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Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten

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Warum ist es eigentlich so schwer, über Rassismus zu sprechen?

„Darf ich mal deine Haare anfassen?“, „Kannst du Sonnenbrand bekommen?“, „Wo kommst du her?“ Wer solche Fragen stellt, meint es meist nicht böse. Aber dennoch: Sie sind rassistisch. Warum, das wollen weiße Menschen oft nicht hören.
Alice Hasters erklärt es trotzdem. Eindringlich und geduldig beschreibt sie, wie Rassismus ihren Alltag als Schwarze Frau in Deutschland prägt. Dabei wird klar: Rassismus ist nicht nur ein Problem am rechten Rand der Gesellschaft. Und sich mit dem eigenen Rassismus zu konfrontieren, ist im ersten Moment schmerzhaft, aber der einzige Weg, ihn zu überwinden.

224 pages, Paperback

First published September 23, 2019

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About the author

Alice Hasters

5 books164 followers
Alice Hasters was born in Cologne in 1989. She studied journalism in Munich and works for broadcasters such as Tagesschau and RBB. She discusses feminism and pop culture with Maxi Häcke in the monthly podcast Feuer&Brot. Alice Hasters lives in Berlin.

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Displaying 1 - 30 of 623 reviews
Profile Image for Claudia - BookButterflies.
567 reviews315 followers
June 12, 2020
Hörbuch - ungekürzt via Spotify
Nach ca. 3/4 des Buches musste ich mir Luft machen. Ich war überwältigt von dem Gefühl purer Rassist zu sein, der sowieso nichts richtig machen kann, weil er mit heller Hautfarbe geboren wurde - wofür ich doch nichts kann... Es ging um einen Film, den ich kürzlich erst sah und super gut fand, den Alice Hasters aber ordentlich auseinanderpflückt und nach so vielen anderen Beispielen dachte ich: Meine Güte... überall nur Rassissmus?!?!? Da musste ich mich erst einmal mit meinem Buchclub austauschen, genauer gesagt mit einer lieben Freundin daraus, die zum Glück gerade Zeit hatte kurz in das Gespräch zu gehen.
Und da dämmerte es mir >> Genau das ist es was die Autorin mit diesem Buch bezweckt! Sich mit Alltagsrassismus und Mikroaggressionen auseinanderzusetzen bzw. darüber von einer Betroffenen zu hören tut weh. So richtig! Es überfordert und fühlt sich unangenehm an. Aber genau das ist es was aufrüttelt und zumindest einen Stein ins Rollen bringt. Zumindest bei mir.
Rassismus ist eben nicht nur der offensichtliche; der kahlgeschoren und mit Springerstiefeln "Ausländer raus" schreit. Der ist die Spitze des Eisbergs und wird - zum Glück - von den Meisten verachtet. Doch der alltägliche Rassismus, das weiterführen von Stereotypen, welche man durch seine (priviligierte) weiße Herkunft eingetrichtert bekommen hat ist eben auch schlimm und muss bekämpft werden, sofern man ihn überhaupt bemerkt. Und um hier sensibilisiert zu werden sollte man unbedingt das Buch lesen.
Man muss nicht allem zustimmen und uneingeschränkt kopfnickend zustimmen (bei dem ein oder anderen Thema habe ich nicht immer die gleiche Meinung), aber wenn es darum geht die Gefühle von Alice Hasters anzuerkennen und zu verstehen was manche Aussagen (Mikroaggressionen) bei Betroffenen auslösen gibt es kein "das sehe ich anders", denn wir als Weiße Menschen können das eben absolut nicht beurteilen. Das macht sie an vieler Stelle klar.
Neben sehr vielen persönlichen Erfahrungen und der ihrer Familie, klärt die Autorin auch über geschichtliche Zusammenhänge auf und beschreibt viele erschreckende Geschehnisse, von denen im üblichen Geschichtsunterricht (leider) keine Rede war.
Dieses Buch tut weh... das soll es aber auch! Und deshalb kann ich (nach langem Überlegen) auch nur die volle Sternezahl geben. Auch wenn es mein erstes Buch zu dem Thema ist - sicher nicht mein Letztes - und mir die Vergleichsmöglichkeiten fehlen.
Profile Image for Semjon.
763 reviews497 followers
April 14, 2022
Ich bin also ein Rassist! Der Vorwurf würde mich normalerweise treffen, zumal wenn er von einer Schwarzen geäußert wurde. Der Anteil der inneren Betroffenheit hält sich nach dem Buch aber in Grenzen, denn vielmehr überwiegt der Ärger über die Autorin. Statt sich auf die wichtigen Punkte des Alltagsrassismus zu konzentrieren, holt sie zum ganzen großen Rundumschlag aus und verwechselt dabei meiner Ansicht nach reine Respektlosigkeiten mit Rassismus. Plötzlich stehen Diffamierungen bezüglich ihres Aussehens auf einer Höhe mit der Tatsache, dass es keine Kosmetikprodukte für Afrofrisuren in Drogeriemärkten gab oder gibt. Die nervige, rassistische Einstiegsfrage von Weißen nach der Herkunft wird in einem Atemzug mit der kulturellen Aneignung von Weißen (sie haben uns den Jazz geklaut) genannt. Für mich wird das Problem dadurch verwässert.

Ich würde mir wünschen, dass hier mehr Gelassenheit herrschen würde und man nicht jede Dummheit des weißen Gegenüber als Rassismus auffasst. Würde ich Frau Hasters begegnen, wäre ich nach der Lektüre nicht erpischt, mich mit ihr zu unterhalten, denn die vermeintlichen Fettnäpfe, die sie als Sprachpolizist für mich aufstellt, sind vielfältig. Das Buch hilft mir nicht, sondern erschwert für mich den Umgang mit anderen Menschen. Der Buchtitel macht zudem genau das, was sie anprangert: Verallgemeinern und nicht die Individualität des Angesprochenen anerkennen.

Nachtrag: Fast zwei Jahre nach der Lektüre und Befassung mit dem Thema Rassismus auf verschiedene Kanälen ist mir immer bewusster geworden, dass diese Art von Bücher, die das Blame‘n‘Shame-Game spielen, völlig kontraproduktiv sind, um eine antirassistischere und emphatischere Gesellschaft zu erlangen. Es mag für die Gruppe der jung, gebildeten, linksliberalen, identitätsfokussierten Aktivistinnen und Aktivisten ein gutes Buch sein. Aber ein wesentlicher, stiller Teil der Bevölkerung wird diese Form der Cancel Culture oder Weiße Fragilität nie mittragen (siehe die Reaktionen auf die Ausladung der Sängerin Ronja Maltzahn wegen ihrer Dreadlocks bei FfF in Hannover). Ich kann dagegen das Buch Schlacht der Identitäten: 20 Thesen zum Rassismus - und wie wir ihm die Macht nehmen von Hamed Abdel-Samad wärmstens empfehlen, wenn man nach einer anderen Herangehensweise sucht, um antirassistischer zu werden.
Profile Image for leynes.
1,316 reviews3,685 followers
October 1, 2024
[Aus aktuellem Anlass an alle meine German peeps: unterstützt diese Autorin und kauft und/oder leiht dieses Buch!]

This is another book focusing on Anti-Black racism in Germany. It's one of the books that in the aftermath of George Floyd's death was sold out across Germany. Initially, I was hesitant to read it since it, just like exit RACISM, addresses mainly white readers. However, I decided to give it a go in order to be able to recommend it to white Germans with a good conscience.

The title of this book roughly translates to: "What white people don't wanna hear about racism but should know." I think it's fair to say that the idea behind this title was burrowed from Reni Eddo-Lodge. However, I'm not even sure if the title is that fitting. Alice Hasters wrote a book that is part-memoir, part-essay, part-educational text.

It's a little bit all over the place and therefore superficial at times, as important topics such as racism in the porn industry or racism within interracial families are mentioned but not explored deeply enough. Nonetheless, Alice Hasters’ book is worth the read – even for BIPoC. Since it is more personal in tone and Alice gives insight into her personal experiences there were many moments in this book that I could 100% relate to.

Alice and I share many similarities. We are both Black German women with one parent who is white and one who is Black. We are both heterosexual. We are both in possession of the German passport. [The privileges that come with this passport are something that I’ve only came to realise over the past two years.]

In the beginning of the book, Alice feels the need to "justify" why she is writing the book in the first place. She says that some people think there is too much talk about racism. Whereas she thinks the discourse is still in its infancy. The problem is the crack in the record. We keep jumping back to the beginning. [I couldn't agree more with that!] In adding here voice to the choir (see: exit RACISM, Farbe Bekennen, Deutschland Schwarz Weiß, Plantation Memories) she hopes to bring a new perspective into the discourse – her own. That's, of course, incredibly valuable. However, if you actually look at some of the topics Alice discusses in this book and the examples she gives, they, unfortunately, oftentimes feel redundant as she rehashes topics that were discussed in the works cited above in exactly the same manner. There, her book becomes like an echo chamber.

However, the reason why I still enjoyed this book [and appreciate it!] are the parts that are more memoir-like and less educational. That's where Alice truly shines. These were the moments that made me connect to her, e.g. when she talks about feeling like an impostor when addressing the racism that she experienced in her life, because white Germans feel like racism is only valid when you're beaten up, spit upon or murdered. Talking about the smaller micro-aggressions that we, as Black women, experience on the daily can sometimes feel oddly inadequate. And that's harmful. Because racism has been so long and so massively anchored in our history, our culture and our language and has shaped our view of the world so much that we cannot help but develop racist thought patterns in our world today. Racism is everywhere. It is the foundation on which we have built our society. Some Germans complain that you no longer see "Germans" on the street. By this they mean white people. Apart from the fact that that’s simply not true it’s also harmful to believe that German-ness requires whiteness.

Seldom do white people feel so attacked, alone and misunderstood as when they or their actions are called racist. However, we can only change racist behavior by conscious confrontation. We have to call each other out. That's the only way in which we as a society will be able to grow.

And Alice often nails it with her own observations. She said that the real, hidden question behind "Where are you from?" is "Why are you Black?" or "How Black are you?" A-FUCKING-MEN! She also says that as a mixed race person she feels like whiteness is almost like an exclusive club – it is not easy to get into. [Again, I could relate so hard to that. Because as a mixed race person myself, I am of course aware that I am "half white", that white culture is my culture as well. And I want to embrace that even if it has been made in many ways to exclude me as a Black woman. However, white Germans simply don't see me as white. Whereas Black Germans have no problem with welcoming me into their ranks.]

On the to-do list for a better handling of racism is in any case to "call a spade a spade". Just like myself, Alice bemoans the fact that we can't find words for essential terms that we need to talk about racism and recognize identities. Therefore we often use the English terms. Alice says that she called herself a "Mischling" (= the English literal translation is actually "half-breed") for lack of alternatives. It was the same for me as well. Growing up "Mischling" was the only way to go. Nowadays, Alice and I both use the English word mixed, which literally has no German translation that isn't derogatory.

In regards to addressing the history of racism, Alice uses the same examples as Tupoka Ogette in exit RACISM, which means she details the Herero and Nama genocide, the fact that Kant was racist, the sterilisation of the "Rhineland Bastards" (a derogatory and racist term used in Nazi Germany to describe Afro-Germans, believed fathered by French Army personnel of African descent who were stationed in the Rhineland during its occupation by France after World War I) and the fact that hundreds of bones and skulls of African, indigenous and Asian people are still stored in German natural history museums.

Some things that Alice mentions (that weren't mentioned in Tupoka's book) are the origin of the word "caucasian": In 1775 Johann Friedrich Blumenbach divided people into five colors and ancestries (white, yellow, brown, red and black). White was the color for the "Caucasian race". And since Blumenbach's theory was included in official US documents, some of his terms have survived to this day, including the term "caucasian". [Perhaps it is time to actually reconsider this term.] Another history lesson that Alice gives is on Sarah Baartman, a South African Khoikhoi woman who, due to the European objectification of her "large behind", was exhibited as a freak show attraction in 19th-century Europe under the name Hottentot Venus. This kind of knowledge isn't taught in German schools and I think it's very important to rectify that.

The curriculum is based on a white standard. And since a collective memory is created in school, the things that are not learned (that are not part of the lessons) are not questioned. There is no critical consciousness for them. Alice also details one episode from her school days that I could unfortunately relate to: one day racism was the subject of a lesson and suddenly all eyes were on her because she was the only Black child in the class. [As if racism was only of concern to Black people, and white people had nothing to do with it.] I could relate to Alice's emotions of feeling super uncomfortable and pressured into saying something.

This also ties into the problem with empirical figures and studies on racism: they reinforce prejudices [see: Stereotype Threat]. BIPoC constantly run the risk of confirming any statistics with their own behavior. While white people are seen as individuals, BIPoC are always seen as representatives of a whole group.

Another moment that made me relate to Alice was her detailing her work as a waitress and receiving racist remarks from her customers. Alice says that she felt like there was no adequate way to call out their racist acts because "whoever is angry is also hurt, and I do not want to believe that these guests have the power to hurt me. To give in to anger now would feel like losing." This is a struggle that most BIPoC will be able to relate to: no matter what you do, you feel like you cannot win.

At the end of the book, Alice talks about her dating life and the objectification of her Black body. She raises the question if Black women are able to develop a healthy relationship with their sexuality and their bodies when society portrays them either as hypersexualized seducers or asexual mother figures? She also talks about her family life and that, while racism was never a taboo topic in her family, it was a blindspot between her and her white father. Alice never spoke with him about racism, only with her Black mom. I wish that these chapters would've been longer and a little more substantial because these are very important and interesting discussions that we need to have.

All in all, Alice's book is a much more personal look on how racism in Germany affected her life as a Black woman. It can be a bit more confusing than exit RACISM or Farbe Bekennen for instance as it doesn't aim to solely educate people. I genuinely think Alice needed to get these things off her chest. And I am glad that she did.
Profile Image for Lona.
240 reviews18 followers
June 15, 2020
Ich würde dieses Buch gern sämtlichen Leuten unter die Nase klatschen, denn viele von uns weißen Menschen schnallen immer noch nicht, dass es Alltagsrassismus gibt und warum man die gleichgültige Einstellung dazu ändern sollte. Sie reagieren defensiv, wenn sie mit ihrem eigenen Alltagsrassismus konfrontiert werden, unter dem Motto: "Das wird man doch wohl noch sagen dürfen!" oder "Das ist doch nicht so gemeint gewesen!" und sind empört, wenn man ihre Worte und Handlungen als rassistisch betitelt, weil sie damit nur Gewaltverbrechen und Nazis verbinden, weil sie schließlich nicht als bösartig dargestellt werden möchten. Dabei kommen sie vom eigentlichen Thema, Rassismus, ab und kreisen um sich selbst, um ihr Gefühl ein Opfer ungerechter Behandlung zu sein - und merken dabei nicht einmal was für eine traurige Ironie dahinter steckt.

Alice Hasters erklärt ziemlich gut, wieso man dieses Denkmuster unterbrechen und rassistische Äußerungen, Worte und Handlungen einfach mal lassen sollte. Warum man sich dem unangenehmen Gefühl sich selbst zu hinterfragen stellen sollte, sich eingestehen sollte, dass Rassismus tief in der Gesellschaft festsitzt und damit auch in unserer aller Köpfe. Dabei erzählt sie von ihren eigenen unangenehmen und regelmäßig erlebten Erfahrungen in Deutschland, aber auch in der Zeit die sie in den USA verbracht hat und klärt zusätzlich über historische Hintergründe auf.

Ich kann das Buch gerade den Leuten wärmstens empfehlen, die sich so brennend fragen, wieso man "nicht mehr über alles lachen darf", die der Meinung sind, dass gewisse äußerungen harmlos sind, niemandem wehtun, zur Meinungsfreiheit gehören würden. Sich mit dem Thema auseinanderzusetzen ist wichtig und tut niemandem weh - ganz im Gegenteil. Aber auch allen anderen tut es mal gut sich darüber zu informieren, denn es gibt einem gute Argumente in die Hand und man kommt wieder dazu Dinge zu hinterfragen die einem selbst noch nicht in den Sinn gekommen sind und über die man - gerade als weißer Mensch - so nicht nicht nachgedacht hat oder die man bisher nicht wusste.
Profile Image for Phils Osophie.
188 reviews772 followers
June 30, 2020
Ein Buch, das zum Nachdenken anregt, bei dem man sich selbst ertappt fühlt, das manchmal vielleicht etwas Neunmalklug daher kommt, aber doch so unfassbar wichtig ist. Leseempfehlung. Für alle.
Profile Image for Aniya.
338 reviews35 followers
June 10, 2020
Zuhören und lernen. Das "Ja, aber..." runterschlucken. Sich selbst mal zurücknehmen. Das tone policing sein lassen. Alice Hasters hat durchaus das Recht, wütend zu sein. Wenn Frauen damals das Wahlrecht nett erfragt hätten, dürften wir heute auch noch nicht wählen.
Profile Image for Christina .
353 reviews40 followers
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May 21, 2021
Ich kann das gar nicht bewerten. Ich bin einfach zu nah dran. Teilweise dachte ich, sie erzählt aus meinem Leben.

Es fühlt sich mega komisch an, mich auf einmal gegen Dinge auflehen zu dürfen/zu sollen, die ich vorher jahrzehntelang geschluckt und ertragen und als gegeben akzeptiert habe. Selbst für mich, als "halb afro-amerikanische halb deutsche light-skinned BIPoC", klingen einige Dinge in diesem Buch übertrieben, aber auch Kleinigkeiten häufen sich an und ich bin froh und dankbar, dass sie nun einfach mal ausgesprochen werden und auf den Tisch kommen.

Dieses Buch hat meine bisher trainierten Denkmuster und Schutzmechnismen ordentlich aufgerüttelt.
Ich habe lange gezögert, es zur Hand zu nehmen, habe mir beim Hören viel Zeit gelassen und werde auch jetzt, nach Beenden, noch lange damit beschäftigt sein.
Profile Image for Anka.
1,115 reviews65 followers
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June 10, 2020
Ich werde diesem Buch keine Sternebewertung geben, da es sich hauptsächlich um Essays über Alice Hasters' eigene Erfahrungen als Schwarze Frau handelt.

Und da sind wir auch bei meinem größten Kritikpunkt, der Vermarktung des Buches. Der Titel verweist eher daraufhin, dass weißen Leser*innen der Spiegel direkt vorgehalten wird. Mit Tipps, wie man den eigenen Rassismus erkennen und einen Schritt zum Anti-Rassismus machen kann. Ja, es gibt Elemente in diesem Buch, die genau das tun. Hauptsächlich erzählt Hasters aber von eigenen Erfahrungen mit (Alltags-)Rassismus. Das ist natürlich auch interessant und öffnet die Augen, geht aber schon ein bisschen am Titel vorbei.
Wobei die Autorin ja selbst erläutert hat, dass der Titel eher auf Anraten des Verlags gewählt wurde, um mehr Exemplare zu verkaufen. Aber wie gesagt, als Autobiografie bzw. Erfahrungsbericht ist es natürlich gelungen.

Insgesamt ist das Buch in meinen Augen auf jeden Fall ein guter Einstieg in das Thema, der speziell auch Alltags-Rassismus in Deutschland behandelt, und bietet viele Ansätze weiter zu recherchieren.
Profile Image for Frank.
588 reviews119 followers
November 22, 2020
Was soll man als "weißer heterosexueller Cisgender" (musste erst nachsehen, was das ist) zu dem Buch sagen oder schreiben? Egal, was man sagt: Es ist impliziter oder expliziter Rassismus, denn als Dingsda (siehe oben) bin ich unausweichlich "Teil der systemischen Diskriminierung" (S.46). In dieser Unausweichlichkeit der Schuldzuschreibung liegt die Schwäche eines Buches, das ansonsten durchaus lesenswerte Passagen zu bieten hat. Die Erfahrungswelt von BIPoC (wieder was gelernt!) ist in der Tat an unangenehmen Erfahrungen reich, die weiße Menschen nicht teilen. Das ist traurig, aber wenn es nicht zu ändern ist, was dann? Die Sackgasse des Betroffenheitsdiskurses, den Hasters hier entfaltet, beschreibt sie selbst sehr schön im Verhältnis zu ihrem weißen Freund. (So ab S. 130 ca.) Spricht er nicht über ihre Hautfarbe, weil sie ihm egal ist, ist das schlecht, denn er begreife nicht, wie sie darunter leidet. Würde er darüber sprechen, wäre das auch schlecht, weil Rassismus. (Übrigens oft R-Wort genannt, was mir nun der Unaussprechlichkeiten auch etwas zu viel ist, weil Terminus technicus, für den sich sonst kein Äquivalent eingebürgert hat.) Bei seinen Freunden fühlt sie sich nicht wohl, weil einzige Farbige, zu ihrem BIPoC- Kreis darf er aber nicht mit, weil sie vor den Weißen mal Ruhe haben will. Sie sollten also darüber sprechen, viel sprechen, das wäre gut; aber unausweichlich käme es irgendwann im Alltag jenseits des ersten Verliebtseins zu den üblichen kleinen Verletzungen. Er müsste seine Lieblingsfilme und Lieblingsmusik ihrem Geschmack anpassen, weil die so viel Rassismus oder Blackfacing oder sonst was zeigen, dürfte aber "ihrer" Musikvorliebe, dem Hiphop, nicht folgen, weil das kulturelle Anmaßung sei. Was also soll der arme Kerl nun noch tun? Ich möchte nicht er sein müssen...
Aus meiner Sicht ist "kulturelle Anmaßung" (ich vergesse immer, wie das Englisch heißt und finde es eigentlich auch anmaßend, gezwungen zu werden, für den einschlägigen Diskurs immer neue englische Wörter lernen zu müssen, als wäre das kein Machtgefälle in Sprachen und nicht auch so etwas wie Sprachkolonialismus!) eines der schwächsten im Zusammenhang mt Alltagsrassismus entwickelten Konzepte. Was soll das sein? Die Übernahme von Kultur- und Kleidungselementen anderer Kulturen ist jahrhundertealte Praxis und es ist einfach nicht einzusehen, warum das Tragen einer Federkrone im Fasching, mit dem ein Kind gerade nicht den brutalen, listigen und anderswie verabscheuenswürdigen "In*ianer" (wozu das? um das Wort zu identifizieren, muss ich es ja doch kennen!) spielen, sondern seine Verbundenheit mit einem Idol, also auch mit Freiheitskampf und Stolz zeigen will, verkehrt sein soll. Im Eine- Welt- Laden kann man sich Schmuck oder Taschen mit indigenen Motiven kaufen, die extra von Indigenen (hofft man) dafür hergestellt wurden. Man darf annehmen, dass es die Macher*innen erfreut, wenn das, was sie aus ihrer Kultur schöpfen, anderen gefällt.
Und warum soll am Hiphop- Interesse Weißer etwas anderes Schuld sein als die Musikindustrie, die alles und jeden für Profit verkauft? Hier wird die kapitalistische und damit die systemische Seite des Problems deutlich, die Hasters aber nicht erfasst. Von Kolonialismus, Sklaverei und also Rassismus sprechen heißt vom Weltmarkt sprechen und davon, dass der originäres Phänomen kapitalistisch- bürgerlicher Verhältnisse ist. Der Autorin fällt gar nicht auf, dass ihr Bezug zur Antike - schon Aristoteles habe von Barbaren gesprochen (ja, aber der meinte Vertreter der weißen Rasse, vor allem Slawen= sclavos) - schief ist, denn sie vergisst, dass u.a. Augustinus Nordafrikaner war und in der Kirche Karriere machen konnte und auch sonst die weißen Römer alles waren, aber keine Rassisten. Hingegen wäre die Unschuld von BIPoC ebenfalls in Zweifel zu ziehen, denn viele Berber sind bis heute Sklavenhalter und verhalten sich ausgesprochen rassistisch. Wer daran nicht glaubt, der stelle sich übrigens mal vor ein paar Moscheen und schaue sich die Klientel der Gläubigen dort an: Die sind hübsch getrennt nach Türken, Arabern und anderen (Schwarzen!). Zu schweigen davon, dass der Sklavenhandel zumindest in seinen Anfängen von den Expeditionen schwarzer Stammesführer und Könige zu ihren Nachbarn lebte, denn es waren eben dieses Häupter ihrer Stämme, die Landsleute (oder wenigstens Gleich- Farbige) den Weißen gegen Tuche, Waffen usw. verkauften. Auch asiatische Krimtartaren sind berüchtigt dafür, in den polnischen Ostgebieten weiße (!) Sklaven erbeutet und weiter verkauft zu haben - an weiße genuesische und venezianische Zwischenhändler, die sie an die Osmanen und Araber weiterverkauften...
Das alles spricht Weiße nicht von Schuld frei, aber warum wird - wenn man schon Geistesgrößen wie Kant und Hegel völlig unhistorisch vorwerfen will, dass sie in Sachen Rassismus nicht klüger als ihre Landsleute waren - verschwiegen, dass es NUR die aufgeklärten Weißen waren, die sich gegen den Sklavenhandel wandten und ihn endlich (zuerst England) verboten haben? In den USA haben die Nordstaaten (nicht nur, aber auch) deswegen einen Bürgerkrieg zur Sklavenbefreiung geführt! Rassismus ist damit nicht beendet, das stimmt, aber in anderen Himmelsgegenden ist Sklaverei bis heute nicht verpönt. Man möchte der Autorin nicht gönnen, als mittellose Schwarze in Saudi- Arabien oder Katar leben zu müssen! Der Text benennt ansonsten ganz zu Recht Libyen als Ort illegalen Sklavenhandels, stellt aber nicht klar, dass Weiße dagegen heute einschreiten würden, wenn sie dazu befugt wären. (Was sie nicht sind, auch, weil das sofort zum Neokolonialismus- Vorwurf führen würde.)
Kurz, die Argumentation ist schwach. Peinlich aus Sicht wissenschaftlicher Redlichkeit ist, dass Toni Morrison 1975 (!) im Zitat (!) in den Mund gelegt wird "Jede*r weiß, dass Rassist*innen..." usw. usf. Nein, das hat Toni Morrison so nicht gesagt; konnte sie 1975 gar nicht so sagen. Das Gendersternchen verfälscht in dieser Hinsicht die historische Wahrheit, was im selben Maße auf die "Reinigung" von historischen Kinderbüchern zutrifft. (Warum schreibt die Autorin übrigens von "Juden und Jüdinnen" im Gegensatz zu "Muslim*innen"? Haben die Juden keine Transgender?) Kurz, damit hätte sie bei mir im Seminar schon der Zitierweise wegen ihre Arbeit zurück bekommen. Und überhaupt: Wenn wir damit erst einmal anfangen, wo soll das enden? Wenn sich außer den Schwarzen noch die Indigenen und die Juden, die Asiaten und die Bauern (wegen des diskriminierenden Bildes in der von Städtern verfassten Literatur seit dem Hochmittelalter) melden und Literatur von diskriminierender Wortwahl "gereinigt" haben wollen, dann gibt es keine deutsche Literatur, dann gäbe es keine Weltliteratur mehr. Wir stünden politisch korrekt, aber ohne "kulturelles Gedächtnis" dar. Was wäre dann? Wäre irgendein Problem geklärt?
Nichts wäre geklärt. Da helfen nur Aufklärung, gesellschaftlicher Diskurs, Bewusstheit. Manchmal hilft einfach Wissen um Sprachgeschichte. Natürlich ist "das" Mädchen weiblich (hm, weiß man's genau, oder sollte man erst fragen, wie es sich fühlt?) wie "das" Weib. Das "sächliche" Geschlecht drückt in der Tat eine Versachlichung aus; Mädchen hatten halt nichts zu melden und gingen von der Vormundschaft des Vaters in die des Ehemanns über. Das ist wie bei einer Sache, was auch für des Bauern "Weib" galt (im Gegensatz zur adligen frouwe- die als Frau gekennzeichnet wurde). Man kann das wie Hasters diskriminierend finden, sollte aber doch begreifen, dass wir, indem wir lernen, wie das zusammenhängt, Wissen über geschichtliche Zusammenhänge erwerben, die uns sonst dunkel bleiben. Wir sollten einfach ein bisschen mehr lernen: Warum sind faule Adlige "edel", aber schwer schuftende Menschen "Schufte"? Wie ist das mit dem "gemeinen Volk"? Sind die, die nur als (christliche oder Dorf-) "Gemeinde" (kollektiv und eben nicht individuell wie Adlige) ins Gewicht fallen, deswegen "gemein"? Warum unterscheiden wir zwischen "bäuerlich" und "bäurisch"? Und sollten wir nicht auch daran denken, dass "Du sollst nicht töten" im Mittelalter nur für MENSCHEN galt, also nicht für (unfreie) Bauern, die einfach DAS gemeine Volk waren? Geistliche durften nicht heiraten, also keine "frouwe" nehmen, aber ein "wip" hatte jeder zu Hause. Sex mit "Sachen" galt eben nicht als Ehebruch oder als ehrenrührig im Sinne des Zölibat. Erst wenn man das weiß, begreifen Mann oder Frau (und alle anderen) die Macht der lutherischen Reformation, die dem ChristenMENSCHEN eine Seele gab und ihn vor Gott und der Welt erstmals als MENSCH einsetzte. Man begreift die Qualen der Katholiken, die plötzlich wirklich zölibatär, also ohne Sex mit Untergebenen, leben sollten (und das bis heute nur selten schaffen). Und man sieht, wie Sprache sich wandelt: Aus dem "Weib" wird ein Mensch; allerdings bleibt die negative Konnotation. Ist es nicht spannend, davon zu wissen und zu sehen, wie mühsam unser Weg zur Zivilisiertheit war? Würden wir davon wissen, wenn wir versuchen die Sprache von all ihrem historischen Ballast zu "reinigen"? In diesem Sinne ist es einfach Blödsinn, einen Text zu verunstalten mit "Nickn**gern" (warum nicht Nickni**ern"?) oder "In*iandern" (warum nicht Ind*aner?), weil ich, um zu wissen, was gemeint ist, das Wort und seine Konnotation ja doch kennen muss. Und wenn ich das weiß, warum soll ich mich dann so verrenken, wenn es z.B. um Astrid Lindgren oder um die "Negerpuppe" geht? Das bedeutet ja noch lange nicht, dass man "Nigger" oder "Neger" sagen sollte. "Weib" sagt man ja auch nicht mehr bzw. nur in eindeutig beleidigender Absicht. Aber würden wir das Wort "Weib" in früheren Texten durch "Frau" ersetzen, würden wir halt Bäuerinnen zu Adligen machen und nichts mehr verstehen. Das betrifft den "Kammerm*hren" ganz genauso: Die gab es in der europäischen Feudalgeschichte und wenn wir sie löschen, unkenntlich machen, dann löschen wir Geschichte, ohne sie zu begreifen. "The m**r of Venice"? Und wenn ihr keinen schwarzen Schauspieler habt, dann dürft ihr den nicht spielen? Und sowieso geht "Othello" gar nicht mehr, weil hier der Schwarze in typisch stereotyper Weise als "von Leidenschaften beherrscht" dargestellt wird, was unproblematisch wäre, wenn er ein Weißer wäre? Warum? Weiße hätten ja mehrere Eigenschaften und würden nicht auf nur eine reduziert. Mag sein, dass das bei Hollywood so ist. Ansonsten aber möchte man fragen: Liebe Frau Hasters, haben Sie Shakespeare wirklich gelesen?
Gut. Alice Hasters hat ein Befindlichkeitsbuch geschrieben, das zeigt, worin ihre Verletzungen liegen und das ihre Verletzbarkeit erklärt. Das kann betroffen machen, wenn man sich sonst noch nicht mit dem Thema auseinandergesetzt hat. Zu einer darauf folgenden notwendigen tieferen Auseinandersetzung mit dem Problem trägt es aber nichts mehr bei, denn ein Text, in dem nur das Oberflächenphänomen "männliches heterosexuelles Weiß- Sein" zum Schuldgrund an sich stilisiert wird, verweigern sich tiefer gehenden Analysen, völlig unabhängig davon, mit welcher Hautfarbe die Verfasserin geboren wurde. Das ist zu wenig, um als ernst zu nehmender Diskussionsbeitrag durchzugehen. Wer freilich wissen will, wie BIPoC sich in Deutschland fühlen, der wird in dem Buch sachdienliche Hinweise finden.
Profile Image for Nina.
965 reviews325 followers
June 3, 2020
Ein sehr interessantes Buch welches aufgrund aktueller Ereignisse in diesen Tagen ganz besonders relevant ist. Bitte lest dieses Buch!

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Profile Image for Katzenkindliest.
554 reviews40 followers
January 6, 2021
Ja, es gibt Rassismus. Ja, auch in Deutschland. Aber vieles, über das Alice Hasters berichtet, ist mMn kein (reines) Rassismusproblem. An vielen Stellen dachte ich "ja, das kenne ich auch. Geht wohl vielen Frauen so." Ich bestreite gar nicht, dass es für sie anders ist als für mich, für schwarze Frauen auch in Deutschland anders als für weiße Frauen. Aber sie vermittelt auch das Gefühl, es ihr nicht recht machen zu können. Ich denke nicht über die Hautfarbe meines Gegenübers nach? - Ich bin nicht aufmerksam und deshalb rassistisch. Ich denke über die Hautfarbe meines Gegenübers nach? - Ich bin sowieso rassistisch. ...
An einigen Stellen jedoch hat Alice Hasters ganz sicher Recht, z.B. wenn sie darüber spricht, dass in Deutschland zu wenig über die gemeinsame Geschichte von Deutschen und PoC gesprochen wird, dass an deutschen Schulen wenig bis gar nichts darüber gelehrt wird, dass auch Deutschland eine Kolonialmacht war. Insgesamt also 3 Sterne allein schon dafür, dass wir wirklich mehr über strukturelle Probleme nachdenken und reden müssen!
Profile Image for Michael.
38 reviews2 followers
January 10, 2021
Ich bin an das Buch mit der ehrlichen Einstellung herangegangen, mein eigenes Verhalten zu reflektieren und hatte die Hoffnung, gute Lösungsansätze für mich und die Gesellschaft zur Lösung des Rassismusproblems zu gewinnen.

Mir ist durchaus bewusst, dass ich aus meiner priviligierten Position heraus durch undurchdachte Äußerungen beispielsweise PoC nerven oder brüskieren kann.

Hier stellt sich aber gleich die fast schon philosophische Frage, ob man überhaupt "fahrlässig" rassistisch handeln kann. Ist man also man zum Beispiel immer Rassist wenn man jemand (aus echtem) Interesse heraus nach der Herkunft fragt? Oder ob Rassismus immer - juristisch ausgedrückt - zumindest bedingten Vorsatz voraussetzt, also dass man sich des Rassismus bewusst sein muss und ihn billigend in Kauf nimmt...

Nachdem ich diese Frage für mich beantwortet hatte, fühlte ich mich für das Buch gewappnet. Schließlich kam es mir ja genau darauf an, die Comfortzone zu verlassen und auch unangenehmen Tatsachen ins Auge zu schauen.

Was ich dann allerdings in den ersten 50 Seiten lesen musste hat mich wirklich wütend gemacht. Ich liste hier die meiner Meinung nach absurdesten Statements auf:

- "Rassismus ist das pauschale zuschreiben Eigenschaften aufgrund der Hautfarbe."
(Später im Buch)
"Weiße sind immer X und Y und sollten alle mehr Rückgrat haben"
Ja...merkste selber oder?

- "Weiße sind niemals Opfer von Rassismus" da sie ja schließlich historisch durch den Sklavenhandel immer in der Position waren, andere zu unterdrücken"
Ein Schlag in die Fresse aller Weißen, die aufgrund ihrer Herkunft Rassismus erfahren. Juden, Sinti und Roma, Bosniaken, Albaner,... und viele Angehörige weiterer Minderheiten würden sich bestimmt darüber freuen, dass sie gar nicht Opfer von Rassismus sein können, weil sie ja weiß sind!

- "Ausgrenzung ist rassistisch"
(Später im Buch)
Manchmal will ich mich nur mit anderen PoC-Frauen treffen, da nur die meine Probleme wirklich verstehen (Absolut nachvollziehbar, aber doch widersprüchlich).

- Kulturelle Aneignung
Hier war der Punkt erreicht, an dem ich das Buch weglegen musste. Die Autorin stellt sinngemäß die Frage, mit welchem Recht Weiße Rap, Reggae und andere Kulturgüter, die erstmals von Schwarzen "erfunden" wurden, überhaupt nutzen dürften. Ich als weißer cis-Mann (ich brech weg) darf also keine Cornrows haben, kein Rap hören und Couscous darf auch nicht mehr gegessen werden.
Entsprechend bitte ich die Autorin, sofort die Jeans auszusortieren, den Kühlschrank wegzuwerfen und niemals wieder ein Bier zu trinken.
Ernsthaft: Wer sich in einer globalisierten Welt darüber beschwert, dass Kultur zwischen Gesellschaften ausgetauscht und "praktiziert" wird, lebt in einer wahrlich rückwärtsgewandten Weltanschauung. Anstatt sich darüber zu beschweren, kann man auch mit Stolz auf die Kulturen blicken, wie sie Menschen näher zusammem bringt.

Genau diese Weltanschauung ist es auch, was ich der Autorin durch den Teil des Buches, den ich gelesen habe, ankreide.
Jede rassistische Erfahrung, die die Autorin erfahren musste, ist schrecklich und sollte allen Menschen Anlass sein, ihr Verhalten zu reflektieren.

Auf den Buchtitel bezogen jedoch, ist das Buch ein Rohrkrepierer. Anstatt ernsthafter Lösungsansätze oder Ratschläge zu bieten, versetzt sich die Autorin bereitwillig in die Opferrolle (übrigens nicht aufgrund ihrer Hautfarbe) und suhlt sich regelrecht in in ihrer Misere.
Beispiel: "Ich denke oft, ich sei nicht klug genug."
Wie will sie denn aus dieser selbst zugeschriebenen (!) Opferrolle heraus ernst genommen werden?
Das Buch ist also mehr eine Aneinanderreihung von persönlichen Erfahrungen, die selbstredend eindrücklich und schlimm sind.

Das Fazit meines (schwarzen) Kollegen zu diesem Buch:

Sowas bringt uns nicht weiter in der Debatte. Im schlimmsten Fall bringt es uns weiter auseinander.
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June 4, 2020
Ich mochte das Buch wirklich sehr gerne und es hat mir auch eine andere Sichtweise auf Dinge gegeben, die man als weiße Person nicht erlebt und wie, Alice Haster selbst sagt, gar nicht wahrnimmt. Ich finde das Buch ist ein guter Einstieg in die Thematik, die zeigen soll, wie gegenwärtig Rassismus auch heutzutage noch ist.

Dennoch habe ich nur 3 Sterne gegeben, weil ich mit einer anderen Erwartung an das Buch gegangen bin. Ich hatte es eher als eine allgemeinere Betrachtung der Dinge gesehen, die Beispiele von mehreren Personen einbezieht. Das Buch ist jedoch stark autobiografisch und schildert die Erfahrungen der Autorin. Viele Dinge, die sie anführt, haben durchaus mit dem Titel des Buches zu tun und ich bin froh, dass ich es gelesen habe und Kenntnisse über ihre Erfahrungen bekommen habe. Aber einige Dinge beschäftigen sich viel mehr mit der Persönlichkeitsbildung der Autorin an sicj, wo der Zusammenhang zu dem Titel für mich dann nicht ganz klar war.
Profile Image for Elena.
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September 10, 2020
"Diese kleinen Momente, sie wirken wie Mückenstiche. Kaum sichtbar, im Einzelnen auszuhalten, doch in schierer Summe wird der Schmerz unerträglich." - Alice Hasters, "Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten"

"Wo kommst du her?" "Darf ich mal deine Haare anfassen?" "Kannst du Sonnenbrand bekommen?"
Solche vermeintlich harmlosen Fragen bekommt die Schwarze Journalistin Alice Hasters andauernd gestellt. Wenn du dich jetzt fragst: "Hä, was ist daran schlimm? Ist doch nicht böse gemeint!" kann ich dir nur raten, dieses Buch in die Hand zu nehmen, dich auf Alice Hasters Erzählungen vom Alltagsrassismus (und was daraus resultieren kann) einzulassen und zu lernen. Dort müssen wir nämlich anfangen, bei uns selbst.

Die Autorin hat mit "Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten" ein sehr persönliches Buch verfasst. Sie erzählt von ihren eigenen Erlebnissen und Rassismuserfahrungen und das aus den verschiedensten Bereichen: von der Schule über Freundschaften, den Körper, die Liebe bis hin zur Familie. Dabei haben ihre Erfahrungen eine solche Intensität, dass ich oft betroffen war, oft mein eigenes Verhalten und das Verhalten meines persönlichen Umfelds analysiert und überdacht habe und mir nach und nach immer mehr bewusst geworden ist, dass sich etwas ändern muss und diese Veränderung bei mir beginnen muss.

Ob Blackfacing beim Karneval oder in Theatergruppen, Diskriminierung bei Dating-Apps, „positiver Rassismus“ durch rassistische Komplimente oder Texte von Rassisten im Deutschunterricht - Alice Hasters öffnet der*dem Leser*in die Augen. Sie zeigt ganz anschaulich, dass Rassismus eben nicht nur ganz rechts zu verorten ist, sondern oft viel subtiler ist. Dass wir alle im Alltag rassistisch sind und uns unserer Privilegien oft gar nicht bewusst sind.

"Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten" ist zwar nicht mein erstes Buch, das ich zum Thema Rassismus bzw. spezifisch Alltagsrassismus gelesen habe, trotzdem konnte ich unglaublich viel daraus lernen und mitnehmen. Gerade in Verbindung mit Tupoca Ogettes Buch "Exit Racism" ist es sehr zu empfehlen. Ich würde es ja am liebsten jeder*jedem in die Hand drücken.

Vor allem empfehlen kann ich auch das Hörbuch. Es wird von Alice Hasters selbst gesprochen und ist wirklich sehr gut gelungen. Das Hörbuch gibt es zum Beispiel bei Spotify (genauso wie ihr wunderbarer Podcast "Feuer und Brot"!).
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763 reviews48 followers
June 18, 2020
Dieses Buch ist so wichtig. Wir müssen endlich aufhören immer "Ja, aber..." zu sagen, sondern einfach nur zuhören. Zuhören, lernen, unser handeln reflektieren und es dann besser machen. Wir sind diejenigen, die etwas tun müssen. Und das Wichtigste ist, dass wir endlich zuhören. Es hat viel zu lange gedauert und Alice Hasters hat alles recht der Welt wütend zu sein.
Dieses Buch zeigt auf, was falsch läuft und an welchen Stellen Veränderungen bitter nötig sind. Es gibt keine Ausreden mehr, wir müssen einfach zuhören und lernen.
Profile Image for Fernwehwelten.
390 reviews242 followers
June 22, 2020
Dieses Buch öffnet Augen, schockiert, macht traurig, wütend - und das nicht nur auf die Welt, nicht auf die anderen, sondern auch auf sich selbst, weil man selbst endlich begreift, wie viel man in all der Zeit nicht gesehen hat, wie viel man lernen muss. Und es ist wirklich Zeit, mit dem Lernen zu beginnen.
Profile Image for Tini.
25 reviews1 follower
June 19, 2020

Ich muss voranstellen, dass ich wirklich glaube, dass es sich lohnt, das Buch zu lesen und wenn auch nur, weil man denkt, Rassismus in Deutschland gehöre der Geschichte an (kann man sowas ernsthaft denken?).
Das Buch gibt einen Überblick und Abriss über viele rassistische Phänomene in mehreren Lebensbereichen - in Deutschland und teilweise den USA. Es gibt sehr persönliche und intime Einblicke in das Leben der Autorin und wie Rassismus und Identifikation es geformt haben und weiterhin formen.
Ich sehe nur eine leichte Diskrepanz zwischen dem Titel des Buches und dem Inhalt - deshalb mäkel ich in der weiteren Rezension ziemlich viel rum. Das ist zu einem großen Teil Meckern auf hohem Niveau. Dem Anspruch des Titels gerecht zu werden ist eine Mammutaufgabe. Ich bin dankbar für die Einblicke, die Hasters in ihrem Buch gibt und froh, dass sie sie teilt und mehr Aufmerksamkeit auf den Rassismus in Deutschland lenkt - was dringend nötig ist.
Ich komme allerdings nicht umhin, mit anderen Dingen, die ich gelesen habe, zu vergleichen. Und meine Bewertung auch an dem Anspruch des Titels auszulenken - denn um Weißen viele der rassistischen Phänomene aus Alltag und Kultur zu erklären, reicht dieses Buch leider nicht ansatzweise aus.
Ich empfehle das Buch jeder Person, die vielleicht ein bisschen wachgeschüttelt werden muss. Aber hört nach der Lektüre nicht auf, euch weiter zu informieren! Es gibt noch viel viel mehr Bücher zu dem Thema, die es aus allen möglichen Perspektiven beleuchten und das ist genau das, was wir brauchen.

Ich habe mich mit falschen Erwartungen ans Lesen gemacht: Erstmal habe ich von dem Buch erwartet, eine Art deutsche Version aus deutscher Perspektive des wirklich wunderbaren Why I'm No Longer Talking To White People About Race zu sein. Es kam ziemlich genau zwei Jahre später raus, also etwa die Zeit, von der ich denken würde, dass es sie bräuchte, um das Buch zu schreiben und zu veröffentlichen und die Anlehnung im Titel war für mich offensichtlich.
Das war allerdings, wie sich herausstellte, die falsche Herangehensweise. Hasters schreibt in einem ganz anderen Stil, das Buch ist eher anekdotisch und schwer autobiographisch und wartet mit weniger Studien und Statistiken auf.
Das sollte auch völlig okay sein! Viele der Phänomene, die sie beschreibt, sind so persistent und hundertmal anderswo beschrieben worden, dass ihr eine Beweislast zu unterstellen einfach nur problematisch wäre - und das möchte ich auch überhaupt nicht tun.
Viele der Geschichten, die sie erzählt, hauen tief unter die Gürtellinie. Die Selbstverständlichkeit und das Selbstbewusstsein, mit der Leute ihr das N-Wort zuwerfen, meinen, über ihre Herkunft Bescheid zu wissen und ihr mit aller Selbstgerechtigkeit der Welt die Zugehörigkeit zur deutschen Gesellschaft absprechen - unbewusst und bewusst.
Vor allem der erste Teil des Buches, der sich um Alltagsrassismus dreht, hat da einiges in petto.
Das darf einen nicht kalt lassen - auch wenn man mit solchen Anekdoten schon vor Aufschlagen des Buches gerechnet hat. So etwas darf einfach nicht passieren. Punkt. Egal, wie gut sich rassistische Phänomene über unsere Geschichte erklären lassen, das darf nicht dazu beitragen, diese Geschehnisse zu relativieren und wir alle müssen jederzeit Anstrengungen unternehmen, besser zu sein.
Aber wenn man andere Bücher (wie beispielsweise Reni Eddo-Lodges WINLTTWPAR, aber auch andere) kennt, scheint sie mit vielen Themen, die sie anspricht, gerade weil das Buch eher anekdotisch erzählt, ein bisschen zu sehr an der Oberfläche zu streifen. Und damit meine ich, dass unter der Oberfläche noch viel mehr problematische Dumbfuckery lauert, die sie teilweise nicht anspricht.
Zum Beispiel deutet sie kurz die traumatische Silvesternacht 2015 in Köln an, aber nutzt es nicht, um die bescheuerte Herangehensweise innerhalb der Kölner Polizei anzusprechen.
Sie erzählt von dem oscarpreisgekrönten Green Book und teilweise dem berechtigten Backlash gegen die wirklich indiskutabel peinliche Jury-Entscheidung, aber nicht von der bodenlos dreisten und rassistischen Reaktion der Filmemacher auf den Backlash (so in etwa "Wir hatten Octavia Spencer im Team und teilweise mit uns im Schneideraum - sie hat sich nicht über das Skript beschwert").
Das wirft teilweise Fragen über ihre eigentliche Zielgruppe auf.
Vom Titel her würde man denken, all die weißen Leute, die meinen, sie wüssten schon alles über Rassismus, sie gehören ja schließlich zu den Guten. Und die sollten im Buch ordentlich ihr Fett weg kriegen.
Nach dem Lesen des Buches glaube ich allerdings, dass die Zielgruppe für das Buch eine andere ist. Weiße, die meinen, sie gehören zu den Guten, sich allerdings schon in einigen Bereichen über Rassismus hier und in den USA informiert haben und die vielen Anekdoten in dem Buch weitestgehend einordnen können und die eingeführten Begriffe dazu vorzugsweise nicht zum ersten Mal hören.
Auch problematisch finde ich den Teil über deutschen Geschichtsunterricht. Es lässt sich nicht darüber streiten, wie weiß die Perspektive des deutschen Geschichtsunterrichts - der ganzen Geschichtsschreibung ist. Deswegen zu behaupten, Nationalsozialismus und der Holocaust würde aus weißer Perspektive erschöpfend aufgearbeitet und durchgekaut? Stimmt einfach schlichtweg nicht. Die Aufarbeitung des Nationalsozialismus ist nach wie vor in vielen Aspekten unvollständig. Zunehmender Antisemitismus und dass einem der Holocaust so langsam "zum Hals raushängt" sind alles Zeichen dafür, dass aus der Geschichte gerade eben nichts gelernt wird.
Darunter leidet auch die jüdische Bevölkerung. Und wenn man das Minenfeld Nationalsozialismus schon betritt, kann man da meiner Meinung auch drauf eingehen. Das hat ja auch etwas mit Rassismus zu tun.
Das Buch ist nicht so sehr eine Geschichte des deutschen Rassismus, wie die persönliche Geschichte der Autorin. Es gibt auch Auszüge, die historische Zusammenhänge, oder kulturelle Trends aufzeigen, aber der biographische Teil überwiegt eben deutlich.
Dazu kommt auch teilweise, wie diese Biographie erzählt wird. Es gibt Passagen, wo die Autorin zu schreiben scheint "Keine Ahnung, ob das jetzt Rassismus war." Sie erklärt das natürlich auch weiter. Das Fiese am Rassismus sei ja, dass die Betroffenen eben nur ihre eigenen Erfahrungen machen - und vielleicht wären sie mit weißer Hautfarbe gleich oder zumindest ähnlich gewesen. Das ist ein wichtiger Einblick! Aber gibt es wirklich keine Zahlen, keine Statistiken, keine Daten zu der tatsächlich allgemein feststellbaren systemischen Benachteiligung der Schwarzen in Deutschland? In den USA gibt es sie zuhauf. Bestimmt wird dazu in Deutschland auch viel zu wenig geforscht - aber das könnte sie ja auch erwähnen.
Ich glaube der Autorin jedes einzelne Wort, wenn sie über systemische Benachteiligung spricht - aber nur ein paar Zahlen mehr würden das ganze Buch so viel stärker machen. Vor Allem in Betracht ihrer selbsterklärten Zielgruppe.
Ich bin mir sicher, dass sie zu diesen Themen auch noch viel mehr gelesen hat als ich. Vielleicht meint sie wirklich, viele dieser Dinge bedürfen keiner weiteren Erklärung oder Untermauerung. Aber im Fließtext sieht es nun mal leider so aus: Sie nimmt persönliche Erfahrungen und schließt von ihnen auf die Allgemeinheit. Das ist ihr Argumentationsweg, wenn man wirklich einsichtsresistent darauf schaut. Oder von einer defensiven weißen Perspektive eben. Wenn sie eine defensive weiße Perspektive von ihrer Zielgruppe ausschließt, naja. Dann hätte sie eigentlich gleich viel stärker an Reni Eddo-Lodges Titel anlehnen können. So á la Fuck off, I know it's Racism, read up on it. Fänd ich auch okay.
Profile Image for Rain.
720 reviews120 followers
November 5, 2019
Ich habe nach wie vor keine Ahnung, wie ich Bücher bewerten soll, die so persönlich sind
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551 reviews
January 14, 2021
An sich unterstützt das Buch super wichtige Werte und Aussagen. Manchmal sind einige Aussagen zwar etwas zu anklagend ausgedrückt und teilweise hebt die Autorin sich selbst und die Menschen ihrer Hautfarbe etwas empor. Was sie sagt, dass "weiße"Menschen tun, tut sie mit dieser Aussage, wenn sie sagt, dass sie als Menschen dunkler Hautfarbe etwas besonderes sind. Das stimmt so nicht.
Denn jeder - wirklich jeder - ist etwas besonderes, denn ein Mensch ist ein Individuum, das es so nie zweimal gibt. Selbst Zwillinge oder Mehrlinge sind nie komplett gleich. Und auch alle anderen Menschen sind alle etwas besonderes, weil sie alle irgendwie unterschiedlich sind. Und diese Unterschiede gilt es zu akzeptieren und anzunehmen. Egal, ob in Kultur, ethnischer Herkunft, Interessen, Talente, Geschlecht, etc. pepe.

Aber ja, an sich ist dieses Buch eine Aussage die wichtig ist, aufrüttelt und darüber sprechen lässt und ich glaube, das ist vor allem das, was die Autorin erreichen möchte.
Profile Image for paperlove.
1,298 reviews87 followers
June 19, 2020
Von diesem Buch hatte ich mir mehr erhofft. Hasters beschreibt sehr eindrücklich ihre Erfahrungen mit Rassismus, den sie erlebt hat und der bei mir vor allem Anfang viel Mitgefühl ausgelöst hat. Ich hatte mir aber erhofft, dass ich in diesem Buch etwas lernen kann - vor allem, wie man es besser oder anders machen sollte. Stattdessen erhält man nur einen mehrstündigen Monolog mit erhobenem Zeigefinger, der (uns) Weisse als Ganzes verallgemeinert und in einen Topf wirft. Hasters sagt, was wir alles falsch machen, aber leider nicht, was sie sich stattdessen wünschen würde. (Natürlich abgesehen davon, dass es Rassismus gar nicht mehr geben sollte.) Für mich ist es eine verpasste Chance, die Frage: Wenn nicht so, wie dann? zu klären.
Profile Image for Miss Bookiverse.
2,234 reviews87 followers
July 4, 2020
Fabelhaftes Buch! Bisher mein Favorit zum Thema Rassismus, weil es sich erstens mit der deutschen Perspektive beschäftigt (das finde ich als Deutsche logischerweise zugänglicher als etwas über die Probleme in den USA oder Großbritannien zu erfahren), weil es zweitens ein umfangreiches Nachschlagewerk für zahlreiche wichtige Begriffe wie tokenism, colorism oder stereotype threat (inklusive deutscher Übersetzungen) darstellt und diese in simplen Worten mit anschaulichen Beispielen erklärt. Drittens, weil Alice Hasters ihre eigenen Erfahrungen offenbart und ich es einfach spannend finde, wie es für eine Afrodeutsche ist, die Welt zu erleben und viertens, weil Alice Hasters die angenehmste Hörbuchstimme der Welt hat. Außerdem ist es irgendwie angenehm, dass ihr Ton eher hoffnungsvoll bleibt und sie nicht beschuldigt oder mahnt. Ich sage nicht, dass andere, die so vorgehen, es nicht tun sollten, aber dadurch bleibt das Buch eine neutralere Leseerfahrung, die hoffentlich trotzdem zur Reflexion anregt, sich aber auch gut als behutsame Lektüre an die etwas problematischeren Familienmitglieder verschenken lässt.
Profile Image for Steelwhisper.
Author 5 books440 followers
September 29, 2019
1.5* rounded up. One-sided. Astonishingly colourblind for such a topic. The worst of it, this book isn't helpful. I expected at least some scientific background, but this is mainly a personal opinion piece.
Profile Image for Veronika.
Author 1 book154 followers
November 26, 2021
Ein schnell zu lesendes Buch, das einem als weißer Mensch oft Bauchschmerzen macht.
Natürlich kann Alice Hasters keine einfachen Lösungen präsentieren für ein derart komplexes Problem wie Rassismus. Das ist auch nicht ihre Aufgabe. Stattdessen erzählt sie im wesentlichen ihre persönlichen Erlebnisse als Afrodeutsche in Deutschland und in Amerika.

Ich bin weiß und ich verstehe, dass viele weiße Menschen sich beim Lesen dieses Buches unwohl fühlen werden. Man will defensiv werden, auf jeder zweiten Seite rufen "Aber das würde ICH doch NIIEE...!" oder "Aber ich habe noch nie...!" Oder "Aber DAS ist doch nicht rassistisch!!"
Aber genau deswegen ist das Buch so wichtig. Ja, über Rassismus zu reden ist für uns Weiße wahnsinnig unangenehm. Wir fühlen uns selten angesprochen. Wir haben das Gefühl, "wir sind doch nicht so" und damit ist unsere Aufgabe schon erfüllt. Aber dass das ein systematisches Problem ist und wir eben doch Teil eines Systems sind und ein System mittragen, das rassistisch ist und rassistische Wurzeln hat, damit will man sich einfach nicht gerne beschäftigen. Es ist nicht bequem.
Niemand ist gerne "der Böse".
Vielleicht hat es mir beim Verständnis geholfen, dass ich zwar weiß bin, aber nicht hetero. Auch als lesbische Frau habe ich oft Erlebnisse gehabt, die mein heterosexuellen Freundinnen so noch nie gehabt haben (und wo sie, wenn ich es erzählt habe oft ein wenig ungläubig oder verlegen reagiert haben) oder beschäftige mich mit Problemen, von deren Existenz meine heterosexuellen Freundinnen nichts wissen. Und bei denen sie mich groß anschauen, wenn ich davon berichte.
Auch ich habe oft erlebt, dass Leute schnell defensiv werden bei dem Thema, so "Ich hab gar nichts gegen Schwule, aber MÜSSEN die vor mir rumknutschen?" oder "Wegen mir kann ja jeder machen, was er will, mir ist das egal" - was im Wesentlichen heißt "ich sehe keine Hautfarbe." Nämlich "ich bin von diesem Thema genervt und da ich priviligiert bin, heißt das, ich habe den Luxus, dass es mir gleichgültig ist".
Auch beim Thema Veganismus ist es mir schon oft passiert, dass ich irgendwo ganz friedlich sitze und meinen Kichererbsensalat esse und mir dann irgendjemand aus dem Nichts heraus einen Vortrag hält, dass Soja "aber auch ungesund ist!" und dass er bestimmt "nur Biofleisch esse!" und dass man ja nicht gleich "so extrem" in allem sein müsse.
Dieses defensiv-aggressive Verhalten wenn Leute sich irgendwie ertappt und unwohl fühlen und das vage Gefühl haben, jetzt vielleicht "der Böse" sein zu können, kenne ich also auch von der anderen Seite.

Ich finde, es ist ein spannendes und wichtiges Buch, sicher nicht DAS ultimative Buch zum Thema Rassismus, aber den Anspruch erhebt sie auch gar nicht. Zu Recht bemerkt Alice Hasters, dass die Erfahrungen mit diesem Thema für alle BIPOCs eben sehr vielfältig und unterschiedlich sind und dass man sich mit den Facetten beschäftigen muss, um Rassismus wirklich zu verstehen.
Das Buch war auf jeden Fall ein wichtiger Anfang für mich. Alice Hasters klingt nach einem sehr nachdenklichen, intelligenten Menschen, den ich gerne mal kennen lernen würde, da sie bestimmt eine spannende Gesprächspartnerin ist.
Also kurz, ich kanns empfehlen - wer jetzt aber eher einen geschichtlichen Überblick über das Thema Rassismus sucht, für den ist das nicht das richtige Buch. Es ist wirklich eher anekdotisch und biographisch. Aber vielleicht fühlt man sich doch sehr ertappt bei vielen kleinen Mikroaggressionen oder bei irgendwelchen Denkmustern.
Ging mir zumindest so und war deswegen wirklich ein guter Augenöffner.
Profile Image for Wolfgang Nitzsche.
30 reviews1 follower
June 27, 2020
Nun, gut das die Testmöglichkeit bei Kindle doch einige Seiten zur Verfügung stellt: Das Buch erinnert mich sehr an Jugendliche die alles einfach nur "Scheiße" finden. Sicher hat das alles auch seine berechtigten Gründe, aber es macht die Kommunikation über die Sache doch recht mühsam. Wer geduldig ist, fragt nach, was denn nun gemeint ist. Nun Alice Hasters sagt fast alles ist Rassismus, so einfach kann man es sich machen, aber es macht es allen anderen schwer im konkreten Fall die eigentliche Aussage zu verstehen. Alice Hasters ist sich dessen bewußt, dass sie den Rassismus Begriff deutlich über den normalen Rahmen ausdehnt, sie meint dies ist notwendig - ich meine dadurch werden neue Mauern aufgebaut, weil es schwer ist gegen so einem alles ist .... anzukommen. Trotzdem kann man sich das durchlesen und es hilft Empfindlichkeiten zu verstehen, die man auch als wohlwollende Person so nicht erwartet, weil man zuwenig Berührungspunkte damit hat. Ich befürchte die Personen die Alice Hasters mit ihrem Buch erreichen will, wird sie eher verschrecken - alle anderen Leser sind vermutlich ohnehin schon mehr als wohlwollend und gutmütig. Also für mich ist das erste Kapitel schon anstrengend zu lesen .... Man muss nicht alles gleich als Rassismus abgrenzen, sondern tut besser daran den konkreten Missstand zu benennen. Man kann einfach sagen "das ist geschmacklos, es erinnert mich an rassistische Hintergründe", "das ist gedankenlos", "das zeigt Unwissenheit" oder auch mal "das ist schlicht menschenverachtend"...

Es geht also nicht um das Thema, sondern die Art und Weise der Darstellung.
Es gibt sicherlich auch viele gute Gründe ein Buch zu schreiben "Was Schüler, Angestellte nicht über Unpünktlichkeit hören wollen: aber wissen sollten". Auch Unpunktlichkeit kann ein wichtiges Thema sein, wenn vielleicht auch über Pünktlichkeit zu schreiben sinnvoller ist.
Eine weiße Fläche die einen schwarzen Fleck hat, ist auch schwarz, zweifelsohne - besonders, wenn ich mit der Lupe danach schaue - von einem Meter Abstand ist die fläche für mich dann doch weiß.

Und statt über endlos viele kleine rassistische Verfehlungen, herausgepickt aus dem ganzen menschlichen tagtäglichen Geschehen zu schreiben, kann man auch über Menschlichkeit, Charakterstärke, Ethik schreiben. Man muss in einer Ehe auch nicht über die vielen kleinen Fehler des Partners ein Buch schreiben, wenn man über die Liebe, Zuneigung, Stärke, Weisheit jeweils ganze Buchserien schreiben kann.
Man kann auch mal über kleine Fehler hinwegsehen, insbesondere wenn man schon erkannt hat, dass der andere es keineswegs böse meint.

Aber vielleicht finde ich irgendwann nichts interessanteres mehr zu lesen, derzeit gibt es noch so viele andere Sachen zu lesen, zu lernen... momentan lese ich halt lieber andere Bücher...aber irgendwann vielleicht doch noch dieses Buch.
Sicher mache ich auch mal einen Fehler und frage eine Person woher sie kommt. Das sie zufällig eine dunkle Hautfarbe hat und mir die Frage als Rassismus auslegt, OK das habe ich jetzt gelernt, solche Fragen darf man einfach nicht stellen - das gehört sich nicht. Damit muss ich dann leben und ich frage doch lieber nur noch, wie sich das Wetter sich wohl entwickeln wird, oder sage wie schön grün die Wiese meiner Meinung nach ist.... oder ist das auch verkehrt?

Nun, jetzt ergänze ich doch letztmalig meinen Text zu dem Buch:
Es gibt hier sehr engagierte Leser, die mit viel Herz und Emotionen Bücher und Kommentare anderer Leser lesen.... Manchmal habe ich das Gefühl es wird im Eifer der Gefechts vergessen:
Unsere Meinung zu einem Buch sagt nichts über das Buch aus, sondern nur über uns selbst. Jede Meinung sagt nur etwas über den Meinenden aus. Wenn ich sage "Ich mag den Apfel nicht", kann d der Apfel trotzdem vorzüglich sein, süß, fruchtig,.... Manchmal hat man halt trotzdem seine Vorlieben, jemand mag Vanilleeis, ein Anderer Schokoeis...
Eine Meinung sagt wirklich nichts über das Objekt aus, aber manchmal eine ganze Menge über denjenigen der die Meinung äußert. Auch wie die Meinung kund getan wird, sagt sehr viel über den Meinenden aus.
Bei vielen, vielen Meinungsäußerungen bei Facebook, Goodreads, ... erschrecke ich manchmal und frage mich ab und an beim Lesen eines Kommentars "warum tut derjenige sich das bloß an und stellt sich selbst so bloß?" Manchmal erinnert mich das an Szenen, bei dehnen Betrunkene lauthals schreihen wie böse und schlecht doch alle wären.... (Auch da sind ja die Anderen nicht alle Böse und schlecht)....
Profile Image for Rebecca.
716 reviews48 followers
April 18, 2021
Viel zu spät habe ich nun endlich "Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen" von Alice Hasters gelesen.

In ihrem Buch beschreibt die Autorin anhand unterschiedlicher Teilbereiche, welche Erfahrungen Schwarze Menschen in weißen Ländern wie Deutschland machen müssen. Sie zeigt auf, wie viele - meist sogar freundlich gesinnte - Menschen ihr im Laufe ihres Lebens rassisitisch gegenübertraten. Haut, Haare, Po: nichts bleibt unkommentiert, wenn man eine Schwarze Frau in einem weißen Land ist. Irgendwie denken viele Weiße offenbar, sobald jemand nicht weiß ist, wären solche Anmerkungen in Ordnung und nicht, wie es eigentlich allen bewusst sein sollte, maximal übergriffig.

Klar und geduldig erklärt Alice Hasters, welche Situationen immer wieder geschehen - und wie sie diese wahrnimmt. Ich gebe zu, dass für mich nicht allzu viel Neues dabei war. Nach Jahren auf Twitter, wo ich bewusst versuche, vielen PoC zu folgen, kam mir das meiste schon bekannt vor. Trotzdem möchte ich darauf aufmerksam machen, wie viele Schwarze auf Internetplattformen kostenlose Bildungsarbeit leiste, von der eben auch ich seit Langem profitiere. Und in den letzten beiden Kapiteln gab es dann doch noch einiges, das mir so nicht bewusst war.

Aber egal, was ich schon wusste oder kannte: Dieses Buch hier erklärt alles so gut, dass ich es auch guten Gewissens meiner Oma in die Hand drücken würde - oder eben jenen Menschen, die es "eigentlich nicht böse meinen" und dann doch instinktiv irgendwas Rassistisches tun oder sagen. Hasters hat in ihrem Buch einfach einen guten Ton gefunden, das ausführlich und für Nichtbetroffene verständlich zu erklären.

Alles in allem ein Werk mith hohem Mehrwert für den deutschen Buchmarkt.
4,5⭐️
Profile Image for Dean_o.
238 reviews70 followers
June 15, 2020
Ich möchte dieses Buch am liebsten jedem Menschen, den ich im vorbeigehen treffe, unter die Nase halten und sagen "DA. LIES. Es wird dir gut tun!"

Und mit "gut tun" ist in diesem Sinne natürlich nicht gemeint, dass man sich während oder nach dem Lesen geborgen und wohl fühlt. Das Gegenteil ist oft der Fall. Doch genau das ist gut so. Richtig so.

Alice Hasters erzählt von ihren eigenen Erfahrungen mit Rassismus. Dabei lässt sie immer wieder geschichtliches Wissen und wissenschaftliche Fakten einfließen, die einem die Schwere dieses Themas verdeutlichen.

Ich habe beim Lesen dieses Buches eine Menge gelernt. Über Rassismus. Über Schwarze Menschen. Vorallem aber über mich selbst und wie viele diskriminierende und rassistische Gedanken auch ich mit mir herumtrage.

Ich kann allen nur empfehlen dieses Buch als Audio zu hören (auf Spotify ungekürzt verfügbar), denn Alice Haster dabei zuzuhören ihre eigene Geschichte zu erzählen, macht es nochmal ein ganzes Stück eindrucksvoller.

Unbedingte Empfehlung für jeden deutschsprachigen Menschen jeglichen Alters!
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