Osman spielt. Er soll es regnen lassen, doch seine Musik lässt sich nicht erweichen. Und daran ist sein Vater nicht allein schuld. Sehr vieles gerät erst in Bewegung, als er hört, was nicht für seine Ohren bestimmt war.
Ein schalldichter Raum. Draußen die Großstadt. Osman Engels übt Cello. Er spielt an gegen unsichtbare Hindernisse, die irgendwo in seiner Vergangenheit liegen und denen er auf dem Fußballfeld besser ausweichen kann. In seiner Welt ersetzt Musik schon lange die Worte. Er kann selbst nicht gut zuhören, nichts festhalten, ohne Kontaktlinsen auch schlecht sehen.
Als er ein zufällig gefundenes Aufnahmegerät abhört, wird er zum Ohrenzeugen einer Beziehung, die auf ganz andere Art laut ist. Seine Mitbewohnerin Luise lernt derweil im Nebenzimmer für ihre Prüfung, manchmal rauchen sie gemeinsam am offenen Fenster, kochen Knoblauchnudeln, bringen Altglas zum Container. Sie verstehen sich, ohne sich richtig anzufassen, denn auch mit der Liebe fangen sie gerade erst an.
Als sein türkischer Vater, ebenfalls Musiker, sich das Handgelenk bricht und Tante Elide, seine Ziehmutter, nach fast zwanzig Jahren in Deutschland plötzlich nach Paris gehen will, ist Osman gezwungen, ein paar Dinge aufzuräumen, ein paar Fragen zu stellen.
Der Roman erzählt von einem jungen Mann, dem Augen und Ohren geöffnet werden, und von einer Frau, die in der Stille lebt. Es geht um Vater-, Mutter- und Gebärdensprache und um die berührende Kraft von Musik. Ungewöhnliche Themen, eindringliche Bilder. Ein großes Talent.
Mit "Ich kann dich hören" zeigt uns Katharina Mevissen auf, wie wichtig Klänge und Geräusche in der zwischenmenschlichen Kommunikation sind – anhand mehrerer Ebenen. Auffällig sind natürlich die offensichtlichen Beweise, so ist die Hauptperson Osman ein angehender Profimusiker und stammt aus einer Familie, in der zwar Funkstille zwischen den meisten Verwandten herrscht, aber Sinfonien weiterhin als Erbe weitergegeben werden.
Dazu findet man in amüsanten Episoden einen Einblick in das WG-Leben von Osman, was meist anhand von Küchen- oder Wohnzimmergesprächen ausgebreitet wird. So klar, so simpel. Doch spannend wird der Roman von Mevissen dann, wenn sie die Thematik mit neuen Mitteln angeht. Ein gefundenes Diktiergerät wird zum Auslöser von Gefühlswirrungen und Sinneskrisen, zugleich aber auch Lösungsgegenstand. Dem Gegenüber steht eine junge, taube Frau, das schwierige Zeitalter des Erwachsenwerdens und die Liebe.
Sicherlich bleibt das Buch oft eher oberflächlich, dank den tollen Charakteren und netten Situationen ist "Ich kann dich hören" ein angenehmes Lesevergnügen. Mit real wirkenden Wendungen und einem schönen Ende.
im prinzip gehts um einen musikstudierenden, osman, der sich mit seinem emotional abwesenden vater, seiner tante, die sich für andere aufgibt und allgemein mit seiner vergangenheit auseinandersetzen muss. helfen soll ihm dabei über umwege ein diktiergerät, das er in der bahnhofshalle findet. darauf sind tonspuren eines geschwisterpaars von dem eine person taub ist; das diktiergerät gibt tonspuren ihres gemeinsamen urlaubs wieder.
keine der geschichten in diesem buch und kein charakter wird in der tiefe dargestellt. was passiert mit osman und seiner musik eigentlich? kann er sich vom druck seines vaters lösen? was ist mit seiner tante? kann sie ihre träume verwirklich? wozu die geschichte mit luise anfangen, wenn man sie eh nicht weiterspinnt? erzählungsstränge laufen hier komplett ins leere und alles, was bleibt ist die musik. kann man sprachlich schön finden, inhaltlich war es für mich das langweiligste buch, das ich je gelesen habe.
3.75 Sterne, ungefähr. Kann mich nicht ganz entscheiden. Der Anfang war super, die Hauptstory rund um Tante Elide und seinen Vater Suat fand ich sehr interessant. Der zwischenzeitliche Mix zwischen deutscher und türkischer Sprache war toll umgesetzt. Leider hat mir die Nebengeschichte mit der Mitbewohnerin/Flirt/Mehr Luise meistens nicht zugesagt und die Szenen darüber habe ich mitunter als die schwächsten wahrgenommen. Das Ende war rund und hat mir gefallen.
ich mochte die sprache so so so gerne; geräusche, musik und ton stehen im vordergrund und nehmen mehr platz ein als alles visuelle. osman ist erstmal ein schwieriger charakter, aber, obwohl das buch wenige seiten hat, fühle ich mich, als hätte ich ihn kennengelernt. genauso mit elide und ella! die geschichte ist konzentriert auf ein paar wenige punkte und trotzdem hat mir hier nichts gefehlt. eine geschichte, die etwas zu sagen hat, ohne zu viel zu sagen.
Osman spielt Cello. Er soll es regnen lassen, doch seine Musik lässt sich nicht erweichen. Und daran ist er nicht allein schuld. Sehr vieles gerät in Bewegung, als er hört, was nicht für seine Ohren bestimmt war.
In dem Roman „Ich kann dich hören“ begleiten wir Osman, einen Musikstudenten, der auf den ersten Blick ein sorgenfreies Leben lebt. Dieses ist geprägt von seinem Studium und den damit verbundenen Übungseinheiten und verschiedenen Konzerten. Als Ausgleich dazu spielt Osman Fußball oder kocht Nudeln mit seiner WG-Mitbewohnerin. Nichts deutet auf seine Probleme und Sorgen hin, die ihn aber schon bald einholen. Denn eines Tages ruft seine Tante Elide an und möchte, dass er zu Besuch kommt. Sie brauch seine Hilfe mit dem Vater, der sich die Hand gebrochen hat. Mit diesem Besuch holt ihn die Vergangenheit ein, die er bisher vermeintlich so erfolgreich zu verdrängen versucht hat. Eine Kindheit mit einem Vater, der fast nie für ihn da war, weil er sich in die Musik geflüchtet hat und einer Tante, die ihm Mutter und Vater zugleich sein musste. Doch Osman kann und will Elide nicht helfen. Er flieht so schnell es möglich zurück nach Hamburg. Doch auch zuhause lässt ihn seine Geschichte nicht los und sie nimmt zunehmend Einfluss auf sein Leben und seine Musik. Gleich zu Beginn beschreibt er Musik als etwas, das er zum Atmen braucht und welche er zum Atmen bringen will. Jetzt fällt es ihm schwer, überhaupt etwas mit seinem Spiel auszudrücken, was auch seinem Lehrer nicht verborgen bleibt. „Sie sind nicht bereit, es nieseln zu lassen, ich merke das schon.“
Kurz darauf findet Osman ein verlorenes Diktiergerät und steckt es ein. Anfangs nur aus Interesse, hört er sich die Aufnahmen darauf an und ist fasziniert. Er hört Ella und ihre Versuche, sich mit ihrer Schwester zu verstehen, die taubstumm ist. Die Aufnahmen bringen ihn zum Nachdenken und zu guter Letzt auch zum Umdenken.
Kommunikation ist ein großes Thema in dieser Geschichte. Sei es der kaum vorhandene Austausch mit seiner Familie, seine vorrübergehende Unfähigkeit, sich durch die Musik auszudrücken oder die manchmal etwas schwierige Verbindung zweier Schwestern. Es gibt viele Wege, miteinander zu Sprechen oder in Kontakt zu treten und genau das ist die Essenz dieses wunderbaren Romans. Auch der Sprachstil selber greift immer wieder das Thema auf. Die Wahl der Sprache, im wahrsten Sinne des Wortes, passt sich im Laufe der Geschichte immer mehr an die Situation des Charakters an und unterstützt somit zusätzlich die Handlung. Selbst die Aufnahmen auf dem Diktiergerät entsprechen, so vermute ich, einer Unterhaltung in Gebärdensprache. Ein schönes Detail. Auch wenn ich zwischendurch etwas hin und hergerissen war, überzeugten mich solche Kleinigkeiten und die unterschiedlichen Perspektiven, die die Handlung wie ein Puzzle zusammensetzen, schnell von diesem Buch. Gerne hätte ich noch mehr über Ella erfahren und ihre Reaktion auf Osman gelesen. Es offen zu lassen, hat aber auch seinen Reiz.
Zum Schluss möchte ich auch das Cover nicht unerwähnt lassen, denn es greift das Thema wunderbar auf. Es ist sehr neutral in Grau und Weiß gehalten und zeigt im Hintergrund den Ausschnitt einer Handinnenfläche. Für mich steht sie stellvertretend für die verschiedenen, bereits erwähnten Möglichkeiten der Kommunikation, wie z.B. der Gebärdensprache. Aber auch ein Musikinstrument wird mit den Händen gespielt und die so erzeugte Melodie erzählt jedem Menschen etwas anderes.
Ich freue mich über den gelungenen Einstieg der Autorin und freue mich über mehr Geschichten wie Diese.
COVER: Ein kompaktes kleines Buch. Das Cover zeigt die vergrößerte Innenfläche einer Hand und ist sehr schlicht gehalten.
INHALT: Wir lernen Omar Engels kennen, ein Cello Student in Hamburg. Er spricht seit Jahren nicht mit seinem Vater, sein großer Bruder ist im Ausland und seine Tante lebt in Essen und versucht ihn mit seinem Vater zu versöhnen - doch Omar denkt nicht einmal daran. Er wohnt mit Luise zusammen in einer WG und irgendwie kommen die zwei sich näher, können aber nicht so wirklich miteinander.
Als sein Vater sich das Handgelenk bricht, möchte Tante Elide, dass Omar sofort nach Hause fährt und sich um seinen Vater kümmert - doch alles kommt nicht so wie man es sich vielleicht vorgestellt hat. Omar möchte das alles nicht und fährt zurück nach Hamburg. Wie wir feststellen, findet er ein Diktiergerät. Darauf befindet sich Ellas Stimme, welche ihm Track für Track eine "Geschichte" erzählt und so verliert sich Omar in diese Erzählungen und bereits zu Beginn herrscht für mich nur noch Verwirrung. FAZIT: Bereits der Klappentext ist so außergewöhnlich, dass ich einfach nur neugierig bin, das Buch zu lesen. Ich kenne Katharina Mevissen nicht und habe auch keine besonderen Erwartungen an die Geschichte. Man bekommt das Gefühl, dass die Musik eine große Rolle spielt, aber alles ist etwas Oberflächlich gehalten. Es fühlt sich so an, als würde etwas fehlen, als würden wir einfach ein Großteil der Geschichte nicht kennen.
Schon fast poetisch wird von Omar und seinem Weg geschrieben. Mich verwirrt jedes Kapitel immer mehr und ich weiß nicht so richtig wohin mit dieser Geschichte. Um was geht es denn genau? Omar scheint einfach nur gestresst zu sein, mit seinem Leben überfordert. Die Charaktere und die Geschichte haben leider keinen besonderen Nerv bei mir getroffen und ich wurde auch nicht ganz mit dem Schreibstil warm.
Viele kleine Ereignisse, welche auf halber Strecke liegen gelassen werden. Hätte das Buch 100-200 Seiten mehr gehabt, vielleicht wäre es ein etwas weniger verwirrend gewesen. Schade.
Os ist Cellist und sein größter Kritiker ist sein Vater. Oder das Bild, das Os von seinem Vater hat. Als dieser sich das Handgelenk bricht, muss Os sich mit all den jahrelang unausgesprochenen Dingen auseinandersetzen. Und mit seiner eigenen Musik, die nicht so frei ist, wie sie könnte. Und mit Luise, die irgendwie mehr als nur seine Mitbewohnerin ist.
Und dann ist da noch Ella, die Stimme auf einem Aufnahmegerät, in die Os sich verliebt. Ellas Schwester ist taub und ihr Auseinandersetzung setzt bei Os Dinge in Gang.
Ich kann dich hören vereint mehrere Stränge und Geschichten, denen ich gerne folge, eine elliptische, sehr mündliche Sprache und ein paar Spielereien im Buch, die es mich sehr gerne lesen lassen.
Eine krude Mischung aus Poesie und Geschichte voller Lücken, die ich selbst füllen darf. Was mir nicht immer Spaß macht, hier aber sehr gut funktioniert. Katharina Mevissen füllt das ‚hören‘ auf vielerlei Art und deutet ganz viele Dinge an, die ich aus meinem eigenen Leben kenne. Danke dafür.
Der Schreibstil hat mich fasziniert. Die Art, Dinge, Straßen, Menschen anders zu beschreiben als gewöhnlich.
Der erste Satz lautet: „Ich bin einer von denen, die atmen.“
Ich war direkt gefesselt.
Jedoch muss ich sagen, dass vieles für mich kaum Sinn gemacht hat. Dass Osman das Diktiergerät für lebensverändert hält, konnte ich kaum nachvollziehen - es wurde nicht wirklich sichtbar. Auch die Sichtweise von der Tante war für mich zu viel.
Zudem wirkte das Buch meist planlos, plätscherte dahin ohne Richtung. Das ist zwar auch okay, aber mir war das zu…plötzlich. Die Situationen wechselten zu schnell. Themen wurden aufgemacht und offengelassen, viel zu schnell wieder beendet.
Außerdem fühlten sich die Charaktere nicht greifbar an. Hier dasselbe. Menschen wurden angerissen und offengelassen. Alle Figuren waren blass, chaotisch, ohne Tiefe, und wenn, fühlte es sich künstlich an.
Katharina Mevissen musiziert hier mit Worten. Anders lässt sich ihre behutsame, poetische Sprache nicht beschreiben, mit der sie Musik aus Buchseiten erklingen lässt, wie ich es noch nicht gelesen habe. Erzählt wird von Osman, einem jungen Cellisten, der von seiner Familiengeschichte verfolgt wird und sich mit seinem Vater nur anschweigen kann. Als der Vater, der ein erfolgreicher Geiger ist, sich das Handgelenk bricht, muss Osman die Vergangenheit aufarbeiten. Um das Zuhören geht es in diesem Roman. Um das Zuhören auf ganz verschiedenen Ebenen und um Kommunikation. wie wichtig sie ist und wie viel fehlende Kommunikation kaputt machen kann. Ein wunderbares Buch, ein Buch, das mich still weinen ließ, ein Herzensbuch!
Das Buch war leicht zu lesen und die Story hatte viele interessante Ideen, die man nicht jeden Tag liest. Wer also mal andere Erzählstile kennenlernen möchte, wird hier fündig. Manchmal habe ich den roten Faden in der Geschichte vermisst und mir ist nicht richtig klar geworden was die Message des Buches ist.
Aber eindrücklich! Ich habe das Gefühl 1000 Worte und zugleich eine hallende Stille im Kopf zu haben. Muss den Roman noch etwas sacken lassen, aber bin beeindruckt