Als pansexuelle agender Person find ich das Konzept exit Gender sehr interessant, da für mich Gender sowieso sowohl für mich selbst als auch wahrgenommen immer erst dann ins Bewusstsein kommt, wenn jemand es offensichtlich macht oder es jemandem wichtig ist.
Im Grunde geht es darum Gender zu hinterfragen und dann Möglichkeiten zu finden Personen und die Welt um sie herum mehr genderneutral und dadurch bewertungsfrei zu betrachten. Dabei geht es nicht ums ent-gendern von Personen in jedem Kontext, vor allem wenn es um Aufklärungsarbeit oder gefährliche Situationen geht.
Ich mochte den Ansatz/Erwähnung der gewaltfreien Kommunikation, selbst in schwierigen Situationen, in denen jemand dem man noch Platz zum lernen geben könnte noch nicht alles versteht. Natürlich ohne Systemgewalt und Diskriminierung zu relativieren, die das Buch klar anspricht und kritisiert. In vielen Situationen hab auch ich gemerkt dass Geduld mit Menschen die bereit zum lernen sind viel bewirken kann (es gibt natürlich auch leider das Gegenteil).
Lag lang bei mir herum, habe einen Bogen drum gemacht, vielleicht weil ich schon geahnt habe, dass mich das zum Exit Gender bewegen wird. Habe es gern gelesen, ist radikal und bis zu Ende gedacht. Denkt Geschlecht nicht nur um ala „es gibt auch starke Frauen und sensible Männer“, sondern wählt das Ende eines Geschlechtersystems als Lösung für Stereotypen und Gewalt. Deshalb eins der besten Bücher, finde ich, zur Geschlechtertheorie.
Selbst für Personen, die sich bereits thematisch mit Gender Studies & Sprachwissenschaft auseinandergesetzt haben, ist dieses Buch kein Leichtes. Wer sich jedoch darauf einlassen kann, bekommt Vorstellungen von einer gewaltfreien, rücksichtsvollen Utopie-Gesellschaft, in der sicherlich alle gerne leben würden - egal welchen momentan zugewiesenen Genders. Ich mag die Denkanstöße von Lio & Lann sehr und danke dex beiden, dex das Buch geschrieben haben, für ex Werk. Manchen Vorschlägen kann ich mehr folgen, manchen weniger, aber insgesamt bin ich sehr froh, dieses Buch gelesen zu haben. Ich hoffe, auch die Realgesellschaft bewegt sich Stück für Stück in eine exgendernde Richtung, die für alle besser wäre, auch wenn ich (noch) nicht daran zu glauben wage.