Ein italienischer Kardinal, eine geheime Mission, ein Mord in Damaskus - der spannende neue Roman vom Meistererzähler Rafik Schami
Noch herrscht Friede in Syrien. Die italienische Botschaft in Damaskus bekommt 2010 ein Fass mit Olivenöl angeliefert, darin die Leiche eines Kardinals. Kommissar Barudi will das Verbrechen aufklären; Mancini, ein Kollege aus Rom, unterstützt ihn und wird sein Freund. Auf welcher geheimen Mission war der Kardinal unterwegs? Wie stand er zu dem berühmten Bergheiligen, einem Muslim, der sich auf das Vorbild Jesu beruft? Bei ihrer Ermittlung fallen die beiden Kommissare in die Hände bewaffneter Islamisten. Rafik Schamis neuer Roman erzählt von Glaube und Liebe, Aberglaube und Mord und führt uns tief in die Konflikte der syrischen Gesellschaft und in das berufliche Schicksal und die Liebe eines aufrechten Kommissars.
Born in Damascus, Syria in 1946, Rafik Schami (Arabic: رفيق شامي) is the son of a baker from an Arab-Christian (originally Aramaic) family. His schooling and university studies (diploma in chemistry) took place in Damascus. From 1965, Schami wrote stories in Arabic. From 1964-70 he was the co-founder and editor of the wall news-sheet Al-Muntalak (The Starting-Point) in the old quarter of the city. In 1971 Schami moved to Heidelberg and financed further studies by typical guest worker jobs (factories, building sites, restaurants). He earned his doctorate in chemistry in 1979 and began career in the chemical industry. In his spare time, he co-founded the literary group Südwind in 1980 and was part of the PoLiKunst movement. Schami became a full time author in 1982. He lives in Kirchheimbolanden with his Bavarian wife and son and he holds dual citizenship. Schami's books have been translated into 20 languages
Das zauberhafte Cover weckt mit seinen arabischen Ornamenten sofort Assoziationen und verlockt zum genauen Hinschauen. Zunächst hatte ich eigentlich „nur“ einen Kriminalroman in exotischen Gefilden erwartet. Doch dieses Buch bietet weitaus mehr. Rafi Schami führt uns in das Syrien des Jahres 2010, also kurz vor dem Bürgerkrieg.
Eigentlich zählt der verwitwete Kommissar Barudi die Tage bis zu seiner Pensionierung. Doch der letzte Fall seiner Laufbahn kommt förmlich angerollt – in einem Olivenölfass. Dieses wird an die italienische Botschaft in Damaskus geliefert. Allerdings befindet sich darin ein in Olivenöl eingelegtes makaberes Objekt: die Leiche des Kardinales Cornaro, eines hohen Gesandten des Vatikan. Der Zustand der Leiche ist voller merkwürdiger Fingerzeige und Anspielungen.
Italien schickt zur unterstützenden Ermittlung einen eigenen Kommissar – Marco Mancini, der mit der arabischen Sprache und Kultur vertraut ist. Nebenbei ist er auch noch Experte für Fälle, in die die Mafia involviert ist. Zu seiner Sicherheit und unbehelligter Ermittlungstätigkeit wird sich Mancini als Journalist ausgeben. Barudi und Mancini sind schnell auf einer Wellenlänge und bald freundschaftlich verbunden. Gemeinsam folgen sie den Spuren des hohen geistlichen Würdenträgers, der offenbar in geheimer Mission in Syrien unterwegs gewesen war.
Was ließ den Kardinal durch eine Landschaft verworrener syrischer Sekten und religiöser Strömungen bis hin zum Bergheiligen in gefährlichen, von Islamisten kontrollierten Regionen reisen?
Bis hierhin hört sich der Verlauf des Romans eher nach einer Kriminalgeschichte an. Zunehmend wandelt sich der Roman aber eher in ein gesellschaftliches Bild eines Landes kurz vor einer Katastrophe.
Die beiden Kommissare durchqueren ein Syrien, das eine große Zerrissenheit und krasse Gegensätze aufweist. Allein über ein Dutzend Geheimdienste sind hier aktiv und haben alles im Blick. Nicht nur deren Einfluss ist erlebbar. Barudi und Macini werden mit den verschiedenen religiösen Strömungen des Islam und des Christentums und Sektierern konfrontiert. Barudi selber ist aramäischer Christ und kann persönliche Betroffenheit einbringen.
Üppig und orientalisch ausschweifend vermittelt der Handlungsablauf Einblicke in das großstädtische Leben in Damaskus und im ländlichen Raum. Mit ihrer Verbrechensaufklärung geben die Kommissare auch Einblicke in die politischen Verhältnisse in Syrien. Die Auflösung des Kriminalfalles und der Umgang damit, wirft ein weiteres Schlaglicht auf den Zustand des Landes.
Fazit: Schon das ganze Setting des Romans ist für einen Kriminalroman eher ungewöhnlich, was den Reiz natürlich erhöht. Ich fühlte mich nicht nur auf spannende Weise unterhalten, sondern mir tat sich eine bislang unbekannte Kultur auf.
Die Erzählweise des Romans, in dem sich immer ein Erzähler und Tagebucheinträge Barudis abwechseln, gefiel mir sehr. Dieser Wechsel von Innen- und Außensicht ist erfrischend und interessant. Man erfährt mehr über Barudis Lebenslauf und über den Alltag in Syrien. Die beiden Kommissare als Hauptprotagonisten sind echte Sympathieträger. Barudis Tagebucheinträge lassen seine Sicht der Dinge noch persönlicher werden.
Der Kriminalfall und die Aufklärung werden spannend und auf hohem Niveau abgewickelt. Aber wer hauptsächlich auf einen Krimi hoffte, wird trotz der immer wieder einsetzenden überraschenden Wendungen weniger auf seine Kosten kommen. Denn die Besonderheit des Romans liegt in dem Blick auf ein Syrien vor dem Bürgerkrieg, das einem eher unbekannt geblieben ist, weil damals das Augenmerk der Medien nicht auf ihm lag. Politische und philosophische Einsichten darf man ebenfalls mitnehmen.
Gerade diese Verbindung macht diesen Roman besonders lesenswert. Ein Lesegenuss!
Die italienische Botschaft in Damaskus erhält eine widerliche Lieferung: in einem Ölfass findet sich die Leiche des Kardinals Cornaro. Er war vorgeblich zur Einweihung einer Kirche in Syrien, doch schnell schon hat Kommissar Zakaria Barudi Zweifel daran. Zudem wirft der Tote weitere Fragen auf: warum wurde sie nicht an die vatikanische Botschaft geliefert, schließlich war der Kardinal Mitglied der Kurie? Und weshalb hat man ihn zudem entehrt, indem man seinen Ring an den falschen Finger aufzog? Barudi erhält Schützenhilfe aus Italien, Kommissar Mancini wird heimlich mit ihm die Ermittlungen leiten, denn offenbar war der Kardinal noch in einer geheimen Mission unterwegs, die man in Rom unbedingt vertuschen möchte. Kurz vor seiner Pensionierung steht Barudi nochmals ein komplizierter Fall ins Haus und das in einem Land, in dem sich gerade alle Kräfte formieren für die Geschehnisse, die bald die Weltnachrichten beherrschen werden.
Rafik Schami ist ein begnadeter Erzähler und enttäuscht auch in seinem aktuellen Roman nicht. Der christliche Syrer, der vor nunmehr fast 40 Jahren aus seiner Heimat fliehen musste, lässt auch in „Die geheime Mission des Kardinals“ kritische Töne gegenüber dem noch herrschenden System anklingen und die Melancholie, mit der er offenkundig sehnsüchtig auf seine Heimatstadt blickt, fließt ebenso aus jeder Zeile. Ein komplexer Kriminalfall wird von seinem cleveren Kommissar gelöst, aber dieser ist müde geworden ob der unsäglichen Lage. Man hofft, dass es dem Autor nicht ebenso geht und er stetig weiterhin öffentlich das Wort ergreift.
Mit Barudi hat Rafik Schami einen liebenswerten, kauzigen Kommissar geschaffen, der über genügend Erfahrung verfügt, sich nicht mehr in jeden Kampf zu stürzen und mit einer gewissen stoischen Haltung das syrische System von Geheimdienst und Polizeiapparat betrachtet. Er verzweifelt nicht mehr an den Machenschaften und ist mit sich und seinem Leben im Reinen, was ihn konzentriert an dem Fall arbeiten lässt. Sein italienischer Amtsgenosse ist noch weitaus impulsiver, auch wenn diesen ebenfalls Jahrzehnte unermüdlichen und vergeblichen Kampfs gegen die Mafia realistisch haben werden lassen.
Neben diesen beiden Figuren, die alleine die Geschichte schon lesenswert machen, lässt Schami die komplexe politische und religiöse Lage in Syrien einfließen und liefert ein erhellendes Bild über die sich zuspitzende Situation im Jahr 2010 kurz vor Ausbruch des Bürgerkriegs. Bewundernswerterweise vereinfacht er nicht, sondern zeigt genau die Zweischneidigkeit auf, denen die Menschen immer wieder ausgesetzt sind und die Facetten der Konfliktparteien, aus schwarz und weiß werden so Grauschattierungen, die jedoch leichtgängig in die Handlung einfließen und vieles an Barudis Arbeit nur verdeutlichen, ohne jedoch der Geschichte den Platz zu stehlen.
Man freut sich als Leser immer besonders, wenn Sprachfertigkeit und eine gute Story aufeinandertreffen und dies zudem meisterhaft in den komplizierten Alltag eingebettet werden. So bleibt neben der Unterhaltung noch viel mehr und lässt ein Buch aus der Masse der jährlichen Neuerscheinungen deutlich hervortreten.
In late 2010, the corpse of a cardinal is delivered to the Italian embassy in Damascus, encased in a barrel of olive oil. The detective charged with investigating the murder, already counting the days until retirement, must unravel a complex case involving a secret mission that brought the cardinal to Syria in the first place, superstition, religious strife, and other troubles. Entertaining murder mystery with a fascinating setting.
Eigentlich würde ich gerne sagen, dass mir das Buch sehr gut gefallen hat. Immerhin geht es um ein interessantes Thema Syrien kurz vor Ausbruch des Krieges. Ein Blick auf die syrische Gesellschaft, Geschichte, Alltag und Tradition etc. Aber das war leider nix. Irgendwie wahnsinnig überfrachtet und langatmig. Da wird beispielsweise ewig über die Einsamkeit der Hauptfigur gesprochen und dann zack trifft er seine neue Liebe und Bingo.... man staunt wie schnell das plötzlich geht. Irgendwie plump. So ging es mir auch noch mit weiteren Schlüsselmomenten. Es gibt einige sehr starke Sätze, wo man sich denkt wow.... Aber insgesamt enttäuschend und ich bin froh das es durch ist.. Und das sagt doch alles oder?
Der Roman "Die geheime Mission des Kardinals" spielt in Damaskus und im syrischen Norden kurz vor Ausbruch des Bürgerkriegs. Kommissar Barudi versucht zusammen mit seinem italienischen Kollegen Mancini den Mord an einem christlichen Kardinal aufzuklären. Konflikte um Glauben und Liebe, das Streben nach Macht oder den Machterhalt, Vetternwirtschaft, Geheimdienste und Vertuschung bestimmen das Leben in Syrien. Ehrlicherweise wusste ich fast nichts über Syrien, seine Kultur und seine Gesellschaft von vor Ausbruch des Krieges und da war das Buch lehrreich und unterhaltsam.
Wer gegen das Unrecht kämpft, wird sich nie langweilen. Kommissar Barudi steht kurz vor seiner Pensionierung. Da bekommt er einen neuen Fall auf den Tisch: 2010 erhält die italienische Botschaft in Damaskus eine Olivenöl-Lieferung. Doch in dem Fass befindet sich der Leichnam eines Kardinals. Um die Beziehungen zu Italien nicht zu gefährden und die delikaten Ermittlungen voranzutreiben, bekommt Barudi Unterstützung von einem italienischen Kollegen, Commissario Marco Mancini. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach dem Mörder – und unternehmen dabei eine eindrucksvolle Reise durch ein Syrien, das vom Bürgerkrieg noch nicht gebeutelt ist. Dieser auf dem Fundament eines Kriminalfalls stehende Gesellschaftsroman aus der Feder von Rafik Schami ist im Juli 2019 bei Hanser erschienen und umfasst 432 Seiten. Zu Recht zählt Rafik Schami zu den großen zeitgenössischen, deutschsprachigen Autoren. In diesem Roman beweist er sein Vermögen, mit bildhafter Sprache, poetischen Elementen und teils salopper Ausdrucksweise umzugehen und darüber hinaus hieraus ein in sich stimmiges, mitreißendes Werk zu konstruieren. Auch Humor kommt in diesem Roman nicht zu kurz, wenn Barudi z.B. Mancini auf die Stirn küsst und sagt: „Gesegnet sie die Milch deiner Mutter. Sie hat ihren Zweck erfüllt.“ Insgesamt legt hier Schami ein abwechslungsreich zu lesendes und gleichzeitig lehrreiches Buch vor. Gemeinsam mit seinem italienischen Gefährten durchreist der Syrer ein Land, das den meisten Deutschen eher unbekannt sein dürfte. Gerade dieses macht einen großen Teil des Reizes dieses Romans aus. Man lernt große Städte wie Damaskus kennen, die fast schon europäisch wirken, findet sich wenig später in kleinen Dörfern wieder, deren Bevölkerung eher naiv und ungebildet erschient, und ist schließlich mit den Kommissaren zu Gast in einem Islamisten-Lager. Genau so bunt wie das Land sind auch seine Bewohner. Doch gerade Letzteres führt immer wieder zu Problemen. Insbesondere anhand des christlichen-syrischen Polizisten wird ersichtlich, welchen Einfluss religiöse Strömungen auf die syrische Gesellschaft haben. Doch nicht nur die Religion erschwert die Arbeit der Kommissare. Was nicht verwundert, hier aber klar und deutlich zu Tage tritt: Der Geheimdienst hat seine Augen überall, Beziehungen zählen mehr als Können, politisches Kalkül steht über jeder Gerechtigkeit. So überrascht es nicht, dass am Ende der intelligent konstruierte Kriminalfall zwar aufgelöst wird, sich für Barudi aber als Niederlage erweist. Der Roman wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Neben dem Erzähler in der dritten Person geben Barudis Tagebucheinträge einen guten Einblick in seine eigene Entwicklung, seine persönliche Sicht auf die Gesellschaft und nicht zuletzt in seine Einsichten in das Kriminalgeschehen. In Dialogen insbesondere mit Mancini, die einen großen Raum in diesem Werk einnehmen, werden Gesellschaft, Land und Verbrechen ebenfalls kommentiert und charakterisiert. Das Cover mit seiner arabischen Kalligrafie ist ein echter Hingucker und war auch das Erste, was mich dazu veranlasst hat, mir dieses Buch genauer anzuschauen. Die Hardcover-Ausgabe mit Lesebändchen ist hochwertig. Alles in allem hat Rafik Schami mit seinem Roman ein buntes Kaleidoskop der syrischen Gesellschaft geschaffen – verpackt in einen spannenden Kriminalfall. Ein Buch, das ich allen, die einmal etwas mehr über die syrische Gesellschaft erfahren und dabei mit Niveau unterhalten werden möchten, nur wärmstens empfehlen kann.
Ein Highlight Rafik Schami ist seit vielen Jahren mein Lieblingsautor. Mit seinem neuen Roman „Die geheime Mission des Kardinals“ hat er ein wirklich gutes Werk geschaffen. Er schreibt über sein Heimatland Syrien mit Ernst und einem gewissen Humor.
Es ist im Jahre 2010, vor dem Krieg. Das Leben ist da schon nicht so leicht, wer etwas gegen den Präsidenten sagt, ist schnell tot.
In der italienischen Botschaft in Damaskus wird ein Kardinal aus de, Vatikan in einem Fass mit Olivenöl gefunden.
Kommissar Barudi soll ermitteln. Er ist kurz vor seiner Rente, es soll sein letzter Fall werden. Barudi ist manchmal etwas aufbrausend. Sein Arzt und Freund rät ihm, Traue niemand, auch mir nicht, denn unter Folter rede ich. Darum soll er Tagebuch schreiben, aber es gut verstecken, das macht er dann auch. Aus Italien wird ihm sein Kollege Kommissar Mancini zur Seite gestellt. Die beiden müssen gefährliche Situationen bestehen. So werden sie von Auf ständigen gefangen genommen.
Der Autor lässt uns die Atmosphäre seines Landes lebendig werden. Da ist einmal der Glaube und der Aberglaube des Volkes und es kommt zu Verrat und Mord. Der Roman hat mich gefesselt, ich habe mit den Kommissaren ermittelt.
Wie immer hat mich Rafik Schami mit seiner Geschichte berührt. Diesen Roman empfand ich als den Besten seit langer Zeit.
Vielleicht ist‘s jetzt ungerecht, aber ich war irgendwann etwas angenervt von „Die geheime Mission des Kardinals“:
So richtig kann sich der Autor nicht entscheiden, ob nun ein Krimi, ein syrisches Gesellschafts-Gemälde, eine Religions-Kritik/-Darstellung, eine Persönlichkeitsstudie (...) beschrieben werden soll. Und gerade dieses Hin- und Her-Hüpfen hat den Roman für mich an einigen Stellen echt ziemlich nervig gemacht.
Dass die „Auflösung“ so ist, wie sie ist, ist natürlich diskussionswürdig, aber letztlich ist das in Krimis immer so. Dass das Ganze aber letztlich nicht so klar als Krimi erzählt wurde, hat mich gestört.
Auf der „Pro“-Seite ist ganz klar für mich der absolut schöne, mitreißende Erzählstil von Rafik Schami, der einen die Gerüche, die Eindrücke, die visuellen Reize sehr gut mitfühlen lässt. Das hat das Buch für mich schlussendlich „gerettet“, so dass ich‘s doch bis zum Ende gelesen hab. Der ist wirklich großartig. (Und die finale Schluss-Pointe fand ich auch noch mal herrlich zum Lachen.)
=> Es ist kein Krimi und keine Landbeschreibung, es ist vielmehr ein (dann halt recht oberflächliches) Hin- und Her-Springen. Aber es ist ein sehr schön erzähltes Hin- und Her-Springen.
Roman, politik polisiye olma iddiasıyla yola çıkıyor; ancak bu iddia metnin hiçbir aşamasında gerçek anlamda karşılık bulmuyor. Diyaloglar zayıf, karakterler derinliksiz ve betimlemeler atmosfer kurmakta yetersiz. Hikâye ilerledikçe ne gerilim yükseliyor ne de okur olarak zihinsel bir sürprizle karşılaşıyoruz.
Politik arka plan olarak sunulan rüşvet, yolsuzluk ve liyakatsizlik temaları ise özellikle bizim coğrafyamızdan bakan bir okur için şaşırtıcı olmaktan çok sıradan. Roman bu meseleleri ne yeni bir bakışla ele alıyor ne de ahlaki ya da felsefi bir derinlik kazandırabiliyor. Bu yüzden anlatı, “politik” olmaktan çok bildik klişelerin tekrarına dönüşüyor.
Bir polisiye romanın temel gereği olan merak duygusu yeterince kurulamadığı gibi, politik romanın beklenen sarsıcı yüzleşmesi de yok. Sonuç olarak Kardinalin Gizli Misyonu, ne polisiye olarak tatmin edici ne de politik roman olarak düşündürücü bir eser. İddialı bir konunun, zayıf bir edebi işçilikle heba edildiği hissi ağır basıyor.
This is a book that offers interesting insights into life in Syria, providing compelling impressions of the daily lives of its people and sharing numerous anecdotes about the country and its culture. While the book delivers valuable perspectives on Syria and social justice, I personally found the characters and the plot less appealing. Establishing an emotional connection with the characters was challenging, impeding the overall reading experience. The story lacked a smooth flow, and though it provides informative glimpses into Syrian culture, I rate it 3 out of 5 stars, recommending it primarily to readers interested in Syria and its context, rather than those seeking a captivating narrative or strong character relationships.
Mit dem Roman „Die geheime Mission des Kardinals“ erzählt der in Damaskus geborene Autor die Geschichte eines skurrilen Mordes, bringt den Leser in den Orient und lässt sie oder ihn einen Blick in die syrische Gesellschaft werfen. Zwischen den Religionen, zwischen Glaube und Aberglaube, Liebe und Einsamkeit, der aufblühenden Freundschaft eines italienischen und eines syrischen Mannes erzählt Rafik Schami außerdem detailliert vom letzten Fall des Kommissars Zakaria Barudi.
In einem Olivenfass wird ein italienischer Kardinal in die italienische Botschaft geliefert. Barudi, der kurz vor der Rente steht, übernimmt diesen Fall. Aufgrund der Wahrung des Friedens zwischen den Ländern wird ihm ein italienischer Kollege zur Seite gestellt. Die beiden verstehen sich auf Anhieb. Marco Mancini, der sehr gut arabisch sprechen kann und früher bereits in Syrien war, hält viel von dem aufrechten Barudi, der liebenswert, einsam und überaus erfahren dargestellt wird. Der jüngere Mancini ist ein smarter Typ, der nicht nur guten Wein liebt und wie Barudi ein genussvoller Esser der syrischen Küche ist, sondern der die Einsamkeit seines Gefährten durchaus verstehen kann, da er die ein oder andere gescheiterte Ehe vorweisen kann. Weitere Charaktere werden vorgestellt und vielseitig beleuchtet. Aber vor allem Kommissar Schukri könnte als dritte Hauptfigur gesehen werden. Auch bei ihm findet sich das Thema der Einsamkeit zentral in seinem Leben wieder. Mit gelegentlichen Stelldicheins hält er sich über Wasser, wobei er sich einredet, dass er auch nichts anderes brauchen würde.
Schami legt viel Wert auf eine tiefe und vor allem gründliche Charaktervorstellung. Jede Hauptfigur soll verstanden werden und bekommt immer wieder eine Bühne für die eigenen Gedanken, sowie Episoden aus der Vergangenheit. Kommissar Barudi lässt er sogar in regelmäßigen Abständen via Tagebucheintrag kommunizieren. Der Roman besitzt eine sehr offene Erzählweise. Zu fast jedem Zeitpunkt ist vollkommen klar, welche Absichten, Gedanken beziehungsweise Ansichten die Figuren haben, die im Moment in jeder beschriebenen Szene und in jedem Satz die Schlüsselposition einnehmen. Diese offene Erzählweise ist mir bisher nicht begegnet und ich würde sie als besonderes Merkmal dieses Werkes deklarieren.
Somit gibt es keinen klassischen Spannungsaufbau, dennoch wird die Leserin oder der Leser Stück für Stück an die Lösung des eigentlich im Mittelpunkt stehenden ermordeten Kardinals herangeführt. Die Handlung baut sich sehr langsam auf, da zwischendurch immer wieder Platz für die persönlichen Anekdoten und Verständnis bringenden Erzählungen der Hauptcharaktere geschaffen wird. Charaktere werden vertieft oder sogar weiterentwickelt. Barudi lernt im Laufe des Romans zum Beispiel eine neue Liebe kennen, womit das Thema Einsamkeit plötzlich eine neue Richtung bekommt. Ich sehe das an dieser Stelle als Stärke an, da mir ein Buch, das fremde Sichtweisen beleuchtet und für Verständnis plädiert sehr sympathisch und lesenswert erscheint.
Zu guter Letzt geht der Autor mit großer Ernsthaftigkeit an die Religionen heran, zeigt respektvoll auf, welche Vielfalt er gibt und lässt seine Figuren auch die ein oder andere Kritik an der Gesellschaft Syriens äußern. Wie werden Frauen behandelt? Welche Wünsche und Hoffnungen gibt es? Fanatismus, Disziplin und ein durch Schicksalsschläge geprägtes Weltbild werden thematisiert.
Einige weitere zentrale Fragen ergeben sich aus der Summe der genannten Themenbereiche. Welche Überzeugungen hat der Mensch aufgrund seiner Familie, seiner Herkunft, seiner Bildung, seiner Religion, seiner Mitmenschen? Was und wie viel reicht aus, um diese Überzeugungen unabdingbar für bestimmte Zwecke einzusetzen?
Im Laufe der Geschichte treffen Barudi und Mancini auf sogenannte Wunderheiler und religiöse Terroristen. Und es gibt auf allen Seiten Menschen, die sich überzeugen lassen, fest daran glauben, alles für Schwachsinn halten oder ihren Nutzen daraus ziehen. Ob gutgläubig oder manipulativ. In erster Linien hält sich kaum jemand für den Übeltäter, sondern eher im Gegenteil für den Erlöser.
In diesem Sinne scheint Rafik Schami mit seinem Zitat zu Beginn des Buchs, welches ich in dieser Rezension ganz oben angeführt habe, zu kritisieren, dass ein bestimmter Grad an Unwissenheit und Einfältigkeit sehr gefährlich sein kann, für sich selbst und seine Mitmenschen. Aberglaube ist die Angst vor etwas, das man nicht versteht und anstatt dem Unbekannten auf den Grund zu gehen und zu hinterfragen, lieber auf das hören, was alle sagen, während man die Hände über den Kopf nimmt und davoneilt.
Über „Die geheime Mission des Kardinals“ ließe sich noch vieles sagen. Es hat mir sehr gefallen, mir viele neue Aspekte Syriens verdeutlicht, eine sympathische Erzählweise vor Auge geführt, die relativ ausgeglichen zwischen heiter und melancholisch wechselt und in unzähligen Anekdoten ebenso von den schwierigen sowie von den leichten Augenblicken des Lebens der Kommissare und ihrer Mitmenschen berichtet.
İç savaş öncesi Suriye'de bir kardinal öldürülür ve emekliye ayrılmasına ramak kalmış olan komiser Barudi soruşturmaya atanır. Suriye'nin 2010-2011 yıllarındaki dini çatışmaları, yargısındaki çürümenin başlangıcı, halkının batıl inançları gibi konuların polisiye ile birleşmesinden oluşan bir roman. Rafik'in sade ve akıcı dili ile bir çırpıda okunası.
Es ist ein Krimi, sowohl der Form als auch dem Inhalt nach, aber ein sehr gut geschriebener: spannend, atmosphärisch, mit feiner Prise Humor, in der angenehmen Sprache verfasst uvm. Klappentext beschreibt die Eckpunkte ganz gut: „… Die italienische Botschaft in Damaskus bekommt 2010 ein Fass mit Olivenöl geliefert, darin die Leiche eines Kardinals. Kommissar Barudi will das Verbrechen aufklären; Mancini, ein Kollege aus Rom, unterstützt ihn und wird sein Freund. Auf welcher geheimen Mission war der Kardinal unterwegs? Bei ihrer Ermittlung südlich von Aleppo fallen die beiden Kommissare in die Hände bewaffneter Islamisten...“ Die beiden Ermittler konnte ich gleich zu Anfang ins Herz schließen. Sie gehört schon zum älteren Semester: Barudi steht kurz vor der Pensionierung. Mancini ist etwas jünger, hat lange gegen Mafia gekämpft. Beide haben ihre Verletzungen im Laufe ihrer Leben geholt und vllt mehr schlecht als recht überwunden. Beide haben einen etwas bitteren Humor und gewisse Abgeklärtheit davongetragen. Aber sie haben nicht aufgehört, sich vom Leben überraschen zu lassen. Eine Portion Optimismus haben sie sich doch bewahrt. Sie ergänzen einander sehr gut. Das, was Barudi aufregt und die letzte Motivation raubt, nimmt Mancini gelassen und gibt dem Team die nötige Zuversicht und Energie weiterzumachen. Der Autor entführt seine Leser in Damaskus vor dem Krieg und zeigt, wie das Leben und Arbeiten dort einmal waren. Gerade von Barudi und seinen Tagebuchaufzeichnungen erfährt man vom blühenden Nepotismus, von den Repressalien, die so mancher Kollege und er selbst ertragen mussten, weil sie einen der Söhne der Mächtigen mit Drogenhandel und ähnlichen Dingen erwischt hatten. Interessant war, wie diese ihre Probleme lösten, was einen über die Nachhaltigkeit solcher Systeme nachdenken lässt. Es wurden auch andere, einfache Menschen gezeichnet, wie sie lebten, was sie in ihrer Freizeit taten, was ihnen wichtig war. So entstand vorm inneren Auge der Leser ein lebendiges, authentisches Bild der damaligen Zeit in Syrien. Recht gemütlich ging die Erzählung dahin. Es wurde recht viel gekocht und gut gegessen, und über das Leben und die Welt nachgedacht. Den Erzählstil fand ich recht schön, zwar detailreich, aber doch nicht allzu ausufernd. Hier wurde mMn eine gute Balance zwischen der orientalisch üppigen Erzählweise und dem typischen Krimistil getroffen. Es gab kaum Längen. Das meiste, was dem Leser mitgeteilt wurde, hatte mit dem Geschehen früher oder später zu tun. Die Handlung wurde ganz gut vorangetrieben. Spannend wurde, als die beiden Ermittler in die Hände bewaffneter Islamisten fielen, wie der Klappentext verrät, was nicht unbedingt hätte sein müssen. Knapp und griffig wurden ihre Motive, ihre Sicht des Geschehens zusammengefasst. Stimmt mit den mir bisher bekannten Sachbüchern zu dem Thema überein. Natürlich mischten sich die politischen mit den privaten Gründen, wie bei so vielen. Um der Romanform gerecht zu werden wurde hier eine herzzerreißende Liebesgeschichte aufgetischt. Aber gut, das bleibt der künstlerischen Freiheit überlassen. Insgesamt mangelt es hier an Liebes- und Lebensgeschichten wohl kaum. Am Ende ist alles geklärt und aufgelöst.
Udo Schenk und Jürgen Tarrach haben großartig vorgetragen. Die beiden ergänzen einander prima. Ihre Art, ihre Stimmen haben den Figuren und dem Roman insg. das Leben eingehaucht. Kopfkino startete gleich von der ersten Minute und ließ noch lange nach dem Ende nicht los. Stundenlang konnte ich zuhören. An Pauseneinlegen war nicht zu denken. Überlege mir, das Hörbuch nochmals anzuhören. Schön war es.
Fazit: Ein sehr gut gelungener Krimi, auch wenn er als Roman deklariert wurde, in dem solche Themen wie Liebe, Familie, Freundschaft, Frieden, Krieg, Glaube, Religion, das Recht auf Selbstbestimmung, ob für Frauen oder auch für Männer, Völker, Länder, uvm. sehr kunstfertig, tiefgründig und zugleich unterhaltsam in Szene gesetzt wurden. Orientalisch atmosphärisch, in weiten Strecken gemütlich, toll geschrieben.
Eingangs ein interessanter Plot, der sich aber zieht wie ein Kaugummi und in Details und Nebengeschichten verliert. Spannend ist anders. Konnte das Buch nicht fertiglesen.
Es ist November 2010. Fünf Monate bevor der Arabische Frühling auch Syrien erreicht. Noch ist Frieden, auch wenn dieser bereits äußerst zerbrechlich ist. Wie zerbrechlich, dass zeigt die Lieferung eines Fasses mit Olivenöl. Nur, dass der Hauptinhalt dieses Fasses die Leiche des Kardinals Cornaro ist. Kommissar Barudi wird damit beauftragt diesen Fall, seinen letzten Fall, aufzuklären. Unterstützung erhält er dabei von seinem italienischen Kollegen Mancini. Während die beiden Männer der Lösung des Falles nachspüren kommen sich die beiden Polizisten auch menschlich näher und entdecken, dass sich Italiener und Syrer gar nicht so unähnlich sind. Allerdings zeigen die Ermittlungen auch, wie angespannt die politische und gesellschaftliche Situation in Syrien ist.
„Die geheime Mission des Kardinals“ beginnt mit einer Leiche und ist doch kein Krimi, Kommissar Barudi steht im Mittelpunkt der Erzählung und trotzdem wäre die Bezeichnung Detektivgeschichte ebenfalls fehl am Platz, auch mit Gesellschaftsroman wird man Rafik Schamis neuestem Werk nicht ganz gerecht. Die Geschichte vereint so viele Aspekte und Facetten, dass Genrebegriffe dafür nicht umfassend genug sind. Zum einen geht es natürlich um die Aufklärung des Mordes an Kardinal Cornaro, allerdings spielen auch hier bereits politische Motive eine Rolle, zum anderen ist Kommissar Barudi nicht nur als Ermittelnder, sondern auch als Charakter wichtig. Rafik Schamis Kommissar hat nur noch vier Monate bis zur Rente und eigentlich könnte man an dieser Stelle einen arbeitsmüden Kommissar erwarten, der die letzten Wochen einfach nur noch hinter sich bringen möchte. Nicht so Barudi. Ihm ist der Fall wichtig, wohl auch aus persönlicher Neugier. Ausgebufft ist er nach so vielen Jahren Berufserfahrung natürlich trotzdem. Aus seinen Tagebucheinträgen, die sich mit der Haupthandlung abwechseln, erfährt der Leser viel über sein Leben und seine moralischen Werte. Ebenso gibt Rafik Schami durch Barudi Einblick in die damals tief gespaltene syrische Gesellschaft, die nicht nur durch die Diktatur, sondern auch durch Religion und Aberglaube stark geprägt ist. Auch der Terrorismus wird thematisiert und dem Autor gelingt es, die Terroristen in der Geschichte als Menschen mit Idealen und Träumen darzustellen, ohne ihre Taten zu rechtfertigen oder zu legitimieren.
Die Geschichte lebt vor allem durch Rafik Schamis Erzählweise, die es bis ganz zum Schluss offenlässt, wer nun tatsächlich der Mörder des Kardinals ist. Geleitet wird man dabei von einer sympathischen und zielstrebigen Hauptfigur mit einem nahezu unerschütterlichen moralischen Kompass, der es trotz des korrupten Polizeiwesens immer irgendwie geschafft hat seinen Weg zu gehen. Nebenbei erfährt man so viel über die Ursprünge und Ursachen des Syrien-Krieges, als hätte man ein Sachbuch gelesen. Trotzdem erscheinen einem die politischen und religiösen Hintergründe nie langatmig oder langweilig und man hat zu keiner Zeit das Gefühl, dass die Fakten an der Handlung vorbei gehen. „Die geheime Mission des Kardinals“ von Rafik Schami ist eine allumfassende Geschichte, die nicht nur die Lösung eines Kriminalfalls bietet, sondern auch hilft, die Welt ein bisschen besser zu verstehen.
Die geheime Mission des Kardinals beginnt mit einer früh morgendlichen Ölfasslieferung an die italienische Botschaft in Syrien. Als entdeckt wird, dass sich im Ölfass die Leiche eines Kardinals befindet, wird Kommissar Barudi, der kurz vor seiner Rente steht hinzugezogen, um den Mord und die Hintergründe aufzuklären. Ihm zur Seite steht sein Freund Schukri, Leiter der Spurensicherung, seine Assistenten und später auch ein italienischer Kommissar, mit dem sich Barudi auf Anhieb gut versteht. Diesen Einstieg finde ich schon sehr spannend und als später auch noch nähere Umstände der Leiche bekannt werden, hat es mich noch mehr gepackt.
Rafik Schami erzählt viel über die Situation in Syrien, das Verhältnis zu Italien, zum Vatikan. Und er schildert glaubhaft die Korruption und die Sabotage der syrischen Geheimdienste. Das erschwert in mancher Hinsicht die polizeilichen Ermittlungen und Barudi versucht sich dem ganzen politischen zu entziehen, indem er in keine Partei eintritt und ihm Beförderungen egal sind. Ich hatte richtig das Gefühl, in dieses Land einzutauchen, der Schreibstil ist wunderbar, einige Vergleiche und Ausdrücke sind einfach großartig.
Rafik Schami zeichnet ein Bild von Syrien, was einerseits erschreckend ist und gleichzeitig nehmen einen die Schilderungen der Landschaft, der Menschen, dem Essen ..gefangen. So konnte ich den Kaffee z.b schon beinahe riechen….Das hat mich sehr fasziniert. Besonders gut haben mir auch Barudis Tagebucheinträge, die er auf Rat seines Arztes wegen seiner Schlafstörungen machen sollte, gefallen. Ich habe mich immer gefreut, wenn diese Kapitel kamen, mir hat es den sympathischen Kommissar noch näher gebracht und außerdem habe ich durch diese Einträge viel mehr über ihn, die Lage in Syrien, und seinen Konflikten bei der Arbeit erfahren. Die Lage spitzt sich zu, als erste Spuren zu einem muslimischen Wunderheiler führen und es taucht noch jemand auf, mit dem ich nicht mehr gerechnet habe...
Ein schönes Buch über Religion und Aberglaube, über die Regierung und den Geheimdienst, über Misstrauen, Mord, Fanatismus aber auch über Freundschaft, Vertrauen, Treue, Loyalität und Liebe –das hat mir sehr gefallen!
Ungewöhnlich für Rafik Schami, dass er den Plot seines Buches in Form eines Kriminalromans fasst. Es ist natürlich doch in erster Linie ein Roman über das Leben in Damaskus Es ist 2010, eine Zeit in Syrien vor dem Krieg. Der 65jährige Kommissar Barudi übernimmt mit seinem Team den Mordfall an einen Kardinal. Barudi ist ein melancholischer, unangepasster Typ, der nie in die Partei der Machthaber eingetreten war und daher nie aufstieg, aber er ist damit zufrieden. Er mischt sich politisch nie ein, das würde bedeuten, entweder das Lied der herrschenden zu singen oder im Gefängnis zu verfaulen. So kann er wenigstens gute Polizeiarbeit leisten. Zu seinen engsten Mitarbeitern gehört Hauptmann Schukri, der ebenfalls eine Persönlichkeit ist. Weiter im Team sind Ali und Babil. Interessanterweise bekommen sie noch Verstärkung durch einen italienischen Commissario namens Mancini.
Ein Teil des Textes ist in Tagebuchform gehalten. Kommissar Barudis Tagebucheintragungen erlauben es, die Figur gut kennenzulernen. Darin geht er mit seinen Erinnerungen sogar bis in die ärmliche Kindheit und an seine beruflichen Anfänge zurück, die erste unangenehme Berührungspunkte mit dem skrupellosen Geheimdienst beinhalten.
Der Rest des Textes ist in der dritten Person.
Rafik Schami lässt es sich nicht nehmen, Syriens Kultur und Lebensweise einfließen zu lassen. Dem Gewürzmarkt, der beim Lesen den Geruch von Koriander und Kardamon entwickelt. Der Geschmack der Nachtigallennester, ein Pistaziengebäck, das Leben der verschiedenen Religionen zueinander und die christliche Religion als Minderheit im Land, die ärmlichen Marktgassen, wo keine Touristen hinkommen usw.
Teilweise ist der Roman ganz schön verplaudert, aber Rafik Schami-Fans werden damit kein Problem haben.
Das Buch war hinsichtlich der aufgezeigten gesellschaftlichen und politischen Hintergründe sehr interessant, allerdings habe ich das Storytelling als sprunghaft und unfokussiert wahrgenommen - für meinen Geschmack war die Handlungen von zu vielen Anekdoten durchbrochen. Dadurch wurden auch Themen angeschnitten, die für meinen Geschmack nicht ausreichend Raum bekommen haben. Besonders gestört hat mich hinsichtlich des Aspekts, dass einer der Protagonisten in der Vergangenheit seine Freundin vergewaltigt haben soll, da er ihre Abwehr als eine Aufforderung zum gewaltvollen Sex gedeutet haben soll. Für mich war es nicht nachvollziehbar, wie dieser Aspekt einfach wie eine Anekdote dargestellt werden konnte, während die weitere kritische Auseinandersetzung (auch durch die Figur selber) aber vollkommen fehlte. Leider wirkte es für mich so sehr verharmlosend.
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2010. Der italienischen Botschaft in Damaskus/Syrien wird ein großes Ölfass geliefert. Im Inneren jedoch nicht nur Öl, sondern auch eine Leiche - die eines italienischen Kardinals. Das birgt in jede Richtung Zündstoff. Nicht nur die syrischen Beziehungen nach Italien, sondern auch zum Vatikan könnten irreparabel vernichtet werden. Gleichzeitig jedoch darf, egal, wer der oder die Täter sind, kein hochrangiges Mitglied der Regierung oder des Machthabers verwickelt werden. Kommissar Barudi, kurz vor der Pension, erhält seinen letzten Fall. Ihm zur Seite gesellt sich der italienische Kommissar Mancini. Bald geraten beide von allen Seiten in Lebensgefahr - was eigentlich nur die normalen Lebensumstände in Syrien darstellt.
Nach der Leseprobe war ich begeistert. Obwohl es eine behäbige, ruhige Erzählweise ist, hatte es eher eine entschleunigte Wirkung auf mich statt eine langweilende. Vielleicht, weil es sich weniger um einen Krimi als eine syrische Milleustudie handelt. Doch mit dem Fortschreiten der Geschichte wurde selbige auch zäher, es kam zu vielen Wiederholungen. Dazu passten für mich einige Dinge nicht so richtig. Einerseits sind sich alle bewusst, dass sie bespitzelt werden und ein falsches Wort ihren Kopf kosten könnte, andererseits sieht Barudi den Italiener kaum das erste Mal, schon sind sie beste Freunde, die sich ihre tiefsten Geheimnisse anvertrauen. Nicht zu vergessen einige seltsame Zufälle wie mit der Bekanntschaft zu dem islamischen Terroristen oder die eher plumpe Auflösung des Falles, die ich nicht sonderlich zufriedenstellend fand. Bleibt mir nur, das Fazit zu ziehen, dass es sich hiierbei um eine interessante Geschichtslektüre in Bezug auf Syrien handelt, aber um keinen besonders raffinierten Kriminalfall.
Das war definitiv nicht mein letztes Buch von Rafik Schami. Getarnt als leicht lesbarer Krimi bietet dieser Roman einen literarischen Spaziergang durch Syrien vor dem Ausbruch des Bürgerkriegs.
Dies wird so plastisch mit dem eigentlichen Plot der Suche nach einem Mörder verwoben, dass man dazulernt, ohne es zu merken. Gerade die Bedeutung der unterschiedlichen Religionszugehörigkeiten, wie auch deren Wesensmerkmale für den Alltag der Menschen habe ich noch nie so leicht aufnehmen können.
Der Kommissar, wenige Tage vor der Rente, kämpft sich durch Vetternwirtschaft und politische Einmischung. 15 (!) Geheimdienste stehen seinen Ermittlungen im Weg. Flott und sprachlich gelungen nimmt die Geschichte ihren Lauf. Wer ihr folgt, bleibt gut unterhalten und zudem an Wissen reicher zurück. Und an Verständnis, warum so viele Menschen aus diesem schönen, aber gesellschaftlich zerstörten Land geflohen sind.
Das Buch kommt als Krimi daher, ist jedoch eigentlich ein Versuch, Syrien für Ausländer in Romanform zu erklären. Ich werde auf jeden Fall auch andere Bücher des Autors lesen, denn er versteht es, gut zu beobachten und unterhaltsam zu schreiben. Wer einen Krimi erwartet, solllte allerdings etwas Anderes lesen. Wer einen Versuch über die Entstehung der Lage in Syrien lesen will, der kann dieses Buch als Start für seine Beschäftigung mit dem Thema nehmen. Ich weiß zu wenig von und über Syrien, um beurteilen zu können, ob der Autor ein gutes Bild zeichnet. Der Roman macht jeden falls neugierig auf mehr über Syrien und regt allgemein zum Nachdenken an.
Seitenlange Monologe, eine langsam dahintröpfelnde Geschichte ohne Spannungsbogen und ein frustrierendes Ende ohne echte Ermittlungsarbeit - das fasst diesen Roman gut zusammen. Ich habe ganze Abschnitte übersprungen, da mich die immer wiederkehrenden Themen wirklich gelangweilt haben. Mitgefiebert habe ich an keiner Stelle, einzig die Frustration über das korrupte System konnte ich nachfühlen. Einen flotten Krimi hatte ich nicht erwartet, aber eine atmosphärisch dichte Erzählung über einen Kriminalfall in einer ganz anderen Kultur. Am Ende fand ich die Geschichte aber vor allen Dingen langatmig.
Ein wunderbares Buch, das viel über Syrien, über Korruption, aber auch über Menschen und Menschlichkeit erzählt. Und darüber, dass tiefe Freundschaften und Beziehungen nicht immer erst nach langer Zeit entstehen.
Die Geschichte könnte mich nicht wirklich mitreißen. Ich fand aber einige Beschreibungen der alltäglichen Perversionen der syrischen Diktatur spannend!