Identitätspolitik steckt in der Empowerment wird auf Gender-Sternchen und die Vermeidung des N-Worts verkürzt. Überall sollen Minderheiten vor möglichen Verletzungen geschützt werden – in Uniseminaren, Kunst und Mode, im Netz und bei öffentlichen Events. Für alle, die Politik nicht mit eigener Betroffenheit belegen, schließt sich die Debatte. Wer mit der anspruchsvollen Pflichtlektüre nicht hinterherkommt, ist raus. Die solidarische Kritik an diesen Exzessen wird zum Dilemma in einer Zeit, in der Rechte gegen Unisextoiletten und die "Ehe für alle" hetzen – und Linke darin "Pipi fax" oder den Aufstieg von Trump begründet sehen. Zwischen Abwehr und Abschottung richtet der Band den Blick auf die Fallstricke der Identitätspolitik und sucht nach Allianzen jenseits von Schuldzuweisungen und Opferkonkurrenz.
Mir fällt es schwer, in der Kürze einer Goodreads Review zu all den verschiedenen Texten eine Wertung abzulassen. Daher schreibe ich hier nur kurz über die Form:
Anders als der dick gedruckte Titel sagt, geht es hier nicht allein um das Für- und Wieder von Trigger-Warnungen. Rund 21 Essays problematisieren die Debatte rund um "Identitätspolitik" (oder Teilaspekte davon) -- manche die innerlinken Debatten, manche die Reaktion der Rechten hierauf.
Viele der Essays lesen sich wie Texte aus Sozialwissenschaft Seminaren. Soll heißen, sie setzen oft Vorwissen voraus, benutzen kompliziertere Sprache und haben (erfreulich) ein Literaturverzeichnis. Vereinzelt kommen auch andere Textformen, wie zum Beispiel ein Interview und eine Kurzgeschichte, vor.
Die Lektüre verlangt also definitiv Zeit und Aufmerksamkeit. Mir erscheint sie aber lohnenswert - gerade weil das Buch als Ganzes widersprüchliche Positionen versammelt und die Komplexität der politischen Debatten verdeutlicht.