München zur Jahrhundertwende. Es ist die Zeit der pferdegezogenen Trambahnen, der riesigen Bierpaläste und der gebratenen Kapaune. Und es ist der Beginn einer jungen Wissenschaft namens Kriminalistik. Wilhelm Freiherr von Gryszinski zieht von Preußen nach Bayern, um als Sonderermittler für die Königlich Bayerische Polizeidirektion tätig zu werden und den Beamten Errungenschaften wie den Fingerabdruck und die Spurensicherung am Tatort näherzubringen. Sein erster Fall: Ein stadtbekannter Bierbeschauer wird tot an der Isar gefunden – eingehüllt in einen kostbaren Federumhang, daneben der Abdruck eines Elefantenfußes. Gryszinski kommt bald einer Verschwörung nationalen Ausmaßes auf die Spur, die ihn vor eine unsägliche Wahl stellt: Ist er eher bereit, seine Ehre als bayerischer Beamter zu verletzen oder als preußischer Offizier?
Uta Seeburg studierte Germanistik, Komparatistik und Kunstgeschichte in ihrer Geburtsstadt Berlin, anschließend promovierte sie in Berlin und Cambridge. Nach der Promotion zog es sie nach München, wo sie erst als Werbetexterin und anschließend als Reise- und Buchredakteurin bei AD Architectural Digest arbeitete. Heute widmet sie sich ausschließlich der Schriftstellerei.
Seeburg lebt mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter in Haidhausen.
Dieses Buch hat mir wirklich sehr sehr gut gefallen! Ich mag einfach den Hauptcharakter und ich finde sein Familienleben und seine Beziehung zu gutem Essen einfach schön und wirklich liebenswert. Ansonsten ist das ganze ein solider Krimi, mit der netten Idee alles in die deutsche Monarchie zu versetzen. Bin mit meiner Leseerfahrung wirklich sehr zufrieden!
Wilhelm Freiherr von Gryszinski ist preußischer Reserveoffizier und Kriminalbeamter, der mit Frau und Sohn nach München gezogen ist, um dort nach den neuesten wissenschaftlichen Methoden zu ermitteln. Gerade beschäftigt ihn der Mord am Bierbeschauer Sperber, der mit zerschossenem Gesicht und in einen Mantel aus Vogelfedern gehüllt, aufgefunden wird. Diesen Federmantel hat der prominente Münchner Neubürger Lemke für seine Frau anfertigen lassen, doch mit dem Mord will der Millionär nichts zu tun haben.
So fand ich's:
Ende des 19. Jahrhunderts ist die Kriminalistik im Umbruch. Kreative Köpfe erdenken sich neue Methoden, um Spuren zu sichern, Tatortszenen festzuhalten und Indizien zu sichern. Wilhelm Freiherr von Gryszinski ist auf dem neuesten Stand, denn er folgt den Lehren von Hans Groß und seinem Handbuch, die ihm bei seinen Ermittlungen immer wieder helfen. Aber nicht nur die Kriminalistik entwickelt sich weiter, auch in München selbst kann man z. B. von Pferden gezogene Trambahnen sehen. Und doch muss sich Gryszinski mit einer Forderung zum Duell auseinandersetzen oder eine Verfolgungsjagd mit Pferdegespannen hinter sich bringen.
Die Autorin schafft es wunderbar, das wohlhabende Leben der Familie Gryszinski am Ende des 19. Jahrhunderts und die Münchner Eigenheiten in die Handlung einzuweben. Obwohl Gryszinski Preuße ist, hat er eine Schwäche für bayerisches Essen und schnabuliert sich durch München. Überhaupt ist man mittendrin in der damaligen Zeit und kann sich lebhaft bildlich vorstellen, wie das Leben damals war.
Die Sprache ist etwas altertümlich und passt in die Zeit. Ich musste mich allerdings erst ein bisschen daran gewöhnen, dann fand ich die Formulierungen umso authentischer.
Die Ermittlungen laufen gemächlich an und lassen Platz für Gryszinskis Familienleben und dafür, dass tolle Nebenfiguren sich ausbreiten und entfalten können. Die Mordermittlung an sich wird solide erzählt und bildet den Rahmen für ein opulentes Drumherum. Neben dem Mord an Sperber gibt es auch noch eine politische Komponente, denn Bayern und Preußen sind zu der Zeit, in der das Buch spielt, noch zwei verschiedene Staaten. Gryszinski sitzt zwischen den Stühlen, denn er ist gerne in Bayern und dort öffentlicher Bediensteter, aber außerdem ist er noch preußischer Reserveoffizier. Dass man nicht zwei Herren dienen kann, macht ihm dann auch gehörige Probleme.
Spannend ist das Buch an sich schon, doch weniger wegen atemberaubender Action, sondern durch den menschlichen Faktor, der hier gekonnt ins Licht gerückt wird. Entsprechend ruhig und cosy ist auch die Erzählweise, sie besticht durch viele bunte Details, einen sympathischen und sehr menschlichen Ermittler Gryszinski und weitere sehr gelungene Nebenfiguren.
Wer sich gerne in vergangene Zeiten versenkt, der wird hier genau so viel Lesevergnügen haben wie ich.
"Der falsche Preuße" ist laut der Informationen auf der Vorablesen-Seite der Auftakt einer Krimireihe.
Es war ein schönes Lesevergnügen! Sprachlich sehr fein, auch mal längere Satzkonstruktionen oder eher seltene Vokabel. Uta Seeburg hat ein gutes Gespür dafür, die Zeit auferstehen zu lassen. Die Nebencharaktere! Ich liebe Frau Brunner und Spatzl. Die Beziehung zwischen der Hauptfigur und seiner literaturverliebten Frau war wunderschön und zum Dahinschmelzen. Es gab so viele kleine ausgeklügelte Szenen, ich kann mich gar nicht entscheiden, welche meine Lieblingsszenen ist (ich denke aber die absichtlich auffällige unauffällige Observierung samt Augenlöchern in der Zeitung). Das Buch beinhaltet auch eine Portion Foodporn. Ich wusste bis dato nicht, wie viel Gefühl Essen in sich bergen kann. Auf der anderen Seite werde ich Knödel nie wieder so betrachten und essen wie bisher, sondern ab jetzt das Gefühl und die Welt in ihnen sehen, die sie eindeutig verdienen. Manche Szenen sind fast ein wenig zu ausgeschmückt und dadurch wird die Krimihandlung nur langsam vorangetrieben. Diese hätte für meinen Geschmack mehr Raum einnehmen können, handelt es sich schließlich um einen Krimi, unterm Strich hat es aber auch so gepasst, wie es ist, da es schlichtweg ein Spaß war, dieses Buch zu lesen. Das Ende fand ich persönlich unbefriedigend, es passt aber gut zur gesamten Storyline.
Ich hoffe der zweite Band erscheint noch in diesem Kalenderjahr.
Wilhelm Freiherr von Gryszinski ist mit Frau und Kind frisch aus Berlin nach München zugezogen, um eine Stelle bei der Bayerischen Polizei anzutreten. Der Reserveoffizier der preußischen Armee und studierte Jurist interessiert sich besonders für die Sicherung von Spuren am Tatort, die im Kaiserreich ebenso wie Beweismittel-Archivierung noch in den Kinderschuhen steckten. Indem die Autorin einen Preußen 1894 nach Bayern versetzt, vermittelt sie ihren Lesern geschickt Münchens Atmosphäre zurzeit der Postkutschen und Pferdedroschken, als sich bedeutende technische Veränderungen bereits abzeichneten und als Thür und Thor noch mit th geschrieben wurden. Der „Preuße“ kann sein Talent für die Spurensicherung gleich am Fundort eines Toten in der Nähe des Maximilianeums einsetzen. Der Tote arbeitete als amtlicher Bierbeschauer. Die Recherche führt den adligen Preußen und sein Team ins Milieu der Brauereien und zu einem weiteren Preußen, der mit einer Brauerei-Erbin verheiratet ist. Villenbesitzer Lemke hat einen farbenfrohen Lebenslauf, der ihn bis nach Ostafrika führte, aber anders als der Ermittler keinen Adelstitel aufzuweisen. Mitten in die Ermittlungen in München grätscht der preußische Gesandte, dessen Regierung ein Interesse daran hat, Lemke des Hochverrats zu überführen. Er appelliert an von Gryszinski Offiziers-Ehre, droht ihm unverhohlen, so dass der Preuße in Bayern seine eigenen Ermittlungen zunächst hinter die Interessen Preußens zurückstellen muss. Schließlich kann ein Reserveoffizier kaum zwei Herren gleichzeitig dienen.
Von Gryszinski schwört auf die Ermittler-Weisheit, dass einige Dinge zu offensichtlich sind, um gesehen zu werden. Auf dieser Basis kann er in einem bühnenreifen Auftritt in Lemkes protziger Villa schließlich auch seinen eigenen Mordfall lösen. Als Fan von Ermittler-Krimis und der Beziehungsebene im Team war mir der Exkurs in die Lemke-Villa zu lang, zu laut und zu exzentrisch, während andere interessante Aspekte im Auftaktband der geplanten Serie nur eine Nebenrolle spielten.
Ein Preuße in München, dem noch niemand das Weißwurst-Essen beigebracht hat, eine lesende und diskussionsfreudige Ehefrau und ein junger Kriminalbeamter, der über einen unendlichen Schatz von Spezln verfügt, die ihm Informationen beschaffen können, wecken jedenfalls meine Neugier auf die Fortsetzung der Serie. Ein informatives Nachwort klärt, welche Figuren vor authentischem historischen Hintergrund im Roman fiktiv und welche real sind.
Ein preußischer Polizeibeamter ermittelt in München. Was mitunter Gegenstand von (humoristischen) TV-Krimiserien ist, habe ich in einem historischen Kriminalroman so noch nicht gelesen. Der preußische Adelige und Reserveoffizier Wilhelm von Gryszinski ist im Herbst des Jahres 1894 gerade einmal ein Jahr mit seiner Frau und dem sieben Monate alten Sohn in München, hat sich aber schon bestens in der bayerischen Metropole eingelebt. Nur die komplexen Mordfälle, wegen derer er nach München als Sonderermittler beordert wurde, lassen noch auf sich warten. Doch prompt geschieht zu Beginn der Handlung ein solcher und die - damals modernen - Ermittlungsmethoden Grsyzinskis sind nun gefragt. Wer ist der Mann, der neben dem Maximilianeum ermordet aufgefunden wurde? Der Federumhang, den er trägt und der Abdruck eines Elefantenfußes neben der Leiche lassen erstmal nicht darauf schließen, aber dieser Mordfall zieht weite Kreise, bis hinein in die Eingeweide der preußischen Diplomatie.
Mehrere Welten treffen in diesem Roman aufeinander. Einerseits die des bayerischen Zeitgeists um 1900: Gemütlichkeit, Wirtshaus, Bierbrauen, Marktfrauen, Katholizismus, um nur einige Schlagworte zu nennen. Dann die kontrastive Haltung der Berliner bzw. Preußen, die ich mit den Worten Netzwerk, Pickelhaube, Pünktlichkeit, Ordentlichkeit und Protestantismus klischeehaft bedienen möchte. Die Topographien der Nebenwelten, die in diesen Krimi hineinspielen, sind folgende: Die Münchner Arbeiterschaft (Armut, Bescheidenheit, Hütte, Handwerk, Glaube) sowie die dekadente Welt der Neureichen (Ästhetizismus, Dandytum, Überfluss, Kuriositätenkabinette, Kunstbeflissenheit).
Uta Seeburg hat einen sehr elaborierten historischen Kriminalroman geschrieben, der vor atmosphärischer Details nur so strotzt und in sich absolut stimmig konstruiert ist. Die Akkuratesse, die sie ihrem preußischen Protagonisten zuschreibt, findet sich auch in ihrem Schreibstil wieder. Gleichzeitig ist dieser Stil aber eben auch sehr bildhaft - manche ihrer Metaphern sind ein regelrechter ästhetischer Genuss.
Es geht im Roman sehr oft um die gesellschaftlichen Gepflogenheiten der damaligen Zeit, zum Beispiel was die Umgangsformen betrifft. Während die Preußen in Berlin gerne zu Abendgesellschaften und Salons einluden, traf der Münchner an sich im späten 19. Jahrhundert (vielleicht ist es bis heute so) seine "Spezl" lieber im Wirtshaus. Auch gebräuchliche Dinge der Alltagsgeschichte der damaligen Zeit sowie kulturgeschichtliches und kulinarisches Wissen bereichern die Handlung und erzeugen eine authentische historische Atmosphäre (Herrlich: Das Philosophieren über die Notwendigkeit einer Flügeltür im Salon bzw. eines zweiten Zugangs zu Räumen, das sich leitmotivisch durch den Roman zieht). Dass diese Fakten zum Großteil “der Wahrheit entsprechen”, sagt die Autorin in einer historischen Notiz am Ende des Romans. Auch geht sie auf die (wenigen) Dinge ein, die nur ihrer Phantasie entsprechen.
“Der falsche” Preuße hat mich als Münchnerin hervorragend unterhalten und ich bin sicher, dass das Buch auch Berlinern gefallen wird. Der augenzwinkernde und mitunter trockene Humor, der die kulturellen Unterschiede - aber auch Gemeinsamkeiten - von Preußen und Bayern betont, hat mir sehr gut gefallen. Umso mehr freut es mich, dass eine Reihe rund um die Hauptfigur Gryszinski geplant ist. Ich harre der Dinge, die da kommen mögen.
München, 1894: Die Kriminalistik steckt noch in den Kinderschuhen, doch Wilhelm Gryszinski ist auf diesem Gebiet bereits vielen seiner Kollegen voraus. Aufgrund dessen ist der gebürtige Preuße vor einem Jahr mit seiner Familie von Berlin nach München gezogen, wo er seitdem als Sonderermittler bei der Königlich Bayerischen Polizeidirektion arbeitet. Als ein Bierbeschauer tot aufgefunden wird, das Gesicht bis zur Unkenntlichkeit zerschossen, gekleidet in einem teuren Federumhang und neben ihm ein Elefantenfußabdruck, übernimmt Gryszinski mit seinem Team die Ermittlungen. Ehe er sich versieht, geht es nicht nur um Mord sondern auch um Hochverrat. Und Gryszinski selbst sitzt zwischen den Stühlen. Für wen wird er sich entscheiden? Bayern, seine neue Heimat und Arbeitgeber? Oder Preußen, sein Vaterland?
Meine Meinung: "Der falsche Preuße" ist der Auftakt zu einer neuen Krimireihe um den aus Preußen stammenden Münchner Ermittler Wilhelm Gryszinski.
Der Schreibstil passt gut zum Schauplatz und zur Handlungszeit des Buches und lässt sich angenehm lesen. Die Beschreibungen der Umstände und Gegebenheiten der damaligen Zeit sind sehr bildhaft und detailreich, zudem werden einige (wahre) historische Begebenheiten in die Handlung mit eingeflochten, was den Roman sehr authentisch macht. Auch einige kulturellen und gesellschaftlichen Unterschiede zwischen Preußen und Bayern werden angesprochen, wobei Protagonist Gryszinski beides in sich vereint. Im Laufe des Buches steht er als geborener Preuße und nunmehr bayerischer Ermittler zwischen den Stühlen und sein innerer Konflikt zwischen Vaterland und Arbeitgeber hat mir gut gefallen.
Auch an Humor mangelt es dem Roman nicht. So einige Szenen wie beispielsweise die höchst unauffällige Beschattung einer der Verdächtigen haben mich beim Lesen des Buches mehrfach schmunzeln lassen.
Die Charaktere sind authentisch und facettenreich. Sehr gut gefallen haben mir der Protagonist Wilhelm Gryszinski sowie seine Frau Sophie. Gryszinski ist ein sehr sympathischer Zeitgenosse mit Schwäche für gutes Essen und dem Herz am rechten Fleck. Er ist darüber hinaus ein sehr fähiger Ermittler, der sich auch von Rückschlägen nicht entmutigen lässt. Sein Ruhepol ist seine Frau Sophie, die man in beinahe jeder Situation mit einem Buch in der Hand antrifft.
Der Plot ist durchgehend spannend und konnte mich schon nach kurzer Zeit in seinen Bann ziehen. Es werden unter Anderem die Anfänge der Kriminalistik beleuchtet, was nicht nur sehr interessant ist, sondern auch die Ermittlungen, die dadurch nicht nur aus der reinen Befragung von Zeugen besteht, komplexer macht. Gryszinski bekommt es im Rahmen der von ihm geführten Ermittlungen nicht nur mit Mord, sondern auch mit Hochverrat zu tun, und nicht nur Bayern sondern auch Preußen erwarten von ihm Aufklärung (wenn auch in unterschiedlicher Art und Weise). Ein Verdächtiger ist schnell gefunden, doch ist er auch der Täter...? Finden Sie es selbst heraus, es lohnt sich!
Fazit: Autorin Uta Seeburg nimmt den Leser mit auf eine eindrucksvolle und spannende Reise ins 19. Jahrhundert. Mich konnte das Buch von der ersten bis zur letzten Seite fesseln, unterhalten und begeistern und ich freu mich schon jetzt auf eine hoffentlich baldige Fortsetzung!
Der preußische Sherlock Holmes ermittelt Ich bin eine leidenschaftliche Leserin von historischen Kriminalromanen und da erschien „Der falsche Preuße“ von Neoautorin Uta Seeburg gerade rechtzeitig. Angesiedelt ist die Handlung im München des Jahres 1894, kurz vor der Jahrhundertwende: Die ältere Generation blickt den Wundern der Technik argwöhnisch entgegen, die feinen Herrschaften flanieren durch Münchens Straßen und im Hofbräuhaus wird das Leben feuchtfröhlich genoßen wie eh und je. In dieses kaleidoskopartige Treiben wird Hauptmann Wilhelm Freiherr von Gryszinski, Reserveoffizier der preußischen Armee, als Sonderermittler des Königlich Bayerischen Gendameriekorps von Berlin nach München versetzt. Man setzt große Hoffnungen auf ihn als aufstrebender Kriminologe, immerhin ist Hans Gross, der Urvater der modernen Kriminologie, sein Mentor und Lehrmeister gewesen.
Ein Mord zwischen Bier und Tellerfleisch Schließlich gibt es in der Bierhauptstadt endlich einen Mord, den Gryszinski zusammen mit den ihm zur Seite gestellten Gendarmen Voglmaier (dieser hat an jedem Eck der Stadt ein „Spezl“ sitzen, die ihm allesamt im Zuge der Ermittlungen zugute kommen) und Eberle sich ans Werk macht aufzudecken. In den Maximiliansanlagen, dem Fundort der Leiche, bietet sich dem Trio ein seltsamer Anblick: Der Leiche fehlt das Gesicht, ist nur bekleidet mit einem leichten Federmantel und liegt neben einem Abdruck eines Elefantenfusses, dem noch dazu eine Zehe fehlt. Schnell wird klar, dass der mondäne Selfmade-Man und Lebemann Eduard Lemke, seines Zeichens Erbe einer renommierten Bierbrauerei und verspielter Neureicher, in die Sache verwickelt sein muss. Als Gryszinski dann aber von oberster Stelle zusätzlich zu seinen Ermittlungsarbeiten auch noch als Spion engagiert wird, kommt der Fall erst so richtig ins Rollen…
Besonders schön gelungen finde ich die Zeichnung der Charaktere, die einem bereits nach wenigen Seiten ans Herz wachsen: Gryszinski selbst, der in seiner Leidenschaft für Tellerfleisch und all den anderen Münchner Köstlichkeiten der Lösung seines Mordfalls immer mehr auf die Schliche kommt; seine bibliophile Frau Sophie, die ihn allabendlich an ihren Ausflügen in die Welt der Literatur teilhaben lässt; seine beiden Ermittlungsgehilfen, die ab und an an Dick und Doof erinnern lassen und schließlich Lemke, der ein wenig an dem Peter-Pan-Syndrom zu leiden scheint: Die Beschreibungen seiner traumartigen Räumlichkeiten in seiner - wohl aufgrund seiner niedrigen Herkunft - protzigen Villa muten abenteuerlich und fabelhaft an, als LeserIn verliert man sich in diesen Beschreibungen, was wahrlich ein Genuss ist!
Die Kriminologie kommt mir ein wenig zu kurz Ebenso gefällt mir die Mischung aus historischen Begebenheiten, wie etwa der tatsächlichen Wissenschaft der Kriminologie und dem schriftstellerischen Einfallsreichtum der Autorin. Es ist die Zeit, in der mit Hilfe von Fingerabdrücken Mörder überführt werden; in der jedes noch so kleine Indiz der Schlüssel zu des Mordes Lösung sein könnte. Jedes Kapitel beginnt etwa mit einem Zitat aus Hans Gross „Handbuch für Untersuchungsrichter, Polizeibeamte, Gendarmen usw.“ aus dem Jahre 1893 und steht mehr oder weniger in Bezug zum Inhalt des jeweiligen Abschnitts. Schade finde ich daher, dass die ersten Gehversuche der Kriminologie und diverse Methoden - zumindest für meinen Geschmack - zugunsten der Handlung zu kurz kommen. Aber hier liegt wohl auf der Hund begraben: Entweder konzentriert man sich auf ein fesselndes Voranschreiten der Handlung oder auf die genaue Beschreibung der historischen Errungenschaften der Kriminologie - eines geht wohl nur auf Kosten des anderen.
Flüssiger Schreibstil, pointierter Sarkasmus Zugegeben, ich hatte zu Beginn ein wenig die Befürchtung, dass sich die Autorin an einer geschraubten und daher mitunter vielleicht mühsam zu lesenden Sprache bedient, aber diese Vermutung hat sich zum Glück nicht bestätigt. Im Gegenteil, der Roman liest sich sehr leicht und flüssig und trieft stellenweise vor Sarkasmus, dass ich an den entsprechenden Stellen wirklich herzlich lachen musste.
Das Ende hat mich dann leider nicht ganz überzeugt, das kam mir zu plötzlich und war auch irgendwie schade, weil man sich für den Täter schon irgendwie etwas Anderes erwartet hat. Da ist also noch Luft nach oben. Da der Roman aber als Auftakt einer Krimireihe promotet wird, darf man auf die weiteren Bände gespannt sein. Ich freue mich jedenfalls, wieder mit Gryszinski und seinen beiden Gendarmen auf Mördersuche gehen zu können.
Als Liebhaber von historischen Krimis ist mir der Roman von Uta Seeburg vorallem durch Titel und Cover aufgefallen. Die Autorin war mir noch unbekannt und trotzdem sprach mich die Inhaltsangabe gleich an. Wilhelm Freihherr von Gryszinski, gebürtiger Preuße, wird nach seiner Ausbildung beim Wiener Hans Groß nach München versetzt. Er wurde dem hiesigen Polizeidirektor Ludwig von Welser empfohlen und bekommt bald seinen ersten außergewöhnlichen Fall.
Ein nackter Mann mit einem zerschossenen Gesicht und einem Umhang aus Federn wird im Grünland nahe der Isar gefunden. Nicht nur die Aufmachung des Toten verwirrt die Polizei, sondern auch der Abdruck eines Elefantenfußes. Wo gibt es Elefanten in München und vorallem wo sind die Abdrücke der drei anderen Füße? Bald ist bekannt, dass der Tote ein stadtbekannter Bierbeschauer ist. Hat dieser etwa einen der Bierbrauer verärgert? Der Mann soll aber sehr beliebt gewesen sein...auch bei den Frauen. Es sind die Anfänge der Ermittlungsarbeit und Gryszinski bringt als Sonderermittler der Königlich Bayrischen Polizeidirektion die neuen Methoden mit zu seinem Arbeitsplatz. Gryszinksi wird bei seinem ersten Mordfall von Wachtmeister Vogelmaier, genannt Spatzl, der eine große Bandbreite an Vernetzungen (vorallem in diversene Gasthäusern) hat und von Eberle, einen gebürtigen Schwaben, unterstützt. Bald schon wird der Geschäftsmann Eduard Lemke, mit dubioser Herkunft und Ehemann der Brauerei-Erbin Betti, verdächtig. Doch auch die Preußen haben ein Auge auf Lemke geworfen und setzen Gryszinksi auf den Mann an. Dieser befindet sich daraufhin in einem persönlichen Konflikt. Soll er für die Bayern den Mord aufklären, was eigentlich seine Pflicht ist, oder soll er der preußischen Tradition folgen und seiner Heimat einen angeblichen Dieb übergeben, der in Ostafrika einen Edelstein gestohlen und eine 30-köpfige Exkursion wissentlich in den Tod geschickt hat?
Der Fall ist skurill und wir haben es teilweise auch mit genau solchen Figuren zu tun. Die Charaktere sind gut gezeichnet. Sie sind mit viel Liebe gestaltet und erdacht. Besonders gefallen hat mir die kluge und belesene Sophie, Gryszinskis Ehefrau. Mit ihr fühlt man sich sofort verbunden, wenn man selbst eine Bücherwurm ist. Die preußische Steifheit wird durch Gryszinski senior sehr gut dargestellt. Selten hatte ich in einem Krimi einen Jungvater als Ermittller, denn Wilhelm und Sophie sind Eltern eines kleinesn Sohnes.
Uta Seeburg schreibt sehr detailliert. Die Sprache ist der Zeit angepasst. Die langen schachteligen Sätze sind leicht poetisch, aber vorallem fängt die Autorin die Atmosphäre und das Lebensgefühl der damaligen Zeit perfekt ein. Man ist umgeben von Pferdetramways und Kutschen, genießt das bayrische Essen, hält noch an Duellen fest, die die Ehre der Offiziere wieder herstellen soll und erlebt die gesellschaftlichen Unterschiede der Bewohner Münchens, aber auch zwischen den Preußen und den Bayern. Diese kleinen und größeren Gegensätze bringt die Autorin mit einem Augenzwinkern auf den Punkt. Der technische Umschwung zur Jahrhundertwende ist eine sehr innovative Zeit, die mich immer wieder begeistert und die hier sehr bildhaft beschrieben wurde.
An manchen Stellen fehlte es mir allerdings etwas an Spannung. Der historische Krimi hat einige kleinen Längen, die er mit seinen ganz besonderen skurillen Wendungen und Humor wieder gut macht. Meiner Meinung hat er den Hauch eines historischen "Cosy Krimis", wie man manche "leichteren" Krimis in diesem Genre neuerdings nennt. "Der falsche Preuße" soll der Auftakt einer Krimireihe werden und ich werde sicherlich auch den Folgeband lesen.
Zur Ausführung des Buches noch ein paar Worte. Ich finde das Cover richtig gelungen und mag auch die Farbgebung. Ein Lesebändchen und eine Karte von München im Inneren des Hardcovers veredeln das Buch noch zusätzlich. Über den einzelnen Kapitel gibt es Auszüge und passende Passage aus dem Handbuch für Untersuchungsrichter, Polizeibeamten und Gendarmen von Hans Groß aus dem Jahr 1893.
Fazit: Ein historischer Krimi, der vom besonderen Flair dieser Zeit und dem Gegensatz zwischen Preußen und Bayern lebt. Auch die Anfänge der Kriminalistik werden gut dargestellt. Durch den sehr ausschweifenden Schreibstil hat der Krimi aber auch ein paar kleine Längen. Ein interessantes Debüt, das ich gerne gelesen habe und mir auch den nächsten Band zu Gemüte führen werde.
Kulturclash 1894 in München: skurriler Krimi mit sehr spezieller Atmosphäre
„Einige der Gaffer hielten mittlerweile sogar Bierkrüge in den Händen. Es gibt wirklich kaum etwas, dachte Gryszinski bei sich, das den Bayern von seiner geliebten Gemütlichkeit abbringt.“
Der Preuße Wilhelm Freiherr von Gryszinski arbeitet 1894 erst seit kurzem in München als Sonderermittler für die Königlich Bayerische Polizeidirektion. Für ihn eine Herausforderung, sich den bayerischen Gepflogenheiten anzupassen. Und auch sein erster Kriminalfall hat es in sich: An der Isar wird ein Toter gefunden, eingehüllt in einen wertvollen Federumhang, daneben der Abdruck eines Elefantenfußes. Schon bald stellt sich heraus, dass die Aufklärung des Mordes über die Landesgrenze hinaus von politischem Interesse ist. Gryszinski muss sich entscheiden, wem seine Loyalität gilt: Der neuen Heimat oder der alten, Bayern oder Preußen?
Dass Uta Seeburg das Schreiben Vergnügen bereitet, ist beim Lesen deutlich spürbar. Sie erzählt mit Witz und bringt treffend und trocken allerlei Kuriositäten auf den Punkt. Ihr Spiel mit der Sprache sorgt allerdings dafür, dass der Lesefluss mitunter ein wenig ins Stocken gerät, der Sprachstil stellenweise etwas sperrig und gestelzt wirkt. Trotzdem wird dadurch eine spezielle Atmosphäre erzeugt. Fast als würde ein nüchterner Preuße versuchen, sich den bajuwarischen Gepflogenheiten anzupassen, ohne dabei, sein innerstes Wesen zu verleugnen...
Seeburgs Charaktere haben großen Unterhaltungswert: Da ist natürlich zunächst der sympathische preußische, etwas ungeschickte Ermittler Gryszinski, der stets korrekt und pflichtbewusst ganz nach Vorschrift arbeiten möchte und in der theoretischen Wissenschaft der Kriminalistik bewandert ist. Er erkennt schnell, dass in Bayern die Uhren anders ticken. Seine Begeisterung für regionale kulinarischen Spezialitäten mutet fast bayrisch an. Ob in ihm doch etwas Bayrisches steckt? Seine Frau Sophie hat mir ebenfalls gut gefallen, sie hegt leidenschaftliches Interesse für die Literatur und steht ihrem Gatten öfter mit Ratschlägen aus Romanen zur Seite. Immer wieder amüsant auch die Auftritte der unbemerkt schleichenden Haushälterin Frau Brunner. Ein Talent, das auch bei der Ermittlungsarbeit von Nutzen sein kann. Der interessanteste Charakter ist wohl ein weiterer Preuße, der Verdächtige Eduard Lemke. Seine Villa sagt alles über den Mann mit der außergewöhnlichen Biographie aus. Freilich setzt die Autorin allerhand Klischees ein, aber gerade das macht die einzelnen Figuren und bizarren Szenen so amüsant. Auch die Stadt München spielt hier eine besondere Hauptrolle. Gryszinski nennt sie „Kulissenstadt“, „als hätte jemand eine Schneekugel bis zum Rand mit Palästen, Tempeln und ganzen Boulevards vollgestopft“.
Der Mordfall an sich ist einfach strukturiert, scheint recht unspektakulär. Die Schatten, die der Fall wirft, sind hingegen alles andere als unbedeutend. Da geht es um weit mehr als um einen Todesfall, um Verschwörung, Verbrechen, Mord von größerem Ausmaß. Spannend, welche Verwicklungen und Zusammenhänge ans Tageslicht gelangen. Gryszinskis moralische Zwickmühle fasst ein Freund für ihn zusammen: „ (,,,) ein furchtbares Paradoxon. Halten sie sich an die die Wahrheit, richten Sie sich nach den urpreußischen Tugenden: Redlichkeit, Ehrlichkeit, Pflichtbewusstsein, Unbestechlichkeit, Gewissenhaftigkeit. Aber wenn sie diesen preußischen Tugenden treu bleiben, verraten Sie Preußen“. Da fragt man sich als Leser natürlich: Wie wird sich Gryszinski entscheiden? Wem gehört seine Loyalität, Bayern oder Preußen? Und wer ist eigentlich „Der falsche Preuße“? Wie kurios bayrische und preußische Eigenarten mitunter ausarten, zu welchen bizarren Verrücktheiten Größenwahn und Geld führen können, das ist alles höchst amüsant dargestellt. Und auch die allgegenwärtige Präsenz von bayrischen Köstlichkeiten wirkte auf mich äußerst anregend. Uta Seeburg lebt als Berliner selbst in München. Trotz aller Klischees macht es den Eindruck, als weiß sie, wovon sie schreibt, auch wenn Gryszinskis Fall fiktiv ist und zudem über 100 Jahre zurückliegt. Alles in allem hat mir ihr unterhaltsames, ungewöhnliches Debüt jedenfalls Spaß gemacht.
REZENSION – Mit ihrem im August beim Verlag Harper Collins erschienenen Kriminalroman „Der falsche Preuße“ hat Journalistin Uta Seeburg nicht nur ein lesenswertes Debüt als Schriftstellerin vorgelegt, sondern zugleich einen grandiosen Auftakt zu einer historischen Krimireihe um den 1894 in München als kriminalistischen Sonderermittler eingesetzten preußischen Reserveoffizier Wilhelm Freiherr von Gryszinski. Der liebende Ehemann seiner Sophie und Vater des kleinen Friedrich ist kein strahlender Held, sondern Berufsanfänger in wissenschaftlicher Kriminalistik, der zwar die neue Kunst der Spurensicherung und des Abnehmens von Fingerabdrücken anzuwenden weiß, dem aber als Ermittler noch manches unverzeihliches Missgeschick geschieht. Erst wenige Jahre zuvor hatte er in Wien beim legendären Strafrechtler Hans Groß (1847-1915) seine Ausbildung erhalten und war von diesem dem Münchner Polizeidirektor Ludwig von Welser (1841-1931) als besonders befähigt empfohlen worden. Bei der Aufklärung seines ersten Mordfalles muss sich Gryszinski nun bewähren und sein kriminalistisches Können beweisen. Unterstützt wird er dabei von Wachtmeister Vogelmaier, genannt Spatzl, der bei seinen Ermittlungen sein in vielen Jahren aufgebautes Netzwerk aus Wirtshaus-Spezln zu nutzen weiß, und dessen Kollegen, dem alles Preußische verehrenden Schwaben Eberle. Sich immer an seinen Wiener Lehrmeister Hans Groß erinnernd, dessen Lehrsätze aus seinem „Handbuch für Untersuchungsrichter, Polizeibeamte, Gendarmen usw.“ (1893) jedem Kapitel als Zitat vorangestellt sind, versucht Gryszinski sein Bestes. Eines Nachts war die kaum bekleidete, nur von einem mit Federn besetzten Umhang umhüllte Leiche des Bierbeschauers Sperber in einer Grünanlage abgelegt worden. Das Gesicht war mit einer Schrotflinte unkenntlich geschossen. Nach Identifizierung des Toten, der sich einiger Eroberungen in der Münchner Damenwelt rühmen durfte, rücken schnell der in der Gosse Berlin-Moabits aufgewachsene, doch auf unerklärliche Weise zu unermesslichem Reichtum gekommene Preuße Eduard Lemke und dessen Münchner Ehefrau Brauerei-Erbin Betti in den Fokus der Ermittlungen. Gryszinski tut sich anfangs recht schwer bei der Aufklärung des dubiosen Falles. Noch komplizierter wird es für ihn, als er vom preußischen Gesandten in München für sein Vaterland als Spion verpflichtet wird. Nun steht er vor der Wahl, seine Ehre als bayerischer Polizeibeamter zu verletzen oder aber als preußischer Reserveoffizier. Der Zufall will es, dass Gryszinski am Ende doch beiden Auftraggebern gleichermaßen gerecht werden und dadurch seine Ehre retten kann. Mit Geschick und einer gehörigen Portion Humor und Ironie verbindet die selbst aus Berlin stammende und seit Jahren in München lebende Autorin so unterschiedliche Aspekte wie bayerische Lebensart und Bierseligkeit mit angeblich preußischen Tugenden wie Disziplin und Enthaltsamkeit sowie Anfänge professioneller Kriminalistik mit gesellschaftlichem Leben zur Jahrhundertwende und reiht dies alles am Handlungsfaden des durchaus spannenden, auf lange Zeit scheinbar unlösbaren Kriminalfalles auf. Durch feine Selbstironie wirkt vor allem der unerfahrene, manchmal noch tolpatschig wirkende Ermittler besonders sympathisch, der als „falscher Preuße“ zudem in seelischem Wettstreit zwischen preußischen Tugenden und seiner Vorliebe für Schweinsbraten, Tellerfleisch mit Kren und bayerischem Bier steht. Wir dürfen uns auf eine Fortsetzung der Erlebnisse von Sonderermittler Wilhelm Freiherr von Gryszinski freuen.
Ein Preuße ermittelt in München - preußisch-bajuwarischer Cozy
Wilhelm Freiherr von Gryszynski ist Hauptmann der Reserve aus Preußen, vor allem aber Kriminalist bei der Königlich Bayerischen Polizei. Den anfänglichen Kulturschock hat der Ermittler von Stand prächtig überwunden. Dazu dürfte beigetragen haben, dass die eher barocke und sinnenfreudige Lebensweise seiner neuen Heimat ihm mehr zusagt als das von Pflicht und Disziplin geprägte Leben in der Heimat. Insbesondere die kulinarischen Genüsse haben es Gryszynski angetan. Ehefrau Sophie ist mit allem zufrieden, solange sie nur ausreichend Bücher um sich hat und der kleine Sohn Fritz ist viel zu jung, um etwas von den Unterschieden zwischen Preußen und Bayern zu ahnen.
Nicht nur wegen seiner adeligen und obendrein preußischen Herkunft ist der Titelheld von Uta Seeburgs historischem Kriminalroman "Der falsche Preuße" eine ungewöhnliche Erscheinung bei der Münchner Polizei im Jahr 1894. Gryszynski ist nämlich Kriminalist und damit Vertreter einer damals noch jungen Wissenschaft. Seinen Tatortkoffer konnte er bislang nicht öffnen, bis dann doch endlich ein kecker Münchner Bub namens Schoasch eine männliche Leiche in den Maximiliansauen findet, der nicht nur das mit einer Schrothilfe weggeschossene Gesicht fehlt, sondern die zudem in einem exotischen Federnumhang steckt. Und nicht nur das: Am Tatort werden Fußspuren gefunden, die verdächtig nach Elefanten aussehen. Wie kann das alles zusammenpassen?
Der Tote wird als Bierbeschauer identifiziert, die Suche nach dem Täter allerdings bleibt schwierig. Zumindest in Sachen Federumhang stößt Gryszynski auf eine vielversprechende Spur: So ein Umhang wurde bei der Einweihungsparty in der Villa des neureichen Industriellen Lemke gesehen, Lemkes Frau trug ihn als Vögelchen im "goldenen Käfig". An Lemke, der ebenso charmant wie größenwahnsinnig zu sein scheint, hat auch der preußische Gesandte in München lebhaftes Interesse und stößt Gryszynski in einen Loyalitätskonflikt. Denn neben seinen offiziellen Ermittlungen soll er für die Preußen gewissermaßen spionieren, um herauszufinden, ob Lemke, der einst eine Eisenbahnstrecke in Deutsch-Ostafrika baute, eine Expeditionskarte so manipulierte, dass 30 Teilnehmer einer Forschungsexpedition auf der Suche nach blauen Diamanten elend umkamen....
Der Reiz von "Der falsche Preuße" liegt zum einen in dem preußisch-bayrischen Kulturkonflikt, der miunter auch stereotypenlastig daherkommt, zum anderen in den exzentrischen Figuren, die den Roman bevölkern, angefangen von Gryszynskis Assistenten bis hin zu dem zu allerlei Marotten neigenden Lemke. Gryszynski ist dabei ein wenig martialischer und immer zum Essen aufgelegter Ermittler, der bei Tellerfleisch und Kren auf Inspiration sucht und des öfteren seine Dienstwaffe vergisst - was angesichts seiner bescheidenen Schießkünste aber ohnehin schon fast egal ist.
Die Spannung bleibt zwischen all den historischen Details, kulinarischen Vertiefungen und skurrilen Gestalten mitunter auf der Strecke, ohnehin handelt es sich hier eher um einen bajuwarischen Cozy aus dem 19. Jahrhundert. Unterhaltsam mit einem sympatisch-verfressenen Titelhelden ist "der falsche Preuße" allemal.
Die Zeitreise nach München um die Jahrhundertwende war tatsächlich ein sehr unterhaltsames Unterfangen und das obwohl es einen äußerst kuriosen Mordfall aufzuklären gab. Mit dem königlichen Sonderermittler Gryszinski an meiner Seite und den neuesten Errungenschaften in der Fallanalyse und Kriminalistik liefen die Ermittlungen aber wie am Schnürchen. Nur die etwas altertümliche Sprache war ein klein wenig anstrengend zu lesen, aber dafür durch und durch humorvoll.
Uta Seeburg hat mit Sonderermittler Wilhelm Freiherr von Gryszinski einen sehr sympathischen Charakter erschaffen. Der preußische Offizier wird nach München beordert, um der Polizei die neuesten Erkenntnisse in der Spurensicherung näher zu bringen. Zum Glück lässt der erste Mordfall im bierseeligen München nicht all zu lange auf sich warten. Ausgerechnet ein Bierbeschauer wird ermordet aufgefunden. Die einzigen Hinweise am Tatort sind ein einzigartiger und sehr kostbarer Federmantel, den der Tote trägt und der Abdruck eines Elefantenfußes. Allein diese Szenerie war schon so herrlich skurril, dass ein richtiges Lesefieber bei mir ausgebrochen ist.
Schauplatz der Ereignisse ist München im Jahr 1894. Uta Seeburg hat mir ihren detailreichen Beschreibungen der Stadt, die bis ins kulinarische abschweifen, die Epoche richtig lebendig dargestellt. Von der Lebensweise, zu den Wundern der Technik, über kulinarische Gaumenschmäuße bis zur neuen Wissenschaft namens Kriminalistik hat Uta Seeburg offensichtlich eingehend recherchiert und ein authentisches Porträt der Jahrhundertwende abgeliefert.
Auch der preußische Sonderermittler Wilhelm Freiherr von Gryszinski ist sehr authentisch dargestellt. Als preußischer Offizier ist er seiner Heimat treu und kommt ganz schön ins Schwitzen, als sich der Mordfall mehr und mehr als eine Verschwörung nationalen Ausmaßes entpuppt. Mir ist Gryszinski so richtig ans Herz gewachsen. Sowohl als Visionär seiner Zeit, als auch als liebevoller Familienvater und fürsorglicher Ehemann hat er eine großartige Rolle gespielt.
Ich habe diesen historischen Kriminalroman mit all seinen Wendungen und Überraschungen, die er bereit hält, sehr gebannt gelesen. Einzig mit dem Schreibstil hatte ich - vorallem anfangs - so meine Mühen. Uta Seeburg hat für ihren Roman einen sehr altertümlichen Schreibstil gewählt. Dieser passt zwar perfekt in die Zeit und zur Geschichte, allerdings waren die vielen alten Ausdrücke und die verschachtelten Sätze sehr anspruchsvoll. Aufgewogen wird das ganze zum Glück mit unglaublich viel Witz und Humor, sodass sich trotz allem ein wahres Lesevergnügen bei mir eingestellt hat.
Wer Lust auf eine Reise in die Zeit der Bierpaläste, der opulenten Feste und pferdegezogenen Trams hat, der sollte sich diesen raffinierten Kriminalroman nicht entgehen lassen.
Fazit:
Ein skurriler Mordfall, ein sympathischer Ermittler und die Anfänge der modernen Kriminalistik verpackt in einem historischen Kriminalroman, der Ende des 19. Jahrhunderts angesiedelt ist. Das ganze wird mit viel Humor, jeder Menge Bier und kulinarischen Gaumenfreuden, sowie einer spannenden Tätersuche gewürzt. Klare Leseempfehlung!
Das war ein Roman, der mir so richtig Spaß gemacht hat, weil hier einfach alles so richtig gut passt. Der Kriminalfall ist wunderbar verzwickt, mit verschiedenen Strängen, Ermittlungsrichtungen, red herrings und möglichen Motiven und lädt so richtig schön zum Miträtseln ein. Die Ermittlungen laufen auch durchaus mal ins Leere, aber an keiner Stelle entsteht der Eindruck einer überflüssigen Szene – im Gegenteil, jeder Schritt ist eine Mosaikstein zu der absolut schlüssigen und sinnvollen Auflösung am Ende, die überzeugt, gerade weil sie völlig ohne wilde Konstruktionen oder Exkurse in am Rande erwähnte Szenarien auskommt, und darüber hinaus schließlich sogar ein Ende im Stil von Arthur Conan Doyle präsentiert.
Der Roman überzeugt aber nicht nur auf der Handlungsebene, die Figuren sind ebenfalls sehr gut konzipiert. Gryszinski selbst liegt irgendwo zwischen Sherlock Holmes und Watson, er ist durchaus gewitzt und verfügt über ein scharfe Wahrnehmungsgabe, aber es gibt auch immer wieder Situationen, in denen er mit dem Leser auf Augenhöhe ist und sich von dem Fall überfordert fühlt. Es ist wunderbar, eine solche freundliche, gemütliche und dem Essen zugetane Ermittlerfigur durch die Handlung begleiten zu dürfen. Gryszinskis kulinarische Vorlieben sorgen für sehr viel München-Flair und vermenschlichen diesen Protagonisten auf eine sehr angenehme Art. Meine liebste Figur ist jedoch Gryszinskis Gattin Sophie, mit deren Lesebegeisterung ich mich sehr gut identifizieren konnte und deren weitreichende Literaturkenntnisse den Roman um viele treffende Verweise bereichern. Die Romanfiguren sind insgesamt zwar in Grundzügen alle von der Art, wie man sie in einem Krimi alter Schule anzutreffen erwartet, aber die Typen sind hier sehr liebevoll und mit eher ungewöhnlichen Charakteristika ausgestattet, was neben dem großen Wiedererkennungswert im Verlauf der Handlung auch einen sehr hohen Unterhaltungseffekt hat.
Dazu wartet der Roman als historischer Krimi noch mit allerlei sehr gut recherchiertem Kontext auf und bietet spannende Einblicke in Deutschlands Kolonialzeit. Besonders gut – und dazu noch recht neutral - aber ist der culture clash zwischen Bayern und Preußen herausgearbeitet, die Zerrissenheit Gryszinskis zwischen alter und neuer Heimat.
Zu dem großen Lesevergnügen trägt natürlich auch wesentlich der flüssige, aber anspruchsvolle und sehr geschliffene Schreibstil bei. Man merkt sehr rasch: hier schreibt jemand, der es kann. Syntax und Wortwahl sind keinesfalls einfach, aber unglaublich unterhaltend und vor allem absolut stimmig für eine Roman der Ende des 19. Jahrhunderts spielt. Der falsche Preuße atmet sozusagen 1894 und das fin-de-siècle und erweckt die Zeit auf allen Ebenen zum Leben.
Uta Seeburgs Roman ist ein famoser, sehr lesenswerter, äußerst unterhaltsamer und vortrefflich geschriebener Kriminalroman, der durch zahlreiche amüsante Details, verschrobene Figuren, viel Kontextwissen und Flair zu glänzen versteht. Dazu verfügt er noch über eines der dekorativsten Cover unter den derzeitigen Neuerscheinungen. Chapeau!
Der Sonderermittler Freiherr von Gryszinski ist von Berlin nach München gegangen, um in der Mordkommission neue Methoden der Kriminalistik anzuwenden. Er ist in München mit seiner Frau Sophie und seinem Sohn Friedrich. Er ist dabei sich einzuleben, da wird ein Mann erschossen aufgefunden und von Gryszinski kann seine neuen Techniken ausprobieren. Das wird auch nötig sein, um diesen Mord aufzuklären. Es dauert eine ganze Zeit bis der Tote identifiziert wird, da das Gesicht mit einer Schrotladung getroffen wurde. Es handelt sich um den Bierbeschauer Sperber. Nach und nach wird deutlich, dass der Tote einige außereheliche Verhältnisse hatte. Dieser Spur geht von Gryszinski nach und stößt auf den Unternehmer Lemke und seine Frau, deren Kleid der Tote anhatte. Lemke lebt in einer sehr mysteriösen Villa mit vielen speziellen Räumen. Er hat die Brauerei von seinem Schwiegervater übernommen. Allerdings ist Lemke auch in den Focus des preußischen Gesandten geraten, da er für den Tod von 30 Menschen in Ostafrika verantwortlich sein soll. Von Gryszinski soll für die Preußen spionieren und ebenfalls für die bayerische Polizei den Mord klären. Eine Reise nach Berlin bringt den Ermittler näher an die Aufklärung des Mordes. „Der falsche Preuße“ von Uta Seeburg ist ein interessanter, historischer Kriminalroman, weil er von den Anfängen der Kriminaltechnik berichtet, die für uns heute zur Selbstverständlichkeit gehören. Der Spurenkoffer, den der Ermittler von Gryszinski mit sich führt, ist heutzutage schon nicht mehr der Rede wert. Doch in Zeit, in der der Krimi spielt, war es eine Revolution, die der Preuße mit nach Bayern gebracht hat. Die Person des Ermittlers und seiner Familie, mitsamt den Dienstboten, ist sehr ausführlich beschrieben und auch wenn sie für uns sehr ungewöhnlich aussieht, war sie für die damalige Zeit völlig normal. Die Szenen sind sehr authentisch dargestellt und auch die historischen Tatsachen, halte ich für sehr gut recherchiert. Sehr ausführlich wird die Situation des Unternehmers Lemke beschrieben. Vor allem die Beschreibung seiner Villa und den einzelnen Räumen ist sehr außergewöhnlich. Die Spannung wird sehr gut aufgebaut und bis zum Ende gehalten. Hier helfen auch die Beschreibungen des Lebenslaufs von Lemke. Was natürlich zur Spannung beiträgt ist die tolle Beschreibung des Zwiespaltes, in dem der Ermittler von Gryszinski steckt, zwischen Bayern, seinem Arbeitgeber, und seiner preußischen Herkunft. Er soll für Preußen spionieren und darf seinem Arbeitgeber nichts davon sagen. Sehr schwer für einen preußischen Ehrenmann durchzuhalten. Und natürlich ist die Darstellung eines Duells zur Wiederherstellung der Ehre nicht fehlen. Ich finde diesen Roman sehr spannend. Es ist interessant sich in die Zeit Ende des 19. Jahrhunderts zu versetzen und das gelingt mit den ausführlichen dieses Buchs sehr gut. Für Leser, die gerne historische Romane lesen, ist dieses Buch ein Vergnügen. Für die, die mal in das Genre hinein schnuppern möchten, eine gelungene Möglichkeit dieses zu tun. Ich habe mich deim Lesen sehr gut unterhalten.
Komplott gegen Preussen. 1894: Der preußische Offizier Wilhelm von Gryszinski soll als Sonderermittler den Mitarbeitern der Münchner Polizei die neuesten kriminalistischen Ermittlungsmethoden näherbringen. Die Spuren an einer Leiche am Ufer der Isar führen ihn zu einem preußischen Landsmann. Doch schon bald geht es nicht mehr um Mord, sondern um Hochverrat an Gryszinskis geliebtem Vaterland. Das ungewöhnlich gute Wetter im Jahr 1894 hatte die Kriminalität in München jäh ansteigen lassen. All die Wirtshausschlägereien, Streitereien mit den Fremden, die in die sonnige Stadt strömten, und die nie enden wollenden Eifersuchtsdramen heißer Sommernächte fanden ihren Höhepunkt natürlich im jährlichen Oktoberfest, und Hauptmann Wilhelm Freiherr von Gryszinski war heilfroh, dass diese bierselige Vorhölle am gestrigen Tag zu einem Ende gekommen war. Er freute er sich auf einen ruhigen Herbsttag, der ihn eben mit einem freundlichen Morgenlicht empfing. Er war früh dran, als er aus dem großen Mietshaus im Lehel auf die Straße trat, und beschloss daher, sich auf dem Weg zur Arbeit einen Umweg zu gönnen. Der preußische Offizier Wilhelm von Gryszinski hat vor Kurzem seinen Posten als Sonderermittler in der Hauptstadt Bayerns angetreten. Er soll den Polizeibeamten die wegweisenden Erkenntnisse der Kriminalistik näherbringen. Denn das neue Jahrhundert ist nicht mehr weit und bietet schon jetzt Errungenschaften wie den Fingerabdruck oder die Spurensicherung am Tatort. Gryszinskis erster Fall: eine Leiche am Ufer der Isar, eingehüllt in einen kostbaren Federumhang. Daneben findet sich der Abdruck eines Elefantenfußes. Die Spur führt ihn zum preußischen Landsmann Eduard Lemke, einem Emporkömmling, der es auf verschlungenen Wegen zu sagenhaftem Reichtum gebracht hat und nun in einer Villa in Bogenhausen residiert. Also, machte sich Kommandant Gryszinski, der unbestechliche Hüter der Wahrheit, auf den Weg nach Bogenhausen. Bald schon entwickelt sich Lemke zu Gryszinskis ärgstem Widersacher. Denn längst geht es nicht mehr nur um Mord, sondern um Hochverrat - und das ausgerechnet an seinem geliebten Heimatland Preußen. Mit historischen Details, viel Witz und Lust am Erzählen entwirft die Autorin ein wunderbares Bild der bayrischen Hauptstadt und ihrer Bürger im auslaufenden 19. Jahrhundert in diesem faszinierenden Kriminalroman! Ein Kriminalfall und ein tolles Setting überzeugen in diesem Buch den Leser. Sehr gut historisch recherchiert, packend bis zur letzten Seit und interessant bei seinen Charakteren. Sympathischer Held und ein echtes Lesevergnügen! Man schließt ihn sofort in sein Herz! Und auf den Lauf der Geschichte ist man so wenig gefasst...Ein charmant-schräger Roman, dessen Protagonist einem ans Herz wächst! Nachdem ich diesen Krimi eigentlich gar nicht lesen wollte, bin ich wirklich froh, doch danach gegriffen zu haben! Ich würde behaupten, dass in diesem Roman für jeden etwas dabei ist.
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Wilhelm Freiherr von Gryszynski, ein adeliger preußischer Offizier, lebt und arbeitet im München des späten 19. Jahrhunderts. Eigentlich fühlt er sich ziemlich wohl dort, was zu einem nicht unbeträchtlichen Teil am bayerischen Essen liegt, aber ihm fehlt etwas Entscheidendes, damit er vollends bei der Königlich Bayerischen Polizei, seiner neuen Dienststelle ankommt: Ein Fall, an dem er sein Können beweisen kann. Der lässt nicht länger auf sich warten und Gryszynski wird mit einem sonderbaren Mordfall konfrontiert: Die Leiche eines Bierbeschauers wird mit einem weggeschossenem Gesicht und umhüllt in einen filigranen Federmantel aufgefunden. Die erste Spur führt zu dem ebenfalls aus Preußen stammenden Eduard Lemke, der aus dem Nichts kommend, es zu einem gewaltigen Vermögen gebracht und sich nun in München niedergelassen hat. Gryszynski erkennt aber ziemlich schnell, dass der Fall nicht so leicht zu lösen ist, wie gedacht, zumal er sich unversehenst einem Dilemma gegenüber gestellt ist und ihm klar wird, dass er sich entscheiden muss, ob er ein Bayer wird oder doch lieber ein Preuße bleibt.
Der Debütroman der Autorin hat mir im Großen und Ganzen sehr gut gefallen, obwohl ich nicht gerne Krimis lese. Dass die Handlung aber in München im späten 19. Jahrhundert spielt, hat das Buch mir sympatisch gemacht und schlussendlich bin ich doch froh, es gelesen zu haben. Wie ich es verstanden habe, sind Folgebände geplant, auf die ich jetzt schon gespannt bin. Die Figur des Gryszynski ist mir sehr sympatisch. Er ist zwar sehr gut in dem, was er tut, aber dennoch sehr menschlich und macht auch regelmäßig Fehler und übersieht Dinge, sodass ich beim Lesen nicht das Gefühl hatte, einer Sherlock-haften Figur über die Schulter zu schauen, die schon fast übermenschlich ist aufgrund seiner Intelligenz und seiner Gaben. Gryszynskis Vorliebe fürs Essen und seine Beziehung zu seiner Frau Sophie haben die Handlung aufgelockert, ebenso wie die kleinen Details wie Sophies Liebe zu Büchern oder die Szenen mit Gryszynskis Haushälterin Frau Brunner. Die Autorin hat meiner Meinung nach ein besonderes Talent für die leicht schrägen/humorvollen Passagen, die mir wie kleine Zuckerl im ansonsten "ernsten" Ton des Romans vorkamen. All dies, kombiniert mit dem flüssigen Schreibstil, der Tatsache, dass das Buch sehr gut recherchiert war bis in die kleinsten Details, und den Beschreibungen einer Stadt, die ich sehr gut kenne, haben dazu geführt, dass es mir sehr viel Spaß gemacht hat, das Buch zu lesen und mitzufiebern, wer jetzt den Mord begangen hat, auch, wenn mir schon nach ca. der Hälfte des Buches klar wurde, wer es gewesen war. Einzig das Ende hat mir nicht sehr gefallen, weil es teilweise wie aus einem Hollywood-Actionfilm wirkte und nicht sehr zufriedenstellend war. Aber dennoch ein sehr empfehlenswertes Buch für alle, die Krimis und/oder historische Romane mögen.
Wilhelm Freiherr von Gryszinski zieht in diesem Roman von Preußen nach München um dort seinen ersten Fall im Bereich der Kriminalistik als Sonderermittler für die Königlich Bayerische Polizeidirektion zu bearbeiten. Denn eine männliche Leiche wird in einer Ufermündung der Isar gefunden...ein kurioser Fall, denn der Tote ist in einen Federumhang gehüllt und Abdrücke eines Elefantenfußes werden am Tatort gefunden. Wie passt das alles zusammen? Die Spür führt die Ermittler zur Villa des Ehepaares Lemke, dass im Haus ganz besondere Zimmer beherbergt wie eine ägyptische Grabkammer oder ein maritimes Nautilus-Zimmer.
Der Einstieg ins Buch ist mir leicht gefallen, da der Schreibstil leicht verständlich ist und die Leiche auch schnell gefunden wird, so kam bei mir schnell Interesse und Spannung auf! Das historische München wird wirklich toll beschrieben, man hat die Trambahnen, die noch von Pferden gezogen werden und die Marktplätze richtig vor Augen und hat den Geschmack von gut gebauten Bier im Mund. Auch der Tatort wird detailliert beschrieben, aber trotzdem nicht allzu blutig und brutal, deshalb würde ich das Buch auch in Richtung Cosy Crime einordnen. Bis zum Schluss ist es für mich nicht so gewesen, dass ich mich gegruselt oder geekelt hätte. Es wird allerdings wirklich sehr viel über Fleisch und auch teilweise die Entstehung des Fleisches gesprochen, was für Vegetarier oder Tierfreunde ein Problem darstellen könnte ,so wurde auch mir das teilweise zu viel.
Nach der Tatort-Beschauung ist die Handlung dann leider für mich persönlich etwas auf der Stelle getreten und das Buch hatte einige Längen. Man hat zwar etwas über das München der damaligen Zeit und vorallem das Essen lernen können, aber die Ermittlung lief schleppend. Dafür fand ich wiederum die Beschreibung der Lemke-Villa sehr interessant. Der Schreibstil bleibt das gesamte Buch sehr verständlich, aber er wurde mir dann auch an bestimmten Stellen zu ausschweifend, dies machte die Handlung manchmal langatmig für mich. Die Auflösung des Falles war ok für mich, aber nichts besonderes, eine Überraschung war das Ende aber auf andere Weise.
Gryszinski als Protagonist fand ich teilweise recht amüsant, aber als Polizist nicht immer authentisch, so macht er oft Fehler, die ich als Leihe so nicht machen würde, und diese sogar mehrfach. Die anderen Ermittler blieben die gesamte Zeit eher im Hintergrund. Wen ich noch sehr sympatisch fand war Gryszinskis Frau, die eine Liebe zu Büchern hat ;)
Fazit: Das Buch ist etwas für euch, wenn ihr mehr über das historische München und die Anfänge der Kriminalistik erfahren wollt, und mit einem eher ausschweifenden Schreibstil keine Probleme habt.
Das Auftreten der Geheimdienste tötet den reichlich vorhandenen Charme
Buchmeinung zu Uta Seeburg – Der falsche Preuße
„Der falsche Preuße“ ist ein Kriminalroman von Uta Seeburg, der 2020 bei Harper Collins erschienen ist.
Zum Autor: Uta Seeburg ist Berlinerin und lebt in München, wo sie als Redakteurin bei einer Zeitschrift arbeitet. Die promovierte Literaturwissenschaftlerin wohnt mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter in Haidhausen. »Der falsche Preuße« ist ihr erster Roman und Auftakt einer Krimireihe.
Klappentext: München zur Jahrhundertwende. Es ist die Zeit der pferdegezogenen Trambahnen, der riesigen Bierpaläste und der gebratenen Kapaune. Und es ist der Beginn einer jungen Wissenschaft namens Kriminalistik. Wilhelm Freiherr von Gryszinski zieht von Preußen nach Bayern, um als Sonderermittler für die Königlich Bayerische Polizeidirektion tätig zu werden und den Beamten Errungenschaften wie den Fingerabdruck und die Spurensicherung am Tatort näherzubringen. Sein erster Fall: Ein stadtbekannter Bierbeschauer wird tot an der Isar gefunden – eingehüllt in einen kostbaren Federumhang, daneben der Abdruck eines Elefantenfußes. Gryszinski kommt bald einer Verschwörung nationalen Ausmaßes auf die Spur, die ihn vor eine unsägliche Wahl stellt: Ist er eher bereit, seine Ehre als bayerischer Beamter zu verletzen oder als preußischer Offizier?
Meine Meinung: Zu Beginn hat mir das Buch gut gefallen mit seiner altertümlichen Sprach-und Schriftweise. Die Hauptfigur Wilhelm Freiherr von Gryszinski wirkt sympathisch und man glaubt ihm seine Rolle als Erneuerer der Polizeiarbeit. Dabei wirkt die Figur überaus glaubwürdig und kompetent. Es wird ein atmosphärisch dichtes Bild des Münchens jener Zeit geschaffen. Dann jedoch kommt die Komponente Geheimdienst ins Spiel und mein Lesevergnügen nahm rapide ab. Der Charakter der Geschichte ändert sich abrupt und Phantasie ersetzt bodenständige Polizeiarbeit. Vor allem verliert der Roman viel von seiner Glaubwürdigkeit und nicht nur die Hauptfigur verliert den Boden unter seinen Füßen.
Fazit: Nach überzeugendem Beginn ändert sich die Geschichte mit der Komponente Geheimdienst grundlegend und verliert ihren Charme fast vollständig. Deshalb vergebe ich nur zwei von fünf Sternen (50 von 100 Punkten).
Inhalt: Eine Leiche ohne Gesicht wird unter mysteriösen Umständen an der Isar gefunden. Sie trägt einen edlen Federmantel und der Fußabdruck eines Elefanten findet sich am Tatort. Der Fall scheint unlösbar und der geborene Preuße Wilhelm Freiherr von Gryzinkis, der als Sonderermittler der Königlich Bayrischen Polizeidirektion, erst vor Kurzem nach München gekommen ist, soll den Fall mit Hilfe neuer kriminalistischer Methoden lösen. Doch wird schnell klar, der Fall hat größere Dimensionen als zunächst geahnt und Gryzinski muss sich schnell zwischen seinen beiden Identitäten als bayrischer Beamter und preußischer Offizier entscheiden.
Bewertung: Bereits auf den ersten Seiten wird der wundervolle Schreibstil Uta Seeburgs deutlich. Durch die bildlichen Beschreibungen, erscheint München um die Jahrhundertwende vor dem inneren Auge des Lesers, mit seinen von Pferden gezogenen Straßenbahnen, Dorschken, den belebten Straßen und seiner Bierkultur. Genauso liebevoll wie das Setting beschreibt die Autorin die einzigartigen Charaktere, so ist nicht nur Freiherr von Gryzinski sehr symphatisch, sondern auch seine Familie, seine Mitarbeiter und Kollegen sind liebevoll Gestaltete Figuren. Neben Setting und Charakteren ist die Handlung sehr spannend und die Ermittlungen im Kriminalfall um den Mann ohne Gesicht nehmen schnell an Fahrt auf. Der Leser erfährt viel über die Ermittlungsmethoden, die zum Ende des 19. Jahrhunderts zur Verfügung standen. Die Entwicklungen im Kriminalfall sind spannend und Eröffnen einen weiteren Handlungsstrang, einen zweiten Kriminalfall, der Gryzinski vor die Entscheidung zwischen seiner Wahlheimat und seinem Geburtsort stellt. Die zu Anfang sehr passenden Beschreibungen, wirken mit vorangehender Handlung zu ausführlich, da sie die Geschichte nicht vorantreiben. Auch die Kapitel wirkten für meinen persönlichen Geschmack, mit durchschnittlich 50 Seiten sehr lang. Insgesamt hat mir der erste Kriminalroman von Uta Seeburg sehr gut gefallen. Die Kombination aus historischem Roman und Kriminalroman ist sehr gelungen und macht Lust auf mehr.
War der Rest Münchens quirlig, voller dicker Pferde und stämmiger Bauern in Tracht, so schlug die Prachtstraße eine Schneise von fast brutaler Schönheit durch diesen menschlichen Ameisenhaufen. Eine italienische Idealstadt auf der falschen Seite der Alpen, in der gut betuchte Flaneure verkehrten. Sogar ein poliertes Automobil fuhr an Gryszinski vorbei, noch so ein Zeichen unaufhaltsamer Neuerungen.“
Ein Preuße in Bayern, das erinnert zunächst an den Rheinländer in Berlin, Gereon Rath. Die Reihe aus Volker Kutschers Feder ist auch erfolgreich unter dem Titel „Babylon Berlin“ verfilmt worden.
Worum geht’s in „Der falsche Preuße“?
Intrigen auf höchster Ebene:
Die Kriminalistik steckt noch in den Kinderschuhen, als Wilhelm Freiherr von Gryszinski von Preußen nach Bayern zieht, um als Sonderermittler für die Königlich Bayerische Polizeidirektion tätig zu werden.
Fingerabdrücke, die Sicherung von Spuren am Tatort – Neuland!
In Bayern muss ein mysteriöser Fall aufgeklärt werden: Ein Bierbeschauer wird tot an der Isar aufgefunden. Neben der Leiche findet man den Abdruck eines Elefantenfußes, außerdem ist sie in einen Federumhang gehüllt…
Uta Seeberg entführt den Leser ins neunzehnte Jahrhundert, sie beschreibt die Verhältnisse in München sehr anschaulich. Auch die Figuren sind schillernd und bunt, es gibt zum Beispiel einen sehr exzentrischen Mann, der eine nicht unwichtige Rolle spielt. Dennoch hätte ich mir stellenweise eine detailliertere Charakterisierung gewünscht. Die historisch – akkurate Einbettung ist die große Stärke des Romans, wenn man jedoch einen spannungsgeladenen, actionreichen historischen Krimi lesen will, wird man von „der falsche Preuße“ vielleicht enttäuscht sein, da das pacing eher gemächlich ist; es gibt auch Längen in der Erzählung.
Die authentische Beschreibung der historischen Details gefiel mir jedoch sehr gut!
„Der falsche Preuße“ ist der Auftaktband zu einer neuen Reihe, daher darf man auf die Folgebände gespannt sein.
München, 1900. Wilhelm Gryszinski, der mit seiner bibliophilen Frau und dem kleinen Jungen von Berlin nach München gezogen ist, ist der Kriminalistik zugewandt und möchte die neusten Methoden anwenden und endlich werden seine Kenntnisse auch mal tatsächlich benötigt. Ein Mann liegt in einem speziellen Mantel, ohne Gesicht tot im Park. Vor Ort scheint alles sehr seltsam und dann finden die Ermittler auch noch den Abdruck eines Elefanten in der Nähe – sehr mysteriös…Wer ist der Mann, warum musste er sterben, wer war es? Fragen über Fragen, doch schnell ist ein ganz spezieller Neureicher im Fokus der Ermittlungen.
Die Anfänge der Kriminalistik sind ein interessantes Thema, die Zeit um 1900 etwas Besonderes und die Spannungen bzw. Unterschiede zwischen Preußen und Bayern bieten auch Möglichkeiten, die im Buch auch schön genutzt werden. Das historische München scheint mir sehr gut dargestellt. Die Autorin lässt die Zeit aufleben, sodass man nicht selten das Gefühl hatte mit dem Ermittler durch die Münchner Straßen zu flanieren. Mir war zwischendurch einfach viel zu viel von den kulinarischen Genüssen die Rede und auch manch anderes war einfach zu dick aufgetragen. Gefallen hat mir der Humor, der immer und immer wieder durchblitzte. Besonders der preußische Protagonist Wilhelm Freiherr von Gryszinski ist einfach herrlich erfrischend. Einerseits hat er neuste Erkenntnisse der Forensik erlernt, andererseits scheut er Gewalt und scheint doch das eine oder andere Mal recht inkompetent. All das wird natürlich nicht besser, als er vom preußischen Gesandten einen Spezialauftrag erhält. Gryszinski muss ein doppeltes Spiel spielen und sitzt zwischen allen Stühlen.
Unter dem Strich ist es ein netter Krimi in einem interessanten historischen Setting. Die Geschichte unterhält oft und ist schnell gelesen, doch andere Stellen sind recht fad und die Charaktere sind teilweise farblos. Insgesamt also okay, aber über besseres Mittelmaß reicht die Geschichte nicht hinaus.
Interessanter Krimi im historischen München Ein historischer Kriminalroman bringt uns ins München der Jahrhundertwende, eine Zeit von der es eher wenige Krimis gibt. Deshalb war ich gespannt. Im Klappentext heißt es zur Handlung : Wilhelm Freiherr von Gryszinski zieht von Preußen nach Bayern, um als Sonderermittler für die Königlich Bayerische Polizeidirektion tätig zu werden und den Beamten Errungenschaften wie den Fingerabdruck und die Spurensicherung am Tatort näher zu bringen. Sein erster Fall: Ein stadtbekannter Bierbeschauer wird tot an der Isar gefunden – eingehüllt in einen kostbaren Federumhang, daneben der Abdruck eines Elefantenfusses. Gryszinski kommt bald einer Verschwörung nationalen Ausmaßes auf die Spur, die ihn vor eine unsägliche Wahl stellt: Ist er eher bereit, seine Ehre als bayerischer Beamter zu verletzen oder als preußischer Offizier? Das Leben im München um die Jahrhundertwende ist sehr genau mit Liebe zum Detail dargestellt, das ist auch bei den „Originalen“ sehr gut gelungen. Die Autorin nimmt uns mit in diese Zeit und lässt uns teilhaben aus der Mischung bayrischer G‘mütlichkeit und preußischer Geradlinigkeit. Wilhelm Freiherr von Gryszinski bemüht sich eigentlich ganz erfolgreich , beides in Einklang zu bringen. Wir nehmen teil an kriminalistischen Ermittlungen , die wir so nicht kennen ; die Kriminalistik steckt noch in den Kinderschuhen und es wird noch à la Sherlock Holmes gearbeitet – mit Lupe und erst in den Anfängen der Arbeit mit Fingerabdrücken. Mit herrlich leisem Humor schafft es die Autorin in diesem Krimi, echtes Lesevergnügen zu erzeugen. Dieser Krimi ist so anders . Ich war überrascht , und meine Spannung darauf wurde nicht enttäuscht Kleine Anmerkung zum Abschluss: bitte in Zukunft auf Plastikfolien ums Buch verzichten – das sollte aus Gründen des Umweltschutzes Standard sein.
Ich mag Krimis, ab und zu darf es auch ein historischer sein - und da kam mir "Der falsche Preuße" gerade recht, denn die Zeit, in der die Geschichte angesiedelt ist, war für mich etwas neues. Am Ende des 19. Jahrhunderts beginnt etwas, was heute für uns selbstverständlich ist: Die Anfänge der Spurensicherung. Das fand ich richtig spannend, denn die Tätigkeiten, die an einem Tatort gemacht werden, wurden sehr anschaulich und ausführlich beschrieben. Ohne Fotoapparat, DNA-Analysen und Co. war das Sichern eines Tatorts wirklich sehr aufwendig. Sehr sympathisch fand ich auch den Sonderermittler Wilhelm Freiherr von Gryszinski, der aus Preußen nach Bayern gezogen ist, um dort zu arbeiten. Wie gespalten das Deutsche Kaiserreich damals noch war, wird auch super beschrieben und scheint einem aus heutiger Sicht doch sehr befremdlich. Seine Art, sein Sherlock Holmes-artiger Spürsinn und die Liebe zu seiner Frau haben ihn zu einem tollen Protagonisten gemacht. Anfangs war die Sprache etwas gewöhnungsbedürftig. Auch wenn es sich - zum Glück - nicht ganz um die authentische Sprache des 19. Jahrhunderts handelt, ist sie doch schwerfälliger als die heutige und mit eher ungebräuchlichen Wörtern gespickt. Deshalb musste ich mich erst einmal in den Schreibstil hineinfuchsen. Nach einer Weile ging er mir aber auch leicht von der Hand. Ein kleines Manko: So viel vom München dieser Zeit, wie im Klappentext angedeutet wird, bekommt man meines Erachtens nicht mit. Zwar schien Bier schon damals eine so große Rolle zu spielen wie heute, aber ich hätte mir einfach noch mehr Einblicke gewünscht. Nichtsdestotrotz hat mir das Buch sehr gut gefallen. Es war eine schöne Abwechslung zu Krimis aus der heutigen Zeit und hat das gewisse Etwas. Von mir gibt es 4 Sterne.
Wilhelm Freiherr von Gryszinski ist ein preußischer Polizeibeamter, der von Berlin aus nach München gezogen ist. Bekannt als jemand, der der jungen Kriminalistik zugetan ist, soll er sich hier um besondere Fälle kümmern. Ein solcher lässt auch nicht lange warten - wird doch plötzlich ein bekannter Bierbeschauer tot aufgefunden: eingehüllt in einen seltsamen Umhang aus Schwanenfedern und neben ihm der Fußabdruck eines Elefanten! Eine Spur führt Gryszinski zu einem exzentrischen Selfmademillionär, der in einer riesigen Villa mit vielen technischen Spielereien lebt, Abenteuer erlebt hat und nicht abgeneigt ist, seine Ehre durch ein Duell zu verteidigen. Dann meldet sich auch noch der preußische Botschafter bei Gryszinski und plötzlich steht dieser zwischen allen Fronten.
Was das Feeling und die Recherche zum Ende des 19. Jahrhunderts angeht, hat die Autorin ganze Arbeit geleistet. Man wurde an die Hand genommen und durch die Straßen des alten Münchens geleitet, wobei man manchmal aufpassen musste, nicht unter die Räder und Hufe der Trambahn zu kommen. Allerdings muss ich zugeben, dass ich den Schreibstil als furchtbar zäh empfand und auch keinen Zugang zu irgendeinem Protagonisten erhielt. Bei Gryszinski wusste ich nie, wie ich ihn einstufen sollte, er benahm sich meistens wie ein ergrauter Langweiler, hat jedoch eine junge Frau und ein kleines Kind. Auch die restlichen Charaktere erschienen mir eher wie Schatten denn als Leute, mit denen ich etwas anfangen konnte. So gab es zwar schöne Einblicke in eine längst vergangene Zeit, aber als Kriminalroman selbst war mir das Buch dann doch ein bisschen zu fad.
Alle zugezogenen Münchner werden ihre Freude an diesem Krimi haben. Nicht nur wird München um die Jahrhundertwende lebhaft beschrieben, vor allem werden die Münchner auch leicht parodiert. Ohnehin, es ist zwar ein Krimi, aber zum Schmunzeln durch nebensächlich eingeflochtene Witze kommen die Leser regelmäßig. Aber keine Sorge, auch waschechte Münchner und sonst auch alle Krimi-Liebhaber und München-Begeisterte werden sich an der Vielfalt der Münchner Orte erfreuen in „Der falsche Preuße“! Uta Seeburg bringt Offizier Gryzinski in ihrem Reihen-Auftakt-Krimi gleich in ein Dilemma. Der zugezogene Preuße, der ein neuartiges Kriminalamt in München aufbaut, hat endlich seinen ersehnten Mordfall zu bearbeiten. Eine kuriose Leiche am Ufer der Isar mit einem Federumhang bekleidet, ohne Gesicht und dann noch ein Abdruck eines Elefantenfußes. Da gibt es einige Spuren und als bayrischer Beamter mit preußischer Genauigkeit ist Gryzinski dem Ehrgeiz verfallen diesen Fall zu lösen. Nur bringt ihn dieser Fall in die Sphären der Macht und nun ist eine Entscheidung zu treffen – ist er noch Preuße oder schon Bayer? Spannend und unterhaltsam fand ich diesen Krimi. Uta Seeburg hat einen leichten, aber angenehmen Schreibstil. Auch scheint sie die Zeit äußerst gut recherchiert zu haben. Nicht nur wie München zum damaligen Zeitpunkt aussah auch wie weit die Kriminalistik sich entwickelt hat und welche Ermittlungsmethoden zum Einsatz kommen und von welchen man damals visionär träumte, wie einem Mörder durch seinen Fingerabdruck auf die Spur zu kommen – undenkbar!
Meinung: Ich muss gestehen, dass mir der Anfang des Buches nicht unbedingt leicht gefallen ist, da für mich der Lesefluss nicht von Anfang am gegeben war. Dies lag in meinen Augen daran, dass die Erzählweise zu Beginn noch eher emotionslos und wenig ausgeschmückt wurde, ebenso, wie die Charktere die etwas blass wirkten.
Ab Seite 80 allerdings empfand ich eine große Steigerung und ich wurde warm mit dem eigensinnigen Ermittler Gryszinski und besonders seine belesene Frau und seine eigensinnige Haushälterin empfand ich dabei als äußerst erfrischende und humorvolle Charaktere, die mir unglaublich viel Spaß machten.
Auch der Fall ist ebenso skurril, wie interessant und bietet auf jeden Fall einiges an außergewöhnlichen Szenen und einen gelungenen Einblick in die Anfänge der Kriminalistik.
Leider muss ich allerdings sagen, dass ich bereits fast zu Anfang wusste, wer hier der Täter oder Täterin ist, weshalb für mich die Auflösung zu vorhersehbar und offensichtlich war.
Dennoch hat für mich diese Reihe sehr viel Potential, da sowohl der Ermittler, als auch dessen Umfeld sehr spannend und einzigartig ausgearbeitet wurden, sodass man gerne weiterverfolgen möchte wohin deren Reise in den Folgebänden noch geht. Wenn dann zu der wirklich schönen historischen Atmosphäre noch mehr Spannung und eine bessere Auflösung hinzukommen würde, wäre sicherlich ein Highlight möglich. So sind es in meinen Augen solide 3-3,5 Sterne