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Prinzessinnenjungs: Wie wir unsere Söhne aus der Geschlechterfalle befreien

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Jungs sind wild, sollen nicht weinen und tragen keine Röcke: männliche Geschlechtsnormierung hält sich hartnäckig. Und richtet Schaden an bei Jungs. Wenn der eigene Sohn nämlich ein rosa Fahrrad haben möchte, kaufen es die Eltern aus Angst vor Mobbing nicht.
Der Feminist, Journalist und Vater Nils Pickert schreibt für Eltern das Buch gegen Geschlechterklischees in der Erziehung ihrer Söhne. Er zeigt, wo diese Männlichkeits-Normierung beim Spielzeugkauf, auf dem Schulhof und im Gefühlsleben stattfindet und wie sie Jungen in ihrer Entfaltung hemmt. Pickert schildert, wie sehr viele Jungen Fürsorglichkeit und Puppen lieben – und brauchen. Mit Leidenschaft setzt er sich ein für die Verabschiedung jeglicher Rollenzuweisungen und für eine unendliche Vielfalt an Wegen, vom Jungen zum Mann zu werden. Mit vielen Hinweisen und konkreten Tipps, wie Eltern ihre Söhne dabei begleiten können.

257 pages, Kindle Edition

First published March 11, 2020

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About the author

Nils Pickert

7 books3 followers

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1 (<1%)
Displaying 1 - 18 of 18 reviews
Profile Image for Buchdoktor.
2,363 reviews188 followers
March 11, 2020
Nils Pickert ist der Mann, der (im Rock) mit seinem kleinen Sohn (im Kleid) durch Villingen ging. Ein kleiner Junge im leuchtendroten Kleid steht stellvertretend für Ängste vieler Eltern, ihr Kind könnte homosexuell sein, es würde sich hier nicht „nur um eine Phase“ handeln und ihr Sohn könnte von anderen ausgegrenzt werden. Pickert sieht sich selbst als Vater, der sich um Kinder sorgt, während seine Partnerin sie eher anfeuern würde. Die Kleiderfrage ist für den Autor Symbol einer Gesellschaft, die in vielen Bereichen an starren Geschlechtsidentitäten festhält und die darüber hinaus erhebliche Probleme mit Zwang gegenüber Jungen und Gewalt gegenüber Frauen hat. Vorurteile und Stereotypen entstehen im Kopf – und so setzt sich Pickert mit dem auseinander, was sich im Kopf von Eltern und Erziehern abspielt und was sich ändern müsste, damit sich in unseren Kindern auch das Prinzessinnenhafte, das Individuelle entwickeln darf. Der Autor ist u. a. in der DDR sozialisiert, hat in Berlin gelebt und erinnert sich bis heute an sein Gefühl hilfloser Erniedrigung, als sein bester Freund von anderen Kindern verhöhnt und von der Lehrerin drangsaliert wurde.

Pickert beschreibt eine Gesellschaft, die abweichend vom Stand der Wissenschaft binäre Geschlechtsidentität erwartet, um einen Menschen einordnen zu können. Uneindeutigkeit könnten wir nur schwer aushalten und ohne Farben, Kleidungsstil und Haarlänge unbekannte Personen offenbar nicht „lesen“. Wir nehmen uns zu selten Zeit, die Persönlichkeit anderer Menschen einfach zu beobachten. Wer einmal versucht hat, schlicht ein Buch/Hörspiel/Spielzeug für ein Kind mit bestimmten Interessen zu besorgen, kennt es: Kinderartikel müssen einem Farbcode zuzuordnen sein, damit Erwachsene sich orientieren können. Ist einem Kind nicht sofort ein Geschlecht zuzuordnen, haben wir als Eltern versagt. Wir müssen uns bohrenden Fragen stellen, ob Uneindeutigkeit Jungen schaden wird und ob Mädchen mit handwerklichen Interessen nicht schon in der Grundschule unweiblich wirken.

Als Vater von Söhnen und Töchtern setzt der Autor sich mit dem Einfluss von Pop-Kultur und Pornografie auf Rollenbilder und unser Verhältnis zur Gewalt auseinander, dem Heldenstatus in Jungengruppen, wie Jungen lernen, mit Schmerz und Wut umzugehen und was das alles mit der Vaterrolle und der Aufgabenverteilung in der Familie zu tun hat. Wer sich bereits mit Rollenzuschreibungen beschäftigt hat, kennt die Stichworte. Pickerts Darstellung unterscheidet sich durch seinen biografischen Ansatz und die klare Ansage, dass auch Söhne „Dinge geregelt kriegen müssen“. Er spricht Gewalt in der Familie an, Angst vor Demütigung unter Gleichaltrigen, aber auch die Kränkung des männlichen Egos, die bereits anspringt, wenn sie erst vermutet wird (der hat so geguckt und deshalb habe ich zugestochen). Nach irregeleitetem Flirtverhalten von Prominenten und Kränkungen durch „den Feminismus“ an sich kommt schließlich unübersehbar die Vaterrolle auf den Tisch. An der Not und Unbeholfenheit unserer Söhne wird sich nichts ändern, solange Väter nicht endlich die Hälfte der Workload tragen und nicht bloß „helfen“, nachdem sie ausdrücklich um etwas gebeten wurden.

Pickert schreibt selbstkritisch als Mann und Vater, nicht als Pädagoge. Konkrete Tipps gibt es daher weniger, wie Familien am besten mit starren Rollenbildern umgehen, die einem von Außenstehenden und aus den Medien entgegenschallen. Sich nicht mehr zum Komplizen von Geschlechter-Stereotypen zu machen und sie direkt anzusprechen kann ein erster Schritt sein. Ein sehr gutes Buch, das mehr Väter erreichen könnte, wenn es einen Tick weniger intellektuell formuliert wäre und typografisch durch Absätze dem lesenden Auge auch mal eine Pause gönnen würde.
Profile Image for Minnie.
1,200 reviews42 followers
February 3, 2020
Review kommt, wenn das Buch erscheint.
Eines vorab: wenn nur ein paar Eltern dieses Buch lesen würden, wäre die Welt ein klein Stückchen besser.
Profile Image for cecilia in bookland.
62 reviews11 followers
May 5, 2020
3,5 ⭐
📚Rezension📚
„Prinzessinnen-Jungs“ von Nils Pickert [Unbezahlte Werbung/Rezensionsexemplar]
*
Meine Meinung:
Das Buch beinhaltet ein sehr wichtiges Thema. Es geht um die typischen Geschlechterklischees und Rollenverteilung in der Gesellschaft. Die leider (auch wenn es gerne anders dargestellt wird) oftmals doch noch sehr intolerant behandelt werden. Sachen wie Jungs dürfen keine Mädchenfarben tragen oder mit Mädchenspielzeug spielen. Sie müssen auch schon in jungen Jahren weniger empfindlich sein, was Schmerzen angeht, wie Mädchen. Der Autor schildert seine eigenen Erfahrungen mit dem Thema. Den Anstoß dazu gaben ihm seine Kinder, vor allem sein Sohn, der eine Zeit hatte, wo er gerne Kleider getragen hat. Dabei ist auch ein bekanntes Bild entstanden, als der Autor seinen Sohn in den Kindergarten begleitet hat und er selbst einen Rock getragen hatte. An dieses Foto ist auch das Cover von dem Buch angelehnt. Die Kapitel ließen sich flüssig lesen, der Autor nimmt kein Blatt vor den Mund. Allgemein gesprochen, geht es im Ganzen darum, das man die Individualität unserer Kinder zulässt und das Glitzer oder „Mädchenkram“ keinem Jungen schadet und das auch nichts mit Homosexualität zutun hat. Leider gibt es auch in unserer heutigen fortschrittlichen Zeit immer noch zuviel Gewalt gegenüber Homosexuellen und Unverständnis. Väter die ihre Söhne deshalb ablehnen, das sind Sachen, die ich persönlich niemals nachvollziehen kann und auch gar nicht möchte. Insgesamt konnte mir das Buch einige gute Denkanstöße geben, mir hat aber an manchen Ecken ein bisschen die Tiefe gefehlt, da wurde dann nur etwas an der Oberfläche gekratzt und bei anderen Dingen, wären ein paar mehr Infos auch schön gewesen.
*
Fazit: Hier wird ein sehr wichtiges Thema behandelt, es ist aber meiner Meinung nach kein Erziehungsratgeber, vielmehr gibt das Buch wertvolle Tipps und schenkt Impulse, man reflektiert sich selber. An manchen Stellen gab es für meinen Geschmack zu viele Wiederholungen. Wer sich aber für das Thema interessiert, dem kann ich das Buch ans Herz legen 🌈 💕 3,5 ⭐️
Profile Image for Aniya.
338 reviews36 followers
February 23, 2022
Fast alle von uns kannten oder kennen doch wenigstens einen Prinzessinnenjungen.

Prinzessinnenjungs, das sind die, die Glitzer mögen, sich die Kleider ihrer Schwestern anziehen und bunte Nägel toll finden. Ich behaupte: Prinzessinnenjungs, das sind so gut wie alle Jungs. Denn eigentlich mögen doch alle Kinder Glitzer, flatternde Kleider und bunte Farben. Allerdings bremsen wir diese Interessen bei Jungs in der Regel aus, sobald sie aufkommen.

Nils Pickert ärgert dieser Umstand so sehr, dass er ein ganzes Buch dazu geschrieben hat. Und dabei geht es eben nicht nur um Jungs, die auf pinke Schleifen stehen (und warum das eben nicht "schwul macht"), sondern auch um die Auswirkungen unseres aktuellen Bildes von Männlichkeit. Dieser kritische Blick ist dringend notwendig.

Viel zu oft habe ich in Supermärkten mitbekommen, wie einem Jungen das rosa "Mädchen-Ü-Ei" von einem entsetzten Vater aus der Hand gerissen wird. Viel zu oft höre ich auf Spielplätzen und an Stränden ein "wirf nicht wie ein Mädchen".

Pickert beginnt ganz vorn, nämlich dort, wo eigentlich noch überhaupt kein Mensch geboren wurde, sondern jemand schwanger ist. Denn schon zu diesem Zeitpunkt geht es hauptsächlich um das eine: welches Geschlecht wird das zukünftige Kind haben? Sobald das klar ist, fangen wir im Kopf schon mal mit den Zuschreibungen an, Freunde und Verwandte richten ihre Geschenke danach aus, alles wird entweder rosa oder hellblau. Wenn man mal genauer drüber nachdenkt eigentlich vollkommen absurd. Alle Farben sind für alle da! Und nichts ist so einfach und binär, wie wir es gern hätten, schon gar nicht so etwas Kompliziertes wie die geschlechtliche Identität.

Dem Autor ist es bei seinen Ausführungen wichtig, sich nicht gegen Eltern zu stellen. Er betont immer wieder, dass Vorurteile und Unbehagen ein Stück weit normal sind und eben einfach nur mal genauer betrachtet werden müssen. Das war mir anfangs ein wenig zu vorsichtig, aber im Nachhinein verstehe ich es als Versuch, diese Themen auch einer breiteren Masse zugänglich zu machen.

Sehr gut gefallen hat mir der kompromisslose Umgang mit Homosexualität, die hier als nicht verhandelbar gilt. Pickert schildert eine Situation mit seinem Sohn und dessen Freunde im Auto. Einer benutzt "schwul" als Schimpfwort, Pickert hadert mit sich und überlegt, ob er nun was sagen soll oder nicht. Denn er will seinem Sohn den Tag nicht verderben. Am Ende ist das Thema aber eben doch zu wichtig und er erklärt, warum das nicht in Ordnung ist. Leider kommt die Bisexualität wie so oft zu kurz und wird nur mal am Rande erwähnt. Dabei haben grade bi Männer immer das Problem, für "heimlich doch schwul" gehalten zu werden. Lesbische und bisexuelle Frauen kommen gar nicht vor. Das erscheint in einem Buch über Jungs auch erstmal logisch. Allerdings geht es hier eben auch um bestimmte Männlichkeitsbilder und den Blick der hetero Männer. Da wäre ein kleiner Satz über die Sexualisierung queerer Frauen schon angebracht gewesen.

Das Thema Gewalt bekommt viel Raum. Es geht darum, wie normal wir gewaltätige Jungs und Männer finden, um die Gewalt, die Männer Frauen antun, um die, die Männer Männern antun und natürlich auch um die, die Frauen Männern antun. Dem meisten kann ich wirklich zustimmen und ja, natürlich ist die Ohrfeige einer Frau auch Gewalt und nicht in Ordnung. Allerdings schreibt Pickert davon, dass wir im Glauben aufwachsen, Frauen wären eh nicht so stark und naja, zumindest durchschnittlich stimmt das nun mal auch. Das heißt aber natürlich trotzdem nicht, dass Frauen nie Gewalt ausüben und Männer nie Opfer sein können.

Immerhin, bei all diesen Themen behält der Autor die Zahlen und Machtgefälle im Blick und versucht nicht, Gewalt gegen Frauen klein zu reden (tatsächlich hat er eine sehr starke Abneigung gegen den typischen Whataboutismus der Männerfraktion, die immer dann mit Gewalt gegen Männern kommen, wenn es eigentlich grade um Frauen geht), bzw. bringt alles irgendwie mit unseren Männlichkeitsvorstellungen zusammen. Es wird sogar privat und Pickert nennt immer mal wieder Beispiele aus seiner eigenen Sozialisation und Erziehung. Er spricht offen darüber, was das mit ihm gemacht hat und welche Probleme er bis heute hat. Dadurch wird so manches ein wenig verständlicher und greifbarer.

Wir werden gebeten, Weiblichkeit nicht abwertend zu benutzen und einzugreifen, wenn unsere Jungs das tun. Hier hat mir allerdings ein kleiner Exkurs gefehlt. Warum ist weiblich sein das Schlimmste, was sich viele Jungs und Männer vorstellen können? Woher kommt das? Warum ist "du Mädchen" eine Beleidigung, "du Junge" aber nicht? Tatsächlich gelten als weiblich konotierte Dinge ja oft als oberflächlich, albern und dumm und das Ganze ist so schlimm, dass sich selbst manche Frauen gezwungen sehen, sich von ihrem eigenen Geschlecht abzugrenzen (man denke nur mal an die "Ich bin halt nicht so wie die anderen/typischen Frauen/Mädchen" Fraktion... auch Männer sagen "wow, du bist echt nicht wie andere Frauen" und meinen das auch noch als Kompliment). Vermutlich hätte das den Rahmen des Buches gesprengt, aber ich glaube, dass man durch solche Informationen ein größeres Aha-Erlebnis bei den Leser:innen rauskitzeln kann.

Es gibt viele weitere Themen, wie Aufklärung, Sex und Pornokonsum, Einvernehmlichkeit, Haushalt und Mental Load, Freundschaft und und und. Für mich war da zwar nicht ganz so viel Neues dabei, insgesamt ist vieles aber wirklich gut erklärt und grade auch für Neueinsteiger:innen in Sachen Feminismus sicher interessant.

Drei Kritikpunkte habe ich aber noch, für die ich einen Stern abziehe: Zum einen ist nicht ein mal die Rede von trans Jungs bzw. generell trans Identität. Wenn es schon darum geht, dass Homosexualität nicht abgewertet werden soll, muss es auch ums Transsein gehen und dass auch das legitim und nicht verhandelbar ist.

Außerdem kam mir die Eigenverantwortung der Männer zu kurz (die von Frauen ja immer so vehement verlangt wird). Ich habe immer noch zu häufig den Eindruck, dass einige Männer eben doch irgendwie von der aktuellen Situation (oder gar von vergangen Zeiten, die sie sich zurückwünschen) profitieren und gar keine Veränderung möchten. Sie sind eben nicht nur Opfer eines engen Korsetts an Männlichkeitsvorstellungen, sondern auch so oft Täter und Aufrechterhalter und Reproduzierer. Das wird zwar sehr zaghaft angerissen, war mir aber nicht deutlich genug. Da ja auch immer wieder betont wird, dass es im Buch nicht darum gehen soll, Jungs und Männer schlecht zu machen (was ich auch richtig und wichtig finde), wurde sich um manches ein wenig drum herum geschrieben.

Und dann gab es noch ein paar Wiederholungen, die mich ein bisschen gestört haben. Ich weiß ja, sowas kann helfen, Dinge zu verinnerlichen. Ich finde es auch in Ordnung, wenn der Autor einmal öfter darum bittet, dass Eltern ihrem Jungen bitte nicht das Lächeln aus dem Gesicht wischen sollen, wenn er ein "Mädchenspielzeug" haben möchte. Aber ich glaube, man kann der Leser:innenschaft hier schon zutrauen, dass sie es nach ein oder zwei mal verstanden hat.

Trotzdem ein sehr lesenswertes Buch, das mich immer mal wieder zum Nachdenken gebracht hat!
Profile Image for Lauralee.
533 reviews5 followers
June 26, 2020
Absolut lesenswert!
Farben haben kein Geschlecht. Eigenschaften auch nicht. Oder sie sollten jedenfalls keins haben - und hier wird deutlich, wie sehr selbst Menschen, die sich (zurecht) für aufgeklärt und offen gegenüber Geschlechterklischees verstehen, trotzdem von gesellschaftlicher Normierung geprägt sind. Unabhängig davon, ob man nun in jedem einzelnen Punkt mit dem Autor übereinstimmt oder nicht, halte ich es für absolut gewinnbringend, dass sich jeder mit diesen Themen beschäftigt. Und je mehr jemand glaubt, er hätte es nicht nötig, desto wichtiger wäre es für diese Person.
Interessant geschrieben, leicht verständlich und mit Verweisen auf wissenschaftliche Studien.
Profile Image for Ki.
2 reviews
March 16, 2020
Sehr gutes Buch, das mir öfter als mir lieb ist vor den Kopf gestoßen hat. An vielen Stellen hat es mich an meine eigenen Erfahrungen und die Erziehung die ich erfahren habe erinnert.
Absolute Pflichtlektüre für alle die Söhne großziehen und für jeden Mann da draußen!
52 reviews
February 6, 2021
"Prinzessinnenjungs" ist für mich ein Buch, dass jeder lesen sollte.
Vor allem geht es um Freiheit und darum jedem Menschen seine Individualität zu belassen.

Das Buch ist für mich kein Erziehungsratgeber für Jungen, wie es das Cover oder der Klappentext suggerieren. Es geht insgesamt auch nicht darum, welche Stellschraube wir drehen müssen, um "unseren" Männern mehr Gefühl und Rosafreundlichkeit beizubringen. Viel mehr greift er an die Wurzel einiger gesellschaftlicher Probleme, die uns alle betreffen.
Der Autor hält jedem den Spiegel vor Augen und bittet wenigstens um kleine Schritte zur Öffnung des eigenen Denkens. Dabei hält er nicht an Kritik (und Selbstkritik) zurück.

Nils Pickert beschreibt unterschiedliche Situationen in denen ALLE Menschen (Frauen, Männer und schlicht die gesamte Gesellschaft) Jungen in das enge Korsett der Männlichkeitsdefinition sperren und sie damit von sich selbst entfremden. Dabei bedient er sich an Beispielen aus seinem eigenen Leben, aber auch an Studien und anderen Fällen. Viele Informationen sind nicht neu - aber ich habe sie selten derart schonungslos, kompromislos und geballt niedergeschrieben gelesen. Die Sprache ist flüssig, hin und wieder rauchen auch Fremdworte auf ... und "dies hier ist keine Erbauungsliteratur".

Thematisch beginnt Nils Pickert schon vor der Geburt, wo allein das Geschlecht schon Erwartungen und Stereotype weckt. Darüber hinaus spannt er den Bogen über Jungen und erwachsene Männer, die von allen Seiten in einem Gefängnis aus wiedersprüchlichen Erwartungsformulierungen eingesponnen werden und gar nicht mehr wissen, wie sie sich daraus befreien sollen. (Wie auch, es wurde den Jungen von frühester Kindheit an ausgetrieben.)
Für mich beschreibt er anschaulich wie Sexismus, ungezügelte Gewalt, Selbstnegation und Unfähigkeit zur Kommunikation entstehen - und wie wir alle dazu beitragen.

Auch wenn der Autor wenig praktische Tipps dazu gibt, wie man es denn anders machen kann, ist allein die Lektüre dieses Buches eine Art Hilfestellung. Das Buch sensibilisiert und lässt einen die eigenen Handlungen hinterfragen - allein das sehe ich als einen Schritt in die richtige Richtung.
Vielleicht, wenn sich genug Menschen mit diesem Thema befassen und anfangen zu begreifen, wird es mein kleiner Sohn (jetzt 3) einfacher haben ein selbstbewusster und glücklicher Mensch zu sein.
Profile Image for Carolin.
121 reviews2 followers
March 10, 2020
Für dieses Buch fehlen mir einfach die Worte, aber im positiven Sinn. Nie hätte ich gedacht, dass dieses Buch mir so aus der Seele spricht. Toxische Männlichkeit ist ein wahres Problem und nur wenn man dieses Problem als Gesellschaft auch erkennt, kann man was ändern und auch den daraus resultierenden Sexismus in den Griff bekommen. Besonders gut hat mir gefallen, dass obwohl der Fokus hier auf unseren Jungs liegt, die Geschlechter nie gegeneinander ausgespielt wurden, sondern ganz im Gegenteil. Erziehung hat so viel Einfluss und man muss ehrlich gestehen, dass unsere Männer es besser verdienen. Jeder sollte so sein dürfen wie er möchte. Weinen, lachen oder einfach das Bedürfnis nach Nähe haben wollen. Ich bin absolut begeistert und jeder der vorhat ein Kind bzw. einen Jungen großzuziehen sollte dieses Buch lesen!!!
Profile Image for Miri | tthinkttwice.
235 reviews2 followers
April 21, 2020
Kommt euch das Bild auf dem Cover bekannt vor? Es ist zwar nachgestellt, doch ich kannte das Ursprungsbild vor dem Lesen dieses Buches auch noch nicht. Ebenso wenig wie ich den Namen “Nils Pickert” zuordnen konnte. 2011 ging das Bild von Nils und seinem damals fünfjährigen Sohn viral, über Nacht. Das Bild und sein Name wurden kurzzeitig berühmt. Ein Mann und ein Junge, die barfuß in Rock und Kleid durch eine Kleinstadt laufen. Für die Einen der Aufreger schlechthin, für die Anderen der Beginn einer notwendigen Revolution, was den Begriff “Männlichkeit” angeht.

Wie gesagt, ich kannte weder das Bild noch den Namen, fand aber sowohl das Cover als auch den Buchtitel großartig. Es wurde dadurch zu einem Must-Read für mich.
Als ich noch ganz frisch im Erzieherberuf unterwegs war, ist mir ein kleiner Junge begegnet, der täglich mit Kleidern, Glitzer, Haarspangen oder Nagellack herumlief und sowohl seine Eltern als auch seine damaligen Erzieherinnen ließen ihn und machten kein Thema daraus. Das ist nun bereits fast 10 Jahre her. Damals war das weit entfernt von selbstverständlich und ist es leider heute immer noch.
Jungs tragen keine Kleider, spielen nicht mit Puppen und haben gefälligst Fußball zu mögen. Kommt euch das vielleicht bekannt vor? Mir leider schon. In meinem Beruf und auch privat begegne ich immer wieder starren stereotypischen Geschlechterrollen. Mädchen sind süß, ruhig, spielen mit Puppen und mögen Glitzer und rosa. Jungs hingegen raufen sich, sind wild, spielen mit Autos und finden blau toll. Was aber, wenn ein Junge pink mag, mit Puppen spielt und Glitzer auf seinem Gesicht tragen möchte? In den meisten Fällen wird dies abgelehnt und zwar leider nicht immer vorsichtig und sanft, häufig sogar sehr rabiat. Aber egal wie es abgelehnt wird, Ablehnung bleibt Ablehnung und tut den kleinen Prinzessinnenjungs gar nicht gut. Zu keinem Zeitpunkt und bei keiner Sache. Farben und Gegenstände haben kein Geschlecht. Rosa ist nicht automatisch weiblich und Puppen machen niemanden schwul. Exakt das ist nämlich einer der Gründe wieso unseren Jungs das Spiel mit Puppen verwehrt wird.

Die Abwertung von Homosexualität und Weiblichkeit nimmt in diesem Buch viel Raum ein. Aspekte, die dem Autor scheinbar sehr wichtig sind. Zurecht! Männlichkeit, wie sie heutzutage noch von viel zu vielen Menschen definiert wird, hat ihren Kern in der Abwertung alles Weiblichen und der männlichen Homosexualität. Nils Pickert geht sehr detailliert darauf ein und bringt auch viele persönliche Beispiele, was mir persönlich sehr gut gefallen hat. Das hat die angesprochenen Themen greifbarer und weniger abstrakt gemacht.

Aber auch Gewalt, vermeintliche Coolness, Liebe, Sex und anerzogene Unselbstständigkeit spielen eine große Rolle in diesem Buch. Vieles war für mich nicht neu, doch so geballt, so schonungs- und kompromisslos, so ehrlich und direkt habe ich es bisher noch nicht gesehen. Im Geschriebenen merkt man, wie es in Pickert arbeitet. Wie das ganze Thema ihn umtreibt und ihn nicht mehr loslässt.
Einige Kapitel waren für mich klar, flüssig und gut strukturiert geschrieben. Diesen Kapiteln konnte ich gut folgen und meine Gedanken sind während des Lesens nicht abgeschweift. Es gab aber leider auch die Kapitel, die auf mich weniger strukturiert wirkten und in denen es viele Wiederholungen gab. In diesen Kapitel ist mir leider aufgefallen, dass meine Gedanken immer wieder abgedriftet sind und ich ganze Abschnitte ein zweites Mal lesen musste.

Nichtsdestotrotz halte ich das Buch für ein sehr wichtiges Buch. Besonders für Pädagog*innen und Eltern eines (Prinzessinnen-)Jungen. Aber auch allen anderen möchte ich dieses Buch ans Herz legen. Lasst euch bitte nicht davon abschrecken, dass der Autor euch einen Spiegel vorhält. Dieser Spiegel und die eigene Selbstreflexion sind wichtig, damit ein Umdenken stattfindet und sich die gesamte Gesellschaft entspannen und wertschätzender miteinander umgehen kann. Doch am Wichtigsten ist dieses Umdenken für all die kleinen Prinzessinnenjungs, die ohne Wenn und Aber sie selbst sein können.

Noch eine Sache zum Schluss: Das Buch ist kein Erziehungsratgeber. Auch wenn der Autor zum Ende hin noch ein paar Tipps geben möchte, fallen diese eher mager aus. Das Buch ist keine Anleitung zu: “Wie mache ich es ab jetzt richtig.”. Das Buch schenkt Impulse, lädt zur Selbstreflexion ein und lässt Unbewusstes bewusst werden.

Fazit

Ein wichtiges Buch, das meiner Meinung nach ganz viel Aufmerksamkeit benötigt. Es wird nicht jedem gefallen. Ich würde sogar fast behaupten, dass es Potenzial hat zu polarisieren. Nils Pickert adressiert Themen, die nicht unbedingt angenehm sind. Schon gar nicht, wenn der vorgehaltene Spiegel zeigt, dass man sich selber nicht ganz “einwandfrei” verhalten hat.
Ich kann gar nicht richtig in Worte fassen wie viel Inhalt in diesem Buch steckt. Wer sich auch nur ansatzweise für die angesprochenen Themen interessiert, der sollte zu dem Buch greifen und sich selber ein Bild machen.
Volle fünf Sterne kann ich leider nicht vergeben, obwohl ich es gerne getan hätte. Dafür war mir das Buch stellenweise zu unstrukturiert, der Schreibstil zu verschachtelt und die Rate an Wiederholungen doch etwas zu groß.

Es erhält jedoch gute vier Sterne und die klare Empfehlung es zu lesen und darüber nachzudenken.
Profile Image for Dean_o.
238 reviews70 followers
June 20, 2020
Dieses Buch ist so UNGLAUBLICH GUT.

Beim Lesen habe ich mir des Öfteren gewünscht, ich könnte bestimmte Zeilen aus dem Buch einfach für immer in mein Gehirn einbrennen oder noch besser, für jeden sichtbar auf meine Stirn tättowieren lassen. Letzteres wäre zwar theoretisch möglich, doch ist meine Stirn weder groß genug um allen wichtigen Zitaten aus diesem Buch gerecht zu werden, noch glaube ich, dass es den gewünschten Effekt hätte.

Infolgedessen werde ich dieses Buch einfach jedem Menschen empfehlen, der auch nur im Entferntesten ein Interesse an den behandelten Themen zeigt.

Denn Nils Pickert behandelt hier weitaus mehr als ''nur'' Kindererziehung. Er macht einen Rundumschlag und greift dabei wichtige Themen wie Geschlecht, Sexualität, Gewalt, Sexismus, Feminismus, Homophobie und vor allem die jeweiligen Vorurteile und Stereotypen, die unweigerlich damit einhergehen, auf. Sein Fokus liegt dabei auf Jungen und Männern, was aber nicht bedeutet, dass er die Auswirkungen und die Rolle, die Mädchen und Frauen in der Erziehung von Jungen spielen, außen vor lässt.
An der einen oder anderen Stelle hätte ich mir in dieser Hinsicht auch einen kurzen Kommentar zu anderen Geschlechtsidentitäten gewünscht.

Dieses Buch hat mich sowohl privat, als Trans*Mann und immer wieder in Auseinandersetzung damit, was es eigentlich bedeutet ein Mann zu sein, als auch beruflich, als angehender Erzieher angesprochen.
Man braucht also keine eigenen Kinder, um sich von Nils Pickert abgeholt zu fühlen und sich mit diesem Buch weiter zu bilden, denn das sollten wir uneingeschränkt alle tun.

Ich bin froh, dass dieses Buch existiert. Erziehungsratgeber und kritische Kommentare zu Geschlechterrollen gibt es immer noch in überragender Mehrheit von Frauen. Dass ein Mann sich so selbst reflektiert diesem Thema annimmt ist eine Genugtun, für mich selbst als Mann und für viele andere da draußen hoffentlich auch.

Ich bin mir sicher, dass ich dieses Buch noch viele weitere Male lesen werde und möglichst viele Menschen dazu motivieren möchte, das selbe zu tun. Denn schlussendlich können wir in unserer Gesellschaft nur etwas ändern, wenn wir ersteinmal in unseren eigenen Köpfen aufräumen. ''Prinzessinnen-Jungs'' ist dafür genau richtig.
734 reviews3 followers
December 7, 2020
Das Bild auf dem Cover kennt vermutlich jede'r, denn es ging vor ein paar Jahren um die Welt.
Ja, das ist dieser Vater, der aus Solidarität mit seinem Sohn Röcke getragen hat und dafür zwar eine Menge Applaus bekam, der aber auch viel Hass aushalten musste.
Ich liebe dieses Foto. Den Buchtitel finde ich eher ungünstig, weil er so wirkt, als würde sich das Buch nur an eine bestimmte Sorte Jungen mit gewissen Neigungen wenden. Dabei geht es hier um alle Jungen, egal ob sie gern mit Puppen oder schon immer nur mit Autos spielen. Egal ob sie die Welt in Jungen- und Mädchensachen einteilen oder nicht.
"Rettet Eure Söhne und damit die Welt" würde besser passen.
Oder "Schluss mit dem Identitätskrampf! Männlichkeit kann so viele Gesichter haben!"
Zum Glück wissen die meisten Menschen, dass man ein Buch nicht nach seinem Cover oder Titel beurteilen sollte. Es geht um den Inhalt. Und der ist hier lebenswichtig für die gesamte Menschheit!
Würden Männer die starren Regeln zum Thema Männlichkeit aufgeben, hätten sie viel mehr Freiheiten und könnten entspannter leben. Frauen würden automatisch davon profitieren. Allen würde es besser gehen. Nicht nur den Menschen, sondern dem gesamten Planeten, denn dann gäbe es mehr Umweltschutz, keine Kriege, keine Gewalt, keine Ausbeutung. Das ist meine ganz persönliche Meinung. Der Autor hat das so nicht gesagt. Aber es ist die logische Konsequenz.
Das Buch ist teilweise etwas sperrig, an anderen Stellen schmerzhaft deutlich geschrieben, vor allem in den Beispielen. Aber ich hätte am liebsten fast jeden Satz angestrichen, kam aus dem Nicken kaum heraus. Nils Pickert fasst in Worte, was ich seit Jahrzehnten denke und fühle, aber oft nicht ausdrücken kann.
Ich wünsche mir, dass dieses Buch von ganz vielen Leuten gelesen wird: von Eltern, Großeltern, Onkeln, Tanten, Nachbarn, Bekannten, Lehrer'innen, Trainer'innen, einfach allen Menschen, die mit Jungen zu tun haben.
Bitte gebt dem Buch eine Chance, auch wenn Ihr den Titel komisch findet und auch wenn Ihr gar keine eigenen Kinder habt oder wenn Ihr zwar Söhne habt, die aber kein Interesse an "Mädchenkram" haben. Bitte lest es und macht die Welt ein kleines Stückchen besser!
53 reviews
December 12, 2022
Es hat sich für mich gelohnt, dass Buch zu lesen, weil es mir auf viele Dinge die Augen geöffnet hat. Nun bin ich für bestimmte Themen sensibilisiert. Als Mutter von einem Jungen kann ich auch einiges umsetzen.

Einen Sternabzug gibt es für den Schreibstil des Autoren: ich konnte zum Teil dem Gedankengang der Erzählung schlecht folgen.
Profile Image for Bettina.
37 reviews
February 16, 2021
Wichtige Einblicke und Gedanken und Ideen, was Männeridentität angeht - die Zwiespälte, Gegensätzlichkeiten, Chancen, Herausforderungen und gerade genug Vision um darüber nicht zu verzweifeln.

Gute Kapitellänge, gute Sprache.
Profile Image for Andreas Sator.
Author 1 book67 followers
September 28, 2023
Und was wird's: Bub oder Mädchen?

Was wir damit eigentlich fragen:

Welche Genitalien wird dein Baby haben?

Ein sehr lesenswertes Buch von Nils Pickert über Buben - und in welch enges Korsett wir sie pressen.
Profile Image for Judith E.
90 reviews
May 2, 2020
Ich stimme zwar nicht in allen Punkten Herrn Pickert 100% über ein, dennoch hat er mir viele Denkanstöße gegeben. Und ich denke, genau das ist sein Ziel!
Profile Image for Mola.
199 reviews
November 16, 2020
Jeder Mensch sollte dieses Buch lesen. Die Welt wäre eine bessere...
Displaying 1 - 18 of 18 reviews

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