In einem Bus, dem täglich zwischen Wien und Belgrad verkehrenden "Gastarbeiter-Express", rollt der Erzähler durch die ungarische Einöde. Jener Stadt entgegen, in der er aufgewachsen ist. Die Bomben, der Krieg, Miloševic, den er zuerst lieben, dann hassen gelernt hat, und der Vater, für dessen Ideologie und Opportunismus er nur noch Verachtung empfindet, hatten ihn ins Exil getrieben. Entkommen ist er dem Balkan auch dort nicht. In beeindruckenden Bildern erzählt Marko Dinic zwanzig Jahre nach dem Bombardement von Belgrad von einer traumatisierten Generation, die sich weder zu Hause noch in der Fremde verstanden fühlt, die versucht die eigene Vergangenheit zu begreifen und um eine Zukunft ringt.
kitabı sevdim mi sevmedim mi bilmiyorum. sevdiğim tarafı, yugoslavya dağılırken olup bitenleri ilk defa bir sırp yazardan okumaktı. muhtemelen otobiyografik ögeler barındırıyordu zaten. bir savaşı/işgali içeriden, fakat taraf olmayan birinden okumak ve onun gözüyle memleketinde yaşananları görmek güzeldi. okurken de aklım sürekli rusya'nın şu anki işgaline gitti.
ben almanya'ya işçi ya da savaşta mülteci olarak giden yugoları okuma beklentisiyle -dolayısıyla büyük bir heyecanla- başladım kitabın tanıtımından dolayı, ama isimsiz bir karakterin savaştan çok sonraki "varoluşsal" yolculuğunu okudum. babası ve amcaları bosna savaşına katılmış, kendisi de onlardan ve onların çoğunluğu oluşturduğu sırbistan'dan tiksindiği için bağlarını koparıp viyana'ya taşınma kararı almış, babaannesi ölünce bir emaneti teslim etmek için yıllar sonra dönüyor. güzel başladı ama karakterin babasıyla ve memleketiyle yaşadığı sorunlar, o sorunlara dair duyguları bana geçmedi. bir de zaman atlamalarına dikkatimi veremedim, çeviriyse bazen çok iyiydi bazen akmadı. yine de başı ve sonu hatırına okunmaya değerdi diye düşünüyorum.
"Es ist ein schwieriges Unterfangen: Schließlich muss ich die Balkanesen als blutrünstiges Pack entlarven und die Westler als vorurteilsbelandene Affen, die denken, Balkanesen wären ein blutrünstiges Pack." S. 82
Eine Reise in die Vergangenheit tritt der namenlose Ich-Erzähler an, als er zur Beerdigung seiner Großmutter nach Belgrad fährt. Zehn Jahre ist er nicht mehr in Serbien gewesen, doch jetzt besteigt er von Wien den günstigen Bus, den „Gastarbeiter-Express“, und begibt sich zurück, mit diffusen Gefühlen zwischen Hass und Nostalgie. „Damals, während der ersten jugoslawischen Diasporawelle, waren viele Arbeiter gegangen, als es dem Land relativ gut ging. Nun, da vieles den Bach runtergeht und junge Leute ins Ausland regelrecht fliehen, konnten sie es uns vorhalten, unser ungebührendes Verhalten gegenüber einem Land, das sie so sehr liebten, das es in dieser Form aber auch nicht mehr gab.“ S. 12 Er erinnert sich an die Jugoslawienkriege, den Nationalismus der Väter, denen die Hand immer locker saß, an das Erstarren in der Hitze der Sommers und dadurch, dass nichts sich änderte. Es ist wohl eine Sorte Lebenslauf, der dem Debüt-Autoren Marko Dinić bekannt vorkommen dürfte, selbst 1988 geboren in Wien und in Belgrad aufgewachsen. „Vater, seine Brüder und Cousins, seine Arbeitskollegen und sein Präsident, alle wollten sie diesen Krieg, dieses Monstrum mit den Gesichtern der Arkans und Mladićs und Tudjmans und Karadžićs und Gotovinas und Miloševićs. Sie hatten es geschafft, ihre eigenen Fressen in die Geschichtsbücher einzutragen und die Zahl der Opfer so weit in die Höhe zu treiben, dass die einzelnen Namen im Begriff waren, in den Tiefen der Bedeutungslosigkeit zu versinken. Was wir aber, die Kinder und Erben der Verbrecher, auf unseren Weg mitbekamen, war das unmaskierte Leid: ein sich auf dem heißen Asphalt dahinschleppendes Stück Aas in Richtung Unbekannt, gezimmert aus Krieg, Hunger und Einsamkeit.“ S. 60
Der junge Mann im Roman ist voller Hass auf den Vater, kann dieses bildhaft erklären: „Dieser gehörte, wie mein Vater, aber auch der Vater meines Sitznachbarn, zu jenen, die den Krieg mit nach Hause gebracht und das persönliche Trauma zu einem kollektiven gemacht hatten.“ S. 25 Neben starken Bildern steht aber immer eine ungezügelte Wut, die den Vater, die Nationalisten, alle überzieht mit Verachtung, mit derber Sprache. Sonst ist das nicht mein Fall, hier fand ich es passend – seine Leser wird der Autor dennoch eher nicht in der Vätergeneration finden. Im Bus der Familie entgegenrollend, dämmert der junge Mann zwischen Erinnerungen, den Ausdünstungen und Entladungen der Mitreisenden und einer Diskussion mit seinem Sitznachbarn, der fast wie ein Zwitter der Alter Egos von Ich-Erzähler und Autor wirkt; gleichzeitig Projektionsfläche, Mahner, Gewissen und Agent Provokateur: „Vielleicht waren die Österreicher mal effizient. Vor über siebzig Jahren, wenn Sie verstehen, was ich meine. Jetzt aber — und das muss mal gesagt werden — sind die Balkanesen viel effizienter. In Srebrenica beispielsweise haben nur achtzehn Soldaten innerhalb weniger Stunden über tausendfünfhundert Mann erschossen.“ S. 19
War ich durchaus angetan von der Reisebeschreibung, so scheint die Zeit in Belgrad durch die Sommerhitze eingedampft zu werden und wirkt fast wie im Fiebertraum. Gelegentlich gleitet mir die sonst wirklich gute bildhafte Sprache ins Klischee, ins Pathos ab: „Auch mein Geist ist scharf. Wie eine Papierkante durchschneidet er den leeren Raum zwischen meinen Eltern.“ S. 88, er kann aber besser: „Ein kalter Schauer lief mir den Rücken hinunter, zählte jeden Wirbel einzeln.“ S. 95. An mehreren Stellen zieht Dinićs Protagonist Vergleiche von seinem Mann auf der Flucht zu den Flüchtlingen der Neuzeit: „Wir selber waren nur Geduldete, die ihre inneren Kalender nach der nächsten Visumsverlängerung ausrichteten.“ Ja, ich sehe den Vergleich – das wäre aber meiner Meinung nach ein ganz eigenes Buch gewesen, hinausgehend über Generationenkonflikt, Erinnerungen, Veränderung, Opportunismus.
Kein „Wohlfüchbuch“, aber ein sprachlich sehr eindringlicher innerer Monolog zum Zustand eines Landes im Exil und daheim aus Sicht der jungen Generation. 4 Sterne.
#lesejahr2019 #österreichischerbuchpreis #debutpreis #alphaliteraturpreis Sie scheinen derzeit in zu sein, die Romane von Schriftsteller*innen, die selbst, oder deren Eltern Ex-Jugoslawien verlassen haben, und die sich nun mit ihrer Herkunftsgeschichte auseinandersetzen. Einer der das sicher hervorragend löst, einen liebevoll kritischen und auch angenehm melancholischen Blick auf seine Heimat #Serbien wirft ist #markodinic . Seine Beschreibung der Reise nach #Belgrad lässt Wehmut aufkommen, Wehmut über den Verlust der Weltoffenheit in seiner Ex-Heimat, bringt aufgrund der angenehm nicht auf Tränendrüsen drückenden kurzen Beschreibung der aktuellen Flüchtlingsproblematik in Serbien dieses Thema emotional nahe, weist eine tolle distanzierte Kritik des serbischen #Nationalismus auf und macht Lust, Belgrad mal selbst zu besuchen. Für mich ist das der Favorit für den Debutpreis. 7.4.2024: Relektüre. Jetzt hat er mich nicht so sehr begeistert wie damals 2019 bei der Erstlektüre. Habe ihn auch sternmäßig zurückgestuft. Kam mir jetzt zu vulgär rüber, obwohl natürlich die oben beschriebenen Inhalte weiter gelten und Belgrad werde ich demnächst hoffentlich endlich besuchen, noch dazu wo auch die Markovic mit ihrem Ausgehen mir Lust darauf machte.
Im Debütroman von Marko Dinić beschreibt der Protagonist auf verschiedenen Erzählebenen die Busreise im "Gastarbeiterexpress" von Wien nach Belgrad zur Beerdigung seiner Großmutter sowie in Rückblenden Ausschnitte seiner Jugend im bombardierten Belgrad. Am Ende werden die beiden Ebenen mit der Ankunft im Belgrad der Gegenwart und der Teilnahme an der Beerdigung zusammengeführt.
Der Erzähler kehrt, nachdem er zehn Jahre zuvor Serbien für ein neues Leben in Wien verlassen hat, zurück an den Ort seines Aufwachsens. Begleitet wird er dabei von seinem dubiosen Sitznachbarn, dem "Elektriker", dessen Rolle nicht ganz klar wird. Hauptsächlich diente er wohl als Projektionsfläche, durch die der Erzähler seiner Verachtung für die serbische Gesellschaft freien Lauf lassen konnte. In Rückblicken auf die Schulzeit in Belgrad werden seine Freunde sowie der Geschichtslehrer vorgestellt, für den der jugendliche Erzähler zwischen Bewunderung und Verachtung hin- und hergerissen ist. Den allseits beliebten Lehrer hätte er gern als Vorbild, wäre dieser nicht genauso ein fanatisch nationalistisches Arschloch, wie alle anderen erwachsenen Männer des Landes eben auch.
Das Buch liest sich wie eine brutale Anklageschrift gegen Serbien, den eigenen Vater und eigentlich alle Landsmänner seiner Generation, gleichzeitig auch eine Lobeshymne auf die Großmutter, die dem Erzähler die Flucht nach Wien überhaupt erst ermöglichte. Nichts als Verachtung und Beleidigungen hat der Erzähler für den Vater und die serbische Gesellschaft übrig, ist dann aber irritiert und fast schon enttäuscht, als er bei seiner Rückkehr feststellt, dass sich gewisserweise auch Belgrad und seine Bewohnenden verändert haben. Seine Erwartung, alles so vorzufinden, wie er es verlassen hat, bewahrheitet sich nicht, was ihn in seinem Stolz verletzt. An vielen Stellen wird deutlich, für wie viel besser er sich hält und dass er sich mit seiner Rückkehr dessen noch mal vergewissern will. Turns out ... so einfach ist das gar nicht. Dinić (zumindest den Nachnamen teilen Autor und Erzähler) findet eben nicht das vor, worauf er so verächtlich herabblicken kann, und wird mit einer Gleichgültigkeit gegenüber seiner Person konfrontiert, die ihm endgültig die eigene Heimatlosigkeit beweist. Das letzte Aufeinandertreffen mit dem Vater deutet dann beinahe etwas Versöhnliches an, verläuft aber im Nichts, und was bleibt, ist allumfassende Leere.
Der Roman bleibt in mancher Hinsicht nur an der Oberfläche, wird dadurch aber sehr kompakt und lässt keine Langeweile aufkommen. Manche Aspekte haben sich mir nicht ganz erschlossen, so zum Beispiel der Elektriker. Die vielen Leerstellen laden aber zum Schweifenlassen der eigenen Gedanken ein, was mir gefallen hat. Für mich ist Serbien eine der großen Tragödien des 21. Jahrhunderts. Einige Faktoren dieser Tragödie beleuchtet Marko Dinić in seinem Debütroman, u. a. die kaum hinterfragte Verehrung der Massenmörder der 1990er-Jahre und der fanatische Glaube, das serbische Volk sei zu höherem berufen. Blickt man heute auf Belgrad, sieht man junge Menschen, die die größte gegenwärtige Demokratiebewegung Europas in die Wege geleitet haben, dafür aber von Sicherheitsapparat und parteifinanzierten Schlägertrupps von der Straße gefegt werden. Ein hoffnungsvoller Blick in die Zukunft fällt da schwer. Auch deshalb hat mich das Buch in seinem wenig optimistischen Grundton sehr berührt.
Wien-Belgrad. Die Gastarbeiterstrecke, die täglich mehrfach von auseinanderfallenden Bussen bedient wird. Hier verkehrt auch der Erzähler, der nach zehn Jahren Abwesenheit zurück in seine Heimatstadt muss, da seine Großmutter gestorben ist und mit ihr der Ehering begraben werden soll, den er vor vielen Jahren von ihr erhalten hatte. Die unwirkliche Szenerie im Bus, zwischen grölenden Arbeitern und Grenzkontrollen lenkt nur bedingt von dem ab, was plötzlich an Erinnerungen in ihm hochkommt. Die Schulzeit. Der Krieg. Aber auch die Verachtung der Eltern, ihr kleinbürgerliches Leben und die Verehrung der Verbrecher. Er will nicht zurück und wird doch angezogen von dieser Stadt, die der Legende nach 43 Mal niedergebrannt wurde. Was wird ihn dort erwarten? Und was wird die Stadt mit ihm machen?
Marko Dinić‘ Roman über die Zerrissenheit der traumatisierten jugoslawischen Kinder der 90er ist nominiert auf der Shortlist Debüt 2019 des Österreichischen Buchpreises. Thematisch streift er eine ähnliche Problematik wie Ivna Žic, die mit „Die Nachkommende“ auf der Longlist des Preises steht und ebenfalls über die schwierige Rückkehr in das Heimatland schreibt, das früher mal Jugoslawien hieß, oder auch Saša Stanišić, der in „Herkunft“ nach seinen Wurzeln sucht und dafür auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2019 steht. Eine Generation, die den Krieg erlebte, vor ihm flüchtete und jetzt in der Diaspora lebt – zwar in Sicherheit und Frieden, aber immer auch mit den Folgen der Erlebnisse und den Auswirkungen auf ihre Familien und vor allem die Elterngeneration.
Die zufällig zusammengewürfelte Zweckgemeinschaft des Buses folgt ihren ganz eigenen Regeln, die man kennt und akzeptiert. Sie alle müssen sich der günstigsten Art zu reisen unterwerfen und die Mitfahrer hingeben, egal wie sehr sie grölen und nach Alkohol stinken. Das lebende Klischee, in denen man jedoch auch die Menschen seiner eigenen Familie wiedererkennt. So dauert es nicht lange, bis die Gedanken des Erzählers beginnen zu wandern, zu seiner Kindheit, zu seinen Eltern, zu seiner Heimatstadt und der Schulzeit. Der Krieg hat nicht nur die Stadt in Schutt und Asche gelegt, sondern Gräben geschaffen zwischen den Generationen und zwischen jenen, die geflüchtet sind und jenen, die dablieben. Die größte Angst ist jedoch, dass plötzlich Wehmut aufkommt und die so klare Entscheidung, das Land zu verlassen, von den Emotionen in Frage gestellt wird. Während der Flüchtlingsstrom über die Balkanroute gen Norden drängt, fährt der Erzähler die entgegengesetzte Richtung. Aber egal wie rum er fährt, er kommt nicht an, denn für ihn gibt es keinen Ort mehr, der Heimat sein kann.
Der Autor erschafft eine lebendige Szenerie, sowohl die Geschehnisse im Bus wie auch seine Wanderschaft durch Belgrad kann man förmlich riechen und fühlen. Ebenso eindrücklich werden die widersprüchlichen Gefühle deutlich, kritisch gegenüber Nationalismus und Kriegsverbrecherverehrung und zugleich beschämt ob der Flucht. Obwohl in der alten Heimat nie eine Zukunft lag und die Daheimgebliebenen dies – sofern sie überhaupt noch leben – eindrucksvoll unterstreichen, erscheint plötzlich doch ein großes Fragezeichen über dem eigenen Lebensweg. Eine persönliche Auseinandersetzung mit der Geschichte des Heimatlandes, die diejenige einer ganzen Generation ist, die jetzt die passenden Worte für das Erlebte findet.
Ein interessanter Zustand. „Die guten Tage“ ist der erste Roman von dem serbischen Schriftsteller Marko Dinec.
Sein Protagonist fährt nach vielen Jahren von Wien nach Belgrad, weil seine Großmutter gestorben ist. Der Bus wird der Gastarbeiter Express genannt und fährt täglich die Strecke. Der junge Mann, ein Serbe, ist der Erzähler der Geschichte. Seine Großmutter hat 4 Söhne und alle sind in dem grausamen Krieg der Balkanländer beteiligt und überzeugt im Recht zu sein. Der Erzähler ist aus diesem Umfeld geflohen. Er beschimpft seinen Vater und seine Onkel mit direkter Sprache. Er wird als Feigling angesehen. Es ist schon eine eigenartige Familie. Der Autor bringt uns die Zustände und Vergangenheit in Serbien nahe. Der Schreibstil ist modern und klar. Ein gutes Debüt.
Kitabı okurken insan duygudan duyguya giriyor. Bir am gülerken, saçma bir durumla eğlenirken, ardından bir cümle çok üzebiliyor. Çeviriyi şahane buldum. Çeviri sayesinde Balkan kültürünü iyi tanıyormuşum gibi hissettim, halbuki bu kapsamda okuduğum ilk kitaptı. Mutlaka benzerlerini arayacağım.