Er muss ihn finden. Seinen besten Freund, der schon immer auf der Jagd nach dem Extremen war - nie wird er vergessen, wie euphorisiert Felix neben ihm vor dem felsigen Abgrund stand, unter ihnen ragten die Klippen hervor wie aufgeklappte Messer. Doch selbst Felix sieht es nicht ähnlich, auf einer Reise in Asien spurlos zu verschwinden. Für den Erzähler steht fest: Nur er kann das rätselhafte Abtauchen aufklären. Dafür setzt er sogar seine große Liebe aufs Spiel. Schließlich verbindet ihn mit Felix eine besondere Freundschaft. Und ein Geheimnis, das sie ebenso eint wie trennt. Immer tiefer dringt der Erzähler auf seiner Suche in das wilde Kambodscha vor, in dieses nie genesene Land ohne Gedächtnis, immer verzweifelter durchforstet er seine Erinnerungen nach einem Hinweis, was passiert sein könnte. Bis er begreift, dass er den Freund nur retten kann, wenn er mit ihm verschwindet.
Friedemann Karig wurde 1982 bei Freiburg geboren und im Schwarzwald von einer Kuckucksuhr aufgezogen. In Passau und Köln studierte er eine Mixtur aus Medienwissenschaften, Literatur, Soziologie, Politik und VWL. Er arbeitete als Zukunftsforscher, strategischer Planer, Journalist, Pferdeflüsterer, Moderator, Gastronom und DJ, und zwar in Berlin, Barcelona und Bali. Heute konzentriert er sich auf Lesen, Schreiben und Reden. Sein Buch „Wie wir lieben. Vom Ende der Monogamie“ erschien 2017 bei Blumenbar. Er moderiert das Format „Jäger&Sammler“ von „funk“, dem jungen Online-Angebot von ARD&ZDF. Er lebt in München. Er mag Weißwein, Jay-Z und Sätze am Ende von Biographien, die wenig Sinn ergeben.
Friedemann Karigs Debüt ist ein Bildungs- und Abenteuerroman, der ganz gerne mal eine verstörend-überraschende Abzweigung nimmt - das leuchtend blaue Cover mit dem Chamäleon ist nicht nur unfassbar schick, sondern auch sehr passend gewählt. Karigs namenloser Protagonist reist nach Kambodscha, um dort nach Felix, seinem Freund seit Kindheitstagen, zu suchen, der sich auf einem Backpacker-Trip befindet und sich seit Wochen nicht bei seiner Familie gemeldet hat. Zuerst scheint die Sache klar: Felix war immer der Abenteurer, der die Extreme gesucht und unseren besonnen Protagonisten, der ihn bewunderte, mitgezogen hat. Doch nicht nur die Freundin des Protagonisten, Lea, führt eine neue Sicht auf die Freundschaft ein; mit dem örtlichen Abstand von zu Hause gewinnt der Protagonist auch eine andere Perspektive auf die gemeinsame Vergangenheit, und so reist er nicht nur räumlich - nach und durch Kambodscha - sondern auch durch die Zeit und bewertet die gemeinsame Vergangenheit mit Felix neu.
Inwiefern spielen in dieser Freundschaft Abhängigkeiten eine Rolle? Sind die beiden jungen Männer auf der Reise, auf der Suche oder auf der Flucht? Wie hängen Höhenangst und der Reiz von Abgründen zusammen? Liegt die Erlösung in der Erinnerung oder im Vergessen? Karig arbeitet seine Motive konsequent durch, und immer wieder nutzt er Spiegeleffekte - nicht zuletzt spiegeln sich der Protagonist und Felix ineinander, und auch der Dschungel, an sich schon ein assoziationsreiches Bild im Kontext von Freundschaft und Erinnerungsdynamiken, bezieht sich auf einen geheimen Ort der Kindheit sowie den kambodschanischen Dschungel.
Spannend ist zudem Karigs kritische Sicht aufs Reisen: Er reflektiert Achtsamkeitskultur und den Zwang zum Erlebnis, die Konsequenzen von billigen Fernreisen und des (Massen-)Tourismus. Was wollen all die Touris erleben, bewaffnet mit Lonely Planet-Reiseführern und auf der Suche nach "authentischen" Erlebnissen mit Warmwasseranschluss in Schwellenländern? Worum geht es bei dieser Art des Reisens in ferne Länder? Den Protagonisten können Backpacker- und Hostel-Kultur vordergründig nicht beeindrucken ("Das einzig wahre Ausland ist die Vergangenheit"), doch die Faszination der fremden Umgebung und neuer Bekanntschaften am anderen Ende der Welt reißen auch ihn immer wieder mit. Auf einer kambodschanischen Insel stellt er sich die Frage: Ist jeder Mensch eine Insel? Oder ist kein Mensch eine Insel? Auch der Hinweis auf Hobby-Misanthrop Houellebecq fehlt nicht, immerhin der Autor eines Buches namens Die Möglichkeit einer Insel.
Das Buch kämpft mit ein paar kleineren Problemen: Die Schreibe ist teilweise (insbesondere am Anfang) zu forciert, manchmal schleichen sich ein paar Kalendersprüche ein ("Vielleicht ist die Kunst ja, nicht ständig das noch passendere (Puzzle-)Teil zu suchen") und der Schluss kündigt sich zwar an, wirkt dann aber doch ein bisschen mit dem Holzhammer reingekloppt. Was soll's, "Dschungel" ist ein ambitioniertes, kluges und spannendes Debüt, das ich von vorne bis hinten gerne gelesen habe und das viele interessante Dinge zu den Themen Freundschaft und Erinnerung zu sagen hat. Ich bin gespannt, was Karig als nächstes schreibt.
Ein Roman wie ein Hipster: nicht hässlich, aber ohne Ecken und Kanten.
Das Cover dieses Buches und der Klappentext haben mich neugierig gemacht (ich liebe Reiseberichte und -romane aller Art); die Geschichte an sich war dann doch etwas ernüchternd. Felix verschwindet gen Kambodscha, zuerst für einen Trip der etwas anderen Art, danach verliert sich seine Spur, denn der Kontakt bricht ab. Die recht dominante und irgendwie omnipräsente Mutter von Felix lauert seinem besten Freund und namenlosen Ich-Erzähler in einem Parkhaus auf und bettelt ihn an, ihren Sohn zu suchen. Dieser zögert zwar erst - seine Freundin ist nicht begeistert von der Suchaktion und ausserdem ist er nicht gern längere Zeit weg von zu Hause - aber dann fliegt er doch und macht sich auf die Suche. In Kambodscha angekommen, fragt er sich mit Hilfe von Fotos durch, lernt Aussteiger und seltsame Inseln kenne, und macht letztendelich eine Entdeckung, die er so nicht erwartet hätte.
Was hat mich nun genau gestört?
Im Prinzip zwei Dinge:
1. Die hündische Ergebenheit des Ich-Erzählers bezüglich seines Freundes Felix 2. Diese aalglatte Geschichte, die wie ein Vorführraum in einem Schickimicki-Möbelhaus wirkt
Felix ist ein extrem unsympathischer Zeitgenosse, abgebrüht, massivst manipulativ, grausam, ignorant. Trotzdem folgt ihm der Ich-Erzähler durch ihre gemeinsame Kindheit und Jugend mehr oder weniger blindlings, und huldigt nahezu jeder Tat und jedem Wort seines großen Idols. Ab und an hinterfragt er auch einzelne Handlungsweisen von Felix, aber am Ende läuft es immer in bedingungslosem Gehorsam und Folgsamkeit aus. War Friedemann Karig in Kambodscha, um für dieses Buch zu recherchieren? Ich habe nicht extra nachgeforscht, ob das so war oder nicht, aber die Beschreibungen über dieses Land in "Dschungel" beschränken sich auf ein paar wenige Stichpunkte, die man so in jedem x-beliebigem Reiseführer findet: tolle Strände und Landschaften, aber immer die Gewaltherrschaft der Roten Khmer im Hintergrund, die noch immer ihre Schatten auf Land und Leute werfen. Und immer wieder diese unglaubwürdigen Szenen, die diese Geschichte so nichtssagend machen. Laut Klappentext wird der Ich-Erzähler fast von einem Piraten getötet - falls damit der verkorkste (und völlig absurde) Drogenbeschaffungstrip gemeint ist: nein. Einfach nur nein. Und das "dunkle Geheimnis", das Felix und sein bester Freund seit ihrer Kindheit/Jugend teilen? Wird auf den letzten Seiten angeschnitten - ich verrate nicht, um was es sich handelt, aber wenn ich erwähne, dass dieses Geheimnis eines ist, das in der Literatur (und im Film) schon so dermaßen ausgelutscht und totgeritten wurde, weiß man und frau vielleicht eh schon, was es wohl war. Auch diese ständig semi-philosophierenden Dialoge aller (!) Protagonisten; die Protagonisten überhaupt, die wie von einer Abhakel-Liste wirken: der aussergewöhnliche beste Freund, die aussergewöhnliche Freundin, die aussergewöhnliche Inselschönheit (mit der der Ich-Erzähler dann natürlich prompt fremdgeht), der aussergewöhnliche Kiffer, der aussergewöhnliche Nerd etc. - und dazu noch diese Bio-Öko-Empfindungen, die thematisiert werden, die Aussteiger, die natürlich alle in Love & Peace & Schlagmichtot leben, diese seltsame und verblödete Entscheidung, die der Ich-Erzähler am Schluss seiner Reise trifft...
Wie gesagt, ich fand die Geschichte nicht schlecht, nur ist sie leider so nichtssagend-weichgespült, dass am Schluss, wenn man das Buch zuklappt, irgendwie überhaupt nichts hängen bleibt. Ausser vielleicht die Augen, weil man sie so oft verdrehen musste.
Das war ein gut und schnell wegzulesender, teils richtig fesselnder Roman, eine Mischung aus Abenteuer- und Reisebericht, Coming-of-Age-Story und Selbstfindungstrip plus unverpackte Gedanken über das Reisen im 21. Jahrhundert und die Möglichkeiten, Grenzen und Verfremdung eigener Erinnerungen. Puh, ganz schön viel auf einmal, aber Friedemann Karig gelingt es in seinem Romandebüt, das mit kleinen Abstrichen alles gut unterzubringen.
Die Geschichte wird vom namenlosen Ich-Erzähler referiert, dessen bester Freund Felix im Dschungel in Kambodscha unterwegs ist und sich seit Wochen nicht gemeldet hat. Felix' sehr präsente Mutter bittet den Erzähler, nach ihrem Sohn zu suchen, und der macht sich, trotz abratender Worte seiner Lebensgefährtin Lea und eigener Unlust auf den Weg. Was folgt, ist eine abenteuerliche Suchreise in exotisches Gebiet, die sehr anschaulich ist. Parallel dazu wird in Rückblenden die Geschichte von Felix und dem Erzähler beleuchtet: Wie die beiden Jungs beste Freunde wurden, miteinander Kindheit, Pubertät und Erwachsenenalter durchmachten, mit allen Höhen (wortwörtlich) und auch vielen Tiefen.
Wie schon eingangs erwähnt, spielen hier viele Themen eine Rolle, das stört den Lesefluss aber kaum. Mich hat schon direkt das erste Kapitel stark in seinen Bann gezogen, da geht es um Höhenangst, oder besser: die Angst vor der Sucht, in den Abgrund zu springen. Ich kenne dieses Gefühl, nur zu gut. Und ich komme mich immer komisch vor, wenn ich versuche, es jemandem zu erklären. Hier, in diesem ersten Kapitel, habe ich mich sofort und richtig verstanden gefühlt. Da hatte das Buch also gleich mal einen dicken Sympathiebonus bei mir gesammelt.
Die Schreibe von Karig hat mir grundsätzlich gut gefallen. Klar schüttelt er hier und dort vielleicht eins, zwei Mal zuviel am pseudophilosophioschen Baum, aber erstens passte das meist zu den Figuren (Aussteiger, Hippies, alternative Weltenbummler usw), zweitens war der Roman so flott und mitreißend erzählt, dass diese Fetzen schnell wieder "vorbei" waren. Einzig der für mich zu übermäßige Gebrauch von Songzitaten ging mit irgendwann auf die Nerven. Ja, gut das Dschungelthema, mit dem Dschungelbuchsong, dem Dschungel in Kambodscha und dem Jugendlager "Dschungel", hm, okay. Aber "Luc(c)a", "Freak", "Northing Compares 2U", noch ein Popsong, noch einer, noch einer, ach Herr Karig, wenn ich Bock auf Popsongs habe, die die Handlung betonen sollen, gucke ich Moulin Rouge!, da gibt's wenigsten Ewan McGregor dazu. Für Bücher rate ich, bei dieser inflationären Verwendung, dann doch lieber: Show, don't sing!
Die Flashbacks in die Kindheit hingegen haben mir gefallen, genau die Mischung aus "klingt echt" und "bleibt rätselhaft", die sie vermutlich erzeugen sollten. Mit dieser Art des Erzählens hatte ich zuletzt ja leider kein Glück (looking at you, Wir, im Fenster). Die ganze Thematik "(Ohn)Macht des Gedächtnis" finde ich grundsätzlich sowieso total spannend und hat mich daran erinnert (ha!), dass ich wirklich endlich mal zu Das trügerische Gedächtnis: Wie unser Gehirn Erinnerungen fälscht greifen sollte.
Mit dem Twist und dem Ende bin ich ein wenig am Hadern. Keine Spoiler, keine Angst, nur soviel: Ich habe den Twist tatsächlich nicht kommen sehen, zumindest nicht in diesem Ausmaß. Und ich bin mir nicht sicher, ob es daran liegt, dass ich zu sehr beim Erzähler und seiner Sicht der Dinge war - so gesehen wäre das dann ja durchaus clever konstruiert. Das Ende selbst, nun ja - irgendwie zwar stimmig und schlüssig, irgendwie aber auch unbefriedigend, weil etwas zu legendenhaft. Aber vielleicht sollte das genau so. Lieben muss ich es ja trotzdem nicht.
Geliebt habe ich zwei andere Aspekte, für mich die stärksten Momente des Buchs: Zum einen die Betrachtung des Reisens sowie unter ökologischen als auch philosophischen Aspekten. Das hat natürlich inhaltlich bei sowieso voll ins Schwarze getroffen, und noch dazu habe ich mich über viele Formulierungen gefreut, wie der "Bulemie des Reisens" oder den Stillstand der Mobilität.
Aber am besten gefallen haben mir - Kinder, nicht weiterlesen - die Beschreibungen der Drogentrips. Was soll ich sagen, auch ich war mal jung (jaja, bin es immer noch). Dieser vollkommen unsinnige, unzusammenhängende Quatsch, der total albern klingt und dämlich, der aber, wenn man das kennt, so viel Sinn ergibt. Zeug wie:
"Das ist ja stark", sagte ich, und das rk von stark fühlte sich an wie ein strahlender Ritter in Rüstung auf einem Pferd. Pferd! Ein morastiger Weg über eine grüne Wiese in England. "Du darfst nicht so laut reden", sagt er, "sonst läuft er weg." "Wer denn?", frage ich, und das Fragezeichen schmeckt wie ein Gummibär. Ein grüner? Oder ein gelber? oder Meine Fingernägel schulden mir Geld, dachte ich.
Ich habe mich sehr über diese Passagen amüsiert. So gesehen ordne ich dieses Buch als sehr unterhaltsamen Rausch ein, oder, um noch eine Floskel zu bedienen: Ich bin gut drauf gekommen. Tripping mit Karig - gerne wieder.
"Wenn ein Mensch verschwindet, hinterlässt er ein Loch. So unendlich tief und dunkel, man kann hineinfallen und nie wieder auftauchen. Viel dunkler aber als das Loch ist das, womit wir es füllen. Viel schlimmer als die Abwesenheit eines Menschen ist die Vorstellung, was mit ihm passiert ist. Wenn die Ungewissheit unerträglich wird, die Zeit gefriet und wir mit ihr, wächst wie ein Eiszapfen an unserer Seele."
Ein sehr eigenwilliges, intelligentes Buch über eine lebenslange Männerfreundschaft, das Reisen und vor allem über unsere Erinnerungen (von einander). Das Ende hätte ich mir durch den aufgebauten Spannungsbogen noch etwas imposanter erwartet aber ein absolutes Jahreshighlight!
Als sein bester Freund Felix wochenlang nichts von sich hören lässt und einfach verschwindet, macht er sich auf die Suche nach ihm. Er lässt seine Freundin zurück, reist nach Kambodscha, zeigt überall sein Bild herum, versucht Felix letzte Tage zu rekonstruieren - und dringt so immer tiefer vor, in dieses wilde Land und in seine Erinnerung...
"Dschungel" von Friedemann Karig klingt eigentlich auf den ersten Blick total toll: die eine Hälfte des Buches besteht aus Rückblenden aus der Jugend des namenlosen Erzählers und seinem Freund Felix - hier bekommen die Leser*innen also vermeintlich eine ordentliche Portion Coming-Of-Age serviert. Die andere Hälfte des Romans spielt in der Gegenwart, in Kambodscha. Hier erwartet man eine Suche mit vielen Naturbeschreibungen und Einflüssen des Landes. Alles ist Verbunden durch die Suche nach Felix und die Suche nach der Wahrheit. Auf den zweiten Blick entpuppt sich der Erzählstrang in der Vergangenheit aber zu einer Aneinanderreihung gewollt extrem unangenehmer Schilderungen einer toxischen Freundschaft und der der Gegenwart zu einem Reisebericht, der von Absurdität nur so trieft.
Weder der namenlose Erzähler, noch Felix sind in meinen Augen gelungen gezeichnet. Während Felix absolut unsympathische Eigenschaften auf sich vereint, wird der Erzähler daneben immer blasser, er ist ein Mitläufer, will nur gefallen - aber nicht auf eine interessante Weise, sondern wie oben schon beschrieben auf sehr, sehr unangenehme Art. Hinzu kommt die Facette der Geschichte, die sich um die Freundin des Erzählers dreht - und sein absolut unangebrachtes Verhalten ihr gegenüber. Für mich überflüssig, aber noch fördernder für das eher negative Gesamtbild.
Was man als Lesende*r tatsächlich genießen darf, sind die Beschreibungen von Kambodscha. Da kam bei mir regelmäßig Fernweh auf und ich fand es wirklich interessant, mit dem Erzähler durch das Meer zu paddeln oder durch den Dschungel zu streifen. Das war für mich aber auch das einzig Positive, was ich dem Buch abgewinnen konnte.
Das Ende rundet die Geschichte zwar tatsächlich ab und bringt sie in den richtigen Kontext - letztlich überwiegt bei mir aber das Gefühl, dass die Idee des Buches einfach sehr schlecht umgesetzt wurde. Dinge wie Beispielsweise die Auflösung des Geheimnisses am Schluss hätten viel mehr Raum einnehmen müssen und Anderes im Buch hätte man eindampfen bis hin zu weglassen können.
Alles in allem kann ich sagen, dass "Dschungel" einfach nicht mein Buch war. Ich mochte die Story nicht, ich mochte die Protagonisten nicht und der Schreibstil war für mich auch nichts Besonderes - trotz der vielen vulgären Ausdrücke. Empfehlen kann ich persönlich den Roman also nicht - zu pathetisch und absurd für meinen Geschmack.
Selten was unrealistischeres gelesen als das Gespräch zwischen der Flugbegleiterin und dem Protagonisten zu Beginn (der abgestürzte Air France Flug kam übrigens aus Rio und war keine 737). Und wer bitte rutscht in einem Flieger nicht sofort auf den freien Gangplatz? (Es sind manchmal einfach auch Kleinigkeiten, die Situationen und Dialoge erfunden und hölzern wirken lassen). Direktflüge von Deutschland/Österreich/Schweiz nach Kambodscha gibt’s übrigens auch nicht, von wegen der Flug aus Kambodscha sei eine Stunde verspätet gelandet..
Das klingt jetzt alles nach Korinthenkackerei, aber es sind eben auch Symptome eines nicht besonders gut recherchierten Buchs. Insgesamt wirkt halt vieles wie drauf losgepinselt, ohne viel nachgedacht zu haben und dadurch auch etwas flach. Gleiches gilt für die menschlichen Beziehungen, die im Buch beschrieben werden: Auch sie blieben für mich oberflächlich. Viele Handlungen waren für mich zudem unschlüssig.
Kann man lesen, muss man aber nicht. Zwei Sterne, weil doch eine gewisse Grundspannung herrscht.
Seit Wochen hat sich Felix nun schon nicht mehr gemeldet und langsam werden die Sorgen immer größer. Schließlich fliegt sein bester Freund ihm nach, lässt seine Freundin in Deutschland zurück und begibt sich auf die Suche nach Felix in Kambodscha. Er fragt alle, die ihm über den Weg laufen „Have you seen this guy?“ und gerät dabei immer mehr in die Tiefen des Dschungels und wird immer wieder mit seiner und Felix Vergangenheit konfrontiert…
Allein durch das Cover angezogen steht Friedemann Karigs Roman „Dschungel“ gefühlt seit der Veröffentlichung auf meiner Wunschliste. Die positiven Rezensionen taten dann ihr übriges und schon stand es bei mir im Regal. Mich sollte ein Buch über eine Freundschaft erwartet, ein Hauch von Coming-of-age meets Abenteuerroman in einem fremden Land. Nur leider kann ich mich den ganzen Lobeshymnen absolut nicht anschließen. Für mich war „Dschungel“ zu wirr, zu absurd und teilweise an den Haaren herbeigezogen. Wichtigen Themen wird nur in Nebensätzen Raum gegeben und auch dem Ende, was die Geschichte an sich eigentlich abrundet, fehlt die notwendige Tiefe, die so ein schwerwiegendes Thema einfach verdient hätte.
Die Hälfte des Buches besteht aus Rückblenden, welche im Übrigen nicht visuell (kursiv, durch Daten o.ä.) vom Rest der Geschichte abgegrenzt sind, was mich regelmäßig verwirrt zurückgelassen hat. Mit jedem neuen Kapitel verlor Felix Sympathiepunkt für Sympathiepunkt. Er bringt seinen besten Freund immer wieder in prekäre, gefährliche Situationen und benimmt sich größtenteils einfach absolut daneben und manipulativ – der Inbegriff einer toxischen Freundschaft also. Aber ok, die Figuren müssen ja nicht alle immer sympathisch sein, allerdings besticht unser namenloser Protagonist auch nicht gerade mit seinem Charme. Er ist für meinen Geschmack zu blass und oberflächlich gezeichnet. Zu allem Überfluss erleben wir bei ihm auch noch mit wie er seine Freundin in Deutschland behandelt und puuuh. Diesen Nebenplot hätte es wirklich nicht gebraucht. Aber nichtsdestotrotz kann ich auch etwas Positives an dem Buch finden. Die Natur- und Landschaftsbeschreibungen von Kambodscha haben mir wirklich gut gefallen und zum Wegträumen eingeladen.
This was the most boring thing I have ever read, it’s filled with random philosophical rubbish to make the “Erzähler” seem smart. As well as to make the story sound deep, but it’s so overboard. Apparently everyone from Germany to Cambodia just has to share their life story and philosophy with Herr Doktor. Half of it is just I’m 14 and this is deep. By the end I really couldn’t care less if Felix was ever found, I just wanted it to end. If something had actually started to happen more than half way into the book, and there was way less pseudo-philosophical talk then maybe I could give this a 2 or 3 stars. But no one talks like these people do, so by the end of this I was left bashing my head against a table, screaming. If you loved this book good for you, I wish I could have, but god it was so hard to get through.
Die Farben des Covers (das in echt leider nicht ganz so spektakulär aussieht) haben dafür gesorgt, dass ich dem Buch eine Chance gebe. Ich bin so froh es getan zu haben, denn Dschungel ist wirklich etwas besonderes. Der Schreibstil bzw der Ton der Geschichte hat mich an Felix Lobrechts Sonne und Beton erinnert, das mir auch sehr gut gefallen hat. Der Schreibstil ist nicht unbedingt verwirrend, aber man muss erst einmal rein kommen. Zum einen sind da die kurzen Sätze, Gedankenfetzen und auf der anderen Seite sind dort wunderbare Beschreibungen des Innenlebens von Felix Freund. Vor allem das ist das spannende: man erfährt niemals den Namen der Erzählers? Das ist schon sehr eigenartig und spannend. Mir hat die Thematik gefallen, der Fokus auf dieser ganz besonderen Freundschaft. Immer mal wieder musste ich inne halten und habe mich gefragt: ist das eine gute Freundschaft? Wie oft reden wir über die Darstellung von Beziehungen in Büchern aber was ist mit den Freundschaften? Immer mal wieder war ich neidisch, denn ich wollte auch einen Freund wie Felix. Denn ich konnte mich unglaublich gut mit Felix Freund identifizieren, mit seiner Zurückhaltung. Felix hat ihn gefordert, aber auch viel verlangt. Da gab es Momente, da war ich froh keinen Felix zu haben. Und jetzt? Ich weiß nicht ob ich Felix als Freund haben möchte oder ob er überhaupt ein guter Freund ist. Es bleibt sehr viel offen und doch ist die Geschichte erzählt. In mir hat sich viel getan. Auch manche Sätze haben mich auf ihre eigene Art und Weise bewegt. Ich musste sie mehrmals lesen, zum einen, weil sie so schön waren und ich den Klang ein weiteres mal hören wollte. Zum anderen, weil ich ihre ganze Bedeutung verstehen wollte. Es gibt vieles zwischen den Zeilen. Vieles, dass ich vielleicht nicht mitbekommen habe. Ich freue mich auf jeden Fall, wenn ich mich wieder auf in den Dschungel machen darf, um ihn ein weiteres mal entdecken zu können. Wer weiß, was ich dann finden werden. Das Ende war überraschend. Es gab diesen Wendepunkt, den ich nicht glauben wollte. Den ich nicht habe kommen sehen und der für mich so gar nicht in das Buch passen wollte. Das letzte Kapitel ist durch und durch merkwürdig. Merkwürdig gut. Merkwürdig anders. Ein kleiner Bonus ist die Freundin des Erzählers, Lea. Ich mag wie sie mir der Freundschaft umgeht und wie sie ihren Freund für die Suche nach seinem besten Freund gehen lässt.
Das Buch selbst ist wie ein Dschungel, in den man als Leser eintaucht. Verworrene Gedanken und Geschichten, mosaikartig zusammengefügt, ohne erkennbare Reihenfolge. Diese Erzählweise hat für mich gemeinsam mit der brillianten Sprache den Sog ausgemacht und ich konnte es einfach nicht mehr aus der Hand legen. Friedemann Karig fängt wie kein anderer Autor den Geist meiner Generation ein, dieses unstillbare Verlangen nach mehr und die Angst etwas zu verpassen. Zugleich erzählt er hinreißend die Geschichte von zwei besten Freunden, die trotz aller Unterschiedlichkeit nicht ohne einander können. Definitiv eines meiner Highlights in diesem Jahr!
worum geht's? um freundschaft. um suche. um sinnsuche. um flucht? ja. aber mehr noch um ängste, vielleicht traumata. sich ihnen stellen und aufarbeiten? sie ignorieren? sie vergessen? spannend. nachdenklich. überraschend. gute sprache. volltreffer für mich
Zuviel versucht und zu wenig gelassen (Verlag?). Oder zu hoch gegriffen und nicht erreicht. Das Ende ist die große Schwäche dieses durchaus lesenswerten Romans. Abundzu ein bisschen drüber, was zu verschmerzen ist... Aber das Finale will zuviel und erreicht wenig. Schade.
Friedemann Karig und das Labyrinth der Manic Pixie Dream Girls: Alle Unterhaltungen in diesem Buch sind einem Männerfantasien-Fiebertraum entsprungen, niemand redet so, keine Stewardess, keine zu Hause wartende Freundin, kein Undercut-Girl auf der geheimen Insel. Männer sollten häufiger in Therapie und weniger in den Dschungel.
“’Viel dunkler als das Loch, dass jemand hinterlässt, ist das, womit wir es füllen.’“
Auf der Suche nach seinem verschwundenen Freund Felix, begibt sich der Ich-Erzähler nach Kambodscha. Anfänglich noch zögernd die Reise anzutreten, scheint der Protagonist ohne wirkliche Panik oder Ängste sich auf die Suche zu machen. Mit einem Foto seines Freundes wirft er sich ins Gemisch von Kambodscha und läuft jedem Anhaltspunkt nach.
Sprachlich und stilistisch brauchte ich ein wenig, um mich daran zu gewöhnen. Die Sätze waren kurz, ohne dass weite Ausschmückungen notwendig waren und dennoch sehr bildhaft, zeilenweise sogar philosophisch. Im Verlauf der Geschichte waren mir manche Passagen dann doch zu prätentiös und kitschig und stimmte nicht mehr mit der Einfachheit und Prägnanz von vorher überein. Die Geschwindigkeit der Erzählung verändert sich während der Handlung nicht. Es wird gesucht und hin und wieder aus der Erinnerungskiste gekramt. Karig redet viel und verrennt sich in etlichen Gedankenfetzen. Schweifend und schleppend kommt der Protagonist nicht nur seinem Freund näher, sondern auch sich selber. Die Rückblenden haben mir besser gefallen und zeigen zwischen aufregenden Erlebnissen auch Momente der Verletztheit. Diese Darstellung der dysfunktionalen Freundschaft zwischen einem dominanten Rebell und einem zurückhaltenden Typen fand ich beim Einstieg noch interessant, die Handlungsmotive und einfache Folgsamkeit des Ich-Erzählers mit den Jahren war für mich dann eher schleierhaft, bis auf die Schuld die er immer mit sich trägt. Er wirkte als Figur eher flach und blass.
Die Freundschaft und Verbindung der beiden Freunde steht im Vordergrund, doch die Suche die ebenfalls Teil der Geschichte ist, war eher ernüchternd und lief sehr reibungslos ab. Die Figuren auf die der Protagonist trifft sind in Sprache und Mentalität ähnlich und schnell vergessen. Von der Kulisse in der die Handlung spielt erfährt man eher wenig. Kambodscha wird hier und da erwähnt, generell wurde aber gegen Backpacker ausgeteilt. In manchen Passagen sehr aussagekräftig und stark, doch mit der Zeit wiederholend.
Die Revelation am Ende und der Twist haben mich zunächst überrascht, doch ließen mich ziemlich unberührt zurück. Ausweg und Flucht von der Realität oder Neuanfang? So richtig packen konnte mich Dschungel nicht.
Die letzten zwei Tage, die ich an den Seiten dieses Romans klebte, machte ich eine ganze Reise an Gefühlsregungen durch: Dschungel ist nämlich mehr als ein Roman über Freundschaft, auch mehr als ein Abenteuerroman. So ganz fassen kann man ihn nämlich nicht, und gerade das macht ihn unfassbar gut.
Friedemann Karig moderiert die funk Sendung Jäger&Sammler, schreibt für die Süddeutsche Zeitung und die Zeit und hat vor einigen Jahren Aufsehen mit seinem Buch über Das Ende der Monogamie erregt. Jetzt ist er eben auch Romanautor geworden. Und zwar ein guter.
Die Prämisse ist schnell erzählt: Felix ist verschwunden. Jetzt muss unser Erzähler auf nach Kambodscha und ihn finden, denn wenn es sein bester Freund nicht kann, wer dann? Dass unser Erzähler, dessen Namen wir nie erfahren, nicht unbedingt zu der mutigen Sorte gehört, sondern sich in seinem Leben überhaupt recht fremdgesteuert fühlt, hilft nicht unbedingt. Auch nicht, dass seine Freundin Lea ihn nur ungern dahin gehen lässt, wo Felix's Mutter ihn unbedingt wissen will.
Was dem Protagonisten bevorsteht, ist eine Abenteuerreise durch die sehr touristischen und auch die sehr unerfahrenen Gegenden Kambodschas, aber auch auch die eigene Vergangenheit. Dabei schafft es Karig, eine Vielzahl an Thematiken und Sorgen aufzugreifen, die uns schamvollen Western nur zu vertraut sein werden. Unser Wunsch, den Planeten zu bereisen, den wir durch genau diesen Akt zerstören; unser Zweifeln an der Bedeutung, die wir in unserem eigenen Leben, gefangen von Verantwortungen, Erwartungen und Verpflichtungen, tragen.
Karigs Schreibstil liest sich flüssig und macht die meiste Zeit über Spaß. Zwischenzeitlich schleicht sich das Gefühl ein, dass das Schreiben schon beinahe zu viel Spaß gemacht hat, ab und an wirkt die Stimme des Protagonisten gefühlsduselig und nahezu pathetisch, doch letzten Endes trägt alles nur zu einer Lesereise bei, die wahnsinnig atmosphärisch und lebendig ist. Ein Roman, der fesselt, einen fühlen lässt und zum Nachdenken bringt.
Als Felix während einer Asien Reise einfach verschwindet beschließt sein bester Freund sich auf die Suche nach ihm zu machen. Er begibt er sich auf eine Reise voller Erkenntnisse und neuer Erfahrungen. Dabei stellt sich die Frage in wie weit man sich selbst verlieren muss um sich neu zu finden. Ich war ganz gespannt auf das neue Werk von Friedeman Karig, nicht nur das Cover ist extrem auffallend durch eine aufwendige Marketing Kampagne ist das Buch quasi überall präsent. Die Geschichte ist in meinen Augen wirklich toll zusammengewürfelt da man hier mehr als nur eine Art Roman hat. In Rückblicken haben wir einen Coming of Age Story der den Background der Protagonisten wirklich toll beleuchtet. Die beiden Freunde sind total unterschiedlich: Felix eher abenteuerlich und experimentierfreudig, unser namenloser Erzähler eher zurückhaltend und beständig. Und doch verbindet die beiden eine tiefe und innige Freundschaft in der sich jeder auf den anderen verlassen kann. Zum anderen haben wir einen Reisebericht der es in sich hat. Unser Hauptakteur trifft auf seiner abenteuerlichen Reise so viele tolle und teilweise durchgeknallte Charaktere das man sich fragt was wohl an der nächsten Station auf ihn wartet. Wie bei einer Schnitzeljagd verfolgt er Felix Spuren besucht die gleichen Orte Redet mit seinen Reisebekanntschaften und geht sogar eine sexuelle Beziehung mit der gleichen Frau wie Felix ein. Das Setting auf den kleinen Insel in Asien und die Personen die den Erzähler auf seiner Reise begleiten sind alle samt sehr gut ausgearbeitet und es macht Spaß sich im Dschungel zu verlieren. Friedeman Karig kann durch seinen Schreibstil, der sich einfach und flüssig weg liest, ganz tolle Bilder erschaffen. Leider ist mir dieser aber fast schon zu klinisch geraten. Ich konnte nicht wirklich einen Bindung zu den Charakteren aufbauen. Gerade die Beziehung zwischen den beiden Freunden ist zwar toll beschrieben aber eine Verbindung zum Leser wird meiner Meinung nach erst gegen hergestellt. Insgesamt hat mir Karigs Werk wirklich gut gefallen, da ich mich selbst wie auf Reisen gefühlt habe. Mit dem Ende hat er mich echt überrascht da ich damit gar nicht gerechnet habe. In meinen Augen hat das Buch die Aufmerksamkeit die es gerade bekommt verdient und ich kann jedem nur empfehlen sich auf die Reise durch den Dschungel zu begeben.
Schwer zu bewerten. Das Buch ist definitiv gut und macht einen irgendwie melancholisch. Ausbrechen & verschwinden: Dies tut der Protagonist. Er sucht seinen besten Freund aber vor allem sucht er unterbewusst auch sich selbst. An sich ist das Ganze dann doch relativ unlogisch. Was mich auch störte: Der Protagonist ist wirklich ein unglaublicher Kek. Kann ich wirklich nicht anders sagen. Richtiges Windei der Kerl. Somit war mir dann irgendwie auch komplett egal was am Ende denn nun mit ihm passiert. Ich denke jedoch der Autor hat dies so gewollt. Wer das Buch gelesen hat, weiß was ich meine. Das 'Vorankommen' in der erzählten Welt wertet das Buch nochmal richtig auf. Und der knappe, präzise Schreibstil hat mir echt gut gefallen. 3,5 Sterne, lohnt sich zu lesen.
Schnell und einfach zu lesen, an manchen Stellen jedoch überraschend schwer verdaulich gewesen. Man weiß nicht, ob man den Protagonisten ins Herz schließen möchte oder ob man ihn an den Schultern packen und schütteln will, weil er seinem Freund so blind ins Nichts folgt, obwohl besagter Freund zutiefst fragwürdig ist. Das Ende war irgendwie voraussehbar
Ein Abenteuerroman mit philosophischem Tiefgang. Es geht um Freundschaft, Erinnerung, den Weg zu sich selbst. Ein Buch, dass einen in den Dschungel der Selbstfeflexion einlädt - dazu kommt am Ende auch noch ein überraschender Spin. Absolut lesenswert.
Das Hörbuch, überraschend jung vorgelesen von Sprecher Fabian Busch, habe ich schon vor ein paar Wochen ausgehört und war mir nicht sicher, was ich davon halten sollte. In so einem Fall ist es immer interessant, das Ganze sacken zu lassen und zu schauen, was nach einer Weile noch davon im Gedächtnis haften bleibt. Dabei kristallisieren sich die Kernpunkte heraus.
Geblieben sind gegensätzliche Eindrücke:
Kambodscha: ein echter Eindruck?
Im Positiven ist Karigs Roman eine interessante Mischung aus Reiseerzählung, Abenteuer, coming-of-age und Freundschaftsgeschichte. Apart ist der Wechsel zwischen für mich völlig unbekanntem kambodschanischen Terrain der Jetztzeit und den Rückblicken in die Vergangenheit. Kambodscha stellt sich bei Karig da wie ein ewig schwül-warmes Exil, in dem Backpacker ihrer bekifften Aussteiger-Romantik nachträumen. Alles scheint in der feuchten Tropenhitze langsamer zu gehen, stecken zu bleiben, und abwegig erscheint es an diesem seltsamen Ort nicht, dass Menschen plötzlich von ihm verschluckt werden. Vergangenheit trifft auf Gegenwart, und beides scheint nicht zueinander zu passen. Ein bisschen fühlte ich mich an Alex' Garland "The Beach" erinnert, was die Abenteuer-Urlauber auf der Suche nach... was eigentlich? - angeht, die im Hostel ein- und ausgehen.
Drogen, Hitze, Backpacker, runtergekommene Lokalitäten und ein undurchschaubares System: das ist das Bild, das bei mir hängengeblieben ist, und ob das der Realität entspricht kann ich nicht beantworten.
Der interessante Part: die Vergangenheit
Beim Hören kristallisierte sich schnell heraus, dass mich die Rückblicke in die Vergangenheit, nach Deutschland, auf den Beginn und den Verlauf der Freundschaft zwischen Felix und dem Erzähler, wesentlich mehr interessierten als die Suche in Kambodscha, die lange auf der Stelle trat. Hoch interessant waren die Unterschiede zwischen den beiden Jungen: Felix, der mutigere, dominantere in dieser Beziehung, der zunächst beeindruckt, mit seinen grenzüberschreitenden Taten und Entscheidungen aber zunehmend Zweifel weckt. Der Erzähler: Felix bewundernd, sich von ihm mitreißen lassend, der aber - vor allem im Nachhinein - die Dysbalance in dieser Freundschaft erkennt und das nicht Greifbare an Felix. Wer wen wie beeinflusst, und wer tatsächlich der Stärkere der beiden ist - das ist der Weg der Erkenntnis, den der Erzähler bereist.
Der Schluss geht baden
Am Schluss vergeigt es sich Friedemann Karig bei mir. Natürlich wartet man darauf, ob der Erzähler seinen Freund findet, und falls ja, welchen Grund es für Felix' Verschwinden gab. Dahin schraubt Karig gegen Ende die Geschichte richtig hoch. Um dann mit einer - für mich - unnötig dramatischen Enthüllung aufzuwarten und in einen Schluss zu waten, der geradezu mythisch anmutet und die Geschichte für mich aus den realistischen Angeln hebt. Das ist mit Sicherheit Ansichtssache; andere mögen die Erklärung und Konsequenz passend finden. Mir aber kommt es vor, als habe Karig eine eigentlich charismatische Biografie einer Freundschaft am Ende unnötig überhöht, als er merkte, dass er ein dramatisches Finale brauchte. Hat er sich da in eine Ecke geschrieben, aus der er nicht mehr rausgekommen ist? Keine Ahnung. In meinen Augen wäre weniger jedenfalls mehr gewesen und hätte den Roman geerdet.
Fazit:
Ein Roman über Dinge, die sich tropisch und schummrig miteinander vermengen: Kambodscha, eine Jugendfreundschaft, die Suche nach einem Vermissten. Der namenlose Erzähler bleibt etwas blass, Kambodscha gefühlt zu klischeehaft einseitig, und der Schluss verliert sich in einer Überhöhung und unnötig dramatischer Enthüllung. Spannend sind der zwiespältige Blick auf eine teils dysfunktionale Freundschaft und der charismatisch- geheimnisvolle Felix. Spannend ist auch Fabian Busch als Sprecher, der sich wesentlich jünger anhört, als sein Foto das vermuten lässt. Alles in allem ein Roman, der sich am Ende - für mich - in seinem eigenen Dschungel verläuft.
Von Friedmann Karigs "Dschungel" hatte ich recht viel erwartet und wurde dann leider sehr enttäuscht. Dies liegt vielleicht bereits daran, dass die Grundidee seines Buches annähernd mit Doris Knechts neuem Roman "weg" übereinstimmt. Während bei ihr die Tochter nach Kambodscha abhaut, ist es hier der beste Freund des Protagonisten. Felix ist weg, einfach verschwunden, ohne irgendeine Nachricht hinterlassen zu haben. Und natürlich muss er nun seinen Kumpel suchen, er hat zwar Angst loszulassen und sich einfach treiben zu lassen, aber er tut dies für seinen besten Freund und dessen Mutter, die ihn auf die Reise schickt. Und dafür setzt er nun einfach alles aufs Spiel... seinen Job, seine Beziehung mit Lea, sein Leben. Er verrennt sich in kleinsten Hinweisen, durchforstet Kambodscha, das Land der Menschen aus aller Welt, die einfach alles zurücklassen wollten und hier unabhängig und frei aufblühen. Er verfolgt jeden Hinweis, trifft Leute mit denen Felix zutun hatte und eine wilde Schnipseljagd zwischen Kindheitserinnerungen, Hoffnung und Realität beginnt.
"War es das wert? Ein Leben verlieren, um ein neues zu bekommen? Was war es überhaupt wert, wenn ich erst herkommen musste, um es zu sehen? Um unsere ganze Geschichte erzählen zu können?"
Normalerweise hätte ich die Geschichte sicherlich toll gefunden, aber ich hab hier weder sprachlich noch inhaltlich etwas wirklich fesselnd, rasantes entdecken können. Karigs Figuren bleiben für mich auch nach Beendigung des Romans eher schleierhaft, fremd und überhaupt nicht greifbar. Einer ist ein Schisser, der andere ein Draufgänger und beide leben eher in ihrer eigenen Welt. Die Geschichte entwickelt sich auch eher langsam, hat zahlreiche Längen und Karig driftet immer mal wieder ab. Das hat dann leider auch dazu geführt, dass ich recht schnell die Lust verloren habe. Mir fehlte da einfach die Nähe und auch sprachlich irgendeine Besonderheit. Karig schreibt zwar sehr klar, erzeugt einzelne sehr interessante Bilder, aber auch nicht mehr. Ich würde beinahe sagen, dass die Geschichte bis auf die Angst, dass er seinen Freund verliert, recht kühl gehalten ist. Es stehen alle Möglichkeiten offen und trotzdem verrennt sich der Protagonist in seinem eigenen Ding. Auch die Spielerei mit den Erinnerungen fand ich zwar einzeln nett, aber den wirklichen Sinn daran konnte ich leider auch nicht feststellen. Es gibt an den Haaren herbeigezogene Hinweise, die sich dann immer mal wieder mit dem darauf folgenden Kapitel decken, aber dieses Sprunghafte macht es für mich sehr, sehr schwierig. Wahrscheinlich ist dies eher so eine Art 'Draufgänger'-buch und daher mag der aktuelle Hype etwas gerechtfertigt sein, für mich hingegen war es einfach zu platt.
Er muss ihn finden. Seinen besten Freund, der schon immer auf der Jagd nach dem Extremen war - nie wird er vergessen, wie euphorisiert Felix neben ihm vor dem felsigen Abgrund stand, unter ihnen ragten die Klippen hervor wie aufgeklappte Messer. Doch selbst Felix sieht es nicht ähnlich, auf einer Reise in Asien spurlos zu verschwinden. Für den Erzähler steht fest: Nur er kann das rätselhafte Abtauchen aufklären.
Mich persönlich konnte das Buch nicht überzeugen - es beginnt schon damit, dass die Handlungen des Erzählers für mich total unschlüssig und unlogisch sind. Warum hat er bestimmte Entscheidungen getroffen? Warum macht er sich auf die Suche nach seinem Freund und geht dabei enorme Risiken (Liebe, Job) ein? So richtig warm wurde ich mit den Charakteren weniger, mir fehlte irgendwie die Verbindung und Sympathie zu ihnen. Zum Schluss wird zwar alles klar, aber diese Gedanken haben mich bei der Erzählung laufend begleitet, und daher meine Freude an dem Ganzen sehr eingeschränkt. Mich konnte diese Erzählung daher leider nicht überzeugen.