Gibt es eine perfekte Gesellschaft? Nein. Aber in welcher Gesellschaft wollen wir leben – vor allem, wenn es schwierig wird? Helfen da Physik, Mathematik oder die Wirtschaft? Harald Lesch und Thomas Schwartz analysieren mit Scharfsinn und Witz, welche Missstände und Fehlentwicklungen uns beschäftigen. Viel wichtiger aber: Sie begnügen sich nicht mit Krisen-Gejammer, sie wollen mehr. Ihre Schlüsse sind wissenschaftlich präzise, sind konkrete Forderungen, an Politik, Wirtschaft und jeden einzelnen. Pointiert und vor allem kreativ erklären Lesch und Schwartz, weshalb das Dorf-Prinzip hilft, singen das Lob der Grenze und lassen eine Freiheit fühlen, die Dialekt spricht und Raum gibt. Ein faszinierendes und bahnbrechendes Buch – ein Buch so unberechenbar wie das Leben.
Harald Lesch is a German physicist, astronomer, natural philosopher, author, television presenter, professor of physics at the Ludwig Maximilian University of Munich (LMU) and professor of natural philosophy at the Munich University of Philosophy. In the German speaking world, Lesch serves a similar role to that of Neil deGrasse Tyson, as a bridge between the scientific community and the public.
>4h hab ich mir dieses Buch angehört und ich kann nicht wirklich sagen, dass ich daraus etwas mitgenommen habe. Vielen Aussagen kann ich nur zustimmen, aber die alleinige Feststellung, dass wir in einer Leistungsgesellschaft leben und das Leben unerwartete Wendungen nehmen kann, ist für mich nichts wirklich neues. Tatsächlich fragte ich mich beim hören wann denn nun die Einleitung zu Ende sei und es mal so richtig mit dem Buch los geht. Analog zu dem „this should have been an e-Mail“ Gedanken finde ich, dass für diese Denkanstöße und Meinungen auch ein Artikel gereicht hätte.
Ich finde es immer wieder spannend, wenn sich Naturwissenschaftler in die Gefilde der Philosophie wagen und ihre Gedanken in Form eines Buches nach außen tragen. Zusätzlich gibt die Kombination mit einem Theologen dem Buch eine angenehme Note.
Das Buch selbst fand ich sehr angenehm zu lesen. Auch wenn es sich anfangs sehr oft wiederholte, wurde es mit fortschreitender Seitenzahl immer spannender. Mein persönlicher “take away”? Das Dorfprinzip. Klare Empfehlung für jeden, der nach etwas Abwechslung in seinem Bücherregal sucht.
Stichpunkte, die mir hängen geblieben sind: Berechenbarkeit Es geht darum, dass wir als Gesellschaft Angst vor der Unberechenbarkeit haben. Die Digitalisierung lässt uns glauben, alles kann berechnet und möglichst vorausgesehen und kontrolliert werden.
Langsamkeit Wir konzentrieren uns zu sehr auf das Unmittelbare, damit sichern wir uns die vollständige Kontrolle, nichts mehr ist offen, nichts Neues passiert. Der perfekte Determinismus einer perfekten Maschine, vollständig berechenbar. Wir wollen nur noch dasselbe. Angst vor Veränderung. Der Wissenschaft und Forschung werden ihrer Möglichkeiten beraubt. Keine Vielfalt mehr. Wir sind nicht mehr flexibel und so weniger resilient. Wir brauchen Spielräume und wir müssen mehr spielen.
Henry Ford: "Der größte Feind der Qualität ist die Eile."
Für das ultraschnelle oder das ultralangsame können wir keine Intuition entwickeln. Wenn wir mit Technik sehr schnell Handeln, verstehen wir nicht, können wir nicht verstehen, was wir damit anrichten. Wir können Konsequenzen nicht mehr einschätzen (Beispiel: virale Verbreitung von Nachrichten). Wir vergessen die Schönheit der Langsamkeit.
Wir wählen öfter die Informationen, die wir zu verstehen glauben, weil sie unseren Intuitionen entsprechen. Für sorgfältiges Auswählen und Abwägen, braucht es Zeit, man muss Innehalten. Innehalten bedeutet Distanz einzunehmen. Wenn wir immer parallel alles gleichzeitig machen leben wir nie ganz mit anderen und nie ganz mit uns selbst, wir werden zu Spielbällen von Außeneinflüssen.
Ein Langsamkeitsindex für Unternehmen? In der Arbeitswelt? Entschleunigung in Institutionen. Alle Ebenen müssen von der "neuen Langsamkeit" einbezogen werden, nicht nur privat.
Wenn Qualität nicht mit Eile erreicht werden kann, dann wird Qualitätszeit auch keine Eilezeit. Jeder sollte sich klar werden, wo er Gas geben und wo er bremsen sollte: Prioritäten undso.
Grenzen Grenzen anerkennen, aber auch wissen, wann und wo man sie überschreiten bzw. versetzen darf.
Das Dorf Enge in Köpfen. Kurze Wege. Nähe. Argwöhnische Blicke. Alle werden gleich behandelt. Vertrautheit. Sich Duzen. In dieser Atmosphäre entstehen Nähe, die über Titel hinausreichen? Ich weiß nicht. Vertrautheit gibt Halt im Unbekannten, in der großen weiten Welt, die Welt wird überschaubar, fassbar, Komplexitätsreduktion. Das Dorfprinzip. Kurze Wege des Miteinanders. Grenzen seiner selbst und Nachbarn kennen. Ehrliche Anteilnahme ohne Übergriffigkeit.
Es waren immer die gleichen Wege, die man gehen sollte, ausgetreten, wenig inspirierend.
Balanceakt: Unberechenbarkeit und gleichzeitig nicht in völliger Willkür versinken.
Wir brauchen Spekulanten des Geistes, die sich Raum und Zeit verschaffen für das Absichtsfreie. Eigene Gedanken = eigene Identität.
Uneindeutigkeit bedeutet, Spielraum und Möglichkeiten zu haben. Das ermöglicht es uns auf die Komplexität der Welt zu reagieren, ohne daran zu zerbrechen. Systeme werden starrer, bis sie brechen und kollabieren. Wer keine Spielräume hat erstarrt und steht ständig vor einer inneren Zerreißprobe.
Die Vorstellung von einem kontinuierlichem Fortschritt des Lebens. Klarer Anfang, klares Ziel, kein Platz für Spielräume/Unvorhergesehenes (Beispiel: Arbeitswelt und Lücke im Lebenslauf).
Unberechenbar, so ist das Leben tatsächlich und auch leider nicht vorhersagbar. Was beim Wetter sehr schwierig ist und nur mit immenser Rechnerleistung gelingt, wird beim komplexen Thema Mensch bzw. Gesellschaft unmöglich.
Aber es ist sehr informativ und unterhaltsam, wenn sich ein Astrophysiker und ein Philosoph und Theologe über das Thema Berechenbarkeit der Gesellschaft Gedanken machen. Es wird in diesem Buch ein breites Spektrum an Gedankengängen geboten. Von Klimawandel über – natürlich Corona, bis hin zu den banalen und alltäglichen Themen des Lebens. Respekt z.B. Dieses Thema hat mir sehr imponiert, zeigen die Autoren doch, dass man Respekt zwar nicht berechnen kann, aber er kann ein exponentielles Wachstum erfahren. Indem die Menschen einfach wieder mehr aufeinander zugehen. Momentan erfahren nur blöde Viren exponentielle Wachstumskurven, und nur wir Menschen können dagegen steuern, indem wir andere Werte ebenfalls wieder groß und wichtig werden lassen.. " Es gibt kein perfektes System zwischen Menschen", alles hat Vor – und Nachteile nur sollten langsam mal wieder die positiven zwischenmenschlichen Aspekte an Wert gewinnen. Mittlerweile ist unsere Gesellschaft extrem technikaffin und distanziert wird die Welt auf einem winzigen Bildschirm erlebt. " Der Mensch lagert seine kognitiven Fähigkeiten aus." " Der Mensch ist ein Mängelwesen" – ja aber gerade dies ist doch das spannende am Menschsein. Sonst wären wir Maschinen. Auch die Gesellschaft gleicht sich immer mehr dem" unmenschlichen" Dasein an. Dies nennen die Autoren eine " up - to - date - Gesellschaft." Sehr schön fand ich den Vergleich Corona-Krise = Dinosaurier im Wohnzimmer der Designerwohnung. Er zerstört alles, das Porzellan , die Ruhe und bringt das fern ab jeglicher Berechenbarkeit oder Vorhersehbarkeit. Man weiß nie was der Dino als Nächstes tun wird. Jeder Mensch sollte seinen eigenen Geschwindigkeitsindex kennen, sonst handelt man gegen die eigene Natur und wird eher krank. In diesem Sinne kann man auch sagen die Erde wird" krank" da die Grenzen des Planeten nicht verschiebbar sind, wir als Spezies jedoch genau dies versuchen.
Ich habe noch nie so viele kluge Sätze aus einem Buch herausgeschrieben, wie aus diesem. Ich bin sehr beeindruckt über die absolut unaufgeregte Art in der dieses Buch über menschliche Schwachstellen fachsimpelt und ohne einen einzigen erhobenen Zeigefinger auskommt. ( Es ist sprachlich einfach so fantastisch, dass man diesen Zeigefinger in seiner Subtilität einfach nicht groß wahrnimmt.)
Fazit: Dieses Buch kann ich jedermann ans Herz legen, der seine Umwelt mit Sinn und Verstand wahrnimmt und überdies gepflegte wissenschaftliche Diskussionen schätzt. Außerdem ist Herr Lesch als jemand bekannt, der selbst Astrophysik für jeden verständlich erklären kann und dieses Talent der verständlichen Erklärungen ist in dem Buch ganz deutlich zu merken. Spitze !!!
Das Buch unterscheidet sich grundlegend von den anderen Büchern, die ich bisher von Harald Lesch gelesen habe. Dieses Mal geht es ins philosophische rein um zu beweisen, dass das Leben nicht berechenbar ist. Dabei wird genau das viel zu oft versucht und wenn man dazu erst einmal eine Formel finden muss, die gerade so zu passen scheint wenn man nicht genauer hinguckt. Er hat sich schon öfters mit Thomas Schwartz
An vielen einzelnen Themen wird gezeigt wo heutzutage noch Verbesserungsbedarf geherrscht und wie man das alles angehen kann. An manchen Stellen wird der Finger genau in offenen Wunden gelegt und es ist einfach erschreckend zu sehen wie manche System funktionieren und vor allem wie sensibel sie sind. Die Verbesserungen würden unter anderem dazu führen, dass die Systeme eben nicht mehr bei jeder Krise ins schlingern kommen und die Lebensqualität der einzelnen Menschen würde vermutlich steigen. Passend dazu werden die Auswirkungen von Corona ausführlich behandelt, schließlich fungiert das Virus wie eine Art Brennglas und führt uns vor Augen wie verletzlich unsere Systeme sind. Und das Virus zeigt auch auf auf wie wenig es im Leben wirklich ankommt und man viel mehr die Dinge wertschätzen und in den Vordergrund rücken sollte, die für uns lange selbstverständlich waren.
Besonders gut gefallen hat mir der Abschnitt über das Dorf-Prinzip, da ich vieles was das betrifft aus meinem Heimatdorf kenne. Man wird halt nicht Teil der Gemeinschaft, wenn man sich wie eine Axt im Walde benimmt. Aber nicht nur darum geht es, sondern wie dieses Prinzip das Leben in Städten erleichtern kann und warum es ein erstrebenswertes Ziel ist.
Mir gefällt das schlichte Cover, da man so auf den ersten Blick allein durch die Untertitel "√Das Leben ist mehr als eine Gleichung" sieht um was es sich handelt.
Fazit: An sich ist es ein eher kurzweiliges Buch, was man schnell durchgelesen hat. Mir hat der positive Tenor des Buches gefallen, denn zu den meisten Problemen werden passende Lösungen geliefert. Zudem wird alles für den Laien gut verständlich geschrieben und man merkt quasi nur an den gut untermauerten Argumenten, dass hier zwei Wissenschaftler als Autoren zusammen gearbeitet haben.
Für meinen Geschmack zu oberflächlich. Ich habe mir vom Buch etwas mehr Tiefe erhofft (Vielleicht hat das auch damit zu tun, dass es im Buchladen bei den Mathematikbüchern lag, obwohl es nur im entferntesten Sinn damit zu tun hat). Ich habe mir neue Ideen oder Perspektiven erhofft.
Es werden jedoch einige interessante Überlegungen angestellt und was mir gefallen hat war die Versöhnlichkeit mit welcher verschiedene Aspekte des Lebens abgewogen werden (bspw. Stadt vs. Dorf) und dass ausdrücklich nicht gewertet wurde sondern nur im Rahmen von Gedanken(spielen) Vor- und Nachteile abgewogen.
I found this book at my airbnb and needed something short to read. It is an easy read. There are many things that i can agree with them but i didn’t really learn something new or got any solutions out of it.