Die neue enragierte Streitschrift des bekannten Globalisierungskritikers! Jean Ziegler hat als Vizepräsident des Beratenden Ausschusses des UN-Menschenrechtsrats im Mai 2019 das EU-Flüchtlingslager Moria auf Lesbos besucht. Anhand vieler, oft erschütternder Einzelfälle schildert er eingehend seine Begegnungen mit Flüchtlingen, die von ihrem Leidensweg berichten, mit den mutigen, engagierten Vertretern verschiedener Hilfsorganisationen (medico international, Pro Asyl u. a.) und Menschenrechtsaktivisten, mit Anwälten und Offiziellen. Sein Buch legt Zeugnis ab von dem moralischen Verfall, auf den Europa zusteuert, und ist ein eindringlicher Appell an die zuständigen Politiker in Brüssel und an die Zivilgesellschaft, der Praxis des »Push-Backs« und der unmenschlichen Realität der Hotspots ein Ende zu machen – denn sie sind die Schande Europas.
Jean Ziegler is a former professor of sociology at the University of Geneva and the Sorbonne, Paris. He was a Member of Parliament for the Social Democrats in the Federal Assembly of Switzerland from 1981 to 1999. He has also held several positions with the United Nations, especially as Special Rapporteur on the Right to Food from 2000 to 2008, and as a member of the Advisory Committee of the UN Human Rights Council from 2008 to 2012.
Die Rezension dieses Buches habe ich lang vor mir hergeschoben. Ich bin eigentlich schon seit Ewigkeiten fertig damit, aber irgendwie musste ich das Gelesene erst auf mich wirken lassen. Oder vielleicht wollte ich auch einfach verdrängen, was ich da gerade gelesen habe. Oder vielleicht auch beides, ich bin mir nicht sicher.
Dieses Buch hat mich total aufgewühlt. Schreiben kann Ziegler, so viel steht fest. Vor allem kann er wirklich unglaublich gut beschreiben und hat mich sehr zum Nachdenken angeregt. Die Rezension schreibe ich am 4.2.2020 und vor ein paar Tagen hat die Türkei die Grenzen wieder geöffnet und die EU muss sich wieder mit dem Thema Flucht auseinandersetzen. Und ich sitze jeden Tag auf der Couch und könnte einfach nur heulen, wenn die Nachrichten kommen. Schon 2014, als das alles erstmals Thema war, hab ich mich sehr damit beschäftigt. Ich hab damals in einem Flüchtlingsheim geholfen, hab mit unzähligen Leuten diskutiert und extrem viel gelesen. Und ich dachte wirklich, ich wüsste Bescheid. Tja, Fakt ist: Eigentlich hatte ich keine Ahnung. Und dank diesem Buch weiß ich das jetzt auch. Nehmen wir doch als Beispiel den "Grenzschutz", vor allem den auf dem Mittelmeer. Ich hab mich nie damit beschäftigt, wie das wirklich funktioniert. Keine Ahnung, was ich dachte, aber dass auf die Boote geschossen wird und die Flüchtlinge mit Eisenstangen geschlagen werden und auch in Kauf genommen wird, dass das Boot untergeht - das hab ich einfach verpasst. Oder die Situation in den Flüchtlingslagern auf Lesbos. Ich wusste, dass es dort nicht grad toll ist und dass die Situation für Flüchtlinge in Österreich verglichen damit eh noch ganz gut ist. Aber dass das so schlimm ist?
Ihr kennt mich und meinen Blog. Ich will niemandem vorschreiben, was er oder sie zu denken hat oder wen er oder sie zu wählen hat. Sowas liegt mir einfach nicht. Ihr glaubt an einen anderen Gott? Cool! Ihr denkt, die Erde ist eine Scheibe? Macht doch! Ihr denkt, dass meine Lieblingsautorinnen kein bisschen Talent haben? Sensibles Thema, aber wenn es euch glücklich macht. Aber können wir uns bitte alle darauf einigen, dass es absolut krank ist, was da 2014 und auch momentan wieder in der EU abgeht? Verdammt, in welchem Jahrhundert sind wir denn? Wir sind im Jahre 2020 - wäre es da nicht endlich mal Zeit für eine Utopie? Ich will nicht in einer Welt leben, die so verrückt ist! Die EU brüstet sich damit, wieviel sie für den Frieden getan hat. Und trotzdem begeht sie Mord. Denn nichts anderes ist es meiner Meinung nach. Die Länder der EU verkaufen fröhlich Waffen in die Kriegsgebiete und beuten die Welt aus und zerstören die Umwelt. Und wenn dann Flüchtlinge kommen, was zumindest meiner Meinung nach nicht überraschend sein sollte, dann tuen sie alles, damit möglichst wenige Menschen die Flucht überleben. Das ist krank. Einfach nur krank.
Mein Fazit? Dieses Buch sollte viel, viel mehr Aufmerksamkeit bekommen, als es das im Moment tut. Kauft dieses Buch, lest es und vor allem: Redet auch mit den Leuten darüber, die so ein Buch normalerweise nicht lesen würden. Ich will nicht, dass sich 2014 wiederholt. Und ich habe Angst, dass es noch schlimmer kommen könnte, wenn sie die Mitgliedsländer der EU nicht endlich mal zusammenreißen.
Die Schattenseite Europas. Nie hätte ich gedacht, dass im 21. Jahrhundert so etwas noch möglich wäre. Ein Europa, das eigentlich für Frieden und Offenheit steht. In diesem Buch jedoch die Hölle auf Erden darstellt. Überspitzt gesagt, aber berechtigt. Die Flüchtlingspoltik, die die EU verfolgt ist nichts anderes als menschenverachtend und erbärmlich. Im Mittelmeer wird auf Flüchtlingsboote geschossen, Flüchtlinge werden mit Eisenstangen geschlagen, Kinder und Frauen misshandelt, vergewaltigt... auch das ist Europa.. Ein Europa, das mordet und wegschaut.. Ein Europa, in dem die Bürokratie mehr und mehr an Macht gewinnt und Menschenrechte mit Füßen getreten werden. Mitglieder der EU verkaufen Waffen in die Kriesengebiete, zerstören das Leben der Menschen dort, indem sie sie ausbeuten und dann wundert man sich, dass die Menschen fliehen? Jean Ziegler kann sehr gut beschreiben und mit seinem Schreibstil die Situation verbildlichen. Ein bemerkenswerter Mann, der für das Gute auf der Welt kämpft!
Ein Buch, das ich jedem Menschen - egal, ob politisch interessiert oder nicht - vorbehaltlos empfehlen würde. Was bleibt: Wut über die Untätigkeit der EU und Dankbarkeit gegenüber jeder NGO, die da anwesend ist, wo die EU versagt und fehlt.
Die Schande Europas ist ein niederschmetterndes Zeugnis Europa's gescheiterter Migrationspolitik. Die Kritik umfassend nichts was ueber die mittlerweile weitverbreitete Ansicht ueber fehlende Zusammenarbeit hinausgeht. Wohl aber fuegt Ziegler der Problematisierung ein menschliches Gesicht bei. Ziegler redet nicht bloss von nackten, kalten Zahlen, sondern befasst sich direkt mit den Menschen, fuehrt Interviews, lässt die Leute selbst ueber ihr Schicksal sprechen. Hierin liegt die besondere Stärke des Buches, denn Ziegler gelingt es uns durch seine Interviews zu vermitteln - soweit das in einem Buch eben möglich ist - wie schlimm die Lage vor Ort wirklich ist, was in abstrakten Diskussionen um Migraitonspolitik leider häufig vällig auf der Strecke bleibt. Wäre es in dem Buch um nichts anderes als die menschliche Seite Europa's Migrationspolitik gegangen, wäre dieses Buch nicht weiter mit Kritik zu belasten. Ziegler geht jedoch auch auf die Politik(er) selbst ein und geht die politische Dimension des Problemes an. Hier geht dem Buch jedoch schnell der Dampf aus. Den trotz Ziegler's hoher Titulierung - seiner langjährigen Erfahrung als UNO Sonderbeauftragter und Diplomat - geht sein Bericht nicht wirklich ueber eine grundlegende Problembeschreibung hinaus. Mit der Ausnahme nach der Forderung, dass nicht kooperationsbereiten, ost-europäischen Ländern die finanziellen Zuschuesse gestrichen werden sollten (eine problematische Forderung wenn man sich etwas eingehender mit dem Thema auseinandersetzt) mangelt es dem Buch vorallem an Ideen was man denn tatsächlich anders machen könnte. Ein Bericht ueber die Tragödie löst in uns starke Empathiegefuehle aus. Wir werden sauer oder verzweifelt und wir meinen deswegen, dass es sich deshalb auch um ein besonders starkes Buch handeln muss, immerhin ist das Thema ja so wichtig und denk doch an all die leidenden Menschen! Die Problembeschreibung ist jedoch, wie jeder weiss, häufig der einfachste Teil. Doch wie man Dinge tatsächlich anders - besser - machen kann, wird in Berichten wie dem hier vorliegenden oft nur sehr peripher angerissen. Schade. Denn ich bin mir sicher, Ziegler könnte eigentlich viel mehr beitragen oder sich ansonsten, wie gesagt, auf die Bestandsaufnahme der Situation beschränken, denn ein besseres Verständnis der in Fluechtlingslagern herrschenden Umstände wuerde so ziemlich jedem migrationskritischen Europäer gut tun und hier leistet Ziegler zweifellos ausgezeichnete Arbeit!
Eine schreiende Anklage, verfasst von einem der vehementesten Anwälte der Armen, Benachteiligten und Ausgestoßenen unserer Zeit. Eindrucksvoll schildert Ziegler nicht nur die entsetzlichen Zustände im Lager Moria, welche jeglicher Menschenwürde zuwider laufen. Sondern er erklärt, gemäß seines Schreibstils, auch die politischen und diplomatischen Hintergründe der Abschreckungspolitik und gibt Ausblick auf die Auswirkungen dieser menschenverachtenden Strategie. Obwohl Moria nun schon einige Jahre abgebrannt ist, hat das Buch nichts an seiner Aktualität eingebüßt. Lager wie dieses gibt es nicht nur in Europa, sondern auch in den Ländern mit denen die EU "kooperiert", die Zustände laufen jedoch überall auf das Gleiche hinaus: Gewalt, Hoffnungslosigkeit und eine Gesellschaft in der Menschen gemäß ihrer Nationalität in zwei Klassen geteilt werden. Auf absehbare Zeit wird dieses Buch wohl leider nichts an seiner Relevanz verlieren!
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Heftiger Vorwurf ggü der EU „Die EU ist eine Wertegemeinschaft. Die Menschenrechte bilden ihre Grundlage. Mit der Aushöhlung des Asylrechts und den eklatanten Verletzungen der Flüchtlingsrechte zerstört die EU die Grundlagen, auf denen sie selbst 1957 errichtet wurde.“ Anhand von detaillierten Schilderungen - von den Abschreckungstaktiken von FRONTEX über die Gleichgültigkeit der griechischen Behörden und des EASOs bis hin zu den selbstauslösenden Maschinengewehren an der Grenze zwischen der Türkei und Syrien und der erschreckenden Realität des Moria-Lagers - begründet Ziegler seine Meinung.
Ein wichtiges Thema. Dargestellt mithilfe unzureichender Quellenanalyse, verfälschender und unsachlicher Kommentare, Behauptungen statt Tatsachen. Dass man mit einer fundierten, wertneutralen Analyse zu ähnlichen Schlussfolgerungen kommen kann, ist unbestritten. Aber mit Büchern wie diesem entwertet sich die Kritik.
Sollte Pflichtlektüre sein, vor allem für jene die, die Zustände in diesen Camps für vertretbar halten und all das befürworten. Es ist, wie der Titel schon sagt, eine Schande!