Kleider, Kunst und Klimt: Das faszinierende Leben der Modeschöpferin Emilie Flöge
Emilie Flöge lernte als junges Mädchen Gustav Klimt kennen und führte mit ihm ein Leben lang eine Beziehung jenseits aller Konventionen. Vor allem aber war sie - fünfzehn Jahre vor Coco Chanel - eine herausragende Modeschöpferin. Im Wien um 1900, wo Malerei, Architektur und Kunsthandwerk eine Blütezeit erlebten, schuf Emilie Flöge einen bahnbrechenden Mode-Stil, der die Frauen von Korsett und Mieder befreite.
Die Biographie einer ungewöhnlichen Frau, die selbständig und erfolgreich ihren ganz eigenen Weg ging.
Ich habe dieses Buch mit großem Interesse und steigender Begeisterung gelesen, Begeisterung für die Art der Lebensbeschreibung sowie für die Person Emilie Flöges selbst. Aufmerksam auf sie geworden bin ich beim Besuch eine Klimt-Ausstellung im Leopold Museum im Herbst dieses Jahres. Dort wurden neben Klimts Gemälden und Zeichnungen auch Objekte und Fotographien aus dem Modesalon Flöge gezeigt, was mich anfangs wunderte. Erst die Erläuterungen verdeutlichten, welch großen Einfluss Emilie Flöge anfangs als Geliebte und später als lebenslängliche enge Freundin auf Gustav Klimt hatte. Die beiden verband „die Innigkeit eines Paares, das die körperliche Intimität hinter sich gelassen hatte.“
Zweimal malte Klimt Emilie Flöge, einmal als 17jährige im klassischen Stil, später als erwachsene Frau in einem der für Klimt typischen Phantasiekleider, die mit dem Hintergrund verschwimmen. Diese Bilder sind in dem Buch als farbige Reproduktionen beigegeben zusammen mit einem Bild einer Sonnenblume, die von Kunstexperten als symbolische Darstellung Emiliens interpretiert wird.
Der zwischen wissenschaftlicher und literarischer Biographie schwankende Text – die Autorin stellt detailliertes und umfangreiches Wissen zur Schau, vergönnt uns aber kein Quellenverzeichnis – ließ mich anfangs im Unklaren, was ich vor mir habe. Bald aber versetzte mich der Faktenreichtum und die lebhafte Schilderung einzelner Szenen in das Wien der Jahrhundertwende und ließ mich als unsichtbarer Beobachter am Leben des Flöges und Klimts teilhaben. Auf diese Weise habe ich nicht nur ein tieferes Verständnis des Künstlers Klimt und seiner Werke erlangt, sondern auch die Achtung vor dem Lebenswerk von Emilie Flöge und ihren Schwestern, sowie anderer Damen (wie Berta Zuckerkandl-Szeps) der Wiener Gesellschaft, die den Frauen ihrer Zeit in der Kleidung und darüber hinaus größere Freiheit eroberten.
Ich habe das Buch mit großem Gewinn gelesen und wünsche ihm viele weitere Leser, so dass die eindrucksvollen männlichen und weiblichen Gestalten dieser Zeit dem Vergessen entrissen werden.
Dieses Buch hat mich gepackt, ich konnte es kaum weglegen. Die Geschichte der Emilie Flöge und ihre Beziehung zu Gustav Klimt wird hier in kurzen biografischen Anekdoten erzählt. Es geht um Liebe und Kunst aber mich hat vor allem die so persönlich geschilderte Geschichte Emilies berührt, die als moderne Frau im konservativen Wien lebt und ihre Bestimmung als emanzipierte Modeschöpferin lebt.