Mehrsprachigkeit ist, wie die Schriftstellerin Olga Grjasnowa zeigt, ein Phänomen mit erstaunlich vielen Facetten. Oft gilt sie nur als Kennzeichen guter oder gar elitärer Bildung, dabei ist sie für immer mehr Menschen und Familien hierzulande eine Selbstverständlichkeit. In jedem Fall handelt es sich um eine Fähigkeit, die etwas über die individuellen Biografien wie auch über die sich wandelnde Gesellschaft insgesamt erzählt. Wie ist es, zwischen zwei oder sogar drei Sprachen hin und her wechseln zu können? Warum wird Französisch als Zweitsprache mehr geachtet als Türkisch? Sollte Mehrsprachigkeit nicht generell viel mehr Wertschätzung erfahren und gezielt gefördert werden? Und sorgen die immer leistungsstärkeren Übersetzungsapps und Englisch als die neue Lingua franca womöglich dafür, dass wir uns jeweils mit nur noch einer Sprache begnügen? Grjasnowas faszinierender Text ist Ausdruck ihrer Überzeugung, dass Sprache und Identität eng zusammenhängen - und dass jede Sprache einen ganz eigenen Zugang zur Welt eröffnet.
Olga Grjasnowa was born in 1984 in Baku, Azerbaijan, grew up in the Caucasus, and has spent extended periods in Poland, Russia, and Israel. She moved to Germany at the age of twelve and is a graduate of the German institute for Literature/Creative Writing in Leipzig. In 2010 she was awarded the Dramatist Prize of the Wiener Wortstätten for her debut play, Mitfühlende Deutsche (Compassionate Germans).
„Die Macht der Mehrsprachigkeit“ ist definitiv ein Buch, dass ich empfehlen und verschenken werde.
Diese kurzweilige Lektüre beschreibt auf eine wirklich schöne und gleichzeitig sehr informative Art und Weise die Vielfältigkeit unserer Gesellschaft. Dabei wird aufgegriffen, welche Bedeutung die Mehrsprachigkeit in unserem Leben hat. Da ich selber mehrsprachig aufgewachsen bin, war mir die Kritik die Olga Grjasnowa an unsere Gesellschaft äußert sehr geläufig.
Ein gut recherchiertes Buch, das einigen Menschen einen Perspektivenwechsel ermöglichen sollte. Unfassbar informativ und traf mich dennoch mitten ins Herz.
Überzeugende, leicht zu lesende Erkundung über die Hierarchisierung von Sprachen und Mehrsprachigkeit, vor allem wie Menschen "mit Migrationshintergrund" dadurch Nachteile erleben. Ich war überrascht, wie viele private Schulen in Berlin es eigentlich gibt, wo Schüler*innen zugleich auf Deutsch sowie auf Fremdsprachen unterrichtet werden.
Auch interessante Einblicke in die mehrsprachige Dynamik der Familie der Autorin — ich hätte mir sogar noch mehr davon gewünscht. Die Kapitel waren leider viel zu kurz bzw. haben abrupt geendet!
Sehr gutes EinsteigerInnnen-Buch für Menschen, die mit der Thematik der Mehrsprachigkeit in Deutschland nicht vertraut sind! Es schneidet viele Themen an, die mit Sprache zusammenhängen und regt zum Denken an. Ich habe mich schon viel mit dem Thema befasst und deshalb war da kaum was neues für mich dabei, da das Buch nicht wirklich in die Tiefe geht, aber ich habe es trotzdem gerne gelesen. Es ist gut geschrieben und hat einige lustige Stellen!
Beeindruckend vollständige Einleitung in die Probleme, Fragen und Ansätze zur Mehrsprachigkeit, besonders im Hinblick auf die Situation in Deutschland. Grjasnowa gibt Einblicke in die wissenschaftliche, gesellschaftliche und politische Dimension von Mehrsprachigkeit und das alles in einer sehr dichten und stets klaren Narrative ihres eigenen Lebens. Im Vergleich mit den zähen, langen und überladenen wissenschaftlichen Aufarbeitungen aus der Linguistik (sowohl im deutsch- als auch englischsprachigen Raum) eine angenehme Abwechslung. Die Bezüge zu 'Integration' und Bildung haben mir besonders gut gefallen.
Hier und da werden einige Konzepte hinzugezogen und nicht ausreichend kritisch hinterfragt, so wie 'superdiversity' von Vertovec (was durchaus einen gewissen Eurozentrismus aufweist). Allerdings zeugen andere Stellen, wie die Analyse von Orientalisierung oder die Hierarchisierung der Sprachen, deutlich von einer kritischen Lesart. Letztendlich stellt dieses Buch eine große Bereicherung für die Debatten dar, weil es gekonnt viele der verwandten Probleme in Bezug zueinander setzt, ohne dabei 'Mehrsprachigkeit' ins Himmlische zu loben. Ich hätte mich auch sehr über eine erweiterte Diskussion von Jugendsprache, Rapjargon und Kiezdeutsch gefreut, gerade im Hinblick auf die Erkenntnisse zu ähnlichen Phänomenen in den banlieues, ends oder favelas dieser Welt.
Interessantes und wichtiges Thema, aber etwas zusammenhangslos geschrieben. Es war eine wirre Aneinanderreihung von Beispielen und Erlebnissen, hätte man etwas besser strukturieren können.
Noch ein Tipp: Momentan (03/2022) gibt es das Buch beim Bundesamt für politische Bildung für 4,50 Euro aus der Schriftenreihe zu kaufen, da spart man sich die fast 20 Euro des Hardcovers. . .
Uhhh, wo fange ich hier an? Erstens, das ist kein Sachbuch. Wenn überhaupt ist es ein Erfahrungsbericht. Für ein Sachbuch gibt es zu viele subjektive Erkärungen ohne Quellenangaben, was an schieren Behauptungen grenzt. Daher nenne ich es mal eher Erfahrungsbericht.
Für mich persönlich sehr durchwachsener Aufbau des Buchs, leider überwiegend schlecht. Hier habe ich keinen roten Faden erkennen können, und das ist schon sehr überraschend, da es sich um ein so kleines Buch mit gerade einmal 122 Seiten handelt, quasi eine Hausarbeit.
Grjasnowa spricht auf so wenigen Seiten so viele unterschiedliche Themen an, dass ich kaum eine Ordnung oder Gliederung erahnen konnte. Aufgefallen ist mir auch jeweils die sehr subjektive Wertung einzelner Aussagen. Hier habe ich tatsächlich etwas Statistik oder wenigstens mehr Quellen oder Zitate erwartet, gar Fußzeilen. Doch Fehlanzeige. Einiges kam mir vor, als sei es als Aussage einfach hingeschrieben worden ohne tatsächliche Darlegung, warum es so ist oder ob es überhaupt so in der Realität so ist. Hier hat mir die Argumentationskette gefehlt.
Ich verstehe durchaus, dass Grjasnowa sehr viele negative Erfahrungen gemacht hat und sie es in diesem kleinen Buch verarbeitet. Dennoch denke ich, dass Menschen in Deutschland die kaum Deutsch sprechen es wirklich viel schwerer haben. Auch der Seitenhieb über die deutsche "Die Zeit" Autorin, die einfach davon ausgeht, ein Kind mit Migrationshintergrund habe automatisch Eltern die Hartz V beziehen, fand ich so erschreckend und doch gleichzeitig passend für Autoren der "Zeit", die sich schlicht und einfach für etwas Besseres halten :D Da frage ich mich, woher will sie das wissen? Sie hat doch gerade erst geschrieben, sie wisse nicht was die Eltern des Kindes beruflich machen. Das fand ich interessant, hier hätte Grjasnowa dann weiter gehen sollen und die Vorurteile der Dame auseinander nehmen sollen. Vorurteile aufzählen, Statistiken benennen. Auch das Bsp. mit Herr Spahn, der sich über Englisch in Restaurants beschwert, ja da hätte ich gerne gewusst, wie es mit den Sprachkenntnissen von Spahn aussieht, den hätte Grjasnowa auch in die Mangel nehmen können, und so gibt es ganz viele Bsp. die Grjasnowa zwar aufzählt doch nicht so wirklich weiter kommt. Sie scheitert letztendlich an einer argumentativen Bewertung.
Für mich persönlich ein Griff ins Klo, da der Titel so viel Kraft hat aber letztendlich nur wenig wirklich Handfestes präsentieren konnte. Es war auch komisch, dass Grjasnowa nicht einmal das Thema Identität wirklich näher erläutert; bzw. wie es ist, mit mehreren Sprachen und dementsprechend mehreren Kulturen aufzuwachsen und manchmal mit der eigenen Identität hadert. Das Thema Identität und Zugehörigkeitsgefühl wären auch Punkte für gute Argumente gewesen. Wirklich schade.
Die Herangehensweise ist geprägt von der Auseinandersetzung einer zwei Klassen Mehrsprachigkeit die angesichts der Migrationsbewegung entstanden ist. Dabei wird über die Häfte des Buches darüber geklagt, dass es bessere und schlechtere Sprachen gibt. Selbst zweisprachig aufgewachsen, geht mir der erste Teil am Thema vorbei und ist wohl eher ein kritischer Aufsatz gegen das gesellschaftliche Stigma das eine Mehrsprachigkeit aus Migrationsländern hervorruft.
In diesem Büchlein, dass man wohl besser ein Essay nennen sollte, argumentiert die in Aserbaidschan geborene Schriftstellerin Olga Grjasnowa für Mehrsprachigkeit als anzuerkennendes gesellschaftliches Ziel. Sie entlarvt die in Deutschland gerade auch bei Behörden weit verbreitete Haltung, man müsse Deutsch beherrschen, bevor man ernst zu nehmen sei. Und sie erläutert, dass Mehrsprachigkeit mit "Weltsprachen" wie Englisch oder Französisch für wertvoller erachtet wird, als mit Polnisch oder Türkisch. Ein durchdachtes und gut strukturiertes Plädoyer, dass nur deshalb nicht die volle Punktezahl erhält, weil es mir als Buch zu wenig ausführlich ist. Der Text wäre für mich eher ein sehr lesenswertes Dossier zum Beispiel in der Zeit gewesen.
Ich mag ihre Bücher und ihren Schreibstil sehr. Auch das Interview bei Zeit Alles Gesagt zu eben diesem neuesten Buch fand ich sehr stark. Doch aus dem durchaus starken Titel und der so viel Potenzial bietenden Thematik ist mehr rauszuholen. Vielleicht habe ich viele ihrer Punkte schon durch mein Sprachstudium auf andere Weise abgegrast und bin deshalb unbefriedigt aus der Lektüre herausgegangen, aber ich hatte auch beim zweiten Lesen den Eindruck, dass sie so sprunghaft von Thema zu Thema geht und keinen Punkt so wirklich ausschöpft. Ich verstehe, dass das bei einem Essay auch nicht der Sinn und Zweck ist, aber ich hatte mich auf so viel mehr gefreut. Vielleicht schreibt sie ja irgendwann mal ein dickeres Buch dazu.
God protect this woman's ignorance. If she ran out of things to complain about she'd be out of her job. She seems to willingly skirt around any acknowledgement of economic realities and instead prefers to whine about the lack of a modern utopia. She instead proves the endless number of customs that can be overanalyzed to democratize the feeling of victimization.
Grjasnowa gibt Einblick in viele unterschiedliche Aspekte und das sehr gut verständlich. Dieses Buch lässt einen reflektieren und nachdenken, was ich sehr schätze. Außerdem hat es mir persönlich mehr Wissen vermittelt! Sehr zu empfehlen!
I would recommend it to everyone who is interested in the society we now live in. I felt very seen and heard and could relate with the situation. Everybody who lives in Germany should read it Highly recommend IT!!!
Leider einige Wiederholungen, aber viele kluge (wenn auch nicht unbedingt ganz neue) Gedanken und Ansätze. Fand vor allem die Kritik am Begriff der „Migrationsliteratur“ interessant.
Schöner, kurzer Erfahrungsbericht der Autorin. Ich habe das Buch aufgrund des Klappentextes gekauft und darauf bezogen einen wissenschaftlicheren Text erwartet. Daher keine Wertung von mir.
«Mehrsprachlichkeit ist folglich weder ein Privileg noch ein Problem» (Grjasnowa 2021, 122). Dieses Buch entstand aus den Recherchen, Erlebnissen, sowie Reflexionen der Autorin. Die zentralen Themen sind Bildung, Identität und auch Politik. Olga Grjasnowa erzählt ihr eigenes Leben in Zusammenhang mit der Mehrsprachlichkeit. Deutschland ist der aktuelle Wohnort der Verfasserin, genau wie auch das Land, auf das mehrfach angespielt wird. Generell handelt es sich darum, dass Mehrsprachlichkeit in Deutschland nicht genug gefördert wird, genauer gesagt, nicht alle Sprachen werden gleich angesehen. Meiner Meinung nach ist dieses Thema nicht nur äusserst spannend, sondern auch sehr wichtig für unsere Gesellschaft. Ich habe mich selbst sehr oft in den Erzählungen der Autorin wiedererkannt, da auch ich mehrsprachig aufgewachsen bin und es nicht immer leicht hatte. Die einzelnen erwähnten Beispiele und Quellen, die hier präsentiert werden, sind sehr interessant, jedoch hatte ich manchmal das Gefühl von einem Thema zum anderen zu springen. Einige Ideen fand ich sehr fesselnd und hätte mir gewünscht, dass sie diese etwas ausführlicher erläutert hätte. Mit einigen wenigen Punkten bin ich nicht einverstanden, aber ich habe definitiv viel durch diese Lektüre gelernt. Zum oben erwähnten Zitat möchte ich noch folgendes ergänzen: Jeder von uns hat das recht mehrere Sprachen zu lernen und zu sprechen, da Sprachen uns vereinen und nicht trennen sollten.
Mehrsprachiges Leben kann viele Vorteile haben, jedoch findet es in Deutschland nach Ansicht von Olga Grjasnowa unter erschwerten Bedingungen statt. Die Autorin stellt in ihrem Sachbuch "Die Macht der Mehrsprachigkeit" dar, an welchen Stellen mehrsprachige Menschen Benachteiligungen erfahren.