Es geht um alles oder nichts in diesen Geschichten. Sie handeln vom Unglück, frei zu sein, und von einer Frau, die begreift, dass sie eine Entscheidung treffen muss. Von einem erfolglosen Drehbuchautor, der die berühmteste Filmidee des 20. Jahrhunderts stiehlt. Von einem Ort, an dem keiner freiwillig ist und der dennoch zur Heimat wird. Und von einem Mann, der den Deal seines Lebens macht, ohne zu ahnen, was er gerade verliert.
Benedict Wells was born in Munich in 1984. At the age of six he was sent to a state boarding school due to family and other problems at home. Following his graduation from high school in 2003, he decided not to go to university but instead moved to Berlin to pursue his writing. He made a living doing odd jobs. His fourth novel, ›The End of Loneliness‹, spent more than a year and a half on the Spiegel Bestseller list, was awarded the 2016 ›European Union Prize for Literature‹, among other awards, and has been published in 38 languages. After several years in Barcelona, Benedict Wells now lives in Zurich.
Three current book recommendations: "Girl, woman other" by Bernardine Evaristo. "Effingers" by Gabriele Tergit. "Tomorrow and Tomorrow and Tomorrow" by Gabrielle Zevin.
Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, Benedict Wells sei mein oder zumindest einer meiner liebsten Autoren, schließlich habe ich bisher gerade einmal ein Buch von ihm gelesen. Dennoch hat Vom Ende der Einsamkeit bereits eine so hohe Erwartungshaltung in mir geschürt und meine Achtung vor seinen Büchern so hochgeschraubt, dass ich an sein neustes Werk mit wirklich großer Neugierde heranging und ein unfassbar hohes Maß anlegte. Ich bin vielleicht niemand, der regelmäßig Kurzgeschichten verschlingt, aber wenn ich zu einer Anthologie greife, dann tue ich das doch immer mit großem Vergnügen. So war es auch hier – dennoch gelang es dem Autor nicht, mich mit jeder seiner zehn in diesem Buch versammelten Geschichten zu überwältigen.
Einen Kurzgeschichtenband zu rezensieren fällt mir stets schwer. Ich kann und möchte nicht auf jede einzelne Geschichte eingehen, will aber trotzdem der Fülle an Ideen und Welten in meiner Besprechung irgendwie gerecht werden. Dabei erwischte mich direkt die erste Kurzgeschichte auf dem völlig falschen Fuß – Die Wanderung konnte mich überhaupt nicht begeistern, weil mir Motiv und Inhalt so einfallslos und auserzählt vorkamen. Ohne übertreiben zu wollen, ich hatte tatsächlich das Gefühl, eine Geschichte dieser Art schon zwei- oder dreimal gelesen zu haben und selbst beim ersten Mal fand ich die Idee nicht originell. Aber wie das manchmal mit einem ersten Eindruck so ist, kann er sich schnell revidieren und so war es auch hier der Fall. Tendenziell hatte ich aber dennoch das Gefühl, dass es von Geschichte zu Geschichte besser wurde. Und wenn eines von Anfang an außergewöhnlich war, dann der Stil und die Sprache von Benedict Wells, die so bewusst und präzise gewählt waren, dass man eigentlich pausenlos mit einem Bleistift Sätze anstreichen konnte.
Ich habe Wells Kurzgeschichten nicht am Stück gelesen – ich bin der Auffassung, dass man das mit einem Kurzgeschichtenband nie so machen sollte, höchstens 1-2 Geschichten hintereinander, weil es so viel zu verarbeiten gibt und so viel, worüber man nachdenken kann. Ich will wie gesagt auch nicht auf alle Geschichten eingehen – einige waren wunderschön, aber nichtsdestotrotz gab es auch einige, die mir zu offensichtlich und plakativ waren, zwar schön be- und geschrieben, aber in ihrer Aussage einfach nicht so tiefgründig, wie ich es mir gewünscht und erwartet hatte. Über zwei Geschichten möchte ich dennoch noch ein paar Worte mehr verlieren, weil sie mir einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen wollen.
Dazu gehört definitiv Hunderttausend. Ich weiß auch nicht, vielleicht ist sie noch so prägnant in meinem Kopf, weil es die letzte Kurzgeschichte in dem Buch war oder weil sie so familiär und mit Vorwürfen verbunden ist, mit denen ich mich auf eine weit entfernte und sehr abstrakte Weise irgendwie identifizieren konnte – ich weiß es nicht, aber ich würde mir zu dieser Geschichte fast schon einen Roman wünschen, weil sie irgendwie so echt und schwermütig aber doch schön war.
Welche Geschichte mich allerdings am meisten erstaunte, war Das Franchise. Anfangs war ich so genervt von der Geschichte, wollte sie fast schon überspringen, weil ich mich für das Filmbusiness nicht interessiere, die Figuren mir unsympathisch schienen und die Geschichte außerdem auch etwas länger war als die restlichen in diesem Buch versammelten Geschichten. Ich fragte mich, wo der Punkt, die Pointe liegen sollte und war einfach nur genervt. Ich stellte das Buch nach einigen Seiten dieser Geschichte deswegen erstmal zur Seite und nahm es erst eine Woche später wieder auf, wollte schweren Herzens doch die Geschichte beenden, weil es sich einfach nicht gut und richtig angefühlt hätte, einfach eine Geschichte zu überspringen. Ausnahmsweise bin ich froh, dass ich mich durch etwas „gequält“ habe, das mir nicht gleich auf Anhieb gefallen hat, denn schlussendlich ist es meine liebste Geschichte in diesem Band. Ihre Mehrdeutigkeit, Tiefsinnigkeit, ihre Erzählweise haben mich restlos beeindrucken können und ich bin froh, wirklich froh, dass ich weitergelesen habe. Auch wenn ich kein Filmfreak bin und auch wenn das Setting der Story mich nicht direkt angesprochen hat und auch wenn ich nicht sagen kann, woran genau es lag, dass sich meine Meinung so drastisch zum positiven wendete.
Mitreißend und gefühlvoll, vorhersehbar und belanglos – die zehn Kurzgeschichten von Benedict Wells waren eine gute Mischung, in der die faszinierenden Geschichten die weniger eindrucksvollen für mich überwogen. Benedict Wells hat ein unnachahmliches Gespür für das Erzählen, für den richtigen Rhythmus einer Geschichte, hätte für mich aber an der einen oder anderen Stelle doch ein klein wenig innovativer, mutiger sein können. Trotz alledem ist dieser Geschichtenband eine wundervolle Sammlung lebensnaher, aber auch skurriler und teilweise fantastischer Erzählungen, die ich vor allem jenen Lesenden empfehlen würde, die normalerweise von sich behaupten, sie würden keine Kurzgeschichten mögen.
Wer meine Seite schon etwas länger verfolgt weiß: Ich liebe Kurzgeschichten. Immer wieder greife ich zwischendurch zu einer Kurzgeschichtensammlung und erfreue mich vor allem an der Abwechslung, die die verschiedenen Geschichten mit sich bringen. Auch bei "Die Wahrheit über das Lügen" ging es mir wieder so. Ich habe es einfach sehr genossen, in immer wieder andere Welten einzutauchen und immer wieder andere Personen zu begleiten. Wells hat es dabei geschafft, mich mit (fast) jeder der zehn Geschichten zu begeistern und zu unterhalten.
Dieser Sammelband war das erste Werk von Benedict Wells, das ich gelesen habe und es hat mir definitiv Lust auf mehr gemacht. Zwei der Geschichten stammen aus dem Kontext seines Buches "Vom Ende der Einsamkeit". Das wird aber vor den Geschichten "vorgewarnt", sodass man als Leser*in wusste, auf was man sich einlässt. Ich habe den Sprung ins Kalte Wasser gewagt und die beiden Kurzgeschichten trotzdem gelesen und es nicht bereut. Zum Glück habe ich "Vom Ende der Einsamkeit" schon zu Hause, denn mir wurde der Mund auf dieses Buch ganz schön wässrig gemacht. Eine der beiden Geschichten, "Die Nacht der Bücher" kannte ich tatsächlich schon, da sie in einem Diogenes Weihnachtsbuch enthalten ist und ich habe sie auch hier wieder sehr gemocht.
Besonders hervorzuheben ist für mich die Kurzgeschichte "Das Franchise". Diese Geschichte gibt der Sammlung ihren Namen und ist so, so, so gut gelungen! Es handelt sich um die längste Geschichte in dem Buch und ich habe jedes Wort davon geliebt - und gefeiert! Denn es geht zwar um die Wahrheit über das Lügen, das alles aber im Kontext von "Star Wars". Das war absolut genial und als bekennender Fan dieses Universums bin ich hier voll auf meine Kosten gekommen. Aber auch, wenn man damit nicht so viel anfangen kann, sind die Botschaften, die von der Geschichte ausgehen, toll und regen zum Nachdenken an.
Denkanstöße geben fast alle der Kurzgeschichten, manche stimmen auch traurig, andere sprühen nur so vor Leben. Einige waren mir aber zu plakativ und austauschbar. Was sie aber alle gemein haben ist der wunderbare Schreibstil. Ich konnte mich in Benedict Wells Worte fallen lassen und habe mich sehr in sein sprachliches Können verliebt.
Ein kleiner Tipp meinerseits: es lohnt sich, das Buch als Hörbuch zu hören. Das Buch wurde vom Diogenes Verlag mal wieder sehr passend vertont und ich hatte das Gefühl, dass mir die Geschichten so noch näher gegangen sind.
Ich spreche eine Empfehlung aus, vor allem auch an Leser*innen, die noch nie einen Kurzgeschichtenband gelesen haben. Dieser hier lohnt sich! Es gibt 4 / 5 ⭐ von mir.
3 1/2! mehr Sternchen kann ich nicht vergeben, weil sonst das Verhältnis zu den anderen 4er Bewertungen nicht mehr stimmen würde. Von Wells gefällt mir "Becks letzter Sommer" und "Vom Ende der Einsamkeit" immerhin noch ein wenig mehr. Aber ganz abgesehen davon, habe ich "Die Wahrheit über das Lügen" sehr gerne gelesen. Es sind zehn wunderbare, manchmal melancholische, Erzählungen. Manche gehen zart ins Fantastische über, andere sind wie ferne Erinnerungen. In allen aber spielt Einsamkeit oder Verlassensein auf die ein oder andere Weise eine Rolle. Einsamkeit ist sozusagen die Grundmelodie, welche das gesamte Buch durchzieht, mal lauter, mal leiser. Die klare, ruhige Sprache bringt einem die Figuren mit wenigen Sätzen nahe. Ich kann es wirklich weiterempfehlen.
Ich muss zugeben, dass ich bei Kurzgeschichten sehr wählerisch bin. Sie müssen genau auf den Punkt getroffen sein, damit ich ihnen etwas abgewinnen kann. Ansonsten bevorzuge ich wirklich Romane.
Bei dieser Kurzgeschichtensammlung merkt man leider, dass Benedict Wells nicht auf Kurzgeschichten spezialisiert ist, sondern immer mal wieder zwischendurch welche getextet hat. Und als er dann berühmt wurde, verkauften sich diese natürlich auch super. Das soll gar nicht so zynisch gemeint sein, wie es wahrscheinlich klingt. Aber es sind echt ziemlich durchschnittliche Geschichten.
Vor allem versteht man sofort worauf er hinaus möchte. Ich mag es lieber, wenn man nicht direkt mit der Nase drauf gestoßen wird. "Die Wanderung" oder "Die Muse" sind Beispiele dafür. Aber richtig furchtbar fand ich die Geschichte "Das Franchise". Puh war die nervig! Über 70 Seiten wirft er mit irgendwelchen Star Wars Figuren, Regisseuren und Komponisten um sich. Daher auch statt 3 Sternen nur 2.
Bei diesem Buch von Benedict Wells handelt es sich um eine Sammlung von Kurzgeschichten. Für mich laß sich das Buch wie eine "Resterampe" einzelner Geschichten, die für sich allein nicht das Potential hatten, ein vollständiger Roman zu werden, und deshalb in einem Sammelsurium größtenteils schwacher Erzählungen verwertet wurden. Dem Schreibstil nach hätten es Einreichungen von Schülern aus der Mittelstufe sein können (Kurzgeschichten-Wettbewerb zum Thema "Wenn's im Leben nicht rund läuft") - nichts Außergewöhnliches, nichts Melodisches, nichts Fesselndes, wie man es nach Romanen wie "Vom Ende der Einsamkeit" erwarten würde. Mit diesem Buch habe ich alle bisher publizierten Bücher von Wells (Stand Januar 2021) gelesen, aber schon nach der Lektüre von "Fast genial" Ende 2020 habe ich mir gedacht, dass in der Literaturwelt ein wenig Over-Hype (meist junger Leserinnen) um Wells neuere Werke herrscht. Auch findet man in jedem einzelnen Buch die gleichen Muster wieder: Junge einsame Männer in Außenseiterrollen mit problematischen Beziehungen zu den eigenen Eltern, die am Ende der Story bestenfalls erkennen, dass der Sinn des Lebens im Leidenschaft-folgen besteht. Zwischendurch noch 1-2 Frauen, von denen sich der Protagonist in mindestens eine verliebt, dann noch ein Roadtrip, ein eigenartiger bester Freund, und fertig ist das Buch. Ich bin gespannt auf seinen neuen Roman "Hartland", ich hoffe auf Begeisterung.
Kurzgeschichten sind bei weitem nicht meine bevorzugte literarische Gattung, aber wenn Benedict Wells sie verfasst hat, sieht die Sache eben schonmal anders aus. Diese zehn so vollkommen unterschiedlichen Stories waren ein großes Lesevergnügen und eine jede löste ein anderes Gefühl bei mir aus - aber keine ließ mich kalt.
Bewertung im Einzelnen: Die Wanderung - 5/5 Das Grundschulheim - 4/5 Die Muse- 4/5 Ping Pong - 3/5 Richard - 4/5 Die Nacht der Bücher 5/5 Das Franchise 5/5 Die Fliege 4/5 Die Entstehung der Angst 4/5 Hunderttausend 4/5
Bei Lesetiefs helfen Kurzgeschichten, höre ich immer wieder. Und tatsächlich konnte mich "Die Wahrheit über das Lügen" gut unterhalten und mich für längere Abschnitte ans Buch fesseln. Die Geschichten die mir besonders gut gefallen haben waren:
Das Grundschulheim, Richard, Die Nacht der Bücher und Das Franchise
Dieses Buch ist eine herbe Enttäuschung. Auf mehreren Blogs und Verlagsseiten groß angepriesen und mit einem verlockenden Titel verspricht es Spannung und Tiefe. Doch schon die erste Kurzgeschichte startet mit einer seichten Atmosphäre und stereotypen Figuren. Vielleicht nur eine Ausnahme. Bei der zweiten, dritten, vierten, Geschichte, ja sogar bei der Titelgeschichte keine Besserung in Sicht: eine Schriftstellerin mit Schreibblockade, ein karrierebesessener Manager, Bücher, die über Nacht lebendig werden. Wirklich? Mal ganz abgesehen von den schrecklich klischeehaften Namen, die diese Figuren tragen. In meinen Augen waren die Handlungen althergebracht und die Figuren abgenutzt. Das einzig Angenehme an Wells' Neuerscheinung ist seine Sprache. Ob ich noch ein zweites Werk des Autors lesen werde, ist fraglich. Jedenfalls nicht, wenn es sich um Kurzgeschichten handelt.
Neues Lieblingsbuch ich habe das Buch heute gekauft und sofort in einem Rutsch durchgelesen. Dabei habe ich oft geweint, gelacht, nachgedacht und vor allem gefühlt. Dass Benedict Wells mein Lieblingsautor ist war mir schon vorher klar, jetzt nochmal deutlich mehr als davor. Diese 10 Geschichten werden mich in Gedanken sicher noch lange begleiten und ich werde das Buch ganz bestimmt erneut lesen. Bei jeder Geschichte dachte ich mir „so, das ist jetzt aber wirklich die beste!“ und dann kam die nächste und es ging mir genauso!! Unvergleichliches Buch!
Ich wünschte, ich könnte jede Geschichte einzeln bewerten. Einige haben mich völlig kalt gelassen und andere haben mich so extrem gepackt, dass ich mir gewünscht hätte, sie wären länger gewesen. Alles in allem ein schöner Jahresabschluss :)
De waarheid over het liegen is een verhalenbundel die me echt heeft verrast. Nou ben ik fan van de schrijfstijl van Benedict Wells en schrijft hij fijne boeken, maar deze bundel had een aantal korte verhalen die echt wisten te raken. Het verhaal over de muze was zo mooi, net als het ontroerende laatste verhaal over een vader en zoon en hun moeizame relatie. Maar het titelverhaal, 'De waarheid over het liegen' over een tijdreiziger die de hele StarWars historie veranderd had was echt geweldig. Ik kan me ook zo goed voorstellen dat de auteur innig heeft genoten om dit op te schrijven. Er zat geen verhaal tussen waar ik geen verbinding mee had en ik kan dit boek dan ook aan iedereen van harte aanbevelen, ook als je geen fan bent van korte verhalen.
Kurzmeinung: Die Wahrheit über das Lügen von Benedict Wells ist eine wundervolle, abwechslungsreiche Sammlung an Kurzgeschichten. Ich würde das Buch am liebsten gleich noch mal lesen. Durch die große Vielfalt der Geschichten eignet sich dieses Buch auch hervorragend als Geschenk.
Meine Meinung: Normalerweise bin ich kein Fan von Kurzgeschichte. Wenn ich also sage, dass dieses Buch zu dem Besten gehört, was ich 2018 gelesen habe, dann will das schon was heißen. Vielleicht werden jetzt einige gleich mit Steinen werfen wollen, aber ich muss sagen: Ich fand Die Wahrheit über das Lügen sogar besser als "Vom Ende der Einsamkeit". In Die Wahrheit über das Lügen befindet sich ein Sammlung von Texten aus verschiedenen Jahren. Sie umfassen eine große Bandbreite an Stilen und Themen. Da die einzelnen Geschichten so unterschiedlich sind, werde ich keine Gesamtbewertung über das Buch schreiben, sondern euch zu jeder Geschichte einzeln meine Eindrücke schildern.
Die Wanderung Eine starke Geschichte, über die ich nach dem Ende noch etwas nachdenken musste, um sie zu verstehen. In einer sehr schönen Metapher werden hier die Jahreszeiten des Lebens dargestellt. Und wie eine kurze Tageswanderung manchmal das halbe Leben dauert.
Das Grundschulheim Die Geschichte gehört für mich zu den Schwächeren. Es geht um sechs Jungen, die aus verschiedenen Gründen nicht bei ihren Familien leben, sondern gemeinsam im Grundschulheim wohnen. Es werden Alltagsszenen aus den vier Jahren erzählt, die die Jungen gemeinsam dort verbracht haben, bevor sich ihre Wege wieder trennten. Die Geschichte ist nicht schlecht, hat mich aber auch nicht sonderlich begeistern können.
Die Muse Eine wunderschöne Geschichte über Kreativität und das Schreiben. Einfühlsam, bewegend, manchmal fast schmerzhaft, dann wieder fast träumerisch. Eine Autorin trifft ihre Muse und verliebt sich in ihn. Allerdings beraubt ihr Schreiben ihm seiner Substanz. Und so muss sie sich zwischen ihrer Liebe zur Muse und der Liebe zum Schreiben entscheiden.
Ping Pong Neben "Das Grundschulheim" die einzige weitere Geschichte aus dem Band, die mir nicht so gut gefallen hat. Zwei Männer finden sich in einem geschlossenen Raum wieder. Sie wissen nicht, wie sie dort hingekommen sind. Allem Anschein nach, wurden sie entführt. Mit ihnen im Raum befindet sich außer einer Toilette nur ein weiterer Gegenstand: Eine Tischtennisplatte. Und so beginnen die beiden Männer zu spielen. Die Geschichte war nicht sehr spannend, nicht emotional und um ehrlich zu sein habe ich keine Ahnung, was sie bedeuten soll.
Richard In dieser Geschichte lernen wir eine alte Dame kennen, die auf einer Parkbank wildfremden Menschen von ihrem Kater Richard erzählt. Das Thema –Einsamkeit im Alter– finde ich wirklich tragisch und ich finde es gut, dass Benedict Wells diesem Thema eine Geschichte in dem Sammelband gewidmet hat. Dabei drückt er auch hier nicht auf die Tränendrüse, erzählt ohne große Dramatik von diesen Szenen, die wir alle im Alltag schon mal so erlebt haben oder haben könnten. Und diese ruhigen Szenen verstärken die emotionale Wucht noch, mit der mich die Geschichte getroffen hat.
Die Nacht der Bücher Diese Geschichte stammt indirekt aus dem Roman "Vom Ende der Einsamkeit". Dort wird an einer Stelle erwähnt, dass Jules eine Geschichte über Bibliotheksbücher schreibt, die in der Weihnachtsnacht zum Leben erwachen und sich unterhalten. Eine wirklich schöne, märchenhafte Geschichte.
Das Franchise oder Die Wahrheit über das Lügen Die titelgebende Geschichte hat mir unglaublich gut gefallen. Ich bin ein großer Star Wars Fan und diese Geschichte über eine alternative Wirklichkeit, in der der Protagonist eine Zeitreise unternommen hat und George Lukas die Idee für das erfolgreichste Franchise aller Zeiten gestohlen hat, ist wirklich grandios.
Die Fliege Wow, eine der für mich besten Geschichten aus dem Buch. Ganz ruhig, distanziert, fast schon kühl wird in wenigen Worten die Beziehung zwischen einem Mann mit großen Ambitionen und noch größerem Ego und seiner Frau erzählt, die immer zurückstecken musste. Eine Beziehungskonstellation, die in unserer Gesellschaft (leider) noch sehr verbreitet ist und deren Problematik hier präzise dargestellt wird. Gerade in der Unaufgeregtheit der Erzählung liegt die große Kraft dieser Geschichte.
Die Entstehung der Angst Diese Geschichte stammt aus "Vom Ende der Einsamkeit", hat es aber aus Gründen, die der Autor gut erklärt, nicht in die endgültige Romanfassung geschafft. Das finde ich doch sehr nett, dass er uns nun trotzdem an dieser Idee teilhaben lässt. Ob man diese Ergänzung zum Roman allerdings wirklich selber lesen möchte, bleibt jeder und jedem selbst überlassen, da es die Sichtweise auf die Protagonisten schon verändern kann. Ich für meinen Teil war sehr froh über die zusätzlichen Informationen.
Hunderttausend Eine schmerzhafte Geschichte über Verlust, über einen Vater und einen Sohn, die zu viel ungesagt lassen und sich immer weiter voneinander entfernen. Die das beide bereuen, aber nicht aus ihrer Haut können, bis es irgendwann zu spät ist.
Fazit: In Die Wahrheit über das Lügen von Benedict Wells findet ihr eine ausgewogene Mischung aus Kurzgeschichten. Sie haben verschiedenen Stile, verschieden Themen. Aber eins ist den Geschichten gemein: sie können unterhalten, sie gehen ans Herz und bringen einen zum Nachdenken. Und sie sind einfach verdammt gut geschrieben. Es ist schon eine Kunst, wie Benedict Wells es schafft, dass einen die Geschichten so schnell in ihren Bann ziehen und einem die Charaktere in nur wenigen Zeilen so ans Herz wachsen. Zwar konnten mich nicht alle Geschichten überzeuge, aber die meisten waren dafür so großartig, dass sie das mehr als wieder gutgemacht haben. Große Leseempfehlung!
Ein herrlicher Band voller teils melancholischer, teils fantastischer Geschichten.
Vor allem die Geschichten mit einem Hang zum Surrealen haben es mir hier besonders angetan. Dass hierbei nicht jede Geschichte für einen persönlich eine 5/5 sein kann ist jedoch auch klar.
Hervorzuheben ist die allseits beliebte und namensgebende Geschichte „Das Franchise oder die Wahrheit über das Lügen“. Diese wird zu Recht von allen Seiten hochgelobt – nicht nur eingefleischte Star Wars-Fans, sondern auch Filmfans im Allgemeinen kommen hier voll auf ihre Kosten.
Wells hat sich mit diesem Band und „Vom Ende der Einsamkeit“ erneut als mein bisher liebster zeitgenössischer deutschsprachiger Autor hervorgetan.
Hat mir sehr gut gefallen, ganz besonders "Das Franchise - Oder die Wahrheit über das Lügen". Viele interessante, coole Konzepte und Ideen auf wenig Raum, in der üblichen gradlinigen Benedict Wells Schreibweise. Liest sich gut weg und über einige Geschichte denke ich immer noch nach.
Tolles Buch für unterwegs! Ich mag, dass man nach jeder Geschichte neu anfangen kann und zwischendurch Platz zum Nachdenken hat. Besonders gefallen hat mir die Star Wars Geschichte und besonders berührt hat mich die letzte.
Auf der Leipziger Buchmesse wurde verkündet, dass im Herbst ein neues Buch von Benedict Wells auf den Markt kommen wird – und alle flippten aus. Ok, nicht alle, aber fast alle. Allen voran meine Buchgang und ich. Schon mit Spinner konnte mich Wells überzeugen, ein ruhiger Roman über eine Interessante Identitätsfindung (meine Rezension). Vor kurzem las ich dann Vom Ende der Einsamkeit, gemeinsam mit meiner Buchnachbarin Sarah, die dazu bereits eine Rezension verfasst hat, denn wir wollten gut für sein neues Werk gerüstet sein, das auch eine Kurzgeschichte zum eben genannten Roman enthalten sollte.
Die Wahrheit über das Lügen beinhaltet zehn total verschiedene Kurzgeschichten – manche empfand ich als sehr ergreifend, manche als skurril, manche sogar als recht humorvoll. Und alle hatten einen zentralen Aspekt: die Zeit. Sei es die Zeit, die man sich nicht für wichtige Dinge nimmt, oder nehmen möchte, weil man die Prioritäten anders setzt, als man vielleicht sollte. Sei es die Zeit, die man mit Menschen verbringt, was einen immensen Einfluss auf den Verlauf des Lebens hat, selbst wenn die Menschen irgendwann kein Teil mehr davon sind. Oder die Zeit, die man in ein Lebensprojekt steckt, obwohl man sich auf etwas anderes konzentrieren wollte. Die Zeit, die man aufbringt, um jemandem zuzuhören. Oder eben gar nicht zuhören zu wollen. Die Zeit, die plötzlich auf mysteriöse Art und Weise zurück gedreht wird, sodass man das Wissen aus der Zukunft besitzt und einen Teil davon verändern kann. Die Zeit, die man mit einem Menschen verbringt, obwohl man sich dabei selbst verliert. Die Zeit, in der man schweigt, obwohl man etwas sagen hätte müssen. Und die Zeit, die man braucht, um genau das zu tun. Die Zeit, um sich auszusprechen oder das Fehlen dessen. Die Zeit für Vergebung, obwohl sie längst abgelaufen ist.
Erst heute wurde ich gefragt, welche Kurzgeschichte mein Favorit sei. Doch je länger ich darüber nachdenke, desto mehr Aspekte der einzelnen Geschichten kommen mir in den Sinn und desto weniger kann ich mich festlegen. Aber ich denke, das muss ich auch gar nicht. Jede einzelne besitzt ihre Faszination. Benedict Wells ist wahnsinnig talentiert darin, Geschichten aus dem Leben zu erzählen, eine Ruhe zu erzeugen und trotzdem nicht an Spannung einzubüßen. Die Geschichten regen zum Nachdenken an, egal ob sie humorvolle Passagen beinhalten, traurig, düster, skurril oder schockierend sind. Jede von ihnen umfasst eine wichtige Botschaft, wodurch sie im Gedächtnis bleiben. Jede noch so verrückte Erzählung besitzt ihre Faszination. Jeder geschilderte noch so abwegige Aspekt sorgt dafür, dass ich lange darüber nachgedacht habe.
Interessant fand ich, dass Wells ein paar Anmerkungen zu einer bestimmten Kurzgeschichte verfasst hat, was das Leseerlebnis noch authentischer gestaltete. Dort weist er zum einen darauf hin, wieso es das Kapitel überhaupt in das Kurzgeschichtenwerk geschafft hat, da es eigentlich zu Vom Ende der Einsamkeit gehörte. Zum anderen macht er darauf aufmerksam, dass das (folgende) Kapitel vieles aufklärt und man als Leser*n selber entscheiden solle, ob man überhaupt näheres über diesen Charakter erfahren möchte.
Ich ziehe meinen Hut vor Benedict Wells und bin mir nun mehr als sicher, dass ich 1. jedes Buch von ihm und 2. zur Not auch seinen Einkaufszettel lesen möchte. Zum Zeitpunkt der vorletzten Leipziger Buchmesse konnte ich eine Lesung von ihm besuchen – alleine seine freundliche, offene, interessierte Art sorgte dafür, dass er zu einem Lieblingsautor für mich wurde. Er hat sich für jeden einzelnen Leser Zeit genommen, von seinen Werken geplaudert, Fotos machen lassen und fleißig signiert. Dabei ist anzumerken, dass er fragte, ob ich die zu signierenden Bücher bereits gelesen habe und wie sie mir gefallen haben. Daraufhin füllte er in beiden eine ganze Seite mit freundlichen, humorvollen Worten.
Fazit Die Wahrheit über das Lügen enthält zehn ganz verschiedene Kurzgeschichten, die zum Nachdenken anregen und durch einzelne Aspekte im Gedächtnis bleiben. Eine wahrlich gelungene Mischung aus realen Themen, fantasievollen, teils skurrilen Aspekten und humorvollen Abschnitten.
Danke an den Diogenes Verlag für das Rezensionsexemplar.
Das war mein zweites Buch von Benedikt Wells. Die Sammlung von Kurzgeschichten fand ich sehr unterhaltsam. Ich habe nicht jede Geschichte gleichermaßen genossen aber rundum ein wirklich schönes Buch für zwischendurch.
Meine Lieblingsgeschichten waren: Die Nacht der Bücher, die Fliege und Hunderttausend.
Eher 2,5 Sterne für mich. Mein ewiger Fluch mit Kurzgeschichten hat wieder zugeschlagen und die Geschichten, die ich mochte, empfand ich als viel zu kurz, vor allem gegenüber meiner Meinung nach viel zu langen und für mich sinnlosen Geschichten. Anders als die meisten Reviews habe ich ein unglaubliches Problem mit der längsten und titelgebenden Geschichte über Star Wars, ich finde, das hätte ein fünfseitiges Gedankenspiel sein können, aber es mäandert so lang und ist meiner Meinung nach nicht mehr als ein Film Bro, der zeigen will, wie sehr er die wichtigen Filmemacher (natürlich nur die Männer) des 20. Jahrhunderts kennt und es führt nirgendwo hin, was diese Länge gerechtfertigt hätte. Diese Geschichte und die über Ping Pong haben die Geschichten, die mir besser gefallen haben, durch ihre Länge für mich überschattet. Trotzdem gab es für mich starke Momente: Die Muse, Die Fliege und Hunderttausend bleiben mir noch eine Weile im Gedächtnis.