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Flammenwand

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Stockholm im März. Nach einem schweren Winter hat es immer noch minus 15 Grad, und das Eis knirscht unter Adeles Schritten. Als sie von Einkäufen zurückkehrt, sieht sie ihren Geliebten von weitem das Haus verlassen und geht ihm nach. Je näher sie ihm kommt, desto unsichtbarer wird er.
Warum laufen wir immer den gleichen Bildern hinterher? Worauf ist eigentlich Verlass? Und warum muss die Liebe zur Hölle werden? In einer Welt, in der sich die Warteschleife als Wahrheit erweist, bewegt sich Adele auf dem schmalen Grat zwischen Befreiung und Selbstverlust: »Sie durfte sich nicht aus sich selbst verjagen lassen. Sie musste langsam und vorsichtig denken.«
Durch eine verräterische Liebesgeschichte entfaltet sich in Marlene Streeruwitz‘ furiosem Roman die Krise der Gegenwart.

416 pages, Hardcover

First published January 1, 2019

79 people want to read

About the author

Marlene Streeruwitz

61 books24 followers
Aufgewachsen in Baden bei Wien studierte Streeruwitz nach einem abgebrochenen Jusstudium Slawistik und Kunstgeschichte in Wien. Seit 1992 werden ihre Theaterstücke an zahlreichen Bühnen aufgeführt. 1996 erschien ihr erster Roman, Verführungen. 3 Folge. Frauenjahre, für den sie unter anderem mit dem Mara-Cassens-Preis ausgezeichnet wurde.
In schneller Folge sind seither Romane, Theaterstücke, Novellen und theoretische Schriften erschienen. Die feministisch orientierte Streeruwitz gilt als eine der politisch engagiertesten deutschsprachigen Gegenwartsautorinnen. Mit ungewöhnlicher Schärfe kommentierte sie die politischen Ereignisse in Österreich (ÖVP/FPÖ-Koalition) im Jahr 2000. Im November 2006 wehrt sich die österreichische Schriftstellerin öffentlich gegen die Inszenierung des neuen Stückes von Elfriede Jelinek, „Ulrike Maria Stuart“, im Hamburger Thalia Theater. In einer Szene des Stückes wird Streeruwitz in der Inszenierung von Nicolas Stemann als sprechende Vagina dargestellt. In einer Ausgabe des Spiegels kritisiert Streeruwitz, dass das Thalia Theater weiterhin das Stück in ungeänderter Form zur Aufführung bringt. „Ich will als handelndes und denkendes Subjekt nicht auf ein sprechendes Geschlechtsorgan reduziert werden.“, beklagt Streeruwitz im „Spiegel“. Dass es sich dabei um eine Satire handle, will Streeruwitz nicht gelten lassen: „Deutschsprachiger Humor war immer ein Mittel der Verächtlichmachung.“

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4 (11%)
1 star
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Displaying 1 - 5 of 5 reviews
Profile Image for Susanne.
199 reviews41 followers
August 31, 2025
Momentan war es für mich das falsche Buch, auch wenn ich die Anlage: Gegenwart (eine Frau läuft durch Stockholm und denkt über den Mann nach, mit dem sie gerade eine schwierige Beziehung/Affäre hat) verknüpft mit fast journalistischen, chronologischen Rückblicken auf politische Geschehnisse in Österreich, die den Rechtsruck deutlich machen, sehr gut fand. Aber es hat mich schlussendlich, im Moment, nicht gepackt, weshalb ich es nicht beendet habe.
Ich würde aber nicht ausschließen, dass ich es irgendwann erneut aus dem Regal hole und weiter lese.
Profile Image for Wandaviolett.
468 reviews68 followers
November 10, 2019
ZWISCHEN KUNST UND BANALITÄT

Dass der Roman „Die Flammenwand“ künstlich ist und insofern durchaus ein Kunstwerk sein will, ist von der Autorin selbstverständlich gewollt. Die Handlung ist schnell erzählt und erinnert ein wenig an Ulysses von Jocye. Ein Mensch, in diesem Falle eine Frau, macht einen Spaziergang durch Stockholm. Mehr als einige Stunden reale Lebenszeit wird nicht beschrieben.

Dabei entdeckt sie, dass ihr vorgeblich impotenter Liebhaber, nur so tut als ob er nicht könnte und eine Liebesbeziehung zu einer anderen Frau unterhält. Ihre Beziehung, die sie bis dato glücklich machte, weil sie sich alles schön redete, entpuppt sich als eines dieser Machomachtspielchen. Natürlich nimmt diese Entdeckung mit und die Protagonistin beginnt, nachzudenken. Ein endloser Stom an Gedanken ergießt sich über den Leser. (Mehr oder weniger interessant, meist weniger).

Verwirrend sind die Kapitelüberschriften: Orte und Zeiten, meist Wien, aber auch ein paar andere Städte, sind mit Fussnoten versehen, die tagesaktuelle Notizen des politischen Geschehens des Jahres 2018 beinhalten, aber (zumindest vordergründig) überhaupt nichts mit dem Romangeschehen zu tun haben.

Die Schreibweise der Autorin ist herausfordernd, stakkatohafte Sätze, oft sogar ohne Verb. Seitenweise. Sie schaffen Atmosphäre. Aber noch mehr Unlust und Unmut! Wenn man gelesen werden will, darf man nicht alle Arbeit dem Leser überlassen und ihm wenigstens ein Stück weit in punkto Lesefreude entgegenkommen. Nur wer l’art pour l’art betreibt, darf sich in dieser Weise zumuten. Das sind dann die rostigen „Kunstwerke“, die in der Stadt herumstehen, bei deren Anblick sich das Publikum fragt, „ist das Kunst oder kann das weg?“ und vermutet, dass diese halben verrosteten Baggerschaufeln sicher von einem Bauunternehmer vergessen worden sind! Wenn man eine Umfrage machen würde, würden diese Objekte schnell wieder aus dem Stadtbild verschwinden! Doch der Bürger entscheidet ja nicht mehr darüber, was „Kunst“ ist. Früher war das einmal anders. Doch er kann immer noch darüber entscheiden, ob er schlechte Kunst sieht. Oder liest. Oder gute. Und Kunstwerke mancher Autoren links liegen lassen. Wie ich es in Zukunft bei Frau Streeruwitzens Romanen tun werde. Falls sie sich nicht eines anderen besinnnt und lesbarer wird.

Letztlich geht es im vorliegenden Roman doch nur um eine recht banale Lebenssituation, eine solche, in die Frauen sich halt gerne begeben. Sie geben alles auf, um eines Mannes willen, ohne vorher die Kosten zu überschlagen. Und sie lassen sich nur allzugerne täuschen. Genau wie die Österreicher, die solange nach rechts abdriften, bis sie rechts s i n d ? Ist das der Bezug zu den Überschriften mit Fussnoten? Meinetwegen. Wir lassen uns doch alle gerne Sand in die Augen streuen. Ich sage nur AfD. Mit Dantes Höllenszenario zu liebäugeln (wie es der Romantitel suggeriert) erscheint mir jedoch ziemlich abgehoben, denn aus der Hölle kommt man nicht weg, aus einer verfahrenen Liebesgeschichte allemal. Tasche packen und gehen. Basta. Was man bei der politischen SItuation auch gerne tun würde. Ach, wäre das Buch doch lesbarer geschrieben!

Fazit: Ist der vorliegende Roman künstlerisch wertvoll? Kann sein. Ich kann es nicht beurteilen. Immerhin landete er auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2019. Wieviele Jurymitglieder ihn wohl in Gänze gelesen haben?

Die vordergründige Story ist es jedenfalls nicht. Künstlerisch wertvoll, meine ich. Oder aufregend. Oder irgendetwas außer langweilig. Sie ist an Banalität kaum zu übertreffen und genau genommen ist der Stil von Marlene Streeruwitz in diesem Roman einfach untragbar. Eigentlich ganz egal, was sie sagen will. Klappe zu.

Kategorie: Experimentelle Literatur
Verlag: S. Fischer, 2019

Profile Image for miss.mesmerized mesmerized.
1,405 reviews42 followers
September 8, 2019
Im März ist es noch erschreckend kalt in Stockholm. Adele wollte nur schnell Kaffee kaufen und ist schon wieder auf dem Rückweg, als sie vor sich auf der vereisten Straße Gustav entdeckt, der offenbar bereits die gemeinsame Wohnung verlassen hat. Sie folgt ihm, vermutlich ist er auf dem Weg in ihr Café, wo sie gerne immer am selben Tisch das Frühstück genießen. Doch sie kann ihn nicht einholen, Bilder vermischen sich in ihren Gedanken, der aktuelle Tag mit bereits erlebten, immer wieder denselben Begebenheiten. Doch längst ist schon nicht mehr alles im Lot, denn sie weiß von Gustavs Doppelleben, von der unerfüllten Liebe, die sie wieder einmal erlebt hat. Die Gedanken beginnen zu kreisen, alles in ihrem 52-jährigen Leben muss sie nun plötzlich in der Fremde infrage stellen.

Marlene Streeruwitz lässt ihre Protagonistin durch die Hölle gehen. Eine ganz bestimmte Hölle, die sie mit dem Titel bereits verortet: die Flammenwand findet sich in Dantes „Göttlicher Komödie“ auf der siebten und damit letzten Terrasse des Läuterungsberges und gilt als der Ort, an dem das sexuelle Begehren überwunden werden muss, bevor der Weg ins Paradies geebnet ist. Die sinnliche Welt muss verbrennen, um den Blick für das Göttliche frei zu machen. Viel dramatischer und höher könnte die Autorin die Referenz kaum setzen als sich auf eines der epochalsten und einflussreichsten Werke der westlichen Literatur zu beziehen. Aber kann sie diesem selbstgesetzten Vergleich gerecht werden?

„Sie liebte. War das nicht das erhoffte Abenteuer. Das hatte sie doch herbeigewünscht. Herbeigesehnt. Dieses Teilen, das aus allem mehr machte. Aber es ließ sich nichts aufrufen. Die Bilder flach. Die Bilder zerrannen. Nur die Kälte zu spüren.“

Das Ende einer Beziehung ist nie schön, vor allem für denjenigen, der zu lange im Glückstaumel war und den Blick für die Realität verloren hatte, der blind vor Liebe war und die Anzeichen nicht erkannte. Adele muss schmerzlich erkennen, dass sie betrogen wurde und alles verloren hat, nicht mal mehr ein richtiges Zuhause hat sie, nachdem sie für Gustav von Wien nach Stockholm gezogen ist. Die gänzlich unabhängige Frau, die sich abhängig machte und teuer dafür bezahlen muss. Ausgerechnet einem Mann mit längst überholten, patriarchalen Vorstellungen verfallen zu sein.

Der Stream of Consciousness der Protagonistin wird mit jedem neuen Kapitel unterbrochen. Daten, die zunächst nicht zur Handlung passen wollen, versehen mit Fußnoten, die tagtäglich neue politische Absurditäten aus Österreich vermelden. Schnell jedoch sind die Parallelen offenkundig: wie Adele in die Liebesgeschichte taumelt, aus der sie verkatert erwacht, scheinen unsere südlichen Nachbarn die politische Gefahr, in der sie sich befinden, trotz der offenkundigen Zeichen wegen der rosaroten Brille nicht sehen zu wollen oder zu können. Streeruwitz war ihrer Zeit voraus, denn der Ibiza Skandal, der das Land erschüttern sollte, wurde erst im Mai 2019, wenige Tage vor der Buchveröffentlichung bekannt.

Keine leichte unterhaltsame Lektüre, aber ein sprachlich wie dramaturgisch gelungenes Buch, dessen Feuer sich langsam entwickelt und das Potenzial im Laufe der Geschichte entfaltet. Nicht unverdient findet sich der Roman auf der Longlist sowohl für den Deutschen Buchpreis 2019 wie auch für den Österreichischen Buchpreis 2019. Für mich bis dato ganz eindeutig einer der heißen Favoriten.
Profile Image for Jana G..
118 reviews
October 20, 2024
Nicht einfach zu lesen - aber trotzdem lesenswert. Ich hatte Schwierigkeiten in den Schreibstil reinzukommen. Inhaltlich ist das Buch bedrückend, aber das war zu erwarten.

Immer wieder Textstellen, die mich in ihrer Poesie ansprechen.
Wie diese: "Ihre Tragödie war sicher. Ihre Tragödie ein Ort, an den nicht mehr zu gehen. Aber ein Ort. In ihr. Ihr selbst immer fremder. In sich eine Entfernung. Zu ihr gehörig. Nur ihr gehörend."
78 reviews
October 6, 2020
Ziemlich intensive und herausfordernde Kost - und das obwohl rein handlungstechnisch eigentlich kaum was passiert. Streeruwitz beweist mit ihrem neuesten Werk einmal mehr, wieso sie zu den großen Namen der zeitgenössischen österreichischen Literatur zählt.
Displaying 1 - 5 of 5 reviews

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