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Goldene Jahre

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Seit 51 Jahren betreiben Margrit und Rosa-Maria ihren Kiosk samt Zapfsäule und Leuchtreklame. Er ist die Zentrale im Dorf, bei Margrit und Rosa-Maria kommen alle vorbei und sie haben alles gesehen, schicke Autos und alte Mopeds, die Tour de Suisse und Prominenz aus dem Boulevard, ­Betrüger, die sie übers Ohr hauen wollten, ­genauso wie Filmstars. Am liebsten sind ihnen aber die Liebespaare und die frisch ­Verliebten. Bei Margrit und Rosa-Maria geht über die ­Ablage, was das Herz begehrt, und im Gegenzug hören sie, was die Herzen bewegt. Arno Camenisch erzählt mit viel Witz und grosser Liebe von einer Welt im Wandel – aber solange Margrit und Rosa-Maria ihren Kiosk mit Leuchtreklame und Zapfsäule bedienen, bleibt die Welt ein wunderbar schöner und heller Ort.

101 pages, Hardcover

First published January 1, 2020

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About the author

Arno Camenisch

24 books33 followers

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Community Reviews

5 stars
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40 (32%)
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6 (4%)
1 star
9 (7%)
Displaying 1 - 30 of 31 reviews
Profile Image for Meike.
Author 1 book4,945 followers
September 9, 2020
Longlisted for the German Book Prize 2020
While fellow nominee Die Infantin trägt den Scheitel links is proclaimed to be an anti-Heimatroman, Camenisch offers us a Heimatroman (folk novel), showing a kiosk in a Swiss village where big world events and small village tragedies have been discussed for half a century. Our protagonists Rosa-Maria and Margrit have been running the small business under the neon sign for 51 years, and although it's not making as much money as it used to (cars tend to take the new ring road around the village, thus bypassing the vintage gas pump at the kiosk), it's still an important meeting point. And that's the whole story of this endearing book: Two elderly women talking about the trials and tribulations at the kiosk, about the magic of the place and its customers, about what has changed and what has stayed the same.

While the gas station / kiosk seems to be a strange focal point for a novel (or in this case rather for a novella), it has recently featured as an important meeting place in several major publications, e.g. Herkunft and Nochmal Deutschboden. Meine Rückkehr in die brandenburgische Provinz. This is my first Camenisch, but I found out that this author, born 1978, somewhat specializes in evoking the magic of disappearing places and capturing local stories and regular people. He has been translated in more than 20 languages and assembled quite an impressive number of prizes and stipends, among them the Swiss Book Prize and the Prize of the Swiss Booksellers.

The novella achieves an impressive effect: The language is very distinct and atmospheric, but not in a flashy, loud way. And while I've never been to Switzerland, I recognize the particular kind of talk, what a Northern German might call "a Schnack" or what in my region is referred to as "Hasengespräch" ("bunny talk"): The conversation is seemingly small talk, a light conversation about everything and nothing, but if you listen closer, it captures profound events, feelings and memories that are often adressed in a playful way. I feel like I know these people, and at the same time, they open the door to a another reality, the reality of their Swiss village.

I enjoyed this quiet book that was very obviously written with a lot of love and respect for the characters and the people they stand for. "We made an impact on our time with our kiosk under the neon sign, I'd like to see someone else match our achievement!" - yes, Rosa-Maria and Margrit, you can't argue with that.

An interesting choice for the Book Prize, and one that adds a completely different flavor to the longlist. You can learn more about the novel in our Papierstau Podcast Book Prize Battle Royale #3.
Profile Image for Michael Bohli.
1,107 reviews53 followers
June 19, 2020
Arno Camenisch, du bist ein Schlitzohr. Regelmässig veröffentlichst du Geschichten, meist verpackt in einem hübschen Büchlein mit etwa 100 Seiten - und bietest darin die Möglichkeit, in die leicht verschrobene Welt der Alpenkantone der Schweiz einzutauchen. Reminiszenzen und ehemalige Erlebnisse der beschriebenen Personen nehmen die zentrale Rolle ein, ein entspannter Stil begleitet die Szenerien.

Diese Erzählweise hat mich zu einem Fan von dir gemacht, Arno, nun aber muss ich sagen: Bitte, spreng bald einmal dein Muster. Nach "Ustrinkata", "Der letzte Schnee" und "Herr Anselm" ist "Goldene Jahre" bereits das vierte Buch, das praktisch deckungsgleich funktioniert. Einzelne Figuren im Zentrum, Anekdoten werden hin- und hergeworfen, ein zielloser Einblick in das normale Alltagsleben. So weit so angenehm, für mich als regelmässiger Leser camenischer Bücher hat sich die Formel nun leider totgelaufen. Wer vor "Goldene Jahre" noch nichts vom Autor gelesen hat, der darf gerne auf vier Punkte aufrunden.
Profile Image for Conny.
616 reviews86 followers
August 31, 2020
Farructa Khaib: Der Posterboy der Schweizer Literaturszene hat es auf die Longlist des Deutschen Buchpreises geschafft! ;) Arno Camenischs neuste Erzählung «Goldene Jahre» handelt von … Nun ja, eigentlich demselben wie immer: Wir befinden uns in einem graubündnerischen Bergdorf, wo die Bewohner damit beschäftigt sind, in Erinnerungen an früher zu schwelgen. Dieses Mal sind das Margrit und Rosa-Maria. Die beiden haben mit zwanzig einen Kiosk mit Tankstelle und Leuchtreklame eröffnet; heute, 51 Jahre später, betreiben sie ihn noch immer. Seit die Umfahrung gebaut wurde, kommen natürlich nicht mehr so viele Leute vorbei, doch früher haben sie einen Bundesrat und sogar einmal einen Filmstar bewirtet. Und auch die Leute aus dem Dorf geben nach wie vor genug Gesprächsstoff her.

Die Spezialität von Camenischs Erzählungen ist die Sprache: Immer wieder streut er Ausdrücke aus der Bündner Mundart ein, was für die meisten Schweizer Ohren ganz sympathisch klingt (und wer das dementiert, sollte eine seiner Lesungen besuchen, das isch denn a farructi Sach!). Dazu schildert er natürlich ganz wunderbar das alltägliche Leben im Alpenkanton. Das lese ich zumindest sehr gerne; man kommt allerdings nicht umhin, so langsam eine Standardrezeptur dahinter zu vermuten – schon die letzten drei Veröffentlichungen funktionierten nach demselben Schema. Aufsprengen erwünscht! Trotzdem: Etwas für's Herz ist dieser schmale Band auf alle Fälle.
Profile Image for Billy.
65 reviews12 followers
July 6, 2025
Zwei Frauen, zwei Leben, ein Kiosk und ein endloser, gemächlicher Dialog, der sich durch Jahrzehnte zieht. Rosa-Maria und Margrit erzählen sich, was war, was ist, was sich verändert hat und was bleibt.

Das alles ist liebevoll gemeint, in Momenten auch berührend, wenn kleine Beobachtungen aufblitzen oder leise Melancholie durch die Sätze zieht.

Aber allzu oft wirkt das Erzählte seltsam leblos, der Erzählfluss plätschert dahin, manchmal warm und vertraut, zu oft eintönig und zäh. So entwickelt sich ein fades Dauergespräch, bei dem man sich fragt, warum es dafür ein ganzes Buch braucht.
Die Kioskreklame, die am Ende leuchtet, ist ein schönes Bild. Leider ist es auch das einzige, das wirklich im Gedächtnis bleibt.
Profile Image for JoBerlin.
359 reviews40 followers
September 20, 2020
Margrit und Rosa-Maria betreiben einen Kiosk in den Schweizer Bergen, früher gehörte noch eine Tankstelle dazu, nun ist davon nur eine Zapfsäule geblieben. Ja, die besten Zeiten, die Goldenen Jahre sind vorbei. Geändert haben sich nicht nur die Straßenführung, die schicken Schlitten, die Promis und die Rennstrecke der Tour de Suisse - das alles gab's ja nur einmal, das kommt doch nicht wieder.

Arno Camenisch lässt seine Protagonistinnen für uns den Kiosk öffnen und bereitwillig Auskunft geben …. Margrit, Rosa-Maria: Wie war das damals 1969, der summer of love, das Jahr der Mondlandung, das Jahr der Kiosköffnung? Und dann ---- wie ging es weiter, mit der Tankstelle, mit euch, mit der Schweiz, mit der Welt, mit dem Mond? Über all diese Themen und noch viel mehr reden die Damen in charmant schweizerischer Färbung. Doch, früher war alles besser, auch das Wetter, mehr Schnee, die Radrennfahrer zäher, die Männer verliebter, der Liebeskummer schmerzlicher, die Promis schöner, die Royals eleganter. Das liest sich ganz wunderbar, mit dem Gefühl, vor einem Guckkasten zu stehen oder an einer Tür zu horchen. Vieles davon könnte genauso entstanden sein, stelle ich mir vor: Ein Kiosk/Tankstelle, zwei ältliche Damen, Arno Camenisch als 5. Kunde in Reihe wartend, inspiriert zuhörend , im Geiste oder per mobile notierend, zuhause ausformulierend. Ich glaube, das hat Spaß gemacht, jedenfalls ist es ein im Ergebnis gelungenes, ja bestes Schriftstellerwerk! Und wenn wir ehrlich sind, erkennen wir uns in den Themen, im Gerede, und auch in der Belanglosigkeit – die doch so stark das Dasein beeinflussen.

Der Schriftsteller Arno Camenisch, 42, Schweizer, steht mit "Goldene Jahre" auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2020. Ich empfehle das Buch zur Lektüre an goldenen Herbsttagen – es lohnt sich!
Profile Image for Ernst.
644 reviews28 followers
June 16, 2024
Habe der letzte Schnee zuerst gelesen, hier ist das Strickmuster das gleiche, statt Winter ist es Sommer, Schauplatz ist ein Kiosk anstelle des Skilifts, die Betreiberinnen sind hier 2 Frauen, Margrit und Rosa-Maria.
Nostalgie pur, herzige Sprache.

Erster Absatz:
Auf zum Mond, sagt die Margrit und dreht den Schalter, die gelbe Leuchtreklame auf dem Dach vom Kiosk geht an. Sie tritt zur Türe vom Kiosk raus und schaut zur Leuchtreklame hoch. Eine Freude ist das, wie schön sie leuchtet, sie lächelt, da geht einem grad das Herz auf, wenn wir am Morgen die gelbe Leuchtreklame einschalten, in aller Herrgottsfrühe, wenn noch die letzten Sterne am Himmel sind. Und bald wird es hell, sagt sie und geht ein paar Schritte zur Straße und dreht sich zum Kiosk. Bereits von weitem sieht man sie, die schöne Reklame, so wissen die Leute, dass wir hier sind und offen haben, sobald das Licht auf dem Dach angeht, geht auch das Leben im Dorf an, das ist wie der Hauptschalter.
Profile Image for Michèle Ritter.
28 reviews1 follower
May 24, 2020
Swiss People reeeally need to read this! Also everyone else but this book is such amazingly written, laughts are standard and it‘s just a perfect sunday filler like it was with me!
Profile Image for DrWarthrop.
207 reviews146 followers
September 8, 2020
Es ist ein Morgen wie jeder andere für Margerit und Rosa-Maria, die einen kleinen Kiosk mit Leuchtreklame und Zapfsäule in der Schweiz betreiben. Der von den beiden liebevoll als „Raketa“ bezeichnete Laden wurde kurz nach der Mondlandung eröffnet und ist seit über 50 Jahren ihre Heimat, in der sie geliebt, gelebt und getrauert haben. Von den frühen und frohen Jahren der Kaugummiära ist zwar nicht mehr viel übrig, aber den Spaß haben die beiden noch längst nicht verloren.

Im heimeligen Gewand präsentiert Arno Camenisch eine überaus lebhafte Erzählung, die im bernsteinfarbenen Panoptikum der Zeit auf ewig zementiert bleibt. Garniert mit persönlicher Erzählessenz werden historische Kontexte im perspektivischen Winkel des Landlebens farbenfroh portraitiert und imposant ausstaffiert. Die zudem gesetzte, sublime Kritik an der schleichenden Gentrifizierung, der Landflucht und am wirtschaftlichen Niedergang des Einzelhandels zeigen ein kontrastreiches Mosaik der Moderne im Wandel des Fortschritts. Ein brillantes, charmantes und absolut fantastisches Buch, das den Lesenden schnell in den heimeligen Dunst seines nostalgischen Flairs zu hüllen vermag.
Profile Image for Franziska Nyffenegger.
213 reviews48 followers
November 7, 2020
Ein lieb gemeintes Geschenk, eine ärgerliche und zähe Lektüre. - Die ersten zwei oder drei Bücher von Camenisch habe ich gerne gelesen. Er erzählt dort in einer eigenen Sprache vom Leben im Bergdorf und den kleinen und grossen Einsichten der Einheimischen. Nun gelingt es ihm nicht diesen Ansatz weiterzuentwickeln (oder einen neuen zu finden). Alles wiederholt sich, mit jedem weiteren Buch noch ein wenig schlechter. - Ich habe mich geärgert über die Schludrigkeit des Narrativs: Wem erzählen die beiden Kioskbetreiberinnen ihre Geschichten? Mit wem reden sie und warum? Wer hört ihnen zu? Weil ich nicht glauben kann, dass zwei, die seit 50 Jahren einen Kiosk betreiben in einem kleinen Dorf im Bündnerland, so denken und sprechen. - Eine Kollegin, die sich auch geärgert hat, fand, der letzte Satz („Die Reklame auf dem Kiosk leuchtet.“) sei der beste. Sie hat Recht.
Profile Image for Mirja.
39 reviews4 followers
September 18, 2020
Neben der Tatsache, dass ich kurze Bücher deutlich lieber lese als lange (und dieses nur 100 Seiten hat), haben mich die unglaublich sympatischen Charaktere überzeugt.
Margrit und Rosa-Maria, wie sie seit 51 Jahren ihren Kiosk in den Schweizer Alpen führen, sind einfach so authentisch und witzig geschildert, aber ohne sich über sie lustig zu machen.
Als kurzweilige Lektüre für zwischendurch sehr zu empfehlen!
Profile Image for Sabine Barz.
80 reviews
December 30, 2021
Unterhaltsame Lektüre. Es geht um zwei Frauen, die seit 51 Jahren einen Kiosk mit Zapfsäule in einem Schweizer Bergdorf führen. Ich frage mich, wie man dieses Genre nennt, wo einfach lauter Gedanken assoziativ aneinander gereiht werden. Habe deshalb nach der Definition von Stream of Consciousness geguckt. Verstehe sie aber so, dass es dabei um einen Gedankenstrom einer Person aus deren Perspektive geht, also erste Person singular. Hier sind es zwei Personen, also dritte Person plural. Wie auch immer: War ein kurzes (da nur 100 Seiten) und kurzweiliges Vergnügen.
Profile Image for Christina Dongowski.
254 reviews71 followers
August 20, 2020
Das ist das erste Buch von Arno Camenisch, das ich überhaupt jemals gelesen habe. Ich hatte deswegen eigentlich gar keine Erwartungen an den Text. Außer, dass ich bisschen gespannt war, wie er mit seiner Doppel-Erzählerinnen-Instanz umgeht bzw. überhaupt mit zwei Frauen Anfang Mitte 70. Das sind für deutschsprachige Literatur ungewöhnliche Heldinnen, schon gar von einem Autoren. Daraus kann schnell so eine Art Charlie‘s Tante-Drag werden, die zwei schrägen alten Schachteln in ihrem Kiosk. Das wird es aber nicht, obwohl die Geschichte, - eigentlich hört man dem quasi zum inneren Monolog gewordenen Gespräch der zwei Kioskbetreiberinnen zu -, oft komisch ist. Margrit & Rosa-Maria erzählen von Anekdote zu Anekdote von den Veränderungen im Ort, ein Dorf im Ursprungstal des jungen Rhein, und machen gleichzeitig deutlich, was sich nicht verändert - longue durée & Ereignisgeschichte & persönliche Geschichten einiger Menschen am Ort oder aus der Gegend. Der Schwerpunkt der Erinnerungen liegt dabei vor der Jahrtausendwende: Da sind die großen Sachen für den Dorfkiosk passiert - Mondlandung, Tour de Suisse-Etappenort, Kajak-Weltmeisterschaft, die Erfindung einer bestimmten Eissorte, dazwischen eher individuelles: Ornella Muti als Kundin, der Bundespräsident als Kunde & dann noch mal als Pensionär im Seitenwagen seiner Frau, tragische & komische Liebesgeschichten der Dorfbewohner. Beiläufig eingebaute konkrete Details wie Hits, wechselnde Mode, veränderte Preise für Eis & andere Süßis etc. markieren den Erzählraum von 51 Jahren & den ziemlich weiten Horizont, den die beiden von ihrem Kiosk aus haben. Sie sind kein bisschen beschränkt, besonders nicht, was das Zwischenmenschliche angeht. (Sehr gefallen hat mir, wie der Text die Crushes der beiden auf Buzz Aldrin & div. Sportler darstellt.) Gleichzeitig bleiben die beiden distanziert zum Geschehen, wie Astronautinnen / Raumfahrerinnen (ein Bild, das sie selbst benutzen), die das Treiben der Erdlinge interessiert, aber doch aus der Erntfernung beobachten, obwohl sie stark in die Dorfgemeinschaft eingebunden sind. Diese Zugehörigkeit wird immer bei Naturkatastrophen bzw. außergewöhnlichen Naturereignissen deutlich, wenn sich alle untereinander helfen - Eingeschneit sein, Sturmschäden, Lawinen, Überschwemmung. Naturereignisse und ihr Katastrophisch werden sind der andere Ereignisstrang der Erzählung: Die Klimaerwärmung verändert das Tal stärker als die „historischen“ Ereignisse, außer vielleicht der Bau der Umgehungsstraße: der Schnee, der im Winter in den Lagen unter 1.200 Meter nicht mehr vom Himmel fällt, stattdessen regnet es; der Rhein, der zu wenig Wasser führt, weil auch in den Höhenlagen zu wenig Schnee liegt, der im Frühling nicht mehr wegtaut; die Seen, die nicht mehr richtig zufrieren; das Auftauen der Berge mit der Gefahr von Murren, die das ganze Dorf zerstören können. Margrit & Rosa-Maria registrieren das, aber auch das distanziert. Sie benutzen das Wort „Katastrofa“, aber als etwas, das man eben so akzeptieren muss, wie man den Tod mancher Dorfbewohner eben hinnehmen muss. Das Leben geht weiter & sie selbst machen auch weiter & passen das Angebot des Kiosk an die jeweilige Gegenwart an. Camenisch läßt die beiden in einem Deutsch sprechen, das (gerade für deutsche Leserinnen) authentisch Dorf-graubündisch-schweizerisch klingt, inkl. der Einsprengsel aus Grissun-Italienisch & räto-romanisch - aber das ist natürlich eine Kunstsprache, sonst könnten deutsche Leserinnen den Text gar nicht verstehen. Dass einem das als Leserin meist nicht auffällt, ist eine Leistung des Autors. Hier tümelt nix, es wird nix archaisiert, sondern gerade die Gegenwärtigkeit des Kiosks & des Dorfes herausgearbeitet. Das ist keine isolierte Tasche in der Zeit, während „draußen“ die Geschichte voranschreitet. Das ist vielleicht das Interessanteste an „Goldene Jahre“: wie der Text es schafft, das Vergehen von Zeit und die individuelle sowie gesellschaftliche Wahrnehmung dieses Vergehens nicht nur zu thematisieren, sondern die Leserin selbst auf die Zeitebene der beiden Erzählerinnen zu bringen. Ich habe das wirklich gerne gelesen.
This entire review has been hidden because of spoilers.
Profile Image for miss.mesmerized mesmerized.
1,405 reviews42 followers
September 11, 2020
Vor 51 Jahren haben sie ihren Kiosk eröffnet und noch immer leuchtet die Reklame auf 800 Meter Höhe über dem Tal. Rosa-Maria und Margrit erzählen von ihrer bewegten Zeit, die mit der Mondladung begann und sie zu einer festen Größe im Dorfalltag werden ließ. Jeden Morgen schalteten sie die Reklame ein, putzen die Scheiben und holen die Zeitungen; immer derselbe Ablauf, der sich den beiden Damen eingebrannt hat. Winters wie Sommers sind sie der zentrale Anlaufpunkt, an dem alles kulminiert und sowohl die Versorgung mit Gütern wie auch mit Informationen stets gesichert ist.

„Wir sind da ein bisschen wie die Zentrale im Dorf, die Leute tragen uns die Informationen zu, da steht man schon in der Verantwortung, die Daten auch mit der nötigen Sorgfalt zu behandeln, das ist nämlich brisant, stell dir vor, wir würden herumerzählen, was der liebe Herr Pfarrer hier jeden Freitag kauft, das wäre ein Scandal für den Boulevard, aber was für ein Scandal das denn wäre, stell dir vor. Da sind wir dezent (...)“

Es ist herrlichen erfrischend, den beiden ungezwungenen Protagonistinnen bei ihren Erinnerungen zu folgen. Natürlich haben sie allerlei über die Bewohner des Örtchens zu berichten, denn dezent sind sie nun wahrlich nicht – die Fremdgeher, die Lotteriegewinner, der, der immer alles verpasste und erst der Pfarrer – genauso haben sie aber auch jede Menge Prominenz gesehen: Ornella Muti, Roger Moore, Eddy Merckx. Alles notieren sie in ihren Heften, damit nichts vergessen geht, eine ganz eigene Graubündner Chronik.

Inhaltlich irgendwo zwischen Dorfklatsch und lokaler Weltgeschichte besticht der Roman vor allem durch den lässigen Plauderton, der durchaus mal ironisch wird und so lebendig ist, dass man sich Rosa-Maria und Margrit bildlich vorstellen kann. Dass dies mit einer Nominierung auf der Longlist des diesjährigen Deutschen Buchpreises honoriert wird, geht für mich mehr als in Ordnung, eine frische Stimme voller beschwingter Leichtigkeit, der man gerne folgt.

Aber der Text ist nicht nur oberflächlich humorvoll, die Veränderungen des ländlichen Raums werden auch deutlich. War einst die Tankstelle der zentrale Treffpunkt, hält nun allein schon die Umgehungsstraße die Menschen fern. Die alte Zeit ist nicht mehr, nur die beiden Damen und ihr Kiosk halten tapfer die Stellung, bis irgendwann jedoch auch ihr Raumschiff endgültig schließt und die Reise zu Ende ist – wie so vieles auf den Dörfern mit den Bewohnern auszusterben droht.

Vielleicht nicht der heißeste Anwärter auf den Buchpreis Titel, für mich aber zweifelsohne ein Lesehighlight, das ich auf jeden Fall nur weiterempfehlen kann.
Profile Image for Wandaviolett.
467 reviews68 followers
November 13, 2020
Kiosk mit Zapfsäule

Kurzmeinung: Ist eigentlich süß - aber ein bisschen anstrengen muss man sich schon beim Lesen.


Dieses sehr schmale Romänchen, gerade mal 100 Seiten lang, besteht aus einem einzigen langen Dialog, den die Damen Rosa-Maria und Margrit anläßlich des 51 Jahrestages des Bestehens ihres Kioskes, miteinander führen.

Von den Damen selbst erfahren wir nicht viel, Rosa Maria ruckelt an ihrer Brille mit Goldrand und Margrit richtet ihre Frisur, wahrscheinlich mit Dreiwettertaft gehalten, jedoch weht ein starker Frühlingswind.

Die Damen haben mit ihrem kleinen Geschäft, irgendwo in der Schweiz gelegen, oberhalb des Rheintals, zwischen Chur und Ilanz, allen Unbilden der Zeit getrotzt und ihr Lädchen mit Zapfsäule am Leben erhalten können. Sie haben modernisiert, wenn es notwendig war und am Alten festgehalten, wenn es möglich war. Allmählich setzt zwar der Niedergang ein, weil eine Umgehungsstraße sie der Laufkundschaft beraubt, aber sie lassen sich nicht unterkriegen und werden gleich ihren Zitronenkuchen mampfen.

Die Damen lassen mit unverwüstlichem Optimismus Revue passieren, was sie erlebt haben. Großartige Sportereignisse fanden statt und Sportler und Fans haben bei ihnen eingekauft. Prominenz war da. Aber auch die Leute aus dem Ort. Über 50 Jahre hin, nein 51 berichtigen sie sich gegenseitig immer wieder, haben sie die Leuts beobachten und studieren können. Dem Pfarrer haben sie Sexheftle in die Tageszeitung eingehüllt gereicht und Liebespaar sich finden und wieder auseinandergehen sehen, na, und halt alles, was es so gibt an Leben und Leid ging an ihrem Kiosk vorbei. Sie haben sich nicht vom Fleck bewegt und dennoch alles erlebt, was es zu erleben gibt, von den kleinen bis zu den großen, weltbewegenden schönen und bösen Erlebnisssen.

Als Leser geht man vergnüglich mit auf die Reise durch die Erinnerungen der alten Damen. Nur schade halt, dass man von ihnen selber kaum was erfährt, so ein paar Andeutungen machen nämlich ganz schön neugierig, sie müssen heiße Feger gewesen sein. Aber obwohl die Damen alles über die Anwohner der hiesigen Ortschaften wissen und einige Geheimnisse der Prominenz von ihnen erzählt bekommen oder erraten haben, lassen sie sich selber nicht in die Karten schauen.

Fazit: Recht vergnügliches kleines Büchlein, das zeigt, dass man mit recht Wenigem, gezielt eingesetzt, Großes erreichen kann, was sowohl für den Roman wie auch für das Leben gilt.


Kateogorie: Belletristik
Auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2020
Verlag: Engeler, 2020
Profile Image for Miriam.
308 reviews4 followers
September 19, 2020
Das Buch wurde mir gratis von Netgalley zur Verfügung gestellt.

Das Buch hat definitiv seinen eigenen Charme. Die beiden Protagonistinnen und Erzählerinnen sind sympathisch, weil sie einerseits so 'normal' sind, andererseits sehr wertschätzend und wohlwollend den anderen Menschen gegenüber. Sie erzählen fast ohne Punkt und Komma von ihren Erfahrungen an ihrer Tankstelle und ihrem Kiosk in den letzten fünfzig, nein einundfünfzig Jahren. Dabei erwähnen sie so einige Menschen aus dem Tal, in dem sie leben, auch Besucher*innen und immer sind sie dabei ohne abwertende Urteile. Sie nehmen die Menschen wie sie sind.
Die Erzählweise ist ein bisschen ermüdende für mich gewesen auf die Dauer, auch fehlte mir ein bisschen die Action, der Spannungsbogen. Es ist wie eine Momentaufnahme, eine Dokumentation über diese beiden Frauen. Daher ist es meiner Meinung nach auch gut, dass das Buch nicht so lang ist, denn nach einiger Zeit wird man fast ein bisschen eingelullt von der Erzählweise, man meint fast die Frauen zu hören (wobei es vielleicht etwas schwer ist, den Schweizer Akzent im Ohr zu haben) und sie zu beobachten. Für die Zeit, die das Buch dauert, ist es interessant, aber es hallt auch bei mir nicht allzu sehr nach.
Ein gutes, kleines Büchlein. Ungewöhnlich erzählt.
Profile Image for Inge H..
444 reviews7 followers
September 13, 2020
Graubündner Geschichte
Der Schriftsteller Arno Camenisch ist ein Graubündner und dort spielen auch seine Romane.
Sein Roman „Goldene Jahre“ fängt 1969 an.
Es ist die erste Mondlandung und gleichzeitig eröffnen Margrit und Rose-Marie ihren Kiosk.
Er ist ein wichtiger Ort für die Bevölkerung. Die beiden Frauen kennen jeden ihrer Kunden. Sie schreiben alles wichtige auf, so das es eine Graubündner Chronik wird. Die Dialoge und Erinnerungen geben dem Roman den Esprit.
Der Autor ist jeden Tag auf dem Schulweg an ihm vorbei gekommen.
Aber im Laufe der Zeit geht es wie überall. Es gibt die großen Läden, die Kioske werden leider nicht mehr so gebraucht.
Arno Camenisch hat die Stimmung der 50 Jahre besonders gut einfließen lassen.
Der Roman besticht mit seinem Sprachwitz.
Er ist zu empfehlen.
Profile Image for Mola.
199 reviews
June 24, 2020
Arno Camenisch halt. Irgendwie hätte ich mir mehr erhofft... Ewig kann er das ja nicht so durchziehen, ohne gross was zu ändern. Oder?
Auch waren die Charaktere etwas zu platt... Das sind zwei Frauen, die den ganzen Tag miteinander reden und doch erfährt man irgendwie nichts über sie. Hat sich der Autor hier nicht getraut tiefer zu gehen?
Profile Image for Daniela.
132 reviews7 followers
March 6, 2024
Avevo letto pareri entusiasti e mi ero fidata: non è stata una buona idea. Due simpatiche sorelle anzianotte ciacolano a ruota libera (complimenti alla traduttrice per il tentativo di resa del linguaggio tra il popolare e l'ingenuo) per 128 pagine. Un po' di malinconia, una velata ironia e tanta, ma tanta noia. Una novella da massimo 20 pagine forse era il formato adatto.
Profile Image for flaminia.
452 reviews129 followers
August 7, 2024
carino ma deludente - mi aspettavo di più. le protagoniste sono adorabili ma già alla decima pagina hanno detto tutto quello che dovevano dire.
c'è da dire però che è un libro perfetto se, come me, si sta leggendo schegge di easton ellis e ci si vuole prendere una pausa da tutto quel sex and drugs and rock 'nd roll.
Profile Image for Sara Di Iorio .
36 reviews
July 28, 2024
Due amiche, un chiosco. 50 anni, no 51, insieme, mentre la valle attorno a loro cambia, la neve smette di cadere, qualcuno vince alla lotteria, coppie divorziato e le celebrità vengono da loro a fare benzina. È il libro per chi si accorge che il tempo passa e tutto cambia con grande sconforto. No, la vita scorre e succedono cose, i paesaggi cambiano e non si torna indietro, ma è questo il bello e basta avere accanto l'amica di sempre per capirlo. Mi sono commossa.
This entire review has been hidden because of spoilers.
Profile Image for Linda.
605 reviews
May 10, 2021
If you speak German, this is a must read!
40 reviews
January 11, 2022
Im Plauderton ein (zwei) ganze Leben abgehandelt und ein Jahrhundert dazu - Chapeau, Herr Camenisch
Profile Image for Jos.
184 reviews
February 6, 2022
Es macht einfach Spaß, Camenisch großer Welt im Kleinen zuzuhören!
Profile Image for Frabe.
1,196 reviews56 followers
May 21, 2024
C'è della poesia, ma pure della noia... che alla lunga prevale.
Profile Image for giduso.
342 reviews26 followers
April 27, 2025
Le anziane proprietarie di una bottega con pompa di benzina, su una strada delle Alpi svizzere, ripercorrono vicende vissute e personaggi incontrati negli anni di attivitá. Breve libro scorrevole.
Displaying 1 - 30 of 31 reviews

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