Faul. Ungebildet. Desinteressiert. Selber schuld. Als Kind von zwei Langzeitarbeitslosen weiß Anna Mayr, wie falsch solche Vorurteile sind – was sie nicht davor schützte, dass ein Leben auf Hartz IV ein Leben mit Geldsorgen ist und dem Gefühl, nicht dazuzugehören. Früher schämte sie sich, dass ihre Eltern keine Jobs haben. Heute weiß sie, dass unsere Gesellschaft Menschen wie sie braucht: als drohendes Bild des Elends, damit alle anderen wissen, dass sie das Richtige tun, nämlich arbeiten. In ihrem kämpferischen, thesenstarken Buch zeigt Mayr, warum wir die Geschichte der Arbeit neu denken müssen: als Geschichte der Arbeitslosigkeit. Und wie eine Welt aussehen könnte, in der wir die Elenden nicht mehr brauchen, um unseren Leben Sinn zu geben.
Ich bin SO froh, dass ich dieses Buch gelesen – bzw. gehört – habe. Die Elenden hat mich mit meinem eigenen klischeebehafteten und privilegierten Denken über Arbeitslosigkeit konfrontiert und dabei alle meiner bisherigen Annahmen darüber, was es bedeutet in Deutschland arbeitslos zu sein, in Frage und auf den Kopf gestellt. Stellenweise fand ich Mayrs Argumentation zu undifferenziert (z. B. wenn sie über Sozialarbeit spricht) und bin mir noch nicht ganz schlüssig darüber, ob ich ihr in wirklich jedem ihrer Punkte zu 100% zustimmen würde. Nichtsdestotrotz würde ich dieses Buch absolut jedem empfehlen und wünsche mir, dass es von noch viel mehr Menschen gelesen wird und eine großflächigere Debatte über Kapitalismus, Arbeitslosigkeit, den Wert von Arbeit, usw. in unserer Gesellschaft anstößt.
Einige interessante Denkanstöße. Allerdings finde ich viele Aussagen in diesem Buch mehr als problematisch, Mayr mangelt es ganz klar an einer realpolitischen Einschätzung, die auf belegbaren Zahlen gründet.
ich hätte tatsächlich nicht gedacht, dass ich aus dem buch so viele wertvolle denkanstöße mitnehmen würde. es hat mir ganz klar meinen eigenen bias vor augen geführt und spannende autobiografische einblicke in eine kindheit mit arbeitslosen eltern gegeben. hatte irgendwie auch ein bisschen vergessen, wie doll die spd in den early 2000s verkackt hat naja. stellenweise ist die argumentation der autorin etwas holprig & stark pauschalisierend, aber all in all ein richtig guter read :)
Meine Meinung zu diesem Buch ist sehr gemischt. Deswegen musste ich mir auch fast einen Monat lang überlegen, was ich hier überhaupt hinschreiben soll.
Zuerst einmal berichtet Anna Mayr sehr subjektiv und emotionsgeladen. Man merkt, dass ihr das Thema sehr wichtig ist und das ist auch nichts was mich gestört hat. Jedoch hat mir im Buch einfach Struktur gefehlt. Sie möchte von ihren Erfahrungen berichten, mit Harz-IV aufgewachsen zu sein, aber will nicht als Beispiel gelten. Das hat mich sehr verwirrt, muss ich sagen.
Anna Mayr trifft dabei durchaus wichtige Aussagen, denen ich auch absolut zustimmen würde. Aber mir haben auch irgendwie ein paar Grafiken gefehlt, die ihre Aussagen untermauert hätten. Ein bisschen Substanz - mehr als ihre Erfahrung, die ja eigentlich keine sein soll.
Auch gerade am Ende hat mir dann ein plausibler Vorschlag zur Lösung der Problematik gefehlt. "Mehr Geld" wird sie auf jeden Fall nicht einfach lösen. Wut ist bestimmt auch wichtig, aber was genau man machen soll mit dieser Wut wäre auch ein wichtiger Hinweis.
Von diesem Buch hatte ich mir mehr versprochen: mehr Rundumschlag, weniger Verharren in der eigenen (vergangenen) Situation. Sicherlich (das sagen mir zumindest einige der Rezensionen hier und auch einige der im Buch beschriebene Reaktionen auf die Kindheit der Autorin) gibt es Menschen, die in so einer fluffigen Mittelstandswolke aufgewachsen sind, dass man ihnen erklären muss, was Armut im Detail bedeutet. Für diese hält das Buch bestimmt einige Aha-Momente bereit.
Für jemanden, der im Nachwende-Osten mit all seinen politischen und wirtschaftlichen Verwerfungen aufgewachsen ist, war das zu viel Grundkurs. Ich hatte mir mehr Analyse und weniger Beschreibung gewünscht. Anna Mayr geht nicht weit genug, selbst im abschließenden Kapitel, das Lösungsvorschläge erarbeitet, bleibt sie immer brav im politisch-linken Spektrum. Sie blickt nicht über den Rand, wird in ihren Vorschlägen nie radikal und ist stets bemüht, nirgends anzuecken.
Das Buch enthält einige Denkanstöße, die es wert sind aufgeschrieben zu werden. Erschreckend fande ich persönlich, wie die Autorin ihren ersten Brief vom Arbeitsamt erhalten hat, dass sie sich zu einem Gespräch wegen ihrer Ausbildung einfinden solle. Hier wird ein Kind in Sippenhaft genommen. Andere Erzählungen konnte ich wiederum nicht nachvollziehen. Ein Freund wird vom Arbeitsamt gemaßregelt, weil er statt eines Termins ein Vorstellungsgespräch wahrnimmt. Aus eigener Erfahrung teilt man dies vorher der Sachbearbeiterin oder dem Sachbearbeiter mit und alles ist in Ordnung. Stellenweise wirkt das Buch wie ein Besinnungsaufsatz im Politik Leistungskurs, der wild zwischen den Positionen hin- und herspringt. Die Lösung für alles ist dann am Ende einfach mehr Geld und Wut. Ich weiß nicht, ob diese Form des persönlich-fühlenden Erregungs- und Weltverbesserungsjournalismus der Sache wirklich hilft.
Bevor ich menschlich falsch eingeschätzt werde: Ich habe «Die Elenden» mit bereits ausgeprägtem Verständnis gegenüber arbeitslosen Menschen begonnen zu lesen.
Das Buch ist, trotz des einfach gehaltenen Schreibstils, unglaublich anstrengend zu lesen. Es ist eine Odyssee logisch inkonsistenter Argumente und schlecht recherchierten Behauptungen. Selten habe ich ein Buch gelesen, dessen Autor mit einer unerträglich geringen Auflösung denkt. Mayr ist ignorant gegenüber weitverbreiteten Erkenntnissen aus Sozial- und Wirtschaftswissenschaften.
Die Hypothese, welche die Autorin als Fakt zu verkaufen versucht, dass die unterdrückten Arbeitslosen der Treibstoff der Wirtschaft seien, ist historisch absurd, empirisch entkräftet und statistisch mit offensichtlichsten Daten widerlegbar. Beispielsweise der eindeutig negativ korrelierende Zusammenhang zwischen BIP und Arbeitslosenquote auf nationaler Ebene, sowie im internationalen Vergleich, spricht ganz andere Bände.
Emotional aufgeladenes und neomarxistisch-ideologisch besessenes Kapitalismus-Bashing und eine schwer zu ertragende Undankbarkeit gegenüber der Chancengleichheit, wie wir sie im Westen haben, zieht sich durch alle Kapitel. Selbstverständlich haben wir eine Menge zu verbessern, aber primitive Analysen wie diese bringen uns absolut nirgendwo hin, außer die politischen Pole weiter auseinander zu treiben.
So. Noch ein ‘milieu-buch’, da gab es ja seit der 2016 erschienenen deutschen Uebersetzun von Didier Eribon’s ‘Rueckkehr nach Reims’ einige in Deutschland. Es koennen ja auch nicht immer nur buergerliche alte weisse maenner buecher schreiben, die brauchen ja auch mal pause um e-roller zu fahren oder kochkurse zu besuchen!
Sowas lesen die ZEIT-leser immer wieder gern, wie das so ist mit den Armen, die so putzig reden allesamt, und dann werden Max Weber und Bordieu auf immer gleiche weise bemueht und man stellt fest, dass es doch gerechter zugehen ‘muesste’! Jetzt wo die abgehaengten im verdacht stehen den rechtsruck in deutschland voranzutreiben, da guckt man sie sich nochmal genauer an in dem woechentlichen sich mal mit ‘gesellschaftlichen’ beschaeftigen. Und dann werden ganz grossherzig ‘fehler eingeraeumt’ bei ‘der agenda’ – aber politisch haelt man dann trotzdem fest an der seit 30 jahre toten sozialdemokratie, soooo viel veraenderung will man ja nun auch nicht gleich auf einmal. Gulag und so. Und dann wird auch schon mal einfach kapitalismus mit ‘freier marktwirtschaft’ gleichgesetzt und man kommt zum schluss, dass es einen sozialstaat braucht, und dann funktioniert der kapitalismus auch fuer die armen, wie am schnuerchen moechte man meinen, – solche abstrusen ideen sind das direkte ergebnis von zu wenig marx und zu vielen soziologen lesen. No offense, aber so kommen wir da nicht weiter. eye roll.
Und so ist es dann letztlich auch mit Anna Mayr’s ‘Die Elenden’ (Hanser Berlin, 2020). Die zwei grundthesen des buchs sind voellig richtig: armut ist politisch und arbeitslosigkeit ist struktureller bestandteil des kapitalismus. Die demokratiepolitische implikation natuerlich auch: in einer welt von grosser materieller ungleichheit, kann es keine politische gleichheit geben womit auch das ganze project liberal democracy in sich zusammenfaellt. Diesen prozess kann man ja gerade sehr schoen beobachten (popcorn emoji), ich empfehele das gesamtwerk der gebrueder Mann als die begleit-lektuere zur gegenwart an dieser stelle ❤
Anyway, politisch bleibts dann bei ‘die elenden’ ein bisschen duenn und vage: ganz richtig schreibt Mayr dass wir mal den ganzen bildungsbuegerlichen rotz von ‘bildung’ und ‘chancengleichheit’ vergessen sollen denn ‘gegen armut hilft nur geld’ – was also wiederum besser verteilt werden muesse, steuergerechtigkeit, groesserer oeffentlicher sektor und so. Na klar.
Wie Aufmerksamkeit auf ein Thema lenken, das systematisch totgeschwiegen, umgelenkt und stigmatisiert wird? Armut macht uns Angst. Am liebsten wollen wir gar nichts von ihr wissen.
Umso wichtiger, dass Die Elenden mit einem der stärksten Einstiege durch die Tür fällt, die ich je in einem Sachbuch gelesen habe.
Mit einer Eskalation armutsbekräftigender Ereignisse, die harmlos beginnen und in einer unentrinnbaren Spirale enden – verfasst in der zweiten Person Singular, direkt an die Leserin oder den Leser adressiert – berührt es sein allgemeines Publikum zuallererst dort, wo es wehtut: in der eigenen potenziellen Betroffenheit.
Sitzt dieser Haken erst einmal, zerrt Die Elenden nach und nach sämtliche Themen ans Licht, die wir sonst als zu hässlich erachten: Ursachen, Auswirkungen und Umgang mit der immensen Armut in einem der wohlhabendsten Länder der Welt.
Selbst aufgeklärte Leser*innen werden hier garantiert noch viel dazulernen. Für alle anderen verpackt Die Elenden eines der wichtigsten Themen unserer Zeit überzeugend genug, um nach der Lektüre ebenfalls zu aufgeklärten Leser*innen zu werden.
Das waren unglaublich wertvolle Einblicke und Denkanstöße, ich habe mir sehr viel mitgenommen.
In Rutger Bregmanns Buch ist mir schon der Satz "Armut ist nur ein Mangel an Geld" im Vergleich dazu was wir daraus machen sehr im Kopf geblieben. Dieses Buch beschäftigt sich tiefergehend mit genau diesem Thema, aus der Betroffenen-Perspektive, ist dabei aber wahnsinnig sachlich.
Anna Mayr greift aus ihrer (Betroffenen-)Sicht das Thema Arbeitslosigkeit/Arbeitslose auf und gibt verschiedene wertvolle Impulse in die Debatte. Geschichtliche Exkurse hatte ich mir hier eigentlich nicht erwartet, diese leistet sie und arbeitet zudem auch politisch relevante Entwicklungen zum Thema auf. Manche Überlegungen sind für mich nicht unbedingt nachvollziehbar, sollten aber unbedingt Teil der Debatte werden, um auch die Sicht der Betroffenen, die aus verschiedenen Gründen oft zu kurz kommt, widerzuspiegeln.
Sehr empfehlenswert. Die Autorin schafft es Betroffenheit zu erwecken wo nötig, seinen eigenen Sozialchauvinisus zu hinterfragen (dieser ist sicher vorhanden), entzaubert den Mythos von Leistung im kapitalistischen System und bringt einen dazu sein Ich im Verhältnis zu Arbeit zu reflektieren.
Einige gute Denkanstöße zum Thema Arbeitslosigkeit und wichtige Feststellung zur leider hohen Arbeitslosenfeindlichkeit, aber leider sehr sprunghaft und teilweise sich selbst widersprechend. Als dann plötzlich Gemüse (?!) und Sozialarbeiter:innen zum Hauptproblem erklärt wurden, war ich raus.
Hätte 4,5 Sterne verdient, gäbe es die Option. Am überzeugendsten sind sicher die sehr klar formulierten Forderungen zur (zumindest partiellen) Überwindung des Elends der Überreste deutscher Sozialpolitik. Catchy und wahr beispielsweise die basale Feststellung: Gegen Armut hilft Geld. Trotz dieser Klarheit und Pointiertheit gibt es an der analytischen Schärfe kaum etwas auszusetzen. Einzig zwei Kleinigkeiten überzeugen nicht vollständig: Anna Mayr illustriert die gesellschaftlich stabilisierende Funktion von Armut und Arbeitslosigkeit nachvollziehbar, aber setzt diese Beobachtung ohne sie analytisch herzuleiten. Dies ermöglicht die Lesart einer bewussten Steuerung des Sozialabbaus durch planvoll agierende politische Eliten, vergisst dabei aber die systemische Getriebenheit dieser Akteure und verkürzt damit die Kritik an der Rolle von Staat und Politik im Kapitalismus. Außerdem unternimmt die Autorin an einigen Stellen Exkurse in sozialpsychologische Analysen der politischen Gefahren von Armut und Perspektivlosigkeit. Auch hier gerät die Analyse etwas zu kurz, wenn Angst als negative Leitemotion und als Rohstoff rechtspopulistischer Agitation benannt wird und Wut rein progressiv gewendet als Antrieb politischen Wandels erscheint.
Viele Gedanken sind sehr oberflächlich, so wirft sie Nazis und Geflüchtete in den Topf, schreibt seitenweise regelrechte Hasstiraden gegen Sozialarbeiter*innen und Soziologiestudent*innen, ohne ihre Einwürfe wirklich auszuführen. Anfangs sagt sie, dass man nicht "das System" verantwortlich machen kann, für die Lebenswirklichkeit der Arbeitslosen, doch am Ende gesteht sie ein, dass es Politik benötigt, um die Situation zu verbessern. Außerdem sträubt sie sich gegen die Formulierung, sie sei "aufgestiegen", nutzt sie jedoch unentwegt. Ein letzter Punkt, der mir noch sauer aufstößt, ist der Titel. Wer ist das "wir"? Offensichtlich handelt es sich hierbei um den Kapitalismus, mit dem weder ich als Leserin, noch die Autorin sich scheinbar identifizieren möchten.
Absolute Empfehlung! Habe schon lange nicht mehr so viele Notizen zu einem Buch gemacht! Sollte jeder lesen um seine eigene Denkweise gegenüber Arbeitslosen zu hinterfragen.
Was ich an diesem Buch bemerkenswert finde: Anna Mayr stellt allen Leser:innen einen klaren Spiegel vor. Eine häufige Sicht auf Arbeitslose ist es, dass die Menschen faul, selbst schuld, Drogen- oder Alkoholabhängig, rechtsorientiert vielleicht sogar „Sozialschmarotzer“ sind. Die Autorin macht deutlich wie schwer ein Leben ist das von Geldsorgen gebeutelt ist. Und dass hinter diesen Geldsorgen keine Kapazitäten für andere Themen bleiben, weil an erster Stelle im Kapitalismus unser Geld steht. Wer dieses Buch liest, dem wird klar, dass wir es als Gesellschaft hinnehmen, dass Menschen ohne Geld und Arbeit kein Teil unserer Gesellschaft sind, da sie vom kulturellen Leben sowie den Konsum, über den wir uns mehr und mehr definieren und welches Geld benötigt, ausgeschlossen werden. Was ich an diesem Buch nicht bemerkenswert finde: Die fehlende Empathie für die Arbeitenden. Ich kann und möchte nicht glauben, dass unsere gesamte Gesellschaft diese Vorurteile hat. Oder dass die Arbeitenden Arbeitslose brauchen, um einen Sinn in ihrer Tätigkeit zu sehen. Oder dass wir uns als Gesellschaft einzig und allein durch unsere Arbeit und der damit zusammenhängenden Kaufkraft definieren und in Leben darüber hinaus keinen anderen Sinn finden. Ja es gibt Menschen mit diesen Vorurteilen gegenüber Arbeitslosen und gleichzeitig wird es auch unter Arbeitslose Menschen geben, die unser Sozialsystem ausnutzen. Was wir begreifen müssen ist, dass diese Menschen auf beiden Seiten nicht die Mehrheit sind. Und aus diesem Grund müssen wir Begegnungen schaffen und jede Seite muss für sich selber sprechen können. Wenn wir dann ein Verständnis erringen, können wir uns gemeinsam überlegen, wie wir unser Sozialsystem besser machen und zwar für alle. Arbeitende und Arbeitslose. Denn in diesem Punkt gebe ich Anna Mayr Recht der Markt alleine wird es nicht lösen.
Anna Mayr's scharf-züngige, schonungs- und schnörkelloser Sprache macht das Buch an sich schon aus diesem Grund lesenswert. Darüber hinaus gibt es viel Stoff zum Nachdenken und viele Fragen werden aufgeworfen. Die Lektüre macht mir zumindest klar, dass wir in unserer Gesellschaft zu einem anderen Verständnis von Arbeit kommen müssen. Warum definieren wir uns so ausschliesslich über die Arbeit welche wir tun? Und das unabhängig davon, ob die Arbeit die wir tun "Sinn-stiftend" oder wertvoll für die Gesellschaft oder interessant und "Werte-orientiert" für uns selbst ist? Und warum diskreditieren wir "Nicht-Arbeit"? Sehr digital, nur entweder oder. Wir leisten uns lieber eine Armada von Beamten oder Sozialarbeitern um die Arbeitslosen zu verwalten anstatt ihnen einfach "mehr Vertrauen" und "mehr Geld" zu geben. Auch wenn ich nicht in Allem mit Anna Mayr übereinstimme, aber das Buch gibt wertvolle Denkanstösse zu brisanten gesellschaftlichen Themen.
In manchen Passagen schockiert das Buch schonungslos und konfrontiert mit der Realität von Armut in Deutschland. Trotzdem ist es per se keine persönliche Geschichte und Aufstiegs-Story, sondern eine messerscharfe Analyse der Wahrnehmung und gesellschaftlichen Bedeutung von Arbeitslosigkeit und im Umkehrschluss damit natürlich auch der Bedeutung von "Arbeit" für die Selbstdefinition un Wahrnehmung der Deutschen. An manchen Stellen schweift das ganze ein bisschen (Thema Schulspeisung), aber 85% des Buchs kann man fett unterstreichen und auch das eigene Denken und Werten mal gründlich hinterfragen.
Taká tá kniha, ktorá hovorí aj váš životný príbeh. Takmer identický. A je jedno, že jedna sa v tom istom roku narodila v Nemecku a druhá na Slovensku. Vyrastať v chudobe je napokon takmer identicky transformatívne.
Vďaka Anna za túto knihu a artikuláciu sveta, z ktorého sme vzišli a sveta, aký žijeme vďaka tomu, že sme mali v nejakom čase určité “šťastie”.
Anna Mayr weiß, welcher Druck auf Arbeitssuchenden Menschen liegt und wie diese Situation das Leben von Menschen und Familien über Generationen hinweg prägen kann. Sie weiß um die Privilegien, welche Sie heute als Autorin und Journalistin hat und eben aber auch um die Angst keine Beschäftigung zu finden.
In ihrem Buch „Die Elenden - Warum unsere Gesellschaft Arbeitslose verachtet und sie dennoch braucht“ zeigt Anna Mayr an ihrer eigenen Familien und sich selber die Herausforderungen von Langzeitarbeitslosigkeit und warum wir einen neuen Umgang mit dem Thema Arbeit insgesamt und dem Thema Arbeitslosigkeit im Besonderen brauchen.
Ihre Forderungen und Zusammenfassungen mögen für eine überspitzt oder „radikal“ wirken, doch beweist sie in ihren Worten, warum es nicht ausreichen wird, nur ein paar kleine Veränderungen herbeizuführen.
Das Buch ist auf jeden Fall mehr als lesenswert und sollte uns vielleicht helfen, die Politik und das Leben zu verändern, denn „wir haben nichts zu verlieren, außer unsere Angst.“
Besonders die historische Aufarbeitung im ersten Teil fand ich sehr spannend. Es waren wirklich ein paar mir völlig neue Denkanstöße dabei, und auch sprachlich haben einige Stellen dabei, bei denen ich angefangen haben, wild in meiner Tasche nach nem Stift zu kramen. Generell eine spannende Perspektive auf ein wichtiges Thema. Für mich haben allerdings die letzten Kapitel die 5 Sterne zunichte gemacht. Am Ende wurde es mir persönlich dann ein bisschen zu wild, plötzlich ging es um Pandemie und Klimawandel und Globalisierung, und da so große Themen dann plötzlich so kurz gefasst wurden, hat das Buch für mich in Schlagkraft verloren. Auch spannende Themen, aber nicht so schön ausgearbeitet wie das restliche Buch.
1.5 Stars and only because there were some interesting numbers and ine quote that really struck a cord with me.
Zitat: Ich lebe mit der Grundangst, dass in jeder Sekunde etwas Schlimmes passieren könnte.
Some historical parts of this book were quite interesting, as were aome hypotheses (we should never assume the unemployment are a homogeneous mass, because no group really is)...
BUT:
A lot of the book really annoyed me and was extremely polarised, exaggerated and in parts plain wrong. I cannot abide when one puts "the poor", " the unemployed" into a victim category, that happened against their will and keeps being done to them. Especially the myth that you cannot escape the circle.
In Germany, you can manage to go to university even if your parents were unemployed / you lived of social benefits, because there are such things as Bafög and financial aid. There are many scholarships and such available. You can even live abroad, if you manage to find a fully financed gap year. You do not have "to watch television, because football gear is unaffordable", guess what, second hand is a real thing, many public sportsclubs, music schools etc. have scholarships that will go all the way to finance your instrument (within reason). In a lot of places kids from poor / unemployed families will get free access to many activities, museums, the public pool, the zoo, etc. The libraries are free for all children, including board games, books and more. Museums in most cities offer free entrance days. This means you can learn languages, computer skills and much more for personal development. All it takes is energy, the will to ask if you don't know or don't understand, the impetus for change.
You can buy carefully selected clothes from Lidl or other discounters, just as you can buy second hand. Kik / Lidl / Aldi all offer clothes that might not be the height of elegance, but if paired carefully, can look very nice and not necessarily recognizable as trash quality.
All of this takes time and energy, a certain willingness to overcome your circumstances, a certain cultural level, and of course it means, your basic standards such as roof over your head, food in your belly and physical safety must be met.
But the complete exclusion of individuals against their will because they are poor or unemployed is a complete untruth in Germany.
Yes there are things that are onerous. You only get full unemployment for a year (and only if you have been employed for two years before that), you cannot travel without asking for permission from the Ministry of work, and even that for only 21 days (including weekends) per year. When I was a kid, my parents had to decide between higher social welfare benefits (dad unemployed, mom a student, 4 kids) or keeping a beat-up car my mother inherited from her aunt. We needed that car, because we lived in a village with abysmally bad public transportation connections, and my mom had to go to uni in the next city somehow.
It really pisses me off to no end when people claim, that life is soo unfair and a cercle with no escape when your parents are poor or unemployed. Especially in a family, where there is no physical or psychological abuse and there is a certain culture base, such as book reading, doing arts and crafts (you can do a lot with sticks, horse chestnuts, toilet paper rolls, dried leafs etc.), puzzles or boardgames (which you can get for 1-2 Euros second hand).
Another example that really annoyed me was the barbie story, or a princess barbie will maybe make a girl want to look like her, was the argument that my mother also used why I was prohibited as a child from having barbies, which completely belittles the agency and intelligence of every girl to make decisions on her own and understand on her own that barbiea physical standards are completely irrealisitic and unhealthy, but doesn't take away from the fun to play with all the glittery clothes and shoes (not that we could have afforded them, well maybe second hand).
Yet another example, and I will leave it at that, when Mayr talks about chicken nuggets being a question of taste, if chicken nuggets were as expensive as truffles, they would be considered bad taste. She qualifies fresh vegetables, fruit and whole wheat bread as rich people food, but even the poorest of the poor in Germany can afford lettuce, carrots, tomatoes and apples, it doesn't have to be asparagus and out of season strawberries. Whole wheat is not much more expensive and fills you far faster. So trying to get kids in Britain to eat vegetables and whole wheat instead of white bread, fries and nuggets is not a rich people "taste", but a question of healthy food, vitamins and minerals. Rich kids and poor kids alike will rather eat french fries rather than broccoli, so it is also not a question of "trained taste" as she argues, but rather, it is a question of eating healthy and balanced and it doesn't always have to be sugar and fats, that taste better to us, but are not healthy for us.
There were just many of these clichees that just really annoyed me about this book and made me thankful I borrowed it for free (yay libraries) and didn't pay money for it.
Unikátní na téhle knize je osobní zkušenost autorky a jeji vhledy do tématu. Co se mi moc nelíbí, je její nestrukturovanost. Vadí mi, jak se mixuje faktická část s nazorovou a dojmovou. Ale doporučila bych ji. Je to přínosné čtení.