Deutschland in der nahen Zukunft. Die Küsten sind überschwemmt, weite Teile des Landes sind entvölkert, und die Natur erobert sich verlassene Ortschaften zurück. Berlin ist nur noch eine Kulisse für Touristen. Regierungssitz ist Frankfurt, das mit dem gesamten Rhein-Main-Gebiet zu einer einzigen Megacity verschmolzen ist. Dort, wo es eine Infrastruktur gibt, funktioniert sie einwandfrei. Nahezu das gesamte Leben wird von Algorithmen gesteuert. Allen geht es gut – solange sie keine Fragen stellen.
Liina, Rechercheurin bei einem der letzten nichtstaatlichen Nachrichtenportale, wird in die Uckermark geschickt, um eine, wie sie glaubt, völlig banale Meldung zu überprüfen. Dabei sollte sie eigentlich eine brisante Story übernehmen. Während sie widerwillig ihren Job macht, hat ihr Chef einen höchst merkwürdigen Unfall, der ihn fast das Leben kostet, und eine Kollegin wird ermordet. Beide haben an der Story gearbeitet, die Liina versprochen war. Anfangs glaubt sie, es ginge darum, ein Projekt des Gesundheitsministeriums zu vertuschen, aber dann stößt sie auf die schaurige Wahrheit: Jemand, der ihr sehr nahesteht, hat die Macht, über Leben und Tod fast aller Menschen im Land zu entscheiden. Und diese Macht gerät nun außer Kontrolle ...
Erst ihr Chef und Liebhaber Yassin, dann auch noch Kaya, eine weitere investigative Journalistin. Liina und Özlem wird schmerzlich bewusst, dass irgendetwas nicht stimmt. Sie arbeiten in einer geheimen Agentur, die sich der Wahrheit verpflichtet hat und das veröffentlicht, was die Staatspresse versucht zu verheimlichen. Wie den seltsamen Tod einer Frau in der Uckermark, die scheinbar von einem wilden Tier zu Tode gebissen wurde. Doch vor Ort wollen die spärlichen Informationen, die sie zusammentragen können, einfach kein stimmiges Bild ergeben. Es muss mehr dahinterstecken. Für Liina wird der Stress lebensbedrohlich, denn ihre Herzschwäche verträgt Unregelmäßigkeiten nicht gut und gerade sie muss besonders aufpassen, denn in ihrem Körper schlägt ein ganz besonderes Organ, von dem ebenfalls wiederum niemand etwas wissen darf.
Zoë Becks neuester Roman verbindet unterschiedlichste aktuelle Themen der letzten Jahre: die zunehmende Technologisierung, die eine totale Überwachung der Bevölkerung ermöglichen könnte; ein Staat, der die Presse und Informationsveröffentlichung kontrolliert, um so die Bürger in Schach zu halten; ein Gesundheitsglaube, der alles, was nicht der optimierten Norm entspricht, versucht auszusortieren; die Folgen des Klimawandels, die weite Teile der Küstengebiete unbewohnbar machen; medizinische Forschung, die die Grenzen des ethisch vertretbaren immer weiter ausreizen. Im Zentrum eine rebellische junge Frau, die ihr Leben riskiert, um der Wahrheit auf den Grund zu gehen und die all jene Ideale vertritt, die man mit Gruppierungen wie Anonymus oder Extinction Rebellion in Verbindung bringt.
Die lange Aufzählung lässt bereits erahnen, dass das alles zu viel ist für einen Thriller, der nicht einmal 300 Seiten hat. Die dystopische Anlage des Staates bleibt für mein Empfinden zu diffus, um zu überzeugen. Es gibt nur noch Megacities, deren Entstehung sich nicht wirklich erklärt, auch ist nicht ganz klar, wo die Grenzen des Staates verlaufen, was drumherum ist, wo Konstrukte wie die EU geblieben sind oder weshalb sie verschwanden. Ist dieser nebulöse Staat mit seiner Totalüberwachung und Pressekontrolle das böse Feindbild oder ist dies doch eher die medizinische Forschung? Angedeutet werden Massen- und Grippepandemien, aber sie bleiben zu nebensächlich, genauso wie die Gruppe der „Parallelen“, die sich rebellisch der verordneten Lebensweise entziehen.
Die Protagonistin Liina ist durchaus interessant angelegt, steckt sie ganz persönlich in dem Konflikt rund um die medizinische Versorgung, hat einerseits davon profitiert, wird aber auch zu deren Opfer. Sie genauso wie ihre Kollegen der geheimen Journalisten können mich jedoch nicht wirklich für sich gewinnen, sie sind mir zu schemenhaft und oberflächlich gezeichnet, um authentisch und überzeugend zu wirken.
Es entsteht zwar so etwas wie Spannung, aber ich hatte mehr den Eindruck wie ein blindes Huhn mal in diese, mal in jene Richtung zu rennen, nichts wirklich zu erkennen und plötzlich vor einem großen Verschwörungsfinale zu stehen. Das Grundgerüst der Handlung hätte mehr hergegeben, so hat es auf mich wie eine etwas lieblose Aneinanderreihung von zu vielen Themen gewirkt, die einfach nicht zu einer unterhaltsamen, spannenden Geschichte verschmelzen wollen.
Spannend, gut recherchiert, zum Nachdenken anregend...!
Zoe Beck skizziert hier ein postapokalyptisches Deutschland, in dem die Menschen, gesteuert von Gesundheitsapps, fremdbestimmt leben müssen.
Ein kontroverser Zukunftsroman zum Mitfiebern und Nachdenken....gut ausgearbeitete Handlungsstränge, ein realistischer Plot und sympathische Charaktere.....rundum gelungen!
3,5 Knapper Stil im Präsenz, nur aus der Perspektive einer Person erzählt. Infos über die Zukunftswelt bekommt man nur über die Perspektiv-Figur Liina. Die arbeitet als Rechercheurin für den letzten freien Nachrichtendienst. Ein rästelhafter Todesfall in der Uckermarck steht am Anfang. Am Ende geht es um das digitale Gesundheitssystem KOS, das dafür sorgt, dass alle gesund sind, so dass sich niemand für die Kosten interessiert. Und die meisten Menschen in dem Deutschland der Zukunft geht es gut und sie fühlen sich wohl, den Umständen entsprechend, denn Pandemien und der Klimawandel haben das Land verändert. Aber die Menschen haben sich arrangiert und man stellt die Regierungsbenachrichtigungen in Frage. Außer die "Gallus-Agentur", die Fakten-Check macht. Und deren Mitarbeiter*innen leben gefährlich, aber warum, das fragte sich auch Liina die von Özlem ihrer Chefin, weiter auf die Sache angesetzt wird. Und Liina profitiert von KOS und ist mit der Gesundheitsministerin befreundet gewesen. Der Zukunftsthriller geht teilweise unter die Haut, auch weil der Schauplatz der Zukunft auch der Körper ist. Er lässt auch viel Spielraum für eigene Gedanken, das ist das Gute bei all der Spannung. Männer sind in der Minderheit, was mich als Leser gar nicht irritiert hat. Die Welt kam mir jedenfalls vor, als gäbe es in Zentraleuropa chinesische Verhlätnisse. Ja, es werden in diesen Roman viele Gegenwartsthemen - und problematiken eingearbeitet, und Beck zeigt eine große Sensibilität dafür. Das Ende ist nicht ganz so gut gelungen für einen Thriller. Aber dennoch kann ich den Roman empfehlen.
No sākuma es dusmojos uz tulkotāju, nu nekādi neticēju, ka tā pati autore var uzrakstīt. Vārds 'viedierīce' ir šīs grāmatas šausmas, es domāju, ka šis romāns uzvarētu sacensībās (ja tādas būtu) kā rakstu darbs, kur šis vārds ir visbiežāk lietots. Tik daudz nepaskaidrotu domu, tik daudz neprecīzu terminu (te sāku domāt, ka autore tomēr pati nav lūgusi kāda programmētāja vai zinoša cilvēka konsultāciju par terminiem, par programmēšanu, par to kā strādā aplikācijas utt.). Iespējams šeit varēja būt liels un interesants romāns, be sanāca romāns, kur ir daudz neizvērstu ideju. Kā šis romāns varēja būt kriminālliteratūras romāns Nr. 1 /2020????? Varbūt vērtētāji ir tik tālu no loģikas, tehniskās pasaules.... es nezinu kā būtu, ja būtu gaisīga filozofiski piesātināta būtne... varbūt tad man ar tas liktos kā tehnoloģisks->brīnumains-> spriedzes pilns-> nākonti paredzošs romāns. Tad kāpēc divas zvaigznes? Nu par to, ka es pati nevienu romānu uzrakstījusi neesmu un es viņu izlasīju, vienalga kāda bija motivācija.
Deutschland in der Zukunft: die Bevölkerung ist durch Pandemien und den Klimawandel stark ausgedünnt, das Landleben fast vollständig verschwunden, es existieren noch einige Städte als Ballungsräume. Die Hauptstadt ist mittlerweile Frankfurt am Main. Liina arbeitet als Journalistin bei einer der letzten nichtstaatlichen Nachrichtenagenturen. Obwohl ihr Chef an einer großen Story dran ist, schickt er sie zu einem vermeintlich unnötigen Fall in die Uckermark. Als sie von dem Auftrag zurückkehrt, liegt ihr Vorgesetzter schwer verletzt im Krankenhaus - und Liina beginnt zu ermitteln...
Zoë Beck hat mit "Paradise City" einen wirklich guten dystopischen Thriller geschrieben, der sich mit den verschiedensten Problemen auseinander setzt. Klimawandel, das Gesundheitssystem, die verstaatlichung der Nachrichten - alles hat sie in dieses doch recht schmale Buch hineingepackt. Dabei hat sie mich vor allem mit ihrem nüchternen und distanzierten Schreibstil sowie ihrer wirklich tollen Grundidee zum Thriller überzeugt.
Liina war für mich eine angenehme Protagonistin, es war leicht, ihr zu folgen und mit ihr mitzufiebern. Ihr widerfahren wirklich schlimme Dinge, trotzdem geht sie damit souverän um und lässt sich von ihrem Ziel nicht abbringen. Auch die Idee einer Journalistin als Protagonistin in einem Thriller hat mir gefallen.
Es fällt mir ehrlich gesagt etwas schwer zu sagen, was ich an der Geschichte alles besonders und cool fand, denn dann würde ich zu viel vorweg nehmen. Nur so viel: das Gesundheitssystem spielt eine große Rolle und das ist super, super gruselig.
Zu bemängeln habe ich aber die Kürze des Thrillers. Ich mag es, wenn Bücher nicht künstlich in die Länge gezogen werden, hier fand ich die dystopischen Elemente und die Zukunftsvision der Autorin aber zu gut, als dass man sie so kurz halten sollte. Ich hätte mir mehr Tiefe gewünscht, mehr Einblicke in das Deutschland dieser Zukunft.
Da mich der Thriller trotzdem sehr fesseln konnte und ich das Buch kaum weglegen konnte, vergebe ich 4 / 5 ⭐. Wer wie ich auf Spannung aus der Zukunft steht, die trotzdem sehr realistisch gehalten ist, sollte sich Zoë Becks "Paradise City" definitiv nicht entgehen lassen!
Leidlich spannender Thriller vor dystopischem Hintergrund, der in weiten Teilen aber nur Kulisse bleibt. Die im Klappentext recht breitgetretenen Folgen der Klimaerwärmung etwa kommen nur sporadisch und aus szenischen Zwecken vor. Im Kern der Geschichte steht ein durch Algorithmen gesteuertes Gesundheitssystem, das dem Mensch zwar ein gutes Leben ermöglicht, dafür aber einer ständigen Überwachung unterwirft. Im Prinzip nicht uninteressant, aber auch nicht gerade originell. Marc-Uwe Klings "QualityLand" und vor allem Juli Zehs (deutlich anspruchsvolleres) "Corpus Delicti" lassen überdeutlich grüßen, und selbst der mehr als 70 Jahre alte SF-Klassiker "The Humanoids" von Jack Williamson thematisiert die Verhätschelung des Menschen mit gleichzeitiger Entmündigung schon. Klar, auch in der Science Fiction kann man das Rad nicht immer neu erfinden, aber hier gab es mir insgesamt einfach zu wenig Neues. Liest sich recht gut runter, mehr aber eben auch nicht.
Helt ok. Tema hevet boka fra 2-3 stjerner. Forfatteren kunne fått mye mer ut av konseptet. Historien fislet stille ut, til tross for mord og en liten twist på slutten. Jeg er ikke lett å please for tiden..
Starp 3 un 4, bet parasti esmu jauka un lieku augstāko. Nebrīnos, ka šī grāmata iznākot ieguva popularitāti - 2020.gadā tā bija īstajā vietā un laikā, jo nākotnes ainas par valdības iejaukšanos un kontroli jautājumos par indivīdu veselību urdīja cilvēku prātus šķiet kā vēl nekad. Pārdomas par to, cik katram ir tiesības izvēlēties un kur šo izvēli drīkst ierobežot visu citu labā un pat privātuma iespējamību mūsdienu datu laikmetā ir svarīga tēma pat bez pandēmijas fona. Detektīva intriga diez vai bija tas svarīgākais šajā nākotnes Vācijas vīzijā, tā bija nosacīti tipiska romānam, kas nodarbojas ar valdības sazvērestību jebkurā laika periodā. Kaut kā nenosakāmā pietrūka, lai man šis būtu kaut kas vairāk par vienu no daudzām grāmatām - taču palasot citu atsauksmes, nepiekritīšu, ka tas ir ļoti slikts tulkojums, nekādas uzkrītošas kļūmes valodas formās īsti virsū nekrita (var jau būt, ka bija, jo lasu ātri un neuzmanīgi, bet ļoti sliktos tulkojumos to pamanu pat es).
Iekritu uz apraksta "vīzija par veselības diktatūras režīmu" - tomēr saņēmu ļoti vāju, virspusēju distopijas atblāzmu; Arī solīto "vācu kriminālliteratūras gada balvas 1. vietu" nesaskatīju vājās spriedzes dēļ. Vācieši un viņu nepagurstošā cīņa par rases tīrību gan lika iesmaidīt 😏
An vielen Stellen zu simpel und an anderen unnötig verkopft. Das erste Mal bei mir Interesse wecken konnte das Buch, nach seinem langen ersten Akt, bei seinem Midpoint, aber der Moment hielt sich nicht lange. Die Dramaturgie stolpert vor sich hin. Eine nicht stringente Sprache und sehr banale Charaktere rahmen die Leseerfahrung passend ein. Das Buch leidet leider außerdem sehr unter den üblichen Schwächen seiner ausgewählten Genres. Die realitätsnahe Dystopie ist zwar zunächst aufregend, erinnert jedoch sehr an die “was wäre, wenn..?-Fragestellung, die dann die Geschichte zum Biegen und Brechen in einen vermeintlich passenden kausalen Kontext presst, damit das erdachte Szenario in sich irgendwie schlüssig bleibt.
Und die Krimi-Passagen versickern komplett in einem viel zu kurz geratenen dritten Akt. Langes World-building, nur um sich dann durch einen Bruchteil von aufgemachten Themen zu hetzen. Am Ende gibt’s schließlich die 10 Seiten, wo à la Justus Jonas alles flott und nicht allzu elegant zusammengeführt wird.
Nach Brixton Hill also mein zweites Buch von Zoe Beck und auch hier gelingt es ihr gut die Spannung hoch zu halten, so dass man immer wissen will, wie denn das nun weiter geht.
Worum geht es? In einer nicht all zu fernen Zukunft ist Deutschland aufgrund des Klimawandels stark verändert, viele ehemalige Küsten sind überflutet, kaum jemand lebt noch auf dem Land, auf dem Pandemien stärker gewütet haben, als in den MegaCity's mit ihrer guten medizinischen Versorgung. Die Medien sind tatsächlich ziemlich gleich geschaltet und so gibt es ein paar wenige wie Liina die Hauptfigur die noch Fragen stellen und dadurch auch einmal ins Kreuzfeuer der Mächtigen geraten können. Bei einer Routineuntersuchung eines Tierangriffs auf eine Frau kommt sie dann auch so langsam dahinter, dass hier noch ganz andere Dinge am laufen sind.
Wie ist es? Die Welt wird gut beschrieben, so dass man sich diese gut vorstellen kann. Die Hauptcharaktere und deren Verbindungen zueinander werden immer wieder durch Kapitel die komplette Rückblenden sind näher beleuchtet. Insgesamt funktioniert das recht gut und man hat die handelnden Personen vor Augen. Die Spannung der Geschichte bleibt immer hoch, auch ohne das hier alle 3 Meter jemand blutrünstig zerlegt wird. Am Ende gibt es die eine oder andere Ungereimtheit, was ja bei dystopischen Romanen und Thrillern auch keine Seltenheit ist, aber diese halten sich doch soweit in Grenzen, dass sie einem den Lesespaß nicht versauen.
Eine Lieblingsstelle habe ich diesmal nicht, es gab irgendwie nie den Punkt, der absolut hängen geblieben ist oder es würde zu viel spoilern, also heute mal ohne.
Viele schöne Ideen, sehr gut zu lesen, für eine konsequentere Ausarbeitung hätte der Roman ruhig länger werden dürfen. (Nur drei Sterne, weil ich weiß, wie gut Zoë Beck sein kann.) Eine der Ideen der Handlung im Deutschland der näheren Zukunft war zum Beispiel eine Gesundheitssoftware, die per implantiertem Chip Lebensbedrohungen verhindert – und eigentlich fast durchgehend positiv geschildert wird: Das Kippen in das Risiko, dass diese Software mit ihrem Auftrag zur Lebensrettung andere Interessen des Menschen überstimmen könnte, hätte ich mir erzähltechnisch besser gewünscht. Auch die Idee der "Parallelen", die sich um die Menschengruppen kümmern, die in der Gesundheits-optimierten Gesellschaft keinen Platz haben, hätte mit mehr Zeit und Platz besser ein- und ausgearbeitet werden können.
Zoë Beck bleibt bei “Paradise City” dem treu, was sie mit “Die Lieferantin” begonnen hat: Moderne Thriller, die in den Megacities der Zukunft spielen (dort London, hier Frankfurt/Main) und sich bisher noch nicht erfundener (oder genutzter) Technik bedienen.
Sie skizziert ein Deutschland, das an die aktuelle politische wie gesellschaftliche Situation Chinas angelehnt scheint. Kameras im öffentlichen Raum, eine Gesundheits-App, ein Staat der über Wohnungsvergaben entscheidet, ein zweifelhaftes Belohnungssystem für “erwünschtes Verhalten” und ein gewisses “Aussortieren” von anders lebenden, anders denkenden sowie weniger fitten und gesunden Individuen.
Hinzu kommt eine staatlich gesteuerte Medienlandschaft, “Fakten” die nicht mehr das sind was wir und aktuell noch darunter vorstellen und eine gedankliche wie genetische “Gleichmachung” der Einwohner.
Gruselig, aber technisch gar nicht so weit von unseren heutigen Machbarkeiten und Forschungen entfernt, wie man teilweise erahnen kann.
Protagonistin Liina steht dem System skeptisch gegenüber, besonders den gesteuerten Medien und der staatlichen Überwachung. Sie arbeitet als eine der wenigen verblieben investigativen Journalisten. Als von ihnen angegriffen werden, gehen ein paar der Kollegen der Sache auf den Grund und fördern Geheimnisse zutage…
Der Thriller ist durchwegs spannend und hat gelungene verstörende Elemente, zeigt keine sehr rosige Zukunft. Durch gelegentliche Rückblicke in Liinas Vergangenheit wird der Lesefluss aber etwa unterbrochen. Wie bei “Die Lieferantin” bleiben auch hier am Ende ein paar Details offen. Wer ist stärker? Können die Journalisten mit ihren Entdeckungen etwas bewirken? Oder haben sie zu viel Angst vor den Mächtigen und müssen sich selbst retten?
Leider weiß ich bis jetzt noch nicht, warum der Roman Paradise City heißt und kann mir keinen Reim darauf machen. Ist Frankfurt damit gemeint? Dafür kommt die Stadt aber gar nicht so viel vor. Bestimmt ist es eine Anspielung auf irgendetwas.
Es ist Climate Fiction: Die Zukunft, in der dieser Roman spielt, ist vom Klimawandel betroffen. Das Geniale dieses Buches sind die Ideen, wie sich diese Zukunft (allerdings spezifisch von Deutschland) ausgemalt wurde, und, was richtigerweise in Rezensionen hier auf Goodreads und in den Feuilletons angemerkt worden ist, dass diese Zukunft weder u- noch dystopisch, sondern beides zugleich ist und sich deswegen so real anfühlt. "Es war nicht alles schlecht" wird hier zu einem "Es wird nicht alles schlecht" und fängt so wirklich sehr sehr gut ein, dass sich Geschichte eben nicht anhand eines moralischen Kompasses entwickelt. So kann es disparate Entwicklungen geben. Die Gesellschaft, die hier beschrieben wird, ist in vielerlei Hinsicht divers und emanzipative Vorstellungen haben sich teilweise durchgesetzt. Hat das direkt was mit dem Problem des Klimawandels zu tun? Nein, denn diesen gibt es trotzdem, bzw. besser gesagt: es gibt viele Dinge gleichzeitig, wie auch in unserer Wirklichkeit 100 Jahre früher. Was es auch gibt (und das wusste die Autorin schon vor Corona!!): Immer mal wieder Pandemien. Es gibt eine Gesundheitsapp - aber auch eine sich langsam entwickelnde Gesundheitsdiktatur. Diese ist nicht total - gerade das erklärt ja auch den fehlenden Widerstand. Bei so einer nichttotalitären, trotzdem schlimmen Diktatur denkt man vielleicht an die DDR oder in Bezug auf die Gesundheitsapp an die jetzige Volksrepublik China. Wo man auch an China jetzt schon denken könnte, und was aber auch demographisch für Deutschland ein mögliches Szenario ist: Die Entwicklung von Megacities wie "Ruhr City" oder die neue Hauptstadt Deutschlands, Frankfurt. Das Zukunftsszenario, dass es in den ländlichen Gebieten "Parallelen" geben würde, die sich aus dieser Gesellschaft zurückziehen, halte ich nicht für so wahrscheinlich. Vielleicht liegt dies aber auch daran, dass Beck relativ vage lässt, auf welche Ideologie - oder gar eine neue Form christlicher Religion, das klingt zumindest an - sich diese Menschen berufen würden. Dass diese Parallelen christliche Anklänge haben könnten, hat vor allem mit dem Thema zu tun, dass das ganze Buch bestimmt:
Es ist das Thema der Organtransplantation, der Züchtung von Organen und den ethischen Problemen, die eine rasche medizinische Entwicklung mit sich bringen könnte - nämlich letztendlich sogar eine Form von Euthanasie, in der Menschen mit Behinderungen aufgrund von Fehlentwicklungen schlechter behandelt und Schwangerschaften ohne freie Entscheidung der Person, die schwanger ist, abgebrochen werden könnten. Es wird gut plausibilisiert, wie das die Mehrheit für eine bessere Versorgung hinnimmt und wie schwierig individuelle Positionierung darin ist. Dies wird kombiniert mit dem Fehlen einer echten, tiefen moralischen Debatte. Wo finden heutzutage solche Debatten statt? Längst nicht mehr in den Kirchen, sondern in den Zeitungen bzw. Medien, und genau die sind in Becks Zukunftsszenario staatlich gesteuert, sodass eine Debatte gar nicht stattfindet.
Bis auf das Medium, für das die Protagonistin arbeitet. Und hier kommen wir zu der einzigen Sache, die mich am Roman störte: Die eigentliche Handlung ist zu sehr auf das Thema der Handlung abgestimmt. Während das Zukunftsszenario realistisch wirkt, wirkt die darin spielende Handlung es umso weniger. Denn "Zufälle" und Handlungsstränge werden hier bis zum Verreißen überstrapaziert. Die Protagonistin ist nicht nur die erste (!) Patientin weltweit, die ein gezüchtetes statt ein transplantiertes Herz in sich trägt, sie ist zugleich auch zufällig (!) mit der Gesundheitsministerin befreundet, hat eine Affäre mit dem Chef ihres Mediums, von dem sie schwanger ist. Ihre Gesundheitsministeriumsfreundin und sie kennen außerdem (zufällig??) seit der Kindheit eine "Anführerin" der Parallelen (während ausweislich andere Kinder der Cities nie auf die Idee gekommen sind, sich mal in den ländlichen Regionen umzuschauen), die deswegen später dann Chefin einer Art Gefängnis bei Rostock wird (vielleicht ist dies eine Anspielung? Der Ort wirkt merkwürdig spezifisch), indem diese Parallelen unter Aufgabe ihrer Freiheit ohne Verfolgung von den staatlichen Stellen leben können.
Das Ende des Romans ist nicht zimperlich - und die Handlung wird gut auf den Punkt gebracht (Natürlich spielen auch Drohnen, wie es sich gehört, eine Rolle), aber ein klein bisschen mehr Plausibilität hätte mir noch mehr gefallen.
Ylöjärveläinen Huippu -kustantamo on kunnostautunut julkaisemalla uutta jännityskirjallisuutta mm. saksalaiselta kielialueelta.
Zoe Beckin teos on tulevaisuuteen, ilmastonmuutoksen kurittamaan maailmaan sijoittuva dystopia. Päähenkilönä on suomalaissyntyinen Liina Järvinen. Kirjassa liikutaan Frankfurtissa, Rostockissa ja Tampereella.
Tykkäsin kirjailijan luomasta maailmasta, jossa rannikkoseudut ovat autioituneet, autojen käyttö on lähes historiaa, älyruutu hoitaa sinun terveyttäsi ja kutsuu sinulle lanssin jo ennen kuin olet oireita huomannutkaan. Valtio on totalitaristinen paha toimija, kriittiset toimijat ja kirjan keskushenkilöt edustavat "totuusmediaa".
Tulevaisuuden Saksaan sijoittuva murhamysteeri, joka ei kuitenkaan ollut dekkari. Viihdytti, vaikka rakenne ei kestänytkään äänikirjaformaattia, vaan loppupää hajosi käsittämätömäksi puuroksi. Kiinnostavaa ajatusleikittelyä tulevaisuuden terveydenhoidon tilasta ja valtiollisesta sääntelystä, vaikka luulen kyllä, että tämän kuvaamat asiat tapahtuvat paljon nopeammin.
Actiunea are loc într-o Germanie viitoare unde Frankfurt este un mega city și capitala țării. Toata lumea are chip și este controlată de programul KOS. Acest program îți cunoaște locația și te anunță cum te simți, dacă ai nevoie de ajutorul sau de medicamente. Liina lucrează la un ziar care încearcă sa spună adevărul despre țară și încercă să afle lucruri ascunse de guvern. Yassin, șeful ei care îi este și amant, are un accident, iar Liina alături de ceilalți colegi de la redacție nu cred ca este adevărat și încearcă să afle adevărul.
Liina lebt in einer „schönen neuen Welt“, in der Krankheiten und Armut überwunden sind und vor allem die Katastrophen längst Geschichte sind, die von unserer Zivilisation zu Beginn des 21. Jahrhunderts ausgelöst wurden: Pandemien haben ganze Städte entvölkert, der Klimawandel lässt die Küsten versinken und Verbrechen sind fast nicht mehr bekannt und die staatlichen Medien berichten über die Großartigkeit der modernen Welt. der Preis, den jede/r Einzelne dafür bezahlt, ist die Einschränkung der persönlichen Freiheit. Gesundheit und Sicherheit stehen an erster Stelle, die Rechte des Individuums stehen dahinter zurück. Das Individuum etwa wird durch sein Smartcase sowie die Gesundheits-App „KOS“ überwacht. KOS gibt nicht nur Hinweise zum Gesundheitsstatus, sondern auch zur Fitness, Ernährung und Medikamentierung. KOS ist ein von Menschen erdachtes Programm, das für die optimale körperliche Verfassung der Bürger sorgen soll - und das Programm versieht seine Aufgabe nach paternalistischem Algorithmus ohne Kompromisse. Der Staat verfährt ganz ähnlich mit dem „Volkskörper“: Teil des Systems ist, wer produktiv, arbeitsam, gesund und willig ist. Wer sich dagegen sträubt, kann bei den „Parallelen“ leben, nicht aber in den Genuss der Zivilisation neusten Standards in Deutschland gelangen.
Der Roman, der irrtümlich als „Thriller“ gekennzeichnet ist, verwendet sehr viel Zeit auf das Setting, den Kontext und das gesellschaftliche Arrangement, wobei allerdings der Verlust der Nordseeküste, der Untergang Berlins oder die technische Beschaffenheit der Smartcases eigentlich nur Kulisse sind, nicht Handlung. Immerhin ist Adenauers Traum doch noch wahr geworden: Frankfurt wurde Hauptstadt. Die eigentliche Handlung - eine mysteriöse Tote in der Uckermark, die tödlichen Attacken auf Mitarbeiter der letzten unabhängigen Presseagentur „Gallus“, die Zusammenhänge mit dem Programm KOS und deren Entwicklerin Simona Arendt - diese Handlung kommt zwischen der Dystopie-Folklore kaum voran.
Zoe Beck habe das, was derzeit geschehe, nur konsequent weitergedacht und daraus eine Gesundheitsdiktatur konstruiert, erläuterte die Autorin in mehreren Interviews. Dieses Arbeitsprinzip gilt für alle Dystopien - und das macht ihren Reiz und ihre Gegenwartsrelevanz aus. Becks Gedanken mitzudenken, ist deshalb gewinnbringend und erschreckend zugleich: Was passiert, wenn ein Staat oder eine künstliche Intelligenz unbarmherzig alle Abweichungen von der Norm zu korrigieren versucht? Was ist eigentlich „normal“? Wo bleib die individuelle Freiheit, ja: das Individuum in einem solchen System? Schafft sich eine demokratische Gesellschaft womöglich aus Bequemlichkeit selbst ab, weil sie wichtige Entscheidungen lieber einem Algorithmus überlassen möchte? Weil sie irrtümlich annimmt, „Sicherheit“ sei ein „Supergrundrecht“, wie ein Innenminister der Bundesrepublik wirklich schon einmal fantasiert hat?
„Paradise City“ regt zu vielen guten Gedanken an, die sich so oder so ähnlich aber auch in Aldous Huxleys „Schöne Neue Welt“ von 1932, Kazuo Ishiguros „Alles was wir geben mussten“ von 2005 und Juli Zehs „Corpus Delicti“ von 2009 finden. Eigentlich ist es deshalb umso beunruhigender, dass unsere Gesellschaft mit ihrem Gesundheitswahn, der Lust an der einfachen Antwort und der Selbstaufgabe persönlicher Rechte immer noch weiter macht und Becks Roman deshalb so aktuell ist.
Irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft. Es hat Pandemien gegeben, der Klimawandel hat viele Küstenstriche und auch ländliche Gegenden veröden lassen. Die Menschen leben jetzt in Megacitys, werden überwacht, sobald sie aus dem Haus gehen, die Medien sind gleichgeschaltet und erzählen alle dasselbe, das Klima - abgesehen davon, dass es permanent zu heiß ist - scheint zumindest irgendwie geschützt zu werden. Alle Menschen werden durch KOS überwacht, ein Programm, das ihre Gesundheit im Auge behält und sich meldet, sobald was nicht stimmt. Liina ist eine Journalistin, die für die letzte freie Agentur arbeitet und die wahre Nachrichten bringen wollen. Als sie zu einem Fake-Tierangriff geschickt wird, kommt sie einer heißen Sache auf die Spur, für die jemand bereit ist, viele Leute über die Klinge springen zu lassen.
Soweit klingt das alles erst mal richtig gut und nachdem ich die Leseprobe kannte, die mir gefallen hatte, erwartete ich eine Geschichte, in der nicht nur das Wetter heiß ist. Was habe ich bekommen? Eine Story, in der ein paar nette, quasi-utopische Dinge erwähnt wurden, und ansonsten entsprach der Plot eher einem lauwarmen Lüftchen. Obwohl teilweise unendlich viele Wörter verwendet wurden, um auf die irrelevantesten Dinge einzugehen, erschien die eigentliche Welt und Gesellschaft eher wie eine Pappschablone als ein 3-D-Modell. Nichts ging in die Tiefe, weder der Plot, der kaum einer Erwähnung wert ist noch die auftretenden Personen, die man ohne Namenserwähnung kaum auseinanderhalten konnte. Vor allem ergibt die Ausgangssituation wenig Sinn, um auf die folgende Schnipseljagd zu führen. Dann der Schluss, der so schnell und spannungsarm abgearbeitet wurde, als hätte eine Deadline im Nacken gesessen und die Ideen wären ausgegangen. Mich hat diese "Dystopie" jedenfalls mehr enttäuscht als gefesselt und abgesehen von ein paar netten Gimmicks hatte sie so gar nichts Erwähnenswertes oder Originelles.
Merkelig oversettelse til norsk, jeg måtte stoppe opp flere ganger fordi direkte oversatte ordtak eller formuleringer forstyrret leseflyten. Interessant og overbevisende skildring av et dystert og høyteknologisk framtidsscenario som gir boka et særpreg.
„Sie haben saubere Luft zum Atmen, sauberes Trinkwasser, gute Lebensmittel, die beste medizinische Versorgung. Es fehlt ihnen an nichts, weil sie daran glauben, dass es ihnen an nichts fehlt, und Freiheit ist ein viel zu abstraktes Konzept, außerdem kann sich frei bewegen, wer nichts zu verbergen hat. Ihre Religionen sind die Fake News der Regierung, und die Fake News wissen immer auf alles eine Antwort, also wo ist das Problem? Er versteht, dass er niemals etwas ändern wird....“
Da ist sie, die nächste überwiegend düstere Zukunftsvision, dieses Mal von Zoe Beck. Es ist Deutschland, Ende des Jahrhunderts, in Berlin kann man nicht mehr viel erleben, in Brandenburg soll es nicht nur Wölfe geben. Die Küsten sind abgesoffen, aber Rostock bekommt trotzdem eine wichtige Nebenrolle in Becks Geschichte. Das Zentrum ist die Megacity Frankfurt, eine landkreiseverschlingende Riesenstadt. Alles ist funktional: Museen auf einem Haufen, Wohnen auf dem nächsten, Individualverkehr - haha, leih die eine E-Vespa. Regieren, ja irgendwie schon, aber es mischt sich kaum noch einer ein.
Die meisten Deutschen haben sich eingemummelt in Bequemlichkeit, die Regierung liefert Wohlfühlnachrichten auf allen Kanälen über die staatlich gesteuerten Medien, die sind so echt wie die Hundeohren-Instagram-Filter, aber sie klingen gut und vor allem klingen sie nach „kein Problem“ - und genau darauf kommt es an.
Nur wenige Menschen versuchen, die Fakeschichten von der Welt zu kratzen und die wahrhaftigen Geschichten zu recherchieren, manchmal dringen sie damit sogar in die Wohlfühlwattewelt durch und ändern in Nuancen das pseudodemokratische System.
Zu diesen wenigen Menschen gehört die Becks Protagonistin Liina, die mit einer bunt gewürfelten Truppe an Datenjournalistinnen und Rechercheprofis kleinen und großen Skandalen nachspürt. Dieses Mal soll Liina auf Wunsch ihres Chefs in die menschenleere Pampa bei Berlin fahren und die Geschichte einer Frau recherchieren, die angeblich von Schakalen tot gebissen wurde. Was für eine Zeitverschwendung, denkt Liina, doch als sie von ihrem Ausflug zurückkommt, ist ihre ganze Welt aus den Fugen und sie selbst in Lebensgefahr. Aber doch wohl nicht wegen einer Schakal-Geschichte?!
Langsam blättert Beck ihre Geschichte, die „Thriller“ untertitelt ist, auf. Viel wird über Liina erzählt, weniger über die Welt, zu der Deutschland geworden ist. Vieles wird angerissen, man kann es sich vorstellen, diese saturierte Gesellschaft, die halb in ihrer virtuellen Welt und halb in ihren Alltagsgedanken lebt; diese digitalen Helfer, die wegen ihrer unglaublichen Praktikabilität vergessen machen, dass sie mindestens genauso sehr Überwacher sind; Freiheit als fixe Idee, für die man schon die kriminelle Energie an den Tag legen muss, seine Digi-Tracker auszuschalten und von totem Videokamerawinkel zu totem Kamerawinkel zu hüpfen.
Aber vieles bleibt eben eher eine Skizze als eine Welt, in die sich eintauchen lässt. Die Geschichte ist ein Page-Turner, natürlich will man wissen, wer hinter allem steckt. Die großen Themen scheinen durch: Wie wichtig ist uns Gesundheit, was sollen Algorithmen entscheiden, wie klug ist künstliche Intelligenz, welche Werte gelten in einer Gesellschaft, der politisch das meiste egal ist; welche Fehlertoleranz bringt ein System mit, das eigentlich alle Risiken berechnen kann - oder doch nicht?
Damit knüpft sie an an ihre „Lieferantin“, die in London Drogen per Drohne vertickte, um die Süchtigen vom gefährlichen und unsauberen gestreckten Straßenzeug wegzuholen. Auch damals ging es darum, was Gesundheit heißt und was ein Staat tun (oder verbieten) sollte, um die Menschen zum optimalen Leben zu erziehen - oder ihnen alle Möglichkeiten zum Ungesundsein und Ausschweifen zu entziehen. Auch damals stand eine starke Frau als Protagonistin im Zentrum, die sich mit mächtigen Gegenspielern anlegt und die nicht nur ihr eigenes Leben riskiert.
Doch während andere Autoren zum Labern und Abschweifen neigen, als würden sie nach Zeile und nicht nach Gesamtkonzept bezahlt, ist Becks „Paradise City“ für meinen Geschmack etwas zu kurzatmig geraten für das Panorama, das sie entwirft, die Zukunftsfragen die sie stellt, die Parameter, die sie als zukunftsgegeben annimmt. So rieb ich mir am Ende des Buches die Augen und dachte: Huch, so jetzt, schnell jetzt, wie jetzt?
Da blättert sich in Tom Hillenbrands „Hologrammatica“-Welt die Gesellschaft der nahen Zukunft sehr viel detaillierter, verspielter und brillant recherchiert daher - und das, obwohl Hillenbrand das Zukunftssetting eher als Hintergrundrauschen für das Aufblättern seiner großen Fragen nutzt (was tun, wenn die künstliche Intelligenz die Menschheit austrickst, einfach, weil sie so intelligent ist?!). Und auch Marc-Uwe Klings „Qualityland“ scheint austarierter, ebenso Juli Zehs schon zur Schullektüre avancierter Roman „Corpus Delicti“, der ebenfalls die Frage nach den Grenzen des Gesundheitsschutzes und die Gefahr einer Gesundheitsdiktatur anreißt.
So bleibt Becks „Paradise City“ ein unterhaltsamer Thriller, der die Gedankenmaschine anschubst, aber eben doch unter seinen Möglichkeiten bleibt.
Schöne neue Welt? Die meisten Krankheiten sind ausgerottet, klimaneutrale und schadstoffarme Brennstoffe normal, das medizinische System scheint perfekt. Doch die Kehrseite ist ein Überwachungsstaat, in dem die Bürger ihre Daten quasi mit dem Staat teilen und gesellschaftlicher Widerspruch kaum existiert. Doch was, wenn jemand aus dem durch Algorithmen geregelten Leben ausbricht? Eigentlch hätte "Paradise City" ein richtig guter Zukunfts-Thriller werden können. Zoe Beck präsentiert dem Leser einen spannenden Plot aus der Welt von übermorgen - nach der Klimakatastrofe, nach dem Anstieg der Meeresspiegel, der Überschwemmung der Küstengebiete, dem weltweiten Temperaturanstieg. Das alles wird allerdings nur knapp im Nebensatz abgehandelt statt Teil der Handlung zu sein, ebenso wie die völlig geänderten Lebensgewohnheiten. So wundert sich die Hauptfigur, als sie in der Welt der "Parallelen", die außerhalb der Gesellschaft leben, auf Menschen trifft, die noch Fleisch essen. Die Zeit der Agrarfabriken ist in der gar nicht zu fernen Zukunft also auch vorbei. Doch anscheinend ist die Menschheit nur bei der Frage der Ressourcen klüger aus dem (Klima-)Schaden hervorgegangen, denn wenn es um Daten geht, herrscht eine Unbekümmertheit und Apathie, die nach dem NSA-Skandal und anderen Whistleblower-Aufdeckungen nur staunen macht. Denn das Leben wird durch Algorithmen geregelt, der Staat hat alle Daten der Bürger, unabhängige Medien gibt es so gut wie gar nicht mehr. Liina, die in der Megacity Frankfurt als Rechercheurin für eine unabhängige Medienproduktionsgesellschaft arbeitet, soll in der Uckermark mehr herausfinden über eine angeblich von Wölfen getötete Frau. Sie ist mäßig begeistert von dem Auftrag, zumal ihr Chef, mit dem sie auch eine Affäre hat, offenbar an einer großen Story dran ist. Doch als sie wieder in Frankfurt eintrifft, wartet eine Hiobsbotschaft: Der Chef liegt im Koma auf der Intensivstation, nachdem er vor einen Zug stürzte - wurde er gestoßen? Eine andere Mitarbeiterin wird tot in ihrer Wohnung gefunden. War sie an einer Geschichte dran, die so brisant ist, dass jemand zu töten bereit ist, damit etwas nicht bekannt wird? Liina beginnt ihre eigenen Nachforschungen, mitten in einer eigenen medizinischen Krise, denn nach einer Herztransplantation muss sie sehr genau auf ihr Herz achten und wird vom medizinschen Überwachungssystem immer wieder daran erinnert, dass sie sich zu viel zumutet. So weit, so aussichtsreich. Die Handlung führt zurück in Liinas Jugend, zu ihrer Suche nach den "Parallelen" und ihrer Lebenswelt, zu ihrer Schulfreundschaft mit der Frau, die heute Gesundheitsministerin ist. Bei den gefährlichen Recherchen gilt es auch, die allgegenwärtigen Überwachungssysteme auszutricksen, Erst nach und nach ergeben die verschiedenen Puzzleteile, die Liina zusammensetzt einen Sinn. Doch als sie auf die Wahrheit stößt, ist es fast schon zu spät. Allerdings wirkt "Paradise City", als sei es am Ende übereilt, um nicht zu sagen schludrig, zusammengeschrieben. Sowohl der Plot als auch die Entwicklung der Figuren - plötzlich muss alles ganz schnell gehen, bleiben ungeklärte Fragen und auch die Spannung leidet unter dem Beigeschmack, das hier einfach einiges fehlt. Mit nicht einmal 300 Buchseiten wäre sicherlich Platz gewesen, hier noch etwas tiefer zu gehen und mit einem besseren Ergebnis ans Ende zu kommen. So aber bleiben die Erwartungen nach einen erwartungsvollen Start unbefriedigt. Gefallen hat mir an diesem Buch der völlig selbstverständliche Umgang mit Diversität und Gender, einschließlich einer nichtbinären Figur, Zumindest einiges ist in der beschriebenen Zukunft vielversprechend.
„Bei der hohen Überwachungsdichte ist ihr Job schon gefährlich genug, die Tarngeschichten, Vermeidungstaktiken und technischen Ablenkungsmanöver reichen nicht immer aus, um glaubhaft alle Spuren zu verwischen.“ (Zitat Seite 107)
Inhalt Liina, Anfang dreißig, arbeitet als verdeckte Rechercheurin für eine der wenigen noch unabhängigen Nachrichtenagenturen in einem Deutschland der Zukunft, wo der Staat jeden Schritt der Menschen mit modernster Technologie kontrolliert und steuert, nichts wird mehr dem Zufall überlassen. Zuerst hält sie die Story über einen Schakalbiss, wegen der ihr Chef Yassin sie in die Uckermark schickt, für unwichtig und banal, doch etwas stimmt an dieser Geschichte nicht. Am selben Tag unternimmt Yassin angeblich einen Selbstmordversuch und liegt im Koma, gleichzeitig wird eine Kollegin, eine erfahrene Investigativjournalistin, tot aufgefunden. Das Team der Agentur sucht intensiv nach Informationen, an welcher Story die beiden zuletzt gearbeitet haben und stößt auf ein Forschungsprojekt im Gesundheitsbereich. Liina ist überzeugt, es muss einen Zusammenhang zu ihren Recherchen in der Uckermark geben, aber welchen?
Thema und Genre In diesem spannenden, dystopischen Thriller geht es um moderne Technologien, Chips und Apps steuern die Gesundheitsvorsorge und den Alltag, Geheimdienste überwachen alles. Das Kernthema hinterfragt die Forschung und ihre ethischen Normen und Verantwortung.
Charaktere Liina hat auch privat eine intensive Geschichte. Sie ist mutig, clever und engagiert. Özlem Gerlach hat gemeinsam mit Yassin Schiller die Agentur Gallus gegründet und führt jetzt das Rechercheteam. Unterstützt werden sie von Olga, Datenjournalistin und Hackerin aus Rostock, sehr kompetent und herzlich, obwohl sie nie viele Worte macht.
Handlung und Schreibstil Die Geschichte spielt in Deutschland in einer Zukunft, die von Erderwärmung und der Veränderung der Natur geprägt ist. Die meisten Menschen haben die ländlichen Gebiete verlassen und leben in riesigen Ballungsräumen. Die aktuelle Handlung spielt in einem straffen, kurzen Zeitraum und wird durch eine Parallelgeschichte ergänzt, die mit Ereignissen aus Liinas Jugendjahren beginnt und bis in die Gegenwart führt. Zoë Beck ist eine Autorin, der es gelingt, mit ihrer verhältnismäßig knappen Sprache so eindrücklich zu schildern, dass sich beim Lesen sofort die entsprechenden Gedankenbilder ergeben, man in die Handlung eintaucht und dieser gebannt bis zur letzten Seite folgt.
Fazit Ein packender Thriller von brisanter Aktualität, der Spannung und ernste Themen gekonnt verknüpft, mit Figuren, denen man sofort mit Interesse folgt. Auch sprachlich ein überzeugender Pageturner.
Zoë Beck erzählt beinahe filmisch – die Geschichte fließt so leicht, dass man unversehens hineingezogen wird. Der Thriller baut geschickt Spannung auf, ohne blutrünstig zu sein. Zu Beginn steigt der Spannungsbogen subtil an, als die Rechercheurin Liina, die undercover für eine der letzten nicht-staatlichen Nachrichtenagenturen arbeitet, für eine scheinbar sinnlose Recherche in die Uckermark geschickt wird. Natürlich hängt am Ende alles zusammen – der Recherchetrip, Liinas Erinnerungen an ihre Jugend, der dramatische Fall, an dem ihr Chef und Liebhaber dran ist. Die Autorin verwebt die einzelnen Handlungsstränge geschickt zu einem komplexen Bild einer erschreckenden Zukunft.
Dafür hat sie eine dystopische Welt erschaffen, die den perfekten Background für diesen Thriller abgibt. Nach mehreren Pandemien (ja, irgendwie hat man schnell das Gefühl, dass die Handlung nicht komplett unrealistisch ist...) ist FFM zur 10-Millionen-Metropole und deutschen Hauptstadt angewachsen. Der Meeresspiegel steigt. Außerhalb der großen Städte, im Hinterland, leben die "Parallelen": Menschen mit Depressionen oder Behinderungen zum Beispiel – alle, die nicht in eine scheinbar perfekte Gesellschaft passen. Wer bestimmt, wer gut genug für das Stadtleben ist? Es ist ein grusliges Szenario, dessen ganzer Schrecken sich erst nach und nach offenbart.
Die modernen Errungenschaften der Zukunft, die das Leben verbessern sollen, scheinen den Menschen zunächst hauptsächlich Vorteile zu bringen (Schließlich ist nichts perfekt, stimmt's?), aber mit der Zeit zeigt sich, wie gefährlich und grausam Technik gegen den Menschen verwendet werden kann. Das krasseste Beispiel ist hier das Gesundheitssystem KOS, das die Menschen kontrolliert, bei Verschlechterung ihres Gesundheitszustandes sofort Tipps gibt (Ruhepause einlegen) oder an die Einnahme von Medikamenten erinnert. Doch es hat nicht nur Vorteile. Es überwacht die Menschen komplett. Wie anfällig das System für Manipulation ist, kann man sich zwar denken, es wirkt jedoch extrem erschreckend, wie sich diese Gefahr in der Geschichte entfaltet.
Die Charaktere sind sehr unterschiedlich und ergänzen sich dadurch sehr gut. Allen voran hat mich die Protagonistin Liina fasziniert, die gerne vor ihren Problemen wegläuft und schon mal das Land verlässt, aber für die (wenigen) Menschen, die ihr wichtig sind, kein Risiko scheut.
"Paradies City" ist ein mitreißender und erschreckender Thriller.
Düster und gar nicht so unrealistisch kommt der Roman Paradise City daher. Mir hat die Umsetzung der Story sehr gut gefallen. Das Cover ist bunt gestaltet. Erkennbar ist eine Rolltreppe, welche nach oben führt. Der Klappentext ist sehr kurzgefasst und weiß Spannung zu erzeugen. In der wesentlichen Handlung geht es um die junge Liina, einer Rechercheurin bei einem der letzten nichtstaatlichen Nachrichtenportale, welche in die Uckermark geschickt wird, um dort mysteriöse Fälle von Schakalangriffen auf Menschen zu untersuchen bzw. darüber zu berichten. Schon bald merkt Liiane dass hinter diesem Vorwand viel mehr als nur eine Ablenkung steckt. Kann sie in einer völlig gläsernen Gesellschaft etwas aufdecken was eigentlich verheimlicht wird? Die Hauptdarstellerin ist eine interessante und vielseitige Persönlichkeit. Stets stark und an das gute Glaubend versucht sie in einer sehr sonderbaren Welt um ihre Rolle zu kämpfen. Dabei ist sie gleichzeitig auch sehr verletzlich und kommt damit sympathisch und nicht wie eine typische Superheldin daher. Ebenfalls sehr überzeugend ist ihre Chefin Özlem welche eine sehr geheimnisvolle Person ist. Der Aufbau der Geschichte ist durch einzelne Zeitsprünge gekennzeichnet, welche aber den Lesefluss nicht stören. Der Schreibstil der Autorin ist sehr flüssig und leicht verspielt und sehr gut lesbar. Gerade die Beschreibung der Orte sowie die herrschenden Stimmungen innerhalb des Romans sind exzellent umgesetzt und bringen dem Leser das Gefühl der dystopischen Zustände sehr nah. Der Roman richtet sich an Freunde von Thrillern oder Science-Fiction Literatur. Das Fazit ist sehr positiv. Der Autorin ist eine sehr reale fiktive Geschichte gelungen. Eine Welt welche durch Katastrophen wie Überschwemmungen oder Pandemien gezeichnet ist kommt uns allen leider sehr real vor. Auch eine Gesellschaft in der ein sogenanntes Social Crediting vorkommt, also eine Beurteilung der Verhaltensweise eines Bürgers durch z.B. Videoüberwachung welches bei Gutbetragen Preisnachlässe und bei Vergehen Preiserhöhungen nach sich trägt ist leider durch manche Nationen bereits in Teilen Alltag geworden. Auch aus diesen Gründen hat mich die Geschichte sehr gefesselt und nachdenklich gemacht. Der Autorin ist eine sehr gute reale Geschichte gelungen, welche leider nur einen Nachteil hat, dass sie einem nach dem Lesen gar nicht mehr so fiktiv vorkommt.
VerschwörungstheoretikerInnen aufgepasst: Dieses Buch befand sich gerade erst im Druck, als wir in Europa noch dachten, Corona sei nichts weiter als eine weitere etwas stärkere Grippewelle. Wer also mehr wissen möchte über unsere nächste Zukunft, kommt nicht umhin, dieses Buch zu lesen sowie alle anderen der Autorin. Und an den Rest: Auch wenn es nur Zufall ist, es ist erschreckend, wie manche der Szenarien in Zoë Becks neuem Buch der Realität ähneln. In 'Paradise City' ist Deutschland durch zunehmende Klimaveränderung und Pandemien in weiten Teilen entvölkert, die Menschen leben überwiegend in Millionenstädten. Bestimmender Faktor des Lebens ist die Überwachung und Kontrolle durch eine Gesundheitsapp, die permanent registriert, in welchem Zustand sich der Mensch befindet und gegebenenfalls eigenständig Maßnahmen ergreift. Als kleiner Nebeneffekt ist zudem die völlige Überwachung jedes Einzelnen möglich - man muss ja wissen, wohin man einen eventuellen Rettungswagen schicken muss. Liina, die bei einem der wenigen noch unabhängigen Nachrichtenportale arbeitet, wird zu einem Rechercheauftrag in die nahezu unbewohnte Uckermark geschickt, währenddessen ihr Chef einen eigentümlichen Unfall hat, der ihn fast das Leben kostet. Gemeinsam mit ihren KollegInnen machen sie sich auf die Suche nach den Hintergründen und bringen sich dabei in Lebensgefahr. Die Welt, die Zoë Beck hier entwirft, ist verstörend, aber angesichts der Geschehnisse der letzten Monate nicht mehr undenkbar. Was mit einer guten Idee begann - Gesundheit und Sicherheit für Alle -, uferte aus und setzte sich nach und nach eigene Regeln und Vorgaben, zugunsten derer die Menschen freiwillig den größten Teil ihrer Freiheit aufgaben. Was daraus erwachsen kann, zeigt dieser Thriller exemplarisch. Das Buch habe ich eher als Roman denn als Thriller empfunden - zu lange dauert es, bis die Geschichte tatsächlich an Fahrt aufnimmt. In der ersten Hälfte liegt der Schwerpunkt mehr auf der abwechselnden Beschreibung von Liinas aktuellem sowie ihrem vergangenen Leben, um so die neuen gesellschaftlichen Verhältnisse bzw. wie es dazu kam, darzustellen. Dennoch ist es lesenswert: unterhaltsam und spannend, mit einem Ausblick auf eine Zukunft, wie sie wohl keiner haben möchte.