Solidarität war einmal ein starkes Wort. Es geriet in Verruf, als jeder für sein Glück und seine Not selbst verantwortlich gemacht wurde. Heute ist die Gesellschaft tiefer denn je zwischen Arm und Reich gespalten. Natürlich gibt es ein Sozialsystem, das einen Ausgleich bewirkt. Dazu brauchen wir aber ein neues Verständnis von Solidarität. Wir sollten uns nicht damit begnügen, materielle Not zu lindern, sondern im anderen uns selbst als Mensch wiedererkennen. Erst durch diese freie Entscheidung zur Mitmenschlichkeit findet eine Gesellschaft wieder zusammen. Heinz Budes Reflexionen über die solidarische Existenz liefern die Antworten auf die soziale Frage unserer Zeit.
Herr Bude hat offenbar irgendwo einen Lehrstuhl für Makrosoziologie inne. Dementsprechend hätte ich mir von diesem Buch ein paar brauchbare Gedankenanstöße erwartet.
Unterm Strich muss ich aber sagen: Endlich durch. Hier werden zwar keine neuen Erkenntnisse geboten, dafür ist der Text unglaublich langweilig verfasst und strotzt (zumindest in der ersten Auflage) von Fehlern.
Die Betrachtung des Begriffs "Solidarität" aus anthropologischer und aus politischer Sicht ist naheliegend. Auch die Feststellung, dass sich durch die Diversifizierung der Gesellschaft, also durch die Bildung von immer mehr Gruppen, auch immer mehr Solidaritäten bilden. Und natürlich wäre es super, wenn es den Weg zu einer gemeinsamen Solidarität, sozusagen zu einem kleinsten gemeinsamen Nenner gäbe. Aber hier liefert das Buch nicht.
Dafür gibt es irgendwo die abstruse These, dass zwischen Mensch und Nutztier eine Solidarität bestünde, da man ja gegenseitig für die jeweilige Ernährung sorgen würde. Das haben sich die Nutztiere bestimmt auch so ausgesucht und sind ob dieses Solidaritätsbegriffs hellauf begeistert. (*rolleye*) In einem nächsten Schritt holt Bude hier auch noch die Pflanzen ins Boot...
Aber wer jetzt ganz genau wissen möchte, wie der Löwenzahn mit DIR eine solidarische Basis bildet, der muss das Buch schon selber lesen. Ich mag nicht mehr daran denken...
Hat die Idee eine Zukunft, dachte ich mir zunächst? Es ist wohl eine offene, rhetorische Frage. Normalerweise sollte die Idee eine große Perspektive für eine bessere Welt eröffnen, auch und besonders angesichts der Erfahrungen aus der Pandemie. (Der Autor hat Soziologie, Philosophie und Psychologie studiert, das verspricht). Gibt es kontroverse Standpunkte oder ist die Sache klar? Bei der Lektüre dieses in Essay Form verfassten Buches, springt zunächst ins Auge, dass der sehr belesene Autor den Diskurs auf hohem intellektuellen Niveau führt. Das stellt Ansprüche an den Leser, weil denn auch soziologische und andere theoretische Konzepte als bekannt angenommen werden. Das muss aber beim Rezipient Lambda nicht immer der Fall sein. Allerdings kann man nicht bestreiten, dass das Buch durch seine Dichte an Informationen besticht, seine Besprechung des Themas durch Bedienung der Erkenntnisse vieler großer Denker aus der Ideengeschichte aus der Antike bis jetzt nur so bespickt ist. Einige Kapitel sind zugänglicher und in ihrem Inhalt inspirierender als andere. Aber das tut diesem kompakt verfassten Buch dennoch keinen Abbruch. Ob die Idee ‘Solidarität’ eine Zukunft hat, muss der Leser schlussendlich selbst reflektieren; das Utensil diese Überlegung dafür anzustellen liefert dieses Werk allemal. Von der fordernden Leseerfahrung her vier Sterne, vom Mehrwert dieser Abhandlung sicherlich und ohne Abstriche fünf anerkennende Sterne.
In Heinz Bude's book "Solidarity - The Future of a Great Idea", the author shows quiet plainly that there is no moral obligation to solidary behaviour, although solidarity has always been beneficial for a peaceful coexistence in all societies. And there is no innate trait in the human nature, although most human beings have some skills which we would call empathy or a competence to change perspectives. You can follow the footsteps of the book’s arguments and reflect on the pandemic-induced developments that are currently happening in our societies. I very much recommend this book to all who want to learn more and don‘t fear reading German.