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Female Choice - Vom Anfang und Ende der männlichen Zivilisation

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In der Natur müssen Männchen singen, tanzen, kämpfen, bauen, während die Weibchen die Show genießen und anschließend mit dem Sieger abziehen. Die Konkurrenz liegt bei den Männchen. Das Prinzip nennt man Female Choice. Bei den Menschen wurde dieses Prinzip nach der Entdeckung des Ackerbaus, außer Kraft gesetzt. Es entstand eine Welt, die von Männern für Männer gemacht ist. Doch so wird es nicht bleiben. Meike Stoverock, promovierte Biologin, bürstet mit Verve und großem Wissen die männliche Zivilisation biologisch und feministisch gegen den Strich.

Erst seit – evolutionsbiologisch – sehr kurzer Zeit können Frauen die Welt mitgestalten. Und sie sind nicht bereit, die männliche Welt einfach so hinzunehmen. Für progressive, gesellschaftliche Veränderungen heute sind deshalb weltweit fast immer Frauen verantwortlich. Die männliche Weltordnung gerät ins Wanken und die Männer merken das. Überall formiert sich männlicher, zum Teil gewaltbereiter Widerstand. Was nun? Mit einer bestechenden Verbindung aus Biologie, Kulturgeschichte und einem ebenso klaren wie humorvollen Ton beschreibt Meike Stoverock nicht nur, wo die Menschheit vor über 10 000 Jahren falsch abgebogen ist, sondern auch, was sich ändern muss, damit Mann und Frau heute miteinander glücklich werden.

320 pages, Hardcover

Published February 21, 2021

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About the author

Meike Stoverock

3 books5 followers

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33 (6%)
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11 (2%)
Displaying 1 - 30 of 50 reviews
Profile Image for Aniya.
338 reviews36 followers
February 20, 2021
Auch bei Rezensionsexemplaren ist ja Ehrlichkeit geboten und dieses Buch war leider einfach nicht meins.
Kurz gefasst: sowohl beim Thema Tierreich als auch beim Menschen war nichts Neues für mich dabei. Alles hatte ich schon mal irgendwo gehört oder gelesen.

Außerdem kam ich mit dem Ton/Schreibstil nicht klar, der bemüht lässig daherkommt und manchmal an unpassenden Stellen zu nüchtern oder forsch wirkt.
An der Stelle auch eine kleine Warnung: mit dem Thema sexuelle Gewalt wird hier in meinen Augen sehr unsensibel umgegangen. Mir persönlich war nach jedem Satz dazu schlecht und ich habe mich einen Nachmittag lang mit Bauchschmerzen rumgeplagt. Seid da vorsichtig, wenn euch solche Sachen aufwühlen.

Oft saß ich stirnrunzelnd und etwas verloren da.
Als Beispiel nehme ich mal den unterschiedlichen Sexdrive von Männern und Frauen. Letztere geben an weniger zu wollen, kennt man ja. Männer wollen dagegen immer. Übersehen wird dabei im Buch zum einen das mächtige Instrument Slut Shaming, das tief in jeder Frau sitzt und auch unbewusst dazu führt, dass man seinen Trieb kleinredet. Zum anderen ist da der Orgasm Gap, bei dem man durchaus argumentieren kann, dass man auf etwas, das so wenig Erfüllung bringt, auch gut verzichten kann. Zum dritten nehmen sehr, sehr viele Frauen die Pille, die bekanntermaßen zu Unlust führt (was die Autorin witzigerweise später in einem anderen Zusammenhang erwähnt).
Noch so ein tolles Experiment: Von einer fremden Frau auf der Straße nach Sex gefragt, stimmten die meisten Männer natürlich zu. Umgekehrt war das bei den Frauen und einem fremden Mann auf der Straße nicht so. Auch hier lässt sich das für mich nicht allein auf Triebe zurückführen, denn die meisten Frauen hätten wohl einfach Angst, dass der Typ gewalttätig ist und sie im schlimmsten Fall sogar ermordet - wir alle kriegen von kleinauf beigebracht, nicht mit Männern mitzugehen und dass wir selbst Schuld sind, wenn dann doch was passiert. Außerdem greift auch hier wieder das verinnerlichte Slut Shaming, man will ja keine "Schlampe" sein.
Bei den Männern könnte ich mir umgekehrt vorstellen, dass sich nicht alle bei ihrer Zusage wohlfühlten, sondern das Gefühl hatten, sie müssten ja sagen, weil das von den immer willigen Männern nun mal so erwartet wird. Es ist wohl eher kompliziert.
Deutlich wird das später im Buch, als es um kinderlose Single-Männer geht, die mehrheitlich angeben, das selbst so entschieden zu haben und glücklich zu sein. Die Autorin erwähnt hier, dass man solche Befragungen nicht immer ganz ernst nehmen kann, weil Menschen dazu neigen, sich den gesellschaftlichen Erwartungen entsprechend in ein positives Licht zu rücken - und welcher Mann gibt schon gerne zu, dass er einfach keine abkriegt? Bei meinen oben genannten Beispielen zum Sexdrive war davon aber keine Rede.

Ich hoffe einfach, dass andere Lesende mehr mitnehmen können, ziehe trotzdem den Hut vor der Autorin, weil sie einfach mal ein ganzes Buch geschrieben hat (wow!) und erinnere wie immer daran, dass es sich hier nur um meine persönliche und ziemlich subjektive Meinung handelt. Manches (wie der Schreibstil) ist am Ende auch einfach Geschmackssache.

Kleiner Nachtrag: Ich glaube an Biologie (darum wollte ich das Buch ja lesen)! Tatsächlich halte ich es mit der Autorin, die schreibt, dass es eine Mischung aus Biologie und äußeren Faktoren gibt. Das klingt für mich plausibel. Generell stimme ich ihr in vielem auch zu, aber das war ja nicht mein Kritikpunkt. Daher nochmal: wenig Neues für mich + anstrengender Schreibstil + zu starker Versuch, absolut alles in die Female Choice Theorie zu drücken ≠ es gibt keine Biologie!
Profile Image for Veronika.
Author 1 book158 followers
March 9, 2022
Haha, ich verstehe, dass das Buch stark polarisiert. Einige von den Sachen, die die Autorin sagt, sind schon harter Tobak (Männer = triebgesteuert und aggressiv, Frauen = gefangen in der Monogamie, die reine Augenwischerei ist, etc.), aber Biologie richtet sich natürlich nicht nach unserem Feingefühl und unserer Sozialisation.
Als queerer demisexueller Mensch habe ich mich überwiegend nur so halb angesprochen gefühlt und hatte deswegen vielleicht mehr Abstand, um das ganze höchst faszinierend zu finden. Bei den heterosexuellen Beziehungen in meinem näheren Umfeld habe ich schon länger ein Gefühl von "Are the Straights okay? I guess not..." aber da kann man sich natürlich nicht einmischen. Trotzdem hat das Buch mir einiges erklärt, was meine Freundinnen mir bisher nicht erklären konnten (außer mit "Das ist halt so, das verstehst du nicht").
Spannender Überblick über das Sexleben von Primaten und wieso die Menschen irgendwann von der biologischen Norm abgewichen sind und was die Vor- und Nachteile davon sind und welche Auswirkungen das auf uns und unsere Gesellschaft hat.
Profile Image for Ines.
114 reviews59 followers
June 14, 2021
Wie entstand eigentlich das Patriarchat? Eine Frage, die ich mir stelle, seit ich mich mit Feminismus beschäftige, dicht gefolgt von der Frage: Wie können wir eine so lang bestehende Institution überwinden?
"Female Choice" versprach mir Antworten auf diese Fragen, weshalb ich es unbedingt lesen wollte.

Zunächst einmal bemüht sich die Autorin, sich in alle möglichen Richtungen abzusichern. Was leider notwendig ist, wenn man ein Buch schreibt, das Geschlechterverhältnisse aus einer biologischen Perspektive betrachtet. Ich finde es gut, dass sie das tut, und gleichzeitig schade, dass sie es muss.
Der Schreibstil ist angenehm, auch für Laien gut zu verstehen ohne mich als Leserin zu infantisilieren, und in Kombination mit der angenehmen Kapitellänge lässt sich das Buch gut und flüssig lesen. Die Autorin arbeitet oft mit Wiederholungen, was mich bei einem Sachbuch nicht stört, aber das ist sicher Geschmackssache. Mir sind allerdings einige Tippfehler aufgefallen, eine weitere Runde im Lektorat hätte dem Text gut getan.

Insgesamt stecken in "Female Choice" sehr viele Informationen und sehr viel Recherche. Den Inhalt fand ich interessant, an einigen Stellen fehlte mir aber Tiefe oder auch einfach Quellenangaben. Die Autorin stellt viele Behauptungen auf, für die mir oft die Belege fehlten. Zum Beispiel beschreibt sie die Struktur menschlicher Gesellschaften vor der Sesshaftwerdung sehr genau, ohne räumliche Eingrenzung oder Bezug auf Funde und andere Belege. Und das, obwohl wir über diese Zeit fast nichts wissen. Die Theorien sind plausibel, aber es sind eben oft nur Theorien, und ich hätte mir eine diesbezügliche Einordnung gewünscht.
Gelegentlich widerspricht sie sich auch. So führt sie das Verhalten von Frauen an einer Stelle auf Sozialisierung zurück, ein paar Seiten weiter das Verhalten von Männern im selben Kontext auf Biologie. Sie bezieht sich auf Befragungen, einige Kapitel später erklärt sie die Ergebnisse einer anderen Befragung für nicht verlässlich, weil Befragungen generell nicht zuverlässig seien. Über solche Stellen bin ich immer wieder gestolpert, was mich beim Lesen an den Informationen, die mir präsentiert werden, hat zweifeln lassen. Die Quellenliste am Ende des Buches ist zu kurz, um diesen Fragen genauer nachzugehen. Vor allem im Bereich der Biologie und Geschichte hätte ich mir viel mehr Einträge gewünscht, mit Themen wie Incels, Lohnungerechtigkeit etc. bin ich als Feministin, die sich selbst informiert, ganz vertraut. So klingt vieles, was die Autorin schreibt, für mich plausibel, einiges unglaubwürdig und ich muss selbst herausfinden, wofür welche Belege existieren.

Besonders interessant und zum Nachdenken anregend fand ich ihre Ideen zur Lösung des Incels-Problems, den Exkurs zu Transmenschen und nicht-binären Geschlechtern aus biologischer Sicht und die vielen Informationen über Partnerwahl im Tierreich.
Die wichtigste Erkenntnis, die ich für mich mitgenommen habe ist, dass wir bei einem Umbruch der Gesellschaft "im Menschheitsmaßstab" denken müssen, dass dieser Umsturz lange dauert und wir ihn nicht mehr erleben werden. Das war mir theoretisch schon immer irgendwie klar, aber Meike Stoverock hat es so gut in Worte gefasst, dass ich es jetzt auch endlich zugebe.
Sehr dankbar bin ich der Autorin auch für ihre deutlichen Worte zur Verantwortung der Gläubigen für ihre jeweilige Religion und die Menschen, die unter ihrem Deckmantel Gutes oder Schlechtes tun. Damit spricht sie mir aus der Seele. Und wenn sie fragt, "Warum unterscheiden wir Christentum und Islam von Sekten, Verschwörungsmythen und esoterischen Ideen?", dann fühle ich mich verstanden. Damit wird sie sicher polarisieren, und das ist auch gut so, denn ich finde, diese Fragen werden viel zu selten gestellt.

Aber dafür, dass es "einen fundamentalen Umsturz der gesamten Zivilisationsordnung, eine Umkehrung ihrer Grundbedingungen" fordert, bietet mir das Buch zu wenige Vorschläge, wie dieser genau aussehen soll und wie wir dort hinkommen. Dafür, dass es Teil des Buchtitels ist, ist mir dieses Kapitel viel zu kurz und die Vorschläge, die sie anbringt, werden seit Jahren sowohl in feministischen als auch in anderen Kreisen diskutiert. Für mich war hier also nichts Neues dabei, was mich sehr enttäuscht hat und mir am Ende das Gefühl gab, durch das Lesen des Buches nicht viel gewonnen zu haben. Beantwortet hat das Buch meine anfangs gestellten großen Fragen also leider nicht.

Die Aufrufe an die Leser:innen, sich selbst Gedanken zu machen, sind richtig und wichtig, doch gerade bei einem solch komplexen Thema hätte ich mehr Richtungsweisung oder einfach Gedankenspiele erwartet. So weiß ich nicht genau, an wen sich das Buch richtet - um Einsteiger:innen in das Thema oder zweifelnde Menschen abzuholen, ist es zu provokativ, für Menschen im Thema fehlt ihm die Tiefe. Empfehlen würde ich es aber wohl Einsteiger:innen, die am Thema Feminismus interessiert sind, denn es enthält sehr viele Informationen, einen guten Überblick und erste Lösungsvorschläge.

"Female Choice" wurde mir vom Verlag als gratis Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.
Profile Image for Lauralee.
533 reviews5 followers
March 22, 2021
Dieses Buch hat es in sich!

Hier wird menschliche Kultur- und Zivilisationsgeschichte von einem evolutionsbiologischen Standpunkt aus gedacht, also mit Blick auf Reproduktionsstrategien und Sexualverhalten.
Das erfordert ein radikales Neubewerten von über Jahrtausende gewachsenen Strukturen und wird wohl jedem Leser, mit egal welchen Überzeugungen, an der einen oder anderen Stelle sehr provokant vorkommen.
Genau das - und der sehr direkte, stellenweise derbe Stil der Autorin - macht es wahnsinnig spannend und unterhaltsam, wenn man sich einmal darauf einlässt.
Vieles ist geradezu erschreckend schlüssig dargelegt, andere Thesen erscheinen mir dagegen nicht ausreichend belegt und man könnte argumentieren, dass dieser strenge Fokus vielleicht genauso einseitig und daher unzureichend ist wie eine rein gesellschaftspsychologische Deutung. Aber darüber nachzudenken und diese Überlegungen mit einzubeziehen ist absolut aufschlussreich.

Man muss nicht jeden Aspekt glauben oder gar gut finden - die Autorin ist sehr bemüht, ihre Beobachtungen möglichst nicht moralisch zu werten, denn Biologie ist einfach furchtbar unromantisch - aber diese neue Perspektive ist auf jeden Fall sehr bereichernd.

Ein Buch, über das man nach dem Lesen unbedingt diskutieren will!
Profile Image for theminimalbookclub.
85 reviews
Want to read
February 17, 2021
Auch wenn die Autorin bereits auf den ersten Seiten darauf hinweist, dass man "Texte bei bestimmten Reizwörtern gar nicht mehr weiterliest. Dieses Buch besteht praktisch nur aus Reizwärtern und zwar völlig unabhängig davon, welchem Geschlecht und politischen Lager Sie angehören. [...] Sie werden Sätze lesen, die Sie vorher nur im Zusammenhang mit Beleidigungen und Unterdrückung gehört haben. Mitunter werden Sie nach der Hälfte eines Satzes abbrechen wollen, weil Sie glauben zu wissen, welches Argument ich bemühen werde - in all diesen Fällen bitte ich Sie von ganzem Herzen um Ihr Vertrauen und Ihre Geduld ..." ist mir genau das passiert.

Als Feministin war mit dieses Buch schon nach den ersten paar Seiten so zuwider und hat mich zutiefst geärgert, so dass ich es weglegen musste. Dabei ging es um den "Female Choice", also darum, "dass die Männer etwas leisten müssen, sich gewissermassen um Sex bewerben, und die Weibchen wählen." Schön und gut. Die Autorin erklärt, dass das Sesshaft werden zu einem "Sexuellen Konflikt" führte, bei dem diese beiden geläufigen Reproduktionsstrategien aus dem Gleichgewicht gefallen sind. Das mag sein. Doch auf mich wirkt es so, als möchte die Autorin mit doch tatsächlich erläutern, dass wir wegen des starken Sextriebes des Mannes in einem Patriarchat leben. Und da hört es bei mir auf. Selbst wenn, ist das sicherlich keine Ausrede oder gute Begründung. An dieser Stelle habe ich das Buch abgebrochen.

Ich bin generell offen für gegensätzliche Meinungen, doch macht es der provozierende, manchmal unpassende Ton und Schreibstil nicht gerade leicht, offen für Argumente zu bleiben.

Es ist so wichtig, über solche Themen zu sprechen und zu schreiben, leider hat dieses Buch keinen Zugang zu mir finden können. Mir ist bewusst, dass es sehr schwierig ist einen passenden Weg dafür zu finden, denn jede Frau* hat bereits eine Vorgeschichte mit dieser Thematik und kann sich daher schnell getriggert fühlen und neigt daher wohl eher dazu, das Buch zuzuklappen und nicht wieder zu öffnen. Fazit: Dieses Buch hat mich auf dem falschen Fuss erwischt, gut möglich, dass andere Personen mehr Geduld und Nerven dafür haben.
Profile Image for Nixennacht.
112 reviews9 followers
March 10, 2021
It's an interesting book that's for sure. As a scientist I usually find it annoying how biology is often misemployed to justify injustice and anti-feminism. And I also find it annoying how this leads to feminists sometimes negating science alltogether. It's science, there are always multiple ways to skin the cat and there are a lot of things in our biology that show how important the feminist movement is.

Stoverock talks mostly about the female choice concept here, claiming that humans would naturally follow this way of mate selection if it had not been culturally surpressed to control women. So in her theory, women would freely select a new mate every few years and they would likely chose from a pool of 20% alpha males, while the rest of men would end up empty handed.

Considering that all these theories about alpha males are extremely popular in the manosphere it is quite funny that there all the men regard themselves as part of the 20%, while never considering the 80%.

I think she has a huge point about how important it is that women can chose their mates freely and only have as many children as they want. Some developments are, however, missing. In terms of child rearing Stoverock talks a lot about the mother/child unit and how society needs to become more matrifocal again. But actually one of the things that is getting women ahead these days is equal splitting of care-work among parents. 20% alpha males fathering children left and right that are then raised by women on their own, doesn't loook like a model that will get women ahead in the world. For that, the care work needs to be distributed equally among the sexes (and I pretty much don't give a fuck how "natural" that is).

Shifting away from matrimony and enforced longterm monogamy is probably a good idea but a lot of thought needs to go into finding viable alternatives.

Anyway, it is a good book that does not shy away from the ugly bits of history and biology. Read it.
Profile Image for Jens Kreet.
Author 3 books18 followers
June 29, 2024
Zunächst einmal danke ich Meike Stoverock für diesen wirklich wichtigen Text. Es gehört Mut dazu, einer Menge Menschen mitzuteilen, dass sie in diesem Land nur zum Arbeiten gebraucht werden. Niemand von unseren Politiker*innen hat diesen Mut, weswegen die Werte für Parteien, die lieber alles und jeden zerstören wollen als konstruktiv an der Zukunft zu arbeiten, durch die Decke gehen.

Worum geht es? Die Ehe als Institution ist die Grundlage für die patriarchale Zivilisation, wie wir sie heute kennen. Möglich wurde dies, als der Mensch anfing, Lebensmittel selbst anzubauen. Plötzlich war Land wertvoll. Es wurde verteilt und derjenige, der viel davon hatte, der hatte plötzlich mehr Macht als andere. Dadurch, dass dieses Land von Männern besessen und an Männer vererbt wurde, entstand das Patriarchat. Die Ehe wiederum gab allen Männern die Möglichkeit, ein Leben lang über eine Frau verfügen zu können, auch geschlechtlich.

Frau Stoverock gibt einen Einblick in Hunderttausende Jahre Menschheitsgeschichte, und diese kulturanthropologische Arbeit, die die ersten vier Teile des Sachbuchs ausmacht, ist brillant zu lesen und hochgradig informativ. Manches von dem was sie schreibt, ist zwar wissenschaftlich überholt – so gab es vor Einführung der Geldwirtschaft keinen Tauschhandel, sondern (lt. David Graeber) bargeldlose Bezahlung (was wir Deutschen offenbar nicht glauben können oder wollen) -, aber im Großen und Ganzen erhält man hier einen grandiosen Einblick in die Entwicklung der Verhältnisse, wie wir sie heute kennen. Auch interessante Sottisen über die Sexualität untergegangener Kulturen und deren Residuen in der Kunst erfahren wir.

Female Choice bedeutet, dass Frauen den inneren Trieb haben, sich die Männer selber auszusuchen. Pro Fortpflanzungszyklus (vier Jahre) nur einen, während Männer möglichst viele Frauen haben wollen. Laut Frau Stoverock neigen Frauen dazu, möglichst bestangepasste Männer auszusuchen, die auch bei anderen Frauen beliebt sind, was dazu führt, dass es in einer solchen Gesellschaft viele kinderlose Männer gibt. Die Hypothese des Buches lautet: Jetzt, da mit der Pille und dem Aufweichen der Ehe sowie dem bröckelnden Verbot des Schwangerschaftsabbruchs die letzten Haltelinien wegfallen, setze sich Female Choice wieder in seiner ursprünglichen Form durch. Genetische Untersuchungen archäologischer Artefakte zeigen, dass es zu Beginn der Zivilisation Zeiten gab, in denen nur 5 Prozent der Männer sich fortpflanzten. Zudem ergab eine Umfrage in Norwegen, dass in den letzten paar Jahren der Anteil kinderloser Männer deutlich angestiegen ist.

Ich sehe eine Schwachstelle in der Argumentation, zu behaupten, dass die Präferenz der Frauen vor allem große Männer bevorzugen würde. Ich glaube, dass ist eine Sicht, die sehr stark von den Erlebnissen der Menschen unserer Zeit geprägt ist. Ich bin schon ein paar Jahre älter, aber so extrem nach Größe haben die Frauen vor Tinder nicht ausgesucht. Es scheint mir auch eine sehr deutsche Präferenz zu sein. Wenn die Portugiesinnen solchen Wert auf Körpergröße legen würden wie die deutschen Frauen, sähen dann nicht mehr portugiesische Männer aus wie Cristiano Ronaldo?

Solche Biologismen, die sie bei jenen zu Recht kritisiert, die zivilisationsgeprägtes Verhalten auf Biologie zurückführen, hat sie selber in ihrer Argumentation. Und zwar besonders an den Punkten, wo es um Vorschläge geht, wie man das Problem beheben soll, dass Männer keine Frauen mehr abkriegen. Gummipuppen, Homosexualität, Pornos und als Krönung die Legalisierung von Prostitution nach dem Vorbild von Deutschland, wo bekanntermaßen alle mega-glücklich sind.

Ich bin seit 12 Jahren unfreiwillig solo und das letzte, was ich brauche, sind Gummipuppen, unfreiwillige Homosexualität, Pornos und gekauften Geschlechtsverkehr mit ausgebeuteten und gefangen gehaltenen rumänischen Roma-Mädchen, die kein Deutsch sprechen und sich deswegen nicht wehren können. Die Menschenfreundlichkeit vieler deutscher Feministinnen endet beim Thema Legalisierung von Prostitution, denn sie können sicher sein, dass ihre Landsfrauen diesem Schicksal nicht unterworfen werden: es trifft immer Angehörige ethnischer Minderheiten und die haben keine Lobby! Ist nicht die Unterwerfung ethnischer Minderheiten eine Eigenschaft der männlichen Zivilisation? Würde nicht die Eindämmung des Alkoholkonsums besser gegen Aggressionen helfen?

Alleine die Vorstellung, es müsse einem Teil der Menschen schlechter gehen, damit es anderen besser ginge, ist von der Grundidee falsch, denn sie ist aus einem Mangel geboren. Wir haben hier einen Mangel, nämlich den an gebärfähigen Frauen, so fällt mir die Gegenrede schwer, aber sie muss sein.
Was passieren kann, wenn sich die Geburtenrate innerhalb einer Generation halbiert (das ist ein Indikator für den Mangel an gebärfähigen Frauen, hier verweise ich auf Emmanuel Todd), konnte man in Deutschland 1914, 1933 und 1990 erleben oder gerade in Gaza und in Russland, künftig auch in China und in Indien.

1990 gab es in Deutschland keine Katastrophe. Was ist passiert? Zu dieser Zeit wurden mithilfe mehrerer europäischer Verträge die Grenzen zu allen Nachbarländern geöffnet und gleichzeitig Millionen Menschen aus den ehemaligen Ländern Sowjetunion und Jugoslawien sowie dem Libanon ins Land geholt. Außerdem wurde die Landesfläche vergrößert. All das hat möglicherweise geholfen, den Druck aus dem Kessel zu lassen.

Kann das nicht jeder Mensch auch individuell tun? Frau Stoverock empfiehlt, alle jungen Männer in dem Bewusstsein zu erziehen, dass man nicht immer Gelegenheit hat, einer Frau nahe zu kommen. Man muss diese Zeit produktiv nutzen. Man muss sie als Mann nutzen, um etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Ich etwa schrieb Romane. Ich gründete eine Bürgerinitiative. Als Single habe ich Zeit, gut lesbare Bücher zu lesen, solche wie das von Frau Stoverock. Mir hat dies alles so gut getan. Warum kann es nicht die Lösung sein? Aggressionen lassen sich auch durch Sport oder anderweitige Bewegung reduzieren, „Mann“ wird dann auch körperlich attraktiver.

Ich vermute, dass es in der Zukunft irgendwann eine Phase der Sapiosexualität geben wird. Frauen werden den Mann belohnen, der seine Wartezeit am Sinnvollsten genutzt hat. Dafür spricht, dass Eva Illouz zufolge der Altersunterschied bei Paaren angestiegen ist, was der Female Choice alten Stils widersprechen würde oder sie ergänzt.

Ich als Soziologe fand es wahnsinnig spannend, so viele Erkenntnisse über unsere Welt und die Gesellschaft in der wir leben, mitgeteilt zu bekommen, die mir so explizit nicht präsent waren. Meike Stoverocks Schlussfolgerungen zu Religion etwa waren erhellend, auch wenn ich sie in dieser Radikalität nicht alle teile, aber natürlich sind auch sie konsistent begründet und plausibel.
Beim Thema Überwindung der Geldwirtschaft komme ich wieder auf David Graeber zurück. Die Banken in den Ländern, in denen man in der Bäckerei und beim Friseur mit Karte zahlt (alle außer Deutschland), sind freigiebiger mit Krediten und deren Staatswesen ver-„schulden“ sich auch öfter. Hierin könnte ein Schlüssel für die Überwindung der Geldwirtschaft liegen oder zumindest für ein Runterdrehen des Hamsterrads.

Ich könnte jetzt sicherlich noch mehrere Seiten anfügen mit Inspirationen und Entgegnungen, doch ich lasse es hier mal gut sein. Lest das Buch doch einfach selber und macht euch ein Bild!

Fazit: Trotz meiner rein inhaltlichen Einwände VIER PUNKTE für einen hochinteressanten und brandaktuellen Debattenbeitrag, der uns alle angeht.
Profile Image for Mira123.
669 reviews10 followers
March 22, 2021
Den Schreibstil fand ich sehr schön. Biologie ist eigentlich nicht mein Fachgebiet, durch den Stil war das Buch aber spannend.

Ich habe für mich viel mitgenommen. Gerade aus den ersten paar Kapiteln: Da wurden die biologischen und wissenschaftlichen Grundlagen geklärt. Also: Warum sind in diesem Buch Verallgemeinerungen notwendig, was sorgt eigentlich dafür, dass du männlich oder weiblich oder keines von beiden bist, und wie funktioniert das mit der Paarung im Tierreich. Das war für mich spannend. Ein bisschen Vorwissen hatte ich noch aus der Schule und dadurch, dass ich einige Vorlesungen zum Thema "Gender Studies" hatte. Das war wohl auch gut, denn ganz ohne Vorwissen wäre es mir wohl schwergefallen, der Argumentation der Autorin zu folgen. Sie verwendet immer wieder Fachbegriffe und man merkt, dass sie aus der Wissenschaft kommt. Das ist nichts Schlechtes, aber gerade Leute, die sich aber zum ersten Mal mit diesen Themen beschäftigen, sollten vielleicht lieber zu einem anderen Text greifen.

Ich muss zugeben, dass ich mich mit diesem Buch zum ersten Mal auf einen Text eingelassen habe, der Feminismus aus einer biologischen Perspektive behandelt. Die anderen Sichtweisen, mit denen ich mich bisher beschäftigt habe, betrachten die Problematik eher aus Gesichtspunkten der Kulturtheorie, der Erziehung und der Soziologie. Ich fand es spannend, nun eben auch diese Perspektive kennenzulernen. Stellenweise hat mir aber meine "alte" Sicht auf die Probleme gefehlt. Wenn die Autorin zum Beispiel den geringeren Sex Drive von Frauen beschreibt, hätte ich mir gewünscht, dass sie auch auf Phänomene wie Slutshaming eingeht, die ja auch und teilweise auch unbewusst dazu führen, dass Frauen ihre Triebe ignorieren oder klein reden.

Ich bin mir nicht sicher, wieviel ich von den "Lösungsvorschlägen" der Autorin halte. Gerade hier halte ich es fast schon für gefährlich, das Thema nur aus biologischer Perspektive zu behandeln. Wir sind doch nicht nur unsere Triebe, oder? Oder sehe das nur ich als Frau so, weil ich ja biologisch gesehen weniger Interesse an Sex habe? Ich meine, wir sprechen hier von erwachsenen Männern. Als Erwachsener sollte man dazu in der Lage sein, seine Libido zumindest so weit zu kontrollieren, dass man nicht gleich durchdreht, nur weil man keinen Sex hat.

Ein weiterer Lösungsvorschlag ist mir noch eingefallen: die Pille für den Mann. Denkt doch mal darüber nach: Viele Frauen, die die Pille nehmen, klagen darüber, dass sie weniger Libido haben. Wenn nun also die überbordende Libido von Männern eine zu große Gefahr für die Gesellschaft darstellt, könnte man Männer ja dazu ermutigen, ebenfalls zu hormonellen Verhütungsmitteln zu greifen, wenn die dann endlich mal verfügbar sind.

Mein Fazit? Eine spannende und für mich interessante Sicht. Die Autorin provoziert und regt dadurch zum Nachdenken an.
132 reviews28 followers
August 8, 2025
Dieses Buch hat ein paar gute Punkte in den anfänglichen Kapiteln gemacht, aber da hört das Positive dann leider auch schon wieder auf.

Was mich an diesem Buch so gestört hat:
*es gab so. Viele. Wiederholungen. Und ich rede nicht einmal von Wiederholungen bei Rückbezügen auf frühere Kapitel, sondern einfach 2/3 Seiten hintereinander die genau das gleiche sagen
*Grammatik- und Rechtschreibfehler. Eine weitere Bearbeitung durch eine unabhängige Lektorin hätte diesem Buch wirklich gut getan
*Die Erklärungen scheinen oft inkonsequent und alles wird auf Biegen und Brechen entweder der Theorie angepasst (oder einfach ignoriert). Es geht keine klare Logik außer "Weil ich das so sage" daraus hervor, wann etwas in der Gesellschaft durch evolutionäre Entwicklung entstanden sein soll und wann etwas in der Gesellschaft gegen die evolutionäre Entwicklung entstanden sein soll
*keine konkreten Quellenangaben
*der Vorschlag von "Sex auf Rezept" ist meiner Meinung nach nicht die fortschrittliche neue Idee als die sie hier präsentiert wird, sondern nur eine neue Art der sexuellen Entmachtung der Frauen, denn was in dem Kapitel unbehandelt bleibt: wenn jeder Mann ein Recht auf Sex hat (und bei Sex=quasi-medizinische Leistung wäre es ein Recht), dann bedeutet das auch, das jemand anderes dazu verpflichtet ist mit ihnen Sex zu haben und das ist doch genau die Situation von der wir weg wollen (für alle, auch Sexarbeiterinnen, die das Recht haben müssen, nein zu sagen)
Profile Image for Anna nanananana.
39 reviews
May 22, 2022
What a terrible book...
The author combines questionable hypotheses and writes in a very paternalistic way. I.e., she is saying something that she perceives as outrageous or complicated and is literally telling the reader to take a breath or a pause. The nice thing about a book is that you can decide that yourself, no?
She writes as if she thinks her readers are stupid, but is no stranger to crude and weird theories, like her theory of why platonic and non-sexual relationships have emerged is a combination of completely unproven assumptions.
On several pages, the author assumed that my blood pressure would be high reading some of her elaborations. Well, she was right about that, high enough to leave her a bad review... But that also leaves a kind of uncomfortable bitter taste in my mouth: in a way, it feels like Stoverock is saying that whoever is angered by some of the bullshit she proclaimes, is unstable or even 'hysterical' (in the old-fashioned sense of the word).
Additionally, her historical analyses all sound like she read one historian on each topic and did not look into larger discourses at all.
Profile Image for Sirin.
12 reviews
August 16, 2021
A book that makes you think.
However, there were a lot of spelling and grammatical errors (i spotted about a dozen). I also found it a bit weird that there are just a few books cited and the web links have no date and are sometimes not very believable.
Profile Image for Clarissa.
695 reviews20 followers
Read
May 4, 2024
Das war für mich mal wirklich ein im weitesten Sinne feministisches Sachbuch, wo ich nochmal richtig was lernen konnte. Ich hab realisiert, dass ich Feminismus und generell Betrachtungen der Gesellschaft bisher immer aus kulturellem Standpunkt gelesen habe und dies war mein erstes Sachbuch zu dem Thema aus (Evolutions-)biologischer Sicht. Ich stimme komplett mit dem Nachwort der Autorin überein, in dem sie sich mehr wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Geistes- und Naturwissenschaften wünscht, um bestmögliche Veränderungen in Gang zu bringen.

Ich habe wirklich unendlich viel gelernt über die Entstehung und Entwicklung der männlichen Zivilisation und wie sie es über Jahrtausende geschafft hat, grundsätzliche biologische Gesetze (Female Choice) auszuhebeln.

Im etwa letzten Drittel ging es dann darum, die Konsequenzen weiter zu denken, wenn der Trend der bröckelnden männlichen Zivilisation weiter geht, also was sich gesellschaftlich ändern sollte, um ein besseres Miteinander zu haben, aber auch wie man gefährliche Nebeneffekte wie die Incel-Bewegung entschärfen kann. Ich kann wirklich nicht behaupten, dass ich glücklich mit allen Vorschlägen der Autorin bin, generell nicht mit all ihren Aussagen. An einem Punkt wurde der Leidensdruck der Menstruation mit dem von unfreiwillig sexlosen Männern und ihren „Trieben“ verglichen und vielleicht bin ich da einfach zu wenig Biologin, das kann ich nicht unterschreiben.

Trotzdem finde ich das Buch eine tolle Ergänzung zum Kanon an feministischer Literatur und mindestens (!!!) eine fantastische Grundlage für Diskussionen.
Profile Image for Sasa.
34 reviews
March 31, 2022
Dieses Buch erklärte sehr verständlich und spannend, warum unsere heutige Zivilisation so ist wie sie ist und stellt sehr interessante wie unkonventionellen Ideen vor sie von der Ungerechtigkeit als Basis zu befreien.
15 reviews
May 27, 2021
Sehr empfehlenswert. Meike Stoverock erklärt Zusammenhänge und einen Ansatz, die mir vollkommen neu waren. Ich bin noch nicht sicher, ob ich mit allen ihren Ausführungen einverstanden bin, aber das Buch bringt einen auf jeden Fall zum Nachdenken. Feministische Literatur at its best!
Profile Image for Bekki.
66 reviews1 follower
July 1, 2024
Ich habe lange gebraucht für dieses Buch weil ich nichts überlesen und alle Fakten verarbeiten wollte.
Die Autorin beschreibt die Biologie der Geschlechter (auch die nicht binärer Menschen), die Einflüsse der Biologie auf die Sexualität, dieser auf die aktuelle Gesellschaft und was das gerade mit dem Erstarken neuer Rechter zu tun haben könnte. Es gibt auch Lösungsansätze, manche leichter und manche schwerer umzusetzen.
Werde auf jeden Fall noch viel über das Buch nachdenken, darüber sprechen und es viel weiter empfehlen.
108 reviews
October 19, 2021
Stoverocks Female Choice birgt für Soziolog:innen (und natürlich auch alle anderen Nicht-Biolog:innen) einen neuen Blick auf tradierte Geschlechterrollen und - stereotype.
Insbesondere der erste Teil, der vor und während der Sesshaftwerdung der Menschheit spielt, gefiel mehr sehr gut. Die grundlegende Logik der Female Choice wird einfach erklärt und bringt Neues in die feministische Perspektive. Der mittlere Teil, über Mittelalter und Industrialisierung bis zur Moderne, barg wenig Neues für alle, die sich etwas mit der Thematik auskennen, wenn auch mit Humor geschrieben und gut zusammengefasst.
Im letzten Abschnitt, der sich als Gegenwartsbeschreibung und Aufruf für die Zukunft liest, sind die biologischen Sichtweisen (Incels) und Thesen sehr interessant. Bei ökonomischen und soziologischen Ideen zur Umgestaltung der Wirtschaft fehlt aber m. M. nach nötiges ökonomisches Fachwissen und bleibt auf einer Ponyhof-Ebene ohne konkrete und realistische Vorschläge zurück. Das Buch wäre ohne diese unzureichende ökonomische Perspektive stringenter und besser gewesen oder hätte hier alternativ noch mehr Recherche oder externe Expertise benötigt.
Profile Image for JayJay.
13 reviews
January 6, 2023
Sehr klare Empfehlung! Ein sehr intelligent geschriebenes Buch, welches die binären Ungleichheiten der heutigen Gesellschaft aufzeigt und die historische Genese dazu verdeutlicht.
Profile Image for Kathrin Schröder.
Author 11 books3 followers
Read
March 17, 2021
Meike Stoverock

Female Choice: Vom Anfang und Ende der männlichen Zivilisation
Der Titel ist schon Provokation pur, doch im Vorwort setzt die Autorin noch mehrfach einen drauf. Sie rechnet quasi vor Beginn dieses Buches schon fest damit von jeder möglichen Seite einen Shitstorm zu erhalten.

Bei mir ist das Buch insgesamt gut angekommen. Im historischen Abriss, stellt Frau Stoverock die menschliche Geschichte unter dem Leitthema Sexualwahl vor. Ihre These (sehr vereinfacht): Natürlich ist eine Auswahl des männlichen Sexualpartner ausschließlich oder weitaus überwiegend durch die Frau. Dies führt, wenn es frei möglich ist, zu einer Gesellschaft, in der nicht alle Männer regelmäßig oder auch jemals Zugang zu Sex haben. Da Sex aber innerhalb der Bedürftnispyramide für Männer ziemlich am Anfang zu finden ist, haben Männer in der Weltgeschichte zugesehen Zivilisation so zu formen, dass eine Paarbeziehung und dadurch Zugang zur Sexualität für alle/fast alle Männer möglich ist. Bei der geschichtlichen Argumentation hatte sie mich zu weiten Teilen und ich konnte die Argumentation sowohl nachvollziehen, als auch in keiner Weise als polemisch einordnen.

Beim Ausblick, der Zukunftsprognose bzw. aus der Sicht der Autorin optimalen Zukunftsbild, kann ich der Argumentation nicht komplett folgen. Einige Ideen erscheinen mir auch bei einem sehr langfristigen Ansatz doch zu radikal und nach meiner Einschätzung mit der menschlichen Natur nicht unbedingt vereinbar.

Für mich war es insgesamt ein sehr interessantes Buch, das zum Nachdenken anregte und mir eine für mich in dieser Konsequenz neuen Sichtweise nahe brachte.

#FemaleChoice #NetGalleyDE #MeikeStoverock #KathrinliebtLesen #Rezension #Bookstagram
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September 17, 2023
Die Prämisse, dass für die Spezies Mensch das biologische Prinzip der Damenwahl herrsche, was bei ausgewogener Geschlechterverteilung zu einem Konflikt führe, ist sehr interessant. Allerdings verrennt sich die Autorin in ihren Schlussfolgerungen sehr oft und nimmt es mit den Fakten nicht ganz so genau, um ihr wankende These zu halten. Alberner als das gezeichnete Bild des kopflos triebgesteuerten Mannes ist in diesem Buch das der Frau, die abgesehen vom Reproduktionsbegehr keinerlei Lustempfinden habe. Am problematischsten finde ich die Auslegung, dass das androzentrische Weltbild allein der Einhegung der weiblichen Sexualität dienen solle. Dabei spricht mehr dafür, dass Gewalt und Chaos durch eine Zivilsationsstruktur eingedämmt werden sollte, bei der weibliche Bedürfnisse meistens vergessen wurden. Zum Schluss möchte sie eine Vision für ein friedliches Miteinander entwerfen, die einfach nur hanebüchen ist, da sie weder die menschliche Natur noch Kultur berücksichtigt. Beispielsweise behauptet sie, dass Kinder "emotionale Defizite" entwickeln, wenn sie in der immer gleichen Kernfamilie aufwachsen, was der weiblichen seriellen Monogamie gar nicht entspreche. Vollends abschreiben musste ich das Buch mit der unreflektierten, ausschließlich meinungsgetriebenen Hassrede auf monotheistische Religionen, die in voller Fahrt gar nichts mehr mit dem Ausgangsthema zu tun hat.
67 reviews
September 1, 2021
A book with plentiful assumptions and lacking in any actually doable alternatives. Nevertheless a thought provoking and at least thoroughly consistent World View which schould absolutley be engaged with.
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4 reviews
April 17, 2025
Da hat wohl jemand eindeutig zu viel von Jordan Petersons Hummern genascht...
5 reviews
January 16, 2025
Ich als Mann fande das Buch zwar interessant aber stark emotional aufwirbelt, weil die Schlussfolgerungen der Female Choice Dynamik definitiv nicht einfach zu verdauen sind. Gerade als Mann.

Ich glaube das wichtige an diesem Buch ist, wo und wie es sich einfügt. Es verbindet Biologie und Dating/Psychologie und zeigt dann gesellschaftliche Konsequenzen auf. Es wird eine Brücke geschlagen die sich wie ein fehlendes Puzzlestück einfügt. Es gibt gute Antworten auf fundamentale Fragen zum Dating: ZB Warum Online Dating so ist wie es ist.

Ich denke Dating ist gerade für junge Menschen ein sehr wichtiges Thema. Die Bedürfnisse sind dabei nicht nur Sex sondern auch Intimität, Vertrauen, Wärme, Zärtlichkeit und Partnerschaft.

Ich persönlich habe mich mit verschiedenen Dating Ratgeber beschäftigt und als Mann gibt es dort eine breite Menge an Angeboten die von Theorien (Alpha und Beta) zu Strategien, die Teilweise stark in Richtung Manipulation neigen, reichen. Als Mann ist Dating wenn du durchschnittlich aus siehst erstmal schwierig. (Und Frau Stoverock hat dazu Antworten.) Viele junge Männer versuchen dann Lösungen dafür zu finden. Irgendwas muss verändert werden, da gibt es zwei Wege: 1. Selbstoptimierung und 2. Manipulation/Selbstdarstellung. Beides wird praktiziert und beides bringt auch Erfolge mit sich, wobei das letztere ethische Probleme mit sich bringt und die Illusion irgendwann aufgedeckt wird.
Warum müssen Männer zu solchen Techniken greifen?

Die Erklärung im Buch ist: Female Choice. In der Biologie sind Weibchen extrem wählerisch, sodass sich nur die besten 20% der Männchen fortpflanzen. Kriterien zur Auswahl sind: Ressourcen und vor allem Gene. Wenn man diese aus dem Tierreich beobachtete Dynamik auf die Menschen überträgt wird es unangenehm. Es gibt erstmal kein Indiz dafür das Frauen Männer nicht nach dem Female Choice Prinzip auswählen! Und das ist beunruhigend. Und das erklärt auch warum Online Dating so ist wie es ist. Viele Männer bekommen keine Dates und wenige sehr viele.
Die Natur ist einiges aber definitiv nicht fair.

Die gesellschaftlichen Folgen und auch die Vorschläge der Autorin sind sehr schwierig zu verkraften. Irgendwo ist das Female Choice Prinzip sinnvoll und sollte nicht eingeschränkt werden (Genetik und Gesundheit der Kinder) aber andererseits ist eine Zwei Klassen Gesellschaft die versucht die sexuellen Bedürfnisse der unteren 80% Männer “synthetisch” zu befriedigen während die 20% der Männer sich sexuell ausleben - sehr schwierig vorstellbar.

Die Zukunft wird spannend. Ich glaube nicht dass eine komplette Rückkehr zu Female Choice beim Menschen sinnvoll ist und auch nicht dass es möglich ist. Die Autorin ist mir da zu unrealistisch und kommt als Feministin und Biologin klar mit einem Bias dass wir dahin müssen weil alles andere sei ja unnatürlich und gegen Frauen.

Ich persönlich würde sowieso erstmal zwischen Sex und Fortpflanzung differenzieren. Eine Gesellschaft bei der sich nur 20% Fortpflanzen und wo 80% der Männer Sex haben können kann ich mir besser vorstellen als wenn der Sex auf 20% der Männer fällt. Da würden viele Männer nicht mitspielen wollen. Ich finde auch die Ansichten der Autorin zu Partnerschaft sehr schwierig: Ich glaube viele Frauen suchen eine monogame Beziehung und mögen das auch. Der Autorin nach hätten wir nur noch alleinerziehende Mütter, cool Vision, als wären Väter komplett überflüssig.

Als Mann kann ich abschließend nur sagen, dass ich manchmal lieber eine Frau wäre, wobei es mir zum Beispiel fast gar nicht um Sex geht ich finde alles andere was eine Beziehung mit sich bringt viel schöner und darauf würde ich niemals verzichten wollen, vorher würde ich lieber sterben. Wer will schon als ungeliebter single mann in Einsamkeit leben?
1 review
July 19, 2025
Die nicht-vorhandene Kompetenz in dem Buch wird, denke ich, am besten mit einem Zitat aus dem Buch zusammengefasst: „Mit der Landwirtschaft entstehen ganz neue Betätigungsfelder. [So weit, so gut] Fähigkeiten sind plötzlich gefragt, die der Mensch sich erst aneignen muss. [Hat sie grade echt behauptet, Menschen haben vor der Sesshaftigkeit keine Kompetenzen entwickelt?]“

Der Chauvinismus, mit dem Maike Stoverock an Nomadismus herangeht, ist unglaublich. Es ist offensichtlich, dass sie nicht einmal einen Einführungstext der Anthropologie gelesen hat, und dass ihr Wissen über die frühe Menschheitsgeschichte bestenfalls noch halb-erinnerte Oberflächlichkeiten aus der Schulzeit sein können. Sie behauptet, dass der Wechsel in die Landwirtschaft und Sesshaftigkeit mehr Freizeit erlaubt hätte und das Leben davor ein dauerhafter, pausenloser Überlebenskampf gewesen wäre. Besonders absurd ist, dass sie als Biologin behauptet, dass der Wechsel von einer K- zu einer r-Strategie in der Fortpflanzung für einen höheren Lebensstandard spricht (nämlich wenn sie behauptet, die gestiegene Geburtenrate zum Beginn der sesshaften Landwirtschaft spräche für einen gehobenen Lebensstandard).

Es fühlt sich auch so an, als hätte sie sich mit modernem Feminismus nur oberflächlich auseinandergesetzt, denn sie tut so, als wäre sie die erste, die versucht, durch den Sexus gegebene biologische Voraussetzungen mit dem Feminismus zu vereinen. Das ist jedoch schon seit langer Zeit Teil des Diskurses im Feminismus. Ihre wiederholten Anweisungen durchzuatmen und sich abzuregen, wenn sie angeblich kontroverse Dinge schreibt, kommen als arrogant rüber, und unterstützen nur die Aufregung, weil sie die meisten Feminist:innen offensichtlich für weitaus ungebildeter hält, als sie es sind. Es ist auch schmerzhaft, dass sie bei der Betrachtung von Frauendarstellungen aus der Prähistorie einen Meinungsunterschied zwischen „männlichen Historikern“ und „Feministinnen“ aufmacht, und dabei vergisst zu erwähnen, das einige dieser Feministinnen eben auch selbst Historikerinnen sind.
Ich könnte so viel mehr aufzählen.

Ich kann das Buch nicht empfehlen. Sie hat einige interessante Sachen zu sagen, aber sie zeigt ein so vollständiges Desinteresse außerhalb ihres eigenen Fachgebietes, dass alles, was sie zum Diskurs beizutragen hat, in einer Flut von Desinformation untergeht. Es gibt sich als Werk, das den Feminismus um dringend-benötigte Information erweitert, aber besteht im Großen und Ganzen aus unhinterfragten Vorurteilen, die in nicht einmal obskuren Teilen der anthropologischen und archaeologischen Fachliteratur widerlegt werden.
Das ist besonders schlimm, weil das Buch ja angeblich sucht, die Frage zu beantworten, woher das Patriarchat kommt. Und ich behaupte nicht, die Antwort zu dieser Frage zu kennen, und auch nicht, dass irgendjemand diese Frage endgültig beantworten kann. Aber eines weiß ich: Da die Autorin jegliche Grundlage zur Beantwortung dieser Frage schon falsch darstellt, ist ihre Antwort wahrscheinlich nicht die richtige. Sie tritt aber mit einer Selbstsicherheit auf, die sehr dazu geeignet ist, Leute in die Irre zu führen.

Jedem, der das Buch informativ fand, kann ich nur empfehlen, andere Literatur aus der Anthropologie/Archaeologie/Geschichte zu lesen, damit klar wird, wie unglaublich falsch Meike Stoverock liegt. In fast jedem Absatz, in dem es nicht spezifisch um Biologie geht, trifft sie eine nicht nur falsche sondern dem aktuellen wissenschaftlichen Konsens diametral entgegengesetzte Aussage, durch nichts gestützt.
Profile Image for Mica Liebt.
3 reviews
December 31, 2023
Ein faszinierender Blick auf die Evolution der Geschlechterbeziehungen

Meike Stoverocks "Weibliche Wahl. Vom Anfang und Ende der männlichen Zivilisation" ist eine fesselnde Lektüre, die auf intellektuelle Weise die facettenreiche Welt der Geschlechterbeziehungen erkundet. Die Autorin, eine versierte Aktivistin und Evolutionsbiologin, führt ihre Leser:innen mit beeindruckender Klarheit durch die komplexen Gefilde der menschlichen Entwicklung.

Stoverocks Buch eröffnet eine frische Perspektive auf den Fachbegriff "Female Choice". Geschickt verknüpft die Autorin die historische Entwicklung der Geschlechterrollen mit aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen. Dabei gelingt es ihr, wissenschaftliche Erkenntnisse zugänglich zu machen, ohne im Fachjargon zu verharren. Ihre klare Sprache und der durchdachte Aufbau ermöglichen auch Nicht-Experten einen tiefen Einblick in die Materie.

Besonders beeindruckend ist Stoverocks Fähigkeit, komplexe Themen wie die Rolle der Frau in der Urgeschichte und die Auswirkungen der Landwirtschaft auf die Geschlechterdynamik verständlich zu vermitteln. Sie regt dazu an, über die Entwicklung menschlicher Gesellschaften in einem neuen Licht nachzudenken. Der Ansatz, historische Entwicklungen mit aktuellen Fragen zu verknüpfen, verleiht dem Buch eine zeitlose Relevanz.

"Female Choice" ist mehr als ein Buch über Evolution und Geschlechterdynamik - es ist eine Entdeckungsreise in die Tiefen menschlicher Beziehungen. Stoverocks kluge Analysen und ihr innovativer Blick in die Zukunft machen dieses Buch zu einer Pflichtlektüre für alle, die sich dafür interessieren, wie wir als Gesellschaft die Herausforderungen der Geschlechtergerechtigkeit meistern können.
Profile Image for lulu.
27 reviews
September 19, 2022
viele interessante, wichtige und richtige passagen, denen ich gefühlsmäßig so auch zustimmen würde. was ich schwierig finde: die autorin spricht sich eigentlich gegen pauschalisierungen aus und betont immer wieder sowohl die bedeutung der biologie, als auch die von kultureller prägung, wobei letztere bei vielen ihrer schilderungen doch etwas zu kurz zu kommen scheint/nicht (vollständig) berücksichtigt wird. so bekommt man stellenweise das gefühl, sie hält menschen, und vor allem männer, doch nur für triebgesteuerte wesen und sklaven ihrer eigenen evolutionsbiologisch relevanten instinkte; dabei sollte man doch meinen, menschen sind im 21. jahrhundert in der lage, ihre bedürfnisse kontrollieren zu können und nicht komplett zu gewalttätern auszuarten, sobald diese mal nicht befriedigt sind
Profile Image for Eva.
9 reviews
April 16, 2023
Wer sich für die biologische Perspektive auf das Thema der Ungleichbehandlung der Geschlechter in unserer Gesellschaft interessiert, dem sei dieses Buch empfohlen. Für mich als Biologin war dieser Teil des Buches nicht überraschend aber gut und gut lesbar zusammen getragen. Das Buch geht darüber hinaus und liefert einige Denkanstöße zur Rolle der Religionen, der Politik und der Wirtschaft. Das Buch macht sehr schön deutlich, dass wir Veränderungen nur erreichen können, wenn wir die Biologie nicht leugnen, sondern verstehen. Wir sind nicht nur biologische oder nur kulturelle Wesen, sondern beides.
Profile Image for Laia Sofia.
25 reviews
August 26, 2021
Stoverock schreibt radikal, unterhaltsam, verständnisbringend und überzeugend über unsere Gesellschaft, Androzentrismus, wie es dazu gekommen ist, und wie wir zu "female choice" zurückkehren. Auch vor feministischen Lösungsansätzen schreckt sie nicht zurück, und schildert eine Gesellschaft wie sie nur wenige zu träumen wagen, mit einem Fokus, dem sich die meisten seiner Relevanz nicht bewusst sind.
70 reviews1 follower
December 5, 2021
Ein interessantes Buch mit spannenden Ansatz. Es werden evolutionsbiologische Mechanismen untersucht, besonders das Prinzip der Female Choice und wie diese zur Entstehung der - von der Autorin sogenannten - männlichen Zivilisation geführt hat. Leider lässt die Autorin meiner Ansicht nach an einigen Stellen die gesellschaftlichen Prägungen außer acht, da manche Fakten nicht nur auf die Evolutionsbiologie zurückzuführen sind.
Profile Image for Louisa Gaus.
15 reviews
June 4, 2023
Sehr interessantes Buch! Der Anfang hat beim Lesen sehr viele Einsichten und "lightbulb" Momente hervorgebracht. Jedoch hat das Ende mich ein wenig verloren, da das Narrativ (Männer = triebgesteuerte und notgeile Tiere; Frauen = wählerisch) sich meiner Meinung nach nicht komplett nachvollziehbar weitergesponnen wurde.
Was ich aber der Autorin zugutehalten muss, sie reflektiert über die Reaktionen ihrer Leser*innen und "framed" die Debatte sehr gut ein.
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