Ein verschwundenes Kind und die lebenslange Suche nach der Wahrheit
Ricarda Raspe und ihr Verlobter freuen sich auf ihr erstes Kind. Doch dann geht bei der Geburt in der Dresdner Klinik etwas schief − und es heißt, Ricardas Baby sei tot. Laut Vorschrift darf sie es nicht einmal mehr sehen. DDR-Alltag im Jahr 1973. Aber Ricarda glaubt nicht an den Tod ihres Kindes. Sie glaubt vielmehr an eine staatlich angeordnete Kindesentführung. Auch der Polizist Thomas Rust, der zufällig Zeuge des dramatischen Vorfalls wurde, hegt diesen Verdacht und stellt Recherchen an, die ihn in höchste Gefahr bringen. Erst 17 Jahre später laufen die Fäden zusammen, als die junge Claudia Behling jene Frau sucht, die sie nach ihrer Geburt weggegeben haben soll – ihre Mutter.
Frank Goldammer wurde 1975 in Dresden geboren, machte aus Faulheit kein Abitur und bereute es sofort, als er sich stattdessen zum Maler und Lackierer ausbilden ließ. Mit Anfang 20 begann er zu schreiben, heiratete zwischendurch, ließ sich scheiden und wurde ein Meister in seinem Beruf. Außerdem hat er drei Kinder mit zwei verschiedenen Frauen. Kümmert er sich nicht gerade um seine Sippe, dann schreibt er.
Was für ein Roman! Ich habe das neue Buch von Frank Goldammer vorablesen dürfen und wahrlich verschlungen. Ich konnte einmal angefangen, kaum aufhören zu lesen! Normaler Weise schreibt der Autor historische Krimis, die in der Nachkriegszeit spielen. Nun hat er sich an eine andere Zeit gewagt und ein anderes Genre, auch wenn hier ein bisschen Kriminalität durchbricht....denn dreißig Jahre nach dem Mauerfall gibt es noch mehr als genung Aufarbeitung und Themen, die sich für Romane eignen....
Wir befinden uns in den 1970er Jahren in der DDR. Thomas Rust, Polizist und werdender Vater, erhält die Nachricht, dass seine Frau wegen frühzeitiger Wehen im Krankhaus liegt. Als er im Garten der Dresdner Klinik eine Rauchpause macht, trifft er auf Steffen, der verzweifelt zu seinem Auto geht. Thomas Rust spricht ihn an und erfährt, dass das gemeinsame Kind, das Steffens Verlobte Ricards zur Welt gebracht hat, verstorben ist. Er musste eben eine Unterschrift unter das Formular für die Bestattung setzen. Laut Vorschrift darf die Mutter ihr totes Kind nicht sehen, doch Ricarda glaubt nicht an den Tod ihres Babies. Ihr Vater, ein renommierter Arzt an der Klinik, hat das Kind gesund entbunden und weggebracht. Er war gegen die Beziehung von Ricarda zu Steffen. Sie vermutet, dass ihr Baby zwangsadoptiert wurde. Auch Thomas Rust hegt diesen Verdacht, denn während er eine weitere Zigarette rauchte, beobachtete er einige seltsame Vorgänge beim Hinterausgang des Krankenhauses....
Frank Goldammer hat sich einem Thema angenommen, das mir Gänsehaut beschert: Zwangsadoption. Darüber habe ich bereits in einigen Romanen aus dem Zweiten Weltkrieg gelesen, wie den sogenannten Lebensborn-Einrichtungen. Aber auch in der DDR war dies ein Prozess, der vorallem bei Frauen, die als Staatsfeinde angesehen wurden und im Gefängnis saßen, gehandhabt wurde. Schließlich sollten die Kinder zu sozialistischen Mitmenschen erzogen werden, die das Regime nicht in Frage stellten... Zusätzlich geht es um Furcht, Misstrauen und Angst...drei Dinge, mit der die Stasi Macht ausübte.
Bereits die ersten Seiten haben mich an das Buch gefesselt. Goldammer schreibt im Hauptstrang der Geschichte aus der Sicht von Ricarda. Ihr Leiden und die feste Überzeugung, dass ihr Kind noch lebt, wird vom Autor großartig dargestellt. Ricarda lässt nichts unversucht ihr Kind zu finden. Dabei kann man als Leser ihre Verzweiflung, aber auch ihren Mut und ihre Stärke fühlen, vorallem weil sich mit der Zeit wirklich alle gegen sie stellen.... In einem weiteren Handlungsstrang begleiten wir Thomas Rust. Der linientreue Polizist, der sich zu Beginn aus Neugierde der Sache annimmt und einen Kunstfehler oder Schlamperei hinter dem Tod des Kindes vermutet, verbeißt sich in den Fall. Hätte er sich trotzdem der Angelegenheit angenommen, wenn er zu Beginn gewusst hätte, dass er Jahrzehnte damit beschäftigt sein wird? Oder er am System zu zweifeln beginnt?
In einem dritten Handlungsstrang lernen wir Claudia Behling kennen, die 1989 beim Versuch aus der DDR zu flüchten, erwischt wird. Ihr Vater ist ein hohes Tier im Außenhandel und bekommt eine eindringliche Warnung von den Genossen. Im Zuge eines Streites rutscht Claudias Mutter heraus, dass sie gar nicht ihr Kind ist, sondern adoptiert wurde. Daraufhin nutzt Claudia kurz vor der Maueröffnung die Chance abzuhauen und ihre wahren Eltern zu suchen. Doch die Stasi hat bereits viele Unterlagen erfolgreich vernichtet. Auch nach der Öffnung lässt sich kaum rekonstruieren wo und wann Claudia geboren wurde....
Wer nun denkt, der Klappentext verrät doch schon einiges, der irrt! Es dauert 45 Jahre bis Ricarda und Claudia endlich mehr über ihre Vergangenheit erfahren. Ich will nicht vorausgreifen und auch nicht spoilern, aber der Autor lässt auf den 400 Seiten noch die eine oder andere überaschende Wendung einfließen. Das Tempo ist hoch, die Spannungskurve bleibt konstant. Ich kann diesen starken Roman einfach nur mit voller Überzeugung weiterempfehlen!
Fazit: Ein packender und beeindruckender Roman, der für mich auf jeden Fall zu den Highlights dieses Jahres gehört. Liest selbst!
Ricarda und ihr Mann Steffen freuen sich auf ihr erstes Kind. Doch dann geht bei der Geburt etwas schief und es heißt Ricardas Baby wäre Tot. Aber Ricarda glaubt nicht an den tot ihres Babys. Sie glaubt vielmehr an eine staatlich angeordnete Kindesentführung Meinung In zwei Leben begleiten wir mehrere Personen auf ihrer Spurensuche. Ricarda deren Kind gestorben sein soll und die das nicht wahrhaben will. Thomas Rust, deren Frau ebenfalls vor der Entbindung steht. Und Claudia, die mit 16 erfährt das sie Adoptiert ist. Füt mich war das Buch zwar sehr unterhaltsam, tragisch und die DDR Machenschaften teilweise grausam und aus heutiger Sicht einfach nur unmenschlich. Leider konnte es mich nicht so emotional packen. Es war zwar unterhaltsam erzählt aber mir fehlte da die Tiefe. Mich hat die Geschichte nicht berührt. Ich war zwar stellenweise erschrocken und geschockt aber mehr konnte mir das Buch an Emotionen nicht entlocken.
I wished this book (and more of Frank Goldammer's books) were translated into especially English. He is such an excellent writer who manages to bring the complexity of life in the former DDR (East-Germany) to life, showing not only some of the cruelties and failures of the government of this failed country and the huge power the Stasi had over everyone's life but also, in this book, the complicity Western Germany, especially Western-German industry had in propping up the regime.
This book is about the practice of forced adoption, where often babies were taken from their mothers at birth without the women actually even being allowed to see them, often being told that they died even if the women knew they had seen them alive and well. This was common practice not only in cases where the regime deemed the parents of the children incapable of looking after these children, because of their lifestyle, but especially if they were deemed "enemies of the socialist state". The children were then often given to party officials who could not have their own children or were given to foster homes to grow up as "good socialists". Whilst this was of course totally immoral, it was often done as those involved really believed this was the best for the children and often even the parents.
Another part of the book is that in this socialist state, there of course, were also those who had more, who whilst most people had to be very resourceful to manage to get all they needed from shops or the black markets, there were those who were higher up the socialist government system or were deemed to be most useful members, who had special shops, could get Western products and money and were allowed to leave to the West. These people often collaborated for the DDR with especially Western industry and therefore earned them Western currencies without which the DDR would have collapsed much earlier. This gave these people enormous power not only over their families but staff, neighbours as long as they did not fall foul of the Stasi, who observed them more or less every minute of their lives.
Great read, which I would recommend to anybody who is interested in the DDR and its people.
Die Aufarbeitung vieler Teil der DDR Geschichte ist nach wie vor ein Thema, das zwar irgendwie gefordert wird, aber in Teilen wirkt es oft so, das nach wie vor vieles unter den Teppich gekehrt werden soll. "Zwei Fremde Leben" befasst sich mit der Zwangsadoption, die in der DDR Gang und Gebe war, wenn es darum ging, Eltern die dem Staat aus verschiedenen Gründen nicht genehm war, nicht nur zu bestrafen, sondern auch zu gewährleisten das Linientreue Familien dies auch blieben, weil sie mit Kindern "belohnt" wurden. Gleichzeitig wurde auch die Bevölkerung dadurch nicht verkleinert, weil man die Kinder im Staat behalten konnte. Nach wie vor gibt es viele Erwachsene die ihre Lebensgeschichte nicht richtig aufarbeiten konnten, weil sie nicht alle wichtigen Informationen haben. So wichtig ich das Thema finde, hat mich die Handlung im Roman nicht so sehr überzeugt. Das liegt nicht daran, das der Roman an sich irgendwie schlecht geschrieben war, mich hat die Umsetzung einfach nicht angesprochen. Das gibt es halt manchmal, ohne das man genauer sagen kann, woran es konkret liegt. Wer sich aber für die Frage interessiert, was die Geschichte der DDR eigentlich noch heute mit unserer Gesellschaft zu tun hat und warum es wichtig ist, auch diesen Teil der deutschen Vergangenheit nicht unter den Teppich zu kehren, sollte sich den Roman durchaus mal an schauen.
Der Roman beginnt in den 70er Jahren in der DDR: Ricarda verliert bei der Geburt ihr Kind - und kann sich damit nicht abfinden. Sie ist überzeugt, dass ihr Kind noch lebt und ihr weggenommen wurde. Ihre Zweifel und Anschuldigungen führen dazu, dass sie ihren Verlobten und ihre Familie verliert. Polizist Thomas Rust, dessen Frau ebenfalls kurz vor der Entbindung steht und im selben Krankenhaus liegt, beginnt Nachforschungen anzustellen. Dabei werden jedoch mehr Fragen als Antworten aufgedeckt und bald befindet sich Rust in den Tiefen politischer und wirtschaftlicher Machenschaften wieder, aus denen es keinen Ausweg gibt.
Eine für mich bisher ungewohnte Zeit in einem Roman, an die ich mich nur vage aus meiner Kindheit erinnern kann, daher waren die Einblicke in Politik und Stimmung der damaligen Zeit sehr interessant für mich.
Die Handlung selbst war fesselnd, allerdings fiel es mir schwer, eine Beziehung zu einem der Protagonisten aufzubauen, so dass ich den Verlauf eher aus der Dist anz beobachtet habe als richtig mitzufiebern. Die Auflösung war schlüssig und re alistisch. Insgesamt ein empfehlenswerter Roman über ein schwieriges Thema.
DETAILS EUR 16,90 € [DE], EUR 17,40 € [A] dtv premium Originalausgabe, 400 Seiten, ISBN 978-3-423-26255-2 24. Juli 2020 Ein verschwundenes Kind und die lebenslange Suche nach der Wahrheit Ricarda Raspe und ihr Verlobter freuen sich auf ihr erstes Kind. Doch dann geht bei der Geburt in der Dresdner Klinik etwas schief − und es heißt, Ricardas Baby sei tot. Laut Vorschrift darf sie es nicht einmal mehr sehen. DDR-Alltag im Jahr 1973. Aber Ricarda glaubt nicht an den Tod ihres Kindes. Sie glaubt vielmehr an eine staatlich angeordnete Kindesentführung. Auch der Polizist Thomas Rust, der zufällig Zeuge des dramatischen Vorfalls wurde, hegt diesen Verdacht und stellt Recherchen an, die ihn in höchste Gefahr bringen. Erst 17 Jahre später laufen die Fäden zusammen, als die junge Claudia Behling jene Frau sucht, die sie nach ihrer Geburt weggegeben haben soll – ihre Mutter.
Zum Autoren
Frank Goldammer wurde 1975 in Dresden geboren und ist gelernter Maler- und Lackierermeister. Neben seinem Beruf begann er mit Anfang 20 zu schreiben, verlegte seine ersten Romane im Eigenverlag. Mit ›Der Angstmann‹, Band 1 der Krimiserie mit Max Heller, gelangte er sofort auf die Bestsellerlisten. Er ist alleinerziehender Vater von Zwillingen und lebt mit seiner Familie in seiner Heimatstadt.
Meine Meinung
Ich bin durch den interessanten Klappentext auf das Buch aufmerksam geworden. Mich interessiert die Zeit der 70er und 80er Jahre einfach sehr, da ich 1978 geboren bin und auch nur Westdeutschland kannte.
Der Einstieg in die Geschichte ist mir direkt gut gelungen. Man lernt hier den Polizisten Thomas Rust kennen, der werdender Vater ist und während eines Krankenhausaufenthaltes seiner schwangeren Freundin Zeuge wird, dass ein junges Pärchen mit einer Totgeburt zurecht kommen muss.
Die junge Mutter Ricarda glaubt von Anfang an nicht daran, dass das Baby wirklich gestorben ist, sie durfte das Kind ja nicht einmal sehen. Aber auch Thomas Rust kommt dies sehr verdächtig vor und fängt an, auf eigene Faust zu ermitteln.
17 Jahre später wird dann endlich Lichts ins Dunkel gebracht …
Ich konnte mich hier als zweifache Mutter sehr gut in Ricarda hinein versetzen, auch wenn ich zu der damaligen Zeit noch nicht am Leben war. Daher habe ich mit ihr mitgefiebert, der Sache von damals auf den Grund zu gehen.
Mehr kann und möchte ich hier gar nicht verraten. Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen. Ich kann hier eine klare Lese- und Hörempfehlung aussprechen. Von mir bekommt Zwei fremde Leben sehr gute 4,5 Sterne.
Zwei fremde Leben spielt auf drei Zeitebenen. Einmal 1973, wo wir den Polizisten Thomas Rust begleiten, der einem Vorfall nachforscht, der sich ereignet, als er auf die Geburt seines ersten Kindes wartet. An der Klinik lernt er einen Mann kennenlernt, dessen Kind scheinbar bei der Geburt verstorben ist. Ihm kommt die Geschichte seltsam vor und fängt an nachzuforschen. Dabei gerät er zwischen die Fronten und muss feststellen, dass Neugier in der DDR durchaus sehr ungesund sein kann.
1993/94 begleiten wir Ricarda, deren Kind eben 1973 bei der Geburt verstorben sein soll. Sie glaubt nicht daran und hat sich deswegen nicht nur mit ihren Eltern zerstritten, sondern auch mit ihrem Mann. Nach der Wende versucht sie nun über ihre Stasi-Akte mehr über die merkwürdigen Umstände der Geburt ihres ersten Kindes herauszufinden.
2018 begleiten wir dann Claudia zusammen mit Ricarda. Claudia hat zur Wende erfahren, dass sie nicht bei ihren leiblichen Eltern aufgewachsen ist. Seitdem versucht sie mehr über ihre Adoption herauszufinden und trifft so auf Ricarda, die ihr bei der Suche nach ihren leiblichen Eltern helfen soll.
Frank Goldammer gelingt es ein Bild der DDR zu zeichnen, das wohl den meisten Westlern so nicht bekannt ist. Die Atmosphäre in der DDR in den Siebzigern ist sehr bedrückend. Es mangelt an allem, abweichende Meinungen werden radikal unterdrückt und schon damals nutzt nicht nur die Stasi ihre Macht gnadenlos aus.
Auch das Leben kurz nach der Wende war in der ehemaligen DDR kein Zuckerschlecken. Von den Wessis nicht für voll genommen und oft beruflich komplett abgehängt, fragen sich viele, was ihnen die Wiedervereinigung denn gebracht hat.
Das Buch war unglaublich spannend in allen drei Ebenen. Die beiden ersten Zeiten sind durch und durch Krimi lastig, man weiss nie, wem man wirklich trauen kann, selbst Rust kam mir zwischenzeitlich nicht wirklich zuverlässig vor. Und manchmal möchte man auch Ricarda sagen, dass sie sich doch vieles einfach einbildet.
Die dritte Zeitebene liefert dann die Erklärungen für die Ungereimtheiten und am Ende bleibt der Leser dann doch etwas fassungslos zurück, ob dem, was wirklich passiert ist. Der Autor schafft es hier bis zum Schluss zu überraschen.
Ich kann dieses Buch nur empfehlen, es ist spannend und man lernt viel über die nahe Vergangenheit.
Nachdem ich den Klappentext gelesen habe, war mein Interesse prompt geweckt: Kindsraub in der DDR und zwar direkt aus dem Kreißsaal heraus. Unvorstellbar! Unfassbar! Ich habe mich bisher noch nie mit diesem Thema beschäftigt. Ich wusste vielmehr gar nicht, dass es überhaupt ein Thema ist!
Eines der schlimmsten Dinge ist passiert, die sich eine Frau, die monatelang ein Kind in sich getragen hat, vorstellen kann: Ricarda bringt 1973 in der Universitätsklinik in Dresden ein Kind zur Welt und erfährt nach der Geburt, dass es verstorben ist.
Aber Gerüchte und ihr Bauchgefühl lassen sie am Tod ihres Säuglings zweifeln.
Ein junger Polizist, Thomas Rust, teilt ihre Zweifel und eine langjährige, mühsame und nervenaufreibende Spurensuche beginnt, während der sich viele Fragen auftun: Hat der mächtige DDR-Staatsapparat damit zu tun? Geht es um politisch motivierte Kindesentführung? Spielt Zwangsadoption eine Rolle? Verschleiert die Stasi Ungeheuerlichkeiten? Hat Ricardas Vater, ein angesehener Arzt, seine Hand im Spiel?
Neben diesem Hauptstrang gibt es noch einen weiteren, der etwas weniger Raum einnimmt. 1989 erfährt Claudia Behling zufällig, dass sie adoptiert ist, was den Ausgangspunkt für eine weitere Jahrzehnte lange Spurensuche darstellt. Erst 2018 ergibt sich aus den vielen Puzzleteilen ein Bild.
Der Autor greift mit seinem spannenden und aufwühlenden Roman ungeheuerliche Themen - Kindesentführung und Zwangsadoption in der DDR - auf, die jedoch nach wie vor weder bewiesen noch widerlegt sind.
Der Autor bewertet, beschönigt oder moralisiert nicht und vermittelt die vorherrschende Atmosphäre in der DDR anhand von realitätsnahen und authentischen Szenen eindrücklich: Trabbis, graue Flachbauten und Straßenzüge, zwischenmenschliches und allgegenwärtiges Misstrauen...
Der Leser taucht in den DDR-Alltag und in die „Wendezeit“ ein, erlebt eine vergangene Epoche und wird mit bewegenden, erschütternden und beklemmenden Themen konfrontiert.
Fassungslosigkeit, Mitgefühl und Wut sind nur einige der Gefühle, die man während der Lektüre durchlebt.
Ich fand den Roman richtig gut und absolut lesenswert.
Meiner Meinung hätte das Buch um einiges spannender werden können.
Es wird aus drei Sichten erzählt: Ricarda, welche glaubt, ihr Kind wurde ihr weggenommen. Thomas Rust, ein Polizist, welcher dem verlorenen Kind hinterhersucht, sowie Claudia, welche rausfindet, dass sie nicht bei ihren leiblichen Eltern aufwuchs.
Für mich war es ein zu großes hin und her zwischen den Sichten. Vor allem Rust, der Polizist, welcher intensiv investigierte und dem Ganzen auf die Spur kommen wollte, bekam zu viel Aufmerksamkeit geschenkt. Für mich war es nicht nachvollziehbar, wieso er plötzlich so interessiert an dem angeblich toten Baby war, dass er sogar fast seinen Job riskierte und sich Gefahren aussetzte. Und all das, während seine eigene Frau hochschwanger war! Gerne hätte ich auf Kapitel von Rust verzichtet, um dafür mehr Kapitel aus Claudias Sicht zu lesen. Sie ging meiner Meinung nach eher unter.
Die Sicht von Ricarda war für mich am interessantesten, auch wenn es sich oftmals sehr zog, bis sie etwas herausfand. Im Gegensatz zu den ersten 80% des Buches war das Ende dann jedoch zu überstürzt und kam mir zu plötzlich, hinterließ mich verwirrt und unzufrieden.
Was Goldammer jedoch sehr gut gelang war es, die Gefühle der ehemaligen DDR-Bürger nach der Wende zu beschreiben. Allgemein war die gesamte Atmosphäre des Buches sehr gut aufgebaut. Ein gutes Buch über ein Teil der jüngeren Geschichte Deutschlands.
Die Geschichte beginnt 1973 in Dresden mit einer Frau, die nicht glaubt, dass ihr Kind bei der Geburt gestorben sei, und einem Polizisten, der in der Sache privat ermittelt. Erst Jahre nach der Wende erfahren die Beteiligten, was damals wirklich geschah. Die Umstände werden authentisch mit den typischen Details gespickt, die die DDR ausmachten. Schon alleine das Besorgen eines Kinderwagens wird abenteuerlich geschildert. Dieser Alltag wird durchdrungen von den ungewollten Aktivitäten einiger Bürger, von freier Meinungsäußerung bis hin zu Fluchtversuchen, die von den Behörden unterbunden werden mussten. Seinen anfänglichen Reiz durch die historische Einbettung verlor der Roman, als es über Jahrzehnte ihres Lebens weiter hauptsächlich um die Zweifel der Hauptfigur an den Menschen und der Gesellschaft geht. Etwas zu viel Melodrama für meinen Geschmack!
Ein durchaus interessantes, aber auch schockierendes Buch. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, das Schicksal der Protagonistin zu erleben. Und auch die vielen kleinen Details des Lebens in der DDR, wie zum Beispiel die Tatsache, dass selbst Freunde und Familienmitglieder als IM die Stasi über persönliche Angelegenheiten informiert haben, haben mir wieder mal vor Augen geführt, wie unvorstellbar anders das Leben im anderen Deutschland doch war.
Ich finde es gut, dass der Autor hier andere Wege einschlägt, finde aber persönlich seine Krimireihe interessanter.
Fesselnd, ich habe das Buch förmlich verschlungen! Zudem ein bedrückender und lehrreicher Einblick in die Machenschaften in der DDR, aber auch die Probleme, mit denen die Bürger nach der Wiedervereinigung zu kämpfen hatten.
Was würdest du tun, wenn du denkst dein Kind sei nicht tot?
Frank Goldammer hat mit „Zwei fremde Leben“ einen packenden und dramatischen Roman erschaffen, der die Geschichte einer Frau erzählt, die alles daran setzt die Wahrheit über den vermeintlichen Tod ihrer Tochter herauszufinden.
Die Geschichte wird nicht nur aus Ricardas Blickwinkel erzählt, sondern auch von Rust, der am Tag der Totgeburt von Ricarda seltsames außerhalb des Krankenhauses beobachten und sich daher entschließt diesem auf dem Grund zu gehen. Das Buch spielt nicht nur zu Zeiten der DDR, sondern es gibt unterschiedliche Zeitsprünge bis die Geschichte ihren Abschluss im Jahr 2018 findet.
Da Ricarda und Rust unterschiedliche Dinge aufdecken, aber vom jeweils anderen nichts wissen, ist die Geschichte für den Leser um einiges spannender.
Die verzweifelten Gefühle von Ricarda und die Wut auf ihre Mitmenschen, die sie mundtot machen möchten, sind verständlich für den Leser beschrieben und man leidet mit ihr mit. Sie fühlt sich von ihrer Familie und dem Staat im Stich gelassen und ist bereit ihr Leben für die Suche nach der Wahrheit aufzugeben.
Während Ricarda auf der einen Seite als Bürgerin der DDR kämpft, bekommt man durch Rust Einblicke in die Beweggründe und das alltägliche Leben der Polizei dieses Kontrollstaats.
Weniger gut gefallen hat mir, dass Claudias Geschichte eher selten in dem Buch vorkommt. Von ihrem Leben und Leiden hätte ich gerne mehr mitbekommen und nicht nur einige kurze Erzählungen am Rande. Teilweise waren die Zeitsprünge riesig und nur kurz wurden die wichtigsten Ereignisse der Protagonisten zusammengefasst.
Frank Goldammer hat die wahren Zustände der damaligen DDR packend und präzise in die Handlung einfließen lassen. Da ich nicht zu DDR Zeiten aufgewachsen bin, waren die damaligen Begebenheiten sehr schockierend für mich und mir wurde stark verdeutlicht wie kurz das eigentlich erst her ist. Nachdem ich das Buch ausgelesen habe, setzte ich mich gleich zum Computer um mehr über die DDR zu erfahren.
Die Bespitzelung durch die Stasi, der Stellungswert der Politiker, der Handel mit den Westen, die Boykottierung der eigenen Landsleute und viele weitere Fakten haben in der Handlung von Frank Goldammers Roman zu Wort kommen können. Dieses Buch ist ernsthaft und dramatisch.
Mich hat der Schreibstil bereits auf der ersten Seite packen können und ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen, weil ich unbedingt wissen wollte wie es weitergeht.
Ich kann dieses Buch jedem empfehlen, der interessiert ist an ernsthafte Romane, die fesseln und gespickt sind mit wahren Begebenheiten.
Nachdem ich den Klappentext gelesen habe, war mein Interesse prompt geweckt: Kindsraub in der DDR und zwar direkt aus dem Kreißsaal heraus. Unvorstellbar! Unfassbar! Ich habe mich bisher noch nie mit diesem Thema beschäftigt. Ich wusste vielmehr gar nicht, dass es überhaupt ein Thema ist!
Eines der schlimmsten Dinge ist passiert, die sich eine Frau, die monatelang ein Kind in sich getragen hat, vorstellen kann: Ricarda bringt 1973 in der Universitätsklinik in Dresden ein Kind zur Welt und erfährt nach der Geburt, dass es verstorben ist.
Aber Gerüchte und ihr Bauchgefühl lassen sie am Tod ihres Säuglings zweifeln.
Ein junger Polizist, Thomas Rust, teilt ihre Zweifel und eine langjährige, mühsame und nervenaufreibende Spurensuche beginnt, während der sich viele Fragen auftun: Hat der mächtige DDR-Staatsapparat damit zu tun? Geht es um politisch motivierte Kindesentführung? Spielt Zwangsadoption eine Rolle? Verschleiert die Stasi Ungeheuerlichkeiten? Hat Ricardas Vater, ein angesehener Arzt, seine Hand im Spiel?
Neben diesem Hauptstrang gibt es noch einen weiteren, der etwas weniger Raum einnimmt. 1989 erfährt Claudia Behling zufällig, dass sie adoptiert ist, was den Ausgangspunkt für eine weitere Jahrzehnte lange Spurensuche darstellt. Erst 2018 ergibt sich aus den vielen Puzzleteilen ein Bild.
Der Autor greift mit seinem spannenden und aufwühlenden Roman ungeheuerliche Themen - Kindesentführung und Zwangsadoption in der DDR - auf, die jedoch nach wie vor weder bewiesen noch widerlegt sind.
Der Autor bewertet, beschönigt oder moralisiert nicht und vermittelt die vorherrschende Atmosphäre in der DDR anhand von realitätsnahen und authentischen Szenen eindrücklich: Trabbis, graue Flachbauten und Straßenzüge, zwischenmenschliches und allgegenwärtiges Misstrauen...
Der Leser taucht in den DDR-Alltag und in die „Wendezeit“ ein, erlebt eine vergangene Epoche und wird mit bewegenden, erschütternden und beklemmenden Themen konfrontiert.
Fassungslosigkeit, Mitgefühl und Wut sind nur einige der Gefühle, die man während der Lektüre durchlebt.
Ich fand den Roman richtig gut und absolut lesenswert.
Inhalt: Ricarda Raspe ist gerade 18 Jahre alt, als sie 1973 ihre erste Tochter in Dresden auf die Welt bringt. Aber sie bekommt das Kind nie zu Gesicht. Die Kleine sei nach einer schweren Geburt tot geboren worden, so wird es der jungen Frau mitgeteilt. Doch Ricarda glaubt nicht daran, sondern sucht über viele Jahre fast zwanghaft nach der verschwundenen Tochter. In der gleichen Nacht, in der Ricardas Tochter geboren wurde, beobachtet der Polizist Thomas Rust etwas Merkwürdiges auf dem Gelände des Dresdner Krankenhauses, das ihn nicht mehr loslässt.
Meine Meinung: Ein toller und gleichzeitig sehr spannender Roman, der den Leser von der ersten bis zur letzten Seite fesselt. Die Geschichte wird auf mehreren Zeitebenen erzählt, verschiedene Personen stehen jeweils im Mittelpunkt, so dass der Leser das Geschehen aus unterschiedlichen Perspektiven verfolgen kann. Wie in einem Krimi werden die verschiedenen Szenarien aufgebaut, es gibt immer wieder neue Spuren und Zeugen. Besonders nach dem Fall der Mauer erkennt Ricarda welches Netz um sie gespannt war, durch welche der Freunde, Kollegen oder Familienangehörigen sie ausspioniert wurde. Der Autor beschreibt auf beeindruckende Weise das perfide System der DDR, über fast jeden Schritt seiner Bürger informiert zu sein und dadurch bis in die privatesten Lebensumstände eindringen zu können. Erschreckend und beängstigend zugleich, macht es mich im Nachhinein dankbar als „Wessie“ geboren und aufgewachsen zu sein.
Fazit: Spannend wie ein Krimi, ist die Geschichte hervorragend in den historisch – politischen Hintergrund eingebaut. Von mir gibt es die volle Anzahl an Sternen und eine klare Leseempfehlung!
Obwohl der Roman per se kein Krimi ist, ist der Plot am Anfang fast wie Kriminalfall gestaltet. Sogar sehr dicht und konzentriert, das geht am Anfang zu Kosten der Charakterisierung der Protagonisten, aber das kommt später noch in ausreichendem Maße. Die Handlung wechselt zwischen 1973 in der DDR und 1994 nach der Wende. Später sogar noch 2018.
Die Mutter, die 1973 in der DDR ihr Baby verliert, heißt Ricarda Raspe. Ihr Schicksal vermag zu berühren. Lange glaubt sie nicht, dass ihr Baby wirklich gestorben ist.
Der Polizist Rust ermittelt in dieser Sache, aber den mächtigen der Partei war das nicht gewünscht und sie hatten ihre Mittel.
Eine wichtige Schlüsselfigur ist die Hebamme Dagmar Krüger.
Erst spät wird die Situation klarer und es ist erstaunlich, wie viele beteiligt waren und wer alles IM war.
Der Autor Frank Goldammer hat viel Wert auf funktionierende Zeitenwechsel und wirksamer Figurenkonstellation gelegt.
Dies ist ein Buch, das mich fesseln könnte. Es ist weder actiongeladen noch sehr emotional, aber die Geschichte ist wirklich interessant.
Eine junge Frau bekommt 1973 in der DDR ein Kind. Sie bekommt das Baby nie zu sehen, es wird ihr nur gesagt, daß Kind sei tot geboren worden. Die junge Mutter, Ricarda, kann das einfach nicht glauben und wird jahrelang von der Suche nach ihrem Kind getrieben. Der Polizist Rust erfährt von ihrem Schicksal und unternimmt auf eigene Faust Ermittlungen. Wie am Ende alle Fäden zusammenlaufen ist richtig gut gemacht!
Man erfährt in diesem Buch unheimlich viel über die DDR und ihre Machenschaften. Die Stasi, Zwangsadoptionen usw. Das ist interessant und erschütternd zugleich.
Das Buch ist gut geschrieben, liest sich sehr gut. Die Zeitsprünge sind stimmig. Der Spannungsaufbau ist gut gelungen, und es gibt auch keinen Moment beim Lesen, in dem die Spannungskurve abfällt.
I heard good things about the author, so I decided to try one of his books. I can see why people like how he tells stories, and how he knows to get you emotionally invested. The story as a whole lost its flow, though, along the way. The focus was, in my opinion, too often on one character and their (quite) obsessive behaviour, and the historic aspect as well as other characters fell short. However, I see this author’s potential!
Ein spannender und bewegender Roman über dunkle Machenschaften und Zwangsadoptionen zu DDR Zeiten. Wie immer von Frank Goldammer sehr gut recherchiert und die menschliche Seite gefühlvoll geschildert