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Gott: ein Theaterstück

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Richard Gärtner, 78, ein körperlich und geistig gesunder Mann, will seit dem Tod seiner Frau nicht mehr weiterleben. Er verlangt nach einem Medikament, das ihn tötet. Ärzte, Juristen, Pfarrer, Ethiker, der Staat und die Gesellschaft zweifeln, ob sie ihm bei seinem Suizid helfen dürfen. Die Ethikkommission diskutiert den Fall.

Ferdinand von Schirach verhandelt in seinem neuen Theaterstück das Sterben des Menschen. Und wie schon in seinem ersten Drama »Terror« müssen wir am Ende selbst ein Urteil fällen. Wem gehört unser Leben? Wer entscheidet über unseren Tod? Wer sind wir? Und wer wollen wir sein?

153 pages, Hardcover

First published September 14, 2020

116 people are currently reading
2570 people want to read

About the author

Ferdinand von Schirach

64 books2,004 followers
Ferdinand von Schirach (born 1964 in Munich) is a German lawyer and writer. He published his first short stories at the age of forty-five. Shortly thereafter he became one of Germany's most successful authors. His books, which have been translated into more than 35 languages, have sold millions of copies worldwide and have made him an internationally celebrated star of German literature.

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1 star
15 (<1%)
Displaying 1 - 30 of 283 reviews
Profile Image for justmiaslife.
352 reviews363 followers
January 31, 2021
Wow! Endlich habe ich es auch mal geschafft und hab mich an Ferdinand von Schirach rangetraut und das war mit Abstand eine der besten Entscheidungen seit Langem. Hab sehr viel dazu gelernt, es hat mich zum Nachdenken angeregt und ist damit sofort ein Jahreshighlight!
Profile Image for Steffi.
1,121 reviews270 followers
November 21, 2020
Gut lesbar, wichtiges Thema. Aber zwei Punkte stören ein wenig:

1. Das Muster ist wie in Terror: Ein Theaterstück und eine Rede: Positionen werden vorgetragen, an Ende entscheidet der Zuschauer. Ein solch erfolgreiches Muster wiederholen zu wollen, ist mir etwas zu öde.

2. Im Gegensatz zu Terror finde ich die vorgetragenen Argumente und Haltungen viel weniger kontrovers und bedenkenswert, sondern sehr eindeutig in eine Richtung weisend. Aber vielleicht liegt das auch nicht am Text, sondern an meiner Haltung zum Thema und dass ich, wie viele von uns, in einer Blase leben, in der alle eine ähnliche Meinung vertreten. Vielleicht sind religiöse Bedenken ja doch viel stärker vertreten, als ich wahrhaben will.

Bin jetzt auf jeden Fall auf die Umsetzung gespannt, denn davon leben Theaterstücke.
Profile Image for Elena.
1,030 reviews408 followers
September 13, 2020
"Wem gehört unser Leben? Gehört es einem Gott? Gehört es dem Staat, der Gesellschaft, der Familie, den Freunden? Oder gehört es nur uns selbst?" - Ferdinand von Schirach, "GOTT"

"GOTT" von Ferdinand von Schirach ist ein Theaterstück in zwei Akten, das die Frage der ärztlichen Beihilfe zum Suizid vor dem Hintergrund der verfassungsrechtlichen und strafrechtlichen Bestimmungen in der Bundesrepublik Deutschland thematisiert. Angesetzt ist das Stück in einem Ethikrat, angestoßen wurde die Debatte hier durch den 78-jährigen Richard Gärtner, der, zwar körperlich und geistig völlig gesund, seinen Lebenswillen durch den Tod seiner Ehefrau verloren hat. Gärtner hat beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte eine tödliche Dosis Natrium-Pentobarbital beantragt. In einer Zusammensetzung aus Hausärztin, Rechtsanwalt, Ethikratmitglied, Rechtsanwaltsverständige, medizinischem Sachverständigen und theologischem Sachverständigen diskutiert der Rat die ärztliche Beihilfe zum Suizid aus mehreren denkbaren Blickwinkeln. Besonders interessant und kritisch zu bewerten war hier die Sichtweise des Theologen.

"Nun, meine Damen und Herren, die Frage, die wir uns vorgelegt haben, klingt also recht einfach: Ein Mensch möchte nicht mehr weiterleben und bittet um ärztliche Hilfe, sich zu töten." Dass diese einfach klingende Frage nicht wirklich einfach zu beantworten ist arbeitet von Schirach in "GOTT" auf hervorragende und einzigartige Weise heraus. Sehr schmal kommt das Buch daher, gewohnt schlicht und mit prägnanter, treffender Sprache. Dahinter steckt aber wieder die gewohnte Wucht der Werke dieses Autors. Am Ende bleibt die Frage offen, wie ärztliche Beihilfe zum Suizid zu bewerten ist. Das Ergebnis der Abstimmung des Publikums wird nicht mitgeteilt, die*der Leser*in kann/darf/muss selbst zu einer Entscheidung kommen.

Ich persönlich konnte für mich keine abschließende Antwort finden. Denn eines haben alle Argumentationen gemein: sie sind nachvollziehbar. Sowohl die Stimmen für, als auch die Stimmen dagegen bringen unumstößliche Erklärungen hervor und ich schwankte beim Lesen zwischen den verschiedenen Ansichten. Für mich gibt es am Ende Tendenzen in eine bestimmte Richtung, das ist aber dann doch jeder*jedem Lesenden selbst überlassen.

Abgerundet wird das Theaterstück von drei Essays von Sachverständigen, die das Thema nochmals in ein anderes Licht rücken. Mal wieder hat es von Schirach geschafft, eine höchst brisante Thematik in den Mittelpunkt der Diskussionen zu rücken, vor allem auch vor dem Hintergrund der aktuellen Rechtslage. Ich bin mehr als begeistert und freue mich, dass nach "Kaffee und Zigaretten", das nicht wirklich meinem Geschmack entsprach, "GOTT" wieder ein gewohnter Volltreffer wurde. Ich werde noch lange über Buch und Thema nachdenken und kann euch versprechen, dass es euch nach der Lektüre genauso gehen wird. Ich vergebe 5 / 5 🌟.
Profile Image for Emely Zoe.
198 reviews19 followers
October 21, 2024
Wem gehört unser Leben? Und wem gehört unser Sterben?

Ein fiktiver Ethikrat diskutiert über den Wunsch des 78 jährigen, kerngesunden Richard Gärtner, welcher mithilfe von einer tödlichen Dosis Natrium-Pentobarbital sterben möchte.
Der Leser kann sich durch die verschiedenen Meinungen der Mitglieder des Ethikrats, seine eigene Meinung zum Thema Sterbehilfe bilden. Man bekommt einen starken Einblick in die theologische aber auch medizinische Argumentation.

Und Rechtsanwalt Biegler sorgt dafür, dass diese Debatte schon fast wie eine Gerichtsverhandlung rüberkommt.
Profile Image for le.lyssa.
161 reviews486 followers
April 9, 2022
Ich hab das Buch in einem Rutsch durchgelesen, da es jemand direkt abgeholt hat und man war sofort drin.
Zuerst hatte ich ein wenig Angst vor dem Buch, da es als „Theaterstück“ geschrieben worden ist. Ich kam aber sehr gut mit dem Schreibstil klar.
Hier wird ein unglaublich wichtiges Thema diskutiert : Wer entscheidet über unser Leben? Diese Frage kann ich nicht klar beantworten. Schirach hat mit diesem Buch eine wichtige Diskussion ins laufen gebracht, die umbedingt geführt werden muss. Der Tod gehört genau so zum Leben, wie das leben und man sollte darüber offener sprechen dürfen.
Profile Image for Seyed Mohammad Reza Mahdavi.
181 reviews5 followers
September 2, 2025
به نظر من مترجمین صد در صد از عهده ترجمه سنگین این نمایشنامه برنیامده بودند
ولی پانوشتهای مترجمین برای درک بهتر کتاب موثر بود
Profile Image for Mehtap exotiquetv.
487 reviews259 followers
November 16, 2020
Beihilfe zum Suizid. Darf man das? Sollte man das dürfen können?
Schirach wirft diese Frage mal wieder in die Runde in einem fiktiven Theaterstück, wo Theologen, Ethikräte, Ärzte, Juristen, Staat und der Betroffene Suizidgefährdete Gärtner (78) selbst zu Wort kommen. Und am Ende entscheidet wieder das Publikum darüber, was "richtig" ist.
In dieser interessanten Diskussion lautet die eigentliche Frage: "Wem gehört mein Leben?"
Wer darf darüber entscheiden, ob ich leben darf und wer nicht.

Wäre es nicht einfacher, wenn man Menschen die Möglichkeit gewährt einen "sanfteren" Tod zu sterben als sich von Hochhäusern oder vor Schienen zu werfen und wohlmöglich noch mehr Menschen psychisch mit dem Tod zu belasten. Oder wohlmöglich einen missglückten Suizid in Kauf zu nehmen, wo der Betroffene am Ende noch mehr leidet?

Oder ist es falsch weil Suizid einen Lebensumstand darstellt und die Absicht zum Sterben jederzeit wandeln kann? Wäre es fair, den Hinterbliebenen so etwas anzumaßen? Und überhaupt würde die Zustimmung zur Beihilfe zum Suizid eine "Sterblichkeitswelle" auslösen?

In diesem Buch diskutiert man mit. Was wäre deine Antwort?
Profile Image for Mandy, Erste ihres Namens, Mutter der Kaninchen.
605 reviews86 followers
January 30, 2022
Kurzweilig, dafür nicht weniger spannend. Hier geht es um das Thema Sterbehilfe und um einen exemplarischen Fall eines Mannes, der seinem Leben ein Ende setzen möchte - legal mit Hilfe seiner Hausärztin. Die Frage, ob Mediziner:innen dem Patientenwunsch nachkommen müssen wird vor einem Ethikrat mit Sachverständigen und Expert:innen diskutiert.
Wie auch schon bei "Terror" habe ich das Hörspiel in einem Rutsch weggehört und einiges dazugelernt. Hier kommt jede Perspektive zu Wort und am Ende kann man sich selbst eine Meinung bilden. Wichtig und sehr empfehlenswert.
Profile Image for Charlie.
764 reviews26 followers
April 20, 2024
4.5 STERNE

CW: Tod, Suizid, Diskussion von sexuellem Missbrauch

Der Empfehlung einer Freundin folgend habe ich dieses Buch (mal wieder) in der Bibliothek gesehen und es sofort mitgenommen. Das war das erste Werk von Schirachs, das ich gelesen habe, und ich bin nun definitiv interessiert mehr von ihm zu lesen.

Ich war eigentlich ab der ersten Seite schon begeistert von dem Stück, der Einbezug des Publikums in die Geschehnisse des Stücks bzw. die Diskussion darin ist genau das, was ich in jeglicher Art Geschichte am meisten mag. (Wenn ich meinen Literaturstudentencharakter raushängen lasse, würde ich sagen: ICh bin großer Fan einer Vermischung der Diegese-Ebenen.) Und genau das ist an diesem Stück so wichtig, weil (wie mehrmals betont wird) es die gesamte Gesellschaft angeht und ein Thema ist, dass breit diskutiert wird, bezieht auch diese fiktive Abhandlung das reale Publikum in die Debatte mit ein.

Thematisch ist Suizidbeihilfe auf jeden Fall sehr emotionsgeladen und wahrscheinlich auch zwiespältig, aber eine ähnliche Diskussion sollte jede Person auch schon einmal in der Schule im Religions- oder Ethikunterricht geführt haben. So war es zumindest bei mir. Was ich auch interessant fand, war die Figur des Bischof Thiels: in seiner Position ist er der einzige Charakter der von einem Mann gespielt werden MUSS, was wie ich finde bereits den Status der katholischen Kirche als ein bisschen rückständig angesichts der heutigen Standards heraushebt. Das spiegelte sich für mich auch in der Argumentation des Bischofs.

Insgesamt glaube ich, dass das Stück definitiv diskussionsanregend ist und zu einer breiteren Thematisierung und einem einfacheren Zugang zu der Debatte beiträgt. Ich hoffe auf jeden Fall, dass ich das Stück mit Freunden diskutieren kann. Es ist außerdem schnell zu lesen und beinhaltet außerdem noch drei Essays von Fachleuten, die die Debatte nochmals beleuchten und einordnen.
Defintiv empfehlenswert! (Ich habe mal wieder das Bedürfnis eine Hausarbeit hierrüber zu schreiben.)
Profile Image for Lee.
53 reviews7 followers
January 29, 2022
Keine Bücher bringen mich so sehr zum nachdenken und in einen Zwiespalt mit meiner eigenen Vorstellung von Moral und Ethik, wie die Schirachs.
Profile Image for uk.
221 reviews33 followers
November 21, 2020
Betrachtungen zur Ethik des Sterbens: klug, eindringlich, der Würde des Individuums in der Tradition der Aufklärung verpflichtet, eröffnet Ferdinand von Schirach hier den weiten Korridor dessen, was es bedeutet, ein autonomer, freier, selbstbestimmter Mensch zu sein. Im Licht wie im Schatten.

Hervorragend.
Profile Image for Lena.
57 reviews54 followers
January 11, 2021
In einem Rutsch gelesen. Schirach hat mich wieder einmal nicht enttäuscht. Das Thema Sterbehilfe hat mich im Studium eher wenig interessiert, doch in GOTT wurde es sehr eingängig diskutiert. Es war auch eine nette Überraschung im Anhang einen Aufsatz meines Profs zu finden. Die juristische Betrachtung wird mich sicher noch eine Weile in der Zukunft beschäftigen.
Profile Image for Selin.
47 reviews3 followers
January 6, 2025
3,5 Sterne

Nicht sein bestes Buch, aber spannend für jene, die sich mit Der Beihilfe zum Suizid auseinandersetzen möchten und sich dafür interessieren. Meine Meinung dazu hat sich durch das Buch jedoch nicht maßgeblich verändert, aber es ist ganz interessant, diese Form der Aufbereitung des Themas zu verfolgen. Lieben Gruß
Profile Image for Marvin Schmohl.
16 reviews
October 29, 2024
Ein sehr ernstes Thema wird aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. Automatisch bildet man sich seine eigene Meinung, stimmt zu und widerspricht den Akteuren im Kopf und kann am Ende eine eigene Entscheidung treffen. Gerade der Perspektivwechsel macht es für mich sehr interessant. Die starke Argumentationsweise des Anwalts hat mich für die kurze Zeit des Lesens voll in den Bann gezogen. Kann man sehr gut an einem Stück lesen.
Profile Image for Bine.
130 reviews1 follower
August 9, 2022
Auch wenn hier der kirchliche Vertreter als etwas schnell echauffiert und weltfremd herüber kommt: Schirach bringt in dem Stück die Argumente pro und contra Suizidhilfe auf die Bühne. Eine unterhaltsam gestaltete, lehrreiche Einführung in diesen ethischen Grenzfall.
Profile Image for Sana.
417 reviews7 followers
December 12, 2020
,,Wir können bedauern, wenn ein Mensch sterben will. Wir dürfen natürlich alles versuchen, ihn umzustimmen. Aber wenn uns das nicht gelingt, ist seine freie Entscheidung zu respektieren und zu akzeptieren.'' - Litten (S. 39)


Ein 78-jähriger Mann möchte sterben. Er hat keine Depressionen, ist in keiner perspektivlosen Lage, einzig seine Frau ist seit vier Jahren tot. Und so kommen verschiedene Menschen aus verschiedensten Bereichen zusammen, um zu diskutieren, ob diesem Mann der Wunsch zu sterben gewährt werden sollte. Denn wenn Suizid in solchen Fällen schon erlaubt und unterstützt wird, enden wir dann nicht in einer demoralisierten Gesellschaft? Oder wäre es nicht eher richtig, einen Menschen in seiner Selbstbestimmung bis zum letzten Atemzug wertzuschätzen?


Ferdinand von Schirach ist zum einen dafür bekannt, Gerichtsromane zu schreiben, die auf seinen eigenen juristischen Erfahrungen basieren, und zum anderen Theaterstücke zu schreiben, die kontroverse Themen behandeln und von allen Seiten durchleuchten. Nach dem Umgang mit geplanten Terroranschlägen geht es nun um Sterbehilfe, ein Thema, das erst kürzlich vom Bundestag im Februar 2020 neuer und fortschrittlicher bewertet wurde als früher. Es ist nun Ausdruck des Persönlichkeitsrechts, sich das Leben nehmen zu wollen, was von Gesellschaft und Staat respektiert werden soll.
Dieses aktuelle Thema greift GOTT auf und vertritt dabei sowohl die Seiten der Befürworter dieser Einstellung als auch Gegner dieser nun im Gesetz verankerten Ansicht. Und es mag an dem Thema an sich liegen, allerdings sind die Argumente der Gegenseite doch recht schwach ausgeprägt bzw. nicht überzeugend, da sie überwiegend in Religion begründet liegen. Und als atheistischer Mensch, Charakter oder Leser sind dann eben solche Argumente, die hauptsächlich darauf abzielen, Gottes Autorität über das menschliche Leben zu untermauern, nunmal nicht greifbar. Zumal durch die Art und Weise, wie diese geschildert werden bzw. vom Vertreter des Betroffenen förmlich auseinandergepflügt werden wohl sehr leicht zu erraten ist, auf welcher Seite Schirach steht. Und dies ist angesichts dessen, dass er in seinen sonstigen Werken von anderen Rezensenten als neutral und nicht meinungsvorgebend dargestellt wird, etwas enttäuschend.
Nichtsdestotrotz ist das Gespräch zwischen den Personen interessant gestaltet und zeigt, dass sich der Autor in vielfacher Hinsicht zu dem Thema belesen hat. Es werden nicht nur philosophische Sichtweisen auf das Leben thematisiert, auch Statistiken und Belege, wie die Sterbehilfe in Ländern wie Schweden und der Schweiz funktioniert und wie dort die allgemeine Zufriedenheit damit ist, ist sehr einnehmend und gut recherchiert. Von daher kann man definitiv für sich selbst eine Bilanz ziehen, da man umfassend von Schirach zu dem Thema informiert wird und sowohl mit wissenschaftlichen, ärztlichen, religiösen als ethischen Ansichten dazu eine gute Grundbasis hat, sich eine Meinung zu bilden. Es ist nicht nur eine Frage der Empathie, Menschlichkeit und Gewichtung von Selbstbestimmung und Solidarität, sondern auch eine Frage dessen, wie man diese Begriffe definiert. Ist es solidarisch, jemandem seinen Sterbewunsch abzusprechen und ihn umstimmen zu wollen, oder ist es das nicht eher, indem man den Wunsch desjenigen respektiert und alles dafür tut, es möglichst schmerzlos zu verwirklichen? Ist es empathischer, wenn ich verstehe, warum jemand sterben will, oder empathischer, wenn ich versuche, all die kleinen Wunder des Lebens vor demjenigen aufzuzählen? Ist es menschlich, jemanden auf eigenen Wunsch zu vergiften und ihm so den erwünschten Tod zu schenken, oder ist es menschlich, jemanden mit Schläuchen so lange wie möglich es geht am Leben zu erhalten? Spielen da die Wünsche des Individuums oder die der Angehörigen eine größere Rolle? Sehr persönliche und schwierige Fragen, auf die es keine eindeutige Antwort gibt, und die alle in diesem dünnen Büchlein thematisiert werden.
Doch so erfrischend eine so nüchterne Darstellung von Argumenten bei diesem hochemotionalen Thema ist, es ist auch etwas langweilig und trocken, diese lediglich im Dialog darzustellen, in dem jeder bereits eine gefestigte Meinung hat. Von daher hat es nicht den Einfluss und die Wucht, die eine solche Diskussion im Normalfall auslösen müsste, was mich dann doch eher mit einem Schulterzucken zurückgelassen hat. Zumal, wie bereits erwähnt, recht klar ist, welche Position der Autor bezieht.

Vielleicht liegt es an der Thematik selbst, und dass ich persönlich mich bereits häufig mit dem Thema auseinandergesetzt habe, allerdings konnte Schirachs neuestes Theaterstück nicht viele Emotionen in mir auslösen. Auf der einen Seite gut, da über emotionale Themen oft zu unvernünftig gestritten wird, auf der anderen Seite nicht gut, da es einfach nicht zu fesseln vermag. Sicherlich informativ und bereichernd, wenn man sich zuvor noch nicht mit dem Thema befasst hat, so allerdings eine recht leblose Zusammenfassung, deren Ausgang einem spätestens klar wird, wenn man die Argumentation der Gegenseite liest.

Gesamtwertung: 3/5 Punkten
Profile Image for Michèle.
59 reviews28 followers
November 1, 2020
Wem gehört unser Leben?
Wer entscheidet über den Tod?
.
In dem Theaterstück „GOTT“ von Ferdinand von Schirach geht es um das freibestimmte Sterben des Menschen.
Die Debatten rund um das Thema der ärztlichen Suizidbegleitung werden in dem Stück vor der Ethikkommission anhand des Falls Richard Gärtner diskutiert.
Gärtner ist ein 78 Jahre alter Mann. Er erfreut sich bester Gesundheit, ist geistig und körperlich fit und könnte friedlich so weitermachen, wenn er denn wollte. Doch genau das ist der Knackpunkt: Er will nicht. Seitdem sein Anker -seine Frau- verstorben ist, ist sein Leben nicht mehr Lebenswert und die besten Jahre liegen sowieso lang zurück in der Vergangenheit. Er hat sein Leben bereits gelebt. Gärtner hat beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte eine tödliche Dosis Natrium-Pentobarbital beantragt, ein Medikament, das sein Leben ruhig beenden könnte, wann und wo er es will. Er müsste sich nicht vor den Zug werfen, nicht erhängen, nicht von einem Dach springen und auch nicht dahindämmernd im Morphin-Nebel von der Palliativmedizin abhängig sein. Es wäre ein letzter Akt autonomer Selbstbestimmung, gedeckt vom allgemeinem Persönlichkeitsrecht.
Die verschiedenen Standpunkte und Argumente in der Debatte werden hier von einer Zusammensetzung aus Hausärztin, Rechtsanwalt, Ethikratmitglied, Rechtssachverständige, medizinischem Sachverständigen und theologischem Sachverständigen diskutiert und umfassend dargestellt. Die Entscheidung bleibt letztendlich offen, der:die Leser:in muss selbst in sich hineinfühlen und sich positionieren.
Ich habe mich 2013/14 das erste Mal mit der Thematik befasst, dafür aber auch direkt höchst ausführlich, da ich für meinen MSA dazu vorgetragen habe. In der Zwischenzeit ist 2015 sowie jüngst im Frühjahr 2020 viel passiert und doch stehen wir letztendlich an demselben Punkt wie auch schon vor 6 Jahren. Damals befand sich Deutschland auf einem guten Weg hin zum selbstbestimmten Sterben. Das änderte sich 2015 dann abrupt. Ich erinnere mich daran, wie wir zu Beginn meines Studiums (2016) über die Kriminalisierung der Sterbehilfe in Form des 2015 vom Bundestag eingeführten § 217 StGB diskutierten und darüber sprachen, ob der § 217 verfassungswidrig ist. Ich erinnere mich auch daran, wie ich in der Vorlesung saß und dachte „Huch, da haben wir jetzt ein paar große Schritte rückwärts gemacht“.
Ferdinand von Schirach lädt mit diesem vermeintlich dünnen Büchlein, einem 90-minütigen Theaterstück, zur Diskussion ein. Mit klarer, prägnanter Sprache webt er die verschiedenen Argumente zu einem aufklärenden, nachwirkenden und wuchtigem Theaterstück zusammen und bringt die komplexe, häufig unübersichtliche Rechtslage näher bzw. zeigt brilliant, vor welcher Aufgabe die Gesetzgebung steht.
Der Berliner Arzt Dr. Uwe Christian Arnold sagte damals im Gespräch „Sterbehilfe ist Lebenshilfe“, weil die Option allein Sicherheit gibt und Ängste nimmt. Schon Hermann Hesse äußerte „Was den freiwilligen Tod betrifft: Ich sehe in ihm weder eine Sünde noch eine Feigheit. Aber ich halte den Gedanken, dass dieser Ausweg uns offen steht, für eine gute Hilfe im Bestehen des Lebens und all seiner Bedrängnisse.“
Es wird immer Beurteilungen geben, die gegen das Leben ausfallen und solche, die für das Leben ausfallen. Beide sollten bedacht und toleriert werden. Es ist unstrittig, dass die Palliativmedizin und das Hospizwesen ausgebaut werden müssen, um (noch) optimalere Bedingungen zu ermöglichen. Letztendlich liegt die Entscheidung mMn aber beim Individuum, denn die Lebensqualität (vor allem im zunehmenden Alter) kann nur von dem Betroffenen selbst beurteilt werden. Das Individuum steht seiner Freiheit, seinen Sehnsüchten, auch wenn sie nach dem Tod verlangen, am Ende alleine gegenüber.
Ich freue mich darauf, das Stück hoffentlich alsbald auf der Bühne zu sehen und vergebe (ohne zu zögern) 5+/5 Sternen!
Profile Image for Sascha.
34 reviews
June 2, 2022
"Wem gehört unser Leben?

Gehört es einem Gott? Gehört es dem Staat, der Gesellschaft, der Familie, den Freunden? Oder gehört es uns selbst?
Wenn wir begreifen, dass wir die absolute Wahrheit nicht kennen und nie kennen werden, dann müssen wir großzügig sein. Der Mensch selbst ist dann das Maß - nicht die Natur, keine Ideologie, keine Religion, keine Kirche, kein Gott. Die Humanität, die Menschlichkeit ist unser letzter Kritiker und höchster Richer. Und das bedeutet, dass die Menschen selbst entscheiden dürfen, wie sie leben und wie sie sterben wollen.

Wem, wenn nicht uns, gehört unser Sterben?"
38 reviews
February 27, 2025
"Wem gehört unser Leben?"

Viel öfter stellte ich mir im Verlauf dieses Buches die Frage, woher die (katholische) Kirche ihre Daseinsberechtigung in solchen Diskussionen nimmt?
Auf dem Willen einer erfundenen Entität basierend kann man ja alles behaupten.
Profile Image for Sketchy_tunes.
200 reviews6 followers
April 13, 2022
|4,0*|
Kurz und kurzweilig.

Ich finde, dass hier die Entscheidung für die Sterbehilfe recht leicht fällt und es wirkt als sähe Schirach das ähnlich. Ich bin mir nicht sicher, ob das Stück einen überzeugten Gegner umstimmen kann, aber wer weiß. Insbesondere die kirchliche Position war gut auf die Spitze getrieben und steht am Ende eben recht lachhaft da.
Profile Image for Lea Richter.
12 reviews
November 30, 2023
Einfach ein Meisterwerk! „Gott thematisiert die Frage der ärztlichen Beihilfe zum Suizid vor dem Hintergrund der verfassungsrechtlichen und strafrechtlichen Bestimmungen der Bundesrepublik Deutschland.“ - Das Buch lässt sich in einem Rutsch lesen, ist spannend, thematisiert ein wichtiges Thema und regt sehr zum nachdenken an.
Profile Image for Miri.
32 reviews1 follower
November 6, 2025
„Ich weiß nicht ob sie es verstehen, aber ohne Elisabeth bin ich nur noch die Hälfte.“ (R.G.)

Ein Theaterstück.
Ein Auftritt über das Sterben, über das bewusste, assistierte Beenden eines Lebens, das Leben selbst und die Liebe, ohne deren Inkarnation das Leben für Richard Gärtner (78) keinen Sinn mehr hält.
Ein Ethikrat diskutiert, unter wahrnehmbarer Spannung, in der fiktiven Anhörung eines 78jährigen über Sterbehilfe. Impliziter Appell an die Leser: bilden sie sich eine eigene Meinung.
Ich fand es absurd, ziemlich spannend & sehr bereichernd. Brilliante Auswahl des Mediums. Eine realistische Szene, kein Zeitraffer, kein Ortswechsel, kein allwissender Erzähler. Ein Raum, verschiedene Leben. Für dieses äußerst sensible und polarisierende Thema treffen geballtes Wissen, Perspektiven und Erleben aufeinander, einzelne Figuren als pars pro toto (oder Repräsentanten) verschiedener Institutionen.

„Wem gehört unser Leben?“

Eine Perspektive (Bischoff): „Der Selbstmörder, der sich gegen das Leiden auflehnt, lehnt sich gegen den Sinn seines eigenen Lebens auf. Er verneint sich selbst und begreift nicht wer und was er ist. (Die moderne Gesellschaft glaubt, im Glück liege der Sinn des Lebens und nur der Mensch sei ganz frei, der auch über seinen Tod entscheidet, aber das ist grundfalsch.) Ich glaube an Jesus Christus, der Mann der das Kreuz auf sich genommen hat. Dieses Kreuz ist der wirkliche Sinn unseres Lebens. Echte Freiheit kann man nur dadurch gewinnen, dass man sich dem Willen Gottes fügt.“
Profile Image for Jannis.
37 reviews
August 29, 2024
Das Theaterstück liest sich sehr gut und schnell. Es ist insofern spannend, als dass eine Debatte über Sterbehilfe geführt wird und die verdchiedenen Argumente nur so auf einen einprasseln. Eine unbedingte Empfehlung. Trotzdem nur 3.5/5. Warum? Das Theaterstück ist eher eine Zusammenfassung üblicher Positionen zum Thema, die zugänglicher gemacht und anschaulich dargestellt werden. Das hätte aber im Grunde jede Person schreiben können. Außerdem ist mir die Debatte dann doch ein bisschen zu wenig empathisch und geht in den einzelnen Anschauungen viel zu wenig ins Detail, was differenzierte Lösungsvorschläge anbelangt.
Profile Image for emilyswortwellen.
111 reviews7 followers
February 20, 2022
Wem gehört unser leben? Dürfen wir selbst bestimmen wie wir sterben wollen?

Ferdinand von Schirach behandelt hier ein thema, das kein leichtes ist und einen während dem Lesen ein flaues Gefühl im Magen beschwert.

Weil es nämlich keine eindeutige Antwort gibt. Habe die Lektüre sehr genossen, auch wenn es vielleicht manchen eine zu nüchterne Darstellung ist, haben mir besonders die Vorträge der Sachverständigen gefallen.

Freue mich auf meine nächsten Bücher von Schirach!
Profile Image for Nicole.
1,232 reviews35 followers
April 2, 2022
3,5

Ich bin froh, dass mich eine Challenge-Aufgabe "Lies' ein Theaterstück" dazu bewegt hat, dieses Buch aus der Stadtbücherei zu entleihen. Wie immer bringt es Schirach mit wenigen Worten von vielen Seiten beleuchtet auf den Punkt und lässt den Leser sich eine gut informierte eigene Meinung bilden. Auch bin diesem etwas bedrückenden aber wichtigen Thema würde ich diese Lektüre empfehlen.
215 reviews8 followers
August 1, 2025
Wie soll ich das bewerten? Ich nehm die Mitte weil es letztendlich nur ein Vortrag an Argumenten ist ohne Schluss. Die Entscheidung wird dem Publikum überlassen.
Die Argumente sind da, ich kenne meine Einstellung, also find ich die eine Seite schlüssiger als die andere.
Als Nicht-Gläubige ist mir eine Perspektive besonders unschlüssig und der Titel vertritt es ja auch, aber warum sollte ich das Stück deswegen schlecht bewerten. Es ist halt eine andere Perspektive..
Profile Image for Claire.
115 reviews
September 6, 2024
sehr interessantes thema und ich habe das gefühl dass alle positionen in dem theaterstück ausreichend beleuchtet wurden. fände es voll spannend die meinungen von anderen leuten zu dem thema zu hören also hmu (am besten falls ihr auch das buch gelesen habt).
Profile Image for annika.hbd.
48 reviews5 followers
January 9, 2025
echt krasses buch !! hat mich wirklich zum nachdenken gebracht, ich werd heute sicher nicht einschlafen können weil ich immer noch über die “richtige” antwort nachdenke, die es nicht gibt 😣 #cancelkirche
Displaying 1 - 30 of 283 reviews

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