Es war der größte Fälschungsskandal seit Jahrzehnten: Ein Reporter des "Spiegel" hatte Reportagen und Interviews aus dem In- und Ausland geliefert, bewegend und oftmals mit dem Anstrich des Besonderen. Sie alle wurden vom "Spiegel" und seiner legendären Dokumentation geprüft und abgenommen, sie wurden gedruckt, und der Autor Claas Relotius wurde mit Preisen geradezu überhäuft. Aber: Sie waren – ganz oder zum Teil – frei erfunden.
Juan Moreno hat, eher unfreiwillig und gegen heftigen Widerstand im "Spiegel“, die Fälschungen aufgedeckt. Hier erzählt er die ganze Geschichte vom Aufstieg und Fall des jungen Starjournalisten, dessen Reportagen so perfekt waren, so stimmig, so schön. Claas Relotius schrieb immer genau das, was seine Redaktionen haben wollten. Aber dennoch ist zu fragen, wieso diese Fälschungen jahrelang unentdeckt bleiben konnten. Juan Moreno schreibt mehr als die unglaubliche Geschichte einer beispiellosen Täuschung, er fragt, was diese über den Journalismus aussagt.
The son of Spanish guest workers who came to Germany when he was a child, he studied economics and eventually graduated from the German Journalism School.
In 2018, he received international attention for disclosing the journalistic misconduct of his colleague at Der Spiegel, Claas Relotius.
diese review ist sehr unreflektiert, weil ich das buch vor so 10 sekunden fertig gelesen hab und direkt schreibe, aber: ich fand’s richtig gut und es hat so viele emotionen ausgelöst!! ich hasse diese chefredakteure und alle weil die alle ignorant sind und sich nicht mal entschuldigt haben
Ich habe das Buch erst gestern für den Kindle gekauft und innerhalb eines Abends und eines Morgens weggelesen. Juan Moreno hat Claas Relotius deswegen enttarnt, weil er ein guter Reporter ist. Nicht nur recherchiert er gründlich, auch dann, wenn er unter hohem Druck steht, sondern er weiß auch mit dem gesammelten Material Spannungsbögen zu gestalten. So ist es deswegen keine Überraschung, dass auch dieses Buch aufgebaut ist, wie eine gute Reportage. Moreno schildert, wie er sich inmitten einer Geschichte findet, die so dramatisch ist, dass sie ihm niemand glaubt. "Der Sohn eines Neapolitaners und der Sohn eines Andalusiers überführen einen hanseatischen Aufschneider. Klingt irgendwie ausgedacht" ist ein Zitat aus dem Buch.
Neben der Demontage Relotius', bei der Moreno sich jede Heldenhaftigkeit verbittet, ist das Buch auch ein, wie ich meine, sehr treffender Einblick in die bröselnde Printbranche. Es entschuldigt Relotius' Taten nicht, es bietet keinen Erklärungsversuch für seine Motivation, sondern zeigt auf, warum Relotius so lange Erfolg haben konnte. Er gab Leser*innen und Redakteur*innen das, was sie dringend brauchten und sie wollten so sehr daran glauben, dass sie keinen Zweifel an ihm zuließen.
das buch stellt eine sehr gut nachvollziehbare und übersichtliche aufarbeitung der relotius-affäre dar, aus der sicht des mannes, der nicht nur relotius auf eigene faust gegen alle widerstände überführte, sondern auch den kampf mit dem eigenen arbeitgeber aufnahm, um diesem notorischen lügner das handwerk zu legen. sympathisch an dem buch ist die bescheidenheit des autors, der bei aller persönlicher betroffenheit so objektiv bleibt, wie es nur möglich ist. daraus wurde ein sehr spannender bericht, der leicht lesbar ist: aufregend wie ein guter kriminalroman.
den einen stern abzug für das (leider!) eher schlampige lektorat, das einige auffällige satzstellungs- und orthographische fehler übersehen hat... sonst wären es schwache fünf sterne.
Ich liebe dieses Buch soooo sehr. Erstmal enthält es mega viele E-Mails. Dadurch fühlt es sich an als würde man den Chatverlauf von einem Bekannten lesen oder so. Auf jeden Fall liest es sich sehr leicht. Und der Autor ist so sympatisch. Man fiebert wirklich die ganze Zeit mit. Habs glaube ich dreimal gelesen. Das sollte euch schon überzeugen. (Mit euch meine ich Lilly. Wer anders wird das hier eh nie sehen. Ich weiß gar nicht warum ich diese Review schreibe du hast das Buch ja eh schon gelesen.)
Ich habe das Buch lange nicht gelesen, weil ich (themenbedingt, von Moreno kenne ich sonst nichts) eine eher langweilige Aufarbeitung erwartet habe. Danke an Angela Heider-Willms für den Hinweis, dass es ganz anders ist.
die Erzählung dreht sich manchmal im Kreis unterbrochen von ein paar klugen Gedanken zur Lage des Journalismus im Lande. Die freier Journalist/Underdog Position hat zwischenzeitlich etwas genervt aber wer sonst dürfte die „I told you so“ Karte spielen.
Som bok, inte jätteimponerande. Men historien är tveklöst spännande och den måste naturligtvis skrivas av Moreno som avslöjade hela historien. Det märks att den inte är skriven för en publik utanför Tyskland och noter av förlaget hade underlättat förståelsen av sådant som en tysk läsare förväntas känna till men ligger utanför mina referensramar.
Super spannender Fall natürlich und man kann auch prima durch das Buch durchsliden. Allerdings finde ich, dass der dramaturgische Aufbau überhaupt nicht gelungen ist und Moreno ist an einigen Stellen auch sehr überheblich, wie er über sich selbst und Relotius spricht. Deshalb der Stern Abzug.
Was macht einen Reporter zum Reporter? Gute Menschenkenntnisse, das Talent zum Schreiben, Hartnäckigkeit? Das alles und noch so viel mehr schien Relotius zu haben. Genau das machte ihn zum Star mit all den Preisen in seinem Rücken. In Wahrheit war das Reporter-Wunderkind aber bestenfalls mittelmäßig.
Ich weiß noch, wie schockiert und gleichzeitig kaum überrascht ich war, als die Fälschungen eines Reporters im letzten Jahr öffentlich wurden. Ich persönlich liebe solche Geschichten und musste daher alles seit der ersten Sekunde mitverfolgen. Ein gut gebildeter, junger, weißer Mann aus einem Akademikerhaushalt hat sein Können gefälscht und seinen Platz in der Reporterwelt mehr oder weniger erlogen. Ich lehne mich mal aus dem Fenster und behaupte, dass das häufig vorkommt, egal in welcher Branche (gerade heute erst wird dieser Twitter-Thread über die Macher von Game of Thrones heiß diskutiert!). Was diese Geschichte so besonders macht, ist zum einen die Art und Weise, wie Relotius diese Geschichten fälschte und zum anderen wie diese Fälschungen aufflogen.
Juan Moreno ist dabei der absolute Gegenpol von Class Relotius. Ein Sohn von Gastarbeitern aus Spanien, der irgendwie so zum Journalismus gekommen ist, um einiges Älter als Relotius und nie beim Spiegel fest angestellt. Er hatte also viel mehr zu verlieren. Und dennoch recherchiert Moreno seinen Kollegen nach, stellt sich gegen die kräftige Gegenwehr seiner Chefs (weitere alte, weiße Männer) und macht den Skandal schlussendlich Publik.
Es waren diese Szenen, die das Buch fast als Thriller wirken ließen: Wie Moreno den ersten Entwurf der gemeinsame Geschichte "Jaegers Grenze" las, inklusive Regieanweisungen von Relotius, wie er nächtelang wie im Wahn Bilderdatenbanken durchsuchte um dieses eine Foto zu finden, was beweisen konnte, dass Relotius nie bei der Bürgerwehr in Arizona war oder wie Moreno immer gegen eine Wand zu laufen schien, wenn er seine Zweifel äußerte. Relotius hatte zu jeder Zeit eine Erklärung in der Hinterhand. Und egal wie abwegig diese zu sein schien - seine direkten Vorgesetzten glaubten immer nur Relotius. Die Beweise von Moreno wurden dabei nie richtig angesehen.
Hätte mir jemand gesagt, dass David Fincher hier einen Film nach einem Drehbuch von Aaron Sorkin mit dem Soundtrack von Trent Reznor und Atticus Ross dreht, hätte ich es geglaubt (in Deutschland sieht es eher anders aus: Michael "Bully" Herbig wird das Buch verfilmen. Vielleicht sollte ich mir doch halb so viel Selbstbewusstsein wie David Benioff und D. B. Weiss aneignen und ein Meeting mit Ufa Fiction buchen. Nur so zum reden, Ideen austauschen, ich hab keine Erfahrung, aber ich kann den Dreh ja als teure Filmschule nutzen).
Tausend Zeilen Lüge ist ein Sachbuch ohne trocken zu sein. Was anderes würde die Geschichte wahrscheinlich auch nicht hergeben. Emotionen spielten sicher eine Rolle, aber sie nahmen nicht die Überhand. Und ich persönlich glaube auch, dass die Anschuldigungen durch Relotius viel zu sehr aufgebauscht werden. Der Fälscher bezichtigt der Fälschung - Dass darauf emotional reagiert wird, ist sicher auch normal. Bei manchen Szenen hätte auch ich gerne das Buch aus dem Fenster geworfen.
(Und jetzt werde ich mir noch ein paar Gedanken über die Verfilmung machen. Und über das Potential dahinter. Aber… Ich sehe schon die fünf gleichen Gesichter im Cast und mich nach 5 Minuten abschalten.)
So ein tolles Buch! Interessant und spannend wie ein Krimi. Dass Juan Moreno sich nicht als Held feiert, der den deutschen Journalismus gerettet hat, macht ihn für mich sehr sympathisch.
Ich habe richtig Lust bekommen, mir alte und neue Reportagen durchzulesen, weil er es geschafft hat, mir zu zeigen, dass sie wichtig sind. Ohne, dass er darüber geschwärmt hat, oder so.
Ich hoffe, es gibt noch viel zu lesen von Moreno.
Ich bin auf jeden Fall auch sehr auf das Buch von Relotius gespannt. Irgendwann schreibt er sicher auch seine Version der Geschehnisse auf. Und das wird sicher sehr unterhaltsam sein, auch wenn ich ihm eher kein Wort glauben werde...
This entire review has been hidden because of spoilers.
Eine wahnsinnig interessante und spannende Aufarbeitung des Relotius Skandals beim SPIEGEL. Morenos Schreibstil ist hierbei fesselnd, was vor allem durch die besonders strukturierte Erzählweise erreicht wird, welche unglaublich detailgetreu das System Relotius und dessen Auswirkungen auf den deutschen Journalismus aus verschiedenen Winkeln beleuchtet.
Ein fantastisches Buch, nicht nur über Relotius' Betrug und wie Moreno kämpfen musste, um seinen Ruf dabei zu wahren, sondern auch um den Journalismus in unserem Land. Alle, die gerne Zeitung oder Magazine lesen, werden gut Unterhalten werden durch dieses Buch. Liest sich weg wie nichts.
Ich habe dieses Buch in zwei Tagen durchgelesen. Eine spannende, gute geschriebene Aufarbeitung des Falls Relotius und eine Geschichte, die zeigt, wie schwer es Moreno hatte, den Reporterstar zu entzaubern. Dabei nie bitter oder überheblich. Klare Leseempfehlung!
Da ich seit rund einem Jahr selbst im Journalismus tätig bin, war das quasi eine Pflichtlektüre. Es ist einfach surreal, dass Claas Relotius es soweit mit seinem Betrug geschafft hat und der Star-Reporter des "Spiegels" war. Wie konnte keiner merken, dass der Typ oftmals nie vor Ort war und die Leute nicht getroffen hat - insbesondere die Dokumentation? Das ist echt unglaublich.
Juan Moreno hat großen Mut bewiesen, trotz aller Widerstände seitens des "Spiegels", seinem Gefühl zu folgen, dass da etwas nicht stimmt. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie er sich in dieser Zeit gefühlt haben muss als jeder Relotius glaubte und in ihm nur ein Neider sah. Sein Buch liest sich auf jeden Fall super gut. Man merkt, dass das sein Beruf ist. Meine einzigen Kritikpunkte sind die letzten beiden Kapitel. Die hätte es nicht benötigt. Ob die Reportage abgeschafft werden sollte oder nicht ist eine Frage, die nie beantwortet werden wird, weil die Reportage nun mal da ist und nicht mehr verschwindet. Schlussendlich führt Moreno da eine Diskussion auf, die die Lesenden nur bedingt interessiert und nicht wirklich zur Erzählung beiträgt. Natürlich ist Relotius mit Reportagen groß geworden und die Quellen sind oft nur schwer zu verfolgen, aber es gibt auch eine Vielzahl an Reportagen - ich würde sogar behaupten, die Mehrheit - die fantastisch recherchiert sind.
Mich würden die Motive von Relotius so sehr interessieren, aber leider hält er sich mit Interviews bedeckt und wer weiß, ob er da die Wahrheit sagen würde. Ich habe mir auch den Film von Michael Bully Herbig angeschaut. Der war ganz okay. Er war sehr auf eine Komödie angelehnt und das hat auch gut funktioniert, aber ich hätte mir doch einen ernsteren Ton für die Geschehnisse gewünscht.
Der größte Skandal der jüngeren Geschichte des deutschen Journalismus, beschrieben von dem Mann, der maßgeblich an seiner Aufklärung beteiligt war.
Moreno beschreibt die Vorgänge um die Relotius-Affäre überraschend kurzweilig, legt immer wieder den Finger in die Wunde, ohne es sich bei Erklärungen und Anschuldigungen zu einfach zu machen. Die dahinterliegende Ereignisse sind spannend, fast schon unglaublich und zugleich einschneidend für eine ganze ohnehin schon kriselnde Branche. Dass die Story – gerade einmal fünf Jahre nach ihrer Aufdeckung – bereits verfilmt wurde, spricht für sich.
Als kuriose Randnotiz sei noch erwähnt, dass Relotius seinerseits rechtlich gegen Moreno und das Buch vorgegangen ist. "Tausend Zeilen Lüge" enthalte nach Auffassung von Relotius' Anwalt "erhebliche Falschbehauptungen". Moreno wies die Vorwürfe von sich. Der Vertrauensvorschuss sollte meiner Meinung nach jedoch eher bei dem Mann liegen, der sich bei der Aufklärung eines Medienskandals verdient gemacht hat und nicht bei dem, der ihn durch bewusste Manipulation ausgelöst hatte.
Wo steht das Genre der Reportage im Spannungsfeld von Dokumentation und Fiktion? Bei meiner Arbeit als Kameramann, der nicht nur Bilder produziert, sondern mit denkt, gestaltet, die Menschen vor der Kamera um dieses und jenes bittet, sanft Regie führt. Aber sich auch immer wieder von dem Sog der Geschehnisse, der Energie der ProtagonistInnen begeistern und mitreißen läßt. Wie weit soll ich als Dokumentarist abbilden? Wo darf und sollte meine Phantasie eingreifen? Diese Diskussion regt das Buch über den Fälscher Relotius bei mir an. Da verzeihe ich dem Autor Moreno einige der 280 arg in die Breite gehenden, wenig verdichteten Seiten. Die Bully Herbig Verfilmung ist deutlich massenkompatibler, auch lustiger!
Erstaunlich, wie viel Rückgrat manche Menschen haben, und wie wenig andere. Respekt auch für seine Frau und die Freunde und Kollegen, die zu ihm gehalten haben und den nicht leichten Weg gewählt haben.
Trotz Allem hat das Buch und der Blick hinter die Kulissen, mir Lust gemacht, wieder mehr Spiegel zu lesen. Die Arbeit und Recherche, die hinter den nicht erfundenen Reportagen steckt, ist beeindruckend.
"Tausend Zeilen Lüge" is the new book by Juan Moreno about the causa "Class Relotius", a German journalist who fabricated most of stories and by that won several awards. The manuscript informs and entertains (edutainment is my favourite after all). With the right amount of humour, Moreno manages to provide tense insights into his life as a reporter, the German magazine SPIEGEL, and the scandal surrounding Relotius. Respect for uncovering the truth about the scandal. The book is definitely a well written piece that is entertaining and easy to read.
Moreno criticises the structures of journalism. However, some of his insights can be applied to other disciplines such as science, or sales. For example, the formula of a successful manuscript is: relevance + plausbility + storytelling. Moreno claims these three ingredients to be crucial for success and popularity over truth and rigour.
Bizarre is the recurring self-portrayal Moreno's as the fallible hero, which comically reminds me of an ironic poem by Wilhelm Busch called "To criticize yourself is smart". The fable of the ill Relotius is quite unbelievable, and lenghty, yet vague. Moreno's criticism of storytelling is not convincing, for Moreno himself makes plenty use of it, as he writes in a narrative way, including suspenses and dramaturgy. Where is the "abwägen" or "herantasten" (weighing up arguments, 39)?
Despite the outlined shortcomings in his argumentation, the book and story are worth reading. It has quite a few memorable quotes (spoiler alert):
"legastheniker würde daraus einen guten Text machen" (51) "für Claas lege ich meine Hand ins Feuer" (155) **:-(** "Offenbar meine Hinrichtung" (167) "es ist schlimmer als jeder albtraum" (234) "ich glaube, wir machen das nochmal" (235) "Tay Wiles hat geheiratet. Was für ein Glück für sie und den Spiegel." (235) "ich habe beisetzungen mit besserer Stimmung erlebt" (237) "na ja, wir haben ihn Lord Voldemort genannt" (237) "Transparenz versprechen und dann Milchglas" (243) "ohne Vertrauen nicht zu machen" (246) ist zentral bei Reportagen, man muss glauben "Hauptsache die Geschichte ist spannend. Wahrheit? Egal!"
The main point is an exciting story. Truth? Doesn't matter!
**Addendum**
Wilhelm Busch's (1832 -- 1908) "*Die Selbstkritik hat viel für sich*" (translated by Walter A. Aue)
To criticize yourself is smart. Say, I would scold myself to start: this brings me, first, the real gain that I'm a very modest man; for, second, who would not agree that I am full of honesty; besides, and third, I snatch the prey away from what the critics say; and, fourth, I hope the crowd presents some forceful counterarguments. So, in the end, my little rap makes me the most admired chap!
Juan Moreno deckt die Lügengeschichten des preisgekrönten Reporters Claas Relotius auf und riskiert dabei um ein Haar seine Karriere und seine Existenz. Der Autor beleuchtet ein System der Eitelkeiten, der Miteinander-Verbandelten. Nebenbei und ungewollt erzählt das Buch auch eine Geschichte über Alltagsrassismus in Deutschland. In deutschen Medien.
Es dreht sich um ein Stück Zeitgeschichte bei dem niemand eine gute Figur macht. Niemand will die Lügen oder die Fälschungen aufdecken. Die Wahlheit ist zu wenig pittoresk für die Reportage im Gesellschaftsressort.
Es ist erschreckend zu sehen, wie wenig man Juan Moreno glauben wollte. Wie sehr er nachlegen musste. Immer mehr riskieren, weil nicht sein darf, was nicht sein soll. Ich kann mir nicht vorstellen, dass viele Kollegen diesen brisanten Weg gegangen wären. Es ist hoffnungslos, wenn alle des Kaisers neue Kleider loben und du alleine seine Nacktheit kritisierst.
Der Skandal kam zur Unzeit auf. Zu einer Zeit in der Medien eine vertrauensvolle Säule der Demokratie sein müssen, stürzte ein Medienhaus über seinen eigenen Ehrgeiz.
Was soll man zu diesem Buch sagen. Kommt es zu richtigen Zeit oder nicht? Es hat mich sprachlos zurückgelassen. Hier greift Mureno Relotius nicht an, sondern versucht einen Menschen, der mit Lügenmärchen ein erfolgreicher Reporter wurde, zu porträtieren. Es ist vieles Falsch gelaufen, man hätte es früher merken sollen und warum ist es überhaupt passiert? Juan Mureno versucht ein unglaubliches Ereignis uns Lesern näher zu bringen. Und er versucht auch, dass wir das Vertrauen in den Journalismus nicht verlieren sollen. Vielleicht sollten wir mehr mit eigenem Kopf mitdenken und nicht aufsagen, was uns geschrieben wird.
Sehr spannend geschrieben, und sehr interessant, mal zu sehen, wie die beim SPIEGEL so arbeiten, wie eine Reportage entsteht, was für e-mails da hin und hergehen usw.
Im Gegensatz zu Claas Relotius‘ Werk ist dieses Hörbuch von Juan Moreno wahr und obwohl er sich an die Wahrheit hält unglaublich spannend und unterhaltsam.
"Es kann nicht sein, was nicht sein darf" könnte das Motto dieses faszinierenden und entlarvenden Buches über den Fall Relotius sein. Fast unglaublich wie sehr Journalist Juan Moreno kämpfen musste um die im Nachhinein doch sehr offensichtlichen Lügengeschichten seines gefeierten Kollegen als genau das zu entlarven. Parallel las ich ja "Brainbug", ein Sachbuch über die Fehlleistungen unseres Gehirns und ein Kapitel passte wie die Faust aufs Auge. Nämlich die Weigerung Fakten anzunehmen die unserem Gefühl und unserem Selbstbild entgegen laufen. Beispiel war Semmelweiss und sein Kampf um die Hygiene an Krankenhäusern. Seine Kollegen hätten nicht nur etwas zunächst widersinniges annehmen sollen, vorallem hätten sie auch zugeben müssen selbst schuldig zu sein. Da ist automatische Abwehrhaltung vorprogrammiert und genauso lief es bei den Chefs beim Spiegel. Unglaublich auch das Claas Relotius selbst Dinge erfand, die er hätte recherchieren können. Wann gab es Hinrichtung in Arizona beispielsweise. Der Anfang vom Ende kommt mit dem Auftrag zu einer Doppelreportage über die USA/mexikanische Grenze. Der Star-Reporter auf Seiten der amerikanischen Bürgerwehr, Moreno als Zulieferer beim Flüchtlingsstrom in Mexiko. Regieanweisungen bekommt er da, er müsse schon etwas spannenderes liefern. Spannender als die Wahrheit? Moreno wundert sich darüber genau wie über Relotius' Kunststück eine private Border-Control-Gruppe innerhalb kürzester Zeit zu infiltrieren und ihnen persönliche Geheimnisse und Geständnisse zu Straftaten zu entlocken. Seinen eigenen Ruf sieht er hier auf dem Spiel und so recherchiert er nicht aus Geltungsdrang, sondern schlicht aus Selbstschutz. Für ihn beginnt ein langer zermürbender Weg, auf dem ihm Missgunst, Eifersucht und Nestbeschmutzung vorgeworfen wird. Zum Glück kann er aber schließlich beweisen, daß Relotius' Geschichte frei erfunden ist, genau wie dutzende andere. Ein Glück für ihn, aber auf lange Sicht auch für den Journalismus. Wie beschädigend dies auch war, umso wichtiger der Beweis dafür, dass Presse-Lügen nicht ewig halten können und von engagierten Presse-Leuten aufgedeckt werden können. Moreno berichtet das alles so flott, spannend und uneitel, dass es eine wahre Freude ist dieses Buch zu lesen, auch wenn das Thema einen mehr als einmal den Kopf schütteln lässt. Fazit: Nicht nur ein wichtiges auch ein überaus gut geschriebenes Buch!
This entire review has been hidden because of spoilers.
När journalisterna Juan Moreno och Claas Relotius får i uppdrag att skriva ett reportage tillsammans för den tyska tidskriften Der Spiegel så upplever Moreno att Relotius är svår att samarbeta med. Han vill ha kontrollen, han vill styra artikelns utformning, och i och med att han är en av de mest firade journalisterna i Tyskland och en frälsare för en genre som vacklar i den digitala världen så ges han också företräde att utforma reportaget.
När Moreno får se en förhandsversion på artikeln - om de centralamerikaner som i karavan gick mot den amerikanska gränsen och amerikaner som vill hindra dem från att komma in - skickar han den till sin kameraman som har undringar och frågor. Hur har Relotius kunnat infiltrera en grupp som få andra lyckats knyta kontakt med? Moreno själv funderar på varför de uppenbara lagöverträdelser som den amerikanska gruppen begår står oemotsagda i Relotius del av texten. Moreno börjar ställa frågor, försöker förstå och börjar sedan inse det ingen annan vill inse. Relotius ljuger. Och han har ljugit i de flesta av sina artiklar.
Den ljugande reportern är, trots att utfallet redan är givet (skandalen har några år på nacken), väldigt spännande och intressant. Man förstår Morenos desperation och hans växande tvivel på sig själv när han letar efter svar. Kan det vara så som han kommit underfund med? Är det något han inte förstår, missar? Som dissekering av Claas Relotius uppgång och fall är den oerhört intressant. Det finns många uppslag till diskussioner utifrån boken om dagens journalistik, om dess roll och hur mycket man är beredd på att låta sanningen slira för en bra historia. Man kan dock inte komma undan att det ibland finns en känsla av att Moreno är väldigt stolt över att vara den som knäckte alltihop. Det har han i och för sig all rätt att vara. Ett väldigt bra inslag i boken är att det faktiska reportaget som publicerades i Der Spiegel återpubliceras i boken; det gör det mycket lätt att följa med i diskussionerna kring den texten och frågorna som Moreno har runt den.
Den svenska utgåvan innehåller något slarvfel för mycket i korrekturen, men fungerar i övrigt bra.
Juan Moreno ist ein spannendes Buch über die Relotius-Affäre gelungen, das aufklärt, ohne abzurechnen und dem Laien einige interessante Einblicke in die Praxis der modernen Printmedien gibt. Es liest sich weg wie ein guter Kriminalroman, selbst vollständig abgedruckte Artikel und Email-Konversationen las ich mit Spannung. Auch seine anschließenden Schlussfolgerungen zur Debatte um guten Journalismus im Allgemeinen und die Reportage im Besonderen fand ich lesenswert.
Als Minuspunkte würde ich anführen, dass es dem Buch im Angesicht der Thematik doch arg an Quellen und Verweisen mangelt, als ich das Ende erreichte und nach dem Schlusswort und der Danksagung nichts mehr kam, war ich doch etwas verblüfft. Des weiteren krankt das Buch manchmal an der üblichen, etwas schlampigen „Spiegel“-Sprache, und ironischerweise auch an jenem übertrieben narrativen Stil, der in Debatten über die Relotius-Affäre oft thematisiert wird.
Abschließend habe ich mich nach Ende der Lektüre kurz mit Herrn Relotius Klage gegen das Buch beschäftigt. Dabei stellte sich schnell heraus, dass er und sein Anwalt hauptsächlich Marginalien anführen, um von der unumstrittenen Wahrheit über begangene Missetaten abzulenken. Claas Relotius, der bereit und willens war, einen gewissenhaften Kollegen und Vater von vier Kindern zu zerstören, tut, was er am besten kann: er lügt und blendet munter weiter.