"Hundstage" - die heißesten Tage des Sommers. Diese Zeit will der Schriftsteller Alexander Sowtschick auf seinem schönen Anwesen in Norddeutschland verbringen. Allein, ohne seine Ehefrau und ganz auf sein neues Werk konzentriert. Aber die geplante Idylle wird gründlich gestört: Es kommt zu einer Reihe unvorhergesehener Ereignisse - bis hin zu einem Mord. Und Alexander Sowtschick nähert sich immer mehr den Abgründen der eigenen Seelenlandschaft.
Walter Kempowski was a German writer. He was known for his series of novels called German Chronicle ("Deutsche Chronik") and the monumental Echolot ("Sonar"), a collage of autobiographical reports, letters and other documents by contemporary witnesses of the Second World War.
Es gibt Männer, die ohne ihre Frauen an ihrer Seite völlig die Orientierung verlieren. Alexander Sowtschick ist so ein spezieller Fall. Nach schlechten Erfahrungen mit gemeinsamen Urlauben, beschließt der bekannte Schriftsteller Sowtschick den Sommer diesmal getrennt von seiner geliebten Frau Marianne zu verbringen. Die Ehefrau verabschiedet sich in Frankreichs sonnigen Süden, während Sowtschick allein im großen Haus zurückbleibt. Was angesichts neu gewonnener Freiheit vielversprechend beginnt, entwickelt sich in Folge zu einem kapriziösen Kuddelmuddel. Ein Inder, ein Haufen junger Mädchen und dazu ein Verbrechen schütteln Sowtschicks wohl geordnetes Leben gehörig durcheinander. Obwohl die Handlung aus nicht viel mehr als einer wilden Aneinanderreihung von skurrilen Vorfällen besteht, fand ich mich doch gut unterhalten. Walter Kempowski hat viel von sich selbst in die Figur von Sowtschick einfließen lassen. Das fällt besonders auf, wenn man seine Tagebuchaufzeichnungen (Sirius, Alkor) kennt. Zum Beispiel haderte Kempowski oft mit der fehlenden Anerkennung seiner Person durch den Literaturbetrieb. Hundstage vermittelt an einigen Stellen den Eindruck, als wollte sich Kempowski mal so richtig die Seele frei schreiben. Eine Art humorvolle Aufarbeitung der erlittenen Kränkungen. Wie dem auch immer sei, mir hat das Buch jedenfalls gut über die elenden Hitzetage geholfen.
Hundstage war mein insgesamt elftes Buch von Walter Kempowski in diesem Jahr und überhaupt. Mehr oder weniger blind habe ich diesen Roman als Kindle-Ausgabe erklickt. Ich hatte das Gefühlt, dass es nach der fabelhaften Deutschen Chronik eigentlich nicht mehr besser werden kann, und dieses Gefühl hat sich als ziemlich korrekt herausgestellt. Ich kann mit den Hundstagen leider nicht besonders viel anfangen.
Die Hauptperson ist ein alternder Schriftsteller, Alexander Sowtschick (60), der in einem eigenen Haus, welches man ob seiner Größe und der des umgebenden Grundstücks sowie der Einrichtung eigentlich als Anwesen bezeichnen müsste, in einem Dorf in der norddeutschen Heide lebt und arbeitet, also seine Bücher verfasst. Sowtschick hat sich mit seiner Frau geeinigt, Urlaube in Zukunft nicht mehr gemeinsam zu verbringen. In diesem Jahr macht die Frau Ferien in Frankreich und der Autor freut sich darauf, während der „Hundstage“, der heißesten Tage des Sommers, an seinen neuen Buch arbeiten zu können, in dem es um einen Schriftsteller geht, der im Winter an einem Roman arbeitet, der im Sommer spielt und von einer Frau handelt, die ein Gedicht mit dem Titel Frost schreibt.
Schon bald wünscht sich Sowtschick Gesellschaft, die ihm auch bei der Haushaltung hilft, denn seine drei Hunde und zwei Schafe reichen ihm nicht. Zunächst wird ein junger Inder engagiert, genauer gesagt ein „dunkelhäutiger Mann mit Turban“. Diese Hausgemeinschaft funktioniert jedoch nicht gut und der Inder wird kurzerhand ausgetauscht mit einer jungen Medizinstudentin nebst deren Schwester. Später kommen noch zwei Nichten von Sowtschick hinzu, die ihren alten Onkel besuchen wollen. Sowtschicks „Harem“ wird komplettiert durch zwei Mädchen aus der Nachbarschaft, die sich zusammen ein Pferd teilen. Die Beschreibung der Beziehung des älteren Herren mit den jüngeren Damen nimmt einen Hauptteil des Buches ein. Hinzu kommt, dass in dem Dorf ein Mord passiert, und Sowtschick dabei als möglicher Täter in das Visier der Polizei gerät.
Dieses Buch hat nur 448 Seiten, aber sie fühlen sich wie mindestens doppelt so viel an. Die ersten dreißig oder vierzig Prozent waren recht ermüdend zu lesen (2 Sterne). So gesehen passt dieser Teil auf die heißen Hundstage, die ja auch manchmal nicht rumgehen wollen bis endlich die Sonne untergeht und womöglich sogar etwas Abkühlung einsetzt. Ab etwa sechzig Prozent wird das Buch deutlich besser (4 Sterne), und am Ende macht sogar der Anfang einen gewissen Sinn.
Trotzdem gefällt mir die Hauptperson nicht. Er ist mir einfach unsympathisch. Es wird gesagt, Walter Kempowski habe viel von sich selbst in die Figur hineingeschrieben. Ob das stimmt, kann ich nicht sagen. Einige im Buch genannten Fakten bezüglich der Person und seiner Umgebung passen ganz gut auf Kempowski, aber ob er einen ähnlichen Charakter wie Sowtschick hatte…? Ich hoffe nicht. Einige Szenen sind offenbar bewusst verzerrt geschrieben, also stark übersteigert und übertrieben. Diese kann man mögen, muss man aber nicht. Außerdem wirkt dadurch der Gesamtroman recht unrund auf mich. Es gibt noch einen weiteres Buch – Letzte Grüße – mit Alexander Sowtschick als Hauptfigur aber ob ich das lesen werde sei mal dahingestellt.
Empfehlen kann ich dieses Buch nur sehr bedingt. Wenn man schon etwas von Kempowski lesen möchte, dann rate ich zur Deutschen Chronik.
Wie an warmen Tagen, oder eben diese Hundstagen, schleppt sich der Roman von Walter Kempowski dahin. Etwa die Hälfte des Buches habe ich benötigt, um in einen Lesefluss zu gelangen, um die Geschichte amüsant zu finden. Doch leider bleibt auch so am Ende eine gewisse Leere zurück, die Geschichte verpufft in dem Nichts, aus dem sie gekommen ist. Schade eigentlich, denn Kempowski weiß seine Sätze wunderbar auszuformulieren und versetzt den Geschehnissen immer wieder eine gehörige Portion Sarkasmus.
Eine gewisse Grundkomik liegt dem Alltag und den Tätigkeiten des Schrifstellers Alexander Sowtschick, welcher bei "Hundstage" die Hauptrolle innehält, zugrunde, gewisse Details lösten aber zugleich unangenehme Gefühle aus. Möchte sich der Herr nun an den jungen Mädchen vergreifen? Trägt er wirklich die nationalsozialistische Vergangenheit mit Stolz in seinem Lebenslauf herum? Facetten, die nicht nur diese Figur lebensnah gestalten und besonders in den Dialogszenen für Vergnügen sorgt. Trotzdem bleibt am Ende nicht mehr übrig, als ein lauwarmer Wind.
Hundstage – irgendwann gibt es in jedem Sommer diesen Tag, von dem man weiß, dies ist der Sommertag an sich, an den werde ich noch lange denken. […] Hundstage, das sind Tage, an denen das Leben stillzustehen scheint, in Schwerelosigkeit, wie die Schaukel, wenn sie ganz oben ist.