„Ein Sommermorgen. Ich laufe über die Wiese, so, wie wir es schon tausend Mal gemacht haben. Das Gras kniehoch, die Blüten an den Bäumen verströmen einen lieblichen Duft. Die Sonne geht gerade auf. Es ist früh, keine Menschenseele hier. Ich setze mich schließlich auf eine Bank und lasse die Seele baumeln. Ich habe Hoffnung. So soll es bleiben.“
Erzählt wird die Geschichte eines jungen Mannes, der auf seine Art und Weise mit dem Leben und dem Tod ringt und dabei feststellen muss, dass es wohl nicht den einen, richtigen Weg gibt. Zwischen Einsamkeit und dem Verlangen nach Nähe und Zuneigung versucht er, mit sich und der ihn umgebenden Welt Frieden zu schließen.
Die Geschichte des jungen Mannes, der viel über das Leben und den Tod nachdenkt, teilt sich in unterschiedliche Abschnitte. Die Autorin macht den/die LeserIn mit der Figur auf seiner Reise durch die Welt bekannt. Es handelt sich hier um den unbeschwerten Teil des Buches, der zwar von einer gewissen Melancholie begleitet wird, allerdings kann man als LeserIn noch keine konkreten Schlüsse auf die Art und Schwere der Krankheit schließen. Mein Eindruck vom ersten Abschnitt des Buches war zwiegespalten, da ich nicht richtig ins Buch hineinfinden konnte und mir die Erzählform in der dritten Person zuerst nicht recht zusagte, da die Figur immer nur mit “Er” tituliert und kein Name genannt wurde. Mit jeder weiteren Seite konnte ich mich jedoch in die Gefühle des jungen Mannes hineinversetzen. Er ringt auf seine Art und Weise mit den Schicksalsschlägen, die ihn so hart und unvorbereitet getroffen haben, wie wahrscheinlich jeden von uns in einer gleichartigen Situation. Der längste Teil des Buches wird im “Heute” erzählt. Der junge Mann, dessen Namen man übrigens erst am Ende erfährt, hat sich nach der zweiten Diagnose von seiner Familie, Freunden und Bekannten in ein einsames isoliertes Leben verabschiedet. Er kann mit dem Schmerz, den seine Krankheit in seinen Liebsten verursacht nicht mehr umgehen. Er möchte den letzten Rest seines Weges alleine gehen und muss dabei feststellen, dass der Mensch nicht lange alleine bleiben kann. Während seine Therapie fortgeführt wird und keine Besserung bringt, lernt er noch einmal die Liebe kennen, steht kurz vor der Eröffnung seines eigenen Cafés und steht auf einmal mit einem Fuß wieder mitten im Leben. Umso mehr schmerzen ihn die schönen Stunden, wenn er wieder alleine zu Hause in seiner Wohnung ist und merkt das es langsam aber sicher dem Ende zugeht.
Die Wahl der Erzählform war genau richtig, da man als LeserIn noch mehr in die Gefühlswelt der Figur eintauchen konnte. Mit der Nennung des Namens gleich zu Beginn des Buches, hätte man sich als LeserIn mehr abgrenzen können und die Geschichte aus einem entfernteren Blickwinkel erlebt. Das Buch hat mich inhaltlich, gefühlsmäßig und erzählerisch abgeholt. Es ist kein Buch das ich in zwei Tagen lesen und zur Seite legen würde, denn dafür regt es zu viele Themen und Gedanken in einem selbst an.
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"Er musste lernen, damit zu leben. Und die Endlichkeit als Antrieb zu begreifen, etwas zu tun. Etwas zu erschaffen. Denn Endlichkeit musste per se nichts Schlechtes sein, einerseits."
"Es sei nun einmal wie ein Film. Das Leben, die Welt, alles. Alles sei im Grunde genommen ein Film und sie seien die Schauspieler. Wie gut der Film werden würde, das hinge von ihnen ab. Es sei ein Film ohne Drehbuch. Und ohne Regisseur."
Ein herzerwärmendes Buch, das ich in einem Zug verschlungen habe! Die Autorin hat eine bewundernswerte Schreibweise, die einen in die Erzählung eintauchen lässt
Ein extrem berührendes, wunderbares Buch. Das Innenleben der Hauptfigur wurde so treffend und behutsam vermittelt, dass ich mich des öfteren gefragt habe, woher die Autorin das Wissen um solch ein Schicksal hat. Zum Weinen schön.
Dies war meine erste Rezension (zuerst auf Amazon veröffentlicht). Man mag daraus schließen, dass ich nicht viel lese. Doch! Lesen ist quasi ein Grundbedürfnis für mich. Aber dieses Mal möchte ich mich schriftlich dazu äußern.
Ich selber bin in meinem Leben dem Tod schon oft begegnet, musste und durfte viele Angehörige auf ihrem Weg dorthin begleiten. Jede/r auf seine Art. Ob kämpfend bis zum Schluss oder selbstbestimmt und mit dem Blick nach vorne. Am Ende: die Erlösung und eine Botschaft für mich. Darüber spreche ich selten. Es ist eine Kostbarkeit, die ich in meinem Herzen trage und behüte.
Nun bin ich auf diesen Roman gestoßen. Von einer Autorin, die genau diese Kostbarkeit in Worte fasst. In wunderschöne Worte. Sie holt mich in meinen Gedanken ab, ergänzt ihre und zeigt mir somit, ich bin nicht alleine. Man ist nie alleine.
Ich fühle mich, als würde ich den Protagonisten kennen. Als würde ich ihn auf seinem Weg und seiner Suche nach seinem richtigen Weg begleiten. Mit ihm auf das Leben schauen, weinen, hoffen, bangen, aber auch lachen. Und am Ende bleibt die Botschaft: „Nichts war für die Ewigkeit bestimmt. Aber für die kurzen Augenblicke, die man hatte, lohnte es sich, Herzblut zu investieren.“ S. 192
Ein trauriges Thema in eine wundervolle Botschaft verpackt und mit einer besonderen Leichtigkeit, aber auch Tiefe in der Sprache vermittelt. Der Autorin gelingt es, so bildhaft zu beschreiben und gleichzeitig einzelnen Worten eine enorme Bedeutung zuzuschreiben, dass man sich als Teil der Handlung wahrnimmt.