Alte Parteien verschwinden, neue tauchen auf, die Leitplanken des Diskurses verschieben sich. So chaotisch die politische Situation sich darstellt, so unübersichtlich ist das Angebot an Deutungen für den Aufstieg des autoritären Die einen erklären ihn mit Politikverdrossenheit und amorpher Wut, andere mit ökonomischen Faktoren wie Globalisierung und wachsender Ungleichheit, wieder andere führen ihn auf die vermeintliche kulturelle Abwertung von Menschen mit konventionellen Werten und Lebensstilen zurück. Für sich genommen, so Robert Misik, ist jede dieser Erklärungen viel zu simpel gedacht. Ökonomische und psychopolitische Dynamiken schaukeln sich hoch. Die verborgenen Verwundungen in einer Klassengesellschaft brauchen multikausale Erklärungen – und radikale Antworten.
Ein Buch, dass eine gute erste Einführung bietet und die »einfachen Leute«, die Arbeiterklasse, näher bringt. Empfehlenswert vor allem für gewisse jene Linke, die nichtsdestotrotz ihres politischen Standpunkts gleichzeitig arbeiter:innenfeindlich agieren und sei das auch nur durch eine Sprache die exkludiert.
PS: Das Buch wurde für 1,50€ bei der Bundeszentrale für politische Bildung verlegt.
Insbesondere das letzte Kapitel ist großartig und zeigt ohne jede Polemik, wie der Kapitelname sagt, "Ambivalenzen der Identitätspolitik" auf. Außerdem Kudos für die vielen Orwell-Zitate! 🖤
Misik schafft es die wesentlichen Argumente zur Thematik kompakt und unaufgeregt darzulegen. Es ermöglicht einen Überblick zu gewinnen und zentrale Werke einer vielfach diskutierten Problematik kennenzulernen. Weshalb wählt die vormals Linke Arbeiterschaft heute (extrem) Rechte Parteien. Dabei werden verschiedene Antworten und Ergebnisse aufgezeigt und die Schwierigkeit darauf einfache Erklärungen zu finden. Misik ist durch seine unprätentiöse, unaufgeregte Art sehr angenehm zu lesen. Legt Eribon zur Seite und lest Misik.
Here's a concise, accurate, and lucid analysis of the 'state of play' regarding Western democracies' underprivileged workers and the way in which they get co-opted and corrupted by rightwing politicians. Misik picks up on Colin Crouch's concept of 'post-democracy' and identifies root causes for the widespread disenchantment within the 'working poor' strata of society.
Wer sind die sogenannten "kleinen Leute"? Was sind ihre Werte? Konflikte? Warum sind sie teilweise empfänglich für rechtes Gedankengut? Wohin führt die Reise? Auf 130 Seiten führt geht Misik der sogenannten "working class" auf den Grund. Insgesamt fand ich das Büchlein ganz gut und interessant, habe jedoch das Gefühl, auch nicht wirklich etwas Neues erfahren zu haben, eine tiefgehendere Analyse gesellschaftlicher Probleme geliefert bekommen zu haben. Es war mehr ein wenig "anything goes" und working class kann man sehr unterschiedlich definieren. Vielschichtig wie die Gesellschaft, ja. Aber ein wenig beliebig und ein bisschen viel Allgemeinplatz für meinen Geschmack. Mich hätte mehr der Aspekt Macht durch Meinungsbildung interessiert. Wie spaltende Polemik bewusst und konkret erzeugt wird. Kein links und rechts, gut und böse. Aber doch ein wenig konkreter. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die sogenannten "einfachen Leute", von denen das Buch handelt, diesen Text nicht lesen werden, weil er für sie kaum lesbar ist und sehr wissenschaftlich geschrieben . Als simple Strandlektüre dürfte die Schrift eher zu anstrengend sein, wobei ich grundsätzlich auch an komplexeren Analysen sehr interessiert bin. Aber trotzdem ist der Text etwas trocken und anstrengend zu lesen, selbst für mich als Vielleserin. Fazit: Ich fürchte, gebildetere Menschen werden aus der Lektüre nicht viel Neues ziehen können. Und die "einfachen Leute" wird der Text aufgrund seiner hohen Komplexität gar nicht erreichen. Vier Sterne für einen alles in allem soliden Text, aber ich hätte mir mehr neue Erkenntnisse erwartet :).