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Dieser Mord wird tagesbestimmend für die gesamten Osterfeiertage. Das Fernsehen versorgt sein Publikum mit Berichten und Live-Übertragungen. Interviews mit lokalen Persönlichkeiten werden ausgestrahlt, Bundespräsident und Papst ins rechte Licht gesetzt. Diese Inszenierungen werden in ihrer Perversität noch gesteigert, als ein deutscher Privatsender ankündigt, Ausschnitte aus dem Mordvideo zu senden.
Das Medienspektakel findet auch Einzug in die Ferienidylle unserer vier Hauptdarsteller. Neben Osterjause und sportlichen Freizeitvergnügen greifen sie immer wieder zur Fernbedienung und zappen sich durch den News-Dschungel. Fast schon absurd wird ihr Verhalten, als ihnen die Informationsflut der TV-Kanäle nicht mehr ausreicht, und sie aktiv ins Geschehen eingreifen.
Die Medien geben Themen vor, und wir richten unser Leben danach ein. Das ist wohl der Fazit des Buches. Für gute Quoten wird über Leichen gegangen, das Publikum erliegt dieser Strategie duch die eigene Sensationslust. Thomas Glavinic beschreibt diese nahezu krankhafte Konsumgier in einer Sprache, die schnörkelloser nicht sein kann. Klar und präzise protokolliert er das unfassbare Verbrechen -- dass darin eine Absicht steckt, macht das Buch spannend bis zum letzten Satz. --Henrike Blum
158 pages, Kindle Edition
First published January 1, 2001