Journalistin Julia schlägt sich mühsam als freie Schreiberin durch und träumt von der großen, investigativen Story. Sie erhält einen Hinweis auf mögliche sexuelle Übergriffe in einem renommierten Forschungsinstitut. Der Me-too-Debatte überdrüssig, geht sie dem Verdacht zunächst nur halbherzig nach. Als sich aber die erste Betroffene bei ihr meldet und Julia den attraktiven Hauptverdächtigen kennenlernt, ist ihr Reporterinnen-Instinkt geweckt.
Am Institut stößt sie auf ein gefährliches Gemisch aus Machtmissbrauch, Schweigen und Vertuschung – und auf eine schockierende Verbindung zu ihrem Bruder Robert, der zwölf Jahre zuvor spurlos verschwunden ist. Plötzlich muss Julia sich unangenehme Fragen stellen: Was hat Robert mit dem Selbstmord einer chinesischen Doktorandin zu tun? Warum wurde seine Leiche nie gefunden? Hat sie all die Jahre etwas übersehen?
„Die Spur des Schweigens“ könnte man vielleicht als den Versuch einer „systemkritischen Kriminalgeschichte“ beschreiben. Auf der einen Seite geht es um die "Me Too"- Bewegung und der Umgang mit Frauen im Wissenschaftsbetrieb, was meiner Meinung nach von Amelie Fried leider nicht ganz so gut umgesetzt wurde. Teilweise ist sie zu ausschweifend, an anderen Stellen geht sie wiederum nicht genug in die Tiefe und lässt wichtige Aspekte außer Acht.
Anderseits ist da die Geschichte um den vermissten Bruder der Protagonistin und Journalistin Julia, die in den „Me Too“-Strang eingewoben ist. Das ist der für mich weitaus interessante Teil, der ruhig noch mehr Raum hätte einnehmen können – vor allem die kurzen Passagen aus der Perspektive des Bruders haben der Geschichte mehr Tiefgang verliehen.
Trotz der brisanten Themen ist der Roman mit Leichtigkeit geschrieben, lässt an den entscheidende Stellen aber nicht die nötige Ernsthaftigkeit vermissen. Die Entwicklungen sind zwar weitestgehend vorhersehbar, aber dennoch war es für ein lesenswerter Roman.
Die Spur des Schweigens ist ein Roman von Amelie Fried welches etwas Mitreißendes hat. Während ich zu Beginn noch skeptisch war, weil die #Metoo Debatte langsam wirklich abgegriffen ist, bin ich mir nun sicher, dass es ein wirklich gutes Buch ist. Beginnend mit der Story kann ich nur sagen, dass es eine sehr gute und starke Hauptstory hat sowie eine Nebenstory, die sich nahtlos an die Hauptstory anreiht und wieder etwas mehr Spannung mit rein bringt. Allgemein wurde der Spannungsbogen sehr gut aufgebaut bis er ungefähr nach etwas mehr als der Hälfte seinen Höhepunkt erreichte. Schleichend ließ die Spannung wieder nach wurde aber nicht weniger interessant. Es wird hier nicht nur beschrieben, wie Missbrauch in der Forschung aufgedeckt wurde, die Geschichte danach und was mit den Menschen nach einem Outing passiert wird gut dargestellt was das Buch so interessant macht. Es geht nicht nur um #Metoo, es geht vielmehr um eine starke Protagonistin die etwas mehr Gerechtigkeit für die chinesischen Frauen und ihren Bruder möchte. Der Schreibstil der Autorin gefiel mir sehr gut. Er war locker zu lesen und führte nicht dazu, dass ich es weg legen wollte. Die Charaktere waren sehr schön ausgearbeitet und vor allem sympathisch beziehungsweise unsympathisch. Während Julia unglaublich stark ist und irgendwie noch nicht in ihrem Leben angekommen ist, ist da Robert, wessen Leben wir durch kleine Kapitel kennen lernen und sehen, dass er das genaue Gegenteil seiner Schwester ist. Er war ein relativ schwacher jedoch trotzdem sympathischer Charakter. Der Doktorand hingegen war so unglaublich unsympathisch, dass er sehr gut in die Rolle des Antagonisten passte. Insgesamt gab es also eine gute Mischung und ein Gleichgewicht zwischen den einzelnen Rollen. Besonders hat mir an den Charakteren gefallen, wie sie miteinander spielten. Wie sich alles zusammenfügte und jedes Geheimnis und jede Verbindung gelüftet wurde. Hierbei waren es eher Häppchen die man erhalten hat. Es wirkte wie ein Puzzle, was sich nach und nach zusammen setzte, da die Charaktere erst nach und nach ihre Verbindungen lüfteten. Die Stellen zwischendurch, die von der Hauptstory abwichen, ließen einen dabei immer mal wieder aufatmen und entspannen. Das Cover hat mir sehr gut gefallen. Die bunten Farben spiegeln gut die Vielfalt da, die in dem Buch herrscht. Das Emotionschaos wird mit den einzelnen Farben gut dargestellt. Es ist jedoch nicht zu wild und wirr, dass man sich davon ablenken lassen könnte auch wenn ich es gerne anschaue. Insgesamt ist dieses Buch wirklich gut. Es wird eines meiner Jahreshighlights weswegen ich volle fünf von fünf Sternen gebe. Das Buch kann ich nicht nur Feministinnen empfehlen. Das Buch ist für jeden etwas, der gerne Spannung und etwas Drama liebt und eine starke Protagonistin bevorzugt.
Julia Feldmann hat ihr Leben eher schlecht als recht im Griff. Als freie Journalistin hangelt sie sich von einem Job zum nächsten, immer mit der Hoffnung auf den einen großen Coup. Als sie den Auftrag erhält, der angeblich regelmäßigen Belästigung von Frauen in einem angesehenen Forschungsinstitut nachzugehen, ist sie anfangs wenig begeistert. Was ist schon ein derber Spruch und ein wenig anzügliches Flirten? Doch da ihr vor dreizehn Jahren verschwundener Bruder Robert damals an dem betroffenen Institut gearbeitet hat, nimmt sie den Auftrag an. Dass viel mehr hinter dem „Flirten“ steckt, wird Julia erst klar, als eine Frau nach der anderen ihr Schweigen bricht. Immer tiefer versinkt Julia in einem Sumpf aus Belästigungen, Verleumdungen, geistigem Diebstahl und zerstörter Existenzen – und in der dräuenden Erkenntnis, dass ihr Bruder Robert vielleicht in all diesem Chaos eine Rolle gespielt hat.
Das Buch habe ich durch Zufall bei @erlesenes.zerlesenes entdeckt und andernfalls hätte ich es wohl niemals zur Hand genommen. Denn sowohl Cover als auch Klappentext waren zu vage, um mich anzusprechen. Doch hinter dem unscheinbaren Äußeren, versteckt sich eine richtige Bombe von Buch. Amelie Fried schaffte es, mich ab der ersten Seite zu fesseln. Wo man eine trockene Moral-Geschichte erwartet, erhält man stattdessen eine derart spannende Lektüre, dass man nur so durch die Seiten fliegt. Natürlich nimmt den größten Teil die Geschichte der sexuellen Belästigung, der Benachteiligung von Frauen in wissenschaftlichen (oder sonstigen) Konzernen ein, doch auch Julias Vergangenheit und Robert Verschwinden spielen eine große Rolle und sorgen so für einen enormen Spannungsbogen. Der lockere und sogartige Schreibstil tut da sein Übriges und hat mich damit mit seinem Gesamtpaket absolut überrascht.
Eine spannende Geschichte mit einer wichtigen Message und ein Buch, das einem immer wieder den Spiegel vorhält, es dabei aber fast immer schafft, dies ohne moralische Überheblichkeit zu tun. Absolute Empfehlung!
Autor: Amelie Fried Verlag: Heyne Seitenanzahl: 496 Preis: 22,00 € [Hardcover] 12,99 € [eBook] ISBN: 9783453270480 Erschienen am September 2020
Erster Satz
Der Tag, der Julias Leben für immer verändern sollte, begann mit dem Kreischen einer Motorsäge. Darum geht es
Julia Feldmann arbeitet als Freie Journalistin und ackert sich den Arsch ab. Sie kommt grade so um die Runden, da drückt ihr Chef ihr einen Auftrag in die Hand. An einem renommierten Forschungsinstitut sollen Frauen öfters belästigt werden. Ausgerechnet an dem Institut an dem einst auch ihr Bruder gearbeitet hat. Ihr Bruder, der vor Jahren spurlos verschwunden ist. Julia, anfangs skeptisch gegenüber den Behauptungen der Frauen, kommt in ihren Recherchen schnell der dunklen, erschreckenden Wahrheit auf die Spur. Auch Zusammenhänge zu ihrem Bruder fallen ihr auf. Julia versucht heraus zu finden, was genau an diesem Institut hinter verschlossenen Türe vor sich geht und gerät dadurch selbst in Gefahr. Doch so leicht lässt sie sich nicht den Mund verbieten. Wie es mir gefallen hat
Der Titel passt einfach wahnsinnig gut zu der Geschichte, was mir jetzt erst im Nachhinein richtig bewusst wird. Ich habe nach dem Lesen einige Tage bedenk Zeit gebraucht, um mir darüber bewusst zu werden, wie ich den Roman bewerten soll. Am Ende ist es doch positiv ausgefallen.
Über die Cover Gestaltung
Das Cover ist einfach so schön gestaltet. Es ist einem ganz außergewöhnlichen Stil und sticht dadurch sofort heraus. Auch die Aufteilung des Covers, sowie die Platzierung des Titels gefallen mir sehr gut.
Über den Schreibstil
Teilweise etwas ausschweifend und trocken, aber auch lebendig und spannend geschrieben. Der Stil hat mir ganz gut gefallen, konnte mich aber nicht gänzlich überzeugen. An einigen Stellen kam mir das Buch zu langatmig vor, mir fehlte die Spannung. Aber trotzdem ließ es sich allgemein fließend lesen.
Sie kannte allerdings auch die Bereitschaft der Öffentlichkeit, zunächst die Darstellung der Frauen in Zweifel zu ziehen statt die der Männer. Und die Version »erfolglose Journalistin baggert angesehenen Wissenschaftler an und rächt sich mit Missbrauchsvorwürfen, als er nach einem One-Night-Stand nichts mehr von ihr wissen will« klang deutlich überzeugender als »sehr gut aussehender, charmanter, erfolgreicher Wissenschaftler, dem die Frauen zuhauf hinterherlaufen, vergreift sich brutal an Studentinnen« – Seite 322
Über die Charaktere
Julia gefiel mir als Protagonistin ganz gut, auch wenn sie ihre Ecken und Kanten hat. Vom Alter her konnte ich mich wenig mit ihr identifizieren, auch mit ihren Gewohnheiten und Lebensumstände hatten wir wenig gemein. Dennoch kam ich erstaunlich gut mit ihr zurecht. Sie wuchs mir richtig ans Herz. Im Verlauf der Geschichte sieht man auch hervorragend, wie sie sich weiterentwickelt. Anfangs war Sie nämlich richtig Klischeehaft.
Dafür nehme ich mal ein Zitat von Mias Anker, die das hervorragend beschrieben hat: »Genauer gesagt ist sie das Klischee aller Klischees. Ich spreche von den üblichen „Bildest du dir das nicht ein?“ und „Woher weiß ich, dass du nicht lügst?“ – Fragen bis hin zu Aussagen wie „Du musst reden, sonst machst du dich mitschuldig!“«
Doch im Verlauf der Handlung erkannte sie selbst, wie falsch das war und setzte wirklich alles daran, diese Ungerechtigkeit, diese Straftat aufzudecken. Dabei setzte sie sich selbst einigen Gefahren aus. Also auch wenn es mich anfangs ärgerte, wie unsensibel und unsympathisch sie war, so wurde es doch besser.
Nebenfiguren
Sebastian, alias der Gewichtheber. Er hat mir von Beginn an sehr gut gefallen und mein Herz erobert. Er war von der ersten Szene an freundlich, witzig, liebevoll und charmant. Ein Hauptgewinn. Leider kam er doch recht wenig in der Geschichte vor.
Nina und Kathrin sind wunderbare Freunde und unterstützen Julia wo es nur geht. Die beiden kamen regelmäßig im Buch vor und sorgten immer wieder für Witz. Die beiden fand ich auch ganz wunderbar, eine nette, alltägliche Abwechslung zu den anderen Nebenfiguren, die Julias das Leben schwer machten.
Chris, Höger und Dettmer. Es gab in diesem Buch viele männliche Figuren, die dem Geschlecht wirklich keine Ehre gemacht haben. Von Chris mal abgesehen, der doch irgendwo ein netter Kerl war, waren die anderen doch richtige Kotzbrocken. Arrogant, sexistisch und machthungrig. Besonders Höger ist mir in der Handlung auf die Nerven gegangen. Er widerte mich richtig an.
Es gab noch zahlreiche weitere Nebenfiguren, teilweise wichtig, teils eher Nebensächlich. Alle haben perfekt zur Handlung gepasst und sorgten dafür, dass die Geschichte lebendig wurde. Leider waren einige dann doch zu viel, zu unnötig. Meiner Meinung nach hätte die Autorin sich auf die Hauptfiguren fokussieren sollen und ebenso auf die Haupthandlung.
Über die Handlung
Ich fand schnell in die Handlung und verfolgte gespannt dir Ermittlung der Journalistin. Auch die kleineren Einblicke in ihren Alltag haben mir gut gefallen, doch ab und an schweifte die Autorin doch etwas vom eigentlichen Thema ab. Das Buch hätte bestimmt 100 Seiten weniger haben können.
Mir hätte es besser gefallen und es hätte bestimmt auch mehr Spannung erzeugt, wenn die Autorin sich auf die Recherche konzentriert hätte, auf die Geschichte vom Institut. Die Suche nach Julias Bruder fand ich noch ganz schön mit eingebunden, grade auch weil ihr Bruder ja im Zusammenhang mit dem Institut steht. Alles andere außen herum hätte aber ruhig weggelassen werden können, sprich die längeren Szenen mit der Mutter, oder die kleineren Aufträge zwischen drin. So wäre die Handlung schneller voran gekommen und auch die Spannung stetig gestiegen.
Sehr gut fand ich, dass die Autorin einfach die erschreckende Wahrheit aufgezeigt hat. In diesem Buch zeigt sie genau, wie es den Betroffen geht, warum sie sich nicht trauen darüber zu sprechen und wie aktuell, wie allgegenwärtig dieses Thema leider in unserer Gesellschaft verankert ist.
Anmerkung: Ich rate all jenen davon ab, das Buch zu lesen, die mit solchen ernsten, erschreckenden Themen nicht umgehen können. Auch mir ging es ganz schön nahe.
Fazit
Teilweise langatmige, ausschweifende Handlung, aber dennoch gelunger, erschreckend ehrlicher Roman.
Ich hatte hohe Erwartungen an das Buch, die natürlich nicht in dieser Form erfüllt werden konnten (wie sollte es auch anders sein). Ich hatte mehr Neutralität und bessere Hauptcharaktere erwartet, aber ehrlichweise schätze ich das Buch tatsächlich wegen dessen Fehler. Natürlich sind die Fehler in erster Linie effekthascherei, sie sollen den Roman spannend halten, wo bloße Berichterstattung dröge wird. Die Erwartung der Aufdeckung der Fehler hält Leser am Ball, die das sonst vorhersehbare Ende abkürzen würden. Ich bin überzeugt, dass das Buch in der Aufarbeitung eines fiktiven Falls keine persönlichen Verstrickungen gebraucht hätte - weder der Bruder noch den One-Night-Stand hätte es in meinen Augen gebraucht. Allerdings gebe ich zu, dass die Charakterschwäche des Bruders und das Sex-Tape das Buch ingesamt stärker gemacht haben. Die (in Grenzen) nachvollziehbare Schwäche des Bruders geboren aus Minderwertigkeitskomplexen, die sich dem Einfluss seiner Mitmenschen entzogen, zeigt für mich eine besondere Stärke der Autorin. Das Sex-Tape ist das Gewicht, dass dagegen hält. Wo der Bruder feige war, ist die Schwester über die Maßen mutig. Hätte es die Lüge vor der Zeitung gebraucht... nein. Hat es den Skandal gebraucht ja? Weil es uns zeigt, dass Story und Urheber voneinander getrennt werden müssen. Kann eine Recherche, eine Erkenntnis, eine Aussage unabhängig vom Verfasser betrachtet werden? Ja, und das muss sie auch. Man braucht ihn als Referenzrahmen und zur Einordnung, muss Verfasser und Werk in ein Verhältnis setzen, aber relevantes von irrelevantem trennen? Ist der persönliche Hintergrund eines Journalisten wichtig? Begrenzt. Bei der JKR Debatte in Bezug auf Harry Potter weniger als in BEzug auf das neue wert, wo es höchst relevant ist. Viele wichtige Fragen werden in Die Spur des Schweigens verhandelt und aufgegriffen, nett verarbeitet. Manchmal wäre etwas mehr Distanz schön gewesen, aber irgendwo macht es das Buch menschlich - so wie es auch die Charaktere sind.
Wie hoch ist der Preis des Schweigens? . Julia, eine freiberufliche Journalistin, bekommt von ihrem Freund einen Hinweis auf Missbrauchsfälle an einem renommierten Forschungsinstitut. Eigentlich interessiert sie die Geschichte garnicht, doch da sie Geld braucht, geht sie der Sache nach und stößt auf schweigende Zeugen, mächtige Männer und verängstigte Studentinnen. Und was hat ihr Bruder damit zutun, der vor zwölf Jahren spurlos verschwunden ist? Julia befindet sich plötzlich mittendrin und fragt sich, was sie übersehen hat. . Okay, wow! Ich bin wirklich mit null Erwartungen an dieses Rezensionsexemplar rangegangen, habe mir vielleicht eine ganz gute Story versprochen aber diese Hoffnung wurde in allen Aspekten übertroffen! „Die Spur des Schweigens“ von Amelie Fried überzeugt nicht nur mit einem grandiosen Schreibstil, sondern auch mit einer richtig guten Handlung. . Am besten hat mir Julias Entwicklung gefallen. Anfangs noch genervt von der typischen Debatte und den Opfern, die ja sowieso nichts sagen ändert sie im Laufe des Romans ihre komplette Ansicht und man merkt, wie sie viele Dinge in Frage stellt, besonders sich selbst. Diese Entwicklung und die Art, wie Julia der Sache nachgeht, ist so realitätsnah beschrieben, das man meinen könnte, die Geschichte habe sich genau so zugetragen. . In kurzen Kapiteln erfährt der Leser auch mehr von Robert, Julias verschwundener Bruder, der immer noch eine zentrale Rolle in Julias Leben spielt und sie in ihrem Tun beeinflusst. . Tatsächlich habe ich mich mit dem Thema sexuelle Übergriffe und Machtmissbrauch an Instituten bisher nur halbherzig beschäftigt und fand das Gelesene somit umso interessanter und schockierender. Die Autorin schafft es wirklich, einen so in die Geschichte reinzuziehen, als sei man mittendrin. . Ich kann diesen Roman wirklich nur empfehlen und werde mir auf jeden Fall weitere Bücher der Autorin anschauen. Ich vergebe 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.
Julia ist eine sehr willensstarke Protagonistin, was ich sehr bewundere. Allerdings ist sie selbst auch in sexistische Denkmuster verstrickt. Zum Beispiel findet sie es übertrieben, wenn Frauen bei anzüglichen Sprüchen direkt Sexismus schreien und völlig normal, dass die Polizei bei Übergriffen zunächst einmal fragt, was die Person getragen hat. Das kann durchaus als Gesellschaftskritik gewertet werden. Nur weil Julia selbst eine Frau ist, heißt das nicht, dass sie frei von sexistischen Denkmustern ist. Der Schreibstil von Amelie Fried liest sich echt fantastisch. Das Buch hat die Spannung gut aufgebaut, das Ende hat sich allerdings etwas gezogen. Etwas schade fand ich auch, dass Julia selbst wenig tut und die Hinweise ihr eher zugeflogen kommen. Die Art und Weise wie die Suche nach ihrem Bruder in das Buch eingebunden wurde hat mir sehr gut gefallen. Das Buch greift ein großes Thema in unserer Gesellschaft auf und stellt gut dar, warum Betroffene sich oft nicht trauen etwas zu sagen, geschweige denn etwas dagegen zu unternehmen. Die Spur des Schweigens ist ein Spannender und aktueller Roman, der sich gut lesen lässt und bekommt von mir 4/5 Sterne.
Julia, freie Journalistin bei einem Gesundheitsmagazin, erhält einen Auftrag, den sie mitten in eine MeToo Sache katapultiert. Junge Doktorantinnen aus China sind betroffen, und irgendwas scheint auch ihr Bruder damit zu tun zu haben. Robert aber ist vor einigen Jahren verschwunden. Gestorben. Oder nicht? Plötzlich, nach all den Jahren, kommen ihr Zweifel. … Das Buch hatte für mich zu viele Füllseiten, unnütze Ausschweifungen, die mich total genervt haben. Auch Julia fand ich nicht wirklich ansprechend. Sie ist selbst genervt von der MeToo Bewegung, obwohl sie einen ziemlich ekligen Chef hat. Sie hat auch keine Probleme damit, mit einem potentiellen Verdächtigen ins Bett zu hüpfen. Interessant wurde das Buch für mich etwa ab Seite 200. Irritiert bin ich von der Sache mit Ihrem Bruder. Schreibstil ist okay, oftmals benutzt sie ziemlich kurze Sätze, was teilweise kindisch wirkt. Die chinesischen jungen Frauen werden naiv dargestellt. Sind aber mutiger als manch andere. 3/5 Sterne. Ich musste mich echt durchbeißen, obwohl ich mich richtig über das Buch gefreut habe.
Ich hab schon einiges zum Thema Feminismus gelesen und hatte deshalb anfangs Schwierigkeiten mit Julia als Protagonistin und ihren Standpunkten. Allerdings kann man so sicherlich besser die Leser abholen, für die die Thematik neu ist und die vermutlich ähnliche Gedanken wie Julia haben. Ungefähr nach dem ersten Drittel gefiel mir die Geschichte immer und immer besser und ich konnte mitfiebern. Die Familiengeschichte um Julia hat mich sehr berührt und mir gefiel sehr gut, in welche Richtung sich die Geschichte zum Ende entwickelt hat und wie die verschiedenen Themen miteinander verbunden wurden
*********** Spoiler: Ich fand es sehr angenehm, dass Robert nicht als Unschuldslamm o.ä. auf ein Podest gestellt wurde, sondern auch bei ihm seine unangenehmen Seiten und begangene Fehler deutlich und kritisiert wurden.
Immer am Puls der Zeit. Da zu sein, wo etwas Spannendes, Spektakuläres und Informatives geschieht. Einen Job, der den Körper und den Geist ausfüllt. Genau so hatte sich Julia ihre Journalistenkarriere vorgestellt. Die Realität hat bei diesen wunderbaren Vorstellungen allerdings nicht mitgespielt. Julia ist bei einer Art Gesundheitsmagazin gelandet und schreibt hauptsächlich über zweifelhafte Wunderdiätprodukte oder Hautcremes, die die Haut angeblich um Jahre verjüngen sollen. Auch ihr Privatleben kann man alles andere als erfüllt bezeichnen. Ihre Beziehungen bleiben kurzweilige Abenteuer und seit ihr jüngerer Bruder Robert auf mysteriöse Weise verschwand, ist auch ihre Familie an dem Verlust zerbrochen. Aus einem Zufall heraus erhält Julia plötzlich Kenntnis über gehäufte Fälle von sexuellen Übergriffen und Missbrauch an einem renommierten Forschungsinstitut. Immer mehr Betroffene berichten darüber, wie sie von Mitarbeitern des Instituts belästigt wurden. Julia beginnt ihre Recherche und taucht immer weiter in ein Meer aus Korruption und Vertuschung, bis sie das Institut sogar mit dem Verschwinden ihres Bruders in Verbindung bringen kann...
"Die Spur des Schweigens" von Amelie Fried ist ein Roman, der es gut gemeint hat. Eine Protagonistin, die ihr Leben nicht wirklich im Griff zu haben scheint, bekommt die Chance auf die Story ihres Lebens und gibt fortan ihr ganzes Herzblut in die Geschichte, um Verbrechen und Ungerechtigkeiten aufzudecken und das Böse dingfest zu machen. Ein Roman, der wie aus der aktuellen 'me too' Bewegung gefallen zu sein scheint. Und obwohl "Die Spur des Schweigens" durchaus eine spannende Geschichte geworden ist, konnte ich es einfach nicht fühlen. Der Funke wollte nicht überspringen. Das lag vor allem an der Protagonistin. Auch in diesem Fall verstehe ich die Intention der Autorin ihre Hauptfigur glaubwürdig gestalten zu wollen. Eine erfolgreiche Top-Journalistin, die noch dazu ein vollkommen glückliches Privatleben hat, hätte auch nicht wirklich zu der Geschichte gepasst. Trotzdem wirkte das Ganze am Ende nicht schlüssig. Einige von Julias Charaktereigenschaften haben mich mehr als einmal den Kopf schütteln lassen, so dass die durchaus gut gemeinte Intention hinter der Hauptfigur fast schon etwas überkonstruiert und somit auch nicht mehr glaubwürdig wirkte. Vor allem in den Situationen, in denen die Protagonistin direkten Kontakt mit den Opfern der Sexualdelikte im Forschungsinstitut hatte, wirkten befremdlich. Es ist kein Problem in solchen Situationen überfordert zu sein, doch in vielen Momenten wirkte die Hauptfigur derart empathielos, dass man den Drang hatte die Arme über den Kopf zusammenzuschlagen. Aber das sind sicherlich individuelle Leseeindrücke und wie bereits erwähnt besitzt Amelie Frieds Roman sehr viel Spannung und eine durchaus gut erzählte Geschichte, die allerdings gerade in den Abschnitten, die mit dem verschwundenen Bruder der Hauptfigur zusammenhängen etwas an Glaubwürdigkeit verliert und auch nicht mit dem eigentlich interessanten Grundthema der Geschichte harmonieren will. Auch wenn ich diesem Fall ebenfalls die Intention hinter diesem Element der Geschichte nachvollziehen kann. Schließlich bekommt der Roman zumindest, wenn man sich vorher mit dem Inhalt beschäftigt, ein mysteriöses Handlungselement und man möchte unbedingt herausfinden, wie die Geschichte des Bruders mit dem primären Handlungsstrang zusammenhängt. Im Endeffekt hätte man es besser weglassen sollen, weil das Grundthema alleine bereits genug Spannung, Brisanz und Aktualität besitzt. Zusammenfassend kann ich individuell behaupten, dass ich verstanden habe, wie die Geschichte gemeint war, mir die Umsetzung in Teilen leider nicht so gut gefallen hat. Trotzdem bleibt "Die Spur des Schweigens" ein spannender und aktueller Roman, den man durchaus lesen kann.
Die Geschichte fühlte sich seltsam substanzlos an. Alle Charaktere waren unsympathisch und für eine Me-too-Geschichte war es unglaublich unsolidarisch und ohne Schlagkraft.
Als ich den Klappentext des Buches gelesen habe, konnte ich zwar einschätzen um was es ungefähr in dem Buch gehen soll, aber ich war dennoch überrascht, wie sehr das Thema, um das die Journalistin Julia recherchiert, deutlich hervorgebracht wurde. Anfangs dachte ich, es wird mehr um das Verschwinden ihres Bruders geschrieben, doch je mehr man in der Geschichte versank, erkannte man, dass vieles aufeinander Aufbaute. Ich muss sagen, dass ich mich mit dem Schreibstil der Autorin anfangs schwer getan habe, allerdings wurde es von Zeit zu Zeit immer besser, sodass ich das Buch irgendwann nicht mehr aus der Hand legen konnte. Es hat mich so sehr in den Bann gezogen, da ich unbedingt herausfinden wollte, was alles in dem Institut passiert ist und welche Rolle Robert dabei spielte. Es war teilweise erschreckend zu erfahren, was alles dort passiert ist. Je mehr ich las, bekam ich das Gefühl, dass das gar nicht mal so realitätsfern ist. Wie oft werden Frauen an ihrem Arbeitsplatz oder sogar auf offener Straße von Männern sexuell Belästigt, obwohl sie dies nicht wollen. Oder wie oft Männer, die eine höhere Position in ihrem Job haben, gerne ihre Macht demonstrieren wollen und dabei Dinge tun, die Strafbar sind. Das Buch zeigt sehr gut, dass Frauen sich oft anhören müssen, sie würden übertreiben oder sich die Flirts nur einbilden. So war es auch am Anfang bei der Protagonistin Julia. Sie verstand nicht, warum die Frauen sich nicht einfach wehren oder sich nicht so anstellen sollen. Das hat sie für mich unsympathisch gemacht, denn wer möchte sich gerne selbst von Frauen anhören, sie sollen sich nicht so anstellen und einfach sagen, wenn sie dies nicht wollen. Doch je mehr sie der ganzen Sache am Institut nachging, hat man ihre Wendung bemerkt, bei der sie sich eingestehen musste, dass es doch nicht so leicht ist, wie sie sich es am Anfang dachte. Man konnte gut sehen, wie sie sich veränderte und gegen Ende auch sehr für die Mädchen am Institut einsetzte, koste es, was es wolle. Julia ist eine starke Protagonistin, die sich von niemanden helfen lassen möchte. Dies hat man schon nach den ersten Seiten gemerkt, da sie mit niemandem so richtig über ihre Probleme reden möchte und sich auch wegen dem Verschwinden ihres Bruders, keine professionelle Hilfe gesucht hat. Sie hat einen starken eigenen Willen, der auch bei ihren journalistischen Recherchen deutlich zu merken war. Sie tat alles dafür, um herauszufinden, was wirklich dort vorgefallen ist. Robert zeigt für mich das typische Beispiel von Menschen, die nicht erkennen, was wirklich in den Köpfen von Menschen vorgeht, die sexuell Missbraucht oder Belästigt worden sind. Er hat zwar gemerkt, dass etwas mit seiner Freundin nicht stimmt, aber er ist nicht wirklich der Sache nachgegangen. Ich glaube viele wollen nicht erkennen, das so etwas passiert oder greifen einfach nicht ein. Opfer versuchen das geschehene zu verdrängen und gehen der Sache auch nicht weiter nach, sondern lassen es auf sich beruhen. Dies wurde auch im Buch deutlich. Die betroffenen Opfer wollten jedes mal Anonym bleiben oder erst gar nicht mit Julia sprechen. Ich finde es erschreckend, was für eine Macht die Menschen haben, die so etwas machen. Sie schüchtern die Personen so sehr ein, dass sie sich sicher sind, sie würden mit niemandem darüber reden oder zur Polizei damit gehen. Fazit: Mich hat das Buch positiv überrascht. Ich finde, das Buch hat mehr Aufmerksamkeit verdient, denn so was passiert auch im realen Leben. Es zeigt einem die Schattenseiten von Opfern und was sie alles ertragen mussten. Mir taten sie richtig Leid und ich wurde auch richtig wütend, dass so was überhaupt passiert. Niemand hat es verdient, sexuell Missbraucht oder Belästigt zu werden.Von mir ist es eine klare Leseempfehlung.
Schon während des Lesens habe ich meine Familie immer wieder begeistert von der Geschichte erzählt. Tatsächlich habe ich ununterbrochen mit der Geschichte mitgefiebert und habe das Buch quasi in einem Rutsch durchgelesen.
Bereits der Epilog hatte mich schon in seinem Bann und wie die Autorin es schafft die Geschichte aus der Vergangenheit mit der Gegenwart zu verweben, hat mir unglaublich gut gefallen. Nie hatte ich das Gefühl aus einem Strang der Geschichte hinaus gerissen zu werden oder umdenken zu müssen. Die "Me-Too"-Thematik wird sehr gut verpackt und beleuchtet, sodass diese weder übergangen wird noch mit den immer gleichen bekannten Parolen abgeklatscht wird. Es geht um sexuelle Gewalt und Unterdrückung und um Ausübung von Macht, sowie die hochaktuelle Problematik, dass dies als Politikum kleingehalten wird, um Imageschäden zu verringern. Um die Hürden, die Betroffenen überwinden müssen, sich zur Veröffentlichung zu entscheiden und die Probleme, die danach noch erst folgen.
Die Haupt- und Nebencharaktere, die Haupt- und Nebenschauplätze der Geschichte sind unglaublich detailliert erschaffen und beschrieben und die Autorin schafft jeweils einen wunderbaren Spagat zwischen Spannung und Information, sodass man das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen kann.
Dieses Buch hat mich bewegt, weil es nicht nur ein spannender Roman ist, sondern gleichzeitig gesellschaftlich relevante Themen aufgreift. Im Zentrum steht das Schweigen – über Missbrauch, über Machtmissbrauch und über Strukturen, die Täter schützen und Opfer zum Verstummen bringen.
Besonders stark fand ich, wie Amelie Fried diesen Stoff literarisch verarbeitet: Die Geschichte hat Tempo, die Figuren sind glaubwürdig gezeichnet, und die Atmosphäre bleibt bis zuletzt intensiv. Gerade die Mischung aus psychologischer Spannung und gesellschaftlicher Brisanz hat mich zum Weiterlesen getrieben.
An wenigen Stellen hätte ich mir etwas mehr Differenzierung in der Figurenzeichnung gewünscht, weil einige Nebenfiguren eher schematisch wirkten. Trotzdem schmälert das nicht die Kraft der Erzählung und die Wucht der Botschaft.
Unterm Strich: ein intensiver, wichtiger Roman, der erschüttert und gleichzeitig Mut macht, über lange verschwiegene Themen endlich offen zu sprechen.
„Die Spur des Schweigens“ hat mich gut unterhalten. Amelie Fried hat eine Geschichte um die junge Journalistin Julia Feldmann aufgebaut, die beruflich und privat einige Päckchen mit sich herumträgt. Vor vielen Jahren ist ihr Bruder verschwunden, beziehungstechnisch läuft es nicht gerade rund und der investigative Durchbruch lässt auf sich warten. Doch dann kommt Julia schlimmen Vorfällen von Machtmissbrauch und sexuellen Übergriffen an einem Forschungsinstitut auf die Spur. Und auch ihr Privatleben bekommt Aufschwung.. Die Entwicklungen sind nicht unvorhersehbar, aber der Erzählton gefiel mir gut und die Themen, mit denen sich die Protagonistin im Laufe des Buches auseinandersetzt, haben Substanz. Eine nicht zu schwere und interessante Lektüre.