Flex|en, das, – kein Pl.: 1. trennschleifen 2. biegen 3. Sex haben 4. das Variieren der Geschwindigkeit beim Rap 5. die Muskeln anspannen 6. seine Muskeln zur Schau stellen 7. Flâneuserie
In 30 verschiedenen Texten mit 30 verschiedenen Perspektiven auf Städte, alle geschrieben und erlebt von Frauen*, PoC oder queeren Menschen. Texte, die beweisen, dass das Flexen, die Flâneuserie endlich ernst genommen werden muss. Die Figuren in der Anthologie streifen durch Berlin, Paris, Jakarta, Istanbul und Mumbai. Sie erzählen uns u.a. davon, wie eine Frau mit Kinderwagen die Großstadt erlebt, eine Frau eine Großdemonstration in Dresden miterlebt, wie Flanieren in Indien schon Aktivismus bedeutet, wie sich die Geschichte in den Ort einschreibt und manchmal wird die Stadt sogar selbst zur Figur.
2.5/5. das konzept dieses buchs hat mich zu 100% abgeholt und ich dachte eigentlich, dass es sich bei den meisten texten um essays handeln würde. es sind tatsächlich aber größtenteils kurzgeschichten, von denen einige gut bis sehr gut sind, viele sich aber leider eher wie unredigierte schreibübungen aus einem kurs für kreatives schreiben lesen.
Als Gegenstück zum männlichen Flaneurblick David Wagners in "Verlaufen in Berlin", den ich im Oktober letzten Jahres vorgestellt habe, ist diese Anthologie von Frauen, PoC und queeren Menschen geschrieben. In dem von Özlem Özgül Dündar, Mia Göhring, Ronya Othmann und Lea Sauer herausgegeben Band versammeln sich 30 verschiedene Texte (Lyrik, Essays und Kurzgeschichten) und Sichtweisen auf Städte. Vielfältig sind die Beiträge: Katia Sophia Ditzler nimmt die Leserin viermal mit nach Jakarta, das erste Mal in Liebe, das zweite Mal in Sehnsucht, das dritte Mal in Trauer und das vierte Mal in Heilung. Nadire Y. Biskin schreibt über die Gentrifizierung im Afrikanischen Viertel einem Ortsteil in Wedding, Berlin. Mirjam Aggelers Text ist die eindringliche Schilderung eines Übergriffs. Sensibel und genau schildert sie die ungewollte Berührung im Bus auf dem Sitz, der die Ich-Erzählerin ausgesetzt ist, neben ihr ein sich aufdrängender Mann. Einen aufwühlenden Text hat auch Deniz Ohde geschrieben. In Dresden - Chemnitz schildert sie die bedrohlichen Ängste, die sie auf der Zugfahrt nach Chemnitz und beim Durchwandern der Stadt hat, denn Neonazis, Identitäre und rechtsextreme Gruppen hatten im Netz zu einer Hetzjagd auf vermeintliche Migranten aufgerufen, da Tage vorher auf einem Dorffest ein Deutscher von einem Flüchtling erstochen worden war. Julia Lauter berichtet von Neha Singh, die Begründerin einer Protestbewegung ist, in der Frauen in indischen Städten spazieren gehen, um sich den von Männern und patriachalen Strukturen durchsetzten öffentlichen Raum zu erobern.
Leider schaffe ich es nicht, all den wichtigen Texten in diesem Band gerecht zu werden, deshalb nur eins: Finde die wahnsinnig toll, Horizont erweiternd und bereichernd. Große Leseempfehlung!
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I actually haven’t read all of these texts yet but it’s a great collection and I’m really looking forward to returning to it whenever I can get my hands back on it. (Overdue at the library right now)
Spannendes Thema vielstimmig umgesetzt. Angesprochen haben mich die Texte über queere, kämpferische und nächtliche Erfahrungen (z. B. von Svenja Gräfken, Julia Lauter, Halina Mirka Jordan). Die meisten Beiträge konnten mich leider nicht begeistern. Das abschließende Interview mit Lauren Elkin macht dennoch neugierig auf mehr Flaneuserie.
Die meisten der Kurzgeschichten waren voll cute, habe eigentlich mehr so essaymässige Texte erwartet aber war mir dann auch grad recht. Ein paar habe ich aber auch echt nicht gecheckt. Fünf sterne für alle agro und queeren texte!! In diesem Sinne: keep on walking queens!🏃👑
Ich habe keine finale Meinung zu diesem Buch. Wie es halt so ist mit Sammelbändern gefielen mir manche Geschichte mehr, manche fand ich weniger spannend. Was sie vereint, ist aber der Spaß am Schreiben, der Spaß am Wörter flexen sozusagen. Ein Interesse an der Umgebung, und dem was darunter liegt. In welche Fußstapfen wir eigentlich treten, oder was wir nicht sehen, weil uns der Alltag eine verdunkelnde Brille aufsetzt. Erzählerisch zu erfahren, dass sich nicht jeder Körper gleich bewegt, nicht gleich wahrgenommen wird. Das Angst und Freude und Mut und Wut uns begleiten sobald wir auf die Straße treten. Und letztendlich wird die Frage gestellt, wem gehört überhaupt diese Stadt, in der wir leben? Fühlen wir uns wohl zwischen Bürokomplexen und Asphaltböden? Und wenn nicht, warum und was können wir dagegen tun?
Abwechslungsreicher und vielschichtiger Sammelband mit vielen Texten unterschiedlicher Autor:innen. Alle eint der weibliche Blick auf den öffentlichen Raum. Sehr spannende Perspektiven, die in ihrer Unterschiedlichkeit ein großes Spektrum bieten, das in der Öffentlichkeit nur selten verhandelt wird.
Nicht fertig gelesen. Ich habe etwas völlig anderes erwartet. Und was ich hier vorgefunden habe, fand ich meist nur eigenartig. Schade, denn das Thema an sich - Frauen* und Stadt - ist spannend und bisher aus der Alltagsperspektive wenig beschrieben (oder ich habe die Bücher noch nicht gefunden).
Texte auf recht unterschiedlichem Niveau in dieser Anthologie. Für den von Dinçer Güçyeter gebe ich sofort 5 Sterne, andere fallen ab. Insgesamt durchschnittliche Bewertung aber auch deshalb, weil mich die Umdeutung des namensgebenden Begriffs "Flexen" nicht überzeugt.
Typisch für eine "Compilation" ganz unterschiedlicher Autorinnen, es gibt dolle und weniger dolle Texte (aus meiner Sicht), die dollen überwiegen aber.
4.75 Sterne Sehr starke Anthologie, in der alle Texte unheimlich gehaltvoll, wichtig und stark sind. Auch das Interview mit Lauren Elkin am Schluss bereichert das Buch nochmals zusätzlich! Grosse Leseempfehlung meinerseits!
Meine Lieblingstexte: -Friendly Fire (Gerhild Steinbuch)
-Wenn du lächeln würdest (Mirjam Aggeler)
-Favoritenstraße (Karin Peschka)
-Auf halber Strecke (Luna Ali)
-Alleen und Frauen (Anneke Lubkowitz)
-Gedichte (Ronya Othmann)
-Am Bayerischen Platz (Judith Coffey)
-Eine Überlebende, Eine Zeugin, Ein Bericht (Lea Sauer)