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After God

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In his Critique of Cynical Reason , Peter Sloterdijk pursued an enlightenment of the Enlightenment in both its beginnings and the present. After God is dedicated to the theological enlightenment of theology. It ranges from the period when gods reigned, through the rule of the world-creator god to reveries about the godlike power of artificial intelligence. The path of this self-enlightening theology, which is carried out here by a non-theologian, must begin well before Nietzsche’s declaration of the death of God, and it must move beyond this dictum to explore the present and the future.

Since the early 20th century we have seen how the metaphysical twilight of the gods, which has preoccupied philosophers and theologians, has been accompanied by an earthly twilight of the souls.  The emergence of psychoanalysis, and more recently the development of the neuro-cognitive sciences, have secularized the old Indo-European concept of the soul and transferred many accomplishments of the human mind to computerized machines.  What remains of the eternal light of the soul after the artificial lights have been turned on?  Have the inventors of AI thrust themselves into the position vacated by the death of god?  Perhaps the distinction between God and idols will soon re-emerge here for the citizens of modernity, only this time in a technological and political register. For them, theological enlightenment – which is completely different from an instinctive rejection of religion – will be a fateful task.

This new work by one of the most original thinkers today will appeal to students and scholars across the humanities and social sciences, as well as anyone interested in religion, philosophy and critical theory today.

280 pages, Hardcover

Published June 8, 2020

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About the author

Peter Sloterdijk

130 books588 followers
Peter Sloterdijk is a German philosopher, cultural theorist, television host and columnist. He is a professor of philosophy and media theory at the University of Art and Design Karlsruhe.

Peter Sloterdijk studied philosophy, Germanistics and history at the University of Munich. In 1975 he received his Ph.D. from the University of Hamburg. Since 1980 he has published many philosophical works, including the Critique of Cynical Reason. In 2001 he was named president of the State Academy of Design, part of the Center for Art and Media in Karlsruhe. In 2002 he began to co-host Das Philosophische Quartett, a show on the German ZDF television channel devoted to discussing key issues affecting present-day society.

The Kritik der Zynischen Vernunft (Critique of Cynical Reason), published by Suhrkamp in 1983, became the best-selling philosophical book in the German language since the Second World War and launched Sloterdijk's career as an author.

The trilogy Spheres is the philosopher's magnum opus. The first volume was published in 1998, the second in 1999, and the last in 2004.

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Displaying 1 - 8 of 8 reviews
Profile Image for trovateOrtensia .
240 reviews269 followers
May 20, 2019
Sto leggendo la traduzione italiana.
Primo approccio a Sloterdijk. Seguiranno considerazioni.
Profile Image for Georg Sagittarius.
435 reviews5 followers
July 3, 2025
Kurzmeinung: BLIND+blasphemisch, v.a. Kap.5! WAHRHEIT: GOTT an Jakob Lorber/Böhme Bertha Dudde M Seltmann L Engel: 3.Wk+DEEP IMPACT mE2026-01 j-lorber.de
Hochmut kommt vor dem Fall! Strotzt vor Inkompetenz & Überheblichkeit! Überaus unGEISTige & blasphemische Ergüße des AntiCHRISTen & Schein-philo-SOPHen Peter Sloterdijk, v.a. über Anthropologie, Gnosis, den Unbewegten (Ersten) Beweger (Aristoteles, Thomas von Aquin) = JHWH = YHWH & SEINE auf EWIG fixierten GEDANKEN (= UNIVERSUM!) einschließlich der ersten & einzigen Einfleischung (Inkarnation) SEINES SOHNES (Kosmischer Christus = alle EMANATIONEN des VATERS!) als GOTT-mit-uns (E-MANU-EL), hier im jüdisch-konservativen Stil wie üblich herabwürdigend & blasphemisch-demagogisch bezeichnet als "Je(ho)schu(h)a ben Josef" (richtig: Je-Ho-Sch-U-Ha = JHSWH =YHSWH)! SEINE 2. große Seelenrettung wird durch DEEP IMPACT ("Feind aus den Lüften" Jakob Lorber!) den 3. Wk beenden, m.E. 2026-04, SEINE 3. den WEIZEN 7J. später am ENDE entrücken: Bertha Dudde, Gerd Gutemann, j-lorber.de! Unakademisch & Defizite: Fuß-/Endnoten 0/20 S., keine Register, kein Literaturverzeichnis!

Prolog: a1) Kap. 5: "Christ was a bastard and his mother dishonest. Christopher Marlowe"...Jeschua ben Josef [JESUS (CHRISTUS) = in sich selbst inkarnierter GOTT!] berief. Ob dieser Mann ein Rom-feindlicher Widerstandskämpfer gewesen war oder sich mit der Verkündigung einer spirituellen Umwälzung begnügte, den Status eines Unruhestifters hatte er zweifellos erlangt....

"Da bei der Abfassung der ältesten Urkunden über Existenz und Lehre des besagten Christós, in den Paulus-Briefen, in den Evangelien des Neuen Testaments und in der Apostelgeschichte, bereits ein Interesse an heiliger Täuschung und frommer Stilisierung die Feder führte, wird es für alle Zeit unmöglich sein, sich vom »Original« der jesuanischen Erscheinung ein realistisches Bild zu machen" Kap. 5; Falsch: siehe v.a. GOTTES OFFENBARUNGEN, HILFEN, AUTOBIOGRAPHIEN (JESUS CHRISTUS)... an Jakob Lorber, Max Seltmann, Leopold Engel, Anna-Katharina Emmerich (Emmerick), Gottfried Mayerhofer: j-lorber.de! Gerd Gutemann (Dritter Weltkrieg!), Walter Lutz, M Kahir (Viktor Mohr), Franz Deml, Edith Mikeleitis, Michael Nolten!] ...

Durch die mythopoietische Arbeit gläubiger und glauben wollender Generationen von Golgatha bis Nizäa lassen sich die Spuren der Herkunftsanomalie verfolgen – von dem ominösen Engelsgruß, der eine alternative Methode der Empfängnis indiziert, über die spöttische Frage von Zeitgenossen: »Was kann aus Nazareth schon Gutes kommen?« (Johannes 1,46) bis zu den mysterientheologisch aufgeladenen Sätzen des Symbolum: et ex patre natum ante omnia saecula – geboren aus dem Vater [VATER = "Unbewegter (Erster) Beweger"] vor aller Zeit. Ja, man darf behaupten, das frühe Christentum insgesamt, vom jesuanischen Zentrum bis an die philosophisch-dogmatische Peripherie, stelle eine einzige Arbeit am Ärgernis der genealogischen Anomalie dar, welche der Schlüsselgestalt anhaftete – beginnend mit der Umwandlung von realer Vaterlosigkeit in ein von imaginärer Vaternähe stimuliertes Sendungsbewußtsein und kulminierend in den logischen und ontologischen Kühnheiten der Trinitätstheologie von den kappadozischen Vätern über Augustinus und Thomas bis zu Hegel und Barth. Durch sie wurde die Idee der fugenlosen Abstammung aus Gott zu einem rätselhaften Dreipersonen-Haushalt sublimiert.[3: Vgl. Gisbert Greshake, Der dreieine Gott. Eine trinitarische Theologie. Freiburg i. Br. 1997. lovelybooks]

1) Fazit

2) Hilfreiches

3) Videos
Gottesläasterung: https://youtu.be/rUTG7yJui1g "Peter Sloterdijk: Wie man mit Göttern spricht" zu seinem antiCHRISTlichem Buch „Den Himmel zum Sprechen bringen: Elemente der Theoposie“

4) Rezensionen

5) Zitate aus dem Rezensionsbuch
a) Kap5 "5 Der Bastard Gottes: Die Jesus-Zäsur
Christ was a bastard and his mother dishonest. Christopher Marlowe
Der folgenreichste Angriff auf die patriarchalische Ordnung der Dinge ging nicht von der sophistisch-theatralischen Aufklärung der griechischen Städte im 5. und 4. vorchristlichen Jahrhundert aus, sondern von einer anfangs kaum bemerkten, in Jerusalem und Damaskus aktiven jüdischen Sekte, die sich auf einen von den Römern – höchstwahrscheinlich im Jahr 30 unserer Zeitrechnung – hingerichteten Wunderheiler und Reich-Gottes-Verkünder namens Jeschua ben Josef berief. Ob dieser Mann ein Rom-feindlicher Widerstandskämpfer gewesen war oder sich mit der Verkündigung einer spirituellen Umwälzung begnügte, den Status eines Unruhestifters hatte er zweifellos erlangt. Dem exzeptionellen Prediger wurde nach seiner Auslöschung der jüdische Messias-Titel beigelegt, aus dessen Hellenisierung die Bezeichnung Christós, der Gesalbte, entstand.

Auf sie gründete sich der Name der Religionsbewegung, die bis heute – bei ca. 2,2 Milliarden nominellen »Gläubigen« aller Denominationen – etwas mehr als ein Viertel der aktuellen Population der Erde spirituell beeinflußt. Da bei der Abfassung der ältesten Urkunden über Existenz und Lehre des besagten Christós, in den Paulus-Briefen, in den Evangelien des Neuen Testaments und in der Apostelgeschichte, bereits ein Interesse an heiliger Täuschung und frommer Stilisierung die Feder führte, wird es für alle Zeit unmöglich sein, sich vom »Original« der jesuanischen Erscheinung ein realistisches Bild zu machen – ungeachtet der Tatsache, daß der Fachbereich der »Neutestamentler« bis heute seine Daseinsberechtigung auf die Überwindung des philologisch Unmöglichen gründen möchte, um von den Wanderungen des Theologen-Papsts Benedikt durch das Reich des reinen Ungefähr in drei Bänden nicht zu reden.[1]

Angesichts der Tatsache, daß die Nachwelt kein authentisches Bild von Herkunft, Aussehen, Dasein und Wirken des Christós besitzt und nie besitzen wird, sondern nur Übermalungen einer alten Schicht von »Daten« und Übermalungen von Übermalungen, besteht der einzige Weg zur Rekonstruktion des Primärmaterials im vorsichtigen Aufweis jener wenigen Stellen in den kanonischen Dokumenten, an denen durch die erbaulich tendenziösen Deckbilder etwas vom Pigment des anfänglichen Stoffs hindurchscheint.[2]

Unter diese sind in erster Linie die Hinweise der Evangelisten auf die ungeklärten [falsch! siehe Jakob Lorber!] familiären Herkunftsverhältnisse des Kindes Jeschua zu rechnen. Die genealogischen Unregelmäßigkeiten, die seine Erscheinung begleiteten, waren offensichtlich schon zu seinen Lebzeiten landesweit im Modus des Gerüchts bekanntgeworden, seit er durch Wunderheilungen und Skandalpredigten von sich reden machte. Jahrzehnte später bildeten sie ein derart feststehendes Element in der Imago des Christós, daß sie in die ungezügelten Mythen-Erfindungen einbezogen werden mußten, die nach dem Tod des Mannes die Erinnerungen an ihn überwucherten – in den Binnengesprächen der ersten Gemeinden nicht anders als in späteren schriftlichen Niederschlägen und missionarischen Ausmalungen...

Zu den authentischen Pigmenten im Jesus-Bild der Evangelien rechnen aller Wahrscheinlichkeit nach all jene Passagen, in denen sich der antifamiliale Affekt verrät, den der Prediger Jesus seit dem Beginn seines öffentlichen Auftretens an den Tag legte – von dem verheerenden Ausspruch: »Weib, was habe ich mit dir zu schaffen« (Johannes 2,4), mit dem er seine Mutter bei der Hochzeit zu Kana abfertigte, bis hin zu dem Stillschweigen, das der Prophet zeitlebens in bezug auf seinen leiblichen Vater [falsch!] wahrte, ein Schweigen, bei dem das verbrauchte Prädikat »vielsagend« ausnahmsweise am Platz ist.

Ein Mann namens Joseph, der im Dunkel einer jüdischen Nacht den Heilsbringer gezeugt haben soll, kann in der jesuanischen
Selbstpräsentierung unmöglich vorkommen – obschon die spätere christliche Imagination über fast zwei Jahrtausende hinweg nichts
unversucht ließ, diese Auslassung mit Bildern vom Leben der Heiligen Familie zu füllen.[4] In die Anfangslücke schreiben die synoptischen
Evangelisten ein dreiviertel Jahrhundert später phantastische Ergänzungen – am skrupellosesten Matthäus, der zu wissen vorgibt, dem Joseph sei im Traum der Engel des Herrn erschienen, um ihm die heikle Lage zu erklären: Seine Frau Maria sei schwanger, er möge sich darüber aber keine Gedanken machen: »… denn was in ihr geboren ist, das ist von dem heiligen Geist« (Matthäus 1,20) – woraufhin Joseph sich zum ersten Gläubigen wandelt, indem er demonstriert, wie man keine weiteren Fragen stellt.

Hingegen sprechen verstreute Indizien dafür, daß Jesus – als ein widerstrebender Muttersohn heranwachsend und einem jüdischen Parsifal gleich den eigenen Fragen an das Dasein nachhängend – sich von relativ frühen Jahren an einer idiosynkratischen Form von Patro-Poesie hingegeben hatte. Es scheint dies schlaglichtartig auf in der bizarren Szene, in welcher er als Zwölfjähriger den Jerusalemer Tempel gegenüber den besorgt umherirrenden Eltern als sein »Vaterhaus« bezeichnet haben soll. Auch diese Geschichte birgt vermutlich einen anekdotischen Nukleus, der trotz der unverkennbaren erbaulichen Überzeichnung eine reale Erinnerungsspur enthält. Dies würde bedeuten, daß der junge Jesus bei seiner leiblichen Mutter und ihrem späteren Lebensgefährten, dem ominösen »Zimmermann«, der eigentlich ein Baustellenarbeiter (tekton) war, eher wie ein Pflegekind gelebt hätte, das keinen Grund sah, warum es sich auf die kaum vorzeigbaren Eltern näher einlassen sollte. In dieser Zeit hätte er sich selbst einen adäquaten Vater erdichtet, einen repräsentativen,
obschon unsichtbaren Vater, der den Vorzug aufwies, über jede üble Nachrede erhaben zu sein. Gleichsam als Zugabe zu dem glänzenden
jenseitigen Erzeuger hätte er später für sich ein Verwandtschaftssystem aus gleichträumenden Brüdern und Schwestern ins Leben gerufen, die ihm bei seinem Bemühen assistierten, den Verlegenheiten seiner realen Herkunftsdunkelheit ein für alle Mal ein Ende zu bereiten.

Die theopoietische Synthese des jungen Jesus wäre lebensgeschichtlich ebenso plausibel wie ideendynamisch kohärent gewesen. Wo der reale Vater in unklaren Konturen verschwimmt oder völlig fehlt, kann im Sohn ein Prozeß in Gang kommen, der die unbesetzte Position im psychischen Raum mit den Gebilden der eigenen patro-poietischen Energie ausfüllt. Für Jesus mag bereits gelten, was Pierre Legendre von der Elternfunktion des klassischen alteuropäischen Staats behauptet hat: Er war kraft eigenmächtiger Aufnahme der heiligen Bücher ein »Kind des Textes«[5] geworden. Man könnte sagen: Er entwarf für sich ein Leben als autodidaktischer Sohn.
Zahlreiche Kommentatoren, die Philologen wie die Frommen,[6] haben sich mit dem in den Evangelien überlieferten Detail aufgehalten,
wonach Jesus den »Vater im Himmel« mit dem aramäischen Kinderwort abba angesprochen haben soll, insbesondere in dem Gebet von
Gethsemane, wie es in Markus 14,36 geschildert wird – um in der Regel hieraus zu folgern, der junge Prophet habe sich in einem »Nahverhältnis« zu Gott geglaubt. Da man einen idiosynkratischen Zug dieser Art schwerlich erfindet, ist es plausibel, auch hier eine Spur authentischer Beobachtung gelten zu lassen. Der Infantilismus der Gottesanrede würde dafür zeugen, daß Jesus den Eintritt in die vom jüdischen Gotteskonzept untrennbare Majestätssphäre weitgehend gemieden hätte, um sich statt dessen in eine quasi benjaminische oder josephische Intim-Position gegenüber dem Vater im Himmel zu versetzen. Dank dieses Manövers wäre er in die Lage des bevorzugten Jüngsten geraten, ja, in die des einzigen Sohns, der von der väterlichen Güte, die einer Schwäche gleichkam, im Übermaß profitieren durfte. Die hoheitlichen und furchterregenden Attribute des Höchsten blieben wohl im inneren Dialog des exzentrischen Sohns mit dem Vater ausgeblendet; sie traten erst später in den apokalyptischen Drohreden des Propheten in Erscheinung, nun aber unter den Zügen einer nach außen gekehrten, alle Bestände der Welt erschütternden Gewaltsamkeit.

b) Kap. 2.3 "Solches Zuvorkommen heißt im Sprachraum der okzidentalen Ökumene
»Christus«. Seine Liebe wäre das Unverdiente, das durch noch so große
Bemühung nicht zu erzwingen ist.
Der protestantische Reduktionismus begnügt sich damit, die Sache mit
Gott zu einer exzentrischen Liebesgeschichte zu vereinfachen – dem
augustinischen Schema von der Revolte im Himmel folgend. Das Resümee
klingt lapidar: Ei57nes Tages haben die Menschen aufgehört, Gott über
alles zu stellen, weil sie, das Beispiel des Engels Satan nachahmend, sich
selbst zum Objekt ihrer Vorliebe wählten. Auf diese Weise verdrehten sie
den ordo amoris auf eine für sie selbst irreparable Weise. Hingegen liebt
Gott die Menschen weiterhin, wenn auch nicht, ohne Bedingungen zu
stellen. Kehren sie hinreichend reuevoll zurück, sollen sie willkommen
sein; bleiben sie, wie sie sind, ist ihre Verdammnis unumkehrbar.
Wer sich dieses Drehbuch für die Auslegung seines In-der-Welt-Seins zu
eigen macht, muß sich auf Komplikationen einstellen. Der junge Luther las
sich in das Szenario unter dem Druck seiner vor-religiösen existentiellen
Verstimmung ein. Er konnte nicht ahnen, daß in Hochkulturen durchwegs
das Schema der gestörten Liebesgeschichte elaboriert wird. Ihm gemäß
müssen die Liebenden, ursprünglich zusammengehörig, sich aus einem
unbegreiflichen Grund entfremden und verfehlen. Der junge Luther
brachte offensichtlich ein hohes zur Entfremdung und Verfehlung
geeignetes Potential ins Spiel. In moderner Terminologie würde man sein
Ausgangsmaterial eine schwere Neurose nennen. Historisch entscheidend
wurde, daß Luthers Verstörung zur religiösen Recodierung geeignet war
und mehr noch zur religionspolitischen Übersetzung.
Man sollte es nicht als einen Zufall betrachten, wenn das erste
Hervortreten Luthers mit der Handhabung der Frage zu tun hatte, wie mit
den Tatsachen der Schuld, der Buße, der Verzweiflung und der Vergebung
umzugehen sei. Die Ablaß-Thesen vom Oktober 1517 bedeuten summa
summarum nichts anderes als eifernde, aus historischer Distanz betrachtet,
haarspalterische Einlassungen zu Fragen der äußerlichen und innerlichen
Buß-Verwaltung.
In drei seiner Thesen verläßt Luther allerdings den Dunstkreis der
Spitzfindigkeit. Sie betreffen die akute Verzweif58lung des Menschen an
sich selbst, eine Verzweiflung, die es ihm nicht gestattet, zwei Positionen
zugleich einzunehmen. Einige der Thesen lassen sich wie eine
vorweggenommene Antwort auf Plessners Theorem von der exzentrischen
Positionalität des Menschen lesen: Auf einen Punkt zusammengedrängt,
fühlt sich der Einzelne, wenn er hört, daß Dasein und Buße-Tun dasselbe
werden sollen, dem Jesus-Wort poenitentiam agite etc (sic) gemäß.[22] Aus
disputationstechnischer Sicht hatte Luther schon mit seiner ersten These
gesiegt. In Form des Herrenworts (nach Matthäus 4,17) erinnert sie an den
Preis für das Entgegenkommen Gottes. Tritt der Höchste auf dich zu, ist
alles übrige Beiwerk.
Im Hinweis auf die unvertretbare, unkäufliche, unmanipulierbare Buße
ist das ganze Programm der Reformation enthalten. Ab sofort besitzt
Luther das Vorrecht, seiner Rechtgläubigkeit gewiß zu sein. Der Rest sind
Formalien. Fast mühelos läßt sich die Indulgentien-Industrie der Papst-
Kirche als suspekte Fabrikation demontieren, ersonnen von Heuchlern
zum Gebrauch von Heuchlern.
Stärker noch wird »der Mensch« auf einen einzigen Punkt reduziert,
wenn er erlebt, wie der horror des Sterbens den horror des Fegefeuers
vorwegnimmt. Im Schrecken der letzten Stunde greifen die Flammen des
Jenseits aufs Diesseits über. Hier nimmt Luther indirekt das Motiv auf,
wonach Menschen weise werden, wenn es zu spät ist. Die 15. These läßt
am Ernst der Lage keinen Zweifel: Hic timor et horror satis est se solo …
facere penam purgatorii, cum 59sit proximus desperationis horrori. »Diese
Furcht und dieses Grauen reicht aus, von sich her die Purgatoriums-Strafe
wachzurufen, da es dem Grauen der Verzweiflung äußerst nahe kommt.«
Ob Luther, als er dies niederschrieb, schon am Bett von Sterbenden
gestanden hatte, läßt sich nicht mit Gewißheit sagen. Sicher ist, daß er an
dieser Stelle von sich selber redet. Sein Bestreben, im Abgründigen festen
Halt zu gewinnen, kulminiert in der 16. These, mit der er das Buße-
Problem auf die Spitze treibt:
»Hölle, Purgatorium und Himmel scheinen sich voneinander zu
unterscheiden wie Verzweiflung, halbe Verzweiflung und Sicherheit.«
Videntur infernus, purgatorium, celum differe sicut desperatio, prope
desperatio, securitas differunt.
Mit der Differenzierung zwischen unterschiedlichen Verzweiflungsgraden
ist die Reduktion am Ziel. Das scheinbar harmlose prope (nahe, beinahe, in
der Nähe) erweist sich als Kardinalpunkt der radikalisierten
Glaubensauslegung. Weil die irdische Beinahe-Verzweiflung sich von
höllenhafter Ganz-Verzweiflung unterscheidet, obschon auf den ersten
Blick nur geringfügig, hält sie einen Rest an Hoffnung auf spätere
Sicherheit offen. Wo solche Hoffnung lebt, bewegt sich der Mensch in der
mittleren Zone. Was man Glauben nennt, ist der Vollzug der
Schwankungen zwischen den Extremen. Hierfür hält die Seelsorge den
Terminus »Anfechtung« bereit. In dem unscheinbaren Wort »beinahe«
verbirgt sich die Heilschance »des Menschen«. Wer nur fast verzweifelt,
kann sich ebensogut vornehmen, zuversichtlich zu sein.
20 reviews
December 29, 2017
Ein Buch, das nicht weiss was es ist.

Wenn Peter Sloterdijk immer das selbe meinte, wäre es sicherlich acceptabel es wie hier, die Artikelsammlung, die es ist, und kein richtiges Werk, in nicht-kronologischer weisse zu Publizieren.
Das ist leider nicht der Fall, denn der Autor is auch bloß ein Mensch, der nicht langsam genug seine meinungen ändert, und da die Meinungsverschiedenheiten binnen den dargestellten Artikeln über die Jahre hinweg sich auf mehr oder weniger Weisse in unsere Lichtung zeigen und hin und her wedeln, ist es als Studienobjekt - oft leider für erstjährige Argumentationsteori im Philosophiestudium - mehr bedeutungsvoll als ein Gesamtwerk. Peter Sloterdijk: schreibe bitte ein ganzes Buch zum Thema, und lasse die Redakteure nicht bloß erneut eine menge Artikeln mit ungefähr die selbe Überschrift sammeln, um ein zu schnelles Buch auszugeben zu können. Mit deinem Plädoyer für das Verständnis für die Langsamkeit, sollte das wohl möglich sein. Bitte.
Profile Image for Benji.
349 reviews75 followers
September 14, 2020
What the Americanization of religiousness ultimately means: whoever finds no sparkling source of energy among her inner possessions should by no means give up; she must carry on searching within herself, until she touches the deep forces. This is precisely what Americanism is in religious matters: a union between prospecting mentality and devotion to success. Whoever seeks will find.

Wherever the modern train to life showed an advantage for religious hypotheses, there was also a pragmatic motive in play, namely to give access to transcendent sources of energy within us. One understands quite well why there are retail stores on both sides of the Atlantic that carry on one shelf the entire gamut of publications on eastern and western religious studies and esotericism and, on the other, the entire gamut of vitamins in pill bottles. The same dietary pragmatism is at work in both offerings. Whether religions or vitamins, both serve the same metaconviction that every individual should figure out what convictions and what micronutrients work best for her and should ingest them on a regular basis. It is the modern and postmodern individual's duty to herself to operate her life motor with the optimal mixture of fuel that is unmistakably her own. Assertions plus vitamins: this is vita vitalis, 'the lively life' - the healing at hand in the pragmatic pharmacy.

WHATEVER BEARS FRUIT IN LIFE IS TRUE

THE HEART LIVES IN CHANCES
Profile Image for Volbet .
406 reviews24 followers
March 4, 2023
If Friedrich Nietzsche was the doctor that declared God dead, Peter Sloterdijk is both the coroner establishing the cause of death , as well as the journalist proclaiming what God's death teaches us.

After God is not so much a comprehensive book, but reads much more like a collection of essays on loosely connected topics. Something that isn't really helped with the addition of a revised chapter from Sloterdijk's earlier book, Bubbles: Spheres I. Even if the revision is a rather enlightening one, the feeling of After God not being entirely thought through is hard to shake.

But the ultimate point here is to examine what role theo-metaphysics have in the modern world, and especially in the US, since the God-shaped hole in the human soul is decreasing rapidly in size. What role does God have, when His job has been taken over by worldly, material or otherwise non-theological alternatives?
1,639 reviews19 followers
February 25, 2021
Sloterdijk’s typical spiel since Spheres- and a somewhat depressed version at that- but ultimately building towards a criticism of the nationalism of American Christianity- as if William James understood what the medieval writers and thinkers did- that religion works best not as an ultimate truth, but a truth that works for your means (though not reducible to your means). Interesting interlude on Jesus thinking he was special because he classified himself as fatherless in the worldly sense but did have a worldly father. Is that a nicer way of putting the one chapter? Not nearly as many AI analogies as I had anticipated.
June 14, 2021
Useless, jumping from issue to issue without any clarity in its argumentation. 40 pages are enough to get you at the end of your tether. Incomplete thoughts that lead nowhere, assumptions about "what Luther would have thought", that have no meaning whatsoever. For a good philosophy book look elsewhere.
Profile Image for Lucas.
66 reviews
December 28, 2020
Seleção de textos que envolvem temas diversos atrelados à religião, há diálogos com diversos autores como Nietzsche e James, Lutero e Heidegger, Agostinho e Kant. O que é a religião na Modernidade? Qual o lugar da alma? Qual a dimensão do mundo no qual Deus se fez desnecessário? Essas são questões que Sloterdijk perpassa de forma eloquente e fluida. Pra quem gosta do autor, imperdível! Pra quem nunca leu nada dele, melhor começar com outro livro.
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