"Wie kaum jemand anderes fängt Paulina Czienskowski das Lebensgefühl der Generation Y zwischen Anxiety, Sinnsuche, vermeintlicher Liebe als Ersatzreligion und der ständigen Beschäftigung mit sich selbst ein." Vogue
Als Lois nach einem One-Night-Stand auf das Ergebnis eines Bluttests wartet, entgleitet ihr ein Leben, das plötzlich nicht mehr tragfähig erscheint: Sie rüttelt an ihren Festen, hinterfragt bestehende Strukturen, zweifelt und sucht die Auseinandersetzung mit der abweisenden Mutter, die über den frühen Tod des Vaters nie hat sprechen wollen. Zwischen Zartgefühl und Ekstase, Handeln und Denken, Einsamkeit und Nähe erzählt Paulina Czienskowski von einer Protagonistin, die mit unsicherem Gang und großer Sensibilität nach dem eigenen Lebensweg sucht.
"Hab geschlungen, verstanden, geheult, bin jeden Schritt mitgegangen. Mein erster Binge-Read." Jasna Fritzi Bauer
"Wir glauben, die Welt ist gesund und wir sind krank. Dieses Buch bescheinigt uns das Gegenteil." Helene Hegemann
Ein kleiner Fehler, der vielleicht böse Folgen hat, aber bis sie die Ergebnisse des AIDS Tests hat, muss Lois warten. In den Tagen bis zur Entscheidung über Zukunft oder Ende, setzt sich die junge Frau mit ihrer Vergangenheit auseinander - ihrem Vater, der früh gestorben ist, sie kehrt zurück in das Hochhaus ihrer Kindheit und besucht ihre Mutter, die immer distanziert und kalt war und denkt an ihre Kindheitsfreunde Mirabel und Heinrich, mit denen sie durch gute und schlechte Zeiten ging. Sie fragt sich, ob das Leben, wie sie es führt, überhaupt einen Sinn hat und wenn ja, welchen?
Paulina Czienskowski schildert das Lebensgefühl einer neuen Lost Generation, die in Wohlstand und mit vermeintlich glorreicher Zukunft aufwuchs und sich, gerade im Erwachsenenalter, plötzlich in fragilen Beziehungen wiederfindet oder von einem One-Night-Stand zu nächsten wandernd, und sich voller Ängste und Hoffnungslosigkeit der Versprechungen für ihr Leben beraubt sieht. Die Sinnsuche wird entweder durch oberflächliche Internetwelten oder der Betäubung durch Drogen aller Art ersetzt oder führt sie geradewegs in eine manifeste Depression und Suizidgedanken.
„Und jetzt bin ich nicht tot und habe mich trotzdem umgebracht.“
Lois wandelt durch ihr Leben ohne sich lebendig zu fühlen. Nicht nur der fehlende Partner reißt ein Loch, vor allen die Ziel- und Bedeutungslosigkeit ihres Daseins lässt sie so sehr zweifeln, dass die Option selbiges zu beenden zur realen Möglichkeit wird. Wie eine Taube, die in den Verkehr gerät und getötet wird, deren Dasein aber keine Spuren hinterlässt und die nicht vermisst wird, fürchtet sie, könnte auch ihr Leben enden. Wozu war es dann gut?
„Früher sagte mir meine Mutter oft, ich sei tatsächlich besonders. Nicht, weil ich so einzigartig wäre für sie. Sie fand mich bloß besonders merkwürdig.“
Das Verhältnis zu ihrer Mutter scheint schwierig, abweisend und desinteressiert an ihrer Tochter erlebt man sie. Es fehlen beiden die passenden Kommunikationsmittel, zu verschiedenen scheinen die beiden Frauen auch, um eine gemeinsame Ebene zu finden. Je mehr Lois jedoch über den Tod ihres Vaters erfährt, desto nachvollziehbarere wird auch die Haltung und der Gemütszustand der Mutter, deren Leben ebenfalls nicht hielt, was sie sich von ihm versprochen hatte.
Es gelingt der Autorin, den emotionalen Ausnahmezustand der Protagonistin nachvollziehbar zu gestalten, leider fällt es jedoch schwer, diese sympathisch zu finden. Passiv erwartet sie, dass das Leben zu ihr kommt und alles vor ihr ausbreitet, einen eigenen Beitrag zum Gelingen scheint sie nicht bereit zu leisten und Verantwortung für das eigene Dasein übernimmt sie nicht. Zu schön hat sie es sich auch in ihrer Depri-Ecke eingerichtet, von der aus sie die Schuld auf andere verteilt. Beziehungsfähig kann man in dieser extrem Ich-bezogenen Haltung kaum werden und so muss jede Verbindung zu einem anderen Menschen zwangsweise scheitern.
Sollte der Roman als Anklage dieser Erwartungshaltung gedacht sein, dann überzeugt er – ob dies jedoch bei der Zielgruppe gelingt, darf bezweifelt werden – wollte Czienskowski für Verständnis werben, hat sie dies zumindest bei mir nicht geschafft.
Lois macht einen HIV Test, und während sie auf die Ergebnisse wartet, sinniert sie über ihr Leben: die Mutter, die immer distanziert war, der Vater der früh gestorben ist, ihre triste Kindheit in der Hochhaussiedlung. Dann macht sie mit ihrem Freund Schluss, datet sofort jemanden neuen, findet nicht zur Ruhe, wirft alles über den Haufen. Paulina Czienskowski beschreibt Lois Sinnsuche sehr empathisch und wertfrei. Bedacht, sensibel und ruhegebend wirft sie Fragen nach dem Erwachsenwerden, nach Liebe, nach tiefen Gefühlen, nach Trauer, nach Eltern auf, verurteilt nicht und gibt Freiheit. Ich mochte das Buch sehr, habe ich mich in vielen Gedanken wiedergefunden und wurde sehr inspiriert. Ein absolut gelungener Debütroman.
Üblicherweise bedeutet „in einem Rutsch“ Gelsen, dass ich ein Buch sehr fesselnd und gut fand… hier trifft es nicht wirklich zu. In einem Rutsch konnte der Roman zwar problemlos gelesen werden, die Hauptfigur blieb mir aber bis kurz vor knapp sehr unbeliebt. Ich fand sie regelrecht schrecklich, erst am Ende wurde diese für mich greifbar.
Vielleicht fühlen anderer Menschen der Generation Y dieses Buch, aber ich kann mich nicht dazu zählen.
Der Debütroman „Taubenleben“ von Paulina Czienskowski ist eine Buch über Angst, das Leben und die Frage was beleibt. Lois, die Hauptfigur, ist Anfang 20 und sitzt in einem Wartezimmer und hat panische Angst. Sie hatte ungeschützten Sex mit einem Künstler und befürchtet nun, dass sie HIV positiv ist. Während sie auf die Ergebnisse wartet, versucht sie sich abzulenken. Sie denkt an ihre Kindheit in einer tristen Neubausiedlung, mit ihre Mutter die sie nicht wirklich liebte und ihren Vater der viel zu früh gestorben ist.
Als Lois klein war, hat ihr Vater ihr gesagt, Tauben würden sich vor Autos werfen, wenn sie sterben wollten. So wird die Taube das Sinnbild für Lois’ Leben. Was bleibt von mir, wenn ich nicht mehr bin. Diese Frage stellen wir uns doch alle irgendwann einmal. Und jetzt stellt sie sich auch Lois.
Einfühlsam und sehr zärtlich erzählt uns Paulina Czienskowski, die Geschichte von Lois auf der Suche nach sich selbst. Die Geschichte wird in einem schwebend-leichten Ton erzählt, was das Lesen sehr angenehm macht. Letztendlich ist „Taubenleben“ ein sehr lesenswerter Roman, der mich zwar nicht durchgehend überzeugen konnte, aber dennoch lesenswert ist. Man kann gespannt sein, was noch von der Autorin kommt.
Ein Buch das man lesen kann, jedoch nicht unbedingt muss.
2,5 - Klang vielversprechend, aber hat es für mich nicht getan. Der Sprachstil ist durchaus schön, einige Sätze ließen mich auch innehalten und mehrmals lesen, weil sie so zärtlich und gefühlvoll formuliert worden sind. Das Buch lässt sich regelrecht einfach so dahin lesen.
Mit der Hauptfigur bin ich aber nie wirklich warm geworden - vl. weil ich auch keine Millenial bin. Einige Aspekte ihrer Unsicherheit und Abgeklärtheit in ihren Lebenskriesen konnte ich durchaus mitfühlen, aber sie war mir zu ungreifbar. Das Ende war für mich recht abrupt und lose; ich hätte mir mehr Konfrontation zwischen Lois und ihrer Mutter erhofft, irgendwie mehr Peffer statt dergleichen formlosen Resignation. Aber vielleicht liegt grade im Ende die Essenze des Buches: das die Vergangenheit eben geschehen ist und man auch nicht mehr draus machen kann.
Mit dem Coming-of-Age Roman “Taubenleben” hat Paulina Czienskowski ein solides Debüt vorgelegt. Die Protagonistin Lois wächst in einer Plattenbausiedlung einer deutschen Großstadt auf. Ihre Kindheit beschreibt sie als trist, besonders nachdem ihr Vater früh verstirbt. Die Mutter empfindet sie als gefühlskalt und verständnislos, entsprechend ist die Beziehung zu ihr schwierig und distanziert. Nun ist Lois in ihren Zwanzigern und sie krankt an so ziemlich allem - wer sie ist, was sie wert ist, wer sie sein will, wo sie hin will...und suhlt sich im eigenen Leid, dem niemand in ihrem Leben genug Aufmerksamkeit schenkt. Nicht die Mutter, nicht ihre Freunde, nicht der eigene Freund. Als sie, in einer hypochondrischen Anwandlung, befürchtet AIDS zu haben und auf das Testergebnis warten muss, stellt sie erstmals ernsthaft ihr Leben und ihre Einstellung dazu in Frage und fällt für sich einige wichtige Entscheidungen. Lois dabei zu begleiten fand ich, trotz schön klarer Sprache und gut gewählten Bildern, recht anstrengend. Ihre Selbstbezogenheit und Ihr Selbstmitleid konnten mich nicht berühren, ich empfand ihre Gedankenwelt als recht pubertär. Auch ist von außen leicht erkennbar, dass die Mutter nicht gefühlskalt ist, sondern nur versucht nach dem Selbstmord ihres Mannes - der zwischen den beiden nie thematisiert wurde - selbst über die Runden zu kommen und nicht unterzugehen. Paulina Czienskowski hat es jedoch geschafft, dass ich dran blieb. Das letzte Kapitel, in dem es zur überfälligen Aussprache zwischen Mutter und Tochter kommt, konnte mir sogar ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Im Großen und Ganzen überzeugend und ich bin gespannt auf das nächste Werk der Autorin.
Die Autorin beschreibt das Leben von Lois, dass durch mangelnde elterliche Fürsorge und den frühen Tod des Vaters geprägt ist. Als Lois nach einem One-Night Stand Angst hat,sie könne sich mit HIV infiziert haben, gerät ihr Leben erneut aus den Fugen. Ich finde das Thema spannend, allerdings sind die Zusammenhänge zum Teil etwas wirr und die Geschichte kann mich insgesamt nicht überzeugen.
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