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Winner Prix Femina and Prix du Roman News
Paris, January 7, 2015. Two terrorists who claim allegiance to ISIS attack the satirical weekly Charlie Hebdo. The event causes untold pain to the victims and their families, prompts a global solidarity movement, and ignites a fierce debate over press freedoms and the role of satire today.
Philippe Lançon, a journalist, author, and a weekly contributor to Charlie Hebdo is gravely wounded in the attack. This intense life experience upends his relationship to the world, to writing, to reading, to love and to friendship. As he attempts to reconstruct his life on the page, Lançon rereads Proust, Thomas Mann, Kafka, and others in search of guidance. It is a year before he can return to writing, a year in which he learns to work through his experiences and their aftermath.
Disturbance is not an essay on terrorism nor is it a witness’s account of Charlie Hebdo. The attack and what followed are part of Lançon’s narrative, which, instead, touches upon the universal. It is an honest, intimate account of a man seeking to put his life back together after it has been torn apart.
Disturbance is a book about survival, resilience, and reconstruction, about transformation, about one man’s shifting relationship to time, to writing and journalism, to truth, and to his own body.
448 pages, Kindle Edition
First published April 12, 2018








Ihr habt Glück, für euch ist alles vorbei. Für mich fängt es erst an.Das sind die Worte, die Philippe Lançon an seine toten Kollegen richtet, während Rettungskräfte ihn aus den Redaktionsräumen von Charlie Hebdo tragen. Lançon überlebte den Terroranschlag vom 7. Januar 2015 mit schweren Verletzungen. Drei Schüsse der Attentäter trafen ihn an Armen und im Gesicht; der Unterkiefer zertrümmert, Kinn und rechte Unterlippe zerfetzt. Eine Kriegsverletzung, lautet die erste Diagnose eines Feuerwehrmanns am Anschlagsort. Siebzehn Operationen und monatelange Krankenhausaufenthalte waren die Folgen dieser Gewalttat, deren Ausführung nicht einmal zwei Minuten lang dauerte. Das Buch gewährt Einblick in das Innerste eines an Leib und Seele verwundeten Menschen, dessen Leben sich in einem kurzen Moment von Grund auf ändern sollte. Es ist kein protokollarisch geführtes Tagebuch, sondern rückblickend aus der Erinnerung verfasst. Angereichert mit Reflektionen des Autors über seine Arbeit als Journalist, Literatur, Musik, langjährige Freunde und Familienmitglieder, stellt es den zwischen Dichtung und Wahrheit oszillierenden Versuch der Annäherung an ein früheres Ich dar. Die durch das Attentat unterbrochene Zeit überbrücken, nennt es Lançon in Anspielung auf Proust. Aus den Bruchstücken der Vergangenheit, die eigene Identität rekonstruieren, so wie seine Chirurgin Chloé versucht, sein Gesicht zusammenzuflicken und das klaffende Loch, die schreckliche Wunde zu schließen.
Die schwierige Realität der anderen war einer jener unbewohnbaren Planeten, die man gern auf Bildern sieht, im Radio hört, vielleicht auch in Büchern entdeckt, aber auf denen man nicht eine Minute lang atmen könnte.Am beeindruckendsten, gleichzeitig das beklemmendste, ist das Kapitel über das eigentliche Attentat. Es wäre vermessen zu behaupten man könne als Leser nachempfinden, was Lançon in diesen Minuten erlebt hat. Doch ihm gelingt es Worte zu finden, in denen sich die unausprechliche Grausamkeit und die absolute Absurdität der Tat widerspiegeln. Auf die Beweggründe der Attentäter wird lediglich am Rande eingegangen. Ebenso finden politische Themen nur in Nebensätzen Erwähnung. Im Mittelpunkt steht ab dem Zeitpunkt des Attentats der Patient Lançon auf seinem beschwerlichen Weg der Heilung.
Der Patient ist ein Mann der Tat, ein unbeweglicher Athlet.Ein Leidensweg voller physischer wie psychischer Rückschläge, der gleichzeitig aus der Perspektive des Patienten Aufschluss über Möglichkeiten und Grenzen der modernen Medizin gibt. Am Ende ist der Patient Lancon entlassen, wiederhergestellt, man schreibt den 13. November 2015. Mit der Nachricht vom Anschlag auf das Bataclan beschließt Philippe Lançon seinen Bericht. Für die nächsten Überlebenden hat es erst angefangen.