Glaube ist Valerie Schönian fremd. Die junge Journalistin lebt ein typisches Mittzwanziger-Leben in Berlin, als sie gefragt wird, ob sie für ein Projekt der katholischen Kirche einen Priester begleiten möchte. Sie wagt das Experiment und macht sich für ein Jahr auf nach Münster-Roxel, in die Gemeinde von Franziskus von Boeselager. Dort erlebt sie ihn beim Früh-, Mittag- und Abendgebet. Sie begleitet ihn bei Messdienerfahrten, Krankenbesuchen und in den Vatikan. Und vor allem stellt sie Wieso wird man heutzutage Priester? Warum sind Frauen vom Priesteramt ausgeschlossen? Und was macht Franziskus eigentlich, wenn nicht Sonntag ist?
Valerie Schönian was born in 1990 in East Germany a few days before its dissolution. She studied German Philology and Political Sciences in Berlin and Journalism in Munich. Since 2017 she works as a writer for the German newspaper Die Zeit.
Die ersten 270 Seiten sind halt echt am Thema vorbei. Es geht in den ersten 3/4 des Buches nur um die Autorin, ihre politischen Ansichten, ihren Feminismus und ihre Anti-Haltung der katholischen Kirche gegenüber. Das wäre als Einstieg gut gewesen aber nicht fast das ganze Buch füllend. Und wenn sie sich mit ihrer Anti-Haltung wenigstens an dem entlang gehangelt hätte was sie da in dem Jahr Priester begleiten mitkriegt.. aber sie schreibt einfach nur über sich und ihr Weltbild ohne Wissenszuwachs. Auf den letzten 100 Seiten versucht sie das erste Mal - und das gibt sie sogar zu - auch mal die Perspektive des Priesters zu verstehen und nicht nur ihren Standpunkt argumentieren zu wollen, was sich schon richtig absurd liest wenn der Titel des Buches lautet "Wie ich versuchte die katholische Kirche zu verstehen" und dieser Prozess erst nach 3/4 des Buches einsetzt. Die letzten 100 Seiten sind aber echt richtig schön gewesen und haben mich sogar teilweise zu Tränen gerührt. Meiner Meinung nach kam der Priester viel viel viiiel zu kurz, sie hätte genau das gleiche Buch schreiben können nach einem einzigen Treffen für 2 Stunden mit einem Priester weil ansonsten eben im Buch nicht viel davon rübergekommen ist.
Das Buch war ganz interessant wie sie versucht den Priester durch seine Arbeit zu verstehen dabei kommt man auch nicht drum rum sich selbst mit dem Thema näher zu befassen wobei ich sagen muss mich hat er nicht überzeugt aber vielleicht ändert der ein oder andere ja seine Meinung bezüglich der katholischen Kirche nach dem er das Buch gelesen hat
Wie auch der Autorin vor ihrer Begegnung mit Priester Franziskus ist mir die katholische Kirche fremd und auch befremdlich; eben eine ganz andere Welt außerhalb meiner sehr unreligiösen Lebensrealität. Dieses Buch hat mir einen Einblick in diese Welt geben können und mich verständnisvoller fürs Christentum gemacht. Oder in den Worten von Valerie Schönian: “Weil ich weiß, dass Verstehen möglich ist, bin ich gelassener. Mir fällt es leichter, andere Perspektiven nachzuvollziehen - was oft dazu führt, dass auch meine besser nachvollzogen wird.”
“Pfarrer: Leiter eine Pfarrei. Gibt es im Katholischen und Protestantischen. Im Katholischen müssen Pfarrer auch Priester sein, aber nicht jeder Priester ist Pfarrer. Pfarrer zu sein meint die institutionelle Ebene, einen Dienstgrad; die Priesterweihe die spirituelle.”
Nach ganz genau so einem Buch hatte ich gesucht. Dementsprechend froh war ich beim Fund und ebenso groß meine Erwartungen. Zumindest bei mir hat das Buch defintiv einen Nerv getroffen und ich konnte nicht anders als es an einem Tag zu verschlingen. Obwohl ich beim Lesen nie unkritisch war (sowohl der einen als auch der anderen "Seite" gegenüber). Das ganze Vorhaben hat mich genauso beeindruckt wie die Autorin, die in meinen Augen wirklich kaum bis gar nicht voreingenommen geschrieben, sondern sich stattdessen immer wieder neu auf das Ganze eingelassen hat. Davon hat auch das Buch bzw. der ganze Verlauf der Geschichte wahnsinnig profitiert. Ich hatte in jedem Fall nicht nur viel Spaß, sondern auch nach der Lektüre eine Menge nachzudenken und weiter zu recherchieren. Klare Leseempfehlung für alle, egal welche Einstellung oder Kenntnis bzgl. katholischer Kirche vorherrscht, denn wo auch immer Fronten aufeinander prallen, öffnet sich ein Raum für Meinungsbildung. Und nebenbei darf man sich an dem stilistisch schönem Schreibstil erfreuen ;)