenn man die Aktionen und Entscheidungen der Staufer-Herrscher verstehen möchte. Das unterschiedliche Verständnis des italienisch geprägten Friedrich II und der deutsch geprägten anderen Staufer-Herrscher wird ebenfalls gut erklärt und trägt zum Verständnis mancher Konflikte und Entscheidungen bei.
Leider aber ist das Buch enttäuschend trocken geschrieben. Ich lese die meisten geschichtlichen Werke mit Freude und Spannung, denn Geschichte ist spannender als jeder Roman. Wenn sie aber so dargestellt wird wie hier, dann ist die Wirkung leider eine andere. Recht zäh wird hier chronologisch abgearbeitet, was zur Stauferzeit geschah, es liest sich manchmal fast wie eine kommentierte Zeittafel. Die einzelnen Herrscher bleiben völlig blaß, erst bei Friedrich II kommt endlich ein wenig Leben und Persönlichkeit zum Vorschein, während alle anderen, inklusive Barbarossa, blasse und bloße Namen bleiben. Die stur chronologische Vorgehensweise reißt auch manche Themen auseinander, die vielleicht besser in einem Stück behandelt worden wären. So hat es viel von "Im Jahre x machte y das und im Jahre z machte y dies." Es gehen interessante Themenkomplexe in der Aufzählung unter oder werden zerstückelt. Viele Themen - Kunst und Kultur zB - finden kaum Erwähnung, was aber auch dem knappen Format geschuldet sein mag.
So wurde hier den Staufern und ihrer Zeit, die so viel Vielfältiges zu bieten hat, kaum Leben eingehaucht, ich habe mich ohne viel Vergnügen durch das Buch gearbeitet. Als reine Informationsquelle ist es nicht schlecht, aber Geschichte ist doch so viel mehr und das kam hier nicht einmal ansatzweise zum Vorschein.
Als Schweizerin waren mir die Staufer bisher unbekannt. Der Name Barbarossa verband ich hauptsächlich mit der bekannten Offensive Deutschlands im Zweiten Weltkrieg. Aber woher dieser Name stammt, das wusste ich wirklich nicht.
Zum Glück hat mir die Beck'sche Reihe mal wieder Abhilfe verschafft und dank Knut Görichs "Die Staufer" habe ich nun ein solides Grundwissen, was diese Herrscherfamilie betrifft. Praktisch ist es, wenn man vor der Lektüre ein bisschen etwas über die mittelalterliche Welt Deutschlands Bescheid weiss (dazu gibt es auch ein Buch aus derselben Reihe ;).
Sehr praktisch fand ich den im Anhang befindlichen Stammbaum der Staufer und Welfen. Er hilft dabei, sich zu orientieren. Man wird, wie man bestimmt schon weiss, mit einigen Namen konfrontiert, sodass ein Blick auf die Übersicht sehr hilfreich sein kann.
Das Lesen des Büchleins empfand ich als äusserst spannend, da ich mich mit einem, wie bereits erwähnt, bisher völlig blanken Thema befassen konnte. So habe ich viel Neues in Erfahrung bringen können und habe das Gefühl, eine grössere Wissenslücke geschlossen zu haben.