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Hippocampus

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Helene Schulze, vergessene Autorin der feministischen Avantgarde, ist tot. Jetzt wird sie als Kandidatin für den Deutschen Buchpreis gehandelt. Ihre Freundin Elvira Katzenschlager soll den Nachlass sortieren und findet sich unversehens in einer Marketingmaschinerie voll Gier, Neid und Sensationsgeilheit wieder. Empört bricht sie ein großes Nachruf-Interview ab und begibt sich mit dem wesentlich jüngeren Kameramann Adrian auf einen Roadtrip durch Österreich, um die verzerrte Biografie ihrer Freundin richtigzustellen. Was als origineller Rachefeldzug beginnt, wird immer mehr zum Kreuzzug gegen Bigotterie und Sexismus. Sie verkleiden Heldenstatuen, demontieren Bildstöcke und stören Preisverleihungen. Immer atemloser, immer krimineller werden die Regelbrüche der beiden auf ihrem Weg nach Neapel, wo die letzte Aktion geplant ist.
Gertraud Klemm legt den Finger dorthin, wo es wehtut. Am Beispiel der Literaturbranche zeigt sie, wie es um die gleichberechtigte Wahrnehmung von Frauen tatsächlich steht; und dass es mehr Rebellion und Mut braucht, um wirklich etwas zu verändern.

"Symbole allein, das weiß sie schon, funktionieren nicht als Protest, denn Symbole tun niemandem weh; und wenn es nicht wehtut, berührt es nicht, und wenn es nicht berührt, kann man es gleich bleiben lassen."

384 pages, Hardcover

Published August 19, 2019

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Gertraud Klemm

11 books17 followers

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Displaying 1 - 20 of 20 reviews
Profile Image for Alexandra .
936 reviews365 followers
August 19, 2019
Wenn eine Autorin einen feministischen Roman schreiben will, kann sie anklagend oder einfühlsam eine furchtbare Geschichte über Leid und Unterdrückung durch das Patriachat schreiben, oder sie kann einfach auf extrem witzige Weise den Spieß umdrehen und die Groteske der schon komplett von der Gesellschaft verinnerlichten männlichen Privilegien abmontieren, so dass sie erstmals humorvoll entlarvt und in Frage gestellt, aber auch der Wahnwitz ihres Bestehens lächerlich gemacht wird. Es ist Gertraud Klemm ausnehmend gut gelungen, einen total witzigen, wahnwitzigen, subversiven, anarchischen, feministischen Roman zu schreiben.

Dies schlägt auch exakt in die für mich doch sehr neue Strömung des Feminismus, mit Humor den Spieß umzudrehen und mit der alternativen Realität und der Brille einer feministischen Welt zu kokettieren, quasi das Universum des männlichen Seepferdchens zu errichten, das die Babies austragen muss. In den letzten Wochen wurde auf Twitter unter dem Hashtag #dichterdran genau in diese Kerbe geschlagen und männliche Autoren wurden so respektlos auf Äußerlichkeiten reduziert, kritisiert und rezensiert, wie sich das bisher nur Autorinnen gefallen lassen mussten. Die meisten Schriftsteller machten gute Miene zu diesem etwas fiesen Spiel und einige wie Saša Stanišić beteiligten sich sogar humorvoll daran.

„Wenn man kritisiert, dass es so wenige männliche Autoren in den Weltliteratur-Kanon geschafft haben, muss man auch bedenken, dass sich diese Literatur oft auf Männerthemen konzentriert und ihr der universelle Anspruch fehlt, der wahrhaft großartige Werke ausmacht..“ (Elisabeth Klar @Sam_O_Dor auf Twitter #dichterdran)

Erst wenn man alles, was in der Literatur über Autorinnen, gesagt wurde, mal umdreht, wird erstmals die Idiotie der Machtsicht und die immanente Marginalisierung des anderen Geschlechts offenbar.

Auch dieser Roman beschäftigt sich intensiv genau mit dieser Art von Unsichtbarmachung weiblicher Leistungen im Literatur- und Kunstbetrieb, in dem sich die narzisstischen männlichen Günstlinge nur so tummeln, die doch tatsächlich glauben, sie wären schon qua Geburt besser als ihre weiblichen Kolleginnen und hätten nicht aus dem Grund mehr Anerkennung durch Ehrungen und monetären Erfolg, weil die Machtpositionen der Geldvergabe und der Rezensionen im Feuilleton von ihren Geschlechtsgenossen besetzt sind. Die Autorin beschreibt mit spitzer Feder sehr böse den österreichischen Betrieb in Kunst und Literatur.

"Denen, die es ernst meinen, wird die Haut dieser Heimat bald zu klein. Die, die bleiben, hungert der Betrieb bald aus. Nur die Kammergünstlinge, Kirchenlemminge, die politisch aktiven Nachwüchsler, die Markthuren, die die eigennützige Systemtreue in den Genen haben, die bleiben und lassen sich mästen."

Die alte feministische Schriftstellerin Helene Schulze ist also gestorben. Sie hat sich zu Tode gesoffen. Einerseits weil sie den Ausstieg aus ihrem systemunkonformen Leben im frühen Erwachsenenalter in das typisch patriarchale Muster von bravem Ehefrauchen, Weibchen und Mütterchen in einer spießigen Kleinstadt nicht verkraftet hat und weil ihr zweitens niemals – auch nicht beim Abstreifen ihrer gesellschaftlich angepassten Rolle und Rückkehr in den Literaturbetrieb – jene Ehre zuteil wurde, die ihr eigentlich gebührt hätte. Nun ist sie unter einem männlichen Pseudonym zum siebten Mal für einen wichtigen Literaturpreis – diesmal für den deutschen Buchpreis – nominiert, den sie nie gewonnen hat, weil ihr immer wieder ein Mann vorgezogen wurde. Da sie nun tot ist und das erwiesenermaßen ordentlich Kasse macht, wird ihre eigentliche Identität vom Verlag gelüftet. Was für eine Sensation, eine posthume Vergabe eines Literaturpreises.

Ihre Freundin Elvira, Aktionskünstlerin aus alten WG-Zeiten, ist stinksauer über diese anbiedernde speichelleckende Heuchelei bei Helenes Beerdigung. Sogar der fette Literaturkritiker, der dafür gesorgt hat, dass Helene der schon verliehene Bachmann-Preis wieder aberkannt wurde, weil ein Satz ihres eingereichten Beitrags – man staune, es handelte sich tatsächlich nur um einen Satz – bereits vorab veröffentlicht wurde, entblödet sich nicht, zu diesem Ereignis aufzutauchen und sich in devotem Gebuckel zu ergehen.

An diesem Punkt läuft das Fass der Künstlerin Elvira über, die Hutschnur geht ihr hoch und sie beschließt, im Namen der toten Schriftstellerein Helene alle Frauen durch Kunstaktionen endlich vor den Vorhang zu heben. Unter dem Streetart-Tag des Seepferdchens werden zwölf krawallfeministische Aktionen in einem Roadtrip quer durch Österreich subversiv inszeniert und dokumentiert. Die Kulturschickariabashing-Oma Elvira engagiert den jungen, hübschen Assistenten Adrian, und gemeinsam machen sie sich mit Helenes altem Campingbus auf den Weg, dem patriarchalen Establishment, der bigotten Kirche und dem Staat das Fürchten zu lehren. Die Leserin (Männer selbstverständlich mitgemeint 😉 ) freut es außerordentlich, denn die Autorin punktet in einem wilden Ritt mit wundervoller anarchischer, witziger, pöhser Vorstellungskraft. Drei von den zwölf Aktionen, die mir besonders gefallen haben, möchte ich kurz skizzieren, damit Ihr Euch vorstellen könnt, welcher Spaß das ist, die Planung der Aktionen zu begleiten und auch die Reaktionen der Betroffenen. Da kriegt Jesus am Kreuz a rotes Strickjackerl, eine Reiterstatue schnackselt plötzlich eine riesige Vulva und die winzige, fast nicht sichtbare Ingeborg-Bachmann-Statue in Klagenfurt in irgendeinem Park wird als Salat drapiert, denn der Bachmann-Salat im Café gegenüber ist einfach in der Stadt gegenwärtiger als die berühmte Autorin, wobei man im Gegenzug natürlich Lindwürmern und Nazis riesengroße Denkmäler gesetzt hat.

So fahren Elvira und Adrian als todesverachtendes Duo im Auftrag des Feminismus durchs Land und nähern sich einander an. Auch menschlich passiert viel, denn Elvira erläutert dem relativ unbedarften jungen Mann ihre und Helenes Wut über die patriarchalischen Verhältnisse durch die Erklärung der sehr witzigen Kunstwerke. Das Ende hat mich sehr überrascht, ist aber erstens gar nicht so abwegig, zweitens sehr konsequent und drittens auch noch sehr positiv gestaltet.

Die Sprache des Romans ist wundervoll, und die Figuren sind sowohl einfühlsam wo es angebracht, aber auch mit sehr spitzer Feder gezeichnet, wenn es notwendig ist.

Fazit: Ein wilder, augenzwinkernder, feministischer Roadtrip. Eine absolute Leseempfehlung von mir vor allem auch für Männer, denn das Buch ist so bitterböse witzig – zwar auf eine sehr brutale unkonventionelle Art, aber sehr witzig.

So bleibt mir nun nur noch zu fragen, warum gibt es solche von der Autorin beschriebene Aktionen von feministischen Künstlerinnen eigentlich nicht in der Realität? Jene österreichischen Aktionistinnen, die ich kenne, befassen sich nur narzisstisch mit ihrem eigenen Körper (z.B. Elke Krystufek und Jakob Lena Knebel), aber tun wenig für andere Frauen und feministische Anliegen. Warum muss eine Schriftstellerin so etwas fiktiv konzipieren. Oder anders gefragt. Liebe Gertraud Klemm: Könnten sie nicht Mal kurzfristig ihre Profession wechseln und die Inhalte des Buchs in die Realität der Kunst umsetzen? Danke! Das hätten wir nämlich alle gebraucht! Ich mache Ihnen auch den Adrian 😉 und dokumentiere alles.
Profile Image for Rosa.
652 reviews41 followers
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May 27, 2025
DNF bei ca. 100 Seiten

Ich geb jetzt auf. Komm einfach überhaupt nicht rein und muss mich jedes Mal zwingen weiterzulesen. Normalerweise lese ich Bücher schon fertig, vor allem die für den Buchclub, aber eigentlich ist mir hier einfach meine Zeit zu schade. Außerdem habe ich mittlerweile einige Dinge über die Autorin gehört, die ich nicht gut finde und darum kann ich das Buch guten Gewissens beiseite legen.
Profile Image for Steffi ~mereadingbooks~.
220 reviews81 followers
May 21, 2020
DNF auf Seite 211.
Es folgt eine kurze ungeordnete Erklärung.

Nein, das ist bestimmt kein schlechtes Buch, aber sonderlich gut fand ich es eben auch nicht.
Es ist mir einfach völlig egal. Schade, ich hatte irgendwie was anderes erwartet. Mehr Literaturbetrieb, mehr Tiefe.

Was mir aber gefallen hat:
- Klemms Stil (auch wenn ich kein Fan vom Weglassen von Anführungszeichen bei wörtlicher Rede bin)
- wie unglaublich unsympathisch alle Figuren sind

Trotzdem hat es mich leider nicht soweit überzeugen können, dass ich es beenden wollte.
Profile Image for Aki.
1,011 reviews
June 11, 2025
Ich muss später nochmal mehr schreiben, aber das Buch hat mich in sich hineingezogen und ich habe Redebedarf. Ich freu mich schon auf den Büchermontag zum Reden.

Ich habs gut lesen können, aber die Motivation für das Buch nicht ganz verstehen...warum tut Elvira das, was sie tut?

Edit (11.6.25):
So, mit ein bisschen Abstand auch zur Diskussion am Büchermontag jetzt mal eine längere Review.

Wie schon oben beschrieben habe ich das Buch super schnell gelesen. Ich habe nicht das Gefühlt gehabt, dass ich mich zwingen musste, das Buch zu lesen. Ich mochte den Schreibstil sehr. Das Einzige, was mich etwas gestört hat, war die Sexszene am Ende, die war einfach...nicht meines.

Zur Geschichte: Ich finde den Ansatz des Buches toll, diese Aufarbeitung von "Helenes Leben", wie Elvira es wahrgenommen hat, bzw. wie Elvira meint, dass Helenes Leben war. Elvira ist einfach eine alternde Frau, die mit dem Tod einer "Freundin" konfrontiert wird und dabei bemerkt, dass sie selbst eigentlich nichts hat (außer eine Eigentumswohnung) und dass ihre Freundin zwar etwas hatte bzw. haben hätte können, was mit den Jugendjahren, die sie gemeinsam verbracht haben, zusammenpasst, aber dieses HÄTTE mit dem Tod zusammenfällt.
Elvira reagiert zuerst mit ... nichts tun und dann kommt plötzlich ein Umschwung, den ich nicht super gut nachvollziehen kann, aber okay, sonst würde das Buch ja auch keine Handlung haben. Der Aktivismus von Elvira ist halt super unkoordiniert - sie hat eigentlich gar keinen Plan, aber sie organisiert sich zumindest Hilfe in Form von Adrian? Auch irgendwie unlogisch, aber wer reagiert in so eine Situation auch logisch.

Dass bei Elvira dann auch noch eine sehr altmodische Auffassung von Feminismus mitspielt, kann man irgendwie schon verstehen und passt zu einer Charakter, der so unreflektiert durch das Leben gleitet. In Elvira hat sich gefühlt zwischen der WG Zeit in den 70ern und dem Jetzt nichts getan. Das dies vermutlich den Feminismus der Autorin widerspiegelt macht es nicht besser.

Adrian ist dabei wirklich nicht ein ... Helfer ohne Eigenschaften, selbst in den Kapiteln aus seiner Sicht hat er nicht wirklich eine Tiefe. Wobei das Elvira auch nicht hat.

Fazit: Ich habe das Buch nicht ungerne gelesen, weiß aber am Ende nicht, was mir das Buch sagen will. Also Geschichte ist es nett zu lesen. Als Feministisches Werk eher weniger.

Ich würde das Buch durchaus jemanden weiterempfehlen, aber nachdem man Werk und Autorin schlecht trennen kann, dann eher doch nicht.
Profile Image for Miss Bookiverse.
2,235 reviews87 followers
September 4, 2020
Helene Schulze ist tot und plötzlich wieder in aller Munde, denn die Autorin wird posthum für den Deutschen Buchpreis nominiert. Bekannt ist sie aus den Siebzigern, da gelang ihr schon mal ein großer literarischer Wurf. Doch nach dem Erfolg kam die Ruhepause: Heiraten, Kinder und schon war es um Helenes Karriere geschehen. Ihre gute Freundin, Elvira Katzenschlager, soll sich nun um Helenes Nachlass kümmern. Elvira beschließt aber, erzürnt über das scheinheilige plötzliche Interesse des Literaturbetriebs, Helene lieber ein würdiges Denkmal zu setzen und zwar in Form von Protestinstallationen. So schnappt Elvira sich den blutjungen Kameraassistenten Adrian und begibt sich mit ihm in einem alten Camperbus auf einen unterhaltsamen Roadtrip durch Österreich und Italien.

Geschildert wird die Errichtung der Installationen abwechselnd aus Elviras und Adrians Sicht. Adrians Perspektive scheint oft überspitzt und einseitig, denn vordergründig dreht sich in seinem Kopf alles um seinen Schwarm, Geldsorgen und Sexfantasien. Es macht nicht immer Spaß diesen Gedankengängen zu folgen, vor allem zu Beginn sind seine Ansichten zu Genderrollen geradezu plakativ konservativ. Dadurch wirkt die Gegenüberstellung der beiden Perspektiven dichotomisch und flach. Adrian: männlich, jung und ahnungslos. Elvira: weiblich, älter und Feministin. Adrian scheint oft lediglich die Projektionsfläche zu sein, um Elviras feministische Denke zu verdeutlichen; vorhanden, um ihr den naiven Konsens der breiten Massen gegenüberzustellen, an dem sie sich abarbeitet. Möglicherweise ist genau das jedoch die umgekehrte Objektifizierung, die wir bei Frauen tagtäglich beobachten.

Während der Reise entwickeln Elvira und Adrian eine ungewöhnliche Freundschaft, die Altersgrenzen gekonnt infrage stellt. Elvira tauscht ihrer Erfahrungen als Aktivistin der 68er-Bewegung gegen Adrians Wissen über Technik und Digitalisierung. Dabei gerät Adrians Weltbild ins Wanken ohne mit viel Dramatik komplett niedergerissen zu werden. Elvira zeigt sich wiederum fasziniert von den Möglichkeiten der neuen Medien. Allerdings geht es nie über eine Faszination hinaus und Elvira beschäftigt sich nie näher mit dem in sozialen Netzwerken präsenten Feminismus der jungen Generation.

Dennoch legt der Roman schonungslos die patriarchalen Strukturen des Literaturbetriebs offen. Kaum Frauen im Feuilleton, weder als Kritisierende noch als Kritisierte. Weniger Chancen bei Stipendien und Preisen. Selten eine Ehrung in Form von Straßennamen oder gar opulenten Statuen. Stattdessen stets eine überkritische Meinung zu und wenig Interesse an von Frauen verfasster Literatur – und das nicht nur von den Männern der Branche. Die Ideen für Elviras Protestaktionen sind vielfältig, witzig und bereiten allein in ihrer fiktiven Ausführung eine gewisse Befriedigung. Nur die Menge, zwölf an der Zahl, führt früher oder später zu Ermüdungserscheinungen.

Bei all dieser berechtigten Kritik bleibt der Roman leider in den Idealen der Siebziger stecken, von Intersektionalität keine Spur. Es geht um Frauen und Männer, Binarität bis zum Umkippen. Kein Wort über die Weißheit oder Heteronormativität des Literaturbetriebs. Fraglich ist außerdem, wieso ein Buch über die ungleiche Verteilung von Frauen im Literaturbetrieb die Hälfte seiner Kapitel einer männlichen Perspektive widmet und darüber hinaus keinen geschickten Weg findet, das generische Maskulinum konstant zu vermeiden. Möglicherweise gehört auch das zu jenem modernen Feminismus, den Elvira ahnungslos als „Sexismus mit Hashtag“ abtut.

Hippocampus ist eine Geschichte über Freundschaft, Rache, Ungerechtigkeit und die Brücke zwischen nicht nur den Geschlechtern sondern auch den Generationen. Es ist womöglich ein hoffnungsvoller Blick darauf, dass die Chance auf eine Veränderung besteht solange es willige Zuhörer:innen und Dazulernende wie Adrian gibt.
Profile Image for Ines.
174 reviews8 followers
February 5, 2020
Feminismus von seiner schlimmsten Seite. Dargestellt als erfolglose, kinderlose Emanze mit Achselhaaren: Elvira, die Rache übt. Dafür dass ihre Freundin als Künstlerin zu Lebzeiten verkannt wurde.

Wichtiges Thema, leider total verfehlt.

Feminismus heutzutage ist so viel mehr, so viel feinfühliger, so viel wirkungsvoller, als es in diesem Buch dargestellt wird - und das von einer Frau. Das ist genau das, was Feminismus heute nicht braucht.


Profile Image for Jane.
1,017 reviews32 followers
March 9, 2022
Intelligent, humorvoll, voller Wahrheit und Wichtigkeit und gleichzeitig flüssig zu lesen. Eine absolute Empfehlung!
129 reviews4 followers
June 9, 2025
Wahrscheinlich eher 2 Sterne, aber ich fand die Idee so interessant und bin so genervt von der Umsetzung. Eigentlich zähle ich mich zu den Menschen, die auch gerne mal völlig unsympathische Charaktere lesen, aber dann müssen sie zumindest interessant sein. Gesellschaftskritik gut und schön, aber von einer Person, die keinen Tag ernsthaft in dieser Gesellschaft gelebt, ihre Freundschaften nur für den eigenen Vorteil nutzt und in dem Moment fallen lässt, in dem man sie an den "Mainstream" verliert und dann rumweint, wenn sie tot sind, brauche ich wirklich keine feministischen Patriolen. Der Zynismus, dass sie das kapitalistische Verlagswesen kritisiert und selber von den Miteinnahmen ihres geerbten Vermögens lebt, fällt Elvira jedenfalls auch nicht auf. Lieber rächt sie die tote Freundin, die sie nicht darum gebeten hat und deren jede Lebensentscheidung ihr zu Lebzeiten zuwider war. Dafür nutzt sie Adrian physisch und psychisch aus, der für sie nicht mehr als ein Lakaie ist und Mittel zum Zweck. Der braucht einem aber auch nicht wirklich leid tun, ein Schluck Wasser hat mehr Persönlichkeit und eigenen Willen.
Im besten Fall dreht Klemm hier mit Adrian und Elvira die stereotypischen Geschlechterrollen um, ähnlich wie Helene in ihrem posthumen Werk, im schlimmsten Fall glaubt sie wirklich, dass Elvira irgendeine sinnvolle Form von Feminismus vertritt. Für mich jedenfalls ein Totalausfall.
This entire review has been hidden because of spoilers.
Profile Image for Imke.
239 reviews
December 16, 2019
Schnapsen, Buchteln, Schlapfen - der Roman kommt aus Österreich und das habe ich beim Lesen gemerkt. Als Nordlicht habe ich einige interessante Wörter gelernt, außerdem hat mich das Buch einmal quer durch Österreich geführt, da der Roman ein spezieller Roadtrip ist.
Die Geschichte: Die feministische Autorin Helene Schulze ist tot. An ihr erstes erfolgreiches Buch konnte sie nie anknüpfen, sondern heiratete und bekam Kinder. Die letzten Jahre verbrachte sie allein und soff sich tot. Nach ihrem Tod wurde ihr jüngster Roman herausgegeben, mit dem sie nun für den Deutschen Buchpreis nominiert ist. Helenes alte Freundin Elvira Katzenschlager soll der Presse nun Statements geben, dabei lernt sie Kameramann Adrian kennen. Elviea ist das alles nicht recht, sie ist vor allem wütend, dass Helene zu Lebzeiten keine Anerkennung fand. Im Namen aller Frauen begibt sie sich auf einen Rachefeldzug durch das Land: Gemeinsam mit Adrian fährt sie kreuz und quer durchs Land. Sie verkleiden Statuen, erstellen eine Sperre aus Windelsäcken, hängen eine Gipsvulva im Auftrag des Feminismus auf. Überall hinterlassen sie ihr Symbol, ein Seepferdchen, auch Hippocampus genannt (es ist eines der wenigen Wirbeltiere, bei denen das Männchen die Schwangerschaft übernimmt). Als sie in Österreich fertig sind, führt das Finale ihres Rache-Roadtrips sie nach Italien.
In Hippocampus gibt es Wut und Witz, es gibt Humor, ein bisschen Liebe und ganz viel Feminismus und Österreich. Ein witziges bissiges, etwas eigenes Buch, das man flott weglesen kann.
Profile Image for Bücherangelegenheiten.
189 reviews44 followers
February 17, 2021
Gertraud Klemms Roman „Hippocamous“ ist ein feministischer Roadtrip durch den Männer dominierten Literaturbetrieb. Im Mittelpunkt steht Helene Schulze, eine feministische Autorin. Ihr erster Roman wurde hochgelobt, doch nach dem sie eine Familie gegründet hat, verschwindet sie in der Bedeutungslosigkeit. Sie schreibt weiterhin, aber keiner scheint sie noch wahrzunehmen. Erst ihr Tot sorgt wieder für Aufmerksamkeit und das so sehr, dass ihr Roman „Drohnenkönig“ Postum veröffentlicht werden soll und für den deutschen Buchpreis nominiert ist.

Hier kommen die beiden Protagonisten von „Hippocamous“ ins Bild. Der freischaffende Kameramann Adrian, der den Begriff Feminismus noch nie gehört hat und Elvira eine Alt-68er-in, die Helenes Freundin war und sich jetzt in der Verantwortung sieht den Literaturbetrieb auf die Frauenignoranz aufmerksam zu machen. Bei einem Interviewtermin lernen sich die Beiden kennen und schnell sind sie gemeinsam in einem alten Bus unterwegs quer durch die österreichische Provinz, um an Denkmälern und Museen dem Literaturbetrieb Denkzettel zu verpassen.

Erzählt wird die Geschichte aus zwei Perspektiven. Die einzelnen Kapitel werden im Wechsel zwischen den beiden Protagonist:innen erzählt. Besonders gefallen hat mir der lakonische Schreibstil von Klemm, der einen beim Lesen durch das Buch trägt. Die Kritik, die im Buch geäußert wird, dass der Literaturbetrieb zu männlich dominiert sei, ist eine sehr wichtige. Sind es nicht fast immer Männer, die die großen Preise abräumen und die Regale der Buchhandlungen füllen. Natürlich hat sich das im Laufe der letzten Jahrzehnte schon ein bisschen geändert, aber der Kanon der Literatur ist weiterhin Männer dominiert.

Obwohl der Roman ein wichtiges Thema anspricht, ist er trotzdem nicht sehr gut. Die Geschichte ist stellenweise viel zu vorhersehbar. Hinzukommt, dass ständig von dem Roman „Drohnenkönig“ gesprochen wird, der viel Interessanter klingt als die eigentliche Geschichte die wir gerade lesen. Das Problem, das dieses Buch meiner Meinung nach hat, ist dass es ein herausragendes Essay hätte werden können, aber leider kein herausragender Roman.

Ein Buch, das man lesen kann, jedoch nicht muss.
Note: 3-
Profile Image for Carina.
296 reviews5 followers
June 8, 2025
Schlussendlich war ich ganz gut unterhalten, aber ein Buch dass ich bis Seite 130 mehrmals vehement abbrechen will kann dann nicht mehr als 3 Sterne bekommen. Provokativ, feministisch und vor allem durch und durch österreichisch. Ich werd Elvira noch lange "viva la vagina" chanten sehen vor meinem inneren Auge ;)
Profile Image for Allegra .
45 reviews
December 24, 2023
Schreib-Stil recht interessant und lustig. Handlung im aller nüchternsten Maße mittelmäßig. Irgendwie ausgelutscht.
Profile Image for Fiona.
93 reviews
December 3, 2019
Ich hatte eine relativ hohe Erwartung an das Buch, die leider nicht erfüllt wurde. Es gibt keinen Höhepunkt, der Plot ist teils langweilig teils Ereignislos, und ich sehe nicht was Elvira mit ihren Installationen erreichen will.
Profile Image for Juliane.
138 reviews2 followers
March 6, 2020
Nach der Hälfte aufgegeben. Ich weiß nicht, lag es an mir? Weder die Story, noch die Charaktere haben mir auch nur ein bisschen Freude auf mehr gemacht.
9 reviews
September 14, 2020
- Spoiler? -

„Wenn du ich wärst, du würdest dich fühlen wie das kleine Burli in Helenes Roman“

Ein Roadtrip, was Neues?
Auch in diesem Roman machen sich zwei kuriose Gestalten, die sich – auf den ersten Blick – so gar nicht ähnlich sind, gemeinsam auf eine Fahrt, die sie vom österreichischen Hinterland bis nach Neapel führen wird. Gertraud Klemm versucht darin eine sprachliche Aufarbeitung der Erfahrung des Frauseins im patriarchalisch geprägten Literaturbetrieb. Während sie exemplarisch das System der Verleihung des Deutschen Buchpreises kritisiert, bedient sie sich für ihre Geschichte bereits erfolgreich etablierter Mittel der Literaturproduktion.
Die Sprache des Buchs ist durchsetzt von Begriffen aus dem österreichischen Dialekt; die in der Tradition österreichischer Schriftsteller*innen zum eigenen Land empfundene und viel beschriebene Hassliebe durchzieht auch die Wahrnehmung der Landschaft durch die beiden Hauptfiguren.
Am Ende dieses Romans wünscht man sich, dass die Reise der beiden Figuren mehr geworden wäre als eben seine Aneinanderreihung von Ereignissen und Aktionen, die nicht zu einer bewegenden Veränderung im Wesen der beiden Protagonist*innen führt. Man gewinnt den Eindruck, dass das im Roman eingesetzte Genre des Roadtrips und die damit einhergehenden Bedingungen im Extrem ausgemalt werden. Allein, dass ausnahmslos alle Figuren der Geschichte unsympathisch sind und es bleiben oder dass die Beziehung zwischen Elvira und Adrian auf Metaebene als skandalös empfunden werden soll, erschöpft sich nach einer gewissen Seitenzahl, lässt die Empörung über die Behandlung von Frauen im Literaturbetrieb nach hinten treten und gar den humoristischen Schmähton ins Leere laufen. Ob die verbitterte, von Wut zersetzte Feministin und der unaufgeklärte und damit für Männer der Generation Y eigentlich einen Affront darstellende Kameramann ein Duo sind, das über seine relativ demonstrative Kritik an der Literaturbranche zur Revolution aufrufen oder doch zumindest zum Weiterdenken anregen kann, bleibt wohl nur mit einer Abarbeitung an beiden zu beantworten.
Profile Image for Iva.
86 reviews
October 30, 2022
Quite a mediocre and chaotic realisation of an interesting idea.
Displaying 1 - 20 of 20 reviews

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