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Palast der Miserablen

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Shams Hussein ist ein normaler Junge mit ganz normalen Träumen. In der Hoffnung auf ein friedlicheres Leben ziehen seine Eltern mit ihm und seiner Schwester aus dem Süden des Irak nach Bagdad. Doch aus dem Streben nach einer besseren Zukunft wird in dem von Saddam Hussein beherrschten Land schnell ein Leben in existenzieller Not. Die Familie wohnt neben einem riesigen Müllberg, Shams arbeitet als Plastiktütenverkäufer, als Busfahrergehilfe, als Lastenträger. Und er liebt Bücher. In einer Zeit jedoch, in der ein falsches Wort den Tod bedeuten kann, begibt er sich damit in eine Welt, deren Gefahren er nicht kommen sieht. Ein persönlicher, höchst lebendiger Roman voll unvergesslicher Figuren.

320 pages, Hardcover

First published February 17, 2020

7 people are currently reading
159 people want to read

About the author

Abbas Khider

11 books90 followers
Abbas Khider was born in 1973 in Baghdad. At the age of seventeen, he was arrested for his political activism. Following his release in 1996, he fled Iraq and lived for several years in various countries with irregular refugee status. He has been living in Germany since 2000. Abbas Khider has received numerous literary awards and currently resides in Berlin.


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9 (4%)
1 star
1 (<1%)
Displaying 1 - 30 of 42 reviews
Profile Image for Max.
276 reviews522 followers
February 18, 2022
Stärke und Schwäche dieses Werks zugleich ist seine sprachlich saloppe und inhaltlich nahezu unbearbeitete Darstellung der Kinder- und Jugendjahre eines Jungen im Irak der 80er und 90er Jahre. Die Story rattert herunter wie die manische Erzählung eines Barhockers, der endlich einen Zuhörer gefunden hat. Das ist mal unterhaltend, mal fad. Immer aber unstrukturiert.

Wenn Ich-Erzähler Shams als etwa 12-Jähriger ins völlig verdreckte Bagdad kommt und sich mit seiner Familie bald eine Müll-Hütte im "Blechviertel" aufbaut, dann sorgen die bizarr anmutenden Schilderungen dieser so unglaublichen Lebensumstände für hohen Lesegenuss, der auch durch eine völlig unliterarische, mündlich derbe Sprache nicht behindert wird. Hier treffen sich Khiders Stil und sein Sujet und verschmelzen wunderbar harmonisch.

An vielen Stationen wirkt dieser Roman aber literarisch unbedarft und naiv: Das betrifft einerseits die bemüht spannungsfördernden Parallelszenen um die Gefängnisinhaftierung, die schon nach kurzer Zeit verstanden und erwartbar sind und dann langweilen.
Das betrifft auch den stufen-mechanisch eskalierenden Erkenntnisgewinn des Ich-Erzählers Shams, der nach und nach --> das Viertel --> die Arbeit --> die Erotik --> die Literatur und dann --> die Politik kennenlernen darf. Da Khiders Stil niemals wechselt und sich nicht weitet und seine Hauptfigur weiterhin wie ein Kind spricht, liegt der Mehrwert dieser stufenweisen Welteroberung lediglich im Beschriebenen selber. Wer sich also - wie ich! - erfreuen kann an den oberflächlichen Schilderungen Bagdads, der wird hier gut unterhalten. Busfahrten und Markttage werden plastisch, aber niemals orientalistisch beschrieben. Das ist sicher eine Stärke des Buchs. Anderseits ist das "Schlauchliteratur", die den Blick des Lesers rasch durchs Themen-Geschehen schiebt.

Ganz schlimm fand ich aber den Umgang mit der Figur der Schwester Qamer. Zu Beginn ist sie die große Liebe des Bruders, sie erscheint als Gedankenträgerin eines quasi-feministischen Nebenstrangs, der vielleicht etwas westlich fingerhebend daherkommt, aber einen aufregenden Konflikt eröffnet. Doch nachdem Qamer ihre narrative Schuldigkeit getan hat, wird sie auf ekelhafte Weise aus dem Roman gedrängt. "Fett geworden und unmodisch gekleidet", wird sie in die Peripherie des Iraks (und des Romans) verbannt. Da hier keinerlei erläuternde Psychologie erkennbar ist, irritiert dieser Umgang. Eine konzentrierte und wertschätzende Behandlung von literarischen Figuren sieht anders aus. Auch das Ende ist unbefriedigend. So als hätten die Macher von "SAW" plötzlich die letzten Minuten von "Slumdog Millionär" übernommen, da wird plötzlich zum grausamen Splatter, was 300 Seiten lang eine schwarzhumorige Coming-Of-Age-Geschichte war. Und dann ist es plötzlich vorbei.
Profile Image for Cindy.
341 reviews48 followers
March 19, 2020
Hörbuch abgebrochen nach 48 %. Es ist möglich, dass für mich nicht die richtige Zeit für diese Geschichte ist.
Profile Image for Buchdoktor.
2,364 reviews188 followers
February 15, 2020
Solange der 12-jährige Shams sich erinnern konnte, war im Irak irgendwo in der Ferne Krieg gewesen. Sein Vater hatte Glück, er leistete Dienst auf einem winzigen Militärposten in der Nähe und kam regelmäßig nach Hause. Shams und seine Schwester wachsen in einfachsten Verhältnissen auf, ohne Strom und fließendes Wasser. Jungen werden von der 1. Klasse an als Pioniere an der Waffe ausgebildet. In der Familie und im Dorf gab Großvater Marzoq den Ton an, der als Stammesältester keinen Widerspruch duldete. 1990 wird Kuwait durch den Irak erobert und 2003 führt der Irakkrieg/der Dritte Golfkrieg zur Bombardierung Bagdads und zum Sturz Saddam Husseins. Nun scheint der Krieg plötzlich ganz in der Nähe auf der Straße nach Kuwait stattzufinden. Die Generation von Shams Vater widerspricht dem Patriarchen zum ersten Mal; denn seine Vorstellungen von männlicher Ehre lassen sich mit dem Leben der Gegenwart nicht mehr vereinbaren.

In einem zweiten Handlungsstrang in kürzeren Abschnitten findet sich ein Häftling unerwartet allein in einer Zelle, während in der Stadt Bombenangriffe zu hören sind. Subjektiv scheint es ihm besser zu gehen als zuvor in einer Sechs-Mann-Zelle – aber der Gefangene muss damit rechnen, dass er in seinem Verlies vergessen wird, während draußen die Stadt in Trümmer fällt.

Shams Vater kehrt sichtlich vom Krieg gezeichnet zurück und will nie wieder eine Waffe in die Hand nehmen. Obwohl durch die Plünderung Kuwaits ein kurzes Wirtschaftswunder bis in Shams Dorf zu verzeichnen ist, beschließen die Eltern, nach Bagdad zu ziehen. Man ahnt als Leser, dass sie dem Willkür-Regime nicht entgehen werden, in dem man unweigerlich auf der falschen Seite steht. Nahe einer Müllkippe bauen sie eine einfache Blechhütte – und werden damit zu denen „aus dem Blechviertel“. Die Mutter Zahraa putzt wie früher in einer Moschee, der Vater arbeitet als Träger im Bazar und Shams muss als zweiter Mann im Haus mitverdienen. Da die Siedlung offiziell nicht existiert, benutzt er eine fremde Anschrift, um in einem anderen Viertel zur Schule gehen zu können. Weil Shams seit früher Kindheit arbeitet und nicht regelmäßig zur Schule geht, wird er früh erwachsen, seine formale Schulbildung endet ebenso früh. In der beginnenden Pubertät sieht er seine heranwachsende Schwester Qamer plötzlich mit anderen Augen. Beide Kinder hungern nach Bildung und entdecken die Welt gebrauchter Bücher.

Shams findet sich in einem unlösbaren Konflikt: aus finanziellen Gründen muss er arbeiten, ohne Schulabschluss wird er jedoch zwangsläufig zum Militär eingezogen werden. Weil er arbeitet, fehlt er zu oft in der Schule. Obwohl er als kleiner Händler längst wie ein Berufstätiger lebt, muss er den Schulabschluss unbedingt schaffen, wenn er je seinen Träumen und denen seines Vater folgen will. Der Vater wünscht sich für seine Kinder Freiheit, auch wenn er keine Vorstellung hat, wie sie ohne Geld zu erreichen sein wird. Während Bagdad sich im Krieg befindet, lernt Shams eine Gruppe kunst- und literaturbegeisterter junger Leute kennen, die sich regelmäßig zu einem privaten Salon trifft. So wie Shams als Kind aus zweiter Hand gehört hat, was Erwachsene für Kinderohren geeignet fanden, bekommt er in der Gruppe erzählt, was in der Welt außerhalb des Irak passiert. Informationen selbst zu beurteilen, hat er nie gelernt.

Abbas Khider ist ein begabter Erzähler; seine Beschreibung von Shams Kindheit auf dem Dorf hat mich sofort gefesselt. Spannung entsteht durch das Rätseln, was den Gefangenen in seine Zelle gebracht hat und ob er die Angriffe auf Bagdad überleben wird. Durch die eingeschränkte Sicht des jungen Icherzählers nimmt die Faszination allerdings bald ab; denn außer der sichtbaren körperlichen Reife scheint er sich nicht weiterzuentwickeln. Hatte er bisher den Eltern gehorcht und mitverdient, soll er plötzlich in schweren Zeiten selbst wirtschaftliche Entscheidungen treffen und Nachrichten aus dem Ausland einordnen können. Khiders Heranwachsender bleibt jedoch darauf angewiesen, dass andere ihm die Welt erklären, im Grunde immer noch der Junge, der auf dem Markt auf einer Decke die Waren anbietet, die seine Tippgeber für lohnend halten. Sein Motiv, unbedingt zu studieren und selbst zu schreiben, konnte mich aus dem Verharren in seiner Rolle heraus nicht überzeugen und auch den einzelnen Mitgliedern des Literaturzirkels fehlte es an Persönlichkeit. Shams passive Persönlichkeit mag absolut authentisch für Kriegs- und Krisenzeiten sein, um von der Handlung gefesselt zu werden, vermisse ich jedoch einen Reifungsprozess.
Profile Image for miss.mesmerized mesmerized.
1,405 reviews42 followers
February 15, 2020
Shams Hussein wohnt mit seinen Eltern und der älteren Schwester Qamer im Süden des Irak. Auch wenn jahrelang Krieg mit dem Nachbarn Iran herrscht, bekommen sie davon nicht viel mit; ihr kleines Dorf liegt zwar nahe der Grenze, bleibt aber von den Kriegshandlungen verschont. Auch Shams Vater hat es als Soldat gut getroffen, kann er doch täglich bei der Familie übernachten. Als die Zeiten schlechter werden, beschließt die Familie nach Bagdad zu ziehen. Sie kommen zunächst bei Verwandten unter, bevor sie sich aus dem, was andere weggeworfen haben, eine Hütte auf der Mülldeponie eröffnen. Das neu entstehende Blechviertel floriert und Shams kann auch wieder zur Schule gehen. Durch seinen Cousin entdeckt er als Jugendlicher die Literatur und die Gefahr, die von dieser ausgeht. Worte können schlimmer sein als Taten und werden ebenso hart bestraft.

Von Abbas Khider kenne ich bislang erst zwei autobiografische Bücher, „Der falsche Inder“, das seine Flucht nach Deutschland thematisiert und „Deutsch für alle“, in dem er seine Ankunft in der neuen Heimat und die Schwierigkeiten mit unserer Sprache amüsant in Anekdoten beschreibt. Mit „Palast der Miserablen“ kehrt er in seine Heimat zurück und zeigt das Land im Dauerkrieg aus der Perspektive eines Jungen, der das große Ganze nicht überblicken kann und so aus den einzelnen Mosaiksteinchen einen Sinn für sich konstruieren muss. Die Welt jenseits der Grenze seines Landes ist ihm fremd, doch plötzlich tun sich Türen auf und völlig neue Möglichkeiten scheinen sich zu eröffnen.

Es ist schwer, diesen Roman zu fassen zu bekommen. Es beginnt in langsamem Tempo, das zum Alter des Jungen Shams passt. Die Beschreibungen lassen das Leben in der abgeschiedenen Region vor dem inneren Auge erscheinen, man kann sich kaum vorstellen, dass dies die 80er Jahre gewesen sein sollen. Auch die Ankunft in Saddam City ist geradezu unwirklich aus europäischer Perspektive, aber gerade deshalb sehr spannend zu lesen. Das Leben und die Gesellschaft folgen gänzlich anderen Regeln als unser Alltag, trotz der Härte hat man jedoch nicht den Eindruck als wenn die Menschen daran verzweifeln würden. Sie haben sich arrangiert mit der Situation der Entbehrungen und der Diktatur.

Leider viel zu kurz kommen Shams literarische Initiierung und seine Treffen im „Palast der Miserablen“. Die Rolle der Literatur, auch gerade der Exilliteraten und die Unterwanderung des Regimes durch den heimlichen Verkauf von Büchern, das Erzählen von mehrdeutigen Geschichten – davon hätte ich gerne noch viel mehr gelesen. Schnell jedoch geht diese Episode zu Ende, brutal die Folter, kaum zu ertragen, auch wenn sich dies durch die Einschübe aus der Arrestzelle angekündigt hatte.

Abbas Khider steht in gewisser Weise in der Tradition der orientalischen Geschichtenerzähler. Vieles erinnert mich auch an Rafik Schami, der ebenfalls in Deutschland Zuflucht gefunden hat und doch mit seinen Romanen immer wieder nach Syrien zurückkehrt. Beide sind hervorragende Erzähler, bei denen man den Schmerz um den Verlust der Heimat in jeder Zeile spüren kann. Für mich hätte das Thema und vor allem der Protagonist des „Palast der Miserablen“ noch mehr Potenzial gehabt, das Ende kam mir zu abrupt, noch nicht alles Erzählenswerte erschien mir erzählt.
Profile Image for Booklunatic.
1,117 reviews
February 13, 2020
3,5 Sterne

Eine durchaus interessante und flüssig zu lesende Geschichte über das Leben im Irak der 90er Jahre. Allerdings hat mir ein richtiger Höhepunkt gefehlt und das Ende war mir viel zu abrupt.
Profile Image for Tuti.
462 reviews47 followers
July 8, 2020
(read in german) impressive and vivid novel about a boy, shams hussein, growing up in irak, in a very poor quarter of bagdad. the story, told from the p.o.v. of the boy, with his somewhat naive wonder and freshness of youth, creates a panorama of irak under saddam, especially through the years of the embargo, with all its misery and multiple, unavoidable perils. the way the boy tries to construct a life nevertheless, to gain a little money in different, difficult jobs, at the same time going to school and discovering, almost by chance, through a book found in a basar, the pleasure of reading and his love for literature, creates a very engaging „coming-of-age“ story in an unusually difficult world. well worth reading.
65 reviews7 followers
February 27, 2020
Ein total schönes und tiefgründiges Buch, das die Geschichte von einer kleinen Familie im Irak erzählt, die um's überleben kämpft.
Abbas Khadir hat einen sehr angenehmen und flüssigen Schreibstil, wodurch man förmlich die einzelnen Seiten verschlungen hat.
Die Charaktere waren allesamt unglaublich realistisch und ich konnte mich in jede einzelnen Charakter hineinversetzen.
Ein Buch, was zum Nachdenken anregt! Wir müssen den Frieden waren, die Alternative wäre fatal.
Kein Mensch ist schuld am Wahnsinn manch anderer... doch meistens sind es immer die Unschuldigen, die der Abgrund aufsaugt, die ihre Familien verlieren, deren komplettes Leben zerstört wird.
Gerade in der momentanen Situation ist Aufklärung, Bildung, gegenseitiges Respektieren, Tolerieren und Akzeptieren von immenser Bedeutung.
Eine weltoffene, tolerante Gesellschaft ist hundertmal wertvoller und harmonischer als eine in sich gekehrte homogene Struktur.
Profile Image for _Leselust_.
295 reviews39 followers
March 9, 2020
Kurzmeinung:
Eigentlich hätte dieses Buch mir echt gut gefallen können. Die Themen sind sehr interessant und die Geschichte hat viel Potenzial. Leider kam ich mit dem eher distanzierten Schreibstil nicht so gut klar und so blieben mir die Charaktere fremd und ich konnte wenig Anteil nehmen.

Meine Meinung:
Ich finde es wirklich ziemlich schwer, dieses Buch zu bewerten. Der Anfang war wirklich spannend.
Als Leser*in lernt man den jungen Shams und seine Familie kennen, die im Süden des Iraks leben. Man erfährt viel Interessantes und Unfassbares über die Golfkriege und das Leben im Irak zu Zeiten Saddam Husseins. Von vielen Ereignissen und Konflikten hatte ich damals wie heute in den Nachrichten gehört. Von den Konflikt zwischen den Golfstaaten Irak, Iran, Kuwait. Den Konflikten zwischen Sunniten und Schiiten. Aber es ist für mich etwas anderes, wenn ich von (wenn auch fiktiven) Schicksalen lese, die es persönlich betroffen hat. Das hat es mir am Anfang näher gebracht und verständlicher gemacht.
Spannung wird zunächst auch durch das Erzählen auf zwei verschiedenen Zeitebenen erzeugt. Die Erlebnisse von Shams und seiner Familie im Süden des Iraks und schließlich die Flucht nach Bagdad auf der einen Seite, und weiter in der Zukunft die Zeitebene, in der Shams aus zunächst noch ungeklärten Gründen in einem Gefängnis gefoltert wird. Zunächst ist das wie gesagt alles spannend und interessant.
Doch im Verlauf zieht sich die Geschichte dann leider sehr. In der vergangenen Zeitebene reihen sich verschiedene Episoden aneinander, die vom Alltag von Shams Familie in Bagdad erzählen. Eigentlich könnte das alles ganz interessant sein und ich habe auch viel über die fremde Kultur und das Leben in Bagdad erfahren. Es geht um die Folgen von Kriegen und dem Handelsembargo, welches Hunger, und großes Leid gebracht hat. Es gibt Familien, die eines ihrer Kinder verkaufen, um den Rest der Familie zu ernähren. Diese Schicksale haben mich schockiert, Allerdings bin ich mit dem Schreibstil nicht warm geworden. Die Figuren blieben mir fern und ich habe keinen Anteil an ihren Erlebnissen genommen, da die Erzählweise eine Distanz behält. So erschienen mir die einzelnen Episoden irgendwie zusammenhanglos und lieblos aneinandergereiht.
Die Geschichten konnten mich wegen der distanzierten, teilnahmslosen Erzählweise emotional nicht richtig erreichen. Insgesamt las es sich eher wie ein Sachbericht.
Die Zeitebenen des Gefangenen Shams fand ich zunächst noch spannender. Allerdings zieht es auch da zu lange bis fast zum Schluss hin, bis man erfährt, warum er überhaupt gefangen ist. Diesen langen Spannungsbogen können die kurzen Passagen nicht tragen

"Wir sind doch nur eine schnelle Schlagzeile oder eine Kurzmeldung in den Nachrichten wert. [...] Die Leute hören doch seit Jahrzehnten nur von Krieg und Problemen. Das ist für die ganz normal und wie Hintergrundrauschen." (Aus "Palast der Miserablen, S. 255ff)


Fazit:
Es fällt mir schwer, dass Buch zu bewerten. Den Anfang und das Ende fand ich wirklich gut, spannend und fesselnd. Auch dazwischen gab es interessante Aspekte über die Geschichte des Irak und das Leben dort zu Zeiten Saddam Hussein. Aber die eigentliche Geschichte war leider zäh und mit dem Schreibstil bin ich nicht warm geworden. Die Geschehnisse und die Figuren blieben mir fern und ich konnte wenig Anteil an der Geschichte nehmen.
Profile Image for Monerl.
482 reviews14 followers
March 4, 2020
Meine Meinung
Auf dieses Buch habe ich mich sehr gefreut! Ich kenne den Autor und seinen Stil aus seinem Buch “Ohrfeige”, das ich vor gut zwei Jahren gelesen habe. Abbas Kider konnte mich mit “Ohrfeige” sehr begeistern.

Doch “Palast der Miserablen” ist anders, so sehr anders, dass ich immer wieder aufs Cover schaute, um mich zu versichern, dass auch Abbas Khider drauf steht und kein anderer Name.

Die Geschichte startet vielversprechend. Es ist klar, dass es zwei Handlungsstränge gibt, einen in der Gegenwart im Gefängnis, und einen aus der Vergangenheit, beginnend mit Shams Kindheit. Als Leser*in wird man in den Irak der 90er Jahre versetzt, bekommt die Armut der Menschen mit und wie sie sich an diese Situation angepasst haben. Shams kannte kein anderes Leben, als das voller Entbehrungen.

Es war interessant für mich über den Irak und seine Bevölkerung zu lesen. Die Geschichte barg ein großes Potential. Das Feuilleton überschlägt sich derzeit mit Lob über das Buch! Ich lese jede einzelne Kritik dazu und frage mich, welches Buch ich gelesen haben, denn es ist gefühlsmäßig nicht das im Feuilleton beschriebene.

“Mitreißend”, “packend” und “poetisch” sind Worte, die benutzt werden, um den Roman zu beschreiben. Leider konnte mich das Buch auf diese Art nicht überzeugen.

Ich empfand den Roman in sehr kindlicher und einfachen Sprache geschrieben, die bis zum Schluss keine Entwicklung durchmacht. Dies und der Stil machten mir beim Lesen am meisten zu schaffen. Zu viel wird beschrieben, anstatt erzählt. Ich fühlte mich deshalb auch zu keiner Zeit in die Geschichte hineinversetzt. Ich blieb die Lesende, wurde keine Fühlende.

Der Handlungstrang im Gefängnis, so grausam und voller Folter er inhaltlich ist, berührte mich emotional kaum. Zu viel Distanz lag zwischen mir und dem Text.

Die Dialoge sind häufig holprig, wenn es sie überhaupt mal gibt. Und das schafft große Distanz zu Khiders Charakteren. Zu viele Beschreibungen, anstatt Erzählung. Ich wiederhole mich, doch genau da hapert es meiner Meinung nach.

Weder Shams, noch seine Familie wurden mir sympathisch. Ich hatte Mitleid für das gebäutelte irakische Volk, natürlich, wer hätte das nicht? Aber ich bekam keine richtige Verbindung zu den Figuren.

Der “Palast der Miserablen”, der Literaturkreis, in den Shams durch Zufall mitgenommen wird, ist zwar der wichtigste Punkt der Geschichte, fühlt sich aber nicht so an. Die wenigen Seiten, in denen von ihm berichtet wird, sind mir zu schnell vorüber. Shams’ Leidenschaft für die Literatur kommt bei mir leider nicht an.

Umso grausamer natürlich, dass genau dieser Literaturkreis, in dem Shams nie eine herausragende, bedeutende oder führende Position inne hatte, die lediglich eine kleine Episode in seinem bisherigen Leben darstellte, ihm zum Verhängnis wird.

Das Ende kommt plötzlich und lässt auch die Leser*innen irgendwie im Regen stehen.

Fazit
Ein Buch, das ich nicht richtig fassen konnte, auch wenn ich glaube verstanden zu haben, was der Autor so im Groben sagen / darstellen wollte. Mir fehlte die Substanz und die Tiefe, die ich erwartet hatte. Mir fehlte sprachliche Finesse und die Entwicklung der Geschichte.
Profile Image for LeseMaus.
340 reviews12 followers
February 19, 2020
#beendet #ReziExemplar
🐭🐭🐭🐭

Abbas Khider
"Palast der Miserablen"
*Roman*

Den Irak kennen die meisten von uns nur aus den Nachrichten, aber was mit den Menschen, die dort leben, passiert, wissen wir nicht.

Abbas Khider nimmt den Leser mit, hinter die Kulissen der Nachrichten und zu den Menschen.
Sehr eindrucksvoll erzählt er die Geschichte des Jungen Shams Hussein.
Die Erzählweise der Ich-Form gibt dieser Geschichte noch mehr Tiefe und lässt einen nicht mehr los. Durch die schnörkellose Wortwahl überträgt sich jede Emotion auf den Leser und so bin ich tief in das Buch hinein getaucht.
Von Beginn an konnte mich das Buch für sich einnehmen und hat mich bis zum Schluss auch nicht mehr losgelassen.
Eine andere Welt, die wir kaum kennen und eine interessante Hauptfigur lassen diese Geschichte etwas Besonderes sein.
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung...
Profile Image for bookishgirl.
63 reviews
September 29, 2020
Da ich die Geschichte als Hörbuch erleben durfte, muss ich erst ein mal erwähnen wie gut ich den Sprecher fand. Er hat die Geschichte unglaublich gut erzählt und rüberbringen können, was sicherlich auch daran lag, dass Abbas Khider einen sehr schönen Schreibstil hat.

Man verfolgt den Protagonisten Shams Hussein, ein normaler Junge, der mit seiner Familie nach Bagdad zieht, in seinem Leben.

Ich fand die Geschichte sehr interessant und wie gesagt war der Stil sehr schön. Ich habe aber leider ab und zu den Faden etwas verloren. Die Geschichte war teilweise auch langweilig und langatmig erzählt, weshalb ich sie nicht als spannend empfinden konnte.

Trotzdem aber eine sehr interessante Geschichte.
Profile Image for Nlea.
16 reviews
December 26, 2023
Das Buch gewährt einen Einblick in eine Welt, die die meisten wahrscheinlich nur aus den Nachrichten kennen – den Irak. Es beschreibt schnörkellos die Realität der Menschen, die einer Diktatur und Kriegen ausgesetzt sind, ohne diese groß beeinflussen zu können. Der Roman zeigt, wie sich das Leben unter Krieg, alltäglicher Gewalt, Willkür und Armut bezwingen lässt und wie dies Menschen unterschiedlich formt. Die Erzählung fokussiert sich auf eine der ärmsten Schichten und erzählt aus der Perspektive eines Jungen, der im Südirak aufgewachsen ist und später mit seiner Familie an den Rand von Bagdad in einen Slum zieht. Das Buch gibt dem Irak ein Gesicht abseits der Nachrichten über ihn

"Die Leute hören doch seit Jahrzehnten nur von Krieg und Problemen. Das ist für die ganz normal wie Hintergrundrauschen. Genauso wie wir uns nicht mehr wundern, wenn wir afrikanische Kinder mit Wasserbäuchen und Fliegen im Gesicht sehen. Man stumpft ab. Wieso sollte unsere Geschichte irgendwen jucken, der gerade gemütlich im warmen Kaffeehaus in Wien oder Zürich sitzt und seine fette Torte mit Kaffee runterspült? Der schlägt die Zeitung zu und hat uns vergessen." - Khider, Palast der Miserablen, S.256

Durch die zwei Erzählungsstränge, einen in der Vergangenheit, der das Leben des Protagonisten beschreibt, und einen aus der Gegenwart, in dem der Protagonist im Gefängnis sitzt, hat mich das Buch direkt in seinen Bann gezogen. Ein Einzelschicksal, das repräsentativ für eine große Anzahl von Menschen steht.

Die Sprache im Buch ist einfach und leicht zu lesen. Allerdings enthält es viele implizite Bedeutungen und Nuancen, die über das rein geschriebene Wort hinausgehen. Dadurch fand ich den Text literarisch ansprechend
Profile Image for Bücher-Stöberia.
369 reviews
April 9, 2020
Abbas Khider erzählt die Geschichte eines Irakers, eines ganzen Dorfes, eines ganzen Landes. Für mich sind die Grenzen verschwommen, da der Ich-Erzähler so intensiv und lebendig erzählt, dass ich mich oft gefragt habe, wie viel von dem Autor selbst in ihm steckt. Viele Emotionen wurden in mir wachgerüttelt. Über den Großvater des Ich-Erzählers konnte ich schmunzeln, andere Szenen haben mich schockiert, erschreckt und auch ein wenig abgestoßen. Der Autor schreibt direkt, verschönert nichts, schmückt nichts aus, dichtet nichts hinzu. Es ist fast ein Tatsachenbericht, eine Biographie. Und für mich war sie vor allem ein Einblick in ein Land und in eine Zeit, über das und über die ich noch nicht allzu viel wusste.
Profile Image for Bernard Helms.
55 reviews
September 3, 2024
Familiengeschichte über die Not zu Überleben in einem Totalitären und korrupten Staat Irak 🇮🇶 welch Leid müssen Menschen ertragen? Erzählt von einem Kind bis zum Studenten umgeben von Armut Soldaten und dem Islam ☪️
Profile Image for Henrike.
262 reviews
March 5, 2020
Puh, schwere Kost.

Abbas Khider schreibt mit voller Wucht und ohne Schnörkel in 2 Zeitebenen über den jungen Iraker Shams, der die ganze Brutalität des Regimes erlebt, der seine Freiheit als Vergessener im Foltergefängnis verliert, nie aber seinen Willen zu überleben. Immer, wenn man als Leser glaubt, es würde aufwärts gehen, z.B. eben beim "Palast der Miserablen" mit weiteren Literaturfreunden, gibt es zeitnah einen Rüchschritt, so wie einen Schlag in die Magengrube, der zu der atmosphärischen Schwere des Buches führt.

Die Zeitebene in den Slums wird eigentlich ganz positiv erzählt, etwas kindlich naiv, geprägt von der Liebe zur Familie und zu Büchern, aber eben auch mit der Angst im Kopf, von der Geheimpolizei abgeholt zu werden.
Die 2. Zeitachse im Gefängnis ist total bedrückend, mit kurzen, harten Abschnitten, sehr beklemmend geschrieben ... ob Shams Zeit abläuft?

Ein sehr trauriger Roman, der mich emotional getroffen hat. Wenn man sich die Parallelen zum realen Leben des Autors vor Augen führt (inkl. eigener Haft) ist davon auszugehen, dass dieses Buch auch eine Art literarischer Reflektion eigener Erlebnisse mit der Diktatur, Sanktionen und Krieg sein könnte.

Schonungslos, traurig, poetisch - mich hat das Buch sehr berührt, und gleichzeitig bin ich unendlich dankbar dafür, nie persönlich Krieg und/oder Diktatur erleben zu müssen.
Profile Image for Simi.
139 reviews16 followers
March 17, 2021
Also der Inzest war jetzt nicht nötig...
Profile Image for Von Beust.
53 reviews
February 23, 2020
In Abbas Khiders Büchern gibt es zwei unverwechselbare Besonderheiten: Das ist zum einen die Innensicht in einen Menschen, der Diktatur, Haft und Folter erlebt und überlebt hat. Und das ist zum anderen eine ganz besonderes Deutsch, das in seiner ungekünstelten Direktheit, dem schnörkellos Einfachen die orientalische Lust am Erzählen locker rüberbringt.

„Der Palast der Miserablen“ erzählt das Leben von Shams und seiner Schwester Qamer in einem Familienroman. Die Handlung begleitet die Familie aus der südirakischen Provinz in das elende Blechviertel Bagdads und Shams Weg vom Jungen zum Mann. Gegliedert sind die Kapitel durch den Blick in die Zelle, in der Shams sitzt und zurückblickt.

Überzeugend ist die Erzählperspektive „von unten“ und „von innen“. Die Auswirkungen der großen Politik, der Diktatur, der Irak-Kriege und des Embargos werden wirksam in Shams‘ Familie: Fernab des Geschehens und ohne es begreifen zu können leidet die Familie unter den Militärdiensten der Männer, den Verstümmelungen und Soldatentode. Raketen schlagen in dem Dorf ein, in dem Shams zur Welt kam, aber dass es gegen Kuweit geht und welchen Verlauf der Krieg nimmt, das ist so fern wie die Märchengeschichten des Großvaters, die aber mehr orientalische Weisheit und Wahrheit enthalten als die engherzigen, rationalen Haltungen der Entscheidungsträger im Dorf. Der Umzug in den Bagdader Slum, ins Blechviertel zeigt die liebevollen Bemühungen der Familie um Normalität, um ein trautes Heim. Diese Bemühungen werden durch gestaltlose Gefahren und gefährliche Gestalten bedroht: durch Armut und Krankheit sowie durch Banditen und den Geheimdienst.

Was wissen wir über die Irakkriege und wie bewerten wir es? Dass Saddam Hussein ein Diktator war, sein Regime korrupt und seine Söhne keine Menschenfreunde, ist bekannt. Aber haben wir beim Eingreifend der Amerikaner im ersten Golfkrieg an die Auswirkung des Bombardements auf die Familien im Südirak nachgedacht? Haben wir das 13-jährige Embargo gegen den Irak nicht eigentlich gut gefunden, weil es den Aggressor kleinhielt? Dass zwischen 1991 und 1996 hunderttausende Kinder im Irak verhungerten und sich die Lage erst durch das „Öl-gegen-Lebensmittel-Programm“ etwas verbesserte, ist heute kaum allgemeiner Wissensstand, auch wenn man es problemlos googeln kann. In Khiders Roman wird der abstrakte Hinweis auf die „notleidende Zivilbevölkerung“ beklemmend lebendig und erhalten Gesichter: die von Hussein und Zahrra, Qamer und Shams.

Der Text enthält sich Vorwürfen, bleibt gelassen und konzentriert sich auf ein anders Ziel: Shams innerer Weg und beschrittener äußerer Pfad heraus aus dem Elend - nicht dem materiellen, wohlgemerkt, sondern dem seelischen und dem intellektuellen. Literatur und lesen öffnen Shams - und seinem Autor - die Pforten in das irdische Paradies und ermöglichen ihm, sich befruchten zu lassen, auszutauschen und auszudrücken. Die Bagdader Kapitel sind eine Liebeserklärung an das Lesen und kontrastierenden seine wohltuende Wirkung mit dem erstarkenden Druck von Armut und staatlicher Repression. „Wir lachten wesentlich mehr als früher, vermutlich, weil wir sonst die ganze Zeit geweint hätten.“ (S. 252).

Khiders einfacher Tonfall verrät noch immer die angenommene Sprache. Seine Muttersprache ist Arabisch, seine Literatursprache ist Deutsch. In einem Interview äußerte er einmal, dass vom Schrecken auf Arabisch zu erzählen, für ihn zu schwer wäre. Auf Deutsch aber sei ihm die Möglichkeit gegeben. Das tut der Wahrheit seiner Geschichte keinen Abbruch, auch nicht der Glaubwürdigkeit seiner Dialoge oder dem Humor der vielen Einfälle. Im Gegenteil.

Das Erzählte zeichnet sich durch eine teilnehmende Beobachtung aus, in der eine Sanftheit und Menschlichkeit mitschwingt, die einer charakterlichen Grundhaltung des Autors entspringen dürfte. Die Lehre aus dem Erlebten lautet wie der Grundsatz für den Historiker: Erzählt „ohne Zorn und Eifer“. Bleibt anständig und sanftmütig und lest mehr Bücher.
646 reviews4 followers
April 29, 2020
Abbas Khider hat die Geschichte von Shams Hussein in seinem Roman „Palast der Miserablen“ erzählt. Eine Geschichte, die im Irak zu der Zeit spielt, als Saddam Hussein an der Macht ist.
Der Leser bzw. Hörer begleitet den Jungen Shams Hussein, der mit seinen Eltern im Süden Iraks lebt, der von Kriegen und Aufständen gezeichnet ist. Seine Eltern erhoffen sich in Bagdad ein besseres Leben – das schaffen sie nur bedingt, denn die Familie baut sich ein Haus im Blechviertel neben dem Müllberg und muss tagtäglich ums Überleben kämpfen. Und so nimmt Shams viele Jobs an, um sich über Wasser zu halten. Doch mit einem Mal treten Bücher in sein Leben und er entdeckt seine Liebe zu ihnen. Er trifft sich regelmäßig mit Gleichgesinnten, um über Literatur zu diskutieren. Damit begibt sich Shams in eine Welt voller Gefahren, die er nicht kommen sieht. Denn Kritik am Regime Saddams zu äußern, ist selbst hinter vorgehaltener Hand brandgefährlich.
Der Schreibstil des Autors ist recht einfach, sodass man das Buch gut lesen oder hören kann. Der Anfang hat mir ganz gut gefallen und die Erzählweise des Ich-Erzählers hat gut zu dem jungen Shams gepasst, dessen Vater in den Krieg zog.
Leider schlichen sich dann Längen ein, mir fehlte schlichtweg die Spannung. Gegen Ende des Buchs ist Shams ein Student, aber die Erzählweise blieb die des kleinen Jungen, was mich schon etwas gestört hat. Und ja, ich weiß, dass die Muttersprache des Autors arabisch ist, dennoch hat mich die durchgehend einfache, schnörkellose Sprache nicht überzeugen können.

Die Story selber ist interessant und gibt einen guten und faszinierenden Einblick in das Leben im Irak. Man kann sich als Europäer gar nicht vorstellen, welche Lebensbedingungen in der ärmeren Bevölkerungsschicht Bagdads herrschen.
Aber der Autor kratzt nur an der der Oberfläche. Ich hätte mir sowohl die Charaktere als auch die Story tiefgründiger gewünscht.

Neben dem Erzählstrang von Shams Leben werden jeweils in kurzen Einschüben das trostlose Leben eines Gefangenen und dessen Probleme geschildert und das jeweils kurz und knackig. Diese Einschübe haben die Spannung etwas erhöht und ich wollte wissen, wie es mit dem Gefangenen weitergeht.
Je weiter der Autor über Shams Leben schrieb, desto mehr hatte ich das Gefühl, das er sich in Nebensächlichkeiten verliert.
Die Charaktere, insbesondere Shams, waren sympathisch und authentisch dargestellt. Aber auch hier hat mir eine gewisse Tiefe der Figuren gefehlt.
Das Ende hat kam für mich wie aus dem Nichts und hat mich enttäuscht zurückgelassen. Also, ich mag grundsätzlich ein Ende, das so nicht vorhersehbar ist, das ist es nicht. „Der Palast der Miserablen“ endete jedoch so abrupt und seltsam, dass ich mit dem Schluss der Story unzufrieden war.

Torsten Flassig hat das Hörbuch gelesen und das hat er wirklich gut gemacht. Er hat eine angenehme Stimme, der man gut zuhören kann. Auch wusste man aufgrund seiner Art zu lesen sofort, wenn ein „Gefängniskapitel“ gelesen wurde. Leider konnte er die Längen des Buchs auch nicht überbrücken und ich hätte gerne die ein oder andere Stelle übersprungen, was aber an der Story und nicht am Leser lag.

Fazit:
Ein interessantes Thema, jedoch sind sowohl der Plot als auch die Charaktere ausbaufähig.
Profile Image for Bücherangelegenheiten.
189 reviews44 followers
December 15, 2020
„Palast der Miserablen“ von Abbas Khider erzählt die Geschichte von Shams und seiner Familie. Sie lebten in einem kleinen Dorf im Süden des Iraks, wo der Vater als Soldat arbeitete und die Mutter als Putzfrau in einer Moschee. Mit Hoffnung auf eine neues, besseres und friedlicheres Leben zieht die Familie nach Bagdad. Erst wohnen sie bei Verwandten, als sie dort nicht mehr bleiben können, ziehen sie in das ärmste Viertel von Bagdad, das „Blechviertel“, um sich dort eine neue Existenz aufzubauen. Das Leben der Familie ist geprägt von Armut, dem Kampf ums Überleben und den dunklen Seiten des Krieges. Shams flüchtet vor der Armut und dem Krieg, indem er in der Welt der Literatur und Bücher eintaucht.

Zur Erzählstrucktur: Die Geschichte von Shams wird uns aus der Ich-Perspektive von Shams selbst erzählt. So erfahren wir, wie es ist die Welt des Krieges und der Armut aus den Augen eines Kindes zu erleben. Zwischen den Kapiteln wechselt die Perspektive und wir erfahren die Geschichte von einer bis dato unbekannten Person, die in einer Gefängniszelle eingesperrt ist. Bis auf diese Wechsel der Erzählperspektive ist der Roman aber chronologisch erzählt.

Eine Szene hat mich besonders beeindruckt, in der die Schwester von Shams ihn vor einer Banditenbande rettet. Nicht nur, dass diese Szene sehr gut geschrieben ist, sondern auch die Darstellung von Shams Schwester hat mich sehr beeindruckt. Sie ist für ein arabisches Land eine sehr starke und emanzipierte Frau. In der gefährlichen Situation und durch die Bedrohung von zwei Männern handelt sie sehr selbstbewusst.

Abbas Khider beschreibt in seinem Roman auf eine eindrucksvolle Art und Weise, wie das Leben eines Jungen im Irak und vor allem in Zeiten des Kriegs ist. Die Beschreibungen in Khiders Buch, haben mich durchaus zum Nachdenken angeregt. So war es beim Lesen der ersten paar Seiten zwar relativ schwierig sich in die Figuren und die erzählte Welt hinein zu versetzen. Aber nicht weil die Geschichte schlecht erzählt ist , sondern weil es für mich, der in einem europäischen Land aufgewachsen, schwierig nachzuvollziehen ist, wie es ist Tag ein Tag aus in einem Kriegsgebiet und in Armut zu Leben. Aber darum geht es ja bei guten Büchern, seinen Horizont zu erweitern und andere und fremde Kulturen kennen zu lernen. Mein einziger Kritikpunkt an „Palast der Miserablen“ ist, dass das Ende des Romans ein bisschen zu abrupt kam und so die Geschichte ein bisschen zu schnell endete.

„Palast der Miserablen“ hat bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen und ich hoffe oder wünsche mir, dass viele Menschen dieses Buch lesen, um nachvollziehen zu können, wie gut es uns eigentlich geht, mit dem was wir haben.

Eine klare Leseempfehlung!
#Bücherangelegenheiten
343 reviews5 followers
April 29, 2020
Lebendig geschrieben und voller unvergesslicher Figuren – vom einem meisterhaften Geschichtenerzähler Abbas Khider.
Shams Hussein ist ein ganz normaler Junge mit ganz normalen Träumen. Der Traum jedoch zerschellt zwischen riesigen Müllbergen. In der Hoffnung auf ein friedlicheres Leben ziehen seine Eltern mit ihm und seiner Schwester aus dem Süden des Landes nach Bagdad. Bald wohnen sie im Blechviertel neben einem riesigen Müllberg. Es sind die Jahre des Wirtschaftsembargos gegen das von Saddam Hussein beherrschte Land. Aus dem Streben nach einer besseren Zukunft wird schnell ein Leben in existenzieller Not. Shams hat keine Zeit zum Erwachsenwerden: Er arbeitet als Plastiktütenverkäufer am Basar, als Busfahrergehilfe, als Lastenträger. Und er liebt Bücher. Das einzige was ihm im Elend bleibt, ist das Lesen. In einer Zeit jedoch, in der ein falsches Wort den Tod bedeuten kann, begibt er sich damit in eine Welt, deren Gefahren er nicht kommen sieht, denn unter Saddam Husseins Regime kann ein falsches Buch sehr gefährlich sein. Eindringlich, aber mit viel Leichtigkeit erzählt der Autor die Geschichte eines Jungen aus den Slums von Bagdad bis zu dem Moment, in dem sein Leben für immer auseinanderfällt. Abbas Khider verbindet das Tragische mit dem Komischen, das Groteske mit dem Alltäglichen, die Exotik des Orients mit den Lebenserfahrungen eines Jungen. Er beeindruckt durch seinen ungeschönten Blick und die Beiläufigkeit, mit der er vom Elend wie von Wundern erzählt. Ein persönlicher, höchst lebendiger Roman voll unvergesslicher Figuren. Abbas Khider verbindet das Tragische mit dem Komischen, das Groteske mit dem Alltäglichen, die Exotik des Orients mit den Lebenserfahrungen eines Jungen der keine Zeit zum Erwachsenwerden hat. Er beeindruckt durch seinen ungeschönten Blick und die Beiläufigkeit, mit der er vom Elend wie von Wundern erzählt. Hochaktuell und auch zeitlos präsentiert sich Abbas Khider neuer Roman. So ein Buch findet man nicht oft im Leben! Eine wunderbare Kombination aus toller Sprache, bewegenden Bildern und einer ganz besonderen Erzählweise! Ein wirklich toller Titel, der die aktuelle Bildungsthematik realistisch darstellt und dabei kein Blatt vor den Mund nimmt. Sehr gelungen und zum Nachdenken anregend...und sehr lesenswert, ein Roman mit humanitärem Anliegen!
Profile Image for stefanb.
258 reviews
February 20, 2020
„Nur ihre Raketen und Bomben kamen aus dem Himmel zu uns.“ [47]
Was hatte ich mich auf diesen Roman von Abbas Khider gefreut, sollte er mich doch in das Land der Schatten und in den „Palast der Miserablen“ entführen. Shams hat die gleichen Hoffnungen, ist neugierig auf fremde Welten. Aber wie auch bei Shams kam hier alles ein bisschen anders.
„Es bereitete mir eine unendliche Freude, mich von den Schicksalen literarischer Gestalten fesseln zu lassen, ihre intimsten Momente, Sorgen, Ängste und Nöte mitzuerleben oder in fremde Welten entführt zu werden.“ [162]
„Shams, die kleine Leseratte aus Schrottstadt“ [174] ist der Protagonist, in einem Land, welches durch das Regime von Saddam Hussein unterdrückt wird. Dabei sehen wir Shams heranwachsen und in einem zweiten Erzählstrang bekommen wir mit, was es bedeutet, in einem Gefängnis, das eher einer Folterkammer gleicht, zu sitzen. Diese Einschübe finde ich wirklich gut, auch, dass sie mit zunehmender Seitenzahl immer kürzer werden.
Waren die Eindrücke am Anfang, als Shams noch im Süden des Landes lebte, im Hinblick auf sein Alter, gut herausgearbeitet, so ließ die Lesebegeisterung zusehends etwas nach, da mir die Entwicklung des Protagonisten zu kurz kam. Ich hatte gehofft, dass es viel tiefgründiger zu Sache geht, die politischen Geschehnisse besser beleuchtet werden und ja, dass man eine tiefere Einsicht in dieses Land bekommt, wo die Hoffnung auf ein friedliches Leben in den Köpfen der Einwohner sitzt.
„Saddam weiß ganz genau, wie wichtig Literatur für Propaganda ist, und diese rückgradlosen Hosenscheißer von Autoren lassen sich wie Ochsen vor seinen Karren spannen.“ [190]
Leider schrammt die Geschichte nur an der Oberfläche, so dass es nahezu jedes Land aus dem Nahen Osten hätte sein können.
Khider schafft es mit seinem Roman nicht, die Emotionen aus dem Buch hinaus zu transportieren. Die Charaktere bleiben ziemlich blass. Dadurch ist Shams Schicksal lediglich eins von vielen und somit bleibt auch viel Potenzial ungenutzt.
„Wir Iraker waren Ausnahmezustände gewohnt und schüttelten sie schnell ab.“ [283]
Profile Image for Buchfreude.
82 reviews13 followers
January 28, 2022
Shams Hussein ist ein Überlebenskämpfer. Aus den unvorstellbarsten Situationen versucht er das Beste zu machen oder sich zumindest damit abzufinden. Es bleibt ihm aber auch nicht wirklich eine Wahl. Als seine Familie nach Bagdad zieht, um dort vor den Übergriffen des Regimes sicher zu sein, landen sie in den Slums und müssen sich mühselig ihr Haus selbst zusammenbauen. Die Wasser- und Stromversorgung ist nicht vorhanden und das Geld und Essen eigentlich immer knapp. In dieser Lebenslage findet Shams den Zugang zu Büchern und einem geheimen Treffen mehrere Leute, die den Ort „Palast der Miserablen“ nennt.

Der Roman spielt zu Zeiten der Herrschaft Saddam Husseins. Die geschichtlichen Ereignisse werden nur nebenbei thematisiert. In erster Linie dreht sich die Handlung um Shams und seine Entwicklung. Die Schilderung seines (für westliche, privilegierte Augen) ungewohnten Lebens sind zwar interessant, da sie eine andere Lebenswirklichkeit darstellen, aber letztlich eher Alltagsschilderungen. Ihr müsst es euch so vorstellen: Ein Junge wird erwachsen und wir begleiten ihn dabei. Ob das nun in Deutschland spielt oder im Irak, letztlich ist es die Beschreibung des Alltags – ich fand das nicht besonders spannend. Und wisst ihr, was ich auch nicht mag? Inzestuöse Tendenzen. Gerade wenn sie so geschildert werden, als wäre das in Ordnung. Da „geilt“ sich der Junge an seiner älteren Schwester auf, indem er sie durch ein Loch im Badezimmer beobachtet. Oder schmiegt sich ganz nah an sie heran und bewegt sich so, dass er erregt wird. An der Stelle hat mich die Geschichte verloren. Ich kann so was nicht leiden, da meistens männlichen Autoren diese „Fantasien“ niederschreiben. (Letztlich möchte ich dem Autor nicht vorwerfen derartige Wünsche zu hegen, da ich Figur und Autor*in immer noch getrennt betrachte. Dennoch kritisiere ich dies hier, da ich die ungefilterte Darstellung der Sehnsucht des Protagonisten nicht nachvollziehen kann.).

Die Handlung wird immer mal wieder durch eine zweite Handlungsebene unterbrochen, in der Shams sich in einer Zelle befindet. Letztlich wird zwar aufgeklärt, wieso er dort gelandet ist, aber das war wirklich nichts Spektakuläres und hat die Geschichte nicht besser gemacht. Die Erzählung zog sich etwas in die Länge und gefiel mir immer weniger, da die Szenen echt langweilig und emotionslos beschrieben worden sind. Der „Tagesspiegel“ schreibt, dass dies „sein bisher bestes Buch“ sei. Und wenn „Palast der Miserablen“ das beste Buch ist, brauche ich die anderen erst gar nicht lesen.

Profile Image for Lilias.
3 reviews
March 4, 2020
Abbas Khiders Roman „Palast der Miserablen“ besteht aus zwei verschiedenen Erzählsträngen, die jeweils aus der Sicht von Shams (Ich-Form) erzählt werden.

Der Hauptstrang erzählt das Leben des 12-jährigen Irakers Shams und seiner Familie, die in einem kleinen Dorf im südlichen Irak leben. Das von Saddam Hussein beherrschte Land ist von Kriegen und Aufständen gezeichnet. In der Hoffnung auf ein besseres Leben, zieht die Familie nach Bagdad. Doch ihre Träume erfüllen sich nicht. Sie landen im berüchtigten Blechviertel. Die Familie versucht das Beste aus ihrer Situation zu machen.
In der Parallelhandlung geht es um den erwachsenen Shams, der schon seit längerem im Gefängnis sitzt. Erst gegen Ende des Buches erfährt man, wie es dazu gekommen ist.

Um ehrlich zu sein, ich habe mir von dem Buch doch ein wenig mehr versprochen.
Keine Frage, der Einblick in das Leben der irakischen Bevölkerung unter Saddam Hussein ist interessant und bewegend. Allerdings hätte ich mir an manchen Stellen mehr Beschreibungen bzw. etwas mehr Tiefgang gewünscht. So plätschert die Handlung dahin – tagebuchartig reiht sich ein Ereignis an das nächste. Man wartet auf etwas mehr Spannung, auf den Wow-Effekt. Fehlanzeige!

Alle Personen bleiben seltsam blass. Auch hier fehlte mir die gewisse Tiefe, um mit ihnen mitleiden oder mitfiebern zu können. Vor allem Shams entwickelt nicht im Laufe der Geschichte nicht weiter, bleibt auf seinem kindlichen Niveau stehen.

Die Geschichte kommt einfach nicht richtig in Schwung, was u.a. auch an dem simplen Erzählstil des Autors liegt.

Das Ende des Buches hat mich dann ein wenig ratlos zurückgelassen: und jetzt?

Trotz des interessanten Themas hat mich der Roman leider nicht richtig gepackt.

Profile Image for Burkhard Schirdewahn.
71 reviews1 follower
October 5, 2022
Der in Berlin lebende und aus dem Irak stammende Autor Abbas Khider, dessen 2013 erschienener Roman 'Brief in die Auberginenrepublik' mir sehr gut gefallen hatte, erzählt in seinem neuen Roman die Geschichte einer südirakischen Familie in den 90er Jahren, die nach dem Kuwait-Krieg und den danach einsetzenden Repressionen des Saddam-Regimes ihr Heimatdorf unweit der kuwaitischen Grenze verläßt & im 'Blechviertel' genannten Slum zwischen Sumpfland & Mülldeponie am Stadtrand von Bagdad in einer armseligen Hütte ums Überleben in einem von Wirtschaft-Embargo und brutaler Klientel-Politik verheerten Staat kämpft.

Während der Vater jahrelang als Tagelöhner schuftet, die Mutter als Wahrsagerin ein wenig hinzuverdient und die größere Schwester durch 'gute' Heirat dem lumpenproletarischen Schicksal vermeintlich zu entkommen glaubt, erlebt Shams, der heranwachsende Sohn der Familie & Ich-Erzähler, durch dem Zufall geschuldeten Kontakt mit verbotener Literatur eine scheinbar glückende éducation intellectuelle. Im halb-klandestinen Literatur-Zirkel, dem titelgebenden 'Palast der Miserablen', sammelt er die Kraft, sein Abitur zu bestehen & als Student auf eine bessere als die vorbestimmte Zukunft zu hoffen. Daß sich diese Hoffnung nicht erfüllen wird, sei hier nur angedeutet.

'Palast der Miserablen' ist eine den Leser packende Erzählung aus dem Inneren eines monströsen Staates, die den Verlorenen & Elenden des Irak im letzten Jahrzehnt der Herrschaft Saddam Husseins eine glaubwürdige Stimme verleiht.
60 reviews
March 11, 2020
Toller Einstieg - jedoch weiterer Teil nicht überzeugend

Die Geschichte spielt zur Zeit Saddam Husseins und handelt von Shams Hussein , einem ganz normalen Jungen, und seiner Familie.
In der Hoffnung auf ein besseres Leben ziehen seine Eltern mit der Familie nach Bagdad. Doch aus dem Streben nach einer besseren Zukunft wird schnell ein Leben in existenzieller Not. Die Familie wohnt neben einem riesigen Müllberg, Hoffnungslosigkeit Hunger und Armut überwiegen.

Fazit:
Das Buch wird aus Sicht des Jungen erzählt - der Anfang ist sehr interessant. Toller Einstieg, der den Leser gleich packt und mit dem Schicksal des Jungen vertraut macht. Man erfährt von einer Welt, die man sich selber nur schwer vorstellen kann - sehr interessant.
Jedoch im weiteren Verlauf des Buches konnte mich der Autor nicht mehr überzeugen. Es wurden viel zu viele Nebensächlichkeiten in den Fokus gestellt - der rote Faden ging verloren. Mein Interesse hat immer weiter abgenommen. Schade.



Profile Image for yellowdog.
850 reviews
March 14, 2020
Eine Jugend im Irak

Abbas Khider ist ein auf Deutsch schreibender Autor, der im Irak geboren wurde. Seine Romane haben mich stets berührt. Seine neues auch.
Palast der Miserablen ist meiner Meinung nach ein großer Wurf. Der Autor erzählt vom Aufwachsen und Leben im Irak.
Für die meisten von uns ist es eine fremde Welt. Dieses Buch erlaubt einen Einblick.

Zu so einer Jugend im Irak gehören auch die menschenfeindliche Diktatur eine Sadam Hussein und die Bomben des Bush.
Dann versucht die Familie von den Jungen Sham in Bagdad Fuß zu fassen. Das ist nicht einfach. Es wird auch ein gutes Portrait von Shams Vater und Mutter und seiner selbstbewussten Schwester.

Das Buch erzählt außerdem von leidvoller Gefangenschaft. Das sind düstere Abschnitte.
Die Handlung wechselt zwischen diesen beiden Eckpunkten.

Abbas Khider lässt sich Zeit beim Erzählen. Mit der Zeit entwickelt sich die Handlung und der Roman entfaltet sich. Man spürt, dass der Autor lange an dem Buch gearbeitet und alles gegeben hat.
4 reviews
March 18, 2020
"Palast der Miserablen" erzählt die Geschichte des jungen Shams. Auf der Suche nach einem besseren Leben zieht Shams´ Familie aus einem kleinen Dorf im Süden des Iraks in dessen Hauptstadt Bagdad. Ihr Traum bleibt unerfüllt, denn sie landen in einem Elendsviertel am Rand der Stadt. Shams findet Zuflucht in der Literatur und knüpft Kontakte zu einem geheimen Buchclub.

Das Buch lässt sich flüssig lesen. Gut gefallen haben mir die Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

Gerade zu Beginn hat mich dieses Buch gepackt. Abbas Khider beschreibt genau und fesselnd die Lebensumstände im Irak während des Iran-Irak-Krieges und danach, was insgesamt sehr lehrreich ist.
Im weiteren Verlauf hat mir leider ein bisschen die Spannung gefehlt.

Die Charaktere haben mir gut gefallen, allerdings gab es eher wenige Dialoge, was es schwer macht, sich in sie hineinzuversetzen und wirklich mit ihnen zu fühlen.

Die Rolle der Literatur wird leider ein wenig schlecht dargestellt. Obwohl diese für den Verlauf der Handlung von großer Bedeutung ist, werden die betroffenen Passagen kurz gehalten und verlieren an Wert.

Letztendlich muss ich sagen, dass die Themen sehr interessant sind, aber leider nicht ganz so ausgearbeitet wurden, wie ich mir erhofft hatte.
Profile Image for Margarethe.
572 reviews
March 23, 2020
Konflikte geraten so schnell in Vergessenheit. Abbas Khider gibt uns die Gelegenheit einen wieder ins Gedächtnis zu rufen. Saddam Husseins Regime im Irak, die Kriege, die von ihm augingen oder auch von den Bushs. Mittendrin exemplarisch die Familie von Sham Hussein, aus ihrer Heimat ziehen sie in den Slum von Bagdad-City, Shams literarisches Erwachen, damit auch sein politisches Erwachen und wohin führt in das? Ins Gefängnis.
Die Erzählung wechselt immer wieder zwischen der Jugend und dem GEfängnis. Ein Wechselbad ein Erschauern.
Abas Khider hat seine Muttersprache verlorren er schreibt nicht in Arabisch...was muss einem Menschen widerfahren? Eine kleines Einfühlen gelingt dem Leser, aber kann man das wirklich erlesen?
Das Buch gibt uns einen Einblick auch wenn alles irgendwie distanziert wirkt, vielleicht kann der Autor auch nicht näher ran.
Ein Dokument aus der krisengeschüttelten und immer wieder in Vergessenheit geratene Region, dem deutschen Leser näher gebracht.
Lesen.


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