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Splitterfasernackt

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Lilly Lindner ist sechs, als der Nachbar beginnt, sie regelmäßig zu vergewaltigen. Er droht ihr mit dem Schlimmsten, falls sie etwas ihren Eltern erzählen sollte. Und so schweigt das kleine Mädchen. Schließlich zieht der Mann weg – doch Lillys Leben ist längst aus dem Lot. Mit 13 Jahren fängt sie an zu hungern – damit von ihrem geschundenen Körper möglichst wenig übrig bleibt. Doch die Schande macht sie damit nicht ungeschehen. Und so beschließt Lilly als junge Frau, ihren Körper, der ihr schon lange nicht mehr gehört, in einem Edel-Bordell zu verkaufen. Und ausgerechnet hier beginnt sie, ihre ungeheuerliche Geschichte aufzuschreiben – und verfasst ein beeindruckendes, provozierendes Buch von großer Sprachgewalt.

400 pages, Paperback

First published January 1, 2011

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About the author

Lilly Lindner

9 books75 followers

Ratings & Reviews

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Community Reviews

5 stars
419 (51%)
4 stars
254 (31%)
3 stars
95 (11%)
2 stars
31 (3%)
1 star
7 (<1%)
Displaying 1 - 30 of 77 reviews
Profile Image for BumfuzzledNerd.
704 reviews33 followers
Read
April 4, 2017
Darf man Autobiographien überhaupt bewerten? Darf man es überhaupt rezensieren und Dinge bemängeln? Schliesslich ist es eine wahre Geschichte und man kann hier schlecht sagen, dass man das Buch "gern" gelesen hat. Weil niemand liest gerne über die Gewalt, die Brutalität, die Grausamkeit, die jemand anderem angetan werden.
Ich bin fassungslos nach diesem Buch. Wie viel Leid kann ein Mensch überhaupt ertragen? Lilly Lindners Autobiographie ist keine leichte Lektüre. Ihr Schreibstil ist direkt und brutal, ihre Aussagen mutig. Ich kann nicht fassen, was für dreckige Schweine es auf dieser Welt gibt. Ich bin fassungslos.

http://www.julias-wunderland.ch/2017/...
Profile Image for Sarah Büchermops.
73 reviews23 followers
December 11, 2016
Ein paar Worte auch von mir zu diesem Buch: Es ist sehr poetisch und nicht leicht zu verdauen. Viele Aussagen in diesem Buch fand ich gut und mutig. Einige Sätze haben mich zum Nachdenken bewegt und viele Szenen haben mich schockiert. Die Biographie von Lilly ist (leider) sehr interessant, hat mich aber sehr runter gezogen und deprimiert zurück gelassen.

Einerseits wollte ich ein Buch lesen, dass schwierige Themen aufgreift, aber das es mich so fertig macht, mit dem hätte ich nicht gerechnet. Ich habe mich nicht wohl gefühlt beim Lesen - ABER das wollte ich auch nicht.

Für mich ist dieses Buch ein kleines Meisterwerk. Ein tiefer Einblick in eine zerstörte Kinderseele (so wie Lilly es nennt) und ich habe die Zeit "genossen" in der mir Lilly Lindner einen Einblick in ihrer Gedankenwelt gegeben hat. Man hatte zwar des öfteren immer wieder die selben Gedanken von ihr gelesen, aber ich finde, dass es authentisch wirkte. Ich konnte mich gut in ihre Welt hinein versetzten. Lilly Lindner kann einfach wahnsinnig gut schreiben und ihre Gefühle transportieren.

Am liebsten würde ich dieses Buch nicht bewerten, weil es kein Buch ist, dass ich nochmal lesen will und kein Buch, dass ich jeden weiter empfehlen möchte. Kein Buch, dass glücklich macht, aber ein Buch, dass mich einiges gelehrt hat und mir einiges gezeigt hat. Vieles sogar. Ich kann es euch daher in dieser Hinsicht gerne weiter empfehlen. In welcher Stimmung man sein muss um dieses Buch wert zu schätzen, weiß ich leider nicht. Wenn man so wie ich gerade sich in einer eher düsteren Phase befindet, dann würde ich es lassen, weil es mich wirklich einfach noch emotionaler und trauriger gemacht hat. Wenn man sich jedoch gerade glücklich fühlt, dann wird man vielleicht die Dinge nicht verstehen um die sich Lilly Lindners Welt dreht.
Profile Image for Franzi.
224 reviews137 followers
July 19, 2012
Der Klappentext wird diesem Buch überhaupt nicht gerecht. Es hört sich an wie das typische 0815-Bordell Buch, ist es aber nicht!
Lilly ist eine junge Frau, gebrochen durch Missbrauch in ihrer Kindheit und Jugend, auf der Suche danach ihrem Körper so viel Unheil wie möglich anzutun. Hierbei geht es hauptsächlich um Prostitution, starke Essstörungen und dem Nicht-begreifen-können von Liebe in allen Formen. Psychologisch natürlich ein verdammt krasses Thema, das man als Außenstehender einfach nicht richtig nachvollziehen, aber irgendwie doch verstehen kann. Der Schreibstil ist toll, Lilly schreibt seit ihrem 15 Lebensjahr und das merkt man, wunderschöner Ausdruck, der am Anfang teilweise zu viel wurde und aufgesetzt wirkte, aber im Grunde das Buch wirklich bereichert.
Die Bordell-Zeit fand ich teilweise sehr unterhaltsam, hier wird nicht nur auf Mitleid und erhobenen Zeigefinger gespielt, Prostituierte sind ja schließlich auch nur Menschen, wie man an ihren bunt gemischten Kolleginnen sieht ;)
Was ich toll fand war, dass man den wichtigsten Teil ihres Traumas erst zum Ende zu lesen bekommen hat, dann wenn man schon eine Beziehung mit dem Buch aufgebaut hat, weil es dann natürlich doppelt Bauchschmerzen macht was ihr widerfahren ist.
Hut ab vor dieser Frau!

Profile Image for Christina .
345 reviews38 followers
February 5, 2025
4,5 Sterne.
Ich habe mehrere Monate an diesem Buch gelesen, weil ich zwischendurch immer eine Verschnaufpause brauchte. Auch wenn Lilly Lindner immer wieder Passagen einbrachte, bei denen ich herzlich lachen musste, konnte ich nicht vergessen, dass es sich hier um einen autobiographischen Text handelt, der mich gleichermaßen fassungslos über dieses Schicksal und voller Respekt für diese Frau zurückließ.
Zitate:
"Was ist es, das Männer so verrückt nach Frauen macht? Ich würde jedenfalls nicht dafür bezahlen, bei mir zu sein. Ich glaube ich würde eher dafür bezahlen, so schnell wie möglich, so weit es geht, von mir wegzukommen."

"Ich frage mich, warum ich selbst verschwende, obwohl ich doch gar nicht dafürkann, was mir passiert ist. Und warum ich mich lieber verletze, als mich zu trösten. Ich würde mir jederzeit ein böses Wort in den Arm ritzen, aber niemals eine Entschuldigung."

"Aber eins weiß ich mit Sicherheit: dass wir das Leben führen, für das wir uns entscheiden. Dass wir so tief fallen, wie wir es zulassen, dass wir so weit sehen, wie wir es wagen, die Augen zu öffnen."

"Schätzchen, ...... du bist immer mehr wert als der Preis, den du bereit bist zu zahlen, um jemand anders zu sein."
Profile Image for Debbie.
11 reviews7 followers
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July 27, 2013
Seite 331: “Es ist verdammt leise, wenn du schreist, aber deine Stille ist ohrenbetäubend. Und wenn du schweigst, dann höre ich dich flüstern, während die Luft um dich herum erstarrt, als wollte sie nicht zulassen, dass jemand zu dir hindurchdringt.”

Gänsehaut, Tränen, Wut und Sprachlosigkeit...das alles habe ich mit diesem Buch erlebt. Dieses Buch ging mir unter die Haut und wird dort wohl auch noch für sehr lange Zeit verweilen. Ich werde über dieses Buch schreiben, aber es nicht bewerten. Es steht mir einfach nicht zu, so ein Schicksal in Sternchen zu gliedern.
Dies ist die Geschichte Lilly Lindners, sie handelt von einem Mädchen, das Feuerwerksraketen und Kekse liebt und das missbraucht wurde. Bereits mit 6 Jahren wird Lilly von ihrem Nachbarn vergewaltigt. Lillys Eltern haben keine Ahnung, was ihrer Tochter widerfährt, vielleicht auch deswegen, weil sie nicht so für sie da sind. In ihrer Verzweiflung beginnt sie sich selbst zu schänden, sie ritzt sich in die Haut und quält sich aufs Schlimmste. Sie hungert und erbricht und
schließlich fängt sie an, in einem Edelbordell zu arbeiten. Sie will ihren Körper weiter schänden, in der Hoffnung, sich selbst wieder zu finden...

Alleine die ersten Seiten haben mein Herz schockgefroren. Ich war fassungslos und habe mich immer wieder gefragt, wie man einem anderen Menschen sowas antun kann. Mir lief es eiskalt den Rücken runter. Auch die späteren Selbstverstümmelungen haben mich wahnsinnig mitgenommen, teilweise so stark, dass ich einfach mit dem Lesen pausieren musste, weil ich es nicht mehr konnte. Ich muss sagen, ich hatte die ganze Zeit über ein schlechtes Gewissen, dieses Buch zu lesen. Denn es ist so unglaublich offen, es ist Lilly, die sich hier “Splitterfasernackt” hinstellt und ihr Innerstes Preis gibt. Hier spricht eine Seele, der Körper ist von ihr getrennt und das Lilly dem Leser einen Blick in diese Seele gewährt...nun ja, ich kam mir wirklich schlecht beim Lesen vor. Dennoch habe ich weiter gelesen, denn ich hatte die Hoffnung, dass das alles wieder gut wird. Was natürlich nie wieder gut werden kann, das war mir eigentlich von Anfang an bewusst. Trotzdem habe ich gehofft, denn Lilly ist so eine wunderbare Frau und ich wollte nicht akzeptieren, dass es möglich ist, so schnell das Leben eines Mädchens zu verdüstern. Lilly berührt mit ihren Worten, sie legt so viel Zauber in jeden Satz und man merkt sofort, dass sie kein Mitleid will. Sie will Verständnis. Und ich denke, ich habe verstanden. Verstanden, wieso sie sich so behandelt hat, warum sie nicht zur Polizei gegangen ist.

Mehr werde ich darüber nicht schreiben. Denn was soll ich dazu auch schreiben? Das Buch war toll? Nein, das passt nicht. Oder - Ich empfehle es weiter? Nein, ich kann euch nicht sagen, dass ihr es lesen solltet, weil ihr sonst was verpasst.

Lest es, wenn ihr wollt oder lasst es bleiben.

Fazit

Diese Buch geht unter die Haut und macht nachdenklich. Es schockiert und rührt zu Tränen.
Profile Image for Melanie.
28 reviews1 follower
February 11, 2022
Kennt ihr das wenn ihr auf Social Media einen Beitrag seht, der von einem schlimmen Thema handelt, und ihr dem Beitrag ein Like geben wollt, aber Angst habt, dass es evtl. falsch interpretiert wird? Ihr findet das Thema so schrecklich bzw. traurig aber ihr wollt dennoch, dass der Beitrag an Reichweite gewinnt/ euren Freunden gezeigt wird/ hoch-gepushed wird?
So geht es mir mit diesem Buch.

Die Thematik ist so schlimm/bedrückend und ich hab bei dem Buch so viel geweint, weil ich in vielen Szenen nur zu gut nachenpfinden konnte, wie Lilly sich fühlt/sich gefühlt hat, und in anderen Momenten so bedrückt und verzweifelt war, und nicht fassen konnte wie einem Mädchen so Schlimmes angetan werden kann/wie ihr so viel Schlimmes wiederfahren konnte.
Aber das Buch ist meiner Meinung nach so fesselnd und gut geschrieben (bitte nicht falsch verstehen, ich meine damit, dass die Autorin einen angenehmen Schreibstil hat und einen für mich gut leserlichen fesselnden Satzbau verwendet und keinenfalls das ich die Geschehnisse spannend oder gut oder verdient oder was auch immer finde).
Es ist das erste Buch (nach "was fehlt wenn ich verschwunden bin" ebenfalls von Lilly Lindner), was mich wirklich zum weinen gebracht hat, mich wirklich schockiert und auch tief berührt hat. 5 Sterne
Profile Image for Jana ☀️.
113 reviews57 followers
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March 16, 2018
Ich möchte das Buch nicht bewerten, denn ich finde eine Autobiografie darf man nicht schlecht finden oder gut finden oder sonst was. Es ist schwer. Das Buch, die Geschichte ist schwer. Schwer zu verarbeiten. Lilly Lindner ist eine beeindruckende Frau. Selten hat mich etwas so bewegt und so berührt wie sie und ihr Schreibstil. Es ist heftig und schrecklich und krass und ich musste oft pausieren, und zwischendurch etwas anderes lesen. Ich weiß schon jetzt, dass mir das Buch so einige Zeit nicht aus dem Kopf gehen wird.
Profile Image for Jessica.
6 reviews6 followers
August 6, 2012
Die Geschichte an sich ist natürlich enorm bedrückend und man spürt die Verzweiflung, die das Mädchen wahrscheinlich bis heute noch durchlebt. Es macht traurig und sprachlos was diesem kleinen Kind zugestossen ist, immer und immer wieder, ohne dass es jemand gemerkt hat...
Dennoch bin ich nie wirklich zu 100% mit diesem Buch warm geworden. Ich mag ausdrucksstarke Autoren eigentlich sehr gerne; ich lasse mich gerne von den Worten inspirieren. Hier jedoch muss ich sagen, war es mir einfach zu viel der Wortakrobatik. Die Autorin hat für meinen Geschmack viel zu pathetisch und "wortschwallig" (gibt es das Wort überhaupt??) geschrieben. Vielleicht kann ja jemand verstehen, was ich meine.
Diese Art zu schreiben mag zu dem Buch passen, immerhin sind es ihre ureigenen Gefühle die sie versucht in Worte zu fassen und diese Gefühle sind nunmal wohl alles andere als leicht zu beschreiben. Es war aber leider nicht so meins. Deswegen, trotz der berührenden Story an sich, nur 3 Sterne.
Profile Image for Bücherplanet.
153 reviews12 followers
December 8, 2012
Die Autobiografie von Lilly Lindner ist ein zutiefst trauriges, ein verstörendes Buch. Es ist eine Anklage gegen lieblose, desinteressierte Eltern, Jugendamtsoffizielle, Erzieher, Mitmenschen. Es ist eine Aufforderung zum Hinschauen, Hinhören, Darübersprechen.
Die sechsjährige Lilly wird vom Nachbarn vergewaltigt, wieder und wieder - und niemanden interessiert's. Das Kind schließt seine Erlebnisse und Erfahrungen tief in sich ein - und beginnt, sich von seinem verhassten, missbrauchten Körper zu lösen. Auch die heranwachsende Lilly wird vergewaltigt. Sie nimmt Tabletten, quält ihren Körper mit Mager- und Essbrechsucht und beschließt, Prostituierte zu werden. Warum? Weil ihr dieser Beruf die Möglichkeit bietet, ihre beiden größten Feinde - Männer und ihren eigenen Körper - aufeinanderzuhetzen. Im Bordell findet Lilly das erste Mal im Leben sogar so etwas wie Zuwendung und Nähe...

Splitterfasernackt ist kein Buch für Voyeure, denn es gibt nicht wirklich den Blick frei hinter Bordellwände. Der Leser blickt direkt in die geschundene, zerstörte Seele eines kleinen Mädchens, für das es eigentlich keine Rettung gibt. Eigentlich, denn Lilly rettet sich selbst wieder und wieder, indem sie das eigentlich Unsagbare in Worte fasst und aufschreibt. Ihre glasklare Sprache und ihre kluge Weltsicht machen dieses Buch zu etwas Besonderem, auch wenn es nichts für Zartbesaitete ist...

Empfehlung: Unbedingt lesenswert. Dies gilt übrigens auch für Männer, die - trotz allem - sehr fair und differenziert betrachtet werden.

5 Sterne
Honey66 für Mexxbooks Buchclub
Profile Image for Miriam.
13 reviews5 followers
October 18, 2015
Unglaublich berührend, ehrlich und erschreckend.
Ein Buch, das einen nicht so schnell mehr loslässt und über welches ich noch lange nachdenken werde.
Profile Image for Bine.
790 reviews111 followers
March 13, 2013
Alles in allem würde ich wohl eher 4,5 Sterne geben, weil mir das erste Drittel des Buches nicht so gut gefallen hat, das Buch mich aber sehr berührt hat und ich es für meine Verhältnisse unheimlich schnell gelesen habe.

Inhalt:

Lilly Lindner wird mit 6 Jahren von ihrem Nachbarn, den ihr Eltern unheimlich nett finden, mehrmals vergewaltigt. Der Täter zieht irgendwann weg, doch Lilly seelische Wunden bleiben. Sie führt ihr Leben weiter, schweigt aber über die Tat, wird magersüchtig, versucht sich das Leben zu nehmen und landet schließlich als Prostituierte in einem Edelbordell.
Es ist eine Geschichte von einem verletzten Kinderseele und einer Frau, die damit irgendwie erwachsen werden muss.


Ich muss sagen, dass ich selten ein Buch so schnell gelesen habe, wie dieses, obwohl es eine Autobiografie ist und ich mit so etwas normalerweise nicht so gut klarkomme. Immerhin hat das Buch 400 Seiten, die ich in 3 Tagen verschlungen habe. Für mich eine wahnsinnige Geschwindigkeit.
Der Klappentext wird dem Buch in keinster Weise gerecht. Denn dort hört sich das Buch nach einem Bericht einer Prostituierten über ihr Leben im Bordell an. Das ist aber nur ein ganz kleiner Teil von Lillys Geschichte. Einen viel größeren Teil nimmt Lillys Seelenleben ein. Ich kam mir im ganzen Buch so vor, als würde ich neben Lilly stehen und ihre Gedanken lesen. Es sind sehr verstörende, aber auch unheimlich intelligente Gedanken. Ich muss sagen, besonders der Teil, den Lilly als « Vorspiel » betitelt, ist mir doch sehr an die Nieren gegangen und hat mich selbst unheimlich melancholisch gemacht. Es ist mir einfach unbegreiflich wie herzlos und gleichgültig Eltern zu ihrem einzigen Kind sein können. Das geht einfach nicht in meinen Kopf. Wie kann man nur so unsensibel sein ? Dieser Teil war mir dann auch etwas zu pathetisch und hatte für mich einfach zu wenig Handlung. Größtenteils deprimierende Gedanken. Wäre das noch länger gegangen, hätte ich vielleicht abgebrochen. Dann kam aber die Zeit im Bordell « Passion », von der ich wirklich am liebsten gelesen habe. Nicht nur, dass es natürlich interessant war in ein Edelbordell zu lunzen (auch wenn wirklich nicht so viele Einzelheiten erzählt wurden), es wurde auch mit vielen Vorurteilen aufgeräumt, denn die Atmosphäre in dem Bordell war unheimlich herzlich und ich als Leser habe mich dort sehr wohlgefühlt, wenn man das so sagen kann. Die Mädchen in dem Bordell habe ich als tolle Charaktere empfunden und diese Stelle im Buch war eindeutig meine Lieblingsstelle.
Ansonsten kann man sagen, dass Lilly als Prostituierte meiner Meinung nach weniger im Mittelpunkt steht, als Lillys Magersucht, die in dem ganzen Buch allgegenwärtig ist. Wer also ein reines Bordell-Buch hier erwartet, wird enttäuscht werden, denn es geht viel mehr um Lillys kaputte Seele und wie sie ihr Leben trotzdem weiter lebt.
Lilly Lindner schreibt ganz außergewöhnlich ehrlich und dabei doch so bildgewaltig und metaphorisch, das ist einfach nur schön. Der Schreibstil ist wirklich bemerkenswert und allein dadurch ist das Lesen dieses Buches ein Genuss.
Das Ende hat mir persönlich teilweise überhaupt nicht gefallen (die Sache mit Chase war einfach nichts für mich), und teilweise fand ich es richtig genial, vor allem die letzten Sätze des « Endspiels », ganz einfach aus dem Grund, dass sie realistisch sind und kein vollkommenes Happy End schaffen. So etwas mag ich unheimlich.
Das Buch liest sich für diese Seitenanzahl wirklich unerhört schnell und gut. Ich kam selten von Lilly los, musste einfach immer weiter lesen und « bei ihr sein ». Ich war so tief in der Geschichte, dass ich mich beim Laufen durch die Stadt plötzlich gefragt habe, warum ich denn so einen langen Weg schaffe ohne in Ohnmacht zu fallen. Ich identifiziere mich eindeutig manchmal zu sehr mit Romanfiguren...
Jedenfalls bin ich wirklich froh, dieses Buch gelesen zu haben, auch wenn es mich runtergezogen hat, denn ich bin froh Lillys Bekanntschaft gemacht zu haben. Das Buch hat sich einfach nur echt angefühlt. An manchen Stellen nur eben ein bisschen zu sehr.
Es ist eben auf keinen Fall ein Buch für zart besaitete. Allen anderen kann ich das Buch ans Herz legen, denn wer Lilly nicht kennen lernt, der verpasst etwas.
Profile Image for Lisa May.
12 reviews27 followers
March 31, 2018
Man stolpert hier des Öfteren über die Frage ob man es sich überhaupt anmaßen darf eine Autobiografie zu bewerten/zu beurteilen. Selbstverständlich kann man das! Dabei geht es doch weniger um den Lebensweg der etwaigen Person ansich, sondern um andere Aspekte wie Wortwahl oder die Gefühle des Lesers.
Wie dem auch sei: Meine "Ein-Stern-Bewertung" mag vielleicht etwas überheblich wirken. Dennoch muss ich sagen, dass ich (auch Jahre nachdem ich das Buch gelesen habe, das war nämlich relativ nah am Erscheinungstermin) meine Sicht nicht großartig verändert habe.
Um "die Härte" der Lebensgeschichte geht es mir hierbei nicht und ich möchte es mir auch nicht anmaßen dazu irgend etwas Negatives zu schreiben. Was mich stört ist (wie als Beispiel erwähnt) unter anderem die Wortwahl. Selbstverständlich ein gewisses Stilmittel, stößt es mir doch unangehm auf da man permanent das Gefühl hat, die Autorin möchte selbst das kleinste Detail unglaublich "krass" herüberbringen. Man fühlt sich als Leser in einer Endlos-Schleife aus Negativismus und (Selbst-)Hass wieder und alles Erzählte ist: "Heftig", "verstörend", "unglaublich" und "enorm bedrückend" (um es in Worte zu fassen die in zuvorigen Reviews verwendet worden). Natürlich könnte man salopp sagen: "Aber das ist doch ihre Biografie und die ist nunmal nicht schön. Wenn man was Seichtes lesen möchte, dann greift man nach anderer Literatur". Ja, aber: Wenn man meint, seine Lebensgeschichte nach außen zu bringen und aufgrund des Ausdrucksstils und der Geschichte ansich (in der Regel) ein bestimmtes Alter (gar Geschlecht) anspricht, so sollte ein gewisses Maß an (positiver) Selbstreflexion vorhanden sein. Wenigstens in Zügen. Stattdessen tippt die Autorin ihr Trauma nieder ohne scheinlich auch nur das kleinste Bisschen davon verarbeitet zu haben. Das mag auf den ersten Blick für den ein oder anderen kein Problem darstellen, jedoch ist die Lektüre für ungefestigtere, gar depressive Leser voller (!) Trigger. Das ist der Punkt der mich massivst während des gesamten Buches gestört hat und auch ein Grund gewesen ist, weshalb ich das Buch gewissen Personen in meinem Umkreis nicht mit gutem Gewissen empfehlen konnte.
Ich bin mir gerade nicht darüber im Klaren, wie alt die Autorin beim Verfassen gewesen ist (denn das ist durchaus ein Aspekt der nicht zu unterschätzen ist) oder ob sie in späteren Werken an ihre Lebensgeschichte bewusster/durchdachter herangegangen ist. Jedoch finde ich es (sagen wir mal) "unschön"(und das muss ich jetzt einfach noch mal zusammenfassen), wenn man eine Reihe von Lesern teilhaben lässt an seinem persönlichen Trauma ohne dieses je selbst verarbeitet zu haben oder zumindest in der Lage ist sich selbst ausrechend zu reflektieren. Aber das ist wahrscheinlich auch nicht gewollt. Es soll nunmal "heftig", "verstörend", "unglaublich" und "enorm bedrückend"sein. Das reicht.
Profile Image for Janine2610.
123 reviews9 followers
June 20, 2016
Lilly Lindner erzählt in ihrer Autobiografie »Splitterfasernackt« über einen sehr negativ prägenden Teil in ihrem Leben, der mich als Leser alles andere als kalt gelassen hat. Der Autorin sind Gewalt und sexueller Missbrauch schon im Kleinkindalter über mehrere Jahre hinweg angetan worden und später im Alter von 17 gab es dann erneut ein fürchterlich einschneidendes Erlebnis, das Lilly völlig aus der Bahn geworfen und seither ihr weiteres Dasein bestimmt hat.

~ Einmal in diesem Leben möchte ich morgens aufwachen und verstehen, warum ein Mann eine Frau vergewaltigt. Ich möchte begreifen, warum Männer kleine Kinder ficken. ~
(S. 242)

Man will es gar nicht glauben, dass das, was Lilly widerfahren ist, tatsächlich passiert ist. Zu grausam und unfair erscheint es einem. Man fragt sich: Wieso geschehen einem solche Dinge? - Das kann doch nicht einfach Pech oder Zufall sein!? Und vor allem - und habe ich erst gar nicht verstanden: Warum entschließt sich Lilly in Anbetracht der Geschehnisse dann dazu, als Prostituierte zu arbeiten? - Aber darauf gibt die Autorin uns in ihrem Buch eine Antwort, die ich, so irre sie auch klingt, doch sehr einleuchtend finde und verstehen kann.

Wer Lilly Lindner bereits kennt, weiß, dass sie eine Begabung für die Aneinanderreihung von Worten hat, die man so noch nie erlebt hat. Aber nicht nur das Geschriebene fasziniert und ist einzigartig, nein, ich finde, dass die Autorin genauso fesselnd spricht, wie sie schreibt.
Für Lilly Lindner war das Schreiben und der Umgang mit Worten die einzig richtige Entscheidung in so einer schwierigen Lebenssituation, in der sogar die Eltern versagt haben. Mit dem Schreiben will sie der Stille in ihrem Kopf entkommen, die da und einfach nicht aushaltbar ist, seitdem sie diese schrecklichen Erfahrungen machen musste.
Mutig, sehr mutig fand ich dann vor allem, dass sie ihr Buch zu einem Verlag getragen und veröffentlicht hat. Denn, wer weiß schon, wie vielen von uns Derartiges vielleicht auch passiert ist und darüber jahrelang eisern geschwiegen hat? Möglicherweise macht diese Autobiografie Betroffenen Mut, mit der Wahrheit herauszurücken?

~ Es ist merkwürdig zu sterben, ohne danach tot zu sein. Man fühlt sich leer und verloren, man weiß nicht so richtig, wohin man gehört. ~
(S. 25)

Autobiografien habe ich bisher noch nicht viele gelesen, aber von den wenigen, die ich bereits gelesen habe, ist Lilly Lindners »Splitterfasernackt« eine, die wegen all der Schicksalsschläge und anschließender Selbstgeißelung so emotional zu lesen ist und durch die unglaublich faszinierenden Wortkonstellationen in meinen Augen deswegen wirklich ein Lesehighlight war.
Profile Image for Hannah.
34 reviews4 followers
Read
August 15, 2025
Ich werde dieses Buch nicht bewerten, ich habe zu starke Gefühle dafür - und zwar in beide Extreme. Mir wurde von dem Buch tatsächlich abgeraten. Und ich würde es auch keiner Person, die sich gerade nicht stabil genug fühlt, weiterempfehlen (TW: Essstörung, sexualisierte Gewalt, Selbstverletzung).
Ich habe bei den Bewertungen hier gelesen, dass sich jemand über die Handlungsweisen der Autorin/Protagonistin aufgeregt hat - wie dumm man sein könne und dass sie sich zur Mittäterin erhebe. Das hat mich wütend gemacht, extrem wütend. Traumata verändern Entscheidungslogiken und außerdem ist das Buch eine Autobiografie- kein Heldinnenroman.
Lilly Lindner versucht also ihren Schmerz, der ihr schon als kleines Kind widerfahren ist, zu verschriftlichen. Und ihre Sprache ist poetisch und brutal - sie hat mich nicht losgelassen, obwohl ich das Buch mindestens 5x abbrechen wollte. Leider ist es genau das, was mich gestört hat. Es ist wichtig, seinen eigenen Schmerz in etwas anderes umzuwandeln, in vielleicht etwas Heilsames. Mir persönlich wurde es nur irgendwann zu viel und auf mich wirkte ihr bloßes Dasein, ihr Kampf mit „Ana“ und „Mia“, zu ästhetisierend und verklärend. Auch viele Dialoge sind zu unrealistisch geschrieben - ich meine, wie können ALLE Charaktere eine solch bildliches, schlaues Sprachvermögen aufweisen?
Nichtsdestotrotz ist es für mich ein sehr erinnerungswürdiges Buch, dass eindrücklich die Folgen einer misshandelten Kinderseele aufzeigt. Aber wie gesagt, bitte nur lesen, wenn man sich bereit dazu fühlt <3
Profile Image for Sarah Kallus.
316 reviews194 followers
March 7, 2016
Lilly Lindner wurde mit sechs Jahren von ihrem Nachbarn vergewaltigt. Seitdem war ihr Leben mehr oder minder zerstört und sie begann zu Hungern, um so wenig wie möglich von ihrem geschundenen Körper mit sich herumzutragen. Sie schließt aber nicht nur Freundschaft mit der Magersucht, sondern auch mit der Prostitution, da sie sich sagte, wenn ihr Körper sowieso nicht mehr zu ihr gehört, dann kann sie ja wenigstens damit Geld verdienen.

Natürlich klärt sich diese Denkweise während des Lesens auf und die Hintergründe dieser Worte und Lillys Gefühle werden dem Leser mehr als deutlich gemacht. Schon auf den ersten Seiten sieht es so aus, als müsse man starke Nerven haben, um das Buch durchzustehen. Da kann ich aber jeden beruhigen, denn das Buch ist ziemlich durchwachsen von guten und auch schlechten Momenten, sodass man das Buch wirklich in einer ganz eigenen Art und Weise genießen kann.
Das Buch ist fesselnd und hat eine berauschende Wirkung. Diese Wortmacht nimmt den Leser vollkommen ein und legt ihm Handschellen an. Handschellen die manchmal schmerzen, die aber auch mal ganz befreiend sein können.
Man fühlt den Schmerz von Lilly und die Bilder laufen dabei ohne Vorwarnung ab. Alles wird so echt geschildert, dass nur noch die Gänsehaut fehlt.
Irgendwie hat es das Buch geschafft, dass ich mich während des Lesens, wie Lilly selbst, ein wenig schuldig an einer Sache gefühlt habe, für die ich nichts kann.

Doch zwischen diesen ganzen traurigen und unfassbaren Momenten am Anfang des Buches, lässt auch jede Menge Schönes auf sich warten. Die Atmosphäre im 'Passion', das Bordelle, in dem Lilly zu arbeiten beginnt, ist unglaublich warm und herzlich. Gar nicht so, wie man immer glaubt. Die Vorurteile gegen das ganze Milieu werden in dem Buch sicherlich gebrochen und man bekommt einen ganz anderen Blickwinkel aufgewiesen. Lilly fühlt sich dort unglaublich wohl und auch mir haben es die Mädels im 'Passion' wirklich angetan. Auch Charaktere außerhalb des Bordells, wie zum Beispiel Lillys Kindergartenfreund Chase waren Menschen, die mir mit jeder Seite in dem Buch mehr ans Herz gewachsen sind. Es ist wirklich schade, sie verlassen zu müssen. Lilly war in den zwei Wochen des Lesens mehr als nur eine Freundin für mich geworden. Nie habe ich einen so tiefgründigen Menschen kennengelernt. Sie ist wirklich etwas ganz Besonderes, was man wirklich immer wieder zu spüren bekommt. Und man kann jede Handlung nachvollziehen, auch wenn man sich selbst niemals vorstellen könnte, wie Lilly zu leben. Sich selbst zu verletzen, mit Absicht zu frieren, mit Absicht zu hungern, nur um sich Leid zuzufügen für einen Vorfall, an dem sie selbst am allerwenigsten Schuld trägt.

Die Autorin schreibt mit echter Wortgewalt und bindet Metaphern ein. Im Grunde ist das Buch wirklich eine Mischung aus alldem, was man der deutschen Sprache entnehmen kann. Für mich persönlich ein Meisterwerk.

Wenn ihr wissen möchtet, wie Lilly ihr bisheriges Leben verbracht hat, ob sie die Magersucht besiegen kann und ob sie den Absprung aus dem Rotlichtmilieu schafft, ob sie jemals Sex und Gewalt trennen lernt, dann müsst ihr das Buch lesen. Und das müsst ihr unbedingt!

Einige Fragen habe ich an Lilly Lindner im Nachhinein. Und vielleicht ergibt sich ja eine Gelegenheit, auf wenigstens eine Frage eine Antwort zu erhalten.
Profile Image for Marie Käfer.
273 reviews10 followers
December 21, 2015
Meine Meinung:
Kennt ihr das, wenn euch ein Buch total sprachlos macht und ihr am Ende Angst habt, nicht dir richtigen Worte zu finden, um zu beschreiben, wie es euch gefallen, was es in euch ausgelöst hat?
Mir geht es gerade so, denn Lilly Lindners Worte haben mich tief im Herzen getroffen und mich so sehr berührt, dass ich das Buch immer mal wieder weglegen musste.
Wie bewertet man eine Autobiografie? Geht das überhaupt? Ich kann hier nicht schreiben, dass mir die Protagonistin zu blass war, oder die ein oder andere Beschreibung zu sehr an den Haaren herbeigezogen wurde, denn es ist real, was ich gelesen habe. Genau so ist es passiert - erschreckender Weise...
Die Autorin bedient sich der Ich-Form und gab mir das Gefühl, sie würde vor mir sitzen und mir ihre Geschichte selbst erzählen. Ich muss sagen, dass ich mich vorher schon mit diesem Buch auseinander gesetzt habe. Wusste daher eigentlich genau, worauf ich mich einlasse und doch war ich total ahnungslos...

»"Menschen gehen immer fort. Entweder sie sterben vor dir oder sie verlassen dich, bevor du sie verlässt."«
Zitat aus: "Splitterfasernackt"

Lilly Lindner hat einen sehr angenehmen Schreibstil. Als ich erstmal angefangen hatte, ihre Geschichte zu lesen, konnte ich nicht mehr damit aufhören, wenngleich ich, wie oben schon geschrieben, ab und zu mal eine kleine Pause einlegen musste.
Wie oft habe ich gehofft, das jetzt endlich mal wieder die Sonne für sie scheinen würde? Wie oft habe ich gebetet, dass sie ihr Martyrium hinter sich gelassen hat - doch es waren einfach noch zu viele Seiten von dem Buch übrig, als dass es hätte vorbei sein können. Wenn ich dachte, dass die Wendung kurz bevorsteht, wurde ich eines besseren belehrt.
Besonders der Gedanke, dass ich nicht eine fiktive Geschichte, sondern eine der Realität entsprechende lese, hat mich sehr bedrückt und mir des Öfteren Tränen beschert. Wie kann ein Mensch so viel ertragen?
Zwar ist die Stimmung während des Lesens meist sehr bedrückend, doch immer mal wieder schleichen sich auch Sonnenstrahlen zwischen die Zeilen, die Hoffnung geben und mich haben durchatmen lassen.
Nachdem ich das Ende erreicht hatte, war ich emotional ebenso am Ende. Mir ging die Geschichte verdammt nah.


Fazit:
Splitterfasernackt ist kein leichtes Buch, weil es zeigt, dass die Welt nicht nur rosarot ist, sondern auch tief schwarz sein kann. Ich ziehe meinen Hut vor Lilly Lindner, dass sie ihre Geschichte zu Papier gebracht hat und damit allen Betroffenen Mut macht und Hoffnung schenkt. Ich bin mir sicher, dass ich noch sehr lange an diesem Buch zu knabbern haben werde.

© www.mybooksparadise.de
Profile Image for Kathi.
752 reviews20 followers
August 5, 2016
"Splitterfasernackt" ist eine romanhafte Biografie. Die Autorin erzählt uns ihre eigene Lebensgeschichte. Das Buch behandelt sehr schwierige Themen, vor denen wir aber keinesfalls die Augen verschließen sollten. Es ist meiner Meinung nach sehr wichtig das solche Geschichten gelesen werden, aber auch das man sich gegenseitig zuhört und sich zur Seite steht, falls sich diese Gelegenheit bietet. Wegschauen hilft nicht. Eine gebrochene Seele heilt eventuell nicht mehr vollständig, es hilft aber vielleicht ein kleines Stück, wenn man ihr zuhört. Leider unterhalten wir uns in der heutigen Zeit nicht immer genug mit unseren Mitmenschen, weshalb man Hilfesuchende oft übersieht. Hektik und Stress bestimmen häufig unseren Alltag.

Lilly Lindner ist eine sehr starke Frau. Ich bewundere sie für ihren Mut und bin froh, dass sie uns ihre Geschichte erzählt hat. Das Buch ist sehr gut geschrieben. Jeder Satz steckt voller schockierender Wahrheit, jedes Wort berührt zutiefst, gibt dem Leser einen kleinen Einblick in die Seele der Autorin. Die Geschichte hat mich sehr gefesselt, obwohl sie mich traurig, zornig und nachdenklich zurücklässt, aber auch mit einem kleinen Hoffnungsschimmer. Hoffnung, dass Menschen, die Schreckliches erlebt haben, vielleicht irgendwann doch noch ein kleines Stück von ihrem Leben zurückbekommen.

Eigentlich sollte man dieses Buch gar nicht rezensieren oder bewerten, da ihm keine Beurteilung gerecht werden kann. Ich weiß nicht so recht, wie ich es beschreiben soll, möchte noch so viel dazu sagen, finde aber nicht die richtigen Worte. Wer das Buch gelesen hat, wird bestimmt verstehen wie mitreißend und aufwühlend diese Geschichte ist. Dieses Buch hat mich zu Tränen gerührt.
Profile Image for Michael.
5 reviews4 followers
July 30, 2013
Ein Buch mit einem sehr schweren Thema. Missbrauch, Magersucht, Prostitution und viele andere Probleme, die auftauchen, wenn einem so etwas angetan wird, wie es ihr passiert ist. Wenn man es so liest, dann ist es ein Wunder, dass sie so lange lieber tot gewesen wäre, aber dennoch irgendwie gelebt hat.

Der Schreibstil dieses Buches gefällt mir sehr gut. Wie bereits jemand erwähnt hat, wird hier nicht lange geschildert wie die Umgebung ausschaut bzw. kommt die Autorin schnell zu den wichtigen Punkten.

Empfehlenswert, aber dennoch traurig zu gleich.
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March 12, 2014
Davonkommen ist ein hässlich verpacktes Geschenk.

Lange schon steht Splitterfasernackt in meinem Regal und wartet nur darauf, endlich von mir gelesen zu werden. Ich habe bewusst einen Bogen darum gemacht, obwohl ich Lilly Lindners anderen beiden Bücher wahnsinnig geliebt und selten etwas so dermaßen sprachgewaltiges gelesen habe. Aber bei diesem Buch ist es anders, denn diese Geschichte ist nicht erfunden, sie ist echt. Eine Biografie, die nicht aus Lillys Fantasie entsprungen ist, sondern die sie tatsächlich am eigenen Leib spüren musste. Deshalb tue ich mich auch richtig schwer, das Buch zu bewerten, da es eben kein fiktives Buch ist und es mir falsch vor kommt, ein fremdes Leben zu bewerten.

Lilly ist gerade mal unschuldige sechs Jahre jung, als ihr Nachbar sie vergewaltigt und somit ihr Leben für immer verändert. Ihren Eltern kann sie sich nicht anvertrauen, diese schwärmen immer nur über den freundlichen und hilfsbereiten Nachbarn und sind so ich-bezogen, dass sie gar nicht mitbekommen, was ihre Tochter da gerade durchmacht. An diesem Tag verlor Lilly ihren Körper und beginnt von nun an sich zu verletzen und zu hungern, sodass man sie irgendwann vielleicht gar nicht mehr sieht. Auf der verzweifelten Suche nach ihrem Körper landet sie eines Tages in einem Edelbordell, in dem sie auch mit dem Schreiben ihres Buches beginnt.

Es ist merkwürdig zu sterben, ohne danach tot zu sein.

Es ist unglaublich, wie viele schlimme und unbegreifliche Schicksalsschläge Lilly im Laufe ihres noch jungen Lebens einstecken musste. Zunächst wird sie von ihrem Nachbar vergewaltigt und Jahre später erlebt sie etwas, das dem ganzen noch einen drauf setzt. Lilly schreibt hier vollkommen schonungslos und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen von ihren Erlebnissen. Prostitution ist ein großes Thema hier und so lernt man einige Ausdrücke über das Thema Sex kennen, die man vielleicht noch nicht gehört hat.
Ihr Schreibstil ist wieder ein Spracherlebnis für sich, ihre Worte sind gewaltig, tiefgründig, poetisch, offen und vor allem ehrlich. Sie hat ihre ganz eigene Art zu schreiben und mehrere Absätze musste ich zwei Mal lesen um sie so richtig auf mich wirken zu lassen.

Ich will zwanzig Kilo wiegen, von mir aus auch nur zehn, denn dann bin ich so wenig da, dass es gar nicht mehr richtig zählt, und dann ist es vielleicht okay, dass ich da bin.

Ana. So hieß Lillys ständige Begleiterin. Ausgeschrieben: Anorexia nervosa, oder auch unter "Magersucht" bekannt. Ana schenkte ihr nur wenige ruhige Minuten, immer wieder zwingt sie Lilly noch mehr abzunehmen, weniger wie 40 Kilo zu wiegen und jede Kleinigkeit, die sie so eben gegessen hat, wieder auszukotzen. Viele Menschen schütteln den Kopf darüber, wie man nur seinen eigenen Körper so dermaßen zerstören kann, doch wenn man Lillys Gedanken und Gründe kennt, wird es verständlich. Auch wenn ich nie genau nachvollziehen kann, wie es ihr wirklich ging, da ich (zum Glück) einfach nicht in dieser Situation war und nicht weiß, wie es sich wirklich anfühlt, so oft in die Rolle des Opfers zu schlüpfen.

Es ist verdammt leise, wenn du schreist, aber deine Stille ist ohrenbetäubend. Und wenn du schweigst, dann höre ich dich flüstern, während die Luft um dich herum erstarrt, als wollte sie nicht zulassen, dass jemand zu dir hindurch dringt.

Ja, das Buch ist bedrückend und emotional, doch es gibt auch unerwartete lichte Momente. Es ist kaum zu glauben, wie fröhlich und geborgen die Atmosphäre in einem Bordell sein kann. Ich spürte so richtig Lillys Gefühl von Geborgenheit, wenn sie sich im Passion aufhielt und mit den anderen Mädchen lachte. Natürlich gibt es auch andere Arten von Bordellen, doch dieses hier kam mir von der Stimmung her geradezu heimelig vor. Die anderen Prostituierten waren mir so richtig sympathisch und vor allem wenn Barbie eine ihrer Reden schwang, und das in perfektem Berliner-Dialekt, musste ich leicht grinsen. Im gesamten Buch habe ich auch keinen Zuhälter entdeckt, den ich nicht mochte. Ich denke jeder hat so seine Vorurteile wenn er an einen Zuhälter denkt und in dieser Hinsicht hat man einfach schon zu viele Filme gesehen.

Aber eins weiß ich mit Sicherheit: Dass wir das Leben führen, für das wir uns entscheiden. Dass wir so tief fallen, wie wir es zulassen, dass wir so weit sehen, wie wir es wagen, die Augen zu öffnen. Und dass die Worte, die wir sprechen, nur so lange weiterklingen, wie wir ihnen Nachdruck verleihen.

Ich bin so richtig froh für Lilly, dass sie solche tolle Freunde wie Chase und Lady an ihrer Seite hat, die zu ihr halten und da sind, wenn sie fällt. Das sind solche Freunde, die jeder Mensch sich wünscht. Sie wissen (fast) alles über dich und sind trotzdem noch da. Ganz anders als ihre Eltern, von denen sie sich nichts anderes wünscht, als ihre Liebe und Aufmerksamkeit und es geht einfach nicht in meinen Kopf rein, wie man nur so unfassbar blind und engstirnig sein kann.

Fazit

Lilly erzählt in Splitterfasernackt ihre Geschichte mit einer großen Wortgewalt und gibt dem Leser einen Einblick in eine kaputte Seele. Es ist traurig, da sie keinesfalls ein Einzelfall ist sondern das gleiche immer wieder, vielleicht sogar in diesem Moment, passiert und vielleicht nie an's Tageslicht kommt. Ich bin froh, dass Lilly ihre Geschichte der Welt mitgeteilt hat und hoffe, dass sie auch Gleichgesinnte stark machen wird. Mit "Lesevergnügen" kann man das Buch gewiss nicht betiteln, allerdings ist es auf jeden Fall Wert gelesen zu werden, auch wenn es nicht unbedingt etwas für zartbesaitete Menschen geeignet ist.
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74 reviews1 follower
August 30, 2020
Einfach unglaublich.

Wie so oft auch fällt es mir schwer, meine Gedanken zu einem Lilly Lindner Buch klar zu machen. Ihre Bücher berühren mich auf so eine bestimmte Weise, obwohl ich ihre Erfahrungen (und die von ihren Charakteren) oft nicht teilen kann.

Ich bin einfach nur sprachlos über ihre Wortgewandtheit, und die Emotionen, die sie dadurch zum Ausdruck bringt.
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November 19, 2024
Bin meinem 13-jährigen Ich dankbar, dass ich damals vernünftig genug war, paar Jahre mit dem Lesen abzuwarten.
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September 15, 2018
Lilly Linder.
Das Ausnahme-Talent.
Die geschundene Seele.
Das Mädchen mit der Gabe, mit Worten Jonglieren zu können, ohne dass die Worte einfach so durcheinander fallen und ohne Sinn liegen zu bleiben, sondern direkt perfekt dort zu landen, wo sie am meisten schmerzen. Während sie daneben fällt. Unaufgefangen. Auf dem harten Boden. Immer und immer wieder.

Zu Beginn sollte ich wohl anmerken, dass ich mich in einigen Dingen, die sie schildert, selbst wiederfinde.


Angst vor Berührung. Angst vor sexuellen Dingen. Panik bei vielen Menschen und Männern. Versuchen zu verschwinden und alles zu tun, dass es so schnell wie möglich passiert.

Ich bin von meinem ehemaligen Freund vergewaltigt worden. Immer und immer und immer wieder. Warum? Keine Ahnung. Ich dachte, es sei meine Schuld. Er könne nix dafür. Es läge alles an mir.

Meine Therapeutin eröffnete mir dann das, was ich verdrängt hatte. Mehr als ein Jahr Verdrängung. Meiner Vergewaltigung. Und der anderen. Und der anderen. Und den ganzen anderen.

Nach dieser Erkenntnis und der immer wiederkommenden Panikanfälle suchte ich Verständnis. Mit meinen Eltern konnte ich nicht sprechen, meine Geschwister waren zu klein für das Thema. Meine Freunde hörten eh nie wirklich zu. Die waren eher genervt.

Also suchte ich im Web. Auf Tumblr.
Dort fand ich das, was mich endlich wieder berührte. Jemand, der scheinbar ein ähnliches Schicksal erlebt hatte.

Lilly Lindner.

Unter so vielen Zitaten, die direkt ins Herz trafen, stand ihr Name. Quelle: Splitterfasernackt.

Ewigkeiten druckste ich herum, ob es wirklich die richtige Entscheidung war, das Buch zu kaufen. Immerhin gehört der Account meiner Mutter. Jede Aktion geht an ihre Mail-Adresse.

»Scheiß drauf«, dachte ich und klickte auf Kaufen.

Lilly Lindner ist nicht nur ein Mädchen, dass viel zu früh lernen musste, was es heißt, seinen Körper zu hassen. Was es heißt, vergewaltigt zu sein. Für Sex benutzt worden zu sein, ohne es zu wollen.

Lilly Lindners Geschichte ist nicht nur die eines vergewaltigen Mädchens. Sondern die, einer Frau, die sich in Sex mit fremden Männern flüchtet, weil sie Angst vor Sex und Männern und Berührungen hat. Und vor allem vor unfreiwilligen Sex.


»Splitterfasernackt« ist ein Buch, das so direkt, schockierend und ehrlich ist, dass es direkt dort getroffen hat, wo es am meisten weh tut.
Ihr Schreibstil ist atemberaubend, klar und außergewöhnlich, dass es eine Wohltat war, das zu lesen, was sie sagen will, während ihre Stimme wieder ihren Geist aufgegeben hat.
Ihre Geschichte ist so unfassbar, lähmend und schmerzhaft, dass ich das Buch hin und wieder aus den Händen legen musste. Dass ich hin und wieder zu meinen neuen Freund in die Arme gekrochen bin und eine Runde weinen musste. Dass ich hin und wieder zwar einfach von dem Buch und Lillys Lebensgeschichte weg musste, doch am Ende des Tages saß ich wieder da und las eine Seite nach der anderen weiter.

Das Buch ist ein Juwel. Es ist aufrichtig. Schmerzhaft. Schockierend.

Doch am Ende hat es mich aufgefangen. Im richtigen Moment.

Mein Freund hat es nicht gut geheißen, dass ich das Buch gelesen habe. Es hätte all meine Wunden wieder aufgerissen. Die Tränen zurück gebracht. Mich wieder in ein tiefes, dunkles Loch gestürzt.
Dabei waren die Wunden nie verheilt. Ich war jede Nacht wach, mit Tränen in den Augen, weil die Albträume viel zu real waren. Weil der Albtraum in meinem Kopf nie aufgehört hatte.

Lilly Lindner hat mir geholfen, mit all dem Schmerz, der Scham, dem Missverständnis meines Umfeldes und meinem Leben ein bisschen besser klar zu kommen.

Mit ihren wunderbaren Worten. Und dem Gefühl, dass sie übermittelten. Dass ich nicht allein bin. Dass wir alle nie allein sind.


Daher gibt's von mir eine klare Kaufempfehlung für die, die die Schuld für Vergewaltigungen nicht bei den Opfern suchen, die verstehen, dass eine Depression eine wirkliche Krankheit ist, und dass Verschwinden nicht immer heißen muss, dass man zu einem anderen Ort wegläuft.
Und vielleicht auch für diese, die das alles endlich ein bisschen besser verstehen wollen.

Und vor allem für die, die wie ich nach Verständnis suchen. Nach jemandem, der weiß, wie es ist, ins Laken gedrückt zu werden, obwohl man so gerne so weit weg wäre. Irgendwo, nur nicht hier. Nach jemandem, der weiß, wie es ist, beinahe zu verhungern, weil man immer noch zu viel wiegt, um verschwinden zu können.


Denn all das findet man hier.

Danke für eure Zeit und dass ihr bis hierher gelesen habt. Das bedeutet mir viel.

AK
Profile Image for Cirilla von Cintra.
44 reviews21 followers
October 8, 2015
"Schönheit ist das, was wir sehen, wenn wir aufhören, nach etwas zu suchen, das schöner ist." (S. 202)

Meine Meinung

Ich habe lange überlegt, ob ich überhaupt eine Rezension zu Lilly Lindners "Splitterfasernackt" schreiben soll. Ich habe das Gefühl, dass zu diesem einzigartigen Buch schon alles gesagt wurde, es aber trotzdem schwer ist die richtigen Worte zu finden. Dennoch kann ein Werk wie dieses nicht genug Beachtung finden.

Es fällt mir generell schwer eine Autobiographie zu bewerten, denn wie soll man wahre Geschehnisse beurteilen? Kann man sich als Rezensent anmaßen über das Leben eines Autoren zu schreiben, es wäre zu langweilig, der Spannungsbogen sei nicht perfekt oder die Geschichte sei zu überzogen? Letzteres könnte man auch über Lilly Lindners Bestseller denken - er sei viel zu überzogen, der Protagonistin würde wirklich alles Schlimme zustoßen, was man sich ausdenken kann und somit sei die Geschichte unglaubwürdig. Das Problem daran: Lillys Geschichte war nun einmal so.

"Splitterfasernackt" ist kein Buch, dass man mal eben schnell lesen kann und sich damit einen gemütlichen Feierabend macht. "Splitterfasernackt" nimmt Zeit und vor allem viele Gedanken in Anspruch. Ich habe das Buch in ca. einer Woche gelesen und obwohl es nicht besonders dick ist, hätte ich es nicht schneller lesen können. Denn sowohl die schrecklichen Ereignisse, von denen Lilly erzählt, als auch ihre eindringlichen und wunderschönen Worte benötigen Zeit, um verarbeitet zu werden.

Lilly Lindner schafft es in diesem Werk einen Teil ihrer Gefühlswelt mitzuteilen, uns Einblick in die Gedanken eines stark leidenden Menschens zu geben. Sie beschreibt nüchtern und eher beobachtend Erlebnisse, mit denen sie sich abgefunden hat, wogegen sie um andere Vorfälle in Worten herumschleicht und man als Leser merkt, dass sie selbst noch immer Probleme mit ihnen hat. Sie versucht ihre Entscheidungen zu erklären, die kein Mensch verstehen kann, der ihr Schicksal nicht teilt und dennoch schafft sie es den Leser daran teilhaben zu lassen. Es wird deutlich, wie sich ihre Gedanken immer wieder um dieselben Sachverhalte drehen und sie jedes Mal einen Teil mehr von sich preisgibt.

Im Gegensatz zu der nüchternen Schreibweise, die manchmal vorherrschend ist, vermittelt Lilly Lindner während des größten Teils des Buches ihre Gedanken und Gefühle. Dabei benutzt sie Abstraktes um alles fassbarer zu machen, beschreibt Zwiegespräche mit sich selbst, teilt uns ihre Zersplittertheit mit, indem sie mit den Worten spielt. Dabei kommt es zu wunderschönen, tieftraurigen und unheimlich weisen Sätzen.

Trotz all dem Schrecklichen, was Lilly Lindner erfahren ist, schafft es der erste Teil ihrer Autobiographie mit einem Lichtblick zu enden. Am Schluss blieb vor allem Bewunderung. Bewunderung dafür, mit so vielen Ungerechtigkeiten und Schicksalsschlägen umgehen zu können, sich nicht unterkriegen zu lassen. Und Bewunderung dafür, sich mit einer solchen Lebensgeschichte in die Öffentlichkeit zu stellen, letztendlich die Wahrheit zu verbreiten und anderen Leuten dadurch Mut zu geben.

Diese Autobiographie hat mich unheimlich berührt und sie wird auf jeden Fall nicht das letzte Buch der Autorin in meinem Regal sein.

"Den größten Teil meiner Freizeit verbringe ich auf meinem Bett, umgeben von einem Stapel von Büchern. So flüchte ich mich in die Welt der Geschichten und lebe dort mehr als irgendwo sonst." (S. 33)

Profile Image for rebellyell666.
123 reviews
August 17, 2011
Inhalt:

Als Lilly mit sechs Jahren von ihrem Nachbarn vergewaltigt wird, sie feststellen muss, dass ihre Mutter keinen Funken Liebe, ihr Vater eher Gleichgültigkeit für sie übrig haben, flieht sie von einem unbeständigen Ort zum nächsten, um sich selber wiederzufinden. Über Selbstverstümmelung, zur Prostitution bis hin zur Magersucht und Bulimie tut sie sich Schlimmes an und schreit immer wieder beständige Zeilen von „Ich will doch Leben“ hinaus…

Schreib-/Erzählstil:

Wenn man Lilly Lindners Buch liest, so kommt man nicht umhin, die vielen zitierfähigen und einmalig geschriebenen Sätze zu bemerken und sich im Kopf auf der Zunge zergehen zu lassen. Sie drückt viele Gefühle, gute, schlechte, neutrale, mit Worten aus und setzt Punkte, wo für sie ein Gedankenstrich gemacht werden muss. Und genau diese Punkte sind ihre Waffe. Ihre manchmal kurzen Absätze beschreiben in einem Zug Angstzustände, Situationen und Auswege, die sie sich schafft. Und das alles mit gut gewählten, gut positionierten Worten, die das Grauen, durch das sie gegangen ist, um das kleine Mädchen, was sie einmal war, zu beschreiben.

Meine Meinung:

Lilly Lindners Buch sagt folgende Dinge über sich selber: Ich bin kein Mädchen zum Lieben. Ich kann nur schwerlich neben einem Mann liegen, geschweige denn mit ihm normalen, einvernehmlichen und schönen Sex haben. Ich habe Freunde, mit denen ich gerne zusammen bin und die ich mit Essen verwöhne. Ich leide an Magersucht und Bulimie und heiße Ana und Mia. UND: ICH WILL LEBEN!

Und gerade dieser Überlebenswille in einer krankhaften Situation, wo man ihr als Laie, als Ungeschädigter ärztliche Hilfe zuweisen will, ist es, der mich am Lesen hielt. Sie sagt: Wenn mir Männer die Entscheidung, wie, wann und wo und vor allen Dingen von wem ich entjungfert werde, abnehmen, indem sie mich vergewaltigen und beschmutzt zurücklassen, so bin ich wohl nicht mehr wert. Sie geht ins Bordell, bewirbt sich, macht aus ihrer eigenen Situation eine Farce und setzt sich mit dem „Bewerbungsgespräch“ auseinander. Die Frage, die ich mir dann immer stelle: Habe Mitleid? Ich habe welches für das kleine Mädchen, was sie einmal war und Mitleid mit den Eltern, die auf ihr Kind, was sich furchtbar selbstverstümmelt hat und sich sogar selbst in ein Heim einweist, nicht geachtet haben. Und das Jugendamt sagt nur: Okay, machen wir so. Keiner fragt oder unternimmt richtig was.

Mir gefielen die Facetten an Freunde, die sie aufzählt und ihre Verwunderung darüber, warum Männer sie auch stundenlang nur fürs Reden bezahlen. Sie ist das, was ihre Eltern bei ihr nie richtig gezeigt haben: Einfühlsam, ruhig, geduldig, hilfsbereit, abwartend und nicht gleich kritisierend. Sie weiß selber, welche Vorurteile man ihr zuschreibt und wagt es nicht, auf andere Leute mit dem Finger zu zeigen. Gerade diese schließt sie in ihren engsten Freundeskreis mit ein und setzt sich mit den Gedanken anderer auseinander.

Fazit:

Ihre Freundin „Lady“ schenkt ihr ein mit blauem Einband gebundenes Buch, was leere Seiten enthüllt und schreibt: So viele Seiten, wie du hast, wird dein Buch niemals haben. Aber Lilly Lindner hat es doch sehr gut und anschaulich geschafft, einen großen Teil ihrer Selbst in Splitternackt zu verfassen, preiszugeben und uns zum Lesen zu geben.
Profile Image for Frank Kool.
116 reviews15 followers
September 13, 2018
(Bitte entschuldigen Sie mir die grammatischen Fehler in dieser Review, Deutsch ist nicht meine Muttersprache).

Splitterfasernackt ist gleichzeitig leicht und schwer zu lesen. Leicht, weil die Autorinn ein gutes gefuhl für Prosa und Ironie hatt. Schwer, selbstverständlich, wegen die schreckliche Geschichte von vergewaltigung.

Psychologisch sehr interessent sind die Bedeutungen der handlen von Lilly. Die Entscheidungen ihres Adolescente und Jung-Erwachsene Leben sind fortwährend darauf gerichtet die Kontrolle über ihr Dasein zuruck zu gewinnen, und der Kern der Sache ist immer Körperlichkeit. Sie versucht immer das "Ich" und das Körper auseinander zerreißen. Die ewiger Streit gegen ihr eigenes Körper findet oft platz im Selbstgespräche mit 'Ana und Mia' (Decknäme für anorexia und bulimia) und "das kleine Mädchen" (die sechjahrige Lilly). Durch Hunger und Prostitution versucht sie wieder autonom zu werden.

Interessant als das alles sein möge, für Leuten mitt eine Geschichte von Misbrauch (oder Beziehungen mitt Menschen die so etwas mittgemacht haben) ist es oft ein peinliches Leseerfahrung. Lindner nehmt uns mitt und teilt die ganze Sache, wie immer grausam. Lindner hat dabei alle Recht auf die Welt böse zu sein, aber bei einigen Gelegenheiten geht sie so weit dass mann wagst zu sagen: "Bitte, ein bischen weniger Selbstmittleid?"

Die Beschreibungen von die sociale Interaktionen ins 'Passion' Bordell sind vieleicht die meist amüsante Teilen dieses Buch. Die Mädchen die dort arbeiten sind allen schicke Figuren. Also soll es vieler Leuten erstaunen wie hofflich und veillicht ebenso süss die Männer sein die dort gehen. Manchmal bekommt mann Mittleid für die Einsame Kerle die nur im Bordell etwas von Intimität fuhlen können.

Über das Schluss soll ich nicht zuviel verraten, aber es hat mich überrumpelt, ebenso nach die viele 'ups and downs' der vorherigen Kapitel. Ich glaube, es ist besser nicht mehr als das darüber zu sage.
Wie gesagt, Splitterfasernackt ist leicht und schwer zugleich.
Profile Image for Heather.
74 reviews
March 20, 2014
Ich denke, es ist unheimlich schwer, eine Rezension über ein Buch zu schreiben, das so wie dieses hier auf wahren Tatsachen beruht und die Vergangenheit eines Menschen und dessen Erlebnisse kann ein Außenstehender schlecht beurteilen.
Man sollte sich also nicht auf dem Inhalt austoben, so weit man es eben für nötig hält, dafür liefert das Buch von Lilly Lindner trotz allem ein paar wundersame Sachen. Zum Beispiel der Schreibstil: wunderbare Worte die in ihrer Satzkonstellation schon beinahe etwas traum-, oder märchenhaftes an sich haben und einen sofort in die erzählte Geschichte hinein ziehen.
Dabei wirkt das ganze überhaupt nicht aufgesetzt, aber auch nicht verschönend. Man kann mitfühlen und es ergreift, regt schlussendlich auch zum Nachdenken an. Stellenweise kann man sogar sagen, dass es lustig ist, zumindest bestimmte Situationen und wenn, auch auf ironische Weise.
Wenn man zu lesen anfängt, merkt man bald, dass, gerade zu Beginn, die Erzählung reichlich lückenhaft wirkt. Stellenweise klärt sich das auf, doch gegen Ende kommen noch immer hie und da ein paar Sprünge zwischen Heute und Damals vor. Man muss einfach sagen, dass es für Außenstehende verwirrend ist.
Trotz allem macht dies dem Lese'vergnügen' keinen Abbruch und das Buch hält einen auf jeden Fall die ganzen 400 Seiten bei Stange.
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